Ein Jahr Krieg und wie weiter?


Gewöhnung Soldaten fallen, ein Land wird zerstört und kein Ende ist in Sicht. Nach einem Jahr haben sich alle Seiten damit abgefunden. Sie verfolgen lieber ihre ursprünglichen Ziele, als nach einem Ausweg zu suchen.

X – 70 Tage

Bevor wir über die Zukunft reden, lohnt ein Blick in die Vergangenheit. Ich gehe bis zum 18. Dezember 2021 zurück, als eine russische Invasion der Ukraine bereits absehbar war. Jedenfalls sah das schon damals die aus ukrainischer Sicht berichtende Plattform militaryland.net so. Die Seite berichtete am 18. Dezember über die Umorganisation und den Ausbau der ukrainischen Territorialverteidigung. Aufgrund einer drohenden Invasion würde die Zeit für die Aufstellung der Einheiten verkürzt, schrieb die Seite. Von nun an würde jeder Bürger unter 60 akzeptiert, auch solche ohne vorherige Militärdiensterfahrung. Der Zeitrahmen für Ausbildung und Übungen würde zugleich auf ein Minimum reduziert. Als Planungshorizont für die vollständige Aufstellung aller Einheiten der Territorialen Verteidigung wurde der 15. Januar 2022 angegeben. Später sollte sich das als der Tag X – 40 herausstellen.

Ebenfalls am 18. Dezember 2021 berichtete militaryland.net darüber, dass die vom ehemaligen Chef des Rechten Sektors der Ukraine, Dmytro Jarosch, aufgestelle Freiwilligenarmee UDA bereit sei, die Ukraine im Falle von Feindseligkeiten zu verteidigen. Sie sei nun vollständig in die regulären ukrainischen Streitkräfte integriert. Zwei der Einheiten der UDA, die Kompanie Volyn und die Scharfschützengruppe Brakonyeriv, würden bereits aktiv in Feindseligkeiten an der Kontaktlinie im Donbass eingesetzt.

Am 27. Dezember 2021 meldete militaryland.net, dass mehr als hundert britische Soldaten in der Ukraine stationiert und neben kanadischen und US-amerikanischen Truppen an der Ausbildung und Beratung der ukrainischen Streitkräfte beteiligt seien. Es sei nicht geplant, dass britische Soldaten im Falle einer Invasion an der Seite der ukrainischen Streitkräfte kämpfen würden. Vielmehr sollten diese dann evakuiert werden.

Am 18. Januar 2022 berichtete die Seite von der Lieferung britischer Panzerabwehrwaffen an die Ukraine und am 21. Januar über geplante tschechische Lieferungen von Artilleriemunition des sowjetischen Kalibers 152 mm sowie Lieferungen von Panzerabwehr- und Luftverteidigungswaffen durch die baltischen Staaten. Am 25. Januar lieferten die USA Panzerabwehrraketen Javelin und Granatwerfer M141 SMAW-D, die gegen befestigte Stellungen einsetzbar sind.

Am 31. Januar 2022 bezeichnete das ukrainische Armeekommando Teile der Nordukraine als nicht verteidigungsfähig und legte damit nahe, dass Russland zu Kriegsbeginn einen Vorstoß bis nahe Kiew unternehmen könne. Am 4. Februar verstärkte die ukrainische Seite die Verteidigungslinien nahe Tschenobyl, um der russischen Seite den kürzesten Weg nach Kiew zu versperren. Die russischen Angreifer überrannten diese Linien dann innerhalb weniger Tage. Am 6. Februar entsandte Großbritannien mehr als hundert Angehörige von Eliteeinheiten in die Ukraine. Ziel war die Ausbildung ukrainischer Soldaten in Aufstandsbekämpfungstaktiken, als Scharfschützen und für die Sabotage, auch in russisch besetzten Gebieten.

Am 10. Februar kündigte Russland eine einwöchige Blockade großer Teile des Schwarzen Meeres für Militärübungen an, die größte Blockade seit 2014. Am gleichen Tag verstärkte die Ukraine ihre Truppen an der Grenze zur russisch besetzen Krim. Diese Truppen wurden später in den ersten Kriegsstunden überrannt. Am 12. Februar zogen die USA 150 Ausbilder der Nationalgarde von Florida aus der Ukraine ab. Ein kleine Zahl von US-Spezialtruppen verblieb in der Ukraine. Am 13. Februar lieferte Litauen Stinger-Flugabwehrraketen an die Ukraine.

Am gleichen Tag diskutierte militaryland.net die mögliche Invasionsstrategie Russlands. Die Seite sagte die Hauptstoßrichtungen im Norden und Nordosten richtig vorher, überschätzte aber die Wucht der Operation westlich von Charkiw in Richtung Poltawa. militaryland.net erwartete einen Angriff vor Ende der Frostperiode, was sich ebenfalls als richtig erwies. Als gravierende Fehleinschätzung erwies sich hindes die Annahme, dass ein Angriff im Süden von der Krim aus nur ein Ablenkungsmanöver sein werde. Diese Fehleinschätzung dürfte militaryland.net mit dem ukrainischen Generalstab geteilt haben. Der entscheidende russische Vorstoß sollte im Süden erfolgen, vermutlich genau deshalb, weil die ukrainischen Streitkräfte dort zu dünn aufgestellt waren.

Am 17. Februar sicherte die ukrainische Nationalgarde den Staudamm eines Wasserkraftwerks bei Kiew. Am 18. Februar lieferte Estland Panzerabwehrraketen Javelin. Am 19. Februar nahmen die Feindseligkeiten im Donbass an Fahrt auf und die russischen Streitkräfte in Transnistrien wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Am 20. Februar verlegte die Ukraine eine mechanisierte Brigade vom Donbass nach Odessa, um die Stadt verteidigen zu können. Am gleichen Tag meldete militaryland.net erstmals die Markierung russischer Truppen mit dem Z-Symbol.

Am 21. Februar 2022 erkannte Russland die Unabhängigkeit der «Volksrepubliken» Luhansk und Donezk an, die es zuvor noch als ukrainische Regionen betrachtet hatte. Am 22. Februar meldete militaryland.net, dass diese Republiken das gesamte Territorium der ukrainischen Regionen (Oblaste) Luhansk und Donezk beanspruchen würden und nicht nur das bisher bereits besetzte. Am 24. Februar überfiel Russland die Ukraine. Die ersten Karten zum Frontverlauf auf militaryland.net stammen vom 26. Februar. Zu diesem Zeitpunkt waren Melitopol und Cherson im Süden bereits nicht mehr zu halten. Die aus Richtung Tschernobyl kommenden russischen Truppen hatten den Verteidigungsring von Kiew erreicht. Im Nordosten standen sie an den Verteidigungsringen von Sumy und Charkiw. Im Donbass hatte sich die Frontlinie hingegen nicht verschoben.

Diese lange Vorgeschichte des Kriegs ist deshalb von Interesse, weil sie nicht in das westliche und ukrainische Narrativ passt. Dieses Narrativ behauptet, dass die Operationen bereits in der Anfangsphase des Kriegs für Russland unerwartet schlecht verlaufen seien. Der Westen und die ukrainische Führung können indes keine schnelle Niederlage der Ukraine erwartet haben – anderenfalls hätten sie angesichts der erwarteten Invasion lieber verhandelt. Sie können auch keinen schnellen Fall von Kiew erwartet haben. Einen schnellen Vorstoß bis an den Verteidigungsring von Kiew haben sie hingegen schon vorhergesehen. Die einzige Überraschung war der von der Krim ausgehende russische Vorstoß im Süden und dessen schneller Erfolg.

Auch die in der Öffentlichkeit weit verbreitete Annahme, der Westen habe die Ukraine vor Kriegsbeginn nicht ausreichend bewaffnet, erweist sich als falsch. Angesichts des zu erwartenden Charakters der Kämpfe in der Anfangsphase und der vorhandenen Ausrüstung der Ukraine wurden hauptsächlich Panzerabwehrraketen und kurzreichweitige Luftabwehrsysteme geliefert. Das erwies sich in der Anfangsphase auch als richtig, wie hohe russische Verluste an Panzern, Kampfhubschraubern und Erdkampfflugzeugen Su-25 belegen.

Sanktionen

Ein Jahr nach Kriegsbeginn liegt die Strategie der westlichen Unterstützer der Ukraine klar auf der Hand. Ein direkter Krieg der NATO mit Russland soll unbedingt vermieden werden. Solange die Ukraine bereit ist, um den Erhalt ihrer territorialen Integrität Krieg zu führen, ist dem Westen daran gelegen, dass sie das auch als Stellvertreterkrieg tut. Das lässt sich daraus schließen, dass der Westen während der ukrainisch-russischen Verhandlungen im März 2022 die Ukraine nicht zu einem Kompromiss ermutigt, sondern sie vielmehr davon abgebracht hat. Der Artikel von Fiona Hill und Angela Stents in «Foreign Affairs» vom 25. August 2022, aus dem das hervorgeht, wurde am 2. September 2022 in der öffentlich zugänglichen «Responsible Statecraft» referiert.

Um einen Stellvertreterkrieg handelt es sich auch deshalb, weil die Ukraine weder finanziell, noch in Bezug auf ihre Waffen- und Munitionsproduktion in der Lage gewesen wäre, ein Jahr lang Krieg gegen Russland zu führen. Die Lösung, die Ende März/Anfang April 2022 möglich war, beinhaltete einen Rückzug Russlands auf die Grenzen vom 23. Februar unter gleichzeitiger Aufgabe der NATO-Ambitionen der Ukraine und zum Ausgleich Sicherheitsgarantien anderer Länder. Ein derartig vorteilhaftes Kriegsende ist für die Ukraine nicht mehr in Sicht – und das nach elf weiteren Monaten hoher Verluste. Als die ukrainische Führung die Verhandlungen abbrach, handelte sie nicht zum Vorteil der eigenen Bevölkerung.

Was leistet der Westen außer finanzieller Unterstützung, Waffenhilfe und militärischer Ausbildung, um die Ukraine zur weiteren Kriegsführung anzuhalten? Der Westen versucht, dem Feind der Ukraine durch Sanktionen zu schaden. Mittlerweile wurde das zehnte Saktionspaket beschlossen. Dessen potentielle Wirksamkeit lässt sich niemanden mehr erklären. Es zeigt aber zumindest an, dass die vorhergehenden neun Pakete nicht ausreichten.

Die ersten Sanktionspakete hatten noch großen Schaden angerichtet, allerdings größeren auf westlicher Seite als auf russischer. Der Westen glaubte, sich das ob seiner viel größeren Wirtschaftskraft leisten zu können. Russlan hatte jedoch ziemlich gut vorhersehen können, welche Sanktionen der Westen würde schnell umsetzen können und wozu er längere Zeit benötigen würde. Daher Russland war strategisch gut auf die Sanktionen vorbereitet. Es gelang der Führung, die russische Währung innerhalb eines Monats über Vorkriegsniveau zu stabilisieren und die Wirtschaft schnell umzustellen. Die russische Bevölkerung erfuhr keine großen und keine länger anhaltenden Schwierigkeiten.

Das lag auch daran, dass der Westen viel schlechter auf die Situation vorbereitet war. Die aus Russland importierten Energieträger konnten nur sehr langsam ersetzt werden – langsamer als Russland neue Abnehmer finden konnte. Zudem stiegen, wie in jedem Krieg, die Preise dieser Energieträger. In den ersten Monaten finanzierte der Westen so die russischen Kriegsanstrengungen de facto stärker als die ukrainischen. Weil die Sanktionen und die Ankündigungen späterer Energieträgersanktionen ein wichtiger Preistreiber waren, waren die Sanktionen so, wie sie gehandhabt wurden, letzlich sehr kontraproduktiv. Das war vorhersehbar gewesen, aber Emotion und Symbolpolitik hatten sich auch hier wieder einmal durchgesetzt.

Phasen eines Krieges

Die Verhandlungsphase

Russland hatte von einer formellen Kriegserklärung abgesehen und den Angriff als «Spezialoperation» verbrämt. Der Verlauf der Verhandlungen im März 2022 legt nahe, dass Russland sich tatsächlich damit zufriedengegeben hätte, einen Verzicht der Ukraine auf eine NATO-Mitgliedschaft, ein Ende der Feindseligkeiten an der Kontaktlinie im Donbass und vermutlich eine Wasserversorgung der Krim durch den Nord-Krim-Kanal zu erreichen. Putin hätte das der russischen Bevölkerung als schnellen und wichtigen Sieg verkaufen können. Eben deshalb wollte der Westen diese, für die Ukraine erträgliche Lösung, wohl nicht zulassen.

Die Verhandlungsphase des Kriegs endete mit dem Abzug der russischen Truppen vor Kiew. Wenn die russische Seite zu diesem Zeitpunkt noch von einem möglichen Verhandlungserfolg ausging, dann war dieser Abzug verfrüht und ein politischer Fehler. Diese Version ist wahrscheinlich, weil der Besuch von Boris Johnson, in dem dieser die ukrainische Führung endgültig von einer Verhandlungslösung abbrachte, vom 9. April datiert. Die erste Ankündigung eines Abzugs von Kiew datiert vom 28. März, am 31. März hat Russland die Kiewer Vororte aufgegeben. Etwa gleichzeitig nahm Russland an der Donbass-Front Izyum. Bereits am 3. April schloss Russland den Abzug aller Truppen aus der Oblast Kiew ab, ohne dass die Ukraine diese Kontingente verfolgte und angriff.

Militärstrategisch war der Abzug aus russicher Sicht sinnvoll. Die ukrainische Seite hatte ohne Rücksicht auf die Bevölkerung die Kiewer Vororte mit schwerem Artilleriefeuer belegt, was auch unter russischen Soldaten zu hohen Verlusten führte. Gleichzeitig war der Erfolg der Operation im Süden bereits gesichert und es wurden Kräfte an der Donbass-Front benötigt. Ich halte es für ein irreführendes Narrativ, dass Russland jemals vorhatte, Kiew militärisch zu nehmen. Falls die ukrainischen Truppen Kiew kampflos aufgegeben hätten, wäre die Stadt besetzt worden. Im Übrigen war der Vorstoß auf Kiew der Ablenkungsangriff und die Schaffung der Landbrücke zur Krim das Hauptziel dieser Kriegsphase.

Insgesamt verlief der erste Monat des Krieges für Russland erfolgreich und für die Ukraine desaströs. Gleichwohl entsprach das Ergebnis nicht den russischen Erwartungen. Mitte April war klar, dass es keine Verhandlungslösung geben würde. Damit war die politische Idee einer militärischen Spezialoperation gescheitert. Russland hätte nun auch formell auf regelrechte Kriegsführung umstellen müssen, einschließlich einer Teilmobilisierung und der Einführung einer Kriegswirtschaft. Davor schreckte Putin mit Blick auf die Stimmung in der Bevölkerung zurück. Notwendig wäre das auch deshalb gewesen, weil die ukrainische Panzerabwehr über alle Maße erfolgreich gewesen war und die russischen Verluste an Panzern entsprechend hoch. Zudem hatte Russland Charkiw nicht nehmen können. Dieses hatte als eine vor dem Krieg eher russlandfreundliche Großstadt und wichtige Rüstungsschmiede ziemlich sicher zu den operativen Zielen der ersten Kriegsphase gezählt.

Konsolidierung der russischen Erfolge

In den Folgemonaten bewegten sich die Fronten langsam, jedoch nach dem Abzug von Kiew fast ausschließlich zu russischen Gunsten. Am 20. Mai fiel Mariupol, was für die ukrainische Seite eine schwere Niederlage bedeutete. Am 26. Mai fiel Lyman nahe Sloviansk, womit das Zentrum der ukrainischen Donbass-Verteidigung in Kramatorsk in russische Reichweite geriet. Am 24. Juni fiel die Großstadt Sjewjerodonezk, eine der letzten Städte, die der Ukraine in der Region Luhansk geblieben war. Am 4. Juli fiel das etwa gleich große Lyssytschansk. Russland kontrollierte zu diesem Zeitpunkt die gesamte Region Luhansk. An diesem Punkt hielt Russland die Offensive an, um die erschöpften Truppen zu erneuern. Gleichwohl verschob sich die Front in den Folgetagen noch etwas weiter in Richtung der nächsten russischen Verteidigungslinie Siversk-Bachmut-Toretsk. Die Lage bei Bachmut am 8. Juli ist auf einer Karte bei militaryland.net ersichtlich.

Von Erfolgen an einer von der Ukraine vehement verteidigten Front getäuscht, übersah die russische Führung, was westliche Militärexperten bereits im Juni vorhergesagt hatten – das Kräfteverhältnis änderte sich zugunsten der Ukraine. Spätestens jetzt hätte die russische Führung teilmobilisieren müssen. Stattdessen fand sie sich mit einem Stillstand an der Frontlinie ab und setzte auf Erschöpfung der Ukraine. Von Mitte Juli bis zum 8. September kam es nur noch zu geringen Frontverschiebungen um einige Kilometer nahe der Verteidigungslinie Siversk-Bakhmut-Toretsk, während die russische Seite kilometerweise Territorium nördlich und nordöstlich von Charkiw aufgab.

Die ukrainische Gegenoffensive

Am 6. September traten die ukrainischen Streitkräfte in der Region Charkiw zu einer Gegenoffensive in Richtung Kupyansk an. Die Offensive entwickelte sich außerordentlich schnell und war außerordentlich erfolgreich. Bereits am 10. September nahmen die ukrainischen Kräfte Kupyansk. In der Folge gelang es den russischen Kräfte nicht, die Offensive am Fluss Oskil zu stoppen. Sie gelangen so schwer unter Druck, dass sie Izyum und Lyman aufgeben mussten und wieder kleinere Teile der Region Luhansk verloren. Obwohl der nötig gewordene Rückzug militärisch kompetent ausgeführt wurde und unter relativ geringen Verlusten verlief, handelte es sich um eine schwere strategische Niederlage. Die Position der russischen Kräfte verschlechterte sich dadurch auch im Donbass deutlich.

Bereits vor dem Fall von Lyman zog Putin am 21. September die militärische Konsequenz und ordnete eine Teilmobilmachung an. Lyman fiel am 2. Oktober, einen Tag nachdem Putin die Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson formell annektiert hatte, ohne dass die russischen Streitkräfte diese Regionen vollständig kontrollierten. Trotz der prekären Situation im Norden ließen die russischen Streitkräfte nicht davon ab, Angriffe auf die ukrainische Verteidigungslinie Siversk-Bakhmut-Toretsk vorzubringen.

Am 9. Oktober verübte die ukrainische Seite einen Anschlag auf die Kertsch-Brücke, die Russland nach der Annektion der Krim errichtet hatte, um die Halbinsel auch ohne eine Landbrücke versorgen zu können. Der Anschlag war ein Propagandaerfolg ohne militärische Bedeutung. Die Ukraine bezahlte teuer. Am 10. September eröffnete Russland einen Luftkrieg gegen die zivile Infrastruktur der Ukraine, der bis heute andauert und vor allem die Energieversorgung schwer geschädigt hat. Man muss allerdings annehmen, dass dieser Luftkrieg auch ohne den Anschlag auf die Kertsch-Brücke kurz darauf begonnen worden wäre. Der Anschlag war nur ein willkommener Vorwand. Insofern spielte er am Ende aber doch eher der russischen als der ukrainischen Propaganda in die Hände. Zudem wurde die Kertsch-Brücke bald instand gesetzt.

Währenddessen wurde die Lage der russischen Truppen in Cherson und in den rechstufrigen Teilen dieser Region, also westlich des Dnjepr, unhaltbar. Hier hatten westliche Waffen tatsächlich einmal etwas ausgerichtet. Mit den präzisen amerikanischen HIMARS-Raketenwerfern konnte die ukrainische Seite bei sehr geringem eigenen Risiko systematisch die russischen Nachschubwege über den Dnjepr zerstören. Gleichwohl wagte sie keinen Angriff auf den rechtsufrigen russischen Brückenkopf. Sie wagte das selbst dann nicht, als die russische Seite Cherson evakuierte und offen von Abzug aus dem Brückenkopf sprach. Die ukrainische Seite hielt das für eine Falle. Die meisten Bewohner von Cherson ließen sich damals lieber nach Russland evakuieren, als zu bleiben. Am 9. November befahl das russische Oberkommando den Abzug. Falls es keine Absprache mit der ukrainischen Seite gab, war es der bestausgeführte Rückzug über einen großen Fluss mit weitgehend zerstörten Brücken in der bisherigen Militärgeschichte. Er verlief praktisch verlustfrei. Gleichwohl handelte es sich dabei um die Zementierung einer schweren militärische Niederlage und um eine propagandistische Schmach für Russland.

Militärisch gesehen war dieser Rückzug richtig. Die russische Seite hielt nun in diesem Raum eine nahezu unüberwindbare Verteidigungslinie und setzte mehr Truppen für andere Frontabschnitte frei als die ukrainische. Zusammen mit dem Eintreffen der ersten Einheiten aus der Teilmobilmachung an der Front kehrte das die Kräfteverhältnisse wieder um. Mit dem 11. November 2022 ging die Initiative wieder an die russische Seite über.

Zermürbungskampf

Die neue russische Offensive kam zunächst nur mit einem Vorrücken um ein paar hundert Meter pro Tag an einzelnen Frontabschnitten in Gang. Selbst das gelang nicht an jedem Tag. Die Offensive gewann jedoch Woche für Woche an Kraft und dehnte sich über immer größere Frontabschnitte aus. Die Bevölkerungen westlicher Länder erfuhren aus ihren Medien wenig darüber. Die Illusion, dass die Ukraine weiter die Initiative habe, konnte bis zum 12. Januar 2023 aufrecht erhalten werden. Je nachdem, welcher Seite man glaubt, fiel am 12. oder 15. Januar, die Kleinstadt Soledar nahe Bachmut. Der ukrainischen Seite gelang es in der Folge nicht, die Front bei Soledar und Bachmut zum Stehen zu bringen. Sie verteidigte die Linie vehement, verlor aber doch Quadratkilometer um Quadratkilometer, Zufahrtstraße umd Zufahrtsstraße und Dorf um Dorf. Momentan scheint die Nebenstraße O0506 die einzige noch in ukrainischer Hand befindliche unzerstörte Verbindung nach Bachmut zu sein. Auf der T-0504 ist eine Brücke so schwer zerstört, dass darüber weder eine Versorgung noch ein Abzug möglich erscheint. Die russischen Angreifer rücken im Stadtgebiet von allen Seiten vor und stehen im Süden kurz vor dem Stadtzentrum. Bachmut sollte unbedingt bis zum Jahrestag der Invasion gehalten werden, wie Katrin Eigendorf gestern für das ZDF berichtete. Die Stadt wird vermutlich in den nächsten Tagen aufgegeben werden.

Der Fall von Soledar und wohl demnächst auch Bachmut illustriert die gegenwärtige russische Strategie. Statt, wie in der ersten Kriegsphase, schnelle Durchbrüche an überraschenden Stellen zu suchen und diese dann mit raumgreifenden Operationen auszunutzen, greift die russische Seite frontal die am schwersten befestigten Teile der Frontlinie an. Diese Strategie ergibt keinen Sinn, wenn man einen Krieg schnell gewinnen will. Sie ergibt sehr viel Sinn, wenn man die andere Seite dauerhaft schwächen und ihre Streitkräfte so weit wie möglich vernichten möchte. Leisten kann sich das nur die Seite, die mehr Soldaten und mehr Material ins Feld führen kann. Das ist in diesem Fall Russland, das in einem Zermürbungskrieg erheblich im Vorteil ist.

Wie weiter?

Die Ukraine wird diesen Krieg verlieren, wenn es ihr nicht gelingt, den Charakter der Kampfführung zu ändern. Mit ihr wird der Westen diesen Krieg verlieren. Wir wissen alle, dass Boris Johnson kein großartiger Stratege war. Weder lässt sich die ukrainische Luftverteidigung so aufrüsten, dass sie die russischen Angriffswellen auf die Infrstruktur stoppen kann, noch kann die Ukraine auf die Dauer so viele Verluste von Truppen ersetzen wie Russland. Innenpolitisch erscheint Russland hochgradig stabil. Was die Unterstützung der russischen Bevölkerung für den Krieg angeht, sind westliche und ukrainische Politiker mit ihren Äußerungen Putins beste Propagandisten.

Die ukrainische Niederlage wird nicht schnell eintreten. Russland mag anfangs das Ziel eines schnellen aber begrenzten Siegfriedens über Verhandlungen verfolgt haben. Seit dem Abbruch der Verhandlungen, spätestens aber seit der erfolgreichen ukrainischen Gegenoffensive, ist das sicher nicht mehr der Fall. Putin ist nichts an einem Vertrag wie Minsk-I oder Minsk-II gelegen, den die Ukraine doch nur nutzen würde, um wieder aufzurüsten und auf Revanche zu sinnen. Die russische Führung möchte nun den Willen der Ukraine brechen. Das erfordert einen langen, für beide Seiten verlustreichen Kampf, der dann doch mit einer Niederlage der Ukraine endet.

Russland wird daher kaum eine raumgreifende Großoffensive versuchen, es sei denn, dass die Möglichkeit besteht, dadurch große ukrainische Truppenkontingente einzukesseln. Stattdessen wird die russische Seite dort angreifen, wo die ukrainische Seite aus strategischen Gründen Truppen massieren muss. So können die russischen Kräfte diese Truppen zerreiben wie derzeit in Bachmut.

Lässt sich dagegen etwas ausrichten? Nachdem die Ukraine Mitte November die Initiative verloren hatte, hatten westliche Militärexperten auf ein Einfrieren des Kriegs im Winter gehofft. Die Hoffnung war, dass die Ukraine dadurch frische Truppen für eine Frühjahrsoffensive aufstellen und ausbilden könnte. Gepaart mit westlicher Bewaffnung sollten diese ihrerseits mit raumgreifenden Operationen die russische Seite in Schwierigkeiten bringen. Diese Hoffnung, die nie sehr realistisch war, hat sich erledigt. Die Ukraine hat mehrere der für die Offensive aufgestellten Truppenteile an die Donbass-Front werfen müssen, um dort Löcher zu stopfen. Umgekehrt kann Russland dort hauptsächlich Wagner-Söldner und Kontingente der Separatisten-Republiken kämpfen lassen und hinter der Front Reserven aufbauen. Diese werden eine ukrainische Großoffensive im Donbass verunmöglichen und eine solche im Süden zu einem Va Banque Spiel machen. Zudem hat Russland den milden Winter genutzt, um im Süden eine gestaffelte Verteidigung aufzubauen, in der Angreifer hohe Verluste erleiden würden. Seit sich die ukrainische Offensive Anfang November festgefahren hat, haben sich die Kräfteverhältnisse weiter zuungunsten der Ukraine verändert. Auf eine erfolgreiche ukrainische Frühjahrsoffensive würde ich keinen Cent wetten.

Nehmen wir an, dass ich mich irre und die ukrainischen Streitkräfte mit westlicher Waffenhilfe über alle Maße erfolgreich operieren. Sie schneiden 2023 die russische Landbrücke zur Krim ab, zerstören die Kertsch-Brücke und nehmen in der Folge die Krim. Nehmen wir weiter an, dass sie daraufhin 2024 auch noch den Donbass erobern und irgendwann die ukrainischen Grenzen vom Februar 2014 erreichen. Hat die Ukraine dann den Krieg gewonnen? Keineswegs. Aus welchem Grunde sollte Russland bei diesem Zwischenstand den Krieg beenden? Was wollen die ukrainischen Streitkräfte tun, wenn nicht? Die Grenzen zu Russland überschreiten und damit einen neuen Großen Vaterländischen Krieg auslösen? Russland hat etwa die vierfache Einwohnerzahl der Ukraine, eine bisher nicht nennenswert zerstörte Infrastruktur, sehr viel Raum, eine ausreichende Produktion an Nahrungsmitteln und Energieträgern und notfalls Atomwaffen. Selbst unter den optimistischsten Annahmen kann die Ukraine diesen Krieg nicht gewinnen.

An diesem Punkt stellt sich die Frage, was die führenden ukrainischen und westlichen Politiker sich eigentlich denken. Vermutlich denken sie nicht so viel und vor allem nicht sehr weit. Sie möchten unbedingt Recht behalten und das muss eben reichen. In einem Krieg reicht das aber nicht.


222 Antworten zu “Ein Jahr Krieg und wie weiter?”

  1. Der Jeffrey Sachs scheint ja gerade der Liebling aller Pazifisten (bzw. derer, die fuer das Ende des Ukraine-Krieg sind) zu sein.

    «Seine Aussage macht unmissverständlich klar, dass er die USA für verantwortlich hält.»

    Okay, das glauben viele. (Ich neige auch dazu.) Aber hat er denn handfeste Beweise?

    Die Freigabe der geheimgeh. schwed. Dokumente ist allerdings ein unbedingtes Muss. Da gebe ich ihm recht.

    • Beweise hat er nicht. Das behauptet er ja auch nicht. Er verlangt nur eine echte Untersuchung und formuliert einen Anfangsverdacht. Der Anfangsverdacht ist plausibel.

      Wir werden (zumindest zu meinen Lebzeiten) auch keine Beweise sehen. Schweden, das eine NATO-Mitgliedschaft anstrebt, wird den Teufel tun, irgendwelche Untersuchungsergebnisse herauszugeben, die einen Verdacht auf die USA lenken könnten, zumal es selbst keinerlei Interesse an der Pipeline hat. Umgekehrt hätte Schweden längst Untersuchungsergebnisse veröffentlicht, die einen Verdacht auf Russland lenken könnten.

      Jeffrey Sachs hat mit seiner Argumentation Recht, dass nur sehr wenige Akteure für eine solche Operation in Frage kommen. Wenn Russland kein Interesse haben konnte und es auch keinerlei Hinweise auf eine russische Aktion gibt, sind nun mal die USA der Hauptverdächtige.

      Im Prinzip hatte Polen ein starkes Interesse, aber wohl kaum die Möglichkeiten, so etwas zu tun, schon gar nicht ohne Mitwissen Schwedens und Norwegens sowie – wegen der deutschen Interessen – einer vorherigen Rückversicherung bei den USA.

      • Ich habe das Briefing mit DeepL uebersetzt. Er bezieht sich da auch nur auf die Enthuellungen von Seymour Hersh. Ja, dieser hat sich grosse Verdienste in der Vergangenheit erarbeitet. Dsbzgl. aber auch nur eine Quelle, die er nicht verraten will (verstaendlich). Aber da kann es eben auch nicht nachgeprueft werden. Und die dummen Satze der ueblichen Verdaechtigen sind sicher Wunschgedanken und Schadenfreude, muessen aber nicht bedeuten, dass die dann wirklich daran beteiligt waren.

        «Wir werden (zumindest zu meinen Lebzeiten) auch keine Beweise sehen.»

        Das denke ich auch. Und ich stimme auch ihren Argumenten zu.

        «Seine Aussage macht unmissverständlich klar, dass er die USA für verantwortlich hält.»

        Das ist dann also nur Ihre Meinung (und meinetwegen sehr vieler anderer). Aber der entgueltige Beweis kann eben nicht erbracht werden. So what.

    • Die Freigabe der Dokumente wird nie stattfinden. Selbst wenn, wer die Papiere vor sich auf dem Schreibtisch hat entscheidet, welche vorher geschreddert werden. Hat jemand Vetrauen diesbezüglich in Geheimdienste, der Bevölkerung die Wahrheit mitzuteilen?

        • Ich habe gelesen, die untersuchenden Stellen konnten keine Spur finden die nach Russland führt. Ob sie eine andere Spur entdeckten die woanders hinzeigen würde – wer weiß. Es ist völlig klar, daß man das nicht öffentlich machen würde. Außer es wäre ein afrikanischer Staat, die Palästinenser, Nord-Korea, Kuba.
          Fragen wir in 100 Jahren nochmal nach.

  2. Nun ja, wer sagt, daß Deutschland von nichts wußte?
    Nach den Befürchtungen eine Krise würde ausbrechen wäre es ungünstig, wenn die Regierungs sagen würde, wir waren einverstanden oder wußten Bescheid. Man erinnere sich an die laschen Aussagen zur Handy-Abhöraktion bei Merkel. Ich bin sicher, die Regierung wußte das. Man kann wohl auch nichts dagegen unternehmen.
    Scholz sagt: Wir können bei Gasmangel die Pipeline nicht schließen.
    Biden sagt: Wir organisieren das, ohne daß ihr in Verlegenheit kommt.
    Gas wollte man ja schon vor dem Krieg nicht mehr haben. Allerdings wäre es bei einer ordentlichen Krise evtl. wieder anders gewesen. Gut wenn der Rückweg weitgehend verbaut ist.
    Ist natürlich nur eine weitere Spekulation.

  3. Die Botschafterin der Ukraine in der Schweiz, Iryna Wenediktowa, vertritt öffentlich in Ihrem Gastgeberland die Meinung, dass die Schweiz nicht mehr neutral sein könne. Gleichzeitig sagt sie in einem Interview der «SonntagsZeitung» (Ableger des Zürcher «Tagesanzeigers»), dass sie die Schweizer Neutralität respektiere und von der humanitären Hilfe berührt sei. Quelle: Watson

    Diese Haltung verwundert. Die Ukraine hatte die Schweiz vor einigen Monaten angefragt, ihre Interessen in Russland im Sinne «guter Dienste» eines neutralen Landes zu vertreten. Russland hat das abgelehnt, weil es die Schweiz wegen ihrer Teilnahme an Sanktionen nicht als neutral betrachtet. Die Ukraine weiss also, dass es einen Bedarf an neutralen Ländern gibt und dass die Schweiz bereits zu weit von der Neutralität abgewichen ist, um in diesem Konflikt noch gute Dienste zu leisten.

  4. Die NZZ stellt fest, dass die gestrige Demonstration gegen Waffenlieferungen in Berlin sehr viel größer war als die von der Regierenden Bürgermeisterin und dem ukrainischen Botschafter angeführte Gegendemonstration.

    Nun ist das nicht so verwunderlich, weil die Für-Seite ihren Willen ja schon hat. Wenn es aber umgekehrt gewesen wäre, hätten es alle großen bundesdeutschen Medien erwähnt. So wie es gelaufen ist, verschweigen sie es lieber.

    • Na ja, ich war da bei Sch…wetter. Offiziell sollen es mehr als 13000 gewesen sein, die Organisatoren sprachen von 50000. Schwer zu sagen – die Wahrheit wird wohl irgendwo in der Mitte liegen.

      Uebrigens habe ich dabei nichts gesehen, dass irgendwie an eine rechtsoffene Demo erinnert, die Friedenstauben dominierten auf den Fahnen und Transpis, Partei- und Nationalflaggen keine gesehen. Aber Urban (AfD) soll ja dagewesen sein..

  5. Hm, es kann ja durchaus mal sein, daß es eine Meinung gibt die auch die AFD vertritt. Man kann ja deswegen seine Meinung nicht ins Gegenteil verkehren.
    Vorab hat man versucht, ALLE Demonstranten in AFD Nähe zu rücken, um eine Teilnahme zu verhindern. Auch die Verbote sind eindeutig und unüblich. Die stören zwar nicht, aber was politisch gewollt ist schimmert durch.
    Die Schweiz hat ohne Not seine Neutralität beschädigt. Das wiegt mehr als die Beibehaltung. Diese wäre u.U. sehr nützlich gewesen. Militärisch macht es eh keinen Unterschied.
    Nachdem der Wind gerade gegen China weht, ist es logisch, daß ein Schulterschluß mit Russland stattfindet. Hat keiner erwartet? Dann haben wir Dilettanten an der Führungsspitze. Oder, hätte man es eingeräumt, hätte es die Bevölkerung verunsichert. Ein mittlerweile manchmal benutzter Satz, um die Demokratie auszuhebeln.

      • Das ist nur eine Verschwörungstheorie. Steht in einem Artikel, dessen einer Autor Drosten ist. Und der ist ja nun mal die absolute, unfehlbare Autorität auf diesem Gebiet 😉

        Und ein weiterer Autor dieses Artikels ist der amerikanische Wissenschaftler Peter Daszak von der EcoHealth Alliance, der mit dem fraglichen Institut zusammengearbeitet hat. Und der muss es ja wissen.

        Ein anderer ehemaliger Mitarbeiter der EcoHealth Alliance, Andrew Huff, hat diese Verschwörungstheorie in einem im Dezember 2022 erschienenen Buch verbreitet. Die Stellungnahme der EcoHealth Alliance dazu findet sich auf deren Homepage.

        • Ja, ja – eine VT (-;

          Dumm nur, dass die (USA) selber bis zum Hals da mit drinstecken. Nicht gerade die beste Ausgangsposition fuer einen Funktionsgewinn.

          (Ihr Emoji/Smiley ist nicht real. Der/die/das laesst sich nicht kopieren.)

        • Im Umfeld dieser Meldung war zu lesen, die Faktenlage ist extrem dünn. Bei Weitem nicht ausreichend als Beleg.
          Ohne mich auf eine Seite schlagen zu wollen, das ist reine Spekulation und nicht mehr als eine Meinung. Da die Annahme nicht ausreichend unterfüttert ist, sollte man sie auch nicht weiter ernst nehmen.
          Eignet sich zwar gut als Headline, aber mit der Verantwortung der Medien bezüglich ihrer Berichte ist es leider nicht weit her.

          • Stimmt, im MSM war in der Vergangenheit wenig dazu zu lesen. Da musste man schon suchen. (Bitte nicht als Vorwurf gegen Sie verstehen!!!)

            Aber sehen Sie das mal so: Auch, dass was man ueber die Pipeline-Sprengungen in den gaengigen Medien erfaehrt, ist extrem duenn, falls ueberhaupt vorhanden. Das Problem ist, man will da gar nicht aufklaeren.

            Dass das nun gerade jetzt verbreitet und durch die Presse gejagt wird, kann ich mir nur so erklaeren, weil man verhindern will, dass womoeglich China mit seinem Friedensplan was erreicht, da sogar Selenskyj nicht sofort abgelehnt hat. Da werden eben alle Geschuetze aufgefahren.

            Schliesslich wollen ja die USA ihren (zukuenftigen Haupt-)Feind behalten.

            Sorry, Ihr Kommentar ging an izi. Der hat da auch den besseren Durchblick. Konnte mich bloss mal wieder nicht bremsen.

                • Die darf man ruhig entkräften, wenn es auf andere Weise als bei den 3 von der Tankstelle geschieht.
                  Vielleicht gibt es die»Wahrheit» die man feststellen könnte auch gar nicht. Ich meine damit die Labortheorie. Selbst ein Labor der Klasse S4 ist nicht per se als 100% sicher zu bezeichnen. Die Sicherheit ist zwar extrem hoch, aber es kann immer Defekte oder unerwartete Ereignisse geben. Gleichzeitig ist nicht gesagt, daß eine Kontamination der Außenwelt später überhaupt noch nachvollziehbar ist.
                  Das ist eben die Unsicherheit die bleibt bei der Einschätzung des Ablaufs.
                  Vielleicht läßt sich die Sache – auch bei bestem Willen – nie klären. Und wenn, erfahren wir sie evtl. nie.
                  Für die spätere Vorgehensweise war es allerdings auch wurscht.

                  • «Gleichzeitig ist nicht gesagt, daß eine Kontamination der Außenwelt später überhaupt noch nachvollziehbar ist.»

                    Das ist im Prinzip richtig, aber das WIV weiss trotzdem, ob es ein Leck aus ihren Laboren war. Die kennen ja die RNA-Sequenz aller natürlichen Viren, die sie haben (deshalb sammeln sie die) und auch diejenige aller Konstrukte, die sie für Forschungszwecke selbst designen.

                    Sie haben keine Beobachter hineingelassen und ihre Sequenzdatenbank nicht offengelegt. Auch das ist kein Beweis, aber es ist auch keine vertrauensbildende Maßnahme.

                    • Nein, vertrauensbildend ist das nicht. Aber es überrascht mich auch nicht. In Labors oder Entwicklungszentren läßt man ungern jemanden hinein.
                      Und wenn es Belege gibt, verschwinden sie ganz einfach.

          • Ja, die Faktenlage ist dünn. Wie bei den Pipeline-Sprengungen wird es keinen Beweis geben.

            Es ist aber eben schon so, dass es in Wuhan begann, Wuhan das Zentrum der Corona-Viren-Forschung weltweit war, dass in Wuhan Gain-of-function-Forschung betrieben wurde (es gibt Veröffentlichungen), dass Peter Daszak in den USA einen Fördermittel-Antrag zur Einführung einer Furin-Spaltstelle in ein Corona-Virus gestellt hat (der wurde abgelehnt), dass Peter Daszak gemeinsame Veröffentlichungen mit dem Wuhan-Institut hat und dass Covid-19 sich von früheren, harmloseren Corona-Viren eben dadurch unterscheidet, dass es eine solche Furin-Spaltstelle aufweist.

            Das ist alles kein Beweis, aber es sind doch ein paar viel Koinzidenzen. Wenn ich wetten müsste, ob natürlicher oder Laborursprung, würde ich jedenfalls auf Laborursprung wetten.

  6. Scholz bietet in Indien an, mehr Zuwanderung von indischen IT Leuten auch ohne Jobzusage und deu. Sprache.
    Man möchte so auch die indische Abhängigkeit von Russland beseitigen und ihr Abstimmungsverhalten ändern.
    Daß Länder bei Einwanderungswilligen/Flüchtlingen Unterschiede machen ist normal. Man scheint dies nun auch als politische Waffe zu begreifen bzw als Bestechung.
    Entwicklungshilfe und Handelsbeziehungen werden werden in dieser Weise ja auch gehandhabt.
    Ob im weiteren Verlauf des Ukrainekriegs immer weiterreichende Kreise gezogen werden sollten ist die Frage. Vieles errodiert zur Zeit und das läßt sich nicht so einfach wieder kitten.
    Es klingt zwar einfach bei 2 Blöcken die restlichen Staaten auf seine Seite zu ziehen, aber diese Zweckgemeinschaft hat eben auch nur diesen einen Verbindungspunkt. Nicht sehr dauerhaft und neue Problemfelder inner- und außerhalb des Blockes können sich ergeben. Das muß kein Block wie die NATO sein, ein lockerer Verbund wäre auch möglich.(o. auch nur eine lose Zusammenarbeit)
    Aus dem Kreis der eher russlandfreundlichen oder neutralen Ländern möchte man die Wichtigsten herausbrechen. Bei China versucht man es mit Druck, Indien möchte man kaufen.
    Ich denke, diese Vorgehensweise wird der Westen nicht durchhalten, sonst drohen finanzielle Probleme und Versorgungsenpässe.
    Angesprochen war, die Entwicklungshilfe an die Unterstützung unserer Politik zu binden. Auch das ist ein Weg den man sicher nicht gehen sollte.

    • «Bei China versucht man es mit Druck»

      Das zeugt von einem tiefen Unverständnis des chinesischen Denkens.

      «Angesprochen war, die Entwicklungshilfe [für Indien] an die Unterstützung unserer Politik zu binden.»

      Das zeugt von einem tiefen Unverständnis des indischen Denkens. Ist mal jemandem aufgefallen, dass das ein kolnial anmutender Ansatz ist?

      In beiden Ländern denkt die Elite, dass der Westen zuviel internationalen Einfluss hat und sie selbst zu wenig davon (nicht ganz zu Unrecht übrigens).

      • Ich sehe zur Zeit, daß man ärmere Länder versucht zu kaufen. Mit Zugeständnissen, Fördergeldern, Handelserleichterungen usw. Der Westen könnte sich dabei aber finanziell überheben oder die Angebote sind für einen Sinneswandel bei diesen Ländern zu gering. Bei China versucht man es mit wirtschaftlichen Abkoppelungen, Chip-Exportverboten nach China usw.
        Ob man daran denkt bei weitergehenden Sanktionen, daß China viele Produkte herstellt die man überall verkaufen kann, wir aber die gleichen Waren aufgrund des Preises schwer losbekommen?
        Wir sind auch nicht in der Lage, die chinesische Produktpalette selbst zu produzieren. Das weiß China selbstverständlich.
        Daher könnte der gleiche Druck wie gegenüber Russland nach hinten losgehen.

  7. «US-Präsident Biden hat der Lieferung von Abrams-Kampfpanzern in die Ukraine nach Angaben seines Sicherheitsberaters Jake Sullivan nur aufgrund des Drucks aus Deutschland zugestimmt.
    Im Interesse «der Einheit des Bündnisses» und «um sicherzustellen, dass die Ukraine bekommt, was sie will», habe Biden der langfristigen Lieferung von Abrams-Panzern zugestimmt, so Sullivan. »

    Nun ja, wer ist der Clevere und wer der Depp`?

      • Ich halte das sogar für möglich, wenn auch nicht für wahrscheinlich. Scholz› Argument: ‹Die US-Amerikaner liefern nicht, warum sollten wir?› war ja öffentlich. Das Gegenargument: ‹Unsere Panzer sind zu schwer zu warten› kam in US-Sicherheitskreisen sicher nicht so gut an.

        • «Ich halte das sogar für möglich, wenn auch nicht für wahrscheinlich.»

          Was fuer eine elegante Formulierung 😉 Sie haetten wirklich das Zeug zum Diplomaten.

          «…kam in US-Sicherheitskreisen sicher nicht so gut an.»

          Ja, da musste Sleepy Joe das korrigieren, vor allem da der «Olle» (Oh›, Pardon!) nochmal gewaehlt werden will.

        • Diese Aussage bezüglich der Abrams kam mir auch etwas konstruiert vor. Wer soll nach dieser Einschätzung diese noch kaufen?
          Man stelle sich vor, ein Autohändler würde diese Aussage von sich geben.

  8. Am 15. März 2022 hatte Präsident Selenskyj Generalmajor Eduard Moskaljow zum Oberkommandierenden der «Joint Forces Operation» (JFO) im Donbass ernannt. Diese Operation der ukrainischen Streitkräfte gab es seit 2014, sie hiess allerdings bis 2018 Anti-Terrorist Operation (ATO). Die Umordnung im Februar 2018 war noch durch Präsident Poroschenko erfolgt und hatte die Verantwortung vom Geheimdienst SBU aud die ukrainischen Streitkräfte übertragen. Zum Zeitpunkt der Ernennung von Moskaljow bildete die JFO die Donbass-Front der Ukraine im Krieg mit Russland.

    Nach einem Gespräch mit Moskaljow am Freitag über die Lage im Donbass hat Selenskyj diesen nun ohne Angabe von Gründen entlassen.

  9. Hallo lieber izitiwab,

    wie ordnen Sie folgendes Ereignis in Zusammenhang mit Ihrer Einschätzung
    „Wenn die russische Seite zu diesem Zeitpunkt noch von einem möglichen Verhandlungserfolg ausging, dann war dieser Abzug verfrüht und ein politischer Fehler.“
    ein:
    https://www.welt.de/politik/ausland/article237354045/Ukraine-Russland-Verhandlungen-Einer-der-ukrainischen-Unterhaendler-ist-tot.html
    ?
    Würde mich über eine Rückmeldung freuen.
    Ich schätze Ihren sachlichen Umgang mit diesem und anderen kritischen Themen sehr.

    • Selenskyj hat vor dem 24. Februar vermutlich gegen alle Wahrscheinlichkeit gehofft, dass Russland nur blufft und doch keinen Krieg beginnen würde. Möglicherweise haben das sogar einige westliche Sicherheitsexperten geglaubt.

      Als es dann passierte, hat Selenskyj mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen Verhandlungsfrieden suchen wollen. Denis Kireev war sein Vertrauter und er war zugleich ein Militärgeheimdienstmann. Umgebracht wurde er vom Inlandgeheimdienst SBU. Zunächst wurde auch von Verrat (Russlandnähe) Kireevs geredet, bis man einsah, dass sich dieses Narrativ nicht halten liess.

      Kireev wurde dann vom Verteidigungsminister zum Helden emporgehoben, der während der Ausführung von Spezialaufgaben ums Leben gekommen sei (Quelle: Ukrainische Regierungsseite).

      Der vor ein paar Wochen ein paar Tage lang als künftiger Verteidigungsminister gehandelte Kyrylo Budanov (Chef des ukrainischen Militärgeheimdiensts) hat hingegen bestätigt, dass Kireev in einem Auto des SBU ermordet wurde, hält ihn aber gleichwohl nicht für einen Verräter. (Quelle: babel.ua) Das Wallstreet Journal hatte sogar geschrieben (Bezahlschranke), dass Kireev durch eine rechtzeitige Warnung über den russischen Schlachtplan die Verteidigung Kiews erheblich erleichtert hatte.

      Es ist wahrscheinlich, dass es sich um einen Machtkampf zwischen dem stark nationalistischen und rechtsgerichteten SBU und dem realistischer denkenden Militär (das weiss, dass es einen Krieg gegen Russland nicht gewinnen kann) war.

      Selenskyj pariert seitdem. Budanov hingegen weiss, wie man Anschlägen entgeht und hat eigene Schutztruppen. Wenn die Lage in der Ukraine nicht mehr haltbar sein würde, wäre Budanov der neue starke Mann, der dann auch einen Frieden zu eigentlich ungünstigen Bedingungen (günstige bekommt die Ukraine nicht mehr) abschliessen könnte.

      • Noch ein Versuch, das Bild mit Blick auf das russische Vorgehen etwas mehr zu vervollständigen, sei erlaubt.

        Der russische Rückzug wurde am 28. März publik gemacht, verhandelt wurde seit 28. Februar, Putin hat am 12. April erklärt, dass die Verhandlungen blockiert seien, Selenskyi äußert sich am 15. April, er verweist auf den Disput ob ein (Russland) oder zwei Dokumente (Ukraine) nötig sind und erwähnt Bucha, das alles verändert habe.

        Zu den zwischenzeitlichen Ereignissen zählen:
        – der Mord an Kireev, 5. März
        – vermeintlicher Angriff auf eine Geburtsklinik im belagerten Mariupol, 7. März
        – ukrainischer Angriff mit schwerem Treffer auf Donezk, 20 Tote Zivilisten, 14. März
        – westl. Staaten beginnen mit der Ausweisung russ. Diplomaten in großer Zahl (balt. Staaten, PL, BG), ab 18. März
        – Putin verlangt die Bezahlung von Öl und Gas in Rubel, 23. März
        – Annäherung zw. Indien und China, chin. Außenminister in Neu-Delhi, 25. März
        – erste konkretisierte Verhandlungspositionen werden veröffentlicht, 29. März
        – Bucha-Greuel, am 2. April begann die Berichterstattung in den westl. Medien, am 30. März hatten die russischen Truppen Bucha verlassen
        – weitere Ausweisungen von russ. Diplomaten (D, F u.a.), 4. April
        – der Bahnhof in Kramatorsk wird von der Ukraine mit Totschka-U beschossen, > 50 Tote Zivilisten, 8. April
        – Besuch von v.d.L und Joseph Borrell in Kiew, 8. April, sein Tweet danach: https://twitter.com/JosepBorrellF/status/1512778418445860864
        – Besuch von Boris Johnson in Kiew, 9. April

        Ich sehe nicht, dass der Besuch von Boris Johnson entscheidend gewesen wäre für das Ende der Verhandlungen. So gut wie alle Politiker im Westen setzten damals auf die Fortsetzung der Konfrontation, auch im Glauben, dass die Sanktionen wirken würden, es herrschte und herrscht immer noch ein Kriegstaumel im Westen, sehr ähnlich wie zu Beginn des ersten Weltkrieges, befördert durch die Propagandamaschinerie, was zur völligen Blockade der Vernunft bei den meisten Menschen führt.

        Warum das russische Militär bereits ab 28. März den Rückzug antrat, liegt meiner Ansicht nach an 1. der zu geringen Personalstärke der Kräfte, die sich bis Kiew vorgewagt hatten, 2. an der effektiven westl. Kriegspropaganda, die kontinuierlich zugelegt hat (und zwar über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren!). Die Verhandlungen waren zu langsam in Gang gekommen, noch länger vor Kiew zu bleiben hätte die Verhandlungen nicht mehr befördern können, Russland konnte nichts weiter „draufsatteln“. Für die „kleine Verhandlungslösung“ hätte Russland Selenskyi gebraucht, einer großen Verhandlungslösung hat sich der gesamte Westen verweigert, während zugleich die kleine aus allen Kanälen torpediert wurde.

        Ihre klare Analyse scheint mir in keinem Punkt fehlerhaft, nur ist sie sehr stark auf das Militärische reduziert.

        • Ich glaube nicht, daß Russland einen «großen Krieg» in der Ukraine geplant hat. Wenn man die Bezeichnungen «Völkermord, Vernichtungskrieg» ernst nimmt, hätte Russland anders vorgehen müssen und können.
          Die entstandene Dynamik hat wohl den weiteren Verlauf stark verändert, nicht ungewöhnlich bei Kriegen. Das hätte man schon lange aus der Historie lernen können. In einen Krieg gehen ist relativ einfach, wieder herauskommen sehr schwierig. Alleine die Vorstellung wie es nach dem Krieg aussieht und weitergehen soll, überfordert schon die Vorstellungskraft. Die Folgen werden uns Jahrzehnte beschäftigen.
          Wird es uns dann noch interessieren, wie es dazu kam? Man strickt jetzt schon an der gefälschten Erzählung und man wird sie wohl glauben.
          Der Krieg hat wohl kommen müssen, das politische Personal hat wenig getan um ihn zu verhindern. Die «Zündler» haben sich durchgesetzt und ziehen sich zurück. Der Krieg ist zum Selbstläufer geworden.
          In diesem verwirrenden Spiel ist es leicht eine Geschichte zu erfinden, die die Bevölkerungen übernehmen. Außer mehr Kriegsgerät scheint wohl kein Plan für den weiteren Verlauf oder eine Friedenslösung vorhanden zu sein.
          Wenn Politiker schon davon reden, die «Kriegsmüdigkeit» zu bekämpfen und sie öffentlich bedauern ….da fehlen einem die Worte.

          • Ja, ich habe mich früher gefragt, wie die Politiker verschiedener Länder 1914 in einen Weltkrieg rutschen konnten.

            Jetzt weiss ich, wie so etwas passiert. Rechthaberei und Gedankenlosigkeit – und schon ist man mitten in einer Katastrophe. In der man sich dann irgendwie einrichtet, bis es wirklich nicht mehr weitergeht.

        • «Selenskyj hat vor dem 24. Februar vermutlich gegen alle Wahrscheinlichkeit gehofft, dass Russland nur blufft und doch keinen Krieg beginnen würde.»

          Trotz dem hier?

          «Ich gehe bis zum 18. Dezember 2021 zurück, als eine russische Invasion der Ukraine bereits absehbar war. Jedenfalls sah das schon damals die aus ukrainischer Sicht berichtende Plattform militaryland.net so.»

          Das erstaunt mich dann doch. Was hat er denn gehofft (ausser dass der Putin blufft)?

          Dass die Russen trotz oder wegen der ganzen Provokationen und der forcierten Hochruestung der Ukraine seit dem 18.12.21 nach ein paar Wochen – ohne jede Chance auf Verhandlungen bzgl. ihrer Forderungen – ihre Truppen dann wieder unverrichteter Dinge von der ukrain. Grenze zurueckziehen? Und der kollektive Westen – hat der das vielleicht auch gehofft?

          Ja, (fast) die ganze Linke hier war davon sogar ueberzeugt. Aber sonst so?

          Noch was anderes: Wissen Sie event. auch wie eigentlich der «normale» US-amerikanische Durchschnittsbuerger ueber den Ukraine-Krieg denkt. Unterstuetzen die da ihre Politiker bei deren Ukraine-Politik? Interessiert die der Krieg im fernen Europa ueberhaupt? Wissen die, wo die Ukraine liegt?

          • «– ohne jede Chance auf Verhandlungen bzgl. ihrer Forderungen – ihre Truppen dann wieder unverrichteter Dinge von der ukrain. Grenze zurueckziehen? Und der kollektive Westen – hat der das vielleicht auch gehofft?»

            Ich glaube schon. Das war Wunschdenken. In der Art, ‹Russland weiss ja, dass es dann gegen den ganzen Westen steht und dass der viel mehr Wirtschaftskapazität hat. Deshalb werden die das nicht wagen.›

            Die westlichen Politiker haben gewurschtelt und die Russen haben gerechnet. Die Rechnung ist auch nicht wie gewünscht aufgegangen (das ist bei Kriegen selten so), aber sie war näher an der Realität als das Wunschdenken im Westen.

            • Ja.

              Und jetzt denkt der «Westen»: Wir muessen die Ukraine nur mit Waffen vollstopfen und ein Sanktionspaket nach dem anderen schnueren, nur so koennen wir den Putin zum Rueckzug (einschl. Krim) zwingen und ihm eine Lektion erteilen.

              Denn ein volstandiger Sieg der Ukraine steht ausser jeden Zweifel. «Was nicht sein kann, das nicht sein darf.» (Oder war’s umgekehrt.)

            • Da hatte ich mich wohl auch ein bisschen falsch ausgedrueckt. Ich meinte eigentlich die beruehmten 80 % Unentschlossenen, die mal zur einen und mal zur anderen Seite schwanken – je nach Modetrend.

              Sind bei denen die allgemeinen Schulen wirklich so schlecht? Immerhin haben die doch erstklassige Universitaeten und ’ne Menge Nobelpreistraeger. (Gut, Obama war da ein Fehlgriff. Aber Physik/ Chemie/ Medizin.)

              • «Sind bei denen die allgemeinen Schulen wirklich so schlecht? Immerhin haben die doch erstklassige Universitaeten und ’ne Menge Nobelpreistraeger.»

                Es gab da mal einen bäsen Witz. Frage: «Was ist eine US-amerikanische Universität?» Antwort: «Ein Ort, an dem russische Wissenschaftler mit jüdischen Wurzeln chinesische Studenten ausbilden.»

                Das ist ein Aspekt. US-amerikanische Universitäten leben nicht unwesentlich vom Import von Dozenten und Studenten. Natürlich gibt es aber auch hervorragende US-amerikanische Wissenschaftler und Studenten. Das Land hat 332 Miliionen Einwohner!

                Aber so im Durchschnitt ist das Bildungssystem nicht so gut. Neben dem hellen Licht gibt es sehr viel Schatten.

                Als der obige Witz kursierte, habe ich gerade zusammen mit einem russischen Wissenschaftlern mit jüdischen Wurzeln, der an der University of California at San Diego gearbeitet hat, zusammengearbeitet. Er hat mir sein Leid über das Mathematik-Wissen der Erstsemester geklagt (und auch Kenntnis des griechischen Alphabets). Das ist eine sehr gute Universität, die weit überdurchschnittliche High-School-Absolventen anzieht.

                MIT, Harvard, Stanford, Yale – dort ist nur ein extrem kleiner Anteil der Studenten in den USA.

  10. «Die Bundesregierung widerspricht der Darstellung aus dem Weißen Haus, wonach US-Präsident Joe Biden der Lieferung von Abrams-Kampfpanzern in die Ukraine nur auf deutsches Drängen hin zugestimmt habe – gegen die Empfehlung seiner Militärs.»
    Nun, wie so oft, einer lügt. Empfehlen kann ich nur, sich aufgrund der zugänglichen Informationen eine eigene Meinung zu bilden.
    Selbst wenn sie falsch sein sollte, die Politik will es so. Man könnte ja auch……aber man tut es nicht. Vielleicht ist es für seriöses Gebaren auch schon zu spät, das Vertrauen der Bürger in die Politiker ist ja nicht erst seit heute schwer erschüttert.
    Besser ist wohl, man bleibt bei der Bezeichnung «Interessen» und die schließen Falschdarstellungen mit ein.

    • Nicht förderlich, selbst wenn wir gar nicht direkt beteiligt sind. Denn das Geld, ebenso die Zinsen müssen jetzt oder später bezahlt werden. Entsprechend die Einsparungen auf anderen Gebieten. Diese werden sicher direkt oder indirekt mit Gesundheit, Bildung, Sozialem zu tun haben.

  11. Sieht so aus, als wuerde die «Festung» nun aufgegeben (und doch nicht alle ukrainischen Leute geopfert werden):

    +++ 06:17 Uhr: Der Wirtschaftsberater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Alexander Rodnyansky, hat erklärt, ukrainische Kräfte könnten sich im Kampf um Bachmut bei Bedarf „strategisch zurückziehen“. Der Wirtschaftsberater sagte, Russland versuche aktuell „die Stadt einzukesseln, und setzt dazu seine besten, am besten ausgebildeten und erfahrensten Wagner-Truppen ein“. Rodyansky erklärte ferner „Unser Militär wird natürlich alle Möglichkeiten abwägen. Bisher haben sie die Stadt gehalten, aber wenn nötig, werden sie sich strategisch zurückziehen – denn wir werden nicht alle unsere Leute umsonst opfern.“ (Quelle: «FR»)

    • Ich weiß nicht, ob das ukrainische Militär groß abwägen wird. Die Beratung, die Pläne, die Aufklärung kommt aus USA. Zuviele eigene Entscheidungen werden dort wohl nicht gerne gesehen. Von einem Abzug würde ich ausgehen.
      Das kann auch größere Geländegewinne des Gegners zur Folge haben. Militärisch vielleicht nicht bedeutsam, aber psychologisch.
      Ein Zurückweichen der ukrainischen Armee wird wohl den Ruf nach mehr Waffen, nach Kampfjets befördern.
      Diese dauernden Diskussionen über Waffen, Rüstung, Sanktionen, zwischenstaatlichen Differenzen, Finanzierung usw binden hier das letzte bisschen Energie, um die vielen anstehenden Probleme anzugehen. Und das in der Politik wie in der Wirtschaft.
      Nachdem der Krieg auch beim Durchschnittsbürger angekommen ist in seinen Auswirkungen, wird es schwieriger werden ihn in bisheriger Form jahrelang weiterzuführen.
      Die Einflüsse auf Energie, den Wohnungsmarkt, Inflation, die Haushaltsplanung von Bund, Ländern und Gemeinden, auf wirtschaftliche Entscheidungen der Unternehmen, …..sind größer als man vermuten würde.
      In diesem Jahr wird dies wohl deutlicher zutage treten. Der Rückhalt in der Bevölkerung für eine Fortführung des Krieges wird wohl bröckeln, man wird Überlegungen anstellen müssen, wie man dagegen vorgeht. Ob das gelingt ist allerdings die Frage.
      In manchen Bereichen, hier wie in der Ukraine, lebt man von der Substanz. Das kann man nicht lange durchhalten. In manch anderen Ländern, die in diesen Krieg nicht involviert sind, ist es noch schlimmer.
      Wer sich kaum noch das Essen, das Wasser, Medikamente oder die Schule für die Kinder leisten kann, hat sicher eine andere Sicht auf diesen Krieg als wir.

    • «Der Wirtschaftsberater sagte, Russland versuche aktuell „die Stadt einzukesseln, und setzt dazu seine besten, am besten ausgebildeten und erfahrensten Wagner-Truppen ein“»

      Da fehlt eben gar nicht so viel. Wenn man der Karte auf militaryland.net glaubt, ist die Nebenstrasse vorgestern Abend noch beruhigende 4 km von der Front entfernt gewesen, die Strasse nach Konstyantinyvka (mit der zerstörten Brücke) keinen Kilometer mehr. Glaubt man southfront.org, stehen die Russen auch nur noch etwa einen Kilometer vor der Nebenstrasse. Die Rückzugsstrassen liegen bereits im Kampfbereich russischer Panzerkanonen.

  12. Wie ich lese, die Inflation ist wider Erwartung nicht gesunken, sie stagniert.
    Interessant, die Gewichtung des Warenkorbes wurde geändert, das hatte eine niedrigere Inflationsrate im letzten Jahr zur Folge.
    Die Energiepreise incl. Sprit wurden von 10 auf 7,5%, auch Wohnen wurde verringert in der Gewichtung.
    Dadurch täuscht die Inflationsrate etwas und wäre eigentlich höher anzugeben.
    Ein gewisser Zusammenhang mit dem Krieg ist klar, auch wenn er nicht der einzige Treiber ist. Die geplanten Ausgaben auf verschiedenen Gebieten, auch die der Kriegsbeteiligung, werden also teurer als berechnet.

  13. «Deutschland sollte dem dänischen Vorbild folgen: Einen Tag mehr zu arbeiten, um die Bundeswehr zu finanzieren, wäre ein großes Zeichen. Der Krieg ist auch unser Krieg.»

    Die Presse hat schon Ideen wie es weitergehen soll.

    • «Meldestelle fuer Antifeminismus»

      Die Extreme haben sich schon immer berührt.

      Ich halte die Art, wie diese Stiftung Politik macht, für einen Missbrauch des Namens von Antonio Amadeu. Ein angolanischer Gastarbeiter in der DDR, 1990 im Zuge der Wende arbeitslos geworden, aus rassistischen Motiven zusammengeschlagen und an den Verletzungen gestorben. Mit dem, was die seinen Namen führende Stiftung betreibt, hatte er nie etwas zu tun.

      • Ja, das stimmt. Die Geschichte vom Antonio Amadeu kenne ich.

        Frueher war ich mal zu diversen Vortraegen dieser Stiftung bzw. Veranstaltungen mit Leuten, die dieser Stiftung angehoeren (Rechtsextremismus, Nazistrukturen, israelbezogener Antisemitismus usw.) Die fand ich damals informativ und gut.

        Weiss nicht, was die sich dabei denken. Ist wahrscheinlich trendy.

        • Dass sie sich gegen Rassismus eingesetzt haben, passte ja wirklich zu dem Namen. Die Aktivitäten in dieser Art auszudehnen, schadet aber dem ursprünglichen Anliegen.

          Vielen Leute, die gegen Rassimus und die extreme Rechte sind, ist eine offene Debattenkultur sehr wichtig und Denunziationen sind ihnen unerträglich. Die Stiftung verkleinert mit solchen Aktionen die Zahl derjenigen, die sich mit ihr gemeinsam für die ursprünglichen Anliegen einsetzen.

          Das ist ein allgemeines Problem mit vielen «Progressiven» heute. Alles, was nicht genau in ihr Denkschema passt, ist gleich rechts und böse und muss mit allen Mitteln bekämpft werden. So schafft man keine Mehrheiten.

          • Ja, das Problem gibt’s auch bei den NGO’s. Sobald die irgendwelche Gelder vom Staat (oder Lobbyisten) bekommen, wollen die auch mitbestimmen.

            «Alles, was nicht genau in ihr Denkschema passt, ist gleich rechts und böse und muss mit allen Mitteln bekämpft werden.»

            Das sieht man auch bei «Campact», diesen Verein der Online-Kampagnen organisiert. Frueher hatten sie noch gute Ideen (na ja – nicht fuer jeden (-;), besonders seit Corona aber regelrechte Hetze und Denunzationen gegen Leute, die vom linksgruenen Konsens abweichen. Haben auch jede Menge Mitglieder verloren.

          • «Das ist ein allgemeines Problem mit vielen «Progressiven» heute. Alles, was nicht genau in ihr Denkschema passt, ist gleich rechts und böse und muss mit allen Mitteln bekämpft werden. So schafft man keine Mehrheiten.»

            Diese immer kleiner werdenden Zirkel sind aber ein allgemeines Problem. Auch erkennbar bei den Spezialisten, deren Arbeitsgebiet immer zentrierter wird, immer kleiner. Was einmal 1 Spezialist abdecken konnte erfordert nun 3, die jeweils ihren kleinen Sektor abdecken. Das Übergreifende nimmt ab.
            Der Überblick geht verloren und unerwartete Folgen treten auf.

  14. Wie man liest arbeiten die USA an einem Sanktionspaket gegen China, das in Kraft tritt wenn China militärische Unterstützung bietet.
    Ausgerechnet das Land, das jede Diktatur unterstützt solange es Nutzen bringt, schreibt anderen nun die Handlungen vor. Das passt ins Bild, zukünftiger Krieg oder Wirtschaftskrieg gegen China.
    Was ist und der Krieg, die Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO wert? Alles? Der Schaden reicht schon für Jahrzehnte, die Situation ist schon nicht mehr überschaubar.
    Man sollte wohl mehr über die Leute diskutieren, die es in einigen Ländern an die Spitze geschafft haben und nun blind durch den Porzellanladen stolpern.
    Macht sich überhaupt noch jemand Gedanken wohin das führt? Milliarden Menschen werden diese Abenteuer auslöffeln müssen während die Protagonisten, hochdotiert, in den Ruhestand gehen.
    Historiker werden Hunderte Bücher schreiben, wie etwas wieder passieren konnte, obwohl der Ablauf und die Folgen leicht erkennbar waren.
    Vielleicht war auch einfach zu lange eine trügerische Ruhe, nun mußte es mal wieder sein. Der Kessel platzt in regelmäßigen Abständen.
    Ob eine gewisse Gesetzmäßigkeit dahintersteckt? Faktoren die sich aufschaukeln bis zur Entladung?

    • Nach meiner Einschätzung können sich bereits jetzt die ukrainischen Kräfte nur noch kämpfend und unter hohen Verlusten aus Bakhmut zurückziehen.

      Vermutlich wurde Eduard Moskaljow am Montag von Selenskyj entlassen, weil er die Verantwortung für ein weiteres Verharren in Bakhmut nicht mehr tragen wollte. Das könnte wie die Schlacht um Ilowajsk ausgehen.

      • Ja sieht so aus.

        Danke fuer den Hinweis auf die Schlacht um Ilowajsk.

        «Russland hatte laut ukrainischen Angaben acht Bataillone seiner Armee zum Kampf über die Grenze gesandt.»

        Wenn der wiki-Eintrag so stimmt, stellt sich aber natuerlich auch die Frage, was die Russen da zu suchen hatten – auf ukrainischen Territorium.

        • «… stellt sich aber natuerlich auch die Frage, was die Russen da zu suchen hatten»

          Sie denken, das war etwas wesentlich anderes als jetzt mit den Söldnern und Waffen aus den NATO-Staaten auf der anderen Seite?

          • Na ja, ich haette gedacht, das waere immer von den Russen und den «traditionellen» Linken bestritten worden. Kann ich aber auch falsch verstanden haben – zugegeben.

            Der wesentliche Unterschied zu heute – was die westl. Soeldner betrifft – ist ja der (abgesehen davon, dass der «Westen» das auch bestreitet bzw. sagt, dass das nicht von offizieller Seite geschieht), dass das ja von der ukrainschen Fuehrung ausdruecklich gewuenscht wird und da die nun mal angegriffen wurden, wohl auch voelkerrechtlich legitim ist.

            • Westlich Soldaten wurden vor Monaten noch als direkten Kriegseintritt der NATO laut Völkerecht gewertet. Nun meinen Völkerrechtler, auch das wäre kein Kriegseintritt und vom Gesetz gedeckt.
              Als Bürger stellt man sich nun die Frage, was ist eigentlich ein Kriegseintritt? Eine Kriegserklärung? Die gab es bei vielen Kriegen nicht.
              Es biegt sich, es wiegt sich und nennt sich Gesetz oder Vertrag.

              • Es gab schon beim Kosovo-Krieg «Völkerrechtler», deren Argumentation jeder elementaren Logik widersprach. In diesem Fall ist inzwischen auch unstrittig, dass es ein Angriffskrieg der NATO war. Deutschland hätte aufgrund seiner Verfassung (und seines Strafgesetzbuchs) nicht teilnehmen dürfen. Der Generalbundesanwalt Nehm hat damals allerdings Anzeigen niedergeschlagen. So etwas nennt man Rechtsbeugung. Anzeigen gegen Nehm wegen Rechtsbeugung und Strafvereitelung im Amt wurden aber auch niedergeschlagen.

                Damals hat über so etwas sogar noch «Der Spiegel» berichtet.

                2003 hat die «Frankfurter Rundschau» einen Beitrag zu ähnlichen Problemen mit den Sätzen beendet:

                «Der Generalbundesanwalt ist ein politischer Beamter. Die Bundesregierung kann ihm Weisungen erteilen und ihn jederzeit entlassen.»

                Das waren noch Zeiten!

            • Waffenhilfe in einem Krieg ist völkerrechtlich nicht verboten (nicht einmal solche an den Angreifer, weil ja auch Angriffskriege nicht verboten sind).

              Söldner sind problematisch. Es kommt darauf an, ob sie klar als Kombattanten erkennbar sind. Wenn nicht, sind sie nicht vom Völkerrecht geschützt. Ein uniformierter Soldat gilt nicht als Mörder, er hat sehr weitgehende Rechte, wenn er sich der Gegenseite ergibt. Ein Partisan oder ein Söldner ohne klar erkennbare Zuordnung hat die nicht. Diese einfach bei Festnahme standrechtlich zu erschiessen ist kein Kriegsverbrechen.

              (ich habe diese Regeln nicht gemacht)

              • «…weil ja auch Angriffskriege nicht verboten sind»

                Sie meinen Praeventivkriege (Bsp. Israel)? Aber das ist auch umstritten. Allerdings kenne ich mich im Voelkerrecht nicht so aus. Bin ja nicht die Baerbock.

                (ich habe diese Regeln nicht gemacht)

                Na Gott-sei-Dank

                • Das wirklich rechtlich bindende völkerrechtliche Verbot stammt aus dem Römischen Statut.

                  Weder die USA, noch Russland, noch China haben dieses Statut ratifiziert. In den USA gibt es sogar ein Gesetz, das US-Bürger vor dem Internationalen Strafgerichtshof schützt («Hague Invasion Act»). Die USA kann danach Militäraktionen durchführen, um Angehörige ihrer Streitkräfte vor der Verfolgung durch den Internationalen Strafgerichtshof zu bewahren. Joe Biden war einer der Unterstützer.

                  • Merkwuerdige Auffassung von Recht.

                    Also, wenn ich nichts unterschreibe, kann ich machen was ich will, ohne dafuer bestraft zu werden.

                    Demzufolge macht ja auch Russland nichts Verbotenes.

                    • «Demzufolge macht ja auch Russland nichts Verbotenes.»

                      Nun ja, entweder waren die Kriege der USA gegen den Irak und Afghanistan völkerrechtswidrig oder derjenige Russlands gegen die Ukraine ist es nicht.

                      Man muss sich da schon entscheiden.

                    • Na eigentlich ist es klar. Da braucht man auch kein (so verschwurbeltes) Voelkerrecht. Jeder Angriffskrieg gehoert verboten, egal ob Irak, Afghanistan, Jugoslavien, Syrien, Ukraine etc. (Bei Israel wuerde ich allerdings nochmal nachdenken.)

            • „ dass das ja von der ukrainschen Fuehrung ausdruecklich gewuenscht wird und da die nun mal angegriffen wurden, wohl auch voelkerrechtlich legitim ist.“

              Die zwei Volksrepubliken, oder damals mindestens die eine, hatten doch auch nach Hilfe gerufen, oder?

              Nur der Vollständigkeit halber, wir müssen darüber jetzt nicht mehr weiter streiten.

              • «Die zwei Volksrepubliken, oder damals mindestens die eine, hatten doch auch nach Hilfe gerufen, oder?»

                Das waren keine völkerrechtlich anerkannten Staaten, bis 21. Februar 2022 hatte nicht einmal Russland sie anerkannt.

                Allgemein ist das aber tatsächlich ein Problem. Die Hälfte der Welt hat durchgehend die Assad-Regierung von Syrien anerkannt. Der Westen hingegen glaubte, eine verstrittene Exilanten-Gruppe, die keine Kontrolle über irgendetwas hatte, als syrische Regierung anerkennen zu müssen. Auf dieser Basis haben die USA Luftangriffe gegen Syrien geflogen und in Teilen Syriens auch Bodentruppen eingesetzt. Dabei wurde auch syrische Infrastruktur zersört.

                War das nun ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg der USA? Ich denke schon, wenn man allgemein Angriffskriege als völkerrechtswidrig ansieht. Man findet immer irgendeine Gruppe Unzufriedener, die man als Regierung anerkennen kann und die danach um Hilfe ruft. Wenn die sogar noch im sicheren Exil sitzen kann, wird das völlig absurd.

          • «Sie denken, das war etwas wesentlich anderes als jetzt mit den Söldnern und Waffen aus den NATO-Staaten auf der anderen Seite?»

            Wenn die Ukraine damals westliche Militärberater hatte, waren die unwahrscheinlich schlecht. Wer mitten in einer angelaufenen Gegenoffensive der Separatisten in Kiew eine Parade zum Unabhängigkeitstag (24. August) mit schwerem Gerät durchführt, hat sie nicht mehr alle.

            Belegt ist allerdings, dass der CIA-Chef John Brennan am Wochenende 12./13. April 2014 in Kiew war (das flog auf) und dass der damalige ukrainische Innenminister Awakow am 15. April den Bürgerkrieg eröffnen liess. Zuvor hatten bewaffnete Separatisten des «Anti-Maidan» in der Ostukraine Verwaltungsgebäude besetzt. Nur war eben genau das beim Maidan in der Westukraine auch geschehen, auch von Bewaffneten, und Janukowitsch hatte wohlweislich nicht die Armee eingesetzt.

        • «Wenn der wiki-Eintrag so stimmt»

          Die ukrainischen Angaben über 8 Bataillone sind meines Wissens nicht durch Evidenz abgesichert. Ziemlich unstrittig ist aber, dass an der Gegenoffensive der Separatisten ab dem 20. August 2014 auch russische Kräfte (mindestens Militärberater) beteiligt waren. Die ukrainischen Streitkräfte und (rechtsextremen) Freiwilligenverbände, die am 19. August wie die sicheren Sieger des Bürgerkriegs aussahen, waren Anfang September geschlagen.

          Die Regierung musste damals verhandeln (Minsk-I), weil unsicher war, ob sie eine Front aufbauen könnte, um die Separatisten zu stoppen. Pessimisten fürchteten einen Durchmarsch der Separatisten bis Kiew. Das war vermutlich stark übertrieben. Die Separatisten konnten damals nicht einmal Mariupol nehmen.

          «was die Russen da zu suchen hatten – auf ukrainischem Territorium.»

          Nichts. Andererseits darf man sich aber auch fragen, ob der ukrainische Innenminister im April 2014 hätte einen Bürgerkrieg beginnen müssen. Man findet bei solchen Untersuchungen niemanden mit weisser Weste.

  15. Jetzt wurde ja Scholz nach Washington zitiert. Muss wahrscheinlich sich seine neuen Instruktionen abholen, vielleicht kriegt er auch was auf den Deckel.

    Ohne das Wohlwollen der USA scheint in Deutschland gar nichts mehr zu gehen.

    • Ja, souverän scheinen wir nicht zu sein. Merkel auf die Frage, ob noch Besatzerverträge existieren: Sie weiß es nicht, es könnte sein.
      Nun, wenn die Kanzlerin schon nicht weiß ob noch souveränitätseinschränkende Verträge existieren ist es entweder ein Armutszeugnis oder Falschaussage.
      Aber auch ohne solche Verträge sind wir nicht so souverän wie zum Beispiel Frankreich.

    • Die deutschen öffentlich-rechtlichen Medien spekulieren auch darüber, ob Scholz gerüffelt wird.

      Wenn man aber schreibt, dass Deutschland ein Vasallenstaat der USA ist, ist man ein rechter Verschwörungstheoretiker ganz in der Nähe der Reichsbürger.

      Wenn zwei Staatsoberhäupter sich treffen und eines kann das andere rüffeln, ist der Staat des letzteren ein Vasallenstaat.

      • Ja, ich denke auch Biden wollte nochmal klar machen, wer der Chef im Ring ist und wohin der Hase zu laufen hat.

        Und jetzt ruecken Sie die Leos raus. Wir brauchen die selber, weil unsere ja gerade alle in der Ukraine zu Schrott gefahren werden (-:

        • Die sollen ja eingemottet sein. Also ohne TÜV. Kein Kat, keine grüne Plakette.
          Womöglich noch beige lackiert für einen Nah-Ost Krieg.
          Bei der BW weint man wohl schon, wenn von den letzten, noch funktionierenden, welche abgegeben werden müssen.

          • Die Schweiz führt doch keine Nahost-Kriege.

            (Ich glaube, @nerazuzzurra meint mit «Sie» die Schweiz, bei der Deutschland gerade angefragt hat, ob es Leopard-2 zurückkaufen kann. Ich glaube ferner, dass das nur eine Finte ist. Nachdem der deutsche Verteidigungsminister offen gesagt hat, dass die Bundeswehr Deutschland nicht verteidigen kann, ist jemandem aufgefallen, dass sich die Schweiz den grossen Nordkanton ja nun einverleiben könnte. Solange die Schweizer noch nicht selbst auf die Idee gekommen sind, kann man ihnen vielleicht noch die dazu nötigen Panzer abkaufen).

            Sarkasmus aus.

        • Man war zuletzt ja unterschiedlicher Meinung, wer,, wen wann, zu Panzerlieferungen veranlast oder genötigt hat. Das wird nun in Washington zurechtgerückt.
          Scholz wird die US Darstellung wohl übernehmen. Es war nur ein unglückliches Mißverständnis.

    • Man möchte meinen, nach Ilovaisk und Debaltzewe sollte sich so etwas nicht mehr wiederholen. Aber ein Selenskij wird wohl nicht in der Lage sein, das zu überblicken bevor er entscheidet wann ein Rückzug fällig ist.

      • «Man möchte meinen, nach Ilovaisk und Debaltzewe sollte sich so etwas nicht mehr wiederholen.»

        Ja, ich hätte auch gedacht, dass das ukrainische Militär seit 2014/15 gelernt hat. Die Militärführung hat das wahrscheinlich auch (Mariupol war ein kaum vermeidbarer Kessel), aber die politische Führung ist zu verbohrt, um der militärischen Führung zu vertrauen. Zumindest interpretiere ich die Entlassung von Eduard Moskaljow in dieser Weise.

        Ich denke es ist eine bewusste Entscheidung der ukrainischen politischen Führung (und eventuell sogar des Generalstabs), Bakhmut auch um den Preis einer Einkesselung so lange wie möglich zu halten. Aus militärischer Sicht ergibt das nur dann Sinn, wenn die Ukraine um (fast) jeden Preis die russischen Truppen bei Bakhmut binden muss. Das würde bedeuten, dass die Gesamtlage verzweifelt ist.

        Darauf deuten auch die hektischen diplomatischen Aktivitäten (Blitzbesuch vom Scholz) hin sowie das zunehmende Gerede westlicher «Militärexperten» über eine ukranische Frühjahrsoffensive, komplett mit der vorgesehenen Stossrichtung. Niemand, der so etwas tatsächlich tun will, würde es in dieser Weise ankündigen.

        Aus meiner Sicht befürchtet die ukrainische Seite nach einem Fall von Bakhmut eine grössere Frontverschiebung im Osten und entsprechende Effekte auf den Durchhaltewillen der Bevölkerung.

        • Im freien Gelände sind größere Frontverschiebungen wohl einfacher möglich. Das wurde ja schon angesprochen.
          Kampfjets werden jetzt sicher stärker ins Auge gefaßt. Ob man sich dazu durchringt, mit einer gehörigen Eskalation des Krieges, wird man bald sehen.

          • Russland hat derzeit (laut Internet) 773 Kampfjets, sagen wir zwischen 700 und 800. Die Ukraine hat derzeit 69, sagen wir zwischen 50 und 70.

            Es ist illusorisch, durch Lieferungen von westlichen Kampfjets eine ukrainische Luftüberlegenheit oder auch nur annähernde Parität zu erreichen.

            So, wie diese Asymmetrie ist, braucht die Ukraine vor allem bodengestützte Luftabwehrsysteme.

            • Braucht man dazu nicht eine enorme Menge, bei der langen Frontlinie? Mit welcher sinnvollen Reichweite kann man denn denken, bzw kann man schätzen, wieviele Abwehrsysteme gebraucht werden? Ohne Verluste gerechnet.

              • Gegen die Su-25- Erdkampfflugzeuge an der Front genügen recht kurzreichweitige Systeme (Gepard, selbst Stinger, notfalls sogar altmodische Flak).

                Es geht eher um das Landesinnere. Es geht eigentlich auch nicht so sehr um Jagdflugzeuge. Russland setzt die kaum über der Ukraine ein, weil die Ukraine ihrerseits kaum Jagdflugzeuge in der Luft hat. Russland setzt selbst strategische Bomber kaum mal über der Ukraine ein, weil Drohnen, Marschflugkörper und zu Boden-Boden-Raketen umgerüstete S-300-Luftabwehrraketen mit besserer Zielgenauigkeit und geringerem Risiko eingesetzt werden können.

                Wenn die Lage aber weiter eskaliert, könnte ein stärkerer Einsatz von strategischen Bombern erfolgen, was deutlich mehr zivile Opfer zur Folge hätte.

                Was die Ukraine eigentlich braucht, sind Luftabwehrraketen mittlerer Reichweite, so im Bereich Buk (50-70 km) bis S-300 (150 km), noch besser S-400 (fast 400 km). Die sind aber sehr teuer und die westliche Produktionskapazität ist relativ gering. Die Reichweite der Patriot ist zudem nur etwa so wie bei Buk, also deutlich unterhalb der S-300. Die langreichweitigsten Patriot-Raketen erreichen etwa S-300-Niveau, nicht aber S-400-Niveau. Die deutschen IRIS-T SLM sind noch kurzreichweitiger (40 km).

                Von Systemen kürzerer Reichweite braucht man mehr, wenn man jedes wichtige Ziel schützen möchte. Ein wirksamer Schutz der wichtigsten ukrainischen Infrastruktur würde vermutlich um die 100-200 Patriot-Batterien benötigen, von denen eine reichlich 1 Milliarde US$ kostet (je verwendeter Rakete 4 Millionen US$, deutlich teurer als russische Marschflugkörper, jeder Abschuss einer russischen Cruise Missile mit einer Patriot also ein finanzielles Verlustgeschäft).

                Das Hauptproblem ist aber noch nicht einmal der Preis, sondern dass man 100-200 Batterien nicht schnell bauen kann. Patriot wird seit 1976 gebaut. Eine Batterie hat sechs Startrampen. Insgesamt wurden (US-Armee und Export) bisher Startrampen für etwa 220 Batterien gebaut – seit 1976.

  16. Wie ich gerade lese: Die Ukraine verschießt monatlich 110.000 Granaten Kaliber 155. Man möchte vom Westen 250.000 pro Monat erhalten. Zur Zeit werden nur 20% abgefeuert, wegen Munitionsmangel.
    Bei 250.000 pro Monat frage ich mich, ob soviel hier überhaupt hergestellt werden kann. Müßte wohl aus der Substanz kommen.
    EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola meint: «Kämpfe weiter, du kannst nur gewinnen.» Das wäre ihre Lehre aus dem Krieg. Sie ist für Überlegungen, Kampfjets zu senden.
    Diese Eingleisigkeit bei der Konfliktlösung ist erschreckend, da wir auf ein offenes Ende zusteuern könnten das fatale Auswirkungen beinhaltet.
    Man kann gut studieren, wie es zu eskalierenden Kriegen kommen kann und keiner mehr an die Notbremse denkt.

    • «Bei 250.000 pro Monat frage ich mich, ob soviel hier überhaupt hergestellt werden kann. Müßte wohl aus der Substanz kommen.»

      Nein, diese Produktionskapazität gibt es derzeit nicht annähernd. Reuters gibt das US-amerikanische Ziel mit 90.000 Stück pro Monat an (Vorkriegskapazität 14.000 pro Monat). Laut New York Times wird es aber zwei Jahre dauern, bis es so weit ist. Frankreich hat für 2023 von seinem eigenen Hersteller 10.000 Stück bestellt (pro Jahr, nicht pro Monat). Rheinmetall will auf 450.000-500.000 pro Jahr erhöhen, wobei es aber 2023 nur 60.000-70.000 sind.

      Der gesamte Westen dürfte 2023 maximal auf eine Produktion von etwa 75.000 pro Monat (optimistisch gerechnet) und 2024 auf 150.000 pro Monat kommen (auch optimistisch gerechnet).

      Was in den westlichen Lagern liegt, ist streng geheim. Andererseits muss dort viel liegen bleiben. Sonst könnten andere als Russland auf ungewöhnliche Ideen kommen.

      Die russische Lagerhaltung vor dem Krieg wird auf etwa 3.5 Millionen Stück geschätzt, die Vorkriegsproduktion auf etwa 61.000 Stück pro Monat. Damit könnte Russland ab Kriegsbeginn 18 Monate lang monatlich 250.000 Stück verschiessen, ohne dass die Produktion gesteigert worden wäre. Es gab aber seit 2014 jährlich einen erheblichen Ausbau der Produktion. Quelle: Jamestown Foundation

      Mir scheint zu folgen, dass der Westen frühestens Ende 2024 Produktionsparität erreichen wird.

      • «Mir scheint zu folgen, dass der Westen frühestens Ende 2024 Produktionsparität erreichen wird.»

        Das sieht bei anderen Waffensystemen nicht anders aus. Russland erwägt, dem Iran Kampfjets zu liefern. Die russische Industrie scheint also mehr produzieren zu können, als die russische Luftwaffe derzeit verliert.

        Daraus folgt wiederum: Wenn der Westen diesen Krieg über die Produktionskapazität gewinnen will, muss er (aus westlicher Sicht optimistisch gerechnet) mindestens bis 2026 dauern, vermutlich deutlich länger. Die Annahme, dass die Ukraine so lange durchhalten kann, erscheint mir bei der gegenwärtigen Intensität der Kämpfe reichlich verwegen.

  17. militaryland.net meldet, dass bei Khromove die Brücke der Nebenstrasse O0506 zerstört wurde. Ein Photo bestätigt das.

    militaryland.net schreibt dazu:

    «Damit bleibt nur noch eine Straße durch die Felder und Ivanivske übrig.»

    Das ist ein wenig euphemistisch. Diese Verbindung ist auf Google Maps nicht als Strasse eingezeichnet, aber im Satellitenbild als Feldweg erkennbar. Auf OpenStreetMap ist dieser Feldweg immerhin als unbefestigter Weg eingezeichnet.

  18. Aus US Militärkreisen kommt nun die Information, wie entscheidend Mörser in der Ukraine sind. Also schaue ich nach Mörser, bzw was man heute darunter versteht.
    Infolgedessen bin ich wieder auf die Bezeichnung «gezogenes Rohr» und «Glattrohr» gestoßen. Bedeutet «Glattrohr» das Geschoß bekommt keinen Drall? Bedeutet das weniger Treffgenauigkeit und Taumeln? Ich dachte, Glattrohr gibt es schon ewig nicht mehr.

    • «Ich dachte, Glattrohr gibt es schon ewig nicht mehr.»

      Praktisch alle modernen Panzerkanonen sind Glattrohr. Das ergibt bei sonst (annähernd) gleicher Auslegung der Kanone eine geringere Reichweite, aber dafür bei gegebener Schussentfernung eine höhere Durchschlagskraft.

      Mörser sind billiger als Artilleriegeschütze, können aber nur mit steilem Abschusswinkel schiessen. Es gibt auch Varianten mit gezogenem Lauf, aber ich nehme an, dass es in der Ukraine eher um kurzreichweitige Systeme geht, deren Granaten befestigte gegnerische Stellungen von oben treffen.

      Die Ursache für das Gerede ist wahrscheinlich, dass die Ukraine bei einer eventuellen Offensive im Süden ein gestaffeltes, befestigtes Verteidigungssystem überwinden müsste. Selbst wenn der Westen sehr viele Panzer liefern würde, wäre dort hinterher nur ein Panzerfriedhof.

  19. Gerade hier ein Thema: Bei den zig Verbindungsabbrüchen pro Tag ins Netz wäre es schön, das Internet nicht schneller zu machen sondern zuverlässiger.
    Der Student sieht die Online-Vorlesung und ist mehr mit neu einwählen beschäftigt. Nennt man Digitalisierung.

  20. Rheinmetall will ja eine Panzerfabrik in der Ukraine bauen. Ich sehe jetzt den Sinn nicht. Das waere doch ein tolles Angriffsziel fuer die Russen. Medwedjew hat schon mit Beschuss gedroht.

    Ist das vielleicht nur ein Fake?

    • Es wäre dann kein Import mehr. Evtl. gibts dafür Subventionen, sonstige Gelder…..billige Arbeitskräfte bei gleichbleibendem Preis. Das Grundstück geschenkt, Belieferung von Staaten ohne Genehmigung der Bundesregierung.
      Man kann sich einiges vorstellen.

      • Das wusste ich nicht. Da macht es natuerlich Sinn. Und wenn es ihnen gelinkt – an den Sanktiomen vorbei – Russland noch die passenden Raketen zum Beschuss (und Test des Systems) zu verkaufen, steigt der Kurs in unereichbar geglaubte Hoehen.

        • Nachdem Rheinmetall in den Dax aufgerückt ist, kann man erahnen wie sich die Rüstungsindustrie in den nächsten Jahren entwickeln wird. Viele Staaten haben ihre Rüstungsausgaben erhöht, das werden wohl Hunderte Milliarden zusätzliches Geld im Rüstungsbereich und diese Summe muß natürlich irgendwo eingespart werden. Oder natürlich Schulden, die aber auch nicht folgenlos bleiben.
          Wo gespart wird, wird man sehen. Bildung, Sozialbereich, Renten, Gesundheit, Pflege sind sicher vone mit dabei.
          Rheinmetall meint, für 200 Millionen ein Werk in der Ukraine bauen zu können, um bis zu 400 Panther zu produzieren.
          Beides würde vom Westen bezahlt. Also eine sichere Abnahme und Bezahlung.
          Exporte von der Ukraine in andere Kriegsgebiete könnten evtl. Exportbeschränkungen in Deutschland unterlaufen.
          Die Politik meint, wir sind gut durch die Energie- und andere Krisen gekommen. Ich glaube, man hat die Schäden einfach ausgeblendet. Millionen sind ihre Ersparnisse los, die Industrie und das Gewerbe kämpfen an verschiedenen Fronten, aber wir sind gut durchgekommen. Die Bedeutung von «gut» sollte neu definiert werden.

  21. «Die hart umkämpfte Stadt Bachmut im Osten der Ukraine hat nach Einschätzung von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin eher symbolische als strategische Bedeutung. «Der Fall von Bachmut würde nicht notwendigerweise bedeuten, dass die Russen in diesem Kampf das Blatt gewendet haben», sagt Austin. »
    Man geht also von einem Abzug aus der Stadt aus, da man die Bedeutung nun herunterspielt. Für ein Symbol hat man einen gehörigen Aufwand betrieben. Viele Tote für nichts?
    Symbole beeindrucken, aber ab wann ist ein Symbol den Preis nicht mehr wert?
    Der Ost-West Krieg hat bereits jetzt einen weltweiten direkten oder indirekten Schaden in Billionen Höhe verursacht. Die Toten außerhalb der Ukraine lassen sich dabei nicht einmal beziffern.
    Kampf bis zum Letzten? Das scheint bei beiden Seiten die Wahl zu sein. War es absehbar? Ist der Krieg West gegen China absehbar?
    Ist es überhaupt relevant, wenn ein Krieg absehbar ist oder verändert das den Lauf der Ereignisse kaum?

        • Ja, schon klar. Ich ging schon vor Wochen davon aus…

          Mir ist nicht klar, was die ukrainische Fuehrung sich dabei denkt. Die verheizen da tausende ukrain. Soldaten (hoffentlich sind das wenigstens alles Freiwillige) fuer eine zerstoerte Stadt ohne (angeblich) strategischen Wert – und ohne die am Ende halten zu koennen.

          Verstehe ich nicht. Die fehlen doch dann bei der – durch die Qualitaetsmedien geisternde – grossangelegte Fruehjahrsoffensive.

          • Wenn man das Land nicht verlassen darf, ist es so eine Sache mit der Freiwilligkeit.
            Man will wohl gegenüber der eigenen Bevölkerung, vor allem aber vor dem Ausland zeigen, wie tapfer man ist. Nur so kann man gegen die Kriegsmüdigkeit vorgehen. Dem Ausland soll auch suggeriert werden, wir können gewinnen, wenn wir die erforderlichen Waffen bekommen.
            Daß man auf die Menschen dabei keine Rücksicht nimmt, klar. Russische Soldaten werden verheizt, aber auch ukrainische. Das Loblied des Westens auf die uk. Soldaten hat eben auch diese Kehrseite. Um das Symbol zu halten schwächt man sich auch selbst.
            Wenn der Chef sagt «halten», wird eben gehalten. Egal wieviele draufgehen. Der Chef steht ja auch nicht selbst im Feuer. Der hält dann die Trauerrede und legt einen Kranz nieder.

    • Ich denke, Selenskjy ist ein Fanatiker (bzw. wurde vom «politischen Westen» dazu gemacht). Insofern ist Bachmut fuer ihn und Teile der ukrain. Fuehrung wirklich ein Symbol, dass der Welt suggerieren soll, dass sie keinen mm ukrain. Boden aufgeben werden, egal wie lange der Krieg dauern wird und was dann noch uebrig bleibt.

      • Gut, daß Sie das schreiben. Mir erscheint er ähnlich. 4000 Zivilisten incl. Kinder sollen noch dort sein. Wieso man die nicht evakuiert hat ist ein Rätsel.
        Bei Sel. frage ich mich immer, wie ist die Aufteilung zwischen Schauspieler, Fanatiker, Präsident, Erfüllungsgehilfe.
        Sicher kann man sagen, daß sein Beruf mit hineinspielt und ein gewisser Show-Anteil vorliegt. Als unseriös sehe ich ihn ebenfalls.
        Eine ungewöhnliche Art aufzutreten und schwer einzuschätzen. Seine Rolle gegenüber dem Westen scheint gespielt zu sein um sein Ziel zu erreichen. Sein Vorgehen gegen Korruption scheint vorgetäuscht zu sein, es würde mich nicht wundern, wenn er selbst involviert wäre.

        • «Wieso man die nicht evakuiert hat ist ein Rätsel.»

          Dazu hatte ich heute einen «Welt»-Reporter gehoert. Der meinte, dass das alles Menschen sind, die hoffen dass sie von den Russen befreit werden.

          Gerade gesehen: Die Ukraine soll alle wichtigen Offiziere schon abgzogen haben. Verwundern wuerde das mich nicht.

  22. «Nachdem der deutsche Verteidigungsminister offen gesagt hat, dass die Bundeswehr Deutschland nicht verteidigen kann, ….»
    Wenn der deutsche Verteidigungsminister so etwas vertritt würde ich es so interpretieren:
    Man möchte Angst produzieren und die Gunst der Stunde nutzen, enorme Gelder für die BW zu generieren. Gleichzeitig kann man solche Aussagen nur als Beleg werten, daß man sich sicher ist, nicht angegriffen zu werden. Wie passt das mit den Reden zusammen, Russland bedroht die ganze Welt, ganz Europa?
    Eine rhetorische Frage.
    Wir folgen, nach meiner Meinung, schon zu sehr Personen und deren Interessen ohne die Folgen zu bedenken. Diese Interessen werden nicht klar benannt, auch nicht, wer im Detail involviert ist.
    Es ist nicht so einfach, als man denkt. Risiken sind immer möglich, wenn man nicht rüstet, aber auch wenn man es tut. Man geht davon aus, je mehr Waffen, umso sicherer. Die Gegenseite folgt natürlich. Dadurch können aber Konflikte und sonstige Probleme die dazu führen, erst befördert werden.
    Die kolportierte Ansicht, Russland würde die NATO angreifen, halte ich für unrealistisch. Damit werden aber tiefgreifende Änderungen der Politik, der Staatsausgaben und Einschränkungen verkauft.
    Vor diesem Hintergrund muß man sich erklären, wieso 100 Milliarden und mehr in Wochen für Waffen usw auf dem Tisch liegen, aber 5 Milliarden um den jahrzehntelangen Lehrermangel zu beseitigen nicht finanzierbar sind.
    Der Westen gibt zusammen ca. 1.500 Milliarden für Rüstung bzw Militär aus und erzählt nun, wir sind nicht sicher. Dieser Betrag liegt höher als die Hälfte der gesamten weltweiten Rüstungsausgaben. Ab wann wäre denn von Sicherheit zu reden?

    • «Verteidigungsminister offen gesagt hat, dass die Bundeswehr Deutschland nicht verteidigen kann…»

      Komisch, dass wir da unsere «besten» Waffen an die Ukraine verschenken.

      «…wieso 100 Milliarden und mehr in Wochen für Waffen usw auf dem Tisch liegen»

      Da hatte ich vor kurzem mal ’ne Umfrage gesehen (finde ich leider nicht mehr, vielleicht war die nicht repraesentativ), dass es der Mehrheit der Deutschen erstmals wichtiger ist, dass Geld zur Verteidigung ausgegeben wird als fuer soziale Belange.

  23. «Die Ukraine hat nach Angaben der US-Repräsentantenhaus-Abgeordneten Jason Crow und Adam Smith die Lieferung international geächteter Streumunition gefordert.
    Das ukrainische Militär will die Streubomben ausschlachten, um die darin enthaltenen Panzerabwehrbomben von Drohnen aus auf russische Streitkräfte abwerfen zu können. Daher habe die Ukraine auch explizit die MK-20 -Bombe (auch bekannt als CBU-100) angefragt,
    Außenminister Dmytro Kuleba wies darauf hin, dass rechtlich gesehen keine Hindernisse für den Einsatz der Streubomben gebe. Wenn sein Land sie erhalten sollte, werde man sie ausschließlich gegen die russischen Streitkräfte einsetzen.
    Phosphor Brandwaffen werden ebenso angefragt.»

    Vertraut der Westen der Ukraine und liefert? Zur Zeit denke ich eher nicht.
    Soll die Situation in Bakhmut genutzt werden, um Druck auszuüben?

  24. Kanzler Scholz sein Biden-Besuch hat schon Ergebnisse gebracht: Zwei von der SPD-Spitze, die es bisher nicht so geil fanden, nur auf Waffenlieferungen zu setzen – wurden auf Ukraine-Tour geschickt und leisten Abbitte.

    • «Es habe zudem bereits im Herbst mehrere geheimdienstliche Hinweise gegeben, die auf eine proukrainische Gruppe hingedeutet hätten. Es sei den Ermittlern jedoch bisher noch nicht gelungen, herauszufinden, wer die mutmassliche Tätergruppe beauftragt habe. »
      Und danach begann der Krieg. Wäre das anders abgelaufen, hätte man diese Vermutungen früher geäußert?

      • Na ja, gemeint ist wohl der Herbst ’22. Da war der Krieg schon im vollen Gange.

        Ich bin mir aber auch noch nicht klar, was ich von der ganzen Sache halten soll.

        In der «Tagesschau» wurde ja schon angedeutet, dass damit keineswegs die ukrain. Regierung was zu tun haben koennte, oder es war eine False-Flag-Aktion, oder es waren ukrainische Separatisten.

        Kann auch sein, dass man wg. des zunehmenden Drucks aus der Oeffentlichkeit, jetzt irgendwas praesentieren wollte – und die USA aus der Schusslinie nehmen.

        Mal seh’n wie sich das weiterentwickelt oder ob es nach kurzer Zeit wieder versandet.

        • Ich würde sagen, die üblichen Verdächtigen bleiben. Einige Leute einer ukrainischen Firma in Polen. Die Frage stellt sich, wie kam diese Firma an die große Menge Sprengstoff? Wenn legal könnte man das nachweisen. Also illegal ,aber es sind ca. 1-2 Tonnen. Exakte Pläne muß man auch gehabt haben und Laien wären nicht in der Lage das durchzuführen. Ich glaube, es muß ein Staat, ein Geheimdienst dahinterstecken.
          Russland? Die eigene Pipeline zerstören und hinterher eine kleinere Gasmenge durch die verbliebene Leitung anbieten? Das eigene Geschäft zerstören? Klingt nicht sehr plausibel.
          Oder ist das ein Versuch, aus der rückhaltlosen Unterstützung herauszukommen ohne das Gesicht zu verlieren?
          Na ja, wir scheinen auch in einer Demokratie nicht besser informiert zu sein als in anderen Staaten. Geheim, Manipulation, Desinformation usw, das können wir eben auch.

          • Ja, das ist kompletter Nonsens. Nachdem sich die Behauptung nicht mehr aufrecht erhalten lässt, die Russen hätten ihre eigenen Pipelines gesprengt, muss halt etwas anderes her.

            Das muss nicht wahrscheinlich sein. Als die USA im Kosovo-Krieg den Geheimdienstflügel der chinesischen Botschaft in Belgrad beschossen haben, haben sie als Begründung angegeben, sie hätten veraltete Karten von Belgrad gehabt. Sie haben sich nicht einmal die Mühe gegeben, zu begründen, was sie denn nun genau anhand der veralteten Karten mitten in der Stadt hätten angreifen wollen.

            Jeder, der politisch denken kann, weiss wer es war und warum es getan wurde. Ein Teil der Oeffentlichkeit lässt sich auch mit sehr primitiven Lügen täuschen.

            • Ja die Story sieht ganz schoen zusammengeschustert aus.

              Einerseits sollen da Profis am Werk gewesen sein und andererseits haben die das Schiff ungereinigt zurueck gegeben. Na ja – waren sich wohl zu fein dafuer.

              Und da es gefaelschte Paesse waren, geht die Tendenz der MSM schon dahin, dass am Ende doch wieder die Russen dahinterstecken.

              «Jeder, der politisch denken kann, weiss wer es war…»

              Ganz schoen festgelegt – so zwischen den Stuehlen. Klar: «Wer einmal luegt…»

              • >> Ganz schoen festgelegt… <<

                Das ist eine Sache der Logik! In einem der weltweit stärksten überwachten Gewässer soll eine Bande außerhalb der US-|NATO-Gang den Terroranschlag durchführen können? Das glauben & vertreten doch nur jene, denen an der Wahrheit nicht gelegen ist.

                • Hey Mymind (schoen das Sie wieder da sind), ich habe doch gar nichts gesagt. (Schluchz.)

                  Na klar, waere es logisch, aber die Beweise von Hersh beziehen sich eben auch nur auf eine Quelle, von der man nicht weiss, ob die glaubwuerdig ist. Und mit «cui bono?» kann man eben manchmal auch schwer daneben liegen.

            • Peu à peu wird dann aus diesem Narrativ eine russische Beteiligung gebastelt werden. Pistorius spricht schon von einer False-Flag-Aktion & viele werden das gern glauben. Keine Lüge scheint ihnen dumm genug zu sein, um sie zu verbreiten. Ihr Beispiel mit der chinesischen Botschaft ist nur eines von vielen.

          • «bereits im Herbst mehrere geheimdienstliche Hinweise gegeben…»

            Na ja – um jetzt mal bei der Story zu bleiben – wann war die Sprengung gleich: 26.09.22, und die Spuren im Schiff wurden nicht verwischt. Sprengstoffspuren wurden festgestellt, folglich direkt danach.

            Wenn man das nicht zurueckgehalten haette, waere es wohl schlecht zu begruenden gewesen, die Ukraine weiter bedingungslos zu unterstuetzen – zumindest bis das vollstaendig aufgeklaert waere. Muesste allerdings die Ukraine-Hilfe jetzt auch erstmal ueberdacht werden.

            Wie gesagt, ich halte das fuer eine unausgegorene, schlecht durchdachte Geschichte. Inzwischen versucht man aber schon, irgendwie da wieder raus zu kommen und das doch den Russen anzulasten.

            • Sie sind wohl auf der richigen Spur. Wenn man so überraschend schnell ein Schiff gefunden hat, wie eigentlich, und dann auch gleich auf Sprengstoff untersucht ist das eine hanebüchene Geschichte.
              Es kam ja auch zu der erlogenen Aussage, man habe keinerlei Erkenntnisse. Was war die Intension zu lügen? Den Verlauf des Krieges nicht zu stören? Den gewollten Krieg nicht durch solche Informationen abbrechen zu müssen?
              Keiner fragt, hatte die Ukraine ein Interesse. Oder Polen, oder die USA. Es gibt keine Sanktionen aufgrund des Verdachts, die gibts doch sonst so zügig.
              Man macht sich langsam nicht einmal mehr die Mühe, eine plausible Lüge zu entwickeln. Scheinbar nicht mehr nötig.
              Fühlt sich der Bürger noch ernstgenommen? Wenn ja, unterliegt er wohl einem großen Irrtum.

                • Ach, man läßt «zufällig» aus Versehen die Pässe liegen? Hm, für eine geheime Aktion wohl der schwerste Fehler.
                  Hat man beim Einsturz der Twin Towers nicht auch einen unversehrten Paß gefunden? Menschen, Flugzeugteile, Einrichtung waren nicht mehr zu entdecken, aber ein Papierpaß übersteht alles? Die Wahrscheinlichkeit liegt wohl fast bei Null.

                  • So einen Pass lässt man schnell irgendwo liegen…aber gut,dass er i.d.R. gefunden wird & so unverwüstlich ist…Ich weiß auch nicht, wieviel & was genau man intus haben muss, um sich derartige Geschichten auszudenken & zu glauben.

                  • Die Frage ist schon, wieso fälsche ich einen Paß der aber auf eine polnische Firma und ukrainische Besitzer zurückführt? Oder auf mich selbst.
                    Der Sinn der Fälschung ist nicht ganz logisch.
                    Auch, wie kam man denn auf dieses Schiff, was hat Polen bezüglich dieser Firma unternommen, wieso hört man jetzt erst davon, wie kam man zu exakten Karten des Pipelineverlaufs, wer ist so versiert, mit dieser Sprengstoffmenge umzugehen und fern zu zünden?
                    Wird ein Schiff eigentlich nicht bemerkt, wenn es so lange an der selben Stelle bleibt, bis alles montiert ist?
                    Diese Erzählung kaufe ich so nicht ab. Man scheint zu denken, wie beim Irak Krieg, ein DIN A4 Blatt mit ner einfachen Zeichnung reicht diesmal auch. Nur hat man diesmal auch noch auf die DIN A4 Seite verzichtet.

                    • «Der Sinn der Fälschung ist nicht ganz logisch.»

                      Na , das ist vielleicht gerade die Logik. Da jeder der nachdenkt zum selben Schluss kommt: naemlich, dass die doch nicht so bloed sein koennen und demzufolge, die das ganz bestimmt nicht waren. Damit hoert das Denken auf. Vielleicht sollte man da noch ein weiters Mal um die Ecke denken.

                      Aber am Besten das ganz sein lassen. Die Schote ist wohl sowieso nur erfunden.

            • Es ist schwer zu sagen, was die Bundesregierung (der Generalbundesanwalt ist weisungsgebunden, also der Exekutive unterstellt) damit bezweckt.

              Eine Möglichkeit ist, die USA (und damit die transatlantische Partnerschaft) schützen zu wollen oder zu müssen, selbst um den Preis, die Unterstützung der deutschen Bevölkerung für die Ukraine zu gefährden.

              Eine zweite Möglichkeit ist, dass man die USA halt nicht direkt angreifen kann, aber etwas tun kann, was den USA wehtut (die Unterstützung der deutschen Bevölkerung für den Ukraine-Krieg gefährden). Das halte ich aber für unwahrscheinlicher.

              Meine Annahme ist, dass man einfach das Wasser trüben will, das sich in den letzten Wochen gefährlich zu klären begann.

              • Yep, man musste was tun, weil der Druck aus der Oeffentlichkeit immer staerker wurde. Und plumpe die-Russen-waren’s-Rhetorik waere wohl nach den vielen Monaten nicht mehr glaubhaft gewesen.

                Ich vermute mal, dass wurde beim Geheimtreffen Biden-Scholz mit abgeklaert.

    • Meines Wissens auf den US Geheimdienst. Das wäre allerdings eine fragwürdige Quelle, da Geheimdienste angehalten sind Informationen zu filtern, zu unterdrücken, zu lügen.
      Wie man weiß kann ein Geheimdienst ALLES behaupten, denn einen Beleg für die Aussagen gibts meist nicht.
      Die übliche Frage: Traue ich einem Geheimdienst und ist er der Wahrheit verpflichtet?

      • Nun ja, da waren wohl auch «Investigativjournalisten» (wie man stolz behauptet) von der ARD und der «Zeit» beteiligt. Unter anderem von «Frontal». Wenn man da juengst gesehen hat, wie die aus einer Friedenskundgebung eine Naziveranstaltung (zugespitzt) machen, weil sie 9 Leute von bis zu 50000 Teilnehmer, die dem rechten Spektrum zuzuordnen sind, aufgespuert haben – na dann Prost Mahlzeit.

          • Ja – was fuer ein Affentheater. Die Journalisten werden sicher nicht hoechstpersoenlich das Schiff nach Spuren untersucht haben.

            Aber seien Sie unbesorgt: Man arbeitet schon daran, den Verdacht in die richtige Richtung zu lenken (-;

            • Ich habe auch schon daran gearbeitet & finde meine Version nicht blöder als die andere:

              Dieser ukrainische Unternehmer ist ein Kumpel von Vladi, kann aber auch mit Joe ganz gut. Der Russe inszenierte einen Versicherungsbetrug, um nicht auf die Pipeline-Kosten sitzenzubleiben, da die ´blöden´ Deutschen sein Gas ohnehin nicht mehr wollten. Dafür brauchte er allerdings Rückendeckung von dem US-Ami, da eine terroristische Operation in der Ostsee mithilfe seiner NATOstanis auf jeden Fall bemerkt werden würde. Clever wie der US-Ami nun mal ist, dachte sich Joe: Hehe, davon könnte doch unsere Fracking-Industrie profitieren. Dann kommt der Ukrainer ins Spiel, der 6 Döspaddel beauftragt, die Tat zu vollbringen. Es läuft vieles schief, sie chartern nur ein Segelboot & hatten größte Mühe den mehrere 100 Kilo wiegenden Sprengstoff überhaupt bis zum Tatort zu transportieren & bis an den Meeresgrund zu verfrachten. Dank Gottes Hilfe & mehreren Slava-Ukraini-Gebeten kriegen sie es mit Ach & Krach hin, doch die Zeit eilte ihnen davon. Am Schluss blieb nicht mehr genügend davon übrig, die Sprengstoffspuren auf dem Boot zu beseitigen, zu guter Letzt vergaßen 2 Döspaddel ihre Pässe an Bord. Gut, dass sie so täuschend echt gefälscht waren sonst hätten sie heute ein Problem. Über Fingerabdrücke & DNA-Spuren ist noch nichts bekannt, aber vermutlich haben sie die Pässe ohnehin nur mit der Kneifzange angefasst & sich die ganze Zeit im Taucheranzug fortbewegt.

              • Nachdem der Geheimdienst meint, letztes Jahr hätten sie das aufgedeckt, gab es keine Internet- und Handyspuren? Keine PC? Alles sehr gut organisiert, aber dann keine Zeit und Pässe vergessen.
                Wieso eigentlich Pässe fälschen, wenn man so schnell auf eine polnische Firma und die Besitzer kommt?

                «Die Vereinten Nationen haben angesichts verschiedener Schuldzuweisungen nach den Explosionen an den Pipelines Nord Stream 1 und 2 zur Zurückhaltung aufgerufen. «Wir sollten alle unbegründeten Anschuldigungen vermeiden, die die bereits erhöhten Spannungen in der Region weiter eskalieren und möglicherweise die Suche nach der Wahrheit behindern könnten», sagte die Uno-Beauftragte für politische Angelegenheiten, Rosemary DiCarlo»

                Ach, plötzlich so zurückhaltend mit Schuldzuweisungen? Wer ist eigentlich der Oberbefehlshaber der UN? Rein rhetorische Frage.

                • Die UN hat doch keinen ´Oberbefehlshaber´ :-))

                  Die Entwicklung ist aber interessant. Entweder Biden & Co ziehen sich damit von dem uneingeschränkten Support der Ukraine zurück oder Kräfte in USA opponieren gegen die Regierung & diesem unsäglichen Krieg gegen die RF. So oder so wird die Ukraine bzw. ihre Bevölkerung auf der Strecke bleiben. Das war absehbar auch wenn es ihr nicht zu wünschen war. Andererseits hätten sie von den Fehlern anderer Staaten lernen können, aber dafür braucht es freilich eine informative Presse, die es weder in der Ukraine zuletzt gab noch in den meisten EU-Ländern.

                    • Sie wollen es zumindest sein & scheuen dabei weder Kosten noch Mühe, Skrupel am allerwenigsten. No pasaran ist wohl die einzige Antwort darauf _ oder?

                • Ja, ja – der Funny hat’s echt drauf. Der ist mir leider etwas aus dem Focus geraten, da ich die alten Lieder nur beim Joggen hoere. Und Joggen wird immer seltener.

                  Ich weiss, Sie haben da @mymind geantwortet. Aber da muss man ja das Lineal anlagen. Vorschlag: Statt ab dritter Ebene nur noch schwarz ausgefuellte Quadrate z.B. leere Quadrate oder Dreiecke (-;

  25. Die hochkompetente Internetpräsenz der Qualitätszeitung «FAZ» zitiert den ukrainischer Präsidenten mit der Bemerkung, wenn Bachmut fiele, hätten die Russen freie Bahn nach Donezk.

    Mir würde scheinen, dass die prorussischen Separatisten die Stadt Donezk seit September 2014 kontrollieren, wenn man den etwas nordwestlich gelegenen Flughafen mit in Betracht zieht, seit Ende Januar 2015. Spätestens seit der Annexion der DNR muss man davon reden, dass Russland Donezk kontrolliert, de facto seit mehr als einem Jahr.

    Die russischen Truppen hätten dann „freie Bahn in andere ukrainische Städte, in Richtung Donezk“.

    faz.net hingegen schreibt wörtlich:

    «Die russischen Truppen hätten dann „freie Bahn in andere ukrainische Städte, in Richtung Donezk“.»

    Die kriegen das mit der Wahrheit noch nicht mal dann hin, wenn es gar keinen Sinn ergibt, die Dinge zu verzerren. Die haben einfach keine Ahnung.

    • Das Zitat von Selenskyj bei CNN haben aber auch andere «Qualitaetsmedien» wortwoertlich kommentarlