Zeit der Eiferer


Goldstein Wer weiß, wie es geht, der handelt. Wer es nicht weiß, wird Aktivist. Heute gebärden sich Regierungspolitiker so.

Vom Wesen des Aktivisten

Auch ich war in jungen Jahren Aktivist. Damals hing daran noch ein Attribut. Ich war Aktivist der sozialistischen Arbeit. Das mit diesem Titel anerkannte Ergebnis meiner Arbeit war ein Radarsimulator. Der Simulator tat genau das, wofür er geschaffen worden war.

Heute gilt als Aktivist, wer nicht arbeitet, sondern propagiert. Die Aktivistin schafft nicht. Ihr Ziel ist es, das Verhalten anderer zu ändern. Was sie empfiehlt, beansprucht nicht, zu Ende gedacht zu sein. Es reicht, dass es sich irgendwie richtig anfühlt. Wo es so an geistiger Ernsthaftigkeit fehlt, fällt die Meinung stark aus. Sie wird mit Todesernst vertreten. Solche Leute hat man früher als Eiferer bezeichnet. Nun gehört ihnen die Zeit. Zwar sind sie nicht annähernd in der Mehrheit, aber sie geben den Ton an. Die meisten Journalisten vergöttern sie. Das kommt daher, dass die meisten Journalisten selbst Eiferer sind.

Geburt einer Religion

Leute, die ansonsten unbestreitbar intelligent sind, behaupten auf einmal, das Klima würde besser, wenn sie kein Fleisch mehr äßen. Und wo sie das Sagen hätten, solle fortan niemand mehr Fleisch essen. Sie fügen hinzu, dass es ihnen gar nicht darum ginge, anderen ihren Lifestyle aufzuzwingen. In Gedanken ergänzt man «sondern darum, die Welt zu retten». Dann durchfährt es einen und man erkennt, dass sie das wirklich glauben.

Als ich jung war, hätte es mich interessiert, einer Religion bei ihrer Entstehung zuzuschauen. Wie ich es nun erlebe, finde ich es unappetitlich. Die Achtsamen sind so achtsam gegenüber anderen Achtsamen. Gegenüber denen, die sie für unachtsam halten, legen sie die Toleranz eines Johannes Calvin an den Tag.

Die Aufklärung ist gestorben. Zieht man die mittlere Lebenserwartung geistiger Bewegungen in Betracht, muss man wohl sagen: Plötzlich, unerwartet und viel zu früh.

An der Kehle und zu Füßen. Deutsche Minister 2022 in Katar. Unter Verwendung eines Tweets von Martin Schirdewan und eines Fotos von Tom Weller / dpa.

Politischer Katarrh

Die deutsche Heimatministerin fährt zu einer Party. Sie betritt das Festgelände und beleidigt die Gastgeber mit der festen Überzeugung der Pharisäerin. Der Dame geht nicht nur die politische Kompetenz ab, sofern sie über die Sphäre der Parteipolitik hinausgeht. Ihr fehlt es auch sichtlich an Kinderstube. Es ist kein Jahr her, dass sich ihr ministerialer Kollege für Wirtschaft am gleichen Ort tief vor dem Scheich bückte. Diese Regierung hat kein Gespür für Lächerlichkeit. Vielleicht ist das aber nichts Neues. Schon Churchill bemerkte, dass sich der Hunne immer entweder an deiner Kehle oder zu deinen Füßen befindet.

Als ich jung war, stand ich beim Fußball im Tor. Ich lebte von meinen Reflexen und meiner Furchtlosigkeit beim Herauslaufen. Für meine Aufgabe hielt ich es, den Kasten sauberzuhalten.

Heute hält es der Nationaltorhüter für seine Aufgabe, fremden Regierungen das richtige Regieren zu erklären. Wenn dann auf diesem für ihn ungewohnten Gebiet ein Stürmer auf ihn zukommt, fehlt es ihm an Mut zum Herauslaufen. Das ZDF-Polit-Barometer fragt das Volk nach seinem Glauben an den Weltmeistertitel. Das Volk der Dichter und Denker.

Kant ist schuld

Manchmal frage ich mich, ob Leute in Führungspositionen nicht doch irgendwann erkennen werden, was in diesen Positionen eigentlich zu tun ist und dann anfangen, es auch zu tun. Das ist aber leider ganz unwahrscheinlich. Genau diese Erkenntnis haben sie erfolgreich verdrängt, weil sie nicht mehr wissen, wie es getan wird oder das richtige Handeln zu mühsam finden.

Religionen sind die Antwort auf eine Überforderung des Menschen. Als Kant den Ausgang des Menschen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit verlangte, hat er denselben überfordert. Unmündigkeit, fuhr er fort, sei das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Diesem Unvermögen begegnet man am Leichtesten, indem man sich ein paar Glaubenssätze aneignet. Dann kann man alle Entscheidungen daran ausrichten, statt sich des eigenen Verstandes zu bedienen. Daraus entsteht Intoleranz, weil man Zweifel anderer nicht zulassen kann. Der stärkste mögliche Zweifel ist es, zu leben, ohne sich an die gleichen Glaubenssätze zu halten oder ihnen wenigstens Lippenbekenntnisse zu bringen. Dieser Satz war zu lang. Der stärkste mögliche Zweifel ist es, zu leben wie man mag.

Deshalb wird das nicht aufhören. Die Mehrheit der akademischen Eliten hat gar keinen anderen geistigen Boden mehr unter den Füßen als die neu entstehende Religion. Sie kann diese deshalb nicht aufgeben. Es läuft auf einen Machtkampf mit dem Rest der Gesellschaft hinaus, dem die neue Religion nichts bedeutet. Gewinnen die Hohepriester, hat die Aufklärung verloren. Verlieren die Hohepriester, dann hat sie das auch. Der Rest der Gesellschaft verteidigt nicht die Aufklärung, sondern die Kultur der nichtakademischen Schichten.

Die Ursache einer Kulturrevolution ist ein Mangel an Kultur. Ihr Ergebnis ist die Vernichtung des Rests an Kultur.


184 Antworten zu “Zeit der Eiferer”

  1. «Die deutsche Heimatministerin fährt zu einer Party.»

    Na, mich aergert mehr, dass sie ueberhaupt zur Party gekommnen ist. Ahnung vom Fussball hat sie bestimmt ebenso wenig (im Gegensatz zu Frau Merkel) wie von ihrem Ministeramt. Und bezahlt hat sie die Reise doch bestimmt nicht aus der eigenen Tasche. Wurde sie ueberhaupt eingeladen?

    Was die Fussball-Profis betrifft, finde ich das auch – von «Bild» bis «Freitag» – wieder mal voellig daneben wie die «kollektive» deutsche Medienlandschaft auf die eindrischt. Die machen schliesslich nur ihren Job, mit dem sie viel Geld verdienen. Das Katar (dieses Unrechtsregime und Fussballzwerg) diese WM bekommen hat, haben schliesslich ganz andere entschieden.

    Was die kleinen und grossen Kinder der «Letzten Generation» betrifft, kann man denen eine gewisse Dynamik nicht absprechen. Und es ist lustiger als z.B. Fleischverzicht und die «Woken»-Linke. Cancel-Culture mal ganz praktisch angewandt, sozusagen.

    «Die Aktivistin schafft nicht.» und nachfolgende Saetze: Wollten Sie da mal das generische Femininum im negativen Sinne ausprobieren?

    • «Wollten Sie da mal das generische Femininum im negativen Sinne ausprobieren?»

      Ja, zugegeben. Das generische Maskulinum ist auf diesem Gebiet allerdings wirklich irreführend. Die Mehrheit der Protagonisten sind Protagonistinnen. Dieser Effekt war übrigens schon zu Goethes Zeiten bekannt.

      «Was die kleinen und grossen Kinder der «Letzten Generation» betrifft, kann man denen eine gewisse Dynamik nicht absprechen.»

      Der Satz von denjenigen, die sich im Treibsand festkleben, hat leider in den Beitrag nicht mehr reingepasst. Ich würde sie übrigens kleben lassen, wo irgend das geht, und wo es den Verkehr stört, diesen um sie herum organisieren.

      Wenn sie etwas zu essen oder zu trinken bräuchten, bekämen sie das natürlich (hinterher zu bezahlen). Und wenn sie dann irgendwann ganz lieb drum bäten, würde ich sie auch wieder entkleben.

      • «Die Mehrheit der Protagonisten sind Protagonistinnen.»

        Wirklich? Ist mir noch gar nicht so aufgefallen. Bei der «RAF», «Bewegung 2.Juni», «Tupamaros» a.s.o. damals hatte ich zumindest bemerkt, dass es auffallend viele Frauen waren.

        Nichtsdestotrotz sind mir die KleberfreundInnen lieber als die von den PolitikerInnen gehaetschelten FFF-Kids, von denen gefuehlt mind. die Haelfte bei ihren Latschdemos am Freitag nur deswegen dabei sind, weil sie da legal die Schule schwaenzen koennen.

        «Ich würde sie übrigens kleben lassen…»

        Da sind Sie wieder richtig nett und interessant waere es auch. Wahrscheinlich wuerden sie die Nahrung verweigern und gleich in den Hungerstreik treten bis sie dann doch ziemlich schnell vom Kleber befreit wuerden (allein deswegen schon, weil die Naechte jetzt kalt werden). Andere vom «Volk» sind da weit krasser drauf als Sie.

        «Die Aktivistin schafft nicht.» und «…legen sie die Toleranz eines Johannes Calvin an den Tag.»

        Na ja, der Vergleich passt nur im «Eifer». Ansonsten gilt der Herr ja als «Erfinder der Arbeitsmoral» (zumindest so gelesen)

        • «Ansonsten gilt der Herr ja als «Erfinder der Arbeitsmoral» (zumindest so gelesen)»

          Rainald Grebe hat daraus gemacht:

          Der Calvinismus,
          ist schuld an der Erderwärmung
          doch er holt uns auch wieder raus,
          die Erde geht unter,
          aber sie geht auch wieder auf,
          durch Erfindungen…

          Die ersten fünf Zeilen davon singt er nicht selber, sondern Jenny Thiele singt die, in einem zuckersüssen Popsong-Stil, der zum Thema des Lieds passt, wie die Faust auf’s Auge.

          Eine Art «Wir steigern das Bruttoszialprodukt» für die 2020er Jahre.

          • Der saubere Herr Calvin hat übrigens auch den Schmuck verboten. Er hatte so etwas frugales wie die Woken.

            Woraufhin die Genfer Juweliere sich mit den Uhrmachern zusammentaten. Uhren waren erlaubt, weil gut für die Arbeit und für die Pünktlichkeit beim Gottesdienst. Und eine Uhr kann ja auch gut aussehen. Und die reichen Genfer glaubten nicht an Calvin, der hatte nur die Macht.

            Bis er mit 54 Jahren starb. Böse Zungen behaupten, dass er sich totgearbeitet hat.

          • Das Lied muss ich mir mal anhoeren. Ich kenne zwar mittlerweile so zwei Dutzend Grebe-Songs, aber das wohl noch nicht.

            «Der Calvinismus ist schuld an der Erderwaermung» hatten Sie aber schon irgendwo mal geschrieben.

    • «dieses Unrechtsregime»

      Ach was. Soweit ich sehe, gibt es zwei Vorwürfe. Erstens, dass dortzulande Homosexualität strafbar ist und zweitens, dass bei den Baumassnahmen Arbeiter unter sehr schlechten Umständen lebten (noch schlechter, als in der deutschen Billigfleischproduktion).

      Erstens: Niemand kann etwas für seine sexuellen Neigungen, es ist aber auch kein Menschenrecht, diese ausleben zu dürfen. Wir gestehen das zum Beispiel Pädophilen auch nicht zu. Das Argument ist, dass Geschlechtsverkehr die Einwilligung beider Parteien erfordert und Kinder in dieser Frage nicht einwilligungsfähig sind, weil sie die Konsequenzen nicht überblicken können. Es sind aber auch nicht alle SM-Praktiken zulässig, selbst wenn beide Parteien eingewilligt haben. Homosexualität war in der Bundesrepublik bis zum 10. Juni 1994 strafbar (§ 175), Das ist keine 30 Jahre her, ich war da schon 26. Für viele Homosexuelle war also die Wiedervereinigung der Uebergang von einem Staat, der seit 1968 ihre Menschenrechte achtete, zu einem Unrechtsstaat.

