Die eurostrategische Lage der Ukraine


Brüssel, Kiew und Moskau Russland hat in diesem Krieg bereits einen wichtigen Teil seiner Ziele erreicht.

«Die Ukraine ist die EU, die EU ist die Ukraine.»Charles Michel (Präsident des Europäischen Rats) auf einer Pressekonferenz in Kiew am 3. Februar 2023

Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann

Nicht alles, was wahr ist, muss ein Politiker aussprechen. Nicht alles, was ein Politiker ausspricht, muss wahr sein. Daran haben wir uns gewöhnt. Allerdings sollte das, was ein Politiker ausspricht, doch nicht erkennbar Bullshit sein. Der oben zitierte Satz vom Charles Michel fällt in die Kategore Bullshit (Blödsinn). Auch im übertragenen Sinn ist die Ukraine nicht die EU, wie ich gleich erläutern werde. Zu unser aller Glück ist die EU nicht die Ukraine, auch im übertragenen Sinn nicht. Es fällt schwer, einen Staatenverbund ernst zu nehmen, der Leute an die Spitze stellt, die sich dann derart in ihren Aussagen vergreifen. Sprache ist Denken. Gerade in Kriegszeiten wäre es beruhigender, wenn der Präsident des Europäischen Rates klar denken könnte.

Die Kiewer Inszenierung von gestern war zugegebenermaßen schwierig zu gestalten. Das lag daran, dass die Audienz aus vier Gruppen mit sehr verschiedenen Interessen bestand, welche die Situation aus vier verschiedenen Perspektiven betrachteten. Zunächst war da die ukrainische Bevölkerung, die vor dem Krieg in zweifelhaften politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen lebte. Nun lebt sie in einem stark zerstörten Land mit einer nur noch teilweise funktionsfähigen Infrastruktur. An der Front sterben täglich Ehemänner und Söhne, andere kehren verstümmelt zurück oder sind in Gefangenschaft. Beim neuesten Gefangenenaustausch kamen fast zwei Ukrainer auf einen Russen. Das wiederspiegelt die militärische Lage, die sich seit November wieder zugunsten Russlands gekehrt hat. Die Ukraine führt eine verlustreiche Defensive auf eigenem Boden, in der sich ihre Ressourcen stärker abnutzen als die russischen. Auch wenn die ukrainischen Medien das so nicht sagen, ist es der Mehrheit der Bevölkerung klar. Der ukrainischen Bevölkerung musste daher gestern Mut zugesprochen werden. Je länger die jetzige Situation andauert, desto gefährdeter ist ihr Durchhaltewillen und derzeit ist kein Ende in Sicht.

Obwohl in den Medien der EU-Länder mitunter immer noch von möglichen ukrainischen Offensiven geredet wird – in den letzten Wochen allerdings abnehmend – glaubt eine große Mehrheit der EU-Bevölkerung nicht daran, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnen kann. Das gilt selbst für den größten Teil derjenigen, die einen solchen Sieg herbeiwünschen und die bereit wären, dafür gewisse wirtschaftliche Opfer zu bringen. Die EU-Bevölkerung schätzt die Lage im Durchschnitt realistischer als die Journalisten und Politiker wahrhaben wollen. Das gilt auch für eine mögliche EU-Mitgliedschaft der Ukraine. Für die (west- und mittel-)ukrainische Bevölkerung ist Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft fast die letzte Hoffnung. Einer großen Mehrheit der EU-Bevölkerung erscheint sie absurd. Die Politiker wissen, dass sie auf absehbare Zeit nicht zustande kommen wird. Der ukrainischen Bevölkerung und der EU-Bevölkerung in dieser Situation öffentlich das Gleiche zu sagen, war bereits eine große Herausforderung.

Natürlich schaute auch die russische Intelligentsia zu, schon aus Neugier. Diese ist gespalten. Man darf aber wohl davon ausgehen, dass eine Mehrheit sich schon seit längerem vom Westen verraten fühlt. Das gilt besonders für diejenigen, die eine Sympathie für die westliche Lebensweise haben. Nach allem, was von der EU-Seite seit Jahren und besonders seit Ende Februar 2022 an pauschalen Aussagen gemacht wurde, darf es niemanden verwundern, wenn diese Gruppe der Sympathisanten kleiner wird. In Diskussionen in Russland hat sie einen schweren Stand. Die russischen Zuschauer der Kiewer Inszenierung waren besonders skeptisch. Sie wären nur durch Ehrlichkeit und Integrität zu gewinnen gewesen. Ehrlichkeit und Integrität waren aber unvereinbar damit, dass man der ukrainischen Bevölkerung und der EU-Bevölkerung gleichzeitig sehr verschiedene Botschaften übermitteln wollte.

Schließlich schauten, eher beiläufig, noch ein paar Leute aus Ländern zu, die nicht am Krieg beteiligt sind. In vielen dieser Länder sind die Sympathien für Russland gering. Schließlich hat Russland diesen Krieg gegen ein kleineres Brudervolk begonnen. Man sieht im Rest der Welt die Ursachen dieses Krieges aber als vielschichtig an, also viel differenzierter als sie von westlichen Journalisten und Politikern dargestellt werden. Vor allem bedeuten die geringen Sympathien für Russland nicht, dass es besonders große Sympathien für die Ukraine oder gar für den Westen gäbe. Im Vergleich zu anderen Kriegen der vergangenen zwei Jahrzehnte – auch solchen, die vom Westen begonnen wurden – verläuft dieser für die Zivilbevölkerung eher unblutig und mit vergleichsweise geringerem Elend. Mit diesem Satz will ich die Schrecken des Kriegs in der Ukraine nicht verharmlosen. Nur ist dieser Krieg nicht entfernt so singulär wie unsere Journalisten und Politiker das darstellen. Das bedeutet eben auch, dass Russland dem Rest der Welt nicht derart teuflisch erscheint wie uns. Außerhalb Europas hat nie jemand daran geglaubt, dass Kriege verschwinden werden. Der Rest der Welt, sofern er sich für die gestrige Kiewer Inszenierung interessierte, fragte sich eher, ob die EU nun eine Idee hat, wie es weitergehen soll. Auf diese Frage gab es eine eindeutige Antwort: Nein, die EU hat keine Idee.

Strategie vor der Zeitenwende

Bis etwa in den Januar 2022 glaubte der Westen, im Osten der folgenden Strategie folgen zu können. Ein Land nach dem anderen würde sich dem westlichen Lager anschließen, befördert durch die Strahlkraft des westlichen Reichtums und wo nötig durch westliche Unterstützung einheimischer oppositioneller Kräfte. Eine solche Unterstützung oppositioneller Kräfte ließ man auch Russland zuteil werden. Dieses revanchiert sich seit etwa zehn Jahren in gleicher Weise. Eine Aufnahme Russlands in das westliche Lager plante man allerdings nicht. Dazu ist Russland viel zu groß. Die Machtverhältnisse in der EU und der NATO würden sich zu stark verschieben. Seit Mitte der1990er Jahre war die westliche Strategie, die eigenen Bündnisse bis an die russische Westgrenze auszudehnen, aber Russland draußen zu halten. Putin, der das früh erkannte, hat 2007 auf der Münchner Sicherheitskonferenz vor den Folgen einer solchen Strategie gewarnt.

Russland, dessen Strahlkraft nicht ausreicht, um die ehemaligen Sowjetrepubliken wieder an sich zu binden, hatte in dieser Situation ein Interesse an Pufferstaaten zwischen seiner Westgrenze und der Ostgrenze der westlichen Bündnisse. Mit einem missglückten Versuch, im zweiten Halbjahr 2020 in Belarus einen Regierungssturz zu erreichen, hat der Westen diesen Staat weiter in die Arme Russlands getrieben. Gleichwohl ist Belarus ein Pufferstaat geblieben. Das Land ist nicht mehr und nicht weniger am Krieg zwischen Russland und der Ukraine beteiligt als es die NATO und die EU auf der anderen Seite sind. Für Russland ist das vorteilhafter als eine direkte Kriegsbeteiligung von Belarus, die eine lange gefährliche Konfrontationslinie mit der NATO schaffen würde.

Was nun die Ukraine betrifft, so war diese bis 2014 ein typischer Pufferstaat. Diese Situation endete Ende Februar 2014. Ein von den Außenministern Frankreichs, Deutschlands und Polens garantiertes Abkommen über eine Machteilung und Neuwahlen wurde keine drei Stunden eingehalten. Am Folgetag kam es in der Ukraine zu einem Putsch. Auch wenn dieses Wort in diesem Zusammenhang im Westen niemand gern hört, war es ein solcher. Obwohl vor dem Parlament in Kiew bewaffnete Oppositionelle lagerten und Abgeordnete der Regierungsfraktion bedrängten, kam die von der Verfassung verlangte Mehrheit für die Absetzung des russlandfreundlichen Präsidenten nicht zustande. Gleichwohl nahm sich die Opposition, die zu diesem Zeitpunkt die Straßen Kiews militärisch beherrschte, die Macht. Der Westen erkannte die so geschaffene Regierung unverzüglich an.

Russland reagierte mit der Annektion der Krim und mit der Unterstützung des Anti-Maidan in der Ostukraine. Die USA schickten daraufhin Mitte April 2014 den CIA-Chef nach Kiew. Unmittelbar nach dessen Besuch eröffnete die Regierung der Ukraine mit bewaffneten Angriffen auf Anti-Maidan-Kräfte den Bürgerkrieg. Sie war zunächst erfolgreich. Ukrainische Truppen standen im August 2014 bereits am Stadtrand von Luhansk. Allerdings erlitten sie Ende August durch schlechte Führung und Koordination, durch eine Parade in Kiew zum Unabhängigkeitstag der Ukraine während tausende Soldaten bei Ilowajsk eingekesselt waren und durch das zeitgleiche Eingreifen russischer Kontingente auf der Seite der Separatisten eine vernichtende Niederlage. Die militärische Situation der Ukraine war danach so schlecht, dass sie ein Waffenstillstandsabkommen abschließen musste, welches den Separatisten eine starke Position im Ringen um Autonomie verschaffte (Minsk-I). Die ukrainische Seite brach dieses Waffenstillstandsabkommen praktisch sofort mit Angriffen auf den Flughafen von Donezk. Nach weiteren ukrainischen Niederlagen wurde am 12. Februar 2015 auf Initiative von Deutschland und Frankreich das ebenfalls für die Ukraine unvorteilhafte Abkommen Minsk-II abgeschlossen. Wir wissen inzwischen von zwei damaligen Beteiligten – der damaligen deuutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem damaligen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko – dass der Westen und die Ukraine nie vorhatten, dieses Abkommen umzusetzen. Vielmehr sollte der Ukraine eine Atempause verschafft werden, um sie stärken zu können. Gleichwohl wurde Minsk-II durch einen einstimmigen UN-Sicherheitsratsbeschluss zu einem völkerrechtlich bindenden Vertrag. Das geschah mit Zustimmung der westlichen Vetomächte.

Russland glaubte, mit Minsk-II am Ziel zu sein. Die in diesem Vertrag festgeschriebene Autonomie des Donbass schuf de facto eine Pufferzone. Diese Autonomie sollte durch eine Veränderung der ukrainischen Verfassung garantiert werden. Die Oblaste Luhansk und Donezk hätten eigene Polizeieinheiten unterhalten können. In den folgenden 7 Jahren setzten die ukrainische Zentralregierung und das ukrainische Parlament nichts davon um. Stattdessen wurde die Ukraine mit westlicher Hilfe aufgerüstet. Ihr wurde eine NATO-Mitgliedschaft in Aussicht gestellt. Russland sah sich damit wieder dem Szenario einer Ausdehnung der NATO bis an seine Westgrenze auf breiter Front gegenüber. Gleichzeitig wurden durch die von der EU geplante schnelle Abkehr von fossilen Energieträgern die wirtschaftlichen Beziehungen Russlands mit der EU mittel- bis langfristig unattraktiv.

Angesichts dieser Lage entschloss sich die russische Führung unter Wladimir Putin im Frühjahr 2021, dem Westen und der Ukraine zu signalisieren, dass Russland den Einbezug der Ukraine in die NATO nicht akzeptieren würde. Russland baute eine erhebliche militärische Drohkulisse an den ukrainischen Grenzen auf. Im Spätherbst 2021 bis in den Januar 2022 erläuterte Russland seine Forderungen, insbesondere den westlichen Verzicht auf eine zukünftige Zugehörigkeit der Ukraine zur NATO. Als weder die Ukraine noch die NATO sich auch nur das geringste Stück bewegten, erkannte Russland am 21. Februar 2022 zuerst die Separatistenrepubliken Donezk und Luhansk als Staaten an – was es seit 2014 wohlweislich vermieden hatte – und griff am 24. Februar die Ukraine ohne Kriegserklärung an.

Bisherige Ergebnisse des Ukraine-Kriegs

Nach russischen Anfangserfolgen bis in den Juli 2022 und einer sich ständig steigernden ukrainischen Rhetorik ist eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine auf absehbare Zeit undenkbar geworden. Die Ukraine kann nicht in die NATO aufgenommen werden, solange sie sich im Krieg mit Russland befindet oder Gebietsansprüche an Russland stellt. Vor dem Februar 2022 wäre eine Aufnahme unter Verzicht auf die Krim noch eine denkbare Lösung gewesen. Spätestens seit der russischen Annexion von vier ukrainischen Regionen (Oblasten) am 30. September 2022 ist eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine ohne einen vorherigen vollständigen militärischen Sieg der Ukraine undenkbar. Ein vollständiger militärischer Sieg der Ukraine ist angesichts der Kräfteverhältnisse ebenfalls undenkbar. Gleichzeitig wird Russland nicht die Gesamtukraine besetzen oder annektieren. Russland hat damit aus militärischer Sicht den Pufferstaat geschaffen, den es zwischen sich und der NATO sehen möchte. Das ist der ukrainischen Führung und den Führungen der NATO-Staaten durchaus klar. Es ist sogar den westlichen Leit-Journalisten klar, weswegen das Thema einer ukrainischen NATO-Mitgliedschaft bereits seit Monaten aus den Medien verschwunden ist.

Umso wichtiger ist eine potentielle EU-Mitgliedschaft der Ukraine für die Gesichtswahrung des Westens und als Hoffnungsschimmer für die ukrainische Bevölkerung. Das Problem ist allerdings, dass eine EU-Mitgliedschaft der Ukraine nicht im Interesse der EU ist. Sie ist nicht einmal im Interesse Polens, das innerhalb der EU und der NATO neben den kleinen baltischen Republiken der konsequenteste Unterstützer der Ukraine ist. Dafür gibt es handfeste Gründe, zum Beispiel den Agrarsektor, die Unterstützungszahlungen und den relativen Einfluss Polens in der EU. Die Ukraine hat etwas mehr Einwohner als Polen. Natürlich können polnische Politiker das so nicht aussprechen. Stattdessen sagte der polnische Außenminister Jablonski am 29. Januar im Fernsehen: Doch, doch, die Ukraine könne schon in einigen Jahren EU-Mitglied werden. Sie müsse nur zuvor den Krieg gegen Russland gewinnen.

Ich kann hier nicht all die anderen Ausflüchte verlinken, die Politiker aus EU-Ländern in den letzten Tagen vorbrachten, um die Erwartungen der ukrainischen Bevölkerung wieder zu dämpfen, die man mit der Kiewer Inszenierung doch eigentlich hatte befördern wollen. Die Strukturen der EU ließen das nicht zu, es wäre unfair gegenüber schon länger wartenden Kandidaten, die Ukraine müsse zunächst viele Regeln anpassen, die Korruption müsse abnehmen und die Ukraine müsse zuerst ein Rechtsstaat werden. All das ist richtig. Es ist allerdings bemerkenswert, dass EU-Politiker und westliche Journalisten ausgerechnet im Zusammenhang mit der gestrigen Kiewer Inszenierung darauf hinweisen, dass die Ukraine kein Rechtsstaat ist. Bis vor kurzem galt es noch als russlandfreundlich, das auszusprechen.

Was hatte also die EU-Delegation gestern im Gepäck, außer ein paar warmen Worten, denen die daheimgebliebenen Politiker gleich widersprachen? Nicht viel. Ein wenig Finanzunterstützung, von der man (wenn es nicht so geschmacklos wäre), sagen müsste, dass sie zum Sterben zuviel, aber zum Leben zu wenig ist. Jeder, der drei Minuten nachdenkt, wird darauf kommen, dass zerstören sehr viel billiger ist als aufbauen. Russland hat nicht die wirtschaftliche Stärke des Westens. So lange Russland aber zerstört und der Westen aufbauen muss, hat Russland im Wirtschaftskrieg einen Vorteil. Für die russische Bevölkerung ist der Krieg freilich nicht vorteilhaft. Der ginge es im Frieden besser, wie auch der EU-Bevölkerung oder gar derjenigen der Ukraine. Ich habe eine schlechte Nachricht: Das interessiert die jeweiligen politischen Führungen überhaupt nicht, so lange ihre Macht gefestigt bleibt.

Den EU-Kandidatenstatus konnte man der Ukraine auch nicht mehr schenken, denn sie hat diesen bereits seit dem 23. Juni 2022. Ich habe noch eine schlechte Nachricht: Die Türkei hat den EU-Kandidatenstatus seit dem 11. Dezember 1999. Sie hat in der Nacht vom 3. zum 4. Oktober 2005 Beitrittsverhandlungen aufgenommen. Diese ruhen seit 2016. Niemand geht davon aus, dass die Türkei in absehbarer Zeit EU-Mitglied wird.

Wenn man es genauer überlegt, ist am 23. Juni 2022 billige Symbolpolitik betrieben worden – und gestern auch. Das ist auf allen vier Seiten der Mehrheit auch klar: in der Ukraine, in den EU-Ländern, in Russland und in den nicht an diesem Krieg beteiligten Ländern. Tatsächlich hat der russische Überfall die EU-Perspektive der Ukraine verschlechtert, der bereits in einem früheren symbolpolitischen Akt am 27. Juni 2014 der Status eines der EU assoziierten Landes zuerkannt worden war. Das liegt einerseits am faktischen Staatsbankrott der Ukraine und an den Zerstörungen. Daraus würden den bisherigen EU-Ländern im Fall einer ukrainischen Mitgliedschaft erhebliche Verpflichtungen erwachsen. Andererseits liegt es an einigen Gesetzen, die das ukrainische Parlament seit Kriegsbeginn erlassen hat. Diese sind einerseits den Werten der EU diametral entgegengesetzt. Andererseits werden sie aber angesichts der Situation nicht leicht zu kassieren sein. Zudem liegt es noch am gestiegenen Einfluss ultranationaler und rechtsextremer paramilitärischer Vereinigungen. Über diese redet im Westen niemand gern. Ihre Existenz ist aber jedem bewusst, der in diesem Krieg verfolgt, was für Truppenteile wo stehen. Diese Gruppierungen und ihr Einfluss in der Ukraine sind für Putin von Vorteil, auch wenn er das natürlich nie zugeben würde. Was die EU-Perspektive der Ukraine angeht, hat Putin sein Kriegsziel ebenfalls bereits erreicht.

Fazit

Ich finde es völlig verständlich, dass die politischen Führungen der Ukraine, der EU und der USA nicht zugeben möchten, wie sehr sie sich vor dem 24. Februar 2022 verzockt hatten. Die russische Führung unter Putin hat diesen Krieg begonnen, weil er für sie als Führung vorteilhaft war und weil er im strategischen Interesse Russlands lag. Das hätte die andere Seite bereits während des Aufmarsches erkennen müssen und es hat nichts mit Moral oder Recht zu tun. Die beiden Überlegungen der russischen Führung haben sich aus ihrer Sicht auch als richtig erwiesen. Dass die NATO, die EU und die Ukraine sich geweigert haben, zwecks Vermeidung eines Krieges Russland ein Stück entgegenzukommen, hat sich als falsch erwiesen. Auch das hat nichts mit Moral oder Recht zu tun, sehr wohl aber mit Realpolitik.


238 Antworten zu “Die eurostrategische Lage der Ukraine”

  1. Während militaryland.net sich gestern nicht weiter zur russischen Offensive von Kreminna aus geäußert hat, hat das ebenfalls auf ukrainischer Seite befindliche Institute for the Study of War (ISW) eine Karte veröffentlicht, die in diesem Gebiet ein stärkeres Vordringen der russischen Kräfte nahelegt.

    Bereits das bestätigte Vordringen geht über eine Bahnlinie hinaus, die bei militaryland.net noch die Kontaktlinie bezeichnet. Das von russischer Seite behauptete Vordringen geht bis zum Ortsrand von Torske. Vermutlich ist diese Version richtig oder nahezu richtig, denn der ukrainische Präsident Selenskyj spricht von einer schwierigen Lage in Richtung Lyman. Torske liegt etwa auf halbem Weg zwischen der vorherigen Frontlinie bei Kreminna und Lyman.

    Die Karte beim ISW bestätigt auch, dass die russische Seite von Süden aus den Stadtrand von Vuhledar erreicht hat und einen Keil auf der östlichen Seite von Vuhledar vorgeschoben hat.

  2. «Dass die NATO, die EU und die Ukraine sich geweigert haben, zwecks Vermeidung eines Krieges Russland ein Stück entgegenzukommen, hat sich als falsch erwiesen. Auch das hat nichts mit Moral oder Recht zu tun, sehr wohl aber mit Realpolitik.»

    Ja, das waere Realpolitik und aus meiner Sicht geboten gewesen.

    …und einer Erpressung nachkommen. Wie viele wuerden folgen? Das ist das Problem.

    Andererseits: Wenn das gleiche andere machen (d.h. wenn’s gerade passt), hat der «politische» Westen damit ueberhaupt kein Problem.

    • «…und einer Erpressung nachkommen. Wie viele wuerden folgen? Das ist das Problem.»

      In der Politik sind Erpressungen nun mal gang und gäbe. Der Westen betreibt kontinuierlich Sanktionspolitik gegenüber allen Ländern, die ihm irgendwie nicht passen. Das kann sogar NATO-Verbündete betreffen (Türkei). Was ist das, wenn nicht Erpressung?

      Man kann sogar noch weiter gehen und sagen, dass Druck, um bestimmte Interessen durchzusetzen, in menschlichen Beziehungen gang und gäbe ist.

      Im Fall der Ukraine war die Frage, ob die Interessen des Westens und der Ukraine ein Nachgeben wirklich verboten. Das sehe ich nicht. Es ging da um Rechthaberei und Machtpolitik. Soweit es um Machtpolitik ging, war die Entscheidung falsch, denn die Ergebnisse sind auch machtpolitisch unvorteilhaft (von allem anderen abgesehen).

        • Im Prinzip bin ich ja sogar dafür, bei Erpressungen gegenzuhalten. Ich kann da ziemlich hart sein, wenn es jemand bei mir versucht.

          Es muss aber halt aufgehen und die Kosten müssen in einem vernünftigen Verhältnis zu den Kosten des Nachgebens stehen.

          Am Blödesten ist es, riesige Opfer zu bringen, um dann zu sehen, dass die andere Seite sich doch nehmen kann, was sie vorher wollte – und noch mehr dazu. Ausserdem ist Nachgeben schmerzhafter, wenn es durch Gewalt erzwungen wurde, als wenn man es zu einem Zeitpunkt getan hätte, wo man es noch unter Klugheit verbuchen konnte.

          • Genauso ist auch meine Meinung. Am Ende wird die Ukraine mit leeren Haenden dastehen – und dazu noch ein zerstoertes Land. EU-Mitgliedschaft koennen sie dann auch vergessen.

            Selenskyj: «Wir werden solange kämpfen, wie wir können», betonte Selenskyj am Freitag zum Abschluss eines EU/Ukraine-Gipfels in Kiew. Bachmut sei eine «Festung».

            • «Bachmut sei eine «Festung».»

              Mir sieht es derzeit danach aus, als ob die russische Seite Bachmut stürmen könnte, aber das aus folgenden Gründen nicht tut:

              Die weitere (mittelfristig aussichtslose) Verteidigung von Bachmut bindet erhebliche ukrainische Kräfte und logistische Kapazitäten, Letzteres, weil die bequemen Nachschubrouten bereits blockiert sind. Die ukrainischen Verteidiger von Bachmut können aber nicht wagen, Gegenoffensiven zu starten, selbst wenn die Angreifer ihre Kräfte etwas ausdünnen.

              Die russischen Kräfte greifen in dieser Situation in Frontabschnitten an, die nahe bei Bachmut liegen, wo angesichts der Kapazitäten die ukrainische Seite ihre Truppen hat ausdünnen müssen. Das hat zwei Folgen. Erstens gehen ausgebaute ukrainische Verteidigungsstellungen verloren, auf die man sich eigentlich nach einem Fall von Bachmut hatte verlassen wollen, damit es nicht auch noch größere Geländeverluste gibt. Zweitens gerät Bachmut mehr und mehr in Gefahr, völlig eingeschlossen zu werden, weil die Russen nördlich und südlich davon vorrücken. Das bedeutet drittens, dass die russische Seite vielleicht überhaupt nicht stürmen muss, Bachmut wird irgendwann aufgegeben werden müssen.

              Militärisch ist das widersinnig. Der hinhaltende Widerstand in Bachmut würde Sinn ergeben, wenn sich dadurch die Verteidigungsaussichten für den westlich davon liegenden Raum verbessern würden, zum Beispiel, weil man sich Zeit verschafft, Verteidigungsstellunge zu bauen oder weiter zu befestigen. Wenn sich aber die Aussichten für den dahinter liegenden Raum dadurch verschlechtern, dass man weiter in Bachmut steht, dann muss man sich aus Bachmut zurückziehen.

              Vielleicht begreift der neue Verteidigungsminister das ja und dringt damit bei seinem Präsidenten durch. Inkompetent ist Budanov ja wohl nicht.

              • Ihre Ueberlegungen sind sehr logisch.

                «…Bachmut wird irgendwann aufgegeben werden müssen.»

                Ja, weil da niemand mehr lebt, der es verteidigen koennte.

                «…der neue Verteidigungsminister»

                Na noch ist es nicht so weit.

                https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/ukraine-verteidigungsminister-weiterhin-im-amt-18658276.html

                Dann noch das:

                «Die Schweiz könnte mit ihrer jahrhundertealten Tradition, ein neutraler Staat zu sein, brechen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet über einen Wandel in der öffentlichen und politischen Meinung, das Verbot des Exports von Schweizer Waffen in Kriegsgebiete aufzuheben.»

                Was ist da bei «Ihnen» los?

                • Hmm, das hat was. Der Chef der Fraktion, die im Parlament die absolute Mehrheit hat und von der Partei des Präsidenten gestellt wird, sagt, dass der Verteidigungsminister ein anderes Ministerium übernimmt und wer sein Nachfolger wird. Der Verteidigungsminister weiss von nichts, der Präsident sagt weder Ja noch Nein und das Land ist im Krieg.

                • «berichtet über einen Wandel in der öffentlichen und politischen Meinung»

                  Eher der veröffentlichten Meinung. Die sicherheitspolitische Kommission des Ständerats (entspricht in etwa dem deutschen Bundesrat) hat empfohlen, dass Drittstaaten nach einer Frist von 5 Jahren aus der Schweiz bezogene Waffen und Munition auch in Kriegsgebiete weitergeben dürfen sollen. Damit das der Ukraine zugute kommt, soll es auch rückwirkend gelten, also für Munition, die Deutschland vor mehr als fünf Jahren für den Gepard beschafft hat.

                  Das ist durchaus nicht unumstritten. Mehrere Nationalräte (entspricht Bundestagsabgeordneten) von links bis rechts haben sich recht scharf dagegen ausgesprochen.

    • Als Beispiel nehme ich mal NS2. Um den Bau zu verhindern haben die USA Sanktionen bzw Drohungen benutzt. Alle Beteiligten werden in USA entsprechend behandelt, sollten sie sich nicht zurückziehen.
      Selbst Catering Firmen die die Verlegeschiffe versorgten wurden bedroht. Seillieferanten, Finanziers, usw.
      Da die USA weiter unsere besten Freunde sind, scheint Erpressung eine Frage woher sie kommt zu sein.
      Das «wenn ihr…», «dann…» ist eigentlich recht häufig.

        • Normalerweise würde ich sagen: Bullshit. In dem ganzen Text gibt es keinen Beleg. Die Zitate von Nuland, Blinken und Biden sind so mehrdeutig, dass sich daraus nichts schließen lässt. Die ganze Story beruht auf nur einer Quelle, die anonym bleibt und keine der Behauptungen über die Aktion kann gegenrecherchiert werden. Die einzige nachverfolgbare harte Information ist diejenige von Theodore Postol, aber das ist nur eine Erwägung, wie man das hätte genau machen müssen, wenn man es prinzipiell so gemacht hätte.

          Ja, es ist Seymour Hersh. Die Geschichte ist plausibel, sie ist sogar wahrscheinlich (man muss so etwas mit so konkreten Details erst mal so erfinden, ohne dass es intern widersprüchlich oder anderweitig widerlegbar ist). Dass Russland selbst Nordstream 2 (und 1) sabotiert haben soll, ist absurd, dass es die USA getan haben, die wahrscheinlichste Erklärung.

          Aber ein Beweis ist der Artikel von Hersh eben nicht.

          • Hab› mir den Artikel dazu erstmal beim Freitag durchgelesen.

            Yeap, ist Bullshit – solange die Beweise fehlen. Schliesslich muss man die gleichen Maszstaebe anwenden, die man auch auf der anderen Seite (z. B. MH17) verlangt. Nur weil es einem plausibel erscheint, muss es noch lange nicht die Wahrheit sein.

            Z. Zt. ist es eine VT und nicht mehr.

  3. Die Ukraine wechselt ihren Verteidigungsminister aus. Der am 4. November 2021 ernannte, 56-jährige Oleksii Reznikov war am 1. November 2021 vom Ministerposten für die Reintegration der temporär okkupierten Territorien der Ukraine zurückgetreten. Dieses vorherige Ministeramt war mit der Position eines stellvertretenden Premierministers verbunden gewesen. Zuletzt war er wegen Korruptionsvorwürfen in Bezug auf die Beschaffung von Lebensmitteln zu überhöhten Preisen in die Schlagzeilen geraten. Reznikov wechselt in das Amt des Ministers für strategische Industrien.

    Ersetzt wird er durch Kyrylo Budanov (37). Budanov ist Veteran des ukrainischen Bürgerkriegs von 2014/15 und hat von 2018 bis 2020 an militärischen Spezialoperationen teilgenommen, die der Geheimhaltung unterliegen. In diesem Zeitraum scheiterte ein mutmaßlich russischer Attentatsversuch gegen Budanov.

    Seit dem 5. August 2020 war Budanov Chef des ukrainischen Militärgeheimdiensts. Am 11. März 2022 war er zum Vorsitzenden der Hauptverwaltung für die Behandlung von Kriegsgefangenen ernannt worden. Im September 2022 war er an der Aushandlung eines grossen Gefangenenaustauschs mit Russland beteiligt.

  4. Wenn ich mir Karten ansehe komme ich manchmal auf die Idee, Russland könnte die Wasserstraßen an Kiew vorbei, den Dnipro entlang in den Süden, als zukünftige Grenze anpeilen. Ich habe keine Belege dafür, aber mich würden andere Meinungen dazu interessieren.
    Wäre eine sogenannte natürliche Grenze und praktisch in der Definition.

    • Es gibt in Russland aus (sehr alten) historischen Gründen eine Fraktion, die tatsächlich die ganze linksufrige Ukraine zu Russland schlagen möchte. Klug wäre das nicht. Die Bevölkerungsmehrheit neigte vor dem Krieg nur in den Oblasten Luhansk und Donezk zu Russland (und natürlich auf der Krim). In den Oblasten Charkiw, Saporischschija und Cherson war es gemischt.

      In den Regionen Dnipropetrovsk, Poltawa, Tschernihiw und Sumy gab es nicht so viel Russlandfreundlichkeit. Das wird sich kaum zugunsten Russlands geändert haben.

      • Danke für die Einschätzung. Den ersten Teil kannte ich nicht.
        Es wäre dann wohl eher ungünstig, sich bestimmte Gebiete weiter westlich einzuverleiben. Ein dauernder Unruheherd wäre nicht zu unterschätzen.
        Die Frage ist nur, wohin will man? Viell. will man nur eine gute Position für Verhandlungen, indem man den Westen zur Aufgabe zwingt und die bis jetzt eroberten Gebiete «eingemeindet».
        Es wäre auch durchaus möglich, daß mittlerweile alle Seiten nicht mehr so recht wissen, wohin das führen soll. Immerhin werden Kriege gerne zu Selbstläufern und nur noch der Krieg an sich zählt.
        Leider werden dadurch andere Kriege und weitreichende Problemfelder unterminiert und das könnte zu unerwarteten Folgen führen. Ich schätze die internationale Lage als mittlerweile sehr komplex ein und Manches wird kaum noch beachtet. Aber auch nationale Problemfelder wachsen sich aus im Schatten des Krieges. Ich halte es für unmöglich, das alles mit dem jetzigen Personal halbwegs in geordnete Bahnen zu lenken. Mir kommt da «Glücksspiel» in den Sinn.

        • «Es wäre auch durchaus möglich, daß mittlerweile alle Seiten nicht mehr so recht wissen, wohin das führen soll.»

          Das ist in der Tat schwer zu beurteilen. Für Russland kann es durchaus Sinn ergeben, die ukrainische Armee langsam aufzureiben, besonders, wenn man das Land eben nicht als ganzes besetzen will. Nach einer raschen Verhandlungslösung im April 2022 wäre die Ukraine militärisch stark geblieben.

          Es ist also nicht klar, was militärisches Unvermögen auf russischer Seite ist und was ein absichtlich geführter Abnutzungskrieg.

          Die russische Führung braucht keine Verhandlungslösung, wenn sie der eigenen Bevölkerung einen Krieg über noch zwei oder drei Jahre verkaufen kann. Irgendwann verläuft dann die Grenze in etwa entlang der annektierten Oblaste und die Ukraine ist so weit geschwächt, dass grössere Angriffe an dieser Frontlinie undenkbar geworden sind. Dann kann man die Frontlinie befestigen und den Konflikt auch einfrieren, was eine NATO-Mitgliedschaft und EU-Mitgliedschaft der Ukraine wirksam ausschliessen würde. Jeden Aufrüstungsversuch kann man danach immer noch mit Luftangriffen beantworten.

  5. militaryland.net ist seit einigen Tagen recht einsilbig geworden. Die Karten und einzelne Kommentare zur Lage legen aber nahe, dass die Front an mehreren Stellen in Bewegung gerät.

    Das lange umkämpfte Marinka scheint gefallen zu sein: Es gibt eine Aufnahme, auf der ein ukrainischer Panzer auf ein Industriegebiet im Südwesten der Stadt schießt.

    Südlich von Avdiivka haben die russischen Truppen Vodyane passiert und nördlich von Bakhmut haben sie bei Krasna Hora ein ehemaliges sowjetisches Militärgelände erobert.

  6. Zitiert von faz.net:

    «„In einer Reihe von Regionen, insbesondere in den Grenz- und Frontgebieten, stellen wir Führungskräfte mit militärischer Erfahrung ein“, sagte Selenskyj. Dies seien Leute, „die sich am wirksamsten gegen die aktuellen Bedrohungen zur Wehr setzen können“. Generell sollten militärische Erfahrung aus dem bisherigen Kriegsverlauf mit der Führungsarbeit in der lokalen und zentralen Verwaltung verbunden werden.»

    Die Lage ist sehr ernst.

  7. bachmutaufgabe hat zu folge, dass der nächste verteidigungsring aktiv wird, ich denke sloviansk/kramatorsk (luftlinie 20+ km) und dann entlang des grossen bogens nach toretsk.
    der untere abschnitt ist aber gefährlich, falls es den durchbruch bei Avdiivka geben wird.
    und hier sieht man das dilema der ukras – sicherer wäre eine grade linie von sloviansk bis pokrovsk,
    da ist ein fluss und zig bergwerke.
    unabh. von der neuen linie, ein rückzug kann nicht heimlich erfolgen, zu gross und zuviele einheiten, pr-technisch ist es ein disaster, ich kann mir vorstellen, dass die ukras diese mannschaften bereits abgeschrieben haben, wg. zeitgewinn und verminung des geländes. ruskis werden auch zeit brauchen, die bahmutlinie vollständig zu säubern.

    • Ich denke, die ukrainische Seite würde versuchen, zunächst Stellungen deutlich vor Sloviansk/Kramatorsk zu verteidigen. Das hängt aber davon ab, welche Linien die russische Seite wo erreicht, bevor Bachmut aufgegeben wird. Ich denke auch, dass ein Kessel ein grösseres Desaster wäre als ein geordneter Rückzug (der allerdings angesichts der bereits blockierten grösseren Strassen tatsächlich schwierig ist).

      • der kessel ist eigentlich schon da für eine blockade/beschuss eines rückzugs, bahmut kann wohl mit grossem aufwand mit nachschub vorsorgt werden über wald/feldwege – hunderte von kämpfern können drüber aber nicht ohne absprache weg. die fahrzeuge für einen «vollständigen» abtransport müssten erst rüber – das geht nicht unbemerkt – bleibt zu hoffen, bei nacht und schlechtwetterfront zu fuss 10-15km westwärts zu flüchten, mit artillerie-sperr-feuer ist es sogar möglich.
        kurz danach weisse fahne @bahmut hissen und die verletzen kämpfer leben weiter.

        >Stellungen deutlich vor Sloviansk/Kramatorsk zu verteidigen

        mitten im winter im feld/wald/moor stellungen zu errichten ist schon schwierig, die sogenant. territorialkräfte zu überzeugen dort zu verharren ist noch schwieriger – da sind zig offene flächen zwischendurch, die leicht vom nachschub abgeschnitten werden können. schlimmer, die können umgangen werden ohne feindberührung.

        • «mitten im winter im feld/wald/moor stellungen zu errichten ist schon schwierig, die sogenant. territorialkräfte zu überzeugen dort zu verharren ist noch schwieriger – da sind zig offene flächen zwischendurch, die leicht vom nachschub abgeschnitten werden können. schlimmer, die können umgangen werden ohne feindberührung.»

          Es gibt ja bereits ausgebaute Verteidigungslinien, wobei aber stimmt, dass diese kein System mehr bilden, nachdem die russische Seite bereits einige wichtige dieser Stellungen eingenommen oder umgangen hat.

          • die ruskies erklären, dass die verteidungslinie in der südlichen richtung von kramatorsk nicht fertig sei, aber dies spielt erst in paar wochen eine rolle.

            zw. der linie bahmut/siversk und sloviansk/kramatorsk sind felder und paar wasserrinnen, dies ist offenes gelände im winter und kann von dronen und artillerie angegriffen werden, lieber dann selber die vorrückenden ruskies damit traktieren als selbst hier zu verharren.

  8. von beiden seiten gibt es die vermutung/gerüchte, dass jede seite eine offensive starten will.
    imho, charkiv samt den nordosten ist nicht so wichtig und immer in reichweite der rus. granaten aus dem grenzgebiet, kann später dran sein – sehen Sie die wahrscheinlichkeit, dass odessa das ziel sein wird? denn langfristig will RU keinen nato-hafen im norden des schwarzsees haben, ferner UKR wird immer für die schifffahrt um erlaubnis bitten müssen, es ist also politisch ein grosser gewinn….

    aber auch die UKR will spätestens in april eine offensive wagen ( spekulatius, ist mir klar! ), hier wäre doch die stossrichtung mariupol angesagt, wäre ein riesendisaster für RU und ukras könnten die kerchbrücken angreifen, um krim zu isolieren. eine offensive auf die krim ist wohl nicht machbar, ohne sie zu isolieren.

    • «von beiden seiten gibt es die vermutung/gerüchte, dass jede seite eine offensive starten will»

      Die Ukraine wirft gerade die (noch nicht ganz fertig) aufgestellten und ausgebildeten Einheiten an die Front, um Löcher zu stopfen. Wenn sie tatsächlich auf Offensivoperationen vorbereitet wurden (und das nicht nur Propaganda war), dann sind sie nicht optimal auf ihren Einsatz vorbereitet.

      «sehen Sie die wahrscheinlichkeit, dass odessa das ziel sein wird?»

      Nicht in nächster Zeit. Es ginge ja nur mit einer Landeoperation, unterstützt von den paar Kontingenten, die in Transnistrien stehen. Wenn mir jemand die Leitung einer solchen Operation antragen würde, würde ich um Entlassung nachsuchen. Das kann nur schiefgehen.

      Falls Russland allerdings zuvor ansderswo eine grosse und erfolgreiche Frühjahrsoffensive gelingen würde, müsste man die Situation danach neu bewerten.

      Insgesamt glaube ich immer noch nicht, dass Russland alle bereits annektierten Gebiete auch besetzen kann (insbesondere die Stadt Saporischschja nicht). Andererseits werden im Donbass gerade die bestausgebildeten und erfahrensten Einheiten der Ukraine aufgerieben und die bestausgebauten Verteidigungsstellungen überwunden. Die Frage ist, wie lange die Ukraine die Verluste einigermassen adäquat ersetzen kann. Wenn das nicht mehr gelingen würde, wäre plötzlich alles offen.

      • da hab ich einen anderen eindruck – im bahmut findet «resteverwertung» statt, auch in vuhledar… die anderen fronten sind «ruhig-er», es ist denkbar, dass bahmut noch gehalten wird, weil UKR eine offensive zur küste möchte – !irgendwann!
        ….ferner, Ihr argument kräfte zu binden, gilt vice versa.

        das halten der linie könnte der hoffung der ukras geschuldet sein, den durchstoss zur küste im südosten zu stützen => beste basis für verhandlungen, falls es an anderen optionen mangelt – bitte hier um bessere vorschläge – an alle!

        klar, kann es sein, dass die vermeintlichen blitzkrieg-offensiv-gerüchte bloss ablenkungs sind, von beiden seiten, mangels truppen und material 🙂 denn die ruskies sollen bis zur 500.000 truppen um das kampfgebiet versammelt haben, dennoch findet ein stellungskampf statt. auch bei den ukras – die «voll-trainierten und kriegserfahrenden kräfte» der urkas werden zurückgehalten, dabei sind es ca . 15-30 t einheiten zur ausbildung im westen – aber bei 300.000 soldaten mit ca. 2/400.000 reservisten und territorialkräften bis 500.000 – machen grad alle fronturlaub?

        ps : schwarzsee => schwarzmeer war gemeint ,sorry, kein deepl fehler!

        • «Ihr argument kräfte zu binden, gilt vice versa»

          Im Prinzip schon, nur ist die Frage, wer bei den Kämpfen in Bachmut mehr Ressourcen einsetzen muss und verliert. Wo der Zugang so prekär und die Stadt so zerschossen ist, ist das Halten sehr wahrscheinlich aufwändiger als eine Umgruppierung. Nur dass es inzwischen für eine verlustarme Umgruppierung bereits zu spät ist, wie Sie ja selbst andeuten.

        • «denn die ruskies sollen bis zur 500.000 truppen um das kampfgebiet versammelt haben, dennoch findet ein stellungskampf statt»

          Das dürfte tatsächlich übertrieben sein, aber dass es dort einen Aufmarsch hinter den Linien gibt, ist wohl keine Ente. Westliche Beobachter gehen davon aus; es wird auf Aufklärungsergebnissen beruhen.

          Dass vorerst trotzdem Stellungskrieg um wichtige Punkte der ukrainischen Verteidigungslinie geführt wird, widerspricht der Vorbereitung einer Offensive nicht.

          • ich gehe davon aus, dass die RU-offensive bereits im gange ist.

            die sache mit odessa ist eine art end-ziel und hochkompliziert, denn eine zerstörung der stadt wäre schlecht und ein angriff wird erschwert durch die AWACS über RO…

            ja, da haben Sie recht mit dem entlassungswunsch 😉

            • «ich gehe davon aus, dass die RU-offensive bereits im gange ist.»

              Das ist schwer zu sagen, ob es noch einen «Auftakt» mit einer Welle von Luftangriffen und dem Heranführen frischer Truppen aus dem Rückraum geben wird.

              Die ukrainische Seite scheint in Bakhmut wirklich so lange wie möglich weiterkämpfen zu wollen. Sie hat die 30. mechanisierte Brigade in das Gebiet verlegt, die an der Strasse M-03 nordnordwestlich von Bakhmut mit den russischen Truppen in Kontakt gekommen ist.

  9. «Am 19. Mai 2022 wies das ukrainische Ministerium für Kultur und Informationspolitik das Ukrainische Buchinstitut an, alle in Russland veröffentlichten, auf Russisch veröffentlichten oder aus dem Russischen übersetzten Werke zu vernichten.

    Laut der Direktorin des Buchinstituts und ehemaligen Präsidentin des Verlagsforums, Oleksandra Koval (Foto), geht es darum, mindestens 100 Millionen Bücher zu vernichten, die das Böse vermitteln. Einige Werke werden von Universitätsbibliotheken aufbewahrt, um von Forschern über den Ursprung des Bösen untersucht zu werden.

    Dieses Autodafé gilt für alle Klassiker der russischen Literatur von Alexander Puschkin über Leo Tolstoi bis Fjodor Dostojewski.»
    https://www.voltairenet.org/article217288.html
    Das wird die Spaltung von Ost und West in der Ukraine verstärken. Zählt man alle Vorkommnisse aller Seiten zusammen, kann man sich kaum vorstellen, daß die Vision, die Ukraine in den alten Grenzen wiederherzustellen, Bestand hat.
    Im letzten Jahr sollen 19 Millionen Bücher entfernt worden sein. Laut ukrainischen Meldungen.
    Die angedachte Neutralität der Ukraine sehe ich nicht mehr, eigentlich wäre nach heutiger Sicht eine Teilung u.U. die einzig sinnvolle Lösung.

    • Hmm… Dass leider Buecher von russ. Schriftstellern vernichtet werden, habe ich auch schon anderswo gelesen. Allerdings:

      «Einige Werke werden von Universitätsbibliotheken aufbewahrt, um von Forschern über den Ursprung des Bösen untersucht zu werden.»

      kommt mir schon etwas -na ja -fake vor. Wenn ich mir dann auch noch paar andere Artikel von «voltairenet» anschaue, scheint mir da manches (siehe auch Covid) VT-maeszig.

      Trotzdem danke fuer die Info. Kann mich ja auch irren.

      • Anmerkung:
        Ich habe voltairenet nicht genommen, weil ich die Glaubwürdigkeit hoch oder niedrig einschätze. Nur um mir Text zu sparen und ich die gleiche Nachricht auch auf anderen Seiten gefunden habe. Ich hätte auch von einer anderen Seite zitieren konnen. Also reiner Zufall, daß es voltairenet war.
        Generell mißfällt mir Sprachen zu diskriminieren, Bücher zu entfernen/vernichten und damit Ressentiments zu schüren. Immerhin betrifft es ja nicht den Inhalt der meisten Bücher, sondern die Sprache/Herkunft. Wie man danach mit der Ost-Ukraine wieder zusammenleben will ist mir schleierhaft.

        • «Bücher zu entfernen/vernichten»

          Ja, das hatten wir ja schon mal in finstersten Zeiten.

          Ich glaube nicht, dass die Ostukraine als ein Bestandteil der Ukraine bleiben kann.

          Sonst hat man da einen staendigen Unruheherd.

          • Das war 2014 schon ein Problem. Ist heute noch gravierender geworden. Daher kann ich mir die Ukraine in den alten Grenzen nicht mehr vorstellen. Ukrainische Regierungsmitglieder haben ja auch schon eine «Säuberung» im Osten durchblicken lassen, wenn man den Krieg gewonnen hat.
            Insofern wäre eine Abtrennung dieser Gebiete ein Verhandlungsangebot und würde einige, spätere Probleme beseitigen. Die Parallele Türkei/Kurden drängt sich da auf. Da ist auch kein Ende in Sicht.

            • «Daher kann ich mir die Ukraine in den alten Grenzen nicht mehr vorstellen.»

              Das wird es in der Tat nicht mehr geben. Die Frage, die im Moment durch Krieg entschieden wird, ist nur, wo genau die Grenze verlaufen wird und ob es am Ende eine Einigung über diese Grenze gibt.

              • Das könnte man als Einstieg in einen Wendepunkt sehen. Die Grenze in Verhandlungen zu klären.
                Nachdem der Leiter des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats, Olexij Danilow sagte, Angriffe auf russisches Kernland sehe er als gerechtfertigt an, wäre diese Option vom Tisch. Dann müßten die Waffen entscheiden mit entsprechenden Folgen. Und natürlich müßte der Westen entscheiden, wie weit man gehen will. Nach den bisherigen Verlautbarungen wäre das «sehr weit».
                Deutsche Panzer auf russischem Gebiet kann man sich schwer vorstellen, aber das wäre durchaus im Bereich des Möglichen.
                Die Ukraine meinte zwar, sie würden keine Leopard dafür einsetzen, aber welche dann?
                Mit Raketen wäre möglich, aber es wäre wohl schwer, sich militärisch darauf zu begrenzen.
                Ich sehe einen Krieg nicht als Planspiel der determiniert abläuft wie am grünen Tisch besprochen.
                Die derzeitige Strategie beshränkt sich anscheinend auf «Waffen hineinpumpen» ohne Rücksicht auf Verluste. Wie die Mehrheit der Länder auf dieses Vorgehen reagiert bleibt abzuwarten. Es scheint so, als ob man in der Mehrheit nicht gerade der westlichen Sichtweise zugeneigt ist. Das wird zukünftig, viell. beim nächsten Krieg, eine Rolle spielen.

  10. paar sachen@body count im urka-ru-krieg, die mich erstaunen – nicht nur das schweigen in den
    medien imho wg. gleichschaltung D,PL,EN,USA – aber auch die gegenseite RU!

    wo sind die bekannten zahlen für gefangene plus die, ohne rückkehrwunsch, zurückgeführte body-bags, die diskrepanz zw. ukra-ru-gefangenenaustausch….und das wichtigste: aktive deserteure von beiden seiten – das sind nicht paar leute , dies müssten hunderte sein.

  11. «Ermittler: Putin hatte aktive Rolle bei Abschuss von Flug MH17
    Das geht aus abgehörten Telefongesprächen hervor, wie das Ermittlerteam in Den Haag mitteilt.
    So habe Putin sich entschieden, den von Moskau unterstützten Separatisten, die für den Abschuss verantwortlich sein sollen, eine Rakete zur Verfügung zu stellen. Einen ausdrücklichen Befehl, die Maschine abzuschiessen, habe der russische Präsident laut den Ermittlern aber nicht gegeben. Dieser könnte von Igor Girkin gekommen sein – der ehemalaige Führer der Volksrepublik Donezk gilt als einer der Haupttäter im Falle MH17. Der Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg erklärte, Russland habe die Rebellen in der Ukraine nicht nur mit Waffen versorgt, sondern auf deren Forderungen hin auch Artillerieangriffe ausgeführt. »

    Da die Rakete nicht in einer Stunde geliefert werden konnte, muß es wohl eine Rakete für einen noch unbestimmten Zweck gewesen sein. Teilweise hatten die Fluggesellschaften ja die Flugrouten über das Kriegsgebiet eingestellt.
    Über den genauen Hergang läßt sich aber immer noch wenig sagen. War der Abschuß einer Zivilmaschine beabsichtigt, wurde die Maschine nicht identifiziert? Man verschwendet ja keine Rakete ohne Sinn, vor allem, wenn man nur eine hat. So zumindest legt es die Meldung nahe.
    Vielleicht erfährt man noch näheres, denn die Meldung sagt nur etwas über die Lieferung aus. Ob Girkin den Befehl gab und aus welchem Grund steht noch aus.
    «Die Ermittlungen wurden eingestellt, da gegen niemand die Beweise für eine Anklage ausreichen.»
    In solchen Fällen ist ein Nachweis extrem schwierig, vor allem, weil verschiedene Parteien und Personen beteiligt waren. Sollte kein Zeuge gefunden werden, wird man wohl nie ein abschließendes Urteil fällen können.
    Ich lese gerade, es war ein Buk System, hatte ich vergessen. Dann könnten es vollbestückt auch mehrere Raketen gewesen sein, die geliefert wurden.

      • Sie wieder mit Ihren komischen Fragen (-;

        Die gesamte Qualitaetspresse hat diese Meldung uebernommen. Passt doch gerade gut. Da gehen dann die Waffenlieferungen noch lockerer von der Hand.

          • Ja, mir waere auch so, aber ich kann mich nicht mehr erinnern.

            Was die Meldung betrifft, da steht z. B. bei «tagesschau.de» unter der Ueberschrift: «Putin soll Raketenlieferung genehmigt haben»:

            «Die Beweislage reiche allerdings nicht aus für eine Verurteilung Putins oder anderer Vertreter der russischen Regierung.»

            Also – entweder haben sie Beweise oder keine.
            Wieso geht man mit nichts in der Tasche an die Oeffentlichkeit?

            Wenn in einem Mordfall ermittelt wird, gehen die Kommissare doch auch nicht mit nur Vermutungen zur Presse.

            • «Wieso geht man mit nichts in der Tasche an die Oeffentlichkeit?»

              Weil es immer ein paar Leute gibt, die so etwas glauben und noch mehr, die denken, es wird wenigstens irgendetwas was dran sein.

              Mit so etwas überzeugt man keine Skeptiker, aber es hilft, den Glauben der Rechtgläubigen zu festigen. Und die werden in den kommenden Wochen möglicherweise einen starken Glauben benötigen.

              • Ja, ich weiss.

                Soll ja Leute geben, die wollen mit Oel ins Feuer den Brand loeschen. Desto mehr desto besser. Und dann gibt’s andere, die glauben das sogar.

                Mit der «Qualitaetspresse» , die es im vergangenen Jtsd. mal gegeben haben soll, meinen Sie aber nicht etwa die der DDR? (Ironie off.)

                • «meinen Sie aber nicht etwa die der DDR? »

                  Nee, abgesehen vom «Sputnik» für ein paar Monate, bevor er dann verboten wurde, nicht. Vielleicht noch ein paar Monate zwischen Oktober 1989 und maximal Mai 1990.

                  Aber bei aller politischen Tendenz, die es immer gab, hatten grosse bundesdeutsche Zeitungen und die NZZ damals schon deutlich bessere Qualitätsstandards als jetzt.

            • Nun ja, in manchen Zeitungen klang es eben so, als ob Putin persönlich den Abschuß befohlen bzw genehmigt hat.
              Bei näherem hinsehen hat der das eine Buksystem genehmigt. Nicht den Abschuß.
              Die Presse ist mit Vorsicht zu geniesen. Bestimmte Portale haben es sich zur Aufgabe gemacht, eine regelrechte Kriegshetze zu verbreiten. Spekulationen oder Aufbereitung von meist nichtssagenden Nachrichten zu einer Schuldzuweisung. Ntv sticht mir da besonders ins Auge. Die Wortwahl ist eindeutig. Blome kam nicht umsonst von der BILD.

      • Nicht sehr. Es ist auch die Frage, ob man ein solches Gespräch abhören konnte.
        Zumindest kann man es behaupten.
        Es ist eh die Frage, welche Informationen echt sind und welche nicht. Nachdem Geheimdienste zur Verschwiegenheit und zur Lüge verpflichtet sind kann man von dort nichts erwarten.
        Bei Politikern: Nationale Sicherheit, oder manche wußten etwas gar nicht oder wollten es nicht wissen, oder haben es nicht verstanden.
        Viele im Bundestag haben ja auch gar keinen Zugang zu entsprechenden Informationen, da ist es leicht die Meinungen zu steuern.
        Daher ist es sehr schwierig in manchen Bereichen, überhaupt rudimentäre Informationen zu erhalten.
        Umfassend schon gar nicht. Oder es liegen 100 Jahre Aktensperre vor. NSU waren ca 130 Jahre Sperre. Was da wohl versteckt werden soll?

        • «Nachdem Geheimdienste zur Verschwiegenheit und zur Lüge verpflichtet sind kann man von dort nichts erwarten.»

          Der ganze MH-17-Prozess in Den Haag beruhte auf Telefongesprächen, die der ukrainische Geheimdienst SBU behauptet, 2014 abgehört zu haben.

          • und dennoch haben zig renommierte juristen, journalisten und zig dutzend andere menschen beim/am gericht dran mitgearbeitet und es nie in frage gestellt – ein merkwürdiges system haben wir hier.

            • Ja, das Politische hat sich in die Judikative ausgedehnt. Das ist ein allgemeiner Trend bei allen Prozessen, die politische Aspekte haben. Es wird häufig nicht mehr nach objektiven Rechtsgesichtspunkten geurteilt, sondern es werden politische Erwägungen bei der Entscheidungsfindung des Gerichts getroffen.

              Das ist eine schleichende Zersetzung der Rechtsstaatlichkeit. Wir hatten das bei Covid-19 in einer ganze Reihe von Fällen auch.

        • weils peinlich ist, mittlerweile ist die sperrung wieder runter auf 30 jahre,
          aber zschäpe soll als zeugin vor dem NSU-untersuchungsausschuss des bayerischen landtags erscheinen – dient wohl der wahrheitsfindung© fritz teufel 😉

          sie hat ja dummerweise «geredet» – jahre lang im prozess nicht, aber am ende schon, bei 5 anwälten überraschend.

  12. Ihren artikel haben Sie aber nicht zu ende geschrieben, es schreit förmlich nach eine prognose…
    ich wirf mal rein, dass der «westen» den knochen nicht loslassen wird.

    es sollen sich ca. 30.000 ukras in bahmut befinden, was wohl übertrieben ist, aber man kann wohl die hälfte annehmen und die führung weiss wohl und sehr gut, dass die dort nicht mehr richtig und in paar tagen gar nicht mehr versorgt werden können – sofern die sich nicht ergeben werden – gabs ja schon – wird selenski dies ausnutzen – forderung richtung nato-truppen könnte ich mir vorstellen.
    sogar ex-botschafter melnyk gibt sich freundlich bei der forderung nach deu. kampfflugzeugen, es muss ernst sein.

    ist die ukraine am ende, militärisch betrachtet – der kulminationspunkt erreicht?

    aber ausgehend von den publizierten und halbwegs geschätzten verlustzahlen beider seiten kann es wiederum nicht sein!

    • «ist die ukraine am ende, militärisch betrachtet – der kulminationspunkt erreicht?»

      Am Ende ist die Ukraine wohl nicht, aber in einer sehr kritischen Situation. Die ukrainischen Streitkräfte würden auch nach einer erfolgreichen russischen Grossoffensive nicht in einer so schwierigen Lage sein wie 2014 nach der Schlacht bei Ilowaisk oder gar die französischen Truppen 1940.

      Aber das Narrativ, dass die Ukraine alle besetzten Gebiete zurückerobern wird, würde völlig unglaubhaft, auch für viele, die im Herbst und frühen Winter daran geglaubt haben. Das wird Diskussionen über eine Verhandlungslösung befördern, gleichzeitig aber das Interesse Russlands an einer Verhandlungslösung weiter verringern.

      Wenn eine russische Grossoffensive erfolgreich wäre, denke ich nicht, dass die Ukraine danach noch einmal Parität an der Frontlinie erreichen könnte. Insofern wäre das ein Kulminationspunkt, ja. Gegenwärtig würde ich diesen Schluss aber noch nicht ziehen. Es ist wahrscheinlich, aber noch nicht vollendete Tatsache,

  13. militaryland.net:

    Wagner-Söldner drangen in die nördlichen Außenbezirke von Bakhmut ein und stießen auf heftigen Widerstand der ukrainischen Nationalgarde. Die Kämpfe gehen weiter.

    Ausgehend von geolokalisiertem Bildmaterial rückte der Feind westlich von Blahodatne vor und nahm die großen befestigten Stellungen in der Nähe ein. (Das sind die Stellungen, deren Umgehung von Norden militaryland.net vor zwei Tagen befürchtet hatte – GJ).

    Ein von der ukrainischen Adam Group veröffentlichtes Video zeigt, dass die Wagner-Söldner näher an Ivanivske heranrücken.

    Der ukrainische Generalstab meldete einen zurückgeschlagenen Angriff in der Nähe von Chasiv Yar, was darauf hindeutet, dass es den Wagner-Söldnern ebenfalls gelungen ist, sich der genannten Stadt zu nähern.

    Die Karte sieht jetzt nach einer etwas grösseren Umfassung der Stadt Bakhmut aus.

    Wagner-Söldner drangen in die nördlichen Außenbezirke von Bakhmut ein und stießen auf heftigen Widerstand der ukrainischen Nationalgarde. Die Kämpfe gehen weiter.

  14. Im Deutschlandfunk ist wieder mal von dem Grundsatz «Keine NATO-Bodentruppen» die Rede. Dass kann ein Hinweis darauf sein, dass Selenskij bei seiner Reise nach Paris und Brüssel dieses Thema hinter den Kulissen angesprochen hat. Es ist tatsächlich wahrscheinlich, dass die Ukraine in den kommenden Wochen und Monaten nicht genug Bodentruppen aufstellen kann, um eine Frontlinie zu halten.

    • publiziert wurde aber der wunsch von z. nach langstreckenwaffen (150-300km) und kampfjets westlicher bauart – die ausbildungszeit ist ja wohl länger als bei den panzern – sofern es nicht bereits stattfindet. ENG ist geneigt dem nachzugeben – F und D wohl auch – USA dann mit langstreckenw. –
      hier könnten aber westliche mannschaften als piloten und bediener auftreten, das werden wohl kaum neue freiwillige aus dem westen sein – schwups nächste stufe der beteiligung.

    • Irgendwann wird man wohl vor dieser Entscheidung stehen. Nach der Vorgabe, die Ukraine muß den Krieg gewinnen und dem erwünschten Endergebnis kann es kaum bei immer mehr Waffen bleiben. Oder man muß vorher die Reißleine ziehen.
      Ob man sich dann für diese Option entscheidet ist natürlich fraglich. Die Konsequenzen wären kaum abschätzbar.
      Zur Zeit sieht es leider nach einer «nach oben offenen Skala aus». Da ist natürlich auch Säbelrasseln dabei, nur der Ausgang aus dem Dilemma ist nicht sichtbar. Es kann ja nicht uferlos so weitergehen.

      • Der Westen und die UKraine haben sich dreimal verzockt: Vor dem 21./24. Februar 2022, bei der russischen Umgruppierung Ende März 2022, als die Ukraine nicht mehr glaubte, weiterverhandeln zu müssen und im Sommer 2022, als man an der Frontlinie Parität erreichte und aus einer Position relativer Stärke hätte Verhandlungen aufnehmen können.

        Ich denke nicht, dass westliche Bodentruppen bereit wären, Verlustraten hinzunehmen, wie sie gegenwärtig die ukrainischen Truppen haben. Auch wenn sie besser ausgerüstet und wohl zum Teil auch ausgebildet sind, haben sie kaum oder keine Kampferfahrung und würden gegen einen erfahrenen Gegner mindestens anfangs ähnlich hohe Verlustraten haben. Die Bundeswehr hat eine Personalstärke von 183.000 (aber wohl kaum genug einsatzbereite Waffen für diese). Laut Richard Kemp hatte die Ukraine bisher vermutlich Verluste von 120.000 Soldaten. Westliche Bodentruppen sind keine Option. Wenn der Westen in der Ukraine mit Bodentruppen eingreifen würde, würde Russland zudem möglicherweise im Gegenzug das Baltikum kassieren. Das wäre schwer zu verhindern.

        Langstreckenraketen und Kampfflugzeuge werden aber die Lage auf dem Boden nicht umkehren.

  15. Der britische Oberst Richard Kemp hat in einem kurzen Artikel für den «Daily Telegraph» die Vermutung geäussert, dass die russische Seite in den nächsten Wochen und Monaten «schockierende Gewinne» machen wird. Der Text ist auf seiner eigenen Webpage frei zugänglich.

    Richard Kemp steht ganz sicher nicht auf russischer Seite und er argumentiert natürlich damit auch für erweiterte westliche Waffenlieferungen. Seine Analyse passt aber zu dem aufgeschreckten Verhalten westlicher und ukrainischer Politiker. Im Moment starren der Westen und die Ukraine auf den russischen Aufmarsch wie das Kaninchen auf die Schlange.

    • am ende kemps textes steht aber das bekannte muster – mehr und schneller:

      It is essential that we not only maintain our combat supplies to Ukraine, but step it up even further and even faster. If Putin gains more ground, then Kyiv will need to counterattack more strongly, and will need more armoured vehicles, better air defences, longer-range missiles and vast quantities of artillery shells and ammunition. The only alternative is that President Zelensky is forced to come to terms, handing victory to Russia and defeat to Ukraine and Nato.

      bei der kaninchenstarre – ganz bei Ihnen – mit deja-vu: zelenski und paar seiner pappenheimer sind unbeeindruckt und entschlossen – russland stellt auf, lt. Ukrainian military official has estimated that Russia already has 1,800 tanks, 3,950 armoured vehicles, 810 Soviet-era multiple-rocket-launch systems and 400 fighter jets ready for ‹a new wave of attacks› in the coming days – sofern es wieder eine mehrfrontenoffensive sein wird – ich bezweifle, dass ein angriff auf kiev besser läuft als letztes mal -UKR hatte sie genug zeit, womöglich war die zurückhaltung in letzen 4 monaten eine vorbereitung – ist aber eine spekulation.

      • Ich würde sagen, es ist eine Frage der Mittel die man einsetzt, wenn Optionen zur Verfügung stehen.
        Kiew wäre gefallen, hätte man es wirklich darauf abgesehen. Bomberstaffeln und Flächenbombardements wären sicher möglich gewesen. Es wurde aber mit angezogener Handbremse agiert. Das als meine völlig unfachmännische Meinung.
        Man hat nicht zum letzten Mittel gegriffen. Daher ist ja auch jetzt noch eine weitere Eskalation möglich.
        Die Frage nach Details endet an der Geheimhaltung aller Seiten, auch unserer. Leute mit Fachwissen können sich der «Wahrheit» natürlich weiter nähern, zwischen den Zeilen lesen oder mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten. Sofern die Intension als seriös zu bezeichnen ist. Mit Zahlen ist es so eine Sache. Da man auch mit psychologischer Kriegsführung rechnen muß, sind diese natürlich mit einer gewissen Vorsicht zu geniesen. Diese Art Kriegsführung gilt nicht nur dem Gegner, sondern auch gegenüber der eigenen Bevölkerung und den Verbündeten.
        Man muß mit dem arbeiten, was man hat. Es ist ja keiner da dem man diese Fragen stellen könnte. Gut, stellen schon, mehr aber auch nicht.

        • «Es wurde aber mit angezogener Handbremse agiert.»

          Die Foreign-Affairs-Autorin (Dara Massicot) sieht das auch so, führt es allerdings darauf zurück, dass die russische Führung fest davon ausgegangen sei, dass es auch so reichen würde und dass sie die Ukraine ursprünglich nicht stark zerstören wollte, weil sie annahm, bald selbst für das Land verantwortlich zu sein.

          Ich denke eher, dass die russische Führung gedacht hat, mit einer begrenzten Aktion einen Verhandlungsfrieden zu ihren Gunsten erreichen zu können. Das wäre durchaus eine rationale Ueberlegung gewesen. Wenn der Westen und die Ukraine rational gewesen wären, hätten sie spätestens verhandelt, als sie sicher waren, dass Russland nicht blufft. Die Ukraine hat ja sogar verhandelt, bis sie die russische Umgruppierung Ende März fälschlich als eigenen Sieg interpretiert hat.

          • «Die Ukraine hat ja sogar verhandelt…»

            Weiss man denn, das das ernst gemeint war? Wenn ich mich recht entsinne, ging es bei Minsk 2 doch auch nur um Zeitgewinn.

            Ich denke Selenskyj haette gar nicht verhandeln koennen, dann waere er mindestens seinen Job los gewesen. Und der «Westen» dachte, die koennen Russland mit den Sanktionen in die Knie zwingen.

            «…die russische Führung fest davon ausgegangen sei, dass es auch so reichen würde und dass sie die Ukraine ursprünglich nicht stark zerstören wollte, weil sie annahm, bald selbst für das Land verantwortlich zu sein.»

            Bezieht sich das «weil sie annahm» jetzt auf Dara Massicot bzw. ihre Interpretation oder auf die russische Fuehrung?

            • «Weiss man denn, das das ernst gemeint war? Wenn ich mich recht entsinne, ging es bei Minsk 2 doch auch nur um Zeitgewinn.»

              Nach dem Vertrag Minsk 2 gab es keine grösseren Operationen der Separatisten gegen die Ukraine mehr. Es gab also einen Zeitgewinn. Bei den Verhandlungen im März 2022 war das aber nicht der Fall. Russland hat die Angriffe unvermindert fortgeführt.

              «Ich denke Selenskyj haette gar nicht verhandeln koennen, dann waere er mindestens seinen Job los gewesen.»

              Nun ja, gleich anfangs wurde einer seiner Verhandlungsführer, Denis Kireev, vom ukrainischen Geheimdienst ermordet. Bestätigt hat das pikanterweise am 23. Januar 2023 der Chef des ukrainischen Militärgeheimdiensts, Kyrylo Budanov, der diese Woche als kommender ukrainischer Verteidigungsminister gehandelt wurde.

              «Bezieht sich das «weil sie annahm» jetzt auf Dara Massicot bzw. ihre Interpretation oder auf die russische Fuehrung?»

              Dara Massicot nimmt an, dass die russische Führung das annahm 😉

              • «Dara Massicot nimmt an, dass die russische Führung das annahm »

                Ich sehe, Sie haben mich verstanden, obwohl ich mich mal wieder ziemlich doof ausgedrueckt habe. Aber genau das meinte ich. Andernfalls haette ja Putin schon damals gelogen, da es ja nur um die beiden Seperatistenrepubliken, die NATO-Mitgliedschaft und den Bullshit mit der Entnazifizierung usw. ging – niemals um die ganze Ukraine.

                «Denis Kireev»

                Kann mich sogar gut erinnern.

                «Ich denke eher, dass die russische Führung gedacht hat, mit einer begrenzten Aktion einen Verhandlungsfrieden zu ihren Gunsten erreichen zu können.» (GJ)

                Na wenn Putin (und Konsorten) das wirklich gedacht hat, kannte er den «politischen» Westen schlecht. Also auf eine kurze Formel gebracht: Wenn Biden, Johnson und Selenskij (und deren Berater) bloed waren, waere in dem Fall aber Putin der Bloedeste von allen gewesen.

                • «Na wenn Putin (und Konsorten) das wirklich gedacht hat, kannte er den «politischen» Westen schlecht.»

                  Man sollte nicht vergessen, dass sich Russland in Syrien mit Entschlossenheit gegen den Westen durchgesetzt hat und zuvor 2014/15 in der Ukraine und 2008 in Georgien. Es war nicht unbedingt klar, dass der Westen diesmal austicken würde, mit seiner nicht so vital wirkenden Führungsfigur in Washington.

                  Es ist auch bis heute nicht ersichtlich, welches Ergebnis sich der Westen eigentlich davon verspricht. Es scheint eher ein «Das können wir uns nicht mehr gefallen lassen!» zu sein, ohne einen Plan, wie man denn weitermachen will. Prinzip Hoffnung: vielleicht bricht Russland ja zufällig von allein zusammen. Wenn nicht, wissen wir auch nicht weiter.

                  • <>

                    Ja, genau das ist es.

                    Aber mal ehrlich: Was soll denn die Ukraine jetzt noch verhandeln? Putin wird nicht bei den Forderungen vom vor dem 24.02.22 bleiben – und selbst wenn waere es weit schlimmer, als wenn Selenskyj gleich am ersten Tag des Krieges die weise Fahne gehisst haette.

                    • «Was soll denn die Ukraine jetzt noch verhandeln?»

                      Nee, jetze is bissel spät.

                      Im ZDF heute-journal hat Katrin Eigendorf (berichtete schon 2014 aus der Ukraine) die Zuschauer auf eine Durststrecke der Ukraine bis April eingestellt.

                      Dann, ja dann sind die ganzen guten westlichen Waffen da. Man muss den Leuten halt Märchen erzählen, weil Märchen immer gut ausgehen. Die Realität hingegen leider nicht immer.

      • Ich denke nicht, dass Russland eine Mehrfrontenoffensive noch einmal probiert. Eine interessante neue Analyse bei «Foreign Affairs» (deren Schlussfolgerungen ich nicht in allen Punkten teile) argumentiert, dass die allen vorherigen Doktrinen widersprechende russische Kriegsführung im Februar/März ein Fehler war, der darauf zurückgeht, dass nur ein sehr kleiner Zirkel geplant hat.

        Wenn man der Analyse folgt, hätte Russland bei richtiger Kriegsführung die Ukraine sehr schnell besiegen sollen und westliche Analysten hätten das im Vorfeld auch so erwartet. Falls das stimmen sollte. wäre der Verhandlungsunwille der Ukraine und des Westens vor Kriegsbeginn allerdings noch irrationaler, als er ohnehin schon erscheint.

        Auf eine kurze Formel gebracht: Wenn Putin derart blöd war, wie in diesem Narrativ dargestellt, waren Biden, Johnson und Selenskij (und deren Berater) sogar noch blöder.

        • nun die gegenstrategie zu dem schnellen vorrücken der mechanis. battle groups ist sich überrollen zu lassen, um im hinterland nachschub zu zerschiessen und was sonst noch da rumfahrt.
          dazu haben die ukras anti-tank-waffen, flugabwehr und div. waffen gegen leicht gepanzerte fahrzeuge. in der peripherie minen, automat. panzerfäuste – jetzt noch drohnen mit bewaffung. bin mir sicher, dass der westen die bestände stetig nachfüllt ohne dass selenski nachfragen muss.

          schweiz in den niederungen wird so eine strategie wohl auch haben – PL seit ca. 6j mit 35 t mann:
          https://de.wikipedia.org/wiki/Armee_zur_Territorialverteidigung

          ob die ruskies hier was neues/anderes erdacht haben, wird sich zeigen.

          • «um im hinterland nachschub zu zerschiessen und was sonst noch da rumfahrt.»

            Das wird gelehrt, ist aber schon ein Selbstmordkommando. Wenn es vorher eine befestigte Stellung war, ist der Gegner ja nicht so blöd, da einfach durchzufahren. Wenn nicht, ist man hinterher eine isolierte Einheit möglicherweise weit hinter der Front und nach der ersten Aktion entdeckt. Wenn der Gegner nett ist, gibt er einem die Chance, in Gefangenschaft zu gehen. Er kann das Problem aber auch mit einem Luftschlag oder einem Mehrfachraketenwerfer lösen.

            Bei einzelnen Infanteristen in Erdlöchern wurde das Gegenmittel gegen Ueberrollenlassen übrigens schon Mitte der 1980er (und vermutlich früher) gelehrt. Der Panzer dreht über dem Erdloch (eine Kette steht, die andere läuft, bei moderneren Typen kann auch eine vorwärts und die andere rückwärts laufen, dann dreht der Panzer auf dem Punkt). Danach gibt es kein Erdloch mehr. Und ja, das war schon damals Teil der Panzerfahrausbildung.

            • das mit dem sich im erdloch überrollen zu lassen haben Sie zu wörtlich genommen 😉

              dieses sich überrollen lassen meinte ich mit der front – tage danach sollen die territorialkämpfer aktiv werden – sie kennen ihre gegend/strassen/brücken – einer aus der schweiz hat drüber mal in den 60-ern ein buch geschrieben – partisanenkampf ist das stichwort.

              und an der front sich dem gegner zu stellen ist aber mehr selbstmörderisch bei asymmetrischen verhältnissen. dies war auch so 2022 feb/mrz – die ruskies haben nicht jedes dorf/wald «gesäubert», schweres gerät ist sichtbar, wurde zerstört – aber ATG/stingers + minen aller art in «ziviler» hand unsichtbar – imho: die ruskies haben ein grossteil ihres schweresgeräts nicht an der front verloren, sondern bei den stichen im hinterland, dazu kam der stadt/häuserkampf – sonst hätten sie damals und heute mit 1 mio soldaten anrücken müssen.

  16. Bis vor Kurzem, große Euphorie einiger Länder bezüglich Panzerlieferungen. Man hatte den Eindruck, sie wollen sich gegenseitig überbieten. Berlin war der europäische Bremsklotz und wurde unter Druck gesetzt endlich zu entscheiden.
    Nun stellt sich, laut Presse, die Situation so dar, als ob Berlin liefern möchte, die anderen Länder sich aber gerade bedeckt halten. Schwer zu verstehen. Hat man den Mund zu voll genommen? Wollte man Berlin vorschicken?
    Selenskji meldet positive Signale des Westens bei potentiellen Kampfjet-Lieferungen, Macron wiederum bremst die Erwartungen.
    Also recht ziellos und wie erwartet ist man in einer Situation gefangen, aus der man keinen Ausweg mehr kennt.
    Die NATO ist beteiligt, will aber keine direkte Konfrontation. In den einzelnen Länder will man Hifsbereitschaft zeigen, hat Interessen und will über andere Probleme hinwegtäuschen.
    Humanitär und finanziell ist es jetzt schon ein Desaster, weit über die Ukraine hinaus.
    Man will ganz vorsichtig einen Krieg gewinnen, nur läßt das die Dynamik eines Krieges nicht zu.
    Man bestreitet eine Eskalation zu fördern, will aber weitergehende Wffensysteme liefern.
    Es scheint so, als ob der Ukraine langsam die Luft ausgeht, man müßte also einen großen Wurf bei Waffenlieferungen wagen. Personal einzusetzen, vor Ort, kommt zur Zeit nicht in Frage. Aber reichen Waffenlieferungen aus um das Ziel zu erreichen? Und wie sieht das Ziel aus? Sollte die Ukraine gewinnen, Russland wie gewünscht alle Gebiete verlassen, wie würde die Zukunft aussehen?
    Bachmut wird wohl bald fallen, der Ukraine geht die Munition aus. Es bleibt nur moderne westliche Waffen mit zugehöriger Munition zu liefern. Damit erreicht der Krieg die nächste Stufe.
    Bald wird sich die Frage stellen, wie man im Westen die Kriegsmüdigkeit bekämpft. Immerhin gibt es weltweit schon große Belastungen die mehr und mehr zum Tragen kommen. Der neue Rüstungswettlauf kommt erst noch hinzu.

  17. Am 14. Januar, vor knapp einem Monat, habe ich am Ende von «Die Propagandaschlacht um Soledar» geschrieben:

    «Es lässt sich nicht mehr verheimlichen, dass die militärische Initiative an der Frontlinie wieder an die russische Seite übergegangen ist.»

    Gestern, am 9. Februar, befand Lorenz Hemicker auf faz.net:

    «De russischen Streitkräfte haben nach Auffassung westlicher Militärforscher die Initiative im Ukrainekrieg zurückgewonnen und mit ihrer nächsten großen Offensive im Luhansker Gebiet begonnen.»

    Konnten westliche Militärforscher die Wende vor einem Monat wirklich noch nicht erkennen oder wollten sie es den Medien noch nicht sagen oder wollten die Medien es der Öffentlichkeit noch nicht sagen?

    • Das liegt wohl alles im Bereich des Möglichen. Dazu kommt auch, ob man etwas sehen will. Nachdem jede kritische Stimme schon fast als Landesverrat gehandelt wird, bleiben nur die übrig die auf Linie bleiben. Und die ist festgelegt.
      Sehr wenige versuchen zur Zeit die Angelegenheit von außen zu betrachten, auch im Sinne von Selbstkritik bezüglich des westlichen Agierens.

    • nach der einnahme von charkiv und cherson seitens UKR wurde monatelang die siegreiche AFU über-gelobt – eine negative prognose haben die medien nicht gewagt – passt nicht ins bild.

      OT: wenn man bei youtube etwas über den konflikt sieht oder auch rus. videos betrachtet, werden nur ukr-positiven vorschläge gemacht…
      excurs: im ostblock-ländern gabs motivationssprüche oder pr auf brücken, mauern etc… – es war einseitig und meistens verlogen – so blöd ist der betrachter nicht gewesen, dem zu glauben, dies erzeugt eine lebenslange allergie…amis sind da besser, ein bisschen dissens ist erlaubt -verwirrung und passivität garantiert – das gabs sogar in der matrix vom orakel 😉

  18. Die Energieausfälle nach russischen Luftangriffen gestern in der Ukraine waren so massiv, dass wegen der Netzinstabilität ein Atomkraftwerk heruntergefahren wurde.

    Ein Tweet des Kyiv Independent bezieht sich bei dieser Meldung auf den Chef der internationalen Atomenergiebehörde IAEA. Das Original findet sich in der gestrigen Pressemeldung von Grossi, der sich dabei umgekehrt auf Information der ukrainischen Atomenergiebehörde bezieht. Die IAEA hat das verifiziert. Die Sicherheitssysteme funktionieren.

    • «Die Energieausfälle nach russischen Luftangriffen gestern in der Ukraine waren so massiv…»

      Eigentlich erstaunlich, wo doch fast 86 % der Raketen abgefangen wurden. Oder ist das vielleicht wenig? Keine Ahnung.

      • «Eigentlich erstaunlich, wo doch fast 86 % der Raketen abgefangen wurden.»

        Zumindest wurde das behauptet. Das kann ja niemand nachprüfen, es sei denn, er verfügt über eine Luftraumüberwachung der Ukraine.

        Man kann sicher davon ausgehen, dass der Anteil etwas nach oben korrigiert ist. Nehmen wir, sie hätten 75% abgefangen. Das würde bedeuten, dass die russische Seite im Durchschnitt vier Raketen bräuchte, um ein ausgewähltes Ziel auch zu treffen.

        Daraus wiederum würde folgen, dass Russland viermal so viele langreichweitige Boden-Boden-Raketen. Luft-Boden-Raketen und Marschflugkörper haben müsste, wie die Ukraine Luftabwehrraketen hat (denn anders kann man solche Angreifer nicht abschiessen). Langfristiger betrachtet müsste Russland etwa viermal so viele neue Raketen und Marschflugkörper produzieren, wie die Ukraine auf irgendeinem Wege Nachschub an Luftabwehrraketen beschaffen kann.

        Ich denke, es ist ziemlich sicher, dass Russland dazu auch langfristig in der Lage ist. Zudem verbraucht Russland selbst derzeit fast keine Luftabwehrraketen und konnte daher S-300-Luftabwehrraketen (9M82) zu Boden-Boden-Raketen umrüsten. Die Zahl von Patriot-Systemen für die Ukraine, die derzeit im Gespräch ist, ist im Vergleich zur Zahl russischer Raketen sehr klein.

        Selbst bei 75-86% Erfolgsrate der ukrainischen Luftverteidigung kann Russland diese mittelfristig abnutzen. Schon währenddessen richten die 14-25% durchgekommenen russischen Raketen schwere Schäden an.

        • «Das würde bedeuten, dass die russische Seite im Durchschnitt vier Raketen bräuchte, um ein ausgewähltes Ziel auch zu treffen.»

          Jawoll, Sie pfiffiger Spatz.

          Russland hat schon die Haelfte seine Panzer verloren – und dann kommen ja noch die vielen Lieferungen der Verbuendeten. Scheint gut zu laufen fuer die Ukraine.

          • Nun ja, alte wie neue Waffen verschleißen. Für die neuen West-Waffen muß auch die gesamte Munition vom Westen geliefert werden. Und die Ukraine verschießt jeden Tag scheinbar Unmengen davon. Das läuft nur solange, wie der Nachschub gesichert ist. Wie man mir obenstehend erklärt hat verschießen die alten Panzer eine andere Munition als die Leopard Modelle. Die alte Artillerie der Ukraine etwas anderes als die alten Panzer.
            Das scheint mir eine zusätzliche Schwierigkeit zu sein, wenn 4 oder mehr verschiedene Kaliber nicht nur beschafft sondern auch zum passenden Frontabschnitt gebracht werden müssen.

            • «Das scheint mir eine zusätzliche Schwierigkeit zu sein, wenn 4 oder mehr verschiedene Kaliber nicht nur beschafft sondern auch zum passenden Frontabschnitt gebracht werden müssen.»

              In der Tat ist das eine Politiker-Idee und nicht diejenige eines Militärlogistikers. Im «Eifer des Gefechts» und seiner Vorbereitung kann man fest damit rechnen, dass hin und wieder ein Panzer (oder ein paar davon) leichte Beute werden, weil sie ohne Munitionsnachschub sind. Man kann ja auch nicht an einem Frontabschnitt nur Leopard-1 einsetzen, am anderen restliche T-72 und am dritten Leopard-2 und Challenger 2 (wenigstens die sind wohl untereinander munitionskompatibel). Das würde es extrem erschweren, mit Reserven zu operieren.

              Aber wir betreiben eben wieder mal – Symbolpolitik.

              • Ein altes Problem. Viele Systeme die im selben Bereich gleichzeitig operieren ergeben immer Probleme. Nicht nur im militärischen Bereich.
                Schraubenköpfe wären ein vergleichbares Beispiel.
                Gehen wir davon aus, es ist Symbolpolitik. Dann drängt sich die Frage auf, was will man eigentlich? Umso mehr, da man die Bürger auf Kosten, Einschränkungen, fast Kriegswirtschaft und Kriegsgefahren einstimmt.
                Vordergründige Show um von Anderem abzlenken? Um unbeliebte Maßnahmen durchzusetzen?
                Militärisch erscheint mir dieser Aktionismus ziellos, ja unsinnig zu sein.
                Oder, das gegenwärtige Personal ist schlicht und ergreifend mit dieser Situation überfordert.

                • «Oder, das gegenwärtige Personal ist schlicht und ergreifend mit dieser Situation überfordert.»

                  Das ist sicher der Hauptaspekt. Daneben geht es wohl darum, der ukrainischen Bevölkerung die Botschaft zu senden, dass man irgendwie hilft, damit sie durchhält.

                  Wohin es führen soll, wenn die ukrainische Bevölkerung lange durchhält, das denkt niemand zu Ende.

                  • Durchhalten, ja. Nur wegen wem? Durchhalten macht es für die Ukraine zum Desaster. Also eher durchhalten für uns. Für unsere Interessen. Manche wurden ja bereits erfüllt. Jetzt folgt aber immer mehr der nicht abschätzbare Teil, der auch nicht per se unseren Interessen dient.
                    Die NATO zieht daraus die neue Existenzberechtigung, Rüstung hat wieder Vorrang, die EU und Russland geschwächt, die Kriegsgewinnler haben Milliarden Gewinn eingefahren, wichtige Problemfelder sind aus dem Fokus verschwunden.
                    Die Ukraine hat davon nichts.
                    Vielleicht weiter Krieg führen in der Hoffnung, irgendwann wird sich etwas entwickeln um den Selbstläufer zu stoppen. In Sicht ist allerdings noch nichts. Im Krieg auf das Prinzip Hoffnung zu setzen und abzuwarten kann allerdings fatal sein.
                    Im Moment kann ich mir allerdings kein Ereignis vorstellen, das zum Frieden führt. Zu viele Politiker bzw Staaten sind als Vermittler verbrannt, daran hätten professionelle Diplomaten denken müssen.

                    • «Im Krieg auf das Prinzip Hoffnung zu setzen und abzuwarten kann allerdings fatal sein.»

                      Das passiert immer wieder. Es ist sozusagen ein reproduzierbares Experiment.

                      Die ukrainische Führung weiß ja selbst, dass eine Eroberung der gegenwärtig von Russland besetzten Gebiete gegen die russischen Streitkräfte völlig aussichtslos ist. Wenn sie geglaubt hätte, dass das geht, hätte sie es zumindest mit der DNR und der LNR bereits vor dem Februar 2022 versucht.

                      Russland mit Sanktionen zum Einlenken zu bringen, hat nicht geklappt und es ist da auch kein wesentlicher Spielraum mehr. Die Mehrheit der russischen Bevölkerung steht hinter Putin. Es gibt keine Anzeichen, dass sich das so bald ändern wird. Mit ihrer Forderung nach der Krim sorgat die ukrainische Führung sogar selbst dafür, dass es sich nicht ändert.

                      Kurz, die Ukraine und als ihr Partner in dem Ganzen auch der Westen, sie haben keinen realistischen Plan für die Beendigung dieses Kriegs. Das ginge vielleicht noch an, wenn die Verluste gering oder diejenigen des Gegners viel höher wären. Aber die eigenen Verluste sind höher, mindestens was Zerstörungen und Kosten angeht und sie sind so groß, dass sie die Ukraine dauerhaft verarmen und verkrüppeln. Es ist ein Trauerspiel.

        • gerüchterweise – die ersten geschosse/raketen sind oft ohne sprengstoff – es gab schon bilder – nur zerschossene metallhüllen – auch mit drohnen wird geködert. dann kommen die vollbestückten.
          was unklar ist, wie weit gestört wird – stichwort ECM – die ruskies haben keinen günstigen, schnellen antiradarwaffen entwickelt – vielleicht haben sie dies nun in den drohnen implementiert, das wäre günstig aber nicht schnell.

          apropos mehrfrontenkrieg – die schlangeninsel wurde gebombt – odessa ist also noch im spiel.

          • Die versuchen sicher zu stören. Das sind ja fast alles Systeme, deren Fähigkeiten und Störanfälligkeiten sie auswendig kennen.

            Anti-Radar-Raketen werden überschätzt. Die neueren sind nicht mehr so leicht zu überlisten, wie die Ende der 1980er Jahre gängigen, aber es gibt immer noch recht brauchbare Gegenmassnahmen.

            • die schwierigkeit besteht durch multi phased array-systeme – viel weniger energie, gebündelt, ersatzweise mikrowelle…

              kommt aber nicht aus der mode – china, brazillien, indien haben eigene systeme entwickelt, US, F, ENG haben ihre weiterentwickelt – HARM kann «loitern», also warten bis der feuerleitradar angeht. haupteigenschaft: sie sind billiger als radarsysteme und stütze bei sättigungsangriffen.

              • Schon Kub (der Vorgänger der Buk-Systeme) hatte zum Beispiel eine Fernsehkamera. Bei Sicht konnte man nach dem Auffassen auch ohne Radar weiterverfahren.

                S-300 hat Optionen für verschiedene phased-array Radar-Systeme (sobald die Ziele bereits zugewiesen sind).

                Die «probability-to-kill» je Rakete ist allerdings nicht so hoch, dass 86% Abschüsse zu erwarten wären, wenn eine Rakete pro Ziel eingesetzt wird. Für Marschflugkörper wird 40-85% angegeben, für Kurzstrecken- und Mittelstreckenraketen liegt der Wert etwas niedriger.

                • einer anti-radar-rakete ist die sam oder ihr endanflug wurscht – die will die abschussbasis/radar>feuerleitradar zerstören – sorry für die missverständl. ausdrucksweise vorhin.

                  ferner, bei einzel-zielen ist verschleierung machbar, bei 3-xx feindzielen und eigenen jets im luftraum, ist das feuerleitradar fast durchgängig aktiv…aber die phased-array-panels sind nicht sooo teuer und sind redundant verteilt.

  19. militaryland.net hatte gestern früh nicht die erwartete Gesamtübersicht, hat aber heute einen Spezialbericht über Bakhmut und Umgebung «wegen des russischen Vordringens in diesem Gebiet»:

    Der Feind erreichte das Zentrum von Krasna Hora. Man kann jetzt davon ausgehen, dass sich die ukrainischen Truppen nach Westen auf Paraskowiwka zurückgezogen haben. (Quelle)

    Die Wagner-Söldner erreichten die befestigten Stellungen an der Autobahn M-03. (Quelle)

    (Das ist etwa der Punkt, an dem vorher der Feindkontakt der 30. mechanisierten Brigade gemeldet worden war – GJ)

    Eine Straßenbrücke in der Nähe von Iwaniwske, die an der Verbindungsstraße zwischen Kostjantyniwka und Bakhmut liegt, wurde gesprengt. (Quelle)

    (damit liegen die einzigen verbliebenen großen Zugangswege nach Bakhmut nicht mehr nur im Bereich russischen Feuers, sie sind nun definitiv unterbrochen – GJ)

  20. Von dem in westlichen Medien bereits behaupteten Beginn einer russischen Großoffensive ist nichts zu erkennen.

    Laut dem Institute for the Study of War bestreiten sowohl die ukrainische Militäraufklärung als auch russisch-nationalistische Blogger, dass die russische Seite überhaupt die dafür nötigen Ressourcen hat. Man erwartet eher eine Intensivierung der gegenwärtigen kleinräumigen Offensivoperationen. Das stimmt mit meinen früheren Einschätzungen im Januar überein.

    Vermutlich geht es hier nur um eine propagandistische Vorbereitung auf den Fall von Bakhmut.

  21. faz.net titelt: «Ukraine will noch immer Kontrolle über Bachmut haben»

    Das ist aber nicht sehr nett. Nach dem Update des eigentlich immer zuverlässigen militaryland.net von gestern Abend 22 Uhr Kiewer Zeit würde ich annehmen, dass die ukrainische Seite tatsächlich noch immer die Kontrolle hat und dass Bakhmut auch heute nicht fallen wird. Es wird nur extrem schwierig sein, die Truppen von dort zurückzuziehen.

    Da schlägt wohl das Mistrauen nach den wiederholten ukrainischen Lügen über die Kontrolle über Soledar Mitte Januar durch. Trotzdem sollte man gegenrecherchieren, ehe man implizit solche Vorwürfe erhebt. Nicht einmal die russische Seite behauptet, Bakhmut eingenommen zu haben. Was die ukrainische Seite betrift, so muss, wer einmal gelogen hat, deshalb noch nicht habituell lügen.

    • Sie stoeren sich an den «will» statt «hat»? Ich denke nicht, dass das Ausdruck von Misstrauen ausdrueckt – wahrschnl. ist das sogar im «Westen» eine vornehmere Ausdrucksweise.

      Und die Leser werden den Unterschied nicht mal bemerken.

        • Geht aber aus dem Text nicht unmittelbar hervor.

          Aber ja, Sie lesen die FAZ sicher schon ewig, da haben Sie ein Gespuer fuer solche Feinheiten entwickelt. Das fehlt mir halt. (Bevor Sie den zweiten Absatz in Ihrem Kommentar eingefuegt hatten, musste ich auch erstmal ueberlegen, wo er denn den Unterschied sieht.)

  22. Es kursiert ein Video, dass einen Angriff eines Drohnenboots auf die Zatoka-Brücke zeigt, die nahe Odessa Moldawien mit der Ukraine verbindet. Es handelt sich um eine wichtige Nachschubroute für die Ukraine. Das Video ist sehr kurz, so dass der angerichtete Schaden nicht ersichtlich wird.

    Quelle: Daily Mail

  23. Der neue ukrainische Botschafter in Deutschland hat anlässlich seines Antrittsbesuchs im Bundesland Thüringen der Thüringer Allgemeinen ein Interview gegeben (Bezahlschranke, wenn man es richtig macht, einmal 0,99 €).

    Darin formuliert der die Bedingungen der Ukraine für einen Frieden. Er bezeichnet der Rückzug von der Krim, aus Luhansk und Donezk als Prämisse, nicht nur für die Ukraine, sondern für alle demokratischen Länder (hat er Indien und Brasilien gefragt?).

    Etwa zeitgleich äußerte der Gründer der russischen Söldner-Gruppe Wagner, dass die vollständige Eroberung der Regionen Donzek und Luhansk etwa zwei Jahre beansprucken würde, ein Vordringen bis zum Dnjepr etwa drei Jahre (Quelle: The Kyiv Independent, Originalquelle in russischer Sprache hier).

    • Nun ja, ich glaube es zwar nicht, aber hoffe doch, dass das nur die ueblichen Floskeln eines ukrainischen Politikers sind und im Hintergrund wenigstens der Versuch gestartet wird, in Verhandlungen einen Kompromiss zu erzielen.

      Andernfalls, wenn Nazi-Soeldner Prigoschin 2-3 Jahre schaetzt fuer die Eroberung der angefuehrten Regionen, wird das wohl so sein – und der Krieg endet mit einer bedingungslosen Kapitulation der Ukraine.

      Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass der «politische» Westen nicht spaetestens dann direkt eingreift. («Das können wir uns nicht mehr gefallen lassen!»)

      • «dass das nur die ueblichen Floskeln eines ukrainischen Politikers sind»

        Es gibt ein Problem mit wiederholten Äußerungen dieser Art durch Politiker. Die jetzige Führungsschicht der Ukraine kann nicht weit hinter diese Linie zurück, ohne dass die Frage gestellt werden wird, wofür denn dann all die Zeit all die Opfer gebracht wurden. Das wäre letztlich die Frage nach der Macht. Diese ganze Schicht wäre kompromittiert. Wenn die Ukraine in Zukunft einen Verhandlungsfrieden schließen will, geht das nur mit einem kompletten Führungswechsel.

        Umgekehrt, aber aus den gleichen Gründen, kann die russische Führung nicht einmal auf die Linien vom 23. Februar 2022 zurückgehen, geschweige denn, auf diejenigen vom 20. Februar, als sie noch die Zugehörigkeit der DNR und LNR zur Ukraine anerkannte.

        Dieser Krieg geht schon zu lange und ist schon zu weit eskaliert, als dass noch eine für beide Seiten einigermaßen gesichtswahrende Verhandlungslösung möglich wäre.

        Die Ukraine muss nicht einmal dann bedingungslos kapitulieren, wenn die russischen Truppen wirklich auf breiter Front den Dnjepr erreichen würden. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es in den kommenden drei Jahren soweit kommen wird, ich halte das aber auch nicht für ausgemacht.

        Vermutlich ist das gegenwärtige russische territoriale Ziel die Einnahme der Regionen Donezk und Luhansk sowie der linksufrigen Teile der Regionen Saporischschja und Cherson. Wenn der Westen nicht mit Truppen eingreift, wird Russland diese Linie irgendwann auch erreichen, in zwei, drei, vier, fünf oder sieben Jahren, und dann befestigen. Einen Friedensvertrag wird es nicht geben und auch kein Ende der Sanktionen aber die Intensität der gegenseitigen Angriffe an der Kontaktlinie wird dann zurückgehen.

        Eine NATO- oder auch EU-Mitgliedschaft der Ukraine wäre in dieser Situation ausgeschlossen. Das Land würde in der Folge den besten Teil seiner Jugend durch Emigration verlieren und dadurch schwach sein. Es wäre ein russischer Sieg, ohne dass die Ukraine oder der Westen das zugeben würden. So muss es nicht kommen, mir scheint das nur derzeit der wahrscheinlichste Ausgang zu sein.

        Wenn ich in Stoltenbergs Position wäre – ich würde zum nächstmöglichen Zeitpunkt zurücktreten. Wenn mir jemand Stoltenbergs Position antragen würde – ich würde sie ablehnen.

        • Ist schon länger her, daß ich geschrieben habe, der Punkt an dem man noch hätte umkehren können ist überschritten. Der Meinung bin ich immer noch. Es bräuchte eine Art Initialzündung. Zum Beispiel ein Wechsel der wichtigsten Protagonisten, ein überraschender Kriegsverlauf, breiter Widerstand in der Bevölkerung, vielleicht sogar ein üerraschend auftauchender Vermittler an den noch keiner gedacht hat.
          Die Strategie, produzieren/verschießen, produzieren/verschießen kann noch lange laufen und ist keine Lösung.
          Und dem Bürger sagt man, Gürtel enger schnallen, wir müssen rüsten.

          • «vielleicht sogar ein üerraschend auftauchender Vermittler an den noch keiner gedacht hat»

            Es haben sich ja fast alle so positioniert, dass sie als Vermittler nicht mehr in Frage kommen. Zum Beispiel geht die Schweiz nicht mehr. Brasilien geht auch nicht (der Präsident stand mal auf einer amtlichen schwarzen Liste der Ukraine). China ginge zwar, aber da würden die USA als Hauptverbündeter der Ukraine ein Veto einlegen.

            Im Wesentlichen ist derzeit die Türkei der einzig denkbare Vermittler, eventuell mit einem UN-Mandat.

            • Ich glaube, es möchte auch kaum einer die Vermittlerrolle übernehmen. Ein westliches Land das mit seinen Vorschlägen mit US Interessen kollidiert? Ungünstig. Ein Land innerhalb der EU? Unmöglich.
              Die Türkei, wäre eine Möglichkeit, aber die hat mit dem Erdbeben gerade genug zu tun. Ist auch in Syrien involviert und wird in größerem Umfang wohl kaum vom Westen akzeptiert. China vielleicht. Gegenüber USA allerdings auch schwierig.
              Ja, die Schweiz hat sich ohne Not verbrannt. Das wäre nicht notwendig gewesen bzw vorausschauend anders gehandelt, günstiger.

          • «Und dem Bürger sagt man, Gürtel enger schnallen, wir müssen rüsten.»

            Den Gürtel enger schnallen, wir haben eine Pandemie.

            Den Gürtel enger schnallen, wir haben einen zu großen ökologischen Fußabdruck.

            Den Gürtel enger schnallen, wir haben einen Krieg. Verzeihung, wir natürlich nicht, aber wir müssen die Ukraine in einem Krieg unterstützen und uns gleichzeitig zur Verteidigung rüsten.

            All das lässt sich der Bevölkerung immer noch leichter verticken als: Den Gürtel enger schnallen, denn unser System ist nicht mehr in der Lage den gleichen Wohlstand bereitzustellen wie in der Vergangenheit.

            Letzteres wäre aber auch ohne Pandemie, ökologisch motivierten Umbau großer Teile der Wirtschaft und Krieg der Fall.

            • Es ist eben immer wieder bemerkenswert, wie man von politischer Seite argumentiert, etwas gehe nicht – das Hundertfache Volumen dagegen kann «über Nacht» gestemmt werden. Da gibt es ja nicht nur 1 Beispiel.

              Wie der Wohlstand angegriffen wird, läßt sich schwer beziffern. Unnötige Auswüchse beseitigt man ja, bevor es an die Substanz geht. Das findet nur kaum statt.
              Nehmen wir den Abgeordneten der ca 750.000 Euro für die Vermittlung eines Maskendeals kassierte. Oder die 34 Millionen, ebenfalls eine Provision für einen Auftrag bezüglich Masken. Andrea Tandler, Monika Hohlmeier, Tochter von Franz Josef Strauß. Letztere soll dabei nichts verdient haben.
              Die ca 750.00 sind vom Gericht bereits als rechtens bestätigt worden.
              Nehmen wir die vielen Gelder die allgemein «verloren» gehen zusammen, hat man noch einen ordentlichen Spielraum.
              Richtig ist sicher, der bisherige Wohlstand wird nicht zu halten sein. Wo die Kürzungen stattfinden, wie sie sich auswirken, ist aber noch zu steuern, wenn man denn will.
              Die neu dazugekommenen Ausgabentöpfe wie Ukraine Krieg, Ukraine Aufbau, Rüstung, Flüchtlinge, werden die Gestaltungsmöglichkeiten sehr einschränken.
              Wenn von den Ärmeren nichts mehr zu holen ist wird man an den Mittelstand gehen. Der ist weniger «krisengewohnt» und könnte unangenehm reagieren.
              Belastungen haben wir ja schon, aber die Spitze ist sicher noch nicht erreicht.

              • «wird man an den Mittelstand gehen. Der ist weniger «krisengewohnt» und könnte unangenehm reagieren.»

                Auf das Stockholm-Syndrom ist Verlass. Als Väterchen Stalin gestorben war, haben viele geweint und die Tränen waren echt.

                  • Ja, ist halt Berlin – und abgestraft wurde zuallererst und zu Recht die SPD. Aber ich finde es schon bemerkenswert, dass ausgerechnet nur von der Linken den gruenen Kriegstreibern Waehler zugelaufen sind.

                    • Ohne jetzt in die Wahlanalyse allzuweit einzusteigen, die Abstimmung bezüglich Mieten zeigt ihre Wirkung. Anderes natürlich auch.
                      Dazu die permanente Verbreitung von Kriegsgefahr und schon sucht man den «Starken».
                      Das Trommeln, daß Waffenlieferungen für unsere Sicherheit alternativlos sind, der Aufbau eines absoluten Feindes, Orientierungslosigkeit – das sorgt für einen Zulauf bei denen, die besonders «wehrhaft» rüberkommen. Die suggerieren, nur mit «durchgreifen» läßt sich ein Problem lösen.
                      Allerdings gehört dazu, die alte Riege hat sich nicht gerade mit Lorbeeren überhäuft.

          • «regulär seinen Posten räumen»

            Selbst der Deutschlandfunk hat allerdings gemeldet, dass die NATO-Länder seine Amstzeit eigentlich bis wenigstens April 2024 verlängern wollten, wenn er schon keine weitere akzeptiert. Dem Vernehmen nach ist er an die Öffentlichkeit gegangen, um diese Amtszeitverlängerung zu verhindern.

            Die Amtszeitverlängerung war allerdings auch so schon umstritten, weil das «so aussähe, als könne sich die NATO nicht auf einen Nachfolger einigen». So etwas nennt man wohl einen Freud’schen Ausplauderer. Genau das dürfte das Problem sein. Diejenigen, die man sich darin vorstellen könnte, wollen das Amt nicht und diejenigen, die das Amt übernehmen würden, kann man sich darin nicht vorstellen.

        • «Die Ukraine muss nicht einmal dann bedingungslos kapitulieren, wenn die russischen Truppen wirklich auf breiter Front den Dnjepr erreichen würden.»

          Nöe, vielleicht schafft es ja Selenskyj (oder wer auch immer), die Ukrainer weiter zum Durchhalten zu motivieren. (wie jetzt in Bachmut) Aber irgendwann kommt der Punkt wo ihnen das Personal (und auch die Waffen) ausgehen. Dann werden die Russen nicht am Dnepr stehen bleiben – und nur abziehen, wenn alle ihre Forderungen erfuellt werden.

          Ich sehe auch nicht dass sich die Tuerkei als Vermittler eignet. Wenn das tatsaechlich eine/r schafft und es zu einer akzeptablen Loesung kommt, muss die/ der ein Zauberkuenstler sein und hat den Friedensnobelpreis verdient. Wie schon geschrieben, gibt es fuer die Ukraine nichts Brauchbares mehr zu verhandeln.

  24. «Auch Polen will sich bei der Türkei dafür stark machen, die NATO-Beitritte nicht mehr zu blockieren, sagt der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki. Die Rolle der USA könne ausschlaggebend sein, mit Blick auf türkische Bemühungen, amerikanische F-16-Kampfflugzeuge zu erhalten. Vielleicht könne dies die Basis für einen gemeinsamen Nenner sein und die Türkei näher zu einer passenden Entscheidung bringen.»
    Hm, formuliert man so eine Erpressung? Ja.
    (Ohne Wertung, ob der Beitritt der 2 nordischen Länder sinnvoll wäre.)

  25. Die Ukraine fordert nun Streumunition. Ich vermute mal, die kann nur die USA liefern. Deutschland dürfte die nicht im Arsenal haben. Diese dürfte sie wohl aber nicht von USA bekommen. Man scheint gerade alle Waffengattungen abzuklappern. Die Ziellosigkeit wird langsam deutlich.
    Die Forderung nach Streumunition dürfte internationale Kritik auslösen.

    • «Die Forderung nach Streumunition dürfte internationale Kritik auslösen.»

      Man bringt 110 Staaten gegen sich auf, von denen allerdings einige, wie Deutschland, nicht darüber reden werden.

      Polen, Lettland und Estland haben das Uebereinkommen über Streumunition nicht unterzeichnet (obwohl die EU dazu aufgefordert hat). In nennenswertem Umfang an die Ukraine liefern könnten aber wohl nur die USA.

      • Diese 3 Länder hatte ich nicht in der möglichen Auswahl. Da hätte ich vermutet, die ganze EU ächtet diese Waffen.
        Wie ich gerade in der Presse erfahren habe, forderte man auch Phosphorwaffen. Ohne nachzuschauen würde ich sagen, diese sind wohl mit Napalm vergleichbar.
        Klitschko sagt im Interview, ALLE Waffen wären sinnvoll und notwendig. Auf Streu- und Phosphorwaffen wollte er explizit nicht eingehen.
        Ich hoffe, glaube aber auch, hier ist eine Grenze die der Westen nicht überschreiten wird, sonst kann man den Werterest auf die Müllkippe werfen. Man muß ja auch an die Zukunft denken und die mögliche Kritik, wenn der Westen wieder von Menschenrechten und Humanität redet.

  26. Wenigstens passiert mal etwas. Ich nehme aber an, die USA sind entscheidender in der Beurteilung des chinesischen Vorschlags. Die Ukraine hängt in jeder Beziehung am Tropf. Ohne die Kriegsunterstützung wäre man in Tagen am Ende.
    Daß man den Krieg schnell beenden will glaube ich allerdings weder der Ukraine, noch den USA. Insofern hat es ein Friedensplan schwer.

  27. Ich denke, dass die USA (und der Westen insgesamt) China nicht den Erfolg einer erfolgreichen Vermittlung in diesem Konflikt zugestehen wollen, ist ein «done deal». Eine erfolgreiche Vermitlung in diesem Krieg würde den internationalen Einfluss Chinas enorm vergrössern.

    Die Frage ist dann eher, welche Vorschläge China auf den Tisch legen wird oder ob China erst einmal versucht, mit beiden Seiten separat ins Gespräch zu kommen. Wenn ich die chinesische Initiative leiten würde, würde ich mit solchen separaten Sondierungsgesprächen beginnen, würde aber die beiden Seiten öffentlich anfragen, ob sie dazu bereit sind. Interessant wäre dann, wie die Ukraine darauf reagiert.

    Die Haltung der Ukraine dazu auf der Sicherheitskonferenz war ein Lippenbeknntnis zu Vorteilen einer chinesischen Vermittlerrolle und gleichzeitig die Wiederholung der Position, man werde keinen Quadratmeter Boden abgeben.

    • Vielleicht kann ja Xi Putin «ueberzeugen», dass er sich mit den zwei urspruenglichen Oblasten zufrieden gibt. Allerdings wird die Ukraine keinen Millimeter ukrainischen Boden hergeben. Anderfalls wuerde der «Held» ploetzlich zum Verraeter.

      Was auch immer China vorlegt – die USA werden das nicht zulassen – ein «done deal» eben.

      • Die absolute rote Linie der russischen Führung sind die Krim und die DNR/LNR in ihren Grenzen vom 21. Februar 2022, letztere notfalls als unabhängige Staaten (Kosovo-Modell). Wenn das mit einem Ausschluss eines NATO-Beitritts der Ukraine und einer echten Demilitarisierung der Grenzlinie (Donezk selbst ist problematisch) einherginge, könnte das gerade noch so als gesichtswahrender Ausweg gelten. Die Signatarstaaten müssten rechtsverbindlich die demilitarisierte Zone garantieren, am Besten durch Beobachtermissionen, die aus eher ukraine- und eher russlandfreundlichen internationalen Beobachtern gemischt sind.

        Ein solches Ende könnte die Ukraine auch gerade noch so als gesichtswahrend verkaufen, weil sie gegen eine Aggression einer der stärksten Militärmächte der Welt den Status quo bezüglich des kontrollierten Territoriums bewahrt hätte. Da Russland keine Reparationszahlungen leisten wird, würden andere Signatarstaaten (EU und USA) die Aufbauhilfen garantieren (das ist billiger, als weiter Krieg zu führen) und China könnte ein bestimmtes Investitionsvolumen anbieten (das Angebot würde die Ukraine auf westliches Drängen sowieso ausschlagen). Russland könnte auch noch formell einer künftigen Aufnahme der Ukraine in die EU zustimmen, unter der Bedingung, dass eventuelle militärische Komponenten der EU davon ausgeschlossen sind.

        Allein die Diskussion einer solchen Lösung zeigt, wie weit sich beide Seiten bewegen müssten, um sich zu treffen.

        Macron hat aber Recht, dass eine militärische Lösung illusorisch ist. Russland kann nicht die Gesamtukraine erobern und beherrschen, will das wegen der dann langen Grenze zur NATO sicher auch gar nicht. Damit ist ein entscheidender Sieg Russlands unmöglich. Mit dem Westen im Rücken wird die Ukraine nicht bedingungslos kapitulieren, ganz gleich, wie schlecht der Krieg läuft.

        Umgekehrt kann der ukrainischen Armee nicht gelingen, woran schon Napoleon und Hitler gescheitert sind. Ein ebenfalls extrem unwahrscheinliches Vordringen der ukrainischen Streitkräfte bis an die Grenzen der Ukraine von Mitte März 2014 (ohne Krim) oder Mitte Februar 2014 (mit Krim) wäre aber noch kein Sieg in diesem Krieg. Russland würde an diesem Punkt nicht kapitulieren.

        • Falls die chinesische Initiative in diese Richtung gehen wuerde, waere die nur erfolgreich, wenn der «poltische» Westen die Waffenlieferungen stoppen wuerde. Da koennte die Ukraine ihr Gesicht waren, indem sie behaupten wuerde, die Verbuendeten seien ihr in den Ruecken gefallen. Ein Neuaufguss der Dolchstosslegende sozusagen. Die Reparationen wuerden natuerlich die EU leisten (Deutschland zuerst). (Die USA werden einen Teufel dafuer tun.) Da waere aber immer noch das Problem mit den Kriegsverbrechern, die frei rumlaufen koennten. (Gemeint sind jetzt aber nicht die «unseren».)

          Aber vielleicht vollzieht ja Putin auch die 360-Grad-Wende (-;

          • Da wir nur wenige Nettozahler, 9 an der Zahl. Davon sind aber Deutschland und Frankreich mit weitem Abstand die größten Einzahler.
            Saldo der Nettozahler Deutschland, Frankreich: 32 Milliarden.
            Saldo der Restlichen 7: ca. 12 Milliarden.
            Aus ukrainischen Regierungskreisen wurden schon 750 Milliarden, bis jetzt, als Aufbaukosten genannt.
            Auch wenn man die Summe streckt wird es sehr teuer. Also Schulden/Zinsen oder Kürzungen/Steuererhöhungen.
            Sollte man dieses Geld in die Ukraine pumpen, werden für andere Problemfelder die Mittel knapper. Außer man finanziert alles auf Schuldenbasis.
            Wie die Bevölkerungen darauf reagieren bleibt abzuwarten. Immerhin kommen drastische Erhöhungen fürs Militär, Energiewende, Flüchtlinge, usw dazu.
            Der Reallohnverlust ist dieses Jahr Fakt, das kann man nicht uferlos weiter treiben.
            Es könnten auch Preissteigerungen dazukommen, da der Aufbau eine Menge Material verschlingen wird.

        • Geht man nach Ihren Ausführungen wäre es sehr wahrscheinlich, daß der Krieg auch dieses Jahr anhalten wird.
          Interessant wird es, wenn ein anderes angegriffenes Land auch bei der EU/NATO anfragt, um Waffenunterstützung zu erhalten. Da kann man sich schon mal die entsprechende Argumentation zurechtlegen.
          Vielleicht, das anfragende Land ist nicht Mitglied in der NATO.

  28. Der britische Premierminister Rishi Sunak hat angekündigt, dass Großbritannien der Ukraine langreichweitige Waffen liefern wird. Mit diesen Waffen wird die Ukraine sehr wahrscheinlich Ziele auf russischem Territorium angreifen, wobei allerdings zu beachten ist, dass das Verhältnis russischer Luftabwehrkanäle zur erreichbaren Zahl ukrainischer Raketen sehr hoch ist.

    Man kann Sunak allerdings auch so interpretieren, dass es um taktische Waffen (langreichweitigere Artillerie oder taktische Raketen) geht.

    • Sie wollte bestimmt nur mal was ganz Schlaues sagen. Bedenklich ist hoechstens, dass sie das nicht sofort korrigiert hat. Aber klar, der Stress…

      Dass sie sich aber um 180 Grad gedreht hat, halte ich fuer eine VT. Oder was soll ich von dem in Klammern halten? Studiert hat sie ja.

      • Das haben so manche. Nur erkennen kann man es bei manchen nicht. Haben meine Ärzte auch alle, die größte Fehldiagnose hätte mich fast das Leben gekostet. Und ich selbst hatte sogar die richtige Anamnese gestellt. Aber was weiß ich schon. 5 bis 10 Minuten haben bis zur Urne gefehlt.

      • Habe kurz nochmal nachgeschaut, sie hat eigentlich nichts komplett studiert bzw keinen Abschluß den man als solchen sehen kann. Auch in Völkerrecht nicht.
        Sie hat ein Vordiplom in Powi, anschließend einen einjährigen Postgraduierten-Studiengang mit Master. Das wars in der Hauptsache. Mit dem Einjährigen ist man allerdings kein Völkerrechtler im landläufigen Sinne.
        Studieren sagt per se ja nichts über eine Qualifikation oder erbrachte Leistungen aus.
        Die entscheidenden Abschlüsse fehlen ihr.
        Gut, um so manchen Fauxpas zu vermeiden braucht man das nicht, aber das Handwerk für einen solchen Posten sollte man beherrschen. Das hat sie nicht und die Eignung scheint ihr auch zu fehlen. In dieser Situation eine fatale Konstellation.

        • Ja, ich weiss. Vielleicht kann sie ja mit dem Lauterbach tauschen. Der hat auch keine Ahnung.

          Was war eigentlich mit Liz Truss, ausser dass sie nur rund 1,5 Monate Premierministerin war? Wurde sie nicht von Lawrow reingelegt wegen einer russ. Stadt – oder war das auch unsere Annalena.

          • «Wurde sie nicht von Lawrow reingelegt wegen einer russ. Stadt – oder war das auch unsere Annalena.»

            Lawrow meinte wahrscheinlich die ganzen Regionen, als er Liss Truss fragte, ob sie denn die russische Souveränität über Rostow und Woronesch anerkenne. Truss antwortete, Großbritannien würde niemals die Souveränität Russlands über Rostow und Woronesch anerkennen. Ihr dabei sitzender Botschafter hat sie korrigiert.

            Die Tories haben den Schuss aber nicht gehört und es später mit ihr als Premierministerin versucht. Da war sie dann der Meinung, sie könne nicht nur Außenpolitik sondern auch Finanzpolitik. Zumindest konnte sie beides auf gleichem Niveau. Bei der Finanzpolitik wollten die Briten die Ergebnisse dann aber doch nicht tolerieren.

            • «Da war sie dann der Meinung, sie könne nicht nur Außenpolitik sondern auch Finanzpolitik.»

              Tja, sowas kommt vor.

              Danke fuer die Aufklaerung. Mir war so was in Erinnerung, habe das aber beim Suchen nicht gefunden – und hat mich nur Zeit gekostet(-;

        • Kannte ich noch nicht. «Das zieht runter».
          Ein Trauerspiel.
          Der Bürger, die Jugendlichen, hängen an den Worten der Politiker. Merken sich etwas, versuchen zu lernen, sich ein Bild zu machen.
          Und dann solche Reden von Leuten, deren Job es ist «zu reden».
          Irgendwann muß man da doch die Reißleine ziehen. Gut, so einfach ist das für Scholz nicht. Aber die internationale Situation ist ernst genug, um Traumtänzer zurückzupfeifen.
          Es gäbe sicher Leute, die besser geeignet wären, aber Eignung muß eben kein Kriterium sein. Das ist häufig zu beobachten.
          Sieht man auch daran, wie Minister die Ministerien tauschen. Etwas Vorbildung scheint keine Voraussetzung zu sein.

    • 360 Grad!!!
      Wieso hat Bahr eigentlich kein Denkmal bekommen? Einen Egon könnten wir jetzt gebrauchen aber leider sehe ich keinen, der diese Qualitäten aufweist.
      Die Qualität des Personals hat wohl entscheidend zum Krieg beigetragen.

        • Ich weiß nicht, wie man das ändern kann, aber daß es notwendig ist dieses Thema dringend anzufassen, da bin ich sicher.
          Es fängt wohl schon bei den Parteienstrukturen an. Natürlich auch beim Wähler, der mithilfe der Bildung (sofern vorhanden) mehr Verantwortung bei seiner Wahl zeigen sollte. Man sieht ja, welcher Schaden auf vielen Gebieten entstehen kann, wenn man Hilfskräfte einsetzt. Und in Bezug auf diesen Krieg brauchen wir dringend sehr qualifiziertes Personal.
          Die Politikerriege hat sich doch sehr geändert. Fast könnte man von Gleichschaltung reden. Fängt man bei den 70ern an sieht man doch recht ernsthafte Leute, völlig unterschiedliche Charaktere, mehr Professionalität.
          Nicht daß damals alles besser war, so würde ich das nicht sehen.

          • «Man sieht ja, welcher Schaden auf vielen Gebieten entstehen kann, wenn man Hilfskräfte einsetzt.»

            Na ja, das Problem ist: Wir koennen nur das Personal waehlen, das zur Verfuegung steht.

            Ansonsten machen Hilfskraefte auch die Drecksarbeiten bei niedriger Bezahlung. Sonst macht’s keener.

            • Ich wollte damit nicht Hilfskräfte diskredidieren. Auf keinen Fall.
              Es geht mir darum, die Vorbildung für diesen Job aufzuzeigen. Und niedrig ist sie wohl nicht bezahlt. Die meisten müssen für einen Bruchteil ihrer Zuwendungen bei weitem mehr abliefern.
              Einen Doktorgrad bekommt man nicht geschenkt. Bei ehrlicher Arbeitsweise kann man durchaus von «Schufterei» sprechen. Und dieser liegt anschließend nicht unbedingt in ihrer Gehaltsklasse.
              Ich sehe bei ihr auch wenig ernsthaftes Bemühen, ihrer Position gerecht zu werden. Es fehlen wohl auch die Fähigkeiten.
              Wie gesagt, nehmen Sie die Bezeichnung «Hilfskraft» nicht allzu wörtlich.

            • «Sonst macht’s keener.»

              Sicher, da muss ich auch an meine eigene Nase fassen. Ich habe nie versucht, mich in die Politik einzubringen und kritisiere stattdessen nur das Personal.

              Das ist aber eben auch nur die eine Seite der Medaille. Boris Palmer hat es versucht. Bis zur Ebene Oberbürgermeister scheint es sogar zu gehen, wenn man sehr gut ist, sehr viel arbeitet und Anfeindungen gut wegstecken kann. Aber die Grünen hätten ihn nicht für eine Spitzenposition in der Partei oder ein Ministeramt gewählt, selbst wenn er das gewollt hätte.

              Es kann auch schwerlich sein, dass die SPD gar niemanden hat, der kompetenter ist als die von ihr benannten Ministerinnen und Minister. Zum Beispiel hatten sie ja schon einen Pistorius, als sie erst einmal Christine Lambrecht zur Verteidigungsministerin gemacht haben. Ein Kompetenzunterschied wie Tag und Nacht. Das Auswahlsystem der Parteien funktioniert nicht – warum sollte man sich unter solchen Umständen einbringen?

                • Es ist eben wie «der Marsch durch die Institutionen».
                  Klingt logisch, funktioniert aber so einfach nicht. Die Reibungsverluste können die Kandidaten zurechtschleifen und nach Jahren erkennt man sie kaum wieder.
                  Es ist zwar nicht unmöglich, aber sicher nicht die Regel, daß es wie erwartet funktioniert.
                  Schließlich haben wir die Parteihierarchie und die Strukturen die für manche/meisten zum Stolperstein werden.

    • Sie haben zu Streumunition geschrieben, Russland hätte sie zur Zerstörung eigener Ausrüstung benutzt. Wissen Sie, ob diese auch anderweitig eingesetzt wurde? In diesem Krieg.
      Noch eine Frage Richtung Chemie. Wie schätzen Sie die Rückstände der benutzten Munition in der Umwelt ein, die benutzten Explosivstoffe in Granaten und Raketen.

      • «Noch eine Frage Richtung Chemie. Wie schätzen Sie die Rückstände der benutzten Munition in der Umwelt ein, die benutzten Explosivstoffe in Granaten und Raketen.»

        Na ja, umweltfördernd ist das nicht. Es kommen durch entsprechende Umweltschäden aber sehr viel weniger Leute früher zu Tode als durch die direkte Wirkung.

  29. southfront.org berichtet über ukrainische Truppenmassierungen nahe der Grenze zwischen der Ukraine und Transnistrien, einen seit 1990 abgespaltenen Teil Moldawiens, in dem kleine russische Truppenkontingente stehen. Die Plattform erwartet, dass ukrainische Truppen dort die ukrainische Grenze überschreiten und angreifen werden.

    Möglich ist natürlich auch, dass umgekehrt die ukrainische Seite einen Umsturz in Moldawien und in der Folge einen russischen Angriff auf Odessa befürchtet.

    • Das schreibt ntv dazu:

      https://www.n-tv.de/politik/Kreml-unterstellt-Ukraine-Plaene-fuer-Einmarsch-in-Transnistrien-article23937975.html

      «Die Plattform erwartet, dass ukrainische Truppen dort die ukrainische Grenze überschreiten und angreifen werden.»

      Na ja, die Plattform ist halt nicht die sicherste Quelle. (Das gilt auch fuer ntv & Co.)

      Aber duerfen die denn das? Ich meine geht das dann noch als Verteidigung ihres ukrainischen Territoriums gegen den Angreifer durch? Immerhin ist die PMR nicht Bestandteil der Russischen Foerderation.

      • «Na ja, die Plattform ist halt nicht die sicherste Quelle.»

        Nee, wirklich nicht. Die beste Plattform ist tatsächlich militaryland.net und danach kommt auch schon Institute for the Study of War.

        «Aber duerfen die denn das? Ich meine geht das dann noch als Verteidigung ihres ukrainischen Territoriums gegen den Angreifer durch?»

        Nee, das wäre vom Propagandagesichtspunkt her idiotisch, ohne dass es militärstrategisch etwas Nennenswertes bringen würde. Deshalb glaube ich eigentlich auch nicht, dass die Ukraine das tut sondern eher, dass die russische Seite dort einen bevorstehenden Angriff ihrerseits geschickt genug vortäuscht. Der wäre aber wiederum ein «Himmelfahrtskommando». Deshalb nehme ich an, dass dort gar nichts passiert.

          • Das russische Veteidigungsministerium hat bereits gestern früh auf Telegram behauptet, dass die Ukraine einen Angriff auf Transnistrien vorbereite.

            Der Originaltext:

            «Nach den vorliegenden Informationen bereitet das Kiewer Regime in naher Zukunft eine bewaffnete Provokation gegen die Transnistrische Moldauische Republik vor, die von Einheiten der ukrainischen Streitkräfte, einschließlich der nationalistischen Asow-Formation, durchgeführt werden soll.

            ◽️ Als Vorwand für den Einmarsch soll ein angeblicher Angriff russischer Truppen vom Gebiet Transnistriens aus inszeniert werden.

            ◽️ Zu diesem Zweck werden die ukrainischen Saboteure, die an der inszenierten Invasion teilnehmen, als Angehörige der Streitkräfte der Russischen Föderation getarnt sein.

            ◽️ Das russische Verteidigungsministerium beobachtet die Lage an der ukrainischen Grenze zur Transnistrischen Moldauischen Republik genau und ist bereit, auf jede Veränderung der Situation zu reagieren.

            Übersetzt mit http://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)»

  30. «Als Vorwand für den Einmarsch soll ein angeblicher Angriff russischer Truppen vom Gebiet Transnistriens aus inszeniert werden.»

    Wenn das russ. Verteidigungsministerium das schon im voraus weiss, waere es ja ganz schoen bloed, wenn die Ukrainer dann genau das machen wuerden.

    Ich bleibe dabei, da passiert nichts.

    • Schwer zu sagen, was sich die Russen dabei denken. Das ist wie bei Doppel- und Dreifachagenten. Vielleicht wollen sie nur, dass die Ukrainer denken, sie selbst würden dort angreifen wollen und dafür schon mal vorab den Ukrainern die Initiative in die Schuhe schieben. Damit dort ukrainische Truppen gebunden werden.

      Normalerweise wäre die Lage der um die 6000-9000 Soldaten, die die russischen Kräfte und diejenigen Transnistriens zusammen haben, bei einem ukrainischen Angriff hoffnungslos. In der gegenwärtigen Situation in Moldawien selbst ist das aber nicht unbedingt so. Ein Konflikt in Transnistrien könnte zum Kipppunkt in Moldawien werden.

      • Jetzt weiss ich, was Sie mit «Himmelfahrtskommando» meinten.

        Na ich hatte schon gedacht, die Russen wollen da angreifen (da Sie diese Option ja auch erwaehnt hatten bzw. vortaeuschen) und das den Ukrainern in die Schuhe schieben. (Dreimal um die Ecke gedacht sozusagen.) Allerdings, bezugnehmend auf das, was Sie hier gerade geschrieben haben, waere das reichlich dumm.

        Da hoffe ich weiter, dass Ihre Anfangsthese stimmt und da nichts passiert.

  31. Was vor Ort passiert ist wie immer schwer zu schätzen, zuviele Akteure.
    Hier allerdings und in der restlichen Welt tut sich einiges an Ungemach.
    Es wird zwar heruntergespielt, wie Gas und Strom, aber wenn man näher hinschaut sind es doch gravierende Änderungen auf vielen Gebieten.
    Nun kam ja auch noch das Verbrennerverbot ab 35 dazu. Es betrifft nicht nur Kraftfahrzeuge, sondern alle Verbrennermotoren. Auch wenn der Sprit CO2 neutral ist oder E-Fuels.
    Nicht nur die Bauern werden da Probleme bekommen. Europaweit gibt es beim Einkommen große Unterschiede, insofern keine kluge Lösung, da Neuanschaffungen nicht jeden gleich belastet.
    Bei Dünger gibt es Probleme, aber auch bei Stahl, Zement, chemische Industrie allgemein, Aluminium. Quasi alle energieintensiven Prozesse, indirekt allerdings auch andere Bereiche.
    Die Probleme in ärmeren Ländern, werden hier kaum thematisiert. Das geht von Hunger bis zu möglichen Unruhen.
    Da sich solche Abläufe gerne verstärken, wenn sie länger anhalten, ist wohl noch mit bei Weitem mehr zu rechnen. Der Krieg in der Ukraine wird ja noch einige Zeit anhalten und selbst danach ist mit keiner Normalisierung in absehbarer Zeit zu rechnen.
    Man wird sich zur Zeit schon Gedanken machen, wie man wieder an russische Rohstoffe kommt.
    Über Dritte? Zerschlagung nach massiver Schwächung? Regierungssturz?
    Ist natürlich geheim, wir dürfen spekulieren.
    Eine Art Ukraine-Soli wird wohl beschlossen. Muß sich ja nicht so nennen, geht auch eleganter.
    Der Hoffnungsschimmer China bezüglich Befriedung, scheint nach jetzigem Informationsstand nicht geeignet etwas zu bewirken.
    Polen scheint die ersten Panzer geliefert zu haben, die Finanzierung geht wohl über die EU Kasse. Die will natürlich auch wieder gefüllt werden.

  32. Inzwischen ist ein russ. Panzerwrack in Berlin («als Symbol des Untergangs») angekommen.

    «Zum Jahrestag des Kriegsbeginns in der Ukraine ist ein zerstörter russischer Panzer vor der Botschaft Russlands in Berlin aufgestellt worden. Das Panzerwrack vom Typ T-72 kam am frühen Freitagmorgen in der Hauptstadt an. Es soll für einige Tage vor der Botschaft am Boulevard Unter den Linden als Mahnmal gegen den Krieg dienen.

    Ausgerichtet war das Wrack quer auf dem Mittelstreifen der großen Straße, die Kanone zeigte auf die Botschaft.» (ZDF, unpassende Zeitform im 2. Absatz im Original)

        • Die Propaganda von Ost und West kommt mir seit langem primitiv und lächerlich vor.
          Ich frage mich immer, sind die Leute so minderbemittelt, daß das funktioniert oder wird dieses Schmierentheater als solches erkannt? Ist bei Werbung ähnlich. Ist sie so primitiv oder doch intelligent, weil sie genau das Niveau der Konsumenten trifft.

          • Gerade zufällig gesehen:
            «Germany’s next Topmodel» ist zurück und damit gleich der erste Aufreger. Kandidatin Elsa mag nur echten Pelz. Wildfüchse wärmen eben so schön. Außerdem wachse der Pelz ja wieder nach, so eine weitere Kandidatin. Heidi Klum nennt die geistigen Totalausfälle ihrer «Määädchen» schlicht: «Meinung».

            Ich bin evtl. genötigt zu glauben, Propaganda und Werbung entspricht genau dem Niveau eines ordentlichen Teils der Bevölkerung.

          • «Ich frage mich immer, sind die Leute so minderbemittelt, daß das funktioniert oder wird dieses Schmierentheater als solches erkannt?»

            Ich beobachte ein solches Phänomen gerade in viel kleinerem Maßstab bei einem lokalen Problem.

            Ich denke, die Wirksamkeit von Propaganda ist im Menschen ddaurch angelegt, dass er von Herdentieren abstammt und daher ein soziales Wesen ist. Das erfordert, dass Individuen eine Gruppenkohäsion verspüren. Zugleich waren die Herden der Vorfahren und sind die menschlichen Gesellschaften hierarchisch organisiert. Es gibt daher in einer Gruppe immer die Grundbereitschaft, dem Narrativ zu vertrauen, das von der Führung verbreitet wird.

            • Da taucht dann natürlich die Frage nach der Informationsgesellschaft auf. Es gab noch nie solche Möglichkeiten sich vielfältig zu informieren. Nicht unbedingt die Massenmedien, aber gerade durchs Netz findet man eine enorme Menge Information und Meinungen die man gewichten kann, nachvollziehen oder gegenüber stellen kann.
              Ich stelle aber häufig fest, daß man bei einer oberflächlichen Aussage, bei der Headline, stehenbleibt. Die nächsten Gedankenschritte fehlen. Keine Überlegung, kann das stimmen, ist das logisch.
              Fehlinformationen sind natürlich auch zuhauf zu finden, insofern ist das Informationsangebot auch kritisch zu sehen. Gerade dafür wäre ein kritischerer Umgang mit den Angebot zwingend notwendig.
              Archaische Denkmuster scheinen da zu greifen, vielleicht auch eine gewisse Überforderung, wenn schwarz/weiß nicht mehr funktioniert.

                • Ja, das Grübeln und das Unangenehme dabei ist wohl das Problem. Der Entscheidungsdruck. Sehe ich auch bei Studenten. So oder so, was wäre richtig. Entscheidungen die einen nicht selbst betreffen fallen leichter.
                  Das Ausmaß sich für irgendetws entscheiden zu müssen ist allerdings auch angewachsen. Das belastet, ist aber auch eine Frage der Vorgehensweise. Da wären wir wohl wieder im Bereich der Bildung. Die wird leider teilweise als Ansammlung von Fakten, von Information, betrieben. Die Verarbeitung ist aber in einigen Bereichen das Entscheidende.

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