      Zweitens: Wo kommt eigentlich «der Kobold» in den Batterien unserer schicken E-Autos und in Cem Özdemirs E-Bike her und unter welchen Bedingungen wird das Metall Kobalt im Kongo von was für Arbeitskräften gefördert? Und wer hat unter welchen Bedingungen die Jeans genäht, die es bei Kik immer mal wieder für 10 € zu kaufen gibt?

      • Zweitens:

        «…und unter welchen Bedingungen wird das Metall Kobalt im Kongo von was für Arbeitskräften gefördert?»

        Ich hatte da mal vor viell. 20 Jahren einen Vortrag mir angehoert, wo das Tantal in den Handys herkommt. Das war auch Kongo (Coltan).
        Also ganz unwissend bin ich auch nicht.

        Muss jetzt erstmal unterbrechen. Erstens kommt noch.

        • Nee – Ich kenne drei Vorwuerfe:

          Israelische Fans durften bis zuletzt nicht in Katar einreisen.

          Erstens:

          «…es ist aber auch kein Menschenrecht, diese ausleben zu dürfen.»

          Doch!!!
          «Alle Menschen haben das Recht, frei und unabhängig über ihre Körper, ihre sexuelle Identität und ihre Fortpflanzung zu entscheiden. Die UN-Generalversammlung hat dies im September 2014 erneut bestätigt.»
          (Leider finde ich die Quelle gerade nicht.)

          «Für viele Homosexuelle war also die Wiedervereinigung der Uebergang von einem Staat, der seit 1968 ihre Menschenrechte achtete, zu einem Unrechtsstaat.»

          In diesem Sinne – ja. Aber es war damals nicht und ist heute auch nicht ein Scharia-Staat.

          Was den Umgang mit Paedophilen betrifft, stoesst die Freiheit dann tatsaechlich an ihre Grenzen.

          • «Die UN-Generalversammlung hat dies im September 2014 erneut bestätigt.»

            Mehrheitsentscheidungen der UN-Generalversammlung sind völkerrechtlich nicht bindend.

            Das ist aber nicht einmal die Frage. «Frei und unabhängig über … ihre sexuelle Identität … entscheiden». Ja. Es steht jedem zu, sich als homosexuell zu betrachten oder als pädophil oder zoophil. Was aber die ausgeübten Praktiken betrifft, kann der Staat Grenzen ziehen. Altersgrenzen für Sexualpartner existieren fast überall, sie unterscheiden sich zwischen Ländern und sie können sich auch für heterosexuelle und homosexuellen Praktiken unterscheiden (das war z.B. 1968 bis Sommer 1989 in der DDR der Fall). Zoophilie ist seit 2013 in der BRD verboten.

            Bei SM gibt es zum Beispiel eine gesetztliche Grenze bei Würgepraktiken (ja, es gibt Leute, die das einvernehmlich tun). Ein Landgericht hatte auf fahrlässige Tötung entschieden, als das in einem Fall schiefgegangen war. Der BGH hat das auf Körperverletzung mit Todesfolge abgeändert, obwohl es einvernehmliche Körperverletzung eigentlich nicht gibt.

            In Oesterreich ist SM schon strafbar, wenn es zu einer Gesundheitsschädigung oder zu Berufsunfähigkeit von mehr als 24 Tagen führt (auch einvernehmlich, auch das kommt vor). In der Schweiz ist seit 2002 bereits der Besitz von Vorrichtungen oder Vorführungen, die sexuelle Handlungen mit Gewalttätigkeiten zum Inhalt haben» strafbar. Damit sind praktisch alle Sadomasochisten kriminalisiert.

            Kurz und gut, verschiedene Länder ziehen zu verschiedenen Zeiten verschiedene Grenzen. Katar nimmt an, dass man durch homosexuelle Handlungen sein Seelenheil verliert und damit kommt das der deutschen Handhabung von sexuellen Handlungen mit Todesfolge nahe. Andere Länder, andere Sitten. Wer dorthin fährt, beachte dieselben.

            • «Wer dorthin fährt, beachte dieselben.»

              Damit bin ich einverstanden. Man muss das dann ja nicht auf der Strasse oder im Stadion praktizieren. Anders ist es bei denen, die dort leben.

              Sie sind doch Wissenschaftler: Das ist eine Variante der Natur. Und es widerspricht u.a.dem Diskriminierungsverbot und dem Gleichheitsgrundsatz. Nur weil es in anderen Staaten verboten ist, ist das noch lange nicht in Ordnung.

              Bei Sodomie ist das Verbot in Ordnung, schliesslich ueberschreitet es die Artengrenze, und die Tiere koennen dem ja auch nicht zustimmen.

              Bei Objektophilie ist das egal, sind ja keine Lebewesen.

              Nekrophilie ist unakzeptabel.

              Und die Philatelie habe ich frueher mal mit Leidenschaft betrieben.

              Sorry, ging jetzt ein bisschen am Thema vorbei.

              • «und die Tiere koennen dem ja auch nicht zustimmen»

                Wirkt fast plausibel. Sex mit einem Schaf geht nicht. Lammbraten hingegen geht.

                Bei Zoophilie geht es nur um: Das ist widernatürlich (Ihr Artengrenze-Argument). Aber gerade das Argument der Widernatürlichkeit dürfen Sie in dieser Diskussion nicht zulasssen.

                Briefmarken sind übrigens auch nicht zustimmungsfähig.

                  • «Ja, doch: Das ist widernatuerlich!»

                    Und die Muslime glauben, Homosexualität sei widernatürlich.

                    Wie wollen Sie das entscheiden? Entweder natürlich ist, was zur Fortpflanzung führen kann. Dann hat der Islam Recht. Oder natürlich ist das, wozu es irgendeinen Teil der Menschen treibt. Dann haben die antiken Griechen Recht.

                    Was dazwischen ist, ist nicht rational zu verteidigen, sondern eine kulturell bedingte Einigung in einer Gesellschaft. Und die kann nun einmal verschieden ausfallen.

                    • «…natürlich ist, was zur Fortpflanzung führen kann.»

                      Na ja bei Tieren soll das ja auch vorkommen. Oder ist das nur eine Vermutung?

                      «Dann haben die antiken Griechen Recht.»

                      Bei den alten Griechen scheint auch Paedophilie legal gewesen zu sein. Das geht dann wirklich zu weit.

                      «kulturell bedingte Einigung»

                      Das Problem ist, dass dann die Minderheit unter die Raeder kommt. Die Betroffenen koennen genausowenig dafuer wie fuer ihre Hautfarbe.

                    • Hier gibt es von meiner Seite aus keinen Dissens. Sie werden’s nicht glauben (oder doch): Warum sollte man Pflanzen toeten… Die Frage habe ich mir bei den Tierrechtlern auch immer gestellt. Bei Veganern/ Vegetariern ist das ja entweder trendy oder es geht um’s Klima (das auch in bestimmten Kreisen trendy ist), die Tiere sollen da ja «nur» reduziert werden.

    • ** Was die Fussball-Profis betrifft, finde ich das auch – von «Bild» bis «Freitag» – wieder mal voellig daneben wie die «kollektive» deutsche Medienlandschaft auf die eindrischt. **

      Liegt in der Natur der Sache. Die deutschen Fussballer haben 3 elementare Kritikpunkte zu ertragen, erstens repräsentieren sie Deutschland, das ist schon mal nationalistisch und zweitens will keiner schwul sein, das widerspricht dem Zeitgest und drittens sind es nur Männer, das ist ein Verweis auf das nie endende Patriarchat.

      • «drittens sind es nur Männer, das ist ein Verweis auf das nie endende Patriarchat»

        Aber Deutschland hat doch ein sehr gutes Frauenteam im Fussball (Weltranglistenplatz 3) und man (auch Mann) kann sich durchaus anschauen, wie die spielen.

        Bei den Männern steht Deutschland übrigens auf Platz 11 der Weltrangliste, hinter Dänemark und knapp vor Kroatien und Mexiko.

        • ** Bei den Männern steht Deutschland übrigens auf Platz 11 der Weltrangliste, hinter Dänemark und knapp vor Kroatien und Mexiko. **

          Das ist nur eine Momentaufnahme, im Fussball ist Deutschland wohl anerkannte Weltmacht (bei Männern und Frauen).

          Und eine Katar-Erfahrung haben die Frauen schon hinter sich, bei der Frauen WM 2019 hat man ihnen schon einen Gleichstellungs-Slogan aufgedrückt (Wir brauen keine Eier, wir haben Pferdeschwänze), den ich auch als Frau denkbar diskrimierend fand. Weiß nicht, wer auf sowas kommt, jedenfalls war Fussball dann auch hier Nebensache.
          Die Presse fand es witzig – mutig – selbstbewusst …. Übrigens sind dann auch die Frauen sehr zeitnah ausgeschieden.

          Hätte sich die Männermannschaft einen solchen Spruch erlaubt, wäre der DFB-Präsident 1 Stunde später zurückgetreten worden.

          • Na ja, was Fussball betrifft, da bin ich erzkonservativ. Frauen muessen ja nicht in jeder Sportart den Maennern das nachmachen.

            Die Frauen noegen ja schoener und eleganter spielen, aber das rockt nicht.

            Aber meinetwegen, sollen die machen.

            Ihr angefuehrter Slogan ist wahrscheinlich an mir vorbeigegangen, weil mich Frauenfussball leider, leider gar nicht interessiert.
            (Heisst: Muss den nochmal durchdenken.)

            • ** Deutschland wohl anerkannte Weltmacht». Darüber können wir heute Abend noch mal reden… **

              Nun, im all-time-ranking der FIFA liegt Deutschland gemeinsam mit Brasilien auf Rang 1.
              Mehr Weltmacht geht nicht. Daran wird auch diese WM nichts ändern.

                • Nun, ein ‹heute› gibt es im Fussball nicht. das hatte ich bei der letzten WM schon gelernt. Italien war nicht dabei, dennoch ist Italien eine Fussball-Großmacht. Sind jetzt nochmal nicht dabei, weil in der Quali bereits ausgeschieden. Auch das ändert nichts.

                  Weil in diesen Ländern die Strukturen und Mentalitäten vorhanden sind, temporäre Defizite jederzeit neu generieren zu können.

                  Im Fussball gibt es offenbar einen Hoch-Adel, bei denen jeder Fan sofort an Fussball denkt, wenn er den Namen des Landes hört. Das sind Italien, Brasilien, England und Deutschland.

                  Diese Bewertung ist unabhängig vom temporären Leistungsstand, so wurde mir das glaubhaft versichert.

                  • «Diese Bewertung ist unabhängig vom temporären Leistungsstand»

                    In Deutschland kann man nach der Bahn die Uhr stellen, das Land ist hervorragend organisiert (besonders seine Hauptstadt) und das Schulwesen ist erstklassig.

                    Vier Sterne auf der Brust. Wir haben eine große Vergangenheit.

                    • ** Wir haben eine große Vergangenheit **

                      Dann folgt dieser großen Vergangenheit eben auch eine große Zukunft.

                      Dann können wir uns in der Mitte treffen, dieses Deutschland ist bei weitem nicht so schlecht, wie sie es mitunter darstellen – es gab nämlich noch nicht viele Deutschlands, die besser waren.

                  • Deutschland ist noch nicht so schlecht, wie ich es mitunter darstelle, aber auf dem besten Wege dazu.

                    Es gibt wenige Länder auf der Welt, die beim Bau eines Flughafens oder der Organisation einer Wahl in ihrer Hauptstadt so mies wären, auch in der Dritten Welt nicht.

                • „Im All-Time-Ranking hat Deutschland auch sehr viele ernstzunehmende Denker.“
                  Da muss ich doch, als sonst stiller Mitleser, mal kurz dazwischengrätschen ( um im Fußball-Jargon zu bleiben).
                  Unter die Kategorie „ernstzunehmende Denker“ zählt hier hoffentlich niemand diesen Königsberger Klops, den Meister der wirren Schachtelsätze und leicht überbewerten Hobbyethnologen.
                  Mein Lieblingswerk von Kant ist übrigens:

                  „Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen“

                  Kleiner Auszug gefällig?

                  „Die Negers von Afrika haben von der Natur kein Gefühl, welches über das Läppische stiege. Herr Hume fordert jedermann auf, ein einziges Beispiel anzuführen, da ein Neger Talente gewiesen habe, und behauptet: daß unter den hunderttausenden von Schwarzen, die aus ihren Ländern anderwärts verführt werden, obgleich deren sehr viele auch in Freiheit gesetzt werden, dennoch nicht ein einziger jemals gefunden worden, der entweder in Kunst oder Wissenschaft, oder irgend einer andern rühmlichen Eigenschaft etwas Großes vorgestellt habe, obgleich unter den Weißen sich beständig welche aus dem niedrigsten Pöbel empor schwingen und durch vorzügliche Gaben in der Welt ein Ansehen erwerben. So wesentlich ist der Unterschied zwischen diesen zwei Menschengeschlechtern, und er scheint eben so groß in Ansehung der Gemüthsfähigkeiten, als der Farbe nach zu sein. Die unter ihnen weit ausgebreitete Religion der Fetische ist vielleicht eine Art von Götzendienst, welcher so tief ins Läppische sinkt, als es nur immer von der menschlichen Natur möglich zu sein scheint. Eine Vogelfeder, ein Kuhhorn, eine Muschel, oder jede andere gemeine Sache, so bald sie durch einige Worte eingeweiht worden, ist ein Gegenstand der Verehrung und der Anrufung in Eidschwüren. Die Schwarzen sind sehr eitel, aber auf Negerart und so plauderhaft, daß sie mit Prügeln müssen aus einander gejagt werden.“

                  Ok , das war jetzt der unappetitliche Teil, es gibt auch noch reichlich leichter verdaulichen und lächerlichen Unfug über andere Völker vom deutschen Vorzeigedenker. Falls jemand nicht genug bekommen kann und wissen will, wie Kant die Franzosen oder Engländer einschätzt :
                  https://www.projekt-gutenberg.org/kant/gefuehl/titlepage.html

                  Ansonsten toller Blog! Leider mit völlig unbrauchbarer Kommentarfunktion. Nach 4 aufeinanderfolgenden Kommentaren steht bei mir auf dem Handy nur noch 1 Worte pro Zeile weil das irgendwie eingerückt wird …

                    • Erstaunlich. Nietzsche kritisiert doch eher Kants Moralphilosophie. Ich hätte eher eine kritische Haltung zu Gedankenkonstrukten wie „das Ding an sich“ erwartet …

                    • Ich habe den ganzen Kant nie gelesen, nur Teile. Mir ist nie ganz klar geworden, warum dieses verquaste Zeug so viele Leute begeistert hat. Ich verstehe auch nicht, wieso so viele Sloterdijk für einen guten Philosophen halten. Dessen Stil ist aus meiner Sicht Schaumschlägerei. Aus meiner Sicht kann jemand, der klar denkt, auch einen klaren Stil schreiben.

                      Nichts gegen Schachtelsätze. Thomas Mann lese ich gern. Adolf Muschg auch. Aber Kant??

                      Ich bin mir allerdings des folgenden Umstands bewusst: Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstossen und es klingt hohl, dann muss das nicht unbedingt das Buch sein. (nach Lichtenberg)

                      Sagen wir also vorsichtig: Mathematische Intelligenz genügt nicht, um von Kants Intelligenz beeindruckt zu sein.

              • Nun, die galten ja auch mal als Turniermannschaft.

                «Fußball ist ein Spiel mit einem Ball und 22 Männern auf dem Platz – und am Ende gewinnt immer Deutschland.»

                Das wurde ja in der Zwischenzeit schon mehrfach falsifiziert.

                Allerdings hat heute Japan verloren. Da sind die Chancen ploetzlich wieder gut.

                Aber, wie gesagt, mir ist das Rille.

                • «Allerdings hat heute Japan verloren. Da sind die Chancen ploetzlich wieder gut.»

                  Sind sie das? Vorerst ist Deutschland Gruppenletzter. Die Hypothese, dass Costa Rica Fallobst sei, sollte angesichts der Partien Deutschland – Japan und Japan – Costa Rica vielleicht noch einmal überdacht werden.

                  Sollte Japan gegen Spanien gewinnen, ist eh Schluss. Deutschland könnte dann gerade noch Punktgleichheit mit Spanien erreichen. Es ist aber eher unwahrscheinlich, dass Le Mannschaft die Tordifferenz der Spanier erreicht.

                  • Nee – die Chancen sind (leider?) sehr gut. Die Wahrscheinlichkeit, dass Japan gegen Spanien gewinnt sind geringfuegig von Null verschieden, fuer eine Niederlage von Deutschland gegen Costa Rica gilt dasselbe. Na gut, das sind dann wieder Endspiele: Do hab› ich frei, da kann man ja mal nebenbei so reingucken.

                    Zum Fussballzwerg Schweiz haben Sie wohl gar keine emotionale Bindung?

                    • Okay, ist schon mal besser, wenn Deutschland praeventiv mit 8 Toren Differenz gewinnt, da kann Spanien egal wie sie dann verlieren nichts mehr machen.

                      Und der event. Absprache ist jede Grundlage entzogen.

                    • «Zum Fussballzwerg Schweiz haben Sie wohl gar keine emotionale Bindung?»

                      Wer sagt denn das?

                      Die Schweiz – im Gegensatz zu Italien 😉 – spielt bei der Endrunde und hat im ersten Spiel mehr Punkte geholt als Deutschland aus zweien.

                    • Hmm, na ja, war heute wirklich nicht so berühmt mit der Schweiz. Die Chance, weiterzukommen, ist aber auch nicht kleiner als diejenige Deutschlands. Die Schweiz ist momentan sogar Gruppenzweiter.

                    • «Zum Fussballzwerg Schweiz haben Sie wohl gar keine emotionale Bindung?»

                      Wie der Reporter im Schweizer Fernsehen gerade treffend bemerkte, fehlte der Schweiz ein Treffer am Gruppensieg in einer Gruppe mit Brasilien. Bescheiden fügte er hinzu:» So weit muss es aber gar nicht kommen…»

                      Mensch, hätte ich mich mal eher um die Schweizer Staatsbürgerschaft gekümmert.

                    • «..fehlte der Schweiz ein Treffer am Gruppensieg in einer Gruppe mit Brasilien.»

                      Allerdings noch ein Tor von Serbien und eins von Kamerun (fuer das ja die Selecao alles getan hat) und die Eidgenossen waeren rausgekickt worden.

                      Ansonsten, dass die Schweiz drei Treffer erzielt, haette ich nicht gedacht. (Den Kosovo-Albaner, der die serbischen Fans mal wieder – wie ueblich – nach dem 1:0 provoziert hat, hatte ich zugegeben nicht in der Rechnung.) Ansonsten habe ich doch geschrieben, dass die Schweiz normalerweise weiterkommt. Schade nur um die vielen Schweizer Franken, die nun umsonst dem Schiedsrichter in den Rachen geworfen wurden…

                      Und: Wenn Sie mich fragen, solange Sie sich das schon ueberlegen…werden Sie wohl nie Schweizer Staatsbuerger (-;

                  • Hmm, habe gerade das Ergebnis gesehen: Nur 1:0 fuer Topfavorit Brasilien durch ein ziemlich spaetes Tor, klingt ja so schlecht nicht. Unentschieden gegen Serbien reicht normalerweise. Wenn sie den Kasten sauberhalten, brauchen sie nicht mal ein Tor zu schiessen.

                    Was haben Sie eigentlich erwartet?

                    In dem Fall gilt: Dabei sein ist alles (-;

                    • «Was haben Sie eigentlich erwartet?»

                      Na, sicher keinen Sieg gegen Brasilien. Aber sie sind kaum aus der eigenen Hälfte herausgekommen. Wenn es ein 0:0 geblieben wäre, wäre es freilich cool gewesen.

                    • Och – Alles gut! Die Chancen fuer’s Achtelfinale sind gar nicht so schlecht. Da reicht vielleicht das eine Tor.

                      Und wenn alles schiefgeht, ist da ja immer noch Schland.

                      PS: Ich kenne ein Team, das hatte ’82 in der ersten Runde nur drei Unentschieden, 2 Tore und bei Punktgleichheit eins mehr als der Dritte zum Weiterkommen. Am Ende fuhr es als Weltmeister nach Hause.

                      Das kann freilich den Eidgenossen nicht passieren, aber dass die die Quali ueberhaupt ueberstanden haben, ist schon ein (unschoenes) Wunder.

  2. Das «nicht weiterdenken» fällt mir auch immer mehr auf. Bei vielen Themen. Alles und sofort, oder zumindest in diese Richtung geht es immer häufiger. Bei technischen Fragestellungen wundert es mich meist, wie wenig in Richtung Naturwissenschaft gedacht wird. Diese können vieles erklären und eine Richtung weisen.
    Als Beispiel nehme ich el. Strom. Gerne führt man an, wieviel wir im Jahr erzeugen und da ein Überschuß vorhanden ist, kann man ja das oder jenes abschalten. Das Schulwissen, daß Strom zu fast jeder Sekunde des Verbrauchs auch erzeugt werden muß und das Gesamtvolumen im Jahr kaum eine Rolle spielt wird völlig negiert. Speicherung kann man außen vorlassen.
    Ebenso, daß man den Verbrauch vervielfachen will, gleichzeitig die Produktion senken.
    Von dieser Art gibt es viele Beispiele die paradox erscheinen und auch sind.
    Viele Vorstellungen oder Träume würden zusammenbrechen, würde man sie weiter präzisieren, sprich in die Zukunft weiterdenken. Das würde Frust erzeugen und ist für viele unangenehm.

    • «Das Schulwissen, daß Strom zu fast jeder Sekunde des Verbrauchs auch erzeugt werden muß und das Gesamtvolumen im Jahr kaum eine Rolle spielt wird völlig negiert. Speicherung kann man außen vorlassen.»

      Kein Problem. Die ehemalige Kanzlerkandidatin und jetzige Aussenministerin speichert den Strom im Netz.

      • Das ist ja das Problem. Man muß nicht alles wissen, aber wissen wen man fragt. In der Politik hat man zu den jeweiligen Fachleuten Zugang und kann sich entsprechend mit Informationen versorgen. Dazu sind Fachleute da.
        Zur Zeit kann man aber bemängeln, daß diese Fachleute kaum Stellung beziehen um Unsinn aufzudecken. Gut, Angst vor Jobverlust, Angst vor gestrichenen Forschungsgeldern. Aber man könnte sich wenigstens etwas weiter vorwagen.

        • «Zur Zeit kann man aber bemängeln, daß diese Fachleute kaum Stellung beziehen um Unsinn aufzudecken.»

          Es gibt da aus meiner Sicht mehrere Aspekte. Ein Teil der Fachleute gehört selbst zu den Woken und zieht Glauben ordentlicher fachlicher Arbeit vor.

          Dem anderen Teil wird mit Verweis auf den ersten Teil nicht zugehört. Auf Gebieten, wo es keinen ersten Teil gibt (das kommt vor), werden die Fachargumente weggebügelt, weil sie nicht zum politischen Zeitgeist passen.

          Es gibt noch einen Fall. Jemand veröffentlicht etwas, das richtig ist, aber nicht ins politische Bild passt. Die Person wird kooptiert, was ein vornehmeres Wort ist als «gekauft».

          Ich habe all diese Fälle schon «in echt» gesehen.

          • Das zieht sich genau so durch die gesamte Wirtschaft. Und wen wunderts, es geht meist ums Geschäft. Es sind massenhaft Behauptungen im Umlauf die auf Gewinn anzielen und jeder naturwissenschaftlichen Erkenntnis widersprechen. Nicht nur Aussagen, auch Gebrauchsgegenstände zuhauf.
            Der Begriff Experte ist ja mittlerweile stark in Verruf gekommen und das hat Folgen.
            Das Problem kommt von 2 Seiten. Journalisten bezeichenen bald jeden als Experten den sie präsentieren, Leute die ein paar Bücher gelesen haben bezeichnen sich selbst so.
            Im universitären Bereich gibt es leider nur einige Lehrkräfte die selbst dazu auffordern zu widersprechen und dies zu begründen. Leute, die die Studenten anhalten selbst zu denken, keine Angst zu haben auch einem Prof. die eigene Meinung zu präsentieren. Ein guter Prof. sollte dies fördern und natürlich seine Auffassung fachlich verteidigen. In diesem Diskurs können beide lernen.

            • «keine Angst zu haben auch einem Prof. die eigene Meinung zu präsentieren. Ein guter Prof. sollte dies fördern und natürlich seine Auffassung fachlich verteidigen. In diesem Diskurs können beide lernen.»

              Da bin ich völlig Ihrer Meinung. Ich könnte übrigens selbst gar nicht mehr (sinnvoll) Forschungsarbeit leisten, wenn ich nicht ständig von den Studenten und Doktoranden lernen würde. Ich könnte sonst nur noch grob in irgendwelche Richtungen zeigen. Das Handwerkliche entwickelt sich weiter, Dinge, die vor zehn Jahren noch nicht gingen, gehen auf einmal, Dinge von denen man denkt, sie müssten gehen, gehen aber vielleicht nicht.

              Wenn jemand nicht mehr kritisierbar ist, aber trotzdem erfolgreich eine Forschungsgruppe leitet, funktioniert das nur deshalb, weil seine Mitarbeiter klug genug sind, um ihn herumzuarbeiten, ohne ihn das merken zu lassen.

              • Letzter Satz war gut.
                Ich selbst hatt schon Input von Laien oder Fachleuten der sich als tragfähig entpuppte. Fast schon Unsinn. Aber manchmal passiert es, nach einer Modifikation der Idee, auf etwas ganz Neues, sogar auf einem anderen Gebiet zu kommen.
                Insofern kann auch ein Student einen Prof. auf einen guten Gedanken bringen. Eine flache Hierarchie kann da helfen.
                Im übrigen bin ich der Meinung, eine Autorität muß erarbeitet werden, immer wieder, dann hat sie auch Respekt verdient.
                Bei beidem sehe ich allerdings Nachholbedarf.

              • ** Ich könnte übrigens selbst gar nicht mehr (sinnvoll) Forschungsarbeit leisten, wenn ich nicht ständig von den Studenten und Doktoranden lernen würde. **

                Da führt dann aber auch eine Konfliktlinie entlang der Veröffentlichungen, also wer darf Ergebnisse veröffentlichen und wer hat welchen Anteil an den Ergebissen. Da ist dann der Spielraum zwischen den Erwartungen maßgeblich beteiligter Doktoranden und dem Anspruch des Institutes machmal eine Zwickmühle.

                • Habe ich so erlebt. Aber was ist schon konfliktfrei? Streben nach der besten Lösung und meist ist es ein Kompromiss.
                  Ein Prof. sollte natürlich die Beiträge Anderer honorieren bzw. erwähnen. Aber als Autorität und Leiter eines Projektes hat er natürlich eine besondere Stellung. Ich gehe dabei davon aus, daß er sie verantwortungsvoll ausübt.

                  • Neinnein, das meinte ich nicht, ich spreche nicht von einer Projektebene. Eine C4-Professur in einem renomierten Forschungsbetrieb impliziert ein wissenschaftliches Renommee, welches einzuhalten ist, das reicht bis auf die sprachliche Ebene, d.h. ein Schulenglisch reicht da bei weitem nicht.

                    Da genügt die reine wissenschaftliche Kompetenz zu einer Veröffentlichung bei weitem nicht, diese ist insgesamt an der Wertigkeit vorangegangener Veröffentlichungen zu messen. Da können die individuellen Vorstellungen eines Doktoranden und der verantwortlichen Professur weit auseinadergehen.

                    • «impliziert ein wissenschaftliches Renommee»

                      Sicher, auch wenn ein Mitarbeiter ohne mich publiziert, muss ich das Manuskript vorher gesehen haben. Ich bin gegenüber der ETH verantwortlich, dass unter unserer Adresse kein Mist erscheint. Das gibt mir aber nicht das Recht, in der Autorenliste zu erscheinen, wenn ich darüber hinaus nichts beigetragen habe.

                      Soweit die Theorie. In konkreten Fällen kann das komplizierter sein. Was ist dieser oder jener Tipp oder diese oder jene Nachfrage zur Reproduzierbarkeit, zu kontrollierten Variablen, zu den Annahmen bei einer Simulation wert? Ein Platz in der Autorenliste kann durchaus auch gerechtfertigt sein, wenn ein Mitarbeiter aus seiner Sicht denkt, der Chef habe nur die Laboradministration beigesteuert.

                      Es kann da Konflikte geben. Ich hatte bisher bezüglich meiner eigenen Person noch keine, habe aber schon in welchen vermittelt.

                • «Das führt dann aber auch eine Konfliktlinie entlang der Veröffentlichungen, also wer darf Ergebnisse veröffentlichen und wer hat welchen Anteil an den Ergebissen.»

                  Dafür habe ich eine Gruppenpolitik, die ich jedes Jahr beim «Strategie-Seminar» im Dezember auch erwähne. Ist die Grundidee eines Artikels von mir, so bin ich Korrespondenzautor. Ist sie von einem Doktoranden oder Postdoc, dann eben diese Person. In der Regel ist der Doktorand/die Doktorandin dann Erst- und Korrespondenzautor. Es haben auch schon von mir bezahlte Doktoranden ohne mich in der Autorenliste veröffentlicht, dann aber in der Regel mit einem anderen Professor. Dass ein Doktorand ein veröffentlichungsfähiges Projekt und den Artikel konzipiert und ganz ohne Diskussionen mit einem erfahrenen Wissenschaftler durchzieht, ist sehr selten.

      • Gerade bei sogenannten Aktivisten wundert mich die Naivität. Ein Gebiet das mich besonders interessiert oder in dem ich gerne tätig bin, fördert normalerweise das gesammelte Wissen. Bei vielen Aktivisten ist das aber nur rudimentär vorhanden, die geistige Fortführung eine Idee sehr selten. Dadurch kommt es zu Forderungen die kaum den Anfang überstehen würden.
        Die echten Lösungen werden dabei verdeckt und quasi boykottiert. Diese sind teilweise wenig spektakulär, insofern auch für die Presse nicht sehr interessant.
        Ich erinnere mich an einen Bericht/Video, wie ein Chemiker Styropor von mineralischem Material einer Hausfassade mit Aceton gelöst hat. Thema: Müll, Rückgewinnung von Polystyrol. Vor vielen Jahren, mit 12 oder 13 Jahren habe ich das selbe gemacht. Hat mich also nicht überrascht, daß das geht. Der Bericht ging aber nicht weiter darauf ein, wie man das großtechnisch anwendet, wie der Prozess weiterlaufen soll.
        Beim Laien wird eine Lösung sichtbar die aber auch heute in der Praxis nicht vorhanden ist. So erscheinen viele Lösungen als vorhanden oder in Kürze praktikabel, sind es aber nicht. Die Presse ist schon bei der nächsten Lösung.

        • «Gerade bei sogenannten Aktivisten wundert mich die Naivität. Ein Gebiet das mich besonders interessiert oder in dem ich gerne tätig bin, fördert normalerweise das gesammelte Wissen.Bei vielen Aktivisten ist das aber nur rudimentär vorhanden, die geistige Fortführung eine Idee sehr selten.»

          Das ist in gewissem Sinne Selbstschutz. Wenn man’s genauer überdenkt, sind die so vollmundig vorgebrachten Forderungen ja völlig unrealistisch.

          @Sandra hatte oben das Volksbegehren für ein 2030 klimaneutrales Berlin erwähnt. Man könnte genausogut ein Volksbegehren zur Halbierung der Gravitationskonstante auflegen. Die Umsetzung im Falle eines Volks-Ja hätte die gleichen Aussichten.

          Vor anderthalb Wochen habe ich eine Doktorprüfung geleitet, in der ein Doktorand am Paul-Scherrer-Institut (Abteilung Energie) eine Arbeit über die Modellierung des Uebergangs der Schweizer Industrie zur CO2-Neutralität bis 2050(!) verteidigte. Die Modellierung hatte zum Ziel, die kostengünstigste Variante für das Gesamtsystem zu finden. Da die Ergebnisse sowieso öffentlich sind, breche ich keine Vertraulichkeit, wenn ich sie kurz referiere (Beispiele hier und hier). Das Problem ist keineswegs trivial, weil zum Beispiel in der Zementherstellung notwendig CO2 anfällt und weil verschiedene Industrien Prozesswärme brauchen, deren Bereitstellung je nach der benötigten Temperatur mit unterschiedlichen Verfahren am Günstigsten ist. Schlüsselergebnisse sind:

          1. Es geht nicht ganz auf. Etwas anfallendes CO2 muss in anderen Bereichen als der Industrie kompensiert werden.

          2. In der günstigsten Variante kostet es jährlich pro Kopf etwa 1000 Schweizer Franken von jetzt bis 2050. Es wird sehr viel teurer, wenn man es nicht optimal für das Gesamtsystem macht. Ein anderes, auf den ersten Blick genauso plausibles Szenario kostet zum Beispiel bereits das Doppelte. Diese Kosten schliessen nur die Umstellung der Industrie ein, nicht diejenigen für den Energieverbrauch der Privathaushalte, für Energiespeicherung über Jahreszeiten usw.

          3. Die für das Gesamtsystem kostengünstigste Variante ist nicht aus Sicht einzelner Akteure (der Firmen) am Günstigsten, selbst dann nicht, wenn diese ihre Produktion in der Schweiz belassen wollen. Wenn man das also nicht staatlich dirigiert, wofür es keine Strukturen, keinen politischen Prozess und keinen politischen Konsens gibt, wird es sicher sehr viel teurer.

          Man kann also mit Sicherheit sagen, dass das entweder nicht stattfinden wird oder zu einer Deindustrialisierung der Schweiz führt. Im letzteren Fall findet es aber auch nicht statt, denn das CO2 würde dann einfach anderswo anfallen, was planetarisch gesehen egal ist.

          Das sind die Fakten, soweit man sie heute feststellen kann. Kein Politiker und kein Klimaaktivist hat bessere Modelle. Ich denke nicht, dass man deren Aussagen zur Klimaneutralität im Jahre 20xx in irgendeiner Weise ernstnehmen kann.

            • Beim Tetrapack haben wir so ein Problem.
              Glas läßt sich zu fast 100% wiederverwerten. Der Tetrapack schwer.
              Nimmt man nun die Produktionskette des Produkts aus Sicht der Energieaufwendung wird eine Beurteilung schwierig.
              Flaschen müssen eingesammelt, verteilt, gespült und kontrolliert werden. Das gesamte Flaschenvolumen muß zum Abfüller. Tetrapak kann gefaltet geliefert werden. Dadurch besteht Für den LKW Transport bei Flaschen ein höheres Volumen und Gewicht. Ergo,mehr Fahrten, mehr Energieeinsatz. Bei der Auslieferung die gleiche Situation.
              Aus Sicht des Energieaufwandes, des Transports wäre der Tetrapak im Vorteil. Im Gegensatz zur Meinung der Mehrwegflaschen fraktion. Ein unerwartetes Ergebnis das nicht jedem schmeckt.
              Zu Ihrem Beispiel sehe ich das Problem bei der Festlegung auf ein bestimmtes Datum. Abgesehen von den übrigen Schwierigkeiten. Es sind einfach zuviele Faktoren im Spiel um einen Verlauf, ein Ergebnis, bis 20xx festzulegen. Teilweise plant man Entwicklungen ein, die noch gar nicht das Labor verlassen haben. Oder sogar nur als Idee existieren.
              Auch Verluste bei Prozessen werden zuwenig beachtet. Immer ist von «100%» die Rede. Dazu die einfache Verlagerung ins Ausland oder Kompensation durch ein paar Bäume. Irgendwann haben wir keine Fläche mehr für all die Kompensationsbäume.
              Einfache und schnelle Lösungen gibt es kaum und das sollte man den Leuten auch nicht suggerieren.

              • «Es sind einfach zuviele Faktoren im Spiel um einen Verlauf, ein Ergebnis, bis 20xx festzulegen.»

                Das ist Herrn Obrist und seinen Betreuern durchaus bewusst. Sie müssen aber auch sehen, dass ein unvollkommenes Modell immer noch besser ist, als mit Stangen im Nebel herumzustochern.

                Wer meint, er finde konkrete Defizite im Modell, kann das Modell ja verbessern und sehen, was dann herauskommt.

                Irgendwo muss man anfangen. Das ist wie mit Ihrem Tetrapak-Mehrweg-Beispiel. Man macht die «Lifecycle»-Rechnung so gut wie möglich und in einer politisch idealen Welt würde man nach diesem Ergebnis entscheiden, solange nicht jemand eine bessere Rechnung präsentiert, die zu einem deutlich anderen Ergebnis kommt. Das ist bei Tetrapak/Mehrweg sehr unwahrscheinlich, genau wie bei Bierdose/Bierflasche. Wenn das Metall-Recycling der Bierdosen funktioniert (wie in der Schweiz oder in Schweden), sind sie die bessere Lösung.

                Das ist etwas, was in Deutschland nicht funktioniert. Was auf ökologischem Gebiet getan wird, wird nicht nach den bestmöglichen Rechnungen entschieden, sondern nach ideologischen Positionen. Das Ergebnis ist schlechtere Oekologie zu einem höheren Preis.

  3. ** Geburt einer Religion **

    Der Grundgedanke dieser Aussage scheint nachvollziehbar, allerdings würde ich den Begriff der (eher metaphysisch ausgerichteten) Religion durch den Begriff der Ideologie ersetzen.

    Einer linken und deutschen und insbesonere berliner Ideologie, welche das marxistische Postulat der Gleichheit auf alle Lebensbereiche erweitert, also alle sind gleich, nicht nur ökonomisch, sondern auch bei Herkunft und Geschlecht, wobei die im Grundgesetz garantierte ‹Gleichberechtigung› dann gerne in eine ‹Gleichstellung› umdefiniert wird.

    Der berliner Journalismus folgt diesen Ideen weitgehend ungeprüft bis faktisch erblindet, dies offenbar aus Mangel an einem Wertesystem, das dieser Republik noch gerecht werden kann – zumindest nach deren Wahrnehmung. In diesem Punkt mag ich o.g. Bericht folgen.

    Aus meiner Sicht eine Folge des fehlenden Konservatismus in Deutschland, dieser wurde seit Helmut Kohl zunehmend journalistisch untergraben und in die rechte Ecke gedrängt, dies – zugegeben – verbunden mit dem Werteverlust von Naturwissenschaften zugunsten eher soziologisch basierten Weltsicht. Ob das dann allerdings – wie hier zwischen den Zeilen lesbar – allein eine weibliche Sicht ist, das könnte dann zwar durch die ‹Geschlechterdifferenz› bei Kant zu begründen sein, aber ich weigere
    mich, dies so zu sehen. Diese Diskussion kenne ich nämlich nur zu gut.

    Ich sehe den derzeit hoch ideologisierten Weg Deutschlands auch mit ziemlicher Ratlosigkeit, Deutschland ist ein Industrieland und wird dieses auch bleiben müssen, die Idee einer ’sozial-ökologischen Wende› darf eben nicht auf dem Rücken der deutschen Wirtschaft ausgetragen werden, also CO2 sparen durch industriellen Rückbau ist eine ganz schlechte Idee. Die Wirtschaft kann bei bei einer evtl. mögliche Umsetzung nur Teil der Lösung sein, keinesfalls aber Teil des Problems.

    In diesem Sinne ist – beispielhaft – das aktuelle Volksbegehren über ein klimaneutrales Berlin ab 2030 ein Werk von Eiferern, da stimme ich zu, das hat mit Vernunft und Verstand wenig zu tun. Aber es ist keine Religion, es ist Ideologie in Reinkultur und es ist die linke Ideologie akademischer Eliten, die inzwischen nicht mehr durch Naturwissenschaftler, sondern durch Soziologen dominiert ist.
    Und dass die Mehrheit der Soziologen eben Soziologinnen sind, das ist vielleicht eine notwendige, aber keinesfalls hinreichend bedingte Aussage.
    Und selbstverständlich sind Annalena Baerbock und Sarah Wagenknecht als Eiferer unterwegs, das sind Christian Lindner und Robert Habeck aber auch, diese werden aber nicht so wahrgenommen, warum auch immer.

    Es fehlt ich Deutschland eben ein konservativer Eiferer, thats it.

    • Nee, einen konservativen Eiferer braucht’s auch nicht.

      Religion ist schon das richtige Wort (Ich weiss, das gefaellt Ihnen nicht, weil Sie selber ein bisschen religioes sind und das demzufolge ganz anders verstehen.) Und Wagenknecht denkt rational. Ansonsten d’accord.

      • ** Und Wagenknecht denkt rational. **

        Also ökonomisch schon, sie kann sich glänzend verkaufen und tut dies auch. Sehr präsnet, wenn gerade ein neues Buch von ihr erschienen ist, danach erst mal Urlaub machen.

        Politisch rational im Sinne der Eigenwerbung, sonst weniger.

        Und selbstverständlich braucht es ein konservatives Gegenstück zum grün-linken Ponyhof, ein Helmut wäre jetzt genau gut. Egal, ob Helmut Schmidt oder Helmut Kohl.

        • Okay, ich ergaenze. Sie denkt rational, was die Aufgaben einer linken Partei eigentlich sein sollten: Zuallererst mal um die Belange der arbeitenden und trotzdem schlecht bezahlten Bevoelkerung und der Abgehaengten kuemmern.

          «selbstverstaendlich braucht es…»

          An wen denken Sie denn da gerade bei der derzeitigen deutschen Auswahl?

        • Ich denke wirklich nicht, dass Sarah Wagenknecht eine Eiferin ist. Schon der Ton ist ein ganz anderer als bei Hofreiter oder Baerbock.

          Auch Habeck ist kein Eiferer, er hat nur keine Ahnung von dem, was er in seiner Position tun müsste und kein Gespür für Beziehungen mit Menschen, die andere Werte vertreten als er selbst.

          • ** Auch Habeck ist kein Eiferer, er hat nur keine Ahnung von dem, was er in seiner Position tun müsste und kein Gespür für Beziehungen mit Menschen, die andere Werte vertreten als er selbst. **

            Habeck ist der Hammer, fährt nach Katar um mit Bückling nach Gas zu betteln und erwartet jetzt ausgerechnet von 20-jährigen Fussballern ein Zeichen des Protestes gegen katarische Homophobie.
            Da verwechselt er was, das ist Sache der Politik und nicht des Sportes, das wäre eigentlich sein Job gewesen.
            Er ist ein Eiferer in eigener Sache, ein Harlekin.

        • «Und selbstverständlich braucht es ein konservatives Gegenstück zum grün-linken Ponyhof, ein Helmut wäre jetzt genau gut.»

          Das sehe ich auch so. Es gibt ja diese Wähler und wenn sie nicht von einer moderaten Partei vertreten werden, wo werden sie wohl hinlaufen?

      • ** Religion ist schon das richtige Wort **

        Bei einer Religion ist irdisches Leben nur ein Übergang, da spielt irdische Gleichheit keine Rolle.

        Die berliner Erzählung basiert auf dem genauen Gegenteil.

        • «Bei einer Religion ist irdisches Leben nur ein Übergang, da spielt irdische Gleichheit keine Rolle.»

          Haben Sie mal das Alte Testament gelesen oder den Koran oder das Dau-de-Dsching (Tao-te-King)?

          Selbst in der christlichen Kirche gibt es Denker, die Paradies und Hölle im Menschen verorten und nicht im Jenseits.

          Aus dem japanischen Zen-Buddhismus gibt es dazu eine Anekdote. Ein starker Samurai kommt zu einem Zen-Meister und will sich Paradies und Hölle erklären lassen.

          Der Zen-Meister beleidigt sein Aeusseres, seine Haltung und redet abschätzig von seinen vermutlichen Kampfkünsten. Der Samurai braust auf und zieht sein Schwert. «Hier öffnen sich die Tore der Hölle.» bemerkt der Zen-Meister ganz ruhig. Der Samurai begreift, steckt das Schwert wieder weg und ein Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. «Und hier diejenigen des Paradieses.» ergänzt der Zen-Meister.

          Soweit zu meinem eigenen spirituellen Verständnis.

    • «würde ich den Begriff der (eher metaphysisch ausgerichteten) Religion durch den Begriff der Ideologie ersetzen»

      Ich denke nicht, dass es sich um eine Ideologie handelt. Eine Ideologie geht von einem bestimmten Menschenbild und daraus abgeleiteten Werten aus und erhebt den Anspruch, dass alles daraus Folgende logisch konsistent ist.

      An der Wokeness ist nichts logisch konsistent. Sie wird auch nicht mit rationalen Argumenten verteidigt, sondern auf der Basis von Dogmen, Glaubenssätzen, die nicht mehr kritisierbar sein sollen. Wokeness ist keine Ideologie, sondern eine Religion. Deswegen hat sie aus meiner Sicht auch nichts an einer Universität zu suchen, solange sich diese Universität den Idealen der Aufklärung verpflichtet fühlt.

      «Ob das dann allerdings – wie hier zwischen den Zeilen lesbar – allein eine weibliche Sicht ist»

      Da lesen Sie mehr zwischen den Zeilen, als dort steht. Der grösste grüne Eiferer in Deutschland dürfte wohl Anton Hofreiter sein.

      Richtig ist allerdings, dass im Durchschnitt die weibliche Komponente in der Politik zu weniger Rationalität und mehr Emotionalität/Moralismus führt.

      Die wieder im Durchschnitt stärkere Neigung von Frauen zum Religiösen ist statistisch gut belegt.

      • ** Richtig ist allerdings, dass im Durchschnitt die weibliche Komponente in der Politik zu weniger Rationalität und mehr Emotionalität/Moralismus führt.**

        Das mag sein, allerdings ist hier eine gut / schlecht -Wertung völlig fehl am Platz, der Erfolgt liegt in der Mitte.

        Mit ein wenig russischer soft-power hätte es den aktuellen Krieg nie gegeben.

        • «Das mag sein, allerdings ist hier eine gut / schlecht -Wertung völlig fehl am Platz, der Erfolg liegt in der Mitte.»

          Richtig, der Erfolg liegt, wie bei den meisten Dingen in der Mitte. Wir befinden uns aber bereits auf der anderen Seite der Mitte. Die männliche Komponente in der Politik gibt es praktisch nicht mehr.

          Die (hochintelligente) österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart hat Olaf Scholz als Frau im Kanzleramt bezeichnet. Die Pointe funktioniert.

          Es gibt durchaus noch (sehr viele) Politiker mit einem Y-Chromosom, aber ausser in Schmuddelparteien keine mehr, die sich auch so verhalten. Vielleicht noch in der Schweizer SVP (Ueli Maurer war so einer), aber die würden die meisten Deutschen auch als Schmuddelpartei ansehen. Was sage ich, praktisch die ganze Schweizer akademische Elite sieht die SVP als Schmuddelpartei an.

    • «wobei die im Grundgesetz garantierte ‹Gleichberechtigung› dann gerne in eine ‹Gleichstellung› umdefiniert wird»

      Diese Wandlung, die eben eigentlich grundgesetzwidrig ist, hat auch die CDU durchlaufen. Grundgesetzwidrig deshalb, weil das Grundgesetz jede Diskriminierung verbietet, Gleichstellung aber gegebenenfalls «positive» Diskriminierung der Einen erfordert, die ohne negative Diskriminierung der Anderen nicht zu haben ist.

    • Der Unterschied zwischen Gleichberechtigung und Gleichstellung ist übrigens ziemlich genau derjenige zwischen dem Verteilungsprinzip des (real existierenden) Sozialismus («Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung.») und dem damals als Idealzustand angesehenen kommunistischen Verteilungsprinzip («Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.»

      Diejenigen, die den real existierenden Sozialismus verantworteten, waren wenigstens noch intelligent genug, zu begreifen, dass das kommunistische Verteilungsprinzip nicht realistisch war.

      Das Argument für das kommunistische Verteilungsprinzip ist so ziemlich das Gleiche wie für 1Love. Niemand kann dafür, ob er stark oder schwach ist. Also sollten Starke und Schwache das Gleiche bekommen.

      Das klingt logisch, ist es aber nur solange, wie man den Menschen als Einzelwesen begreift. Begreift man ihn als soziales Wesen und erkennt daher an, dass die Gesellschaft objektive Interessen hat, ist Gleichstellung nicht mehr rational. Die Gesellschaft erhält mehr von den Starken, solange diese kooperieren und ein Teil dessen subventioniert in jeder Gesellschaft die Schwachen. Wenn die Starken aber mehr geben und überhaupt nicht mehr dafür herausbekommen als die Schwachen, werden die Starken im Durchschnitt nicht mehr kooperieren.

        • «Mir wuerde ja der Idealzustand besser gefallen,»

          Ah, ja, ich habe die von George Bernhard Shaw beschriebene Entwicklung selbst durchlaufen:

          «Wer mit 20 kein Kommunist ist, hat kein Herz. Wer es mit 40 immer noch ist, hat keinen Verstand.»

          Wie gesagt, keiner kann etwas dafür, ob er/sie stark oder schwach geboren wird, als Kind fördernde oder hemmende Bedingungen vorfindet und eher Glück oder eher Pech hat, wenn es darum geht, einen produktiven Platz in der Gesellschaft zu finden. Es ist also unfair, dass die Starken (wie ich) so reich sind (wie ich).

          Wenn man es aber anders handhabt, kehren Unterschleif und Chaos ein.

          Die Schere muss nicht so weit aufgehen wie jetzt. Der Gehaltsunterschied zwischen mir und meinen Doktoranden ist obszön. Aber etwas mehr als meine Doktoranden und Postdoktoranden sollte ich schon verdienen. Sie können (noch) nicht das Gleiche leisten wie ich.

          • Ja, wie gesagt, das ist okay.

            Was mich betrifft, war ich zwar mit 20 kein Kommunist und bin es mit ueber 50 immer noch nicht, aber am Verstand hapert’s bei mir immer noch. Kann ja noch werden – statistisch leben wir ein paar Jaehrchen mehr als Sie und Ihresgleichen (-;

            Achso, hat wieder mal etwas laenger gedauert, bis ich die Pointe verstanden habe:

            «…ich habe damals @calvin in der dFC damit aufgezogen.»

            Ich dachte naemlich, naja berufsbedingt kann er sich vielleicht alle Namen merken und sogar das, was er denen geschrieben habe. Aber jetzt erst fiel mir der Name auf. Da ist es ja kein Wunder.

            (Den Gendersch… habe ich jetzt mal weggelassen.)

          • Ich glaube, zu Ihrem letzten Absatz gibt es einen breiten Konsens. Es geht eigentlich um die Dimensionen. Die Unterschiede, kurze Zeitverträge, Leistung die nicht angemessen honoriert werden. aber auch Menschen die einfach nicht können unter ein gewisses Niveau zu drücken was die Teilhabe betrifft.
            Es geht weniger um Unterschiede, sondern um Gerechtigkeit.
            In sogenannten einfachen Berufen oder Tätigkeiten können Leistungsträger arbeiten, 40 Stunden die Woche, abends teilweise Schmerzen durch die Tätigkeit haben. Die Gesellschaft billigt ihnen Mindestlohn zu.
            Man kann sagen, diese Menschen bringen Leistung, es wird aber nicht entsprechend honoriert. Das gleiche kann auch in «höhergestellten» Berufen stattfinden. Jedoch gibt es Bereiche, in denen Leistung und Honorar nicht in nachvollziehbarem Verhältnis stehen. In diese fließt sehr viel Kapital ab und sorgt für Frust in anderen Bereichen. Motivationsverlust ist die Folge.
            Gerechtigkeit ist die richtige Bezeichnung, nicht Neid.

          • ** Wokeness ist Religion **

            Wokeness reduziert das ‹Menschsein› im Wesentlichen auf physische Eigenschaften – auf Hautfarbe, Geschlecht, Vorstellungen von Geschlecht, ethnische Herkunft oder Stellung in der Gesellschaft. Wokeness leugnet vom Grunde her genau die spirituelle Dimension der menschlichen Natur, die in ihrem Beispiel den ZEN-Meister und den Samurai verbindet.

            Es fehlt genau diese intrinsische Komponente der Religion, die nach innen wirkt und keinerlei physische Attribute kennt.

            • Nun ja, die meisten Leute stimmen ja mit Ihrer Einschätzung überein, dass Wokeness (und alles in diesem Umkreis, political correctness, Klimagerechtigkeit, Veganismus, critical race theory) Ideologie oder Politik ist.

              Bernhard Stegemann (der sich links verortet) schreibt in «Die Öffentlichkeit und ihre Feinde» etwa:

              «Woke verfolgt eine moralistisch-regressive Politik, die mit links gar nichts zu tun hat. Sie hat ein reaktionäres Menschenbild und betreibt eine reaktionäre Politik.»

              Ich sehe allerdings:

              – Dogmen, deren Nichtbeachtung zur Exkommunikation führt
              – Ernährungsvorschriften
              – einen Glauben, erleuchtet zu sein und dass Aussenstehenden diese Erleuchtung fehlt

              Das sind, eventuell ausser den Dogmen, keine Anzeichen einer Ideologie oder Politik, sondern Anzeichen einer Religion. Wenn Sie das nicht mögen, lasse ich mich auf «Kirche» herunterhandeln, aber nicht auf Ideologie. Psychologisch gesehen haben die Angehörigen dieser Strömung das Sendungsbewusstsein (fundamentalistisch) missionarischer Religionsanhänger.

              • Es gibt wohl manchmal Überschneidungen, die bei immer feinerem Raster sichtbar werden.
                Dabei kann man sich leicht in Nebensächlichkeiten verhaspeln und das Große Ganze aus dem Auge verlieren.
                Sendungstendenzen haben Konjunktur, nicht nur bei den Flacherdlern. Jeder unsinnige Gedanke, der früher beim «Dorfdeppen» verblieb, hat heute die Chance weltweit Verbreitung zu finden. Dementsprechen ist man immer mehr gefordert, dem Unsinn entgegenzutreten und teilweise ist man dabei chancenlos.

                • «Jeder unsinnige Gedanke, der früher beim «Dorfdeppen» verblieb, hat heute die Chance weltweit Verbreitung zu finden.»

                  Rainald Grebe, der als Zivi in einer Klinik für psychisch Kranke gearbeitet hat, äussert in seinem neuen Buch (Rheinland Grapefruit. Mein Leben) in Bezug auf Verschwörungstheoretiker, dass man diese früher in psychiatrischen Kliniken untergebracht habe.

  4. So langsam, über die Jahreswende, werden sich die aktuellen Probleme bei der Mehrheit bemerkbar machen. Viele Energieverträge laufen aus, kräftige Erhöhungen bei Hunderten Anbietern sind beschlossen.
    Vielleicht treten dann auch verläßlichere Daten, Berechnungen und Aussichten in der Vordergrund. Einiges wird man schwerer unter den Teppich kehren können und wie die Bevölkerung reagiert wird man sehen. Bisher hatten wir ja nur die Einstimmung, weniger die Konsequenzen die zum größten Teil noch kommen werden.
    Bei Energie sieht es besonders interessant aus. Jahrelang bis heute hat man verkündet, wie günstig doch die Alternativen sind. Nun schwenkt man langsam um und meint, auch in den kommenden Jahren wird der Strompreis sehr hoch bleiben. Die Betriebe, aber auch die Privatleute werden das mit «Freude» zur Kenntnis genommen haben.
    Die Abwanderung von Betrieben wird das verstärken, oder man wird Teile der Produktion auslagern.
    Auch wird es an die minimalen Sparguthaben der unteren 50% gehen, die laut Statistik schon weitgehend weggeschmolzen sind. Also ein großer Teil der Bevölkerung ist nicht mehr in der Lage, über Erspartes zu puffern. Daraus werden die neuen Probleme resultieren die bisher nur ein kleiner Teil der Bevölkerung hatte.
    Im Umfeld sehe ich gerade 2 Fraktionen. Die Einen beschäftigt es sehr stark, man redet häufig über anstehende Schwierigkeiten. Die Anderen scheint das Problem gar nicht zu tangieren. Je nach Kassenlage eine völlig verschiedene Sichtweise. Der Riß scheint sich nicht nur zu vergrößern, sondern auch zu verfestigen. An einer Lösung haben fast nur die unteren 50% ein Interesse. Da Entscheidungen von der anderen Hälfte getroffen werden, wird man kurz- und mittelfristig nichts zu erwarten haben.

    • ** «An einer Lösung haben fast nur die unteren 50% ein Interesse. **

      Meine Wahrnehmung ist eine etwas andere, auch wer es bezahlen kann, den kostet es dennoch Geld, was sicher anders verplant war. Auch da wird Geld ‹verbrannt›.

      Von daher ist es nicht richtig, dass diese Menschen keine Interesse an einer ‹Lösung› haben, es kommt eben auf die Lösung an.

      • Klappern gehört zu Handwerk. Es kommt darauf an, wie Vermögende das Thema Soziales gewichten. Das Gefühl dafür geht vielen verloren, jedoch nicht allen.
        Ich höre auch von Millionären mal eine Klage über die Energiepreise, aber das führt zu keinen Reaktionen. Gerade noch, wenn es entgangenen Gewinn bedeutet, man ist finanziell aber unabhängig davon.
        Im Gegenzug kenne ich auch einige sehr Vermögende, die ein ausgeprägtes Interesse und Verhalten gegenüber sozialen Themen zeigen. Nicht in großer Anzahl, aber unterschlagen sollte man diese auch nicht.
        Nun, wer mit seinem Geld etwas anderes geplant hat kann sich fragen welchen Stellenwert das hat. Immerhin kann man noch umschichten. 50% haben dieses Problem anscheinend nicht mehr.
        Aber wenn wir von Vermögenden reden bedeuten diese Preiserhöhungen nur einige Aktien im Monat weniger. Das verkraften diese schon. Mein Interesse gilt den Anderen. Nicht nur weil der soziale Frieden gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Sieht man besonders deutlich in Ländern, die diesen nicht mehr besitzen oder noch nie hatten.

        • ** Es kommt darauf an, wie Vermögende das Thema Soziales gewichten. Das Gefühl dafür geht vielen verloren, jedoch nicht allen. **

          Diesen Satz verstehe ich in o.g. Zusammenhang nicht. Die ‹Vermögenden› können die Energiepreise ja auch nicht senken, zumal die die Preise weltweit gestiegen sind. An welcher Ecke sollte dieses Verständnis jetzt einzahlen ?

          • Es geht ja nicht speziell um den Energiepreis, sondern um das Verständnis und das Verhalten bezüglich ärmeren Gruppen.
            Siehe Grönemeyer. Man kann sagen, er kann es sich leisten, es war Werbung…..aber er hat abgegeben. Keine Lösung des Problems, aber eine kurze Entspannung.
            Oder Vermögende die fordern, besteuert uns stärker. Oder Leute die die Einkommensunterschiede thematisieren und Kritik an der Differenz üben. Das ist soziale Verantwortung und Einfühlungsvermögen in die Situation anderer Bevölkerungsgruppen.

    • ** Und im Frühstücksfernsehen moma wird jetzt berichtet, wie viele Sympathien im arabischen Raum die deutsche Fusball-Nationalmannschaft verspielt hat. **

      Also grundsätzlich sollte man mit einer solchen Meldung eher gelassen umgehen, die arabische Welt kann sicher kein Maßstab sein, an dem sich die deutsche Gesellschaft ausrichten sollte.

      Andererseits dennoch ärgerlich, weil überflüssig, hier hat die neue deutsche Empörungsmentalität mit der Nationalmannschaft ein neues Opfer gefunden, von einer heuchlerisch moralisierenden Presse bis zur personifizierten Krönung einer politischen Fehlbesetzung namens Nancy Faeser wurden diese jungen Männer vor den Karren gespannt, unter dem Deckmantel einer (berechtigten) FIFA-Kritik wurde die woke Wählerschaft zufrieden gestellt. Diese Aktion war billigste Innenpolitik auf Kosten der deutschen Nationalmannschaft – da lobe ich mir die Stadion-Auftritte Angela Merkels, die hier jederzeit differenzieren konnte und auch differenzieren wollte.

      Ich denke nicht, dass Nancy Faeser auch nur im Ansatz verstanden hat, wie deplatziert und blamabel ihr Erscheinen bei einer Fussball-WM daherkommt und ihr outfit im one-love-style hat sicher nicht nur im arabischen Raum bestenfalls nur peinlich gewirkt.

      Insgesamt aber ein Punkt, der nachdenklich macht, aus meiner Sicht repräsentieren große Teile dieser Regierung und auch der Tagespresse (Ausnahme Cicero, NZZ) eine berliner Weltsicht, die in den verbleibenden 95% Rest-Deutschland keine Deckung findet.

      Dies ist zwar irgendwie nachvollziehbar dem Umstand geschuldet, dass eine Hauptstadt nun mal zwangsläufig das politische und mediale Zentrum eines Staates ist, dennoch bringt es die Gefahr mit, dass sich beide Instanzen in einem Umfeld bewegen, deren Sichtweisen der Gesamtrepublik nicht entsprechen. Dieses gilt für Berlin inzwischen leider analog Paris und London. Auch eine französische Provinz findet sich kaum noch in der Pariser Mediendominanz wieder.

      Ich hätte mir im Rückblick mehr Rückrat beim DFB gewünscht, es ist die Aufgabe des Verbandes, den Fussball insgesamt – und beide Nationalmannschaften im Besonderen – vor dem allzu beliebigen Zugriff poliischer Kurzdenker zu schützen.

      • «Also grundsätzlich sollte man mit einer solchen Meldung eher gelassen umgehen, die arabische Welt kann sicher kein Maßstab sein, an dem sich die deutsche Gesellschaft ausrichten sollte.»

        Genauso ist es.

      • «die arabische Welt kann sicher kein Maßstab sein, an dem sich die deutsche Gesellschaft ausrichten sollte»

        Das sicher nicht und man soll sich gewiss nicht anbiedern. Aber wenn man schon glaubt, es solle sich dort etwas ändern, dann würde es nicht schaden, Sympathie für Vertreter unseres eigenen Gesellschaftsmodells zu erzeugen, statt Antipathie.

    • A ja – Doppelmoral.

      Ob die deutschen Fussballer da Sympathien verspielt haben, ist mir Rille.

      Ich ziehe die Werte der Aufklaerung allemal denen der Staaten vor, bei denen der Islam mehr oder weniger Staatsreligion ist und man sich nach deren Werten ausrichtet.

      • «Ich ziehe die Werte der Aufklaerung allemal denen der Staaten vor, bei denen der Islam mehr oder weniger Staatsreligion ist und man sich nach deren Werten ausrichtet.»

        Sicher, ich auch. Aber wenn die eigene Heiligkeit absteht wie ein wunder Daumen, wirkt das bestenfalls peinlich und in keinem Fall überzeugend.

  5. Ein schönes Beispiel, wie Wirkung und Nebenwirkung gelagert sein können trotz gutem Willen.
    Die Lebensmittelhändler wurden attackiert, weil zuviele Lebensmittel weggeworfen wurden. Man hat also immer präzieser geplant, teilweise war manche Ware abends nicht mehr erhältlich, da ausverkauft. Hat insofern also funktioniert. Weniger wegwerfen war das Ziel.
    Nun melden die Tafeln, sie bekommen immer weniger Lebensmittel gespendet. Gerade jetzt, da die Behörden immer mehr Ukrainer zu den Tafeln schicken und es vorher schon nicht reichte.
    Ausweg, der Staat, die Kommunen müßten von den Herstellern die Ware kaufen und an die Tafeln liefern. Die öffentliche Hand holt das Geld dann wiederum vom Bürger. Das wiederum schafft einige Tafelbesucher mehr.
    Jede Lösung beinhaltet ein neues Problem.

    • «Gerade jetzt, da die Behörden immer mehr Ukrainer zu den Tafeln schicken…»

      Nichts gegen Ukrainer (und andere Fluechtlinge), aber ich denke mal das ist nicht primaere Aufgabe der Tafeln sich auch noch um diese zu kuemmern, wenn’s so schon nicht reicht. (War das jetzt schon Rassismus?)

      • Stimmt. Die Ukrainer sind hier recht gut versorgt. Sind auch keine Arme in üblichem Sinne. Da parken schon Daimler und BMW vor den Tafeln.
        Es sind durchschnittliche Ukrainer, auch Gutverdiener, Unternehmer, Ärzte, usw darunter bzw deren Frauen und Kinder. Manche haben ihre Wohnung oder ihr Haus in der Ukraine zum Höchstpreis an andere Flüchtlinge vermietet.
        Die Tafeln haben häufig Aufnahmestopp für die wirklich Bedürftigen. Die meisten, die Hartz4 oder eine andere Unterstützung bekommen gehen gar nicht zur Tafel. Ukrainer aber überproportional. Wie ich höre, stellen Ukrainer bei manchen Tafeln die Hälfte der Kunden. Es hat sich manifestiert, daß eine Tafel ein ganz normaler Discounter mit geringen Preisen ist und man selbstverständlich dort einkauft. Auch wenn man es gar nicht nötig hätte.
        Das schafft Probleme bei Tafeln und den Stammkunden bzw den neu Beantragenden.

          • Interessanter Artikel, den Sie da verlinkt haben.

            Dennoch ist ein Krieg ein Fluchtgrund, selbst wenn sich diese dann nur die Reichen leisten koennen.

            Dass die aber von den Behoerden zur Tafel geschickt werden – wie auch Albatros schreibt – ist skandaloes.

            • Man müßte jetzt beantworten: Nehmen wir aus jedem Kriegsgebiet der Welt Flüchtlinge auf und behandeln alle gleich.
              Wenn nicht, warum?
              Zu den Flüchtlingen wären alle Staatsbürger zu zählen die flüchten wollen.
              Auch Syrer, Iraner, Jemen, ………

            • «Dennoch ist ein Krieg ein Fluchtgrund, selbst wenn sich diese dann nur die Reichen leisten koennen.»

              Sicher, aber kein Grund dafür, sich dann im Aufnahmeland vom dortigen Staat aushalten zu lassen. Als meine Mutter als Kind 1945 von Forst nach Niederbayern geflohen ist, hat sie in Niederbayern auf dem Bauernhof mitgearbeitet.

              Nichts spricht dagegen, bedürftige ukrainische Flüchtlinge so zu unterstützen, wie bedürftige Flüchtlinge aus anderen Ländern auch. In Deutschland sind Flüchtlinge aus anderen Ländern aber ukrainischen Flüchtlingen nicht gleichgestellt.

              • Gut zu wissen…..Habek arbeitet zur Zeit an einem Gesetz, um E-Mobil Akkus/im Auto als Stromspeicher zu nutzen um die bei Bedarf wieder ins Netz einspeichern.
                Da sollte doch ein Praktiker bzw Physiker/Chemiker mal dazwischengrätschen.
                Erst einmal die Abrechnung, Digitalisierung.
                Die stark erhöhte Anzahl der Ladezyklen.
                Die PKW müssen dazu am Kabel hängen.
                Jeder muß laufend eingeben, wieviel Reststrom er Stunden später noch im Pkw Akku braucht.
                Verluste beim hin und her des Stromtransports.
                Kein Verlaß darauf, daß zum jeweiligen Zeitpunkt genügend Autofahrer

                • ihr Fahrzeug am Netz haben und auch einem Stromtransfer und der Menge zugestimmt haben.
                  Wenn, dann in fernerer Zukunft, wenn Millionen davon auf der Straße sind.
                  Geht nur dann, wenn die meisten E-Mobile auch am Kabel hängen. Also auch anschließen, wenn man nicht laden möchte.
                  Hm, klingt doch sehr nach künstlichem Aktivismus. Davor gibts noch andere Dinge zu tun die wohl das Gesetz wieder zu Fall bringen.

                  • Der Plan funktioniert natürlich nur bei kurzen Spitzen. Im Winter oder über 2 und mehr Tage geht kaum. Denn der Strom muß ja auch kurzfristig wieder geladen werden und zur Verfügung stehen.
                    Die Kosten lassen wir mal außen vor.

                • Das ist tatsächlich kompletter Unsinn. Wenn Batteriespeicher nicht wirtschaftlich sind – und das sind sie bei Weitem nicht, wenn man es ehrlich nachrechnet – werden sie auch nicht daurch wirtschaftlich, dass man für andere Zwecke optimierte Batterien, die breit verteilt sind und deren Restkapazität nicht steuerbar ist, dafür benutzt.

                  Abgesehen davon lässt es sich nicht vermeiden, dass PKW zu Spitzenzeiten unterwegs sind. Es gibt nicht so viele Leute, die sich einen grossen Tesla kaufen, den sie nur im Sommerurlaub und am Wochenende nutzen, während sie unter der Woche brav mit dem öffentlichen Nahverkehr pendeln.

                  • «Es gibt nicht so viele Leute, die sich einen grossen Tesla kaufen, den sie nur im Sommerurlaub und am Wochenende nutzen…»

                    Und Sie? Hab› da im Sommer mal einen auf der Autobahn unmittelbar bei Schwarzheide mit Zuericher Kennzeichen gesehen.

                  • Es ist eine großangelegte Ladeverwaltung übers Internet angedacht. Der Autofahrer gibt jeweils ein, wieviel Restkapazität er am nächsten Tag braucht und bis dahin wird entladen.
                    Das ergibt nach meiner Meinung ein großes Chaos bei dem permanenten Planen von Aktivitäten und Spontanität ist fehl am Platze. $0 Millionen Fahrzeuge müßte man verwalten, Ladezeiten steuern und was viele vergessen, nach Entladung auch wieder aufladen. Dazu muß aber zeitnah Energie zur Verfügung stehen. Das hilft weder im Winter, noch bei 4 Tagen Dunkelflaute

                    • «Der Autofahrer gibt jeweils ein, wieviel Restkapazität er am nächsten Tag braucht und bis dahin wird entladen.»

                      Das wird bestimmt funktionieren…

                      Irgendwann werden die Leute dann das von @Albatros bereits angesprochene Problem mit dem vielen Lade- und Entladezyklen bemerken. Die Zahl solcher Zyklen bestimmt die Lebensdauer der teuren Batterie.

                      Man müsste die beteiligten E-Auto-Fahrer also angemessen entschädigen. Wenn man das täte, würde man aber viel billiger dezidierte Speicher bauen, bei denen die Batterie auf diese Anwendung ausgelegt ist und zum Beispiel nicht leicht sein muss, wie eine Autobatterie, weil der Speicher ja stationär ist. Abgesehen von dem dann viel einfacheren Management und der viel besseren Planbarkeit.

                      Vielleich finden Sie ja ein paar Dumme oder ausgesprochen Benevolente, die sich an dem Schema beteiligen und so Speicherkapazität für die Allgemeinheit sponsern, indem sie nicht für die Batterieabnutzung entschädigt werden. Wenn ich es überlege, liegt das Potential bei etwa 20% der Wahlberechtigten.

                    • Aufgrund des Preisdeckels liefert Russland nun kein Öl mehr in die EU, USA, GB, Australien, Japan.
                      Die sonstigen Lieferanten werden das wohl zu nutzen wissen, auch wenn Russland nicht der wichtigste Lieferant war.

                • Zur Zeit gibt es zuwenige Fachleute die bei kruden Ideen einmal vorrechnen und durchspielen, wie ein Vorhaben in der Praxis funktionieren würde.Oder sie werden nicht gehört.
                  Wie bei der PKW Akkus Speicherung von Strom für die Nacht oder Flauten. Ein Gesetz soll kommen,obwohl eine mögliche Anwendung in weiter Ferne liegt.Die Anwendung scheint unsinnig zu sein und wenn man sich dazu Lösungen einfallen läßt wäre das Gesetz wieder anpassungsfällig. Brauchen Behörden Beschäftigungsprogramme oder nimmt man sich einmal wirklich zielführendes vor?
                  Unser Müll. Es macht keinen Sinn einerseits um jede KW/h zu kämpfen und gleichzeitig eine Garantie/Gewährleistung von 2 Jahren. Eine Erhöhung der Lebensdauer von Geräten und Waren ist technisch keinerlei Problem. Man könnte ja mit 3 Jahren anfangen. Immerhin gehen Millionen von Waren kurz nach der Garantiezeit übern Jordan.
                  Eine Veränderung an einem kleinen Bauteil das 10 cent kostet und das Ziel wäre oft erreicht. Meist sogar ohne höhere Kosten. Anstatt Firmen immer mehr auszubauen um noch mehr Geräte herzustellen, weil Ware X nach 2,5 Jahren auf dem Schrott landet. Dazu sind die Rohstoffe viel zu wertvoll.
                  Und der Gedanke, durch chemisch/physikalische Aufarbeitung einen 100% Kreislauf zu erreichen ist naiv.
                  Wir haben immer Verluste,neue Abfallstoffe durch eine Aufarbeitung. Es geht nur um die Minimierung und die Art der Abfälle.
                  Stahl, Glas läßt sich herrvoragend aufarbeiten, nahezu 100%. Selbst da entstehen Verluste und nicht zu vergessen, die Verbrauchsmaterialien und Anlagen für die Aufarbeitung, die wiederum teilweise Abfälle darstellen.
                  Insofern sind Aussagen von 100% Wiederverwertung als Wunschvorstellung von nicht ernst zu nehmenden Personen zu sehen die schlecht recherchiert haben. Bei Journalisten und Aktivisten häufig anzutreffen. Dabei würde es genügen, die Fachkräfte, Wissenschaftler, Professoren zu fragen, wie es sich auf einem Gebiet genau verhält. Dazu sind diese da.
                  Auch ein Elektriker könnte so manche Darstellung durch sein Fachwissen richtigstellen.Stattdessen ist die Presse voll mit unhaltbaren Geschichten von völlig fachfremden Journalisten und die Mehrheit folgt oft diesen Argumenten.

                  • «Zur Zeit gibt es zuwenige Fachleute die bei kruden Ideen einmal vorrechnen und durchspielen, wie ein Vorhaben in der Praxis funktionieren würde. Oder sie werden nicht gehört.»

                    Es ist ganz klar Letzteres. Man findet natürlich immer auch ein paar «Experten», die behaupten, dass das ginge. Aber die sind keine Ingenieure und sie haben auch keine Modellrechnungen vorzuweisen.

                    • Nun, ich meinte Fachleute, die sich auch etwas aus der Deckung wagen um teilweise völlig primitive Darstellungen richtig zu stellen. Sie beziehen doch auch öffentlich Stellung, wo sind die anderen? Es geht teilweise um ganz einfache Berechnungen denen ein Hauptchüler folgen könnte. Es werden mehr echte Experten gebraucht, die dies in der Öffentlichkeit verantwortungsvoll darlegen um krude Darstellungen von Presse, aber auch Politik zu entkräften.
                      Ich selbst habe da schon mehr riskiert als nur Widerworte.

                    • «Nun, ich meinte Fachleute, die sich auch etwas aus der Deckung wagen um teilweise völlig primitive Darstellungen richtig zu stellen.»

                      Vielleicht mache ich kommendes Wochenende etwas zum Thema der Schwankungen in der Erzeugung erneuerbarer Energien und der Energiespeicherung. Gestern war bei uns Masterfeier und ausserdem arbeite ich dieses Wochenende ausnahmsweise an Rechnungen, die wir für die Revision eines Manuskripts brauchen, das mir sehr wichtig ist und das ich möglichst bald publiziert sehen will. Ich habe also dieses Wochenende nicht genug Zeit zum Recherchieren.

                      Sich aus der Deckung zu wagen, kann riskant sein. Das ist natürlich in der Politikwissenschaft gefährlicher als in den Naturwissenschaften und der Ingenieurtechnik, aber wo nicht sein kann, was nicht sein darf, werden auch die MINT-Fächer politisch, wenn sie öffentlich diskutiert werden.

                      Kennen Sie den Fall Urike Guérot an der Universität Bonn?

                      In deutschen Medien wird das bezeichnenderweise wenig diskutiert. Man muss schon das «Westfernsehen für die BRD» anschauen, die NZZ.

                      Wo die Biologie die Frage Geschlecht und Gender berührt, wird es ja auch gern mal eng, wie wir am Beispiel von Marie-Luise Vollbrecnt gesehen haben.

                      Warum sollte das in Deutschland bei der Energiespeicherung anders sein? Selbst an der ETH gab es in der Schulleitung 2019 Aufregung, als das Crowther Lab in Science darauf hingewiesen hatte, dass die effektivste Strategie gegen Klimawandel Aufforstung sein dürfte. Es hiess damals, das würde die Industrie aus der Verantwortung nehmen (und dürfe deshalb nicht sein).

                      Wie man auf der ETH-Seite mit der Medienmitteilung nachlesen kann, wurden der Titel und die Aussage der ursprünglichen Mitteilung später verändert. Mit einem Angriff politischer Interessengruppen auf die freie und unvoreingenommene Wissenschaft konfrontiert, hat die ETH also damals den Schwanz eingekniffen.

                    • Man muss schon das «Westfernsehen für die BRD» anschauen, die NZZ.

                      Wie Sie wissen, lebe ich dsbzgl. – wie damals schon – im «Tal der Ahnungslosen». (Allerdings Link:in Nr. eins geht ueberraschend.)

                      Ansonsten – wie Albatros: Lassen Sie ihrer Arbeit den Vorrang. Es ist schon echt cool, dass Sie ueberhaupt solche gut verstaendlichen Artikel fuer die Allgemeinheit – unabhaengig von Zeitgeist und -horizont schreiben (und dazu noch auf Kommentare antworten).

                  • «Eine Erhöhung der Lebensdauer von Geräten und Waren ist technisch keinerlei Problem.»

                    Nee, aber dann wuerde auch weniger gekauft, das wiederum zur Folge haette, das weniger produziert wuerde, dass wiederum zur Folge haette, dass die Firma… usw.

                    Geplante Obsoleszenz

                    • Als man von 1 auf 2 Jahre erhöht hat gingen die Produktionszahlen nicht runter. Das Ziel wurde verfehlt. Im übrigen würde man erst einmal nur die weiter steigenden Produktionszahlen abfangen. Bedarf ist in vielen Ländern weiter vorhanden.
                      Es ist die einzige Möglichkeit Millionen Tonnen Müll zu vermeiden.

                    • «Geplante Obsoleszenz»

                      Sie sollten den Roman «Materialermüdung» von Dietrich Brüggemann lesen (Edition W, Frankfurt/Main, 2002), der auch sonst köstlich ist.

                      Ja, das ist der Dietrich Brüggemann, der zu Corona-Zeiten #allesdichtmachen initiiert hatte.

                  • Einen Artikel der die Energieproblematik genauer beleuchtet würde ich gerne lesen. Aber lassen Sie ihrer Arbeit den Vorrang.
                    Daten über Nennleistung, effektive Jahresleistung, notwendige Speicherkapazitäten für einen bestimmten Zeitraum oder Bereich (Haushalt, Industrie), Energieverbrauch für 45 Millionen PKW im Akkubetrieb, jahreszeitliche Schwankungen der Energieerzeugung der Solar-, Windanlagen, Minimalerzeugung bei schlechten Bedingungen an manchen Tagen, materialverbrauch (Beton, Stahl) pro Windrad, Lithiummenge für PKW oder Speicher national/weltweit,
                    Viele Fragen die die Presse oder Politik kaum beantwortet.

                    • Die Probleme für den Eizelnen bei Widerspruch sehe ich natürlich und habe schon geschrieben, daß ich die Vorsicht verstehe. Aber diesbezüglich haben wir ja einen gewissen Spielraum, wie man argumentiert. Wenigstens etwas könnte man sich vorwagen. Auch das kann zum Ziel führen. Hier etwas, da etwas, manche fassen Mut und gehen mit oder wagen sich weiter vor.
                      Wir brauchen in diesen schwierigen Zeiten einfach mehr Fachwissen, das in die Öffentlichkeit dringt. Man kann die Diskussionen nicht den «Dorfdeppen» überlassen.
                      Erarbeitetes Fachwissen muß mehr genutzt werden, nicht nur für Produkte. Auch Studenten könnten sich mehr in öffentliche Diskussionen einmischen um mit ihrem Wissen kruden Laienideen entgegenzutreten.
                      Oder einfach verlauten lassen, die Diskussion in den Fachdisziplinen ist noch nicht abgeschlossen bzw widersprüchlich.
                      Wissen zu teilen ist die ehrenvollste Aufgabe des Wissenden.

              • Ja, ukrainische Fluechtlinge sind halt «unsere» Fluechtlinge. Noch extremer sieht’s man ja in Polen oder im Bezug auf russische Fluechtlinge in den baltischen Staaten. Auch da ist es das Papier nicht wert, auf dem «Alle Menschen sind gleich» steht.

                • Das ist wohl generell so. Der Eine ist bemitleidenswerter Kriegsflüchtling, der Andere nutzt das Sozialsystem aus.
                  Auch Rassismus spielt dabei eine Rolle. Dazu wie die Presse es sieht bzw deren Führungspersonal und die politische Sichtweise.
                  Entsprechend formt sich in der Bevölkerung eine Kastensystem der Flüchtlinge.
                  Es fehlt auch «der große Plan», wie man mit Flüchtlingen umgeht. Wer nimmt wieviele auf, wie versorgt man sie, Rückführung oder Bleiberecht. Denn klar ist auch, ein Land kann nicht alle Flüchtlinge aufnehmen und integrieren. Bis heute versagt da die UN, die EU, Deutschland. Man fährt auf Sicht über einige Monate, mehr ist bis heute nicht entstanden.

                  • «Wer nimmt wieviele auf, wie versorgt man sie, Rückführung oder Bleiberecht.»

                    Die Medien und wohl sogar die ukrainische Führung reden doch schon, dass die Leute auf Jahre nicht zurückkehren können (also, de facto, die meisten gar nicht).

                    Die Hoffnung ist wohl, so dem Fackkräftemangel (und zunehmend Arbeitskräftemangel) zu begegnen. Nicht Kinder statt Inder sondern Ukrainer statt Anrainer, sozusagen.

                    Das hat allerdings schon mit den Syrern nicht funktioniert und dass es mit den SUV-, Mercedes- und BMW-Typen bei der Tafel funktioniert, ist nicht wirklich wahrscheinlich.

                    • Davon bin ich auch immer ausgegangen. Man will gerade ukrainische Frauen für die Pflege und das Gesundheitssystem rekrutieren. Daher die schnelle Arbeit in den Behörden, die Zulassung zum Arbeitsmarkt usw.
                      Aufgehen kann die Rechnung nur kurzfristig. Decke ich mit ausländischen Kräften verschiedene Bereiche ab, habe ich in 30 oder 40 Jahren mehr Rentner, mehr Pflegefälle. Und entsprechend muß ich dann wieder mehr Kräfte im Ausland suchen bzw einladen.
                      Die dadurch stetig wachsende Bevölkerung läßt neue Problemfelder entstehen. Eine Lösung der Situation stellt das nicht dar.

  6. «Ja, ukrainische Fluechtlinge sind halt «unsere» Fluechtlinge.»

    Da ist sogar etwas daran. «Unsere» Politik hat zur Entstehung dieser Situation stark beigetragen.

    Nur gilt das für syrische Flüchtlinge und afghanische Ortskräfte ebenso.

  7. Der Satz von Baerbock:
    «An Tagen wie diesen, wo es grau ist, da haben wir natürlich viel weniger erneuerbare Energien. Deswegen haben wir Speicher. Deswegen fungiert das Netz als Speicher. Und das ist alles ausgerechnet.»
    Wer hat da gerechnet? Wird man sie oder ihn in Zukunft nochmal rechnen lassen?
    Haben die Grünen eigentlich danach erklärt, wo sie den Strom nun wirklich speichern? Welche Vorstellungen sind bei den Grünen eigentlich verhanden? Solche in dieser Art?
    Da kann einem Angst und Bange werden.

  8. «Vielleicht mache ich kommendes Wochenende etwas zum Thema der Schwankungen in der Erzeugung erneuerbarer Energien und der Energiespeicherung.»

    Bitte auch den «gruenen» Wasserstoff mit beleuchten. Der soll ja zukuenftig aus Namibia kommen.

    • Wäre eigentlich eine Aufgabe der Presse, aber wie man sieht schaffen das nur relativ kleine Portale vernünftige Informationen zu liefern.
      Meist lese ich Aussagen die nicht mit Daten untermauert sind.
      Zum Beispiel: der Absatz von PKW hat sich stark erhöht.
      Das sagt nicht viel aus, denn wenn man nachforscht sind es 2,8%.
      Man hat sich Anderes vorgestellt.
      Die Nachvollziehbarkeit der Argumentation ist oft nicht gegeben. Liegt viell. auch daran, daß Artikel nicht von Fachjournalisten geschrieben werden.
      Leider lassen sich die Leser dann von Behauptungen beeinflussen die teilweise einfach nicht haltbar sind und sie keine Möglichkeit haben sich selbst ein Urteil zu bilden. Im übrigen macht es einen Artikel umso seriöser, wenn er Belege mitführt über die man dann diskutieren und bewerten kann.
      Vielleicht auch deshalb der Erfolg von «itzitiwab» im Freitag. Mehr und bessere Daten, aufbereitet und guter Schreibstil. Könnte mir vorstellen, daß dies an manchen in der Redaktion gekratzt hat.

    • «Ganz oben» ist im Urlaub. Das Zeitfenster hat sich noch nicht geschlossen.
      Ja, habe ich auch gelesen. Eine Zeitung meldet 200.000, eine andere 1 Million.
      Das wird man auszugleichen versuchen mit mehr Ackerbau. Dafür braucht man wieder Düngen. Und das richtige Gelände.
      Was das im Endeffekt bringt außer Zahlen ist die Frage.

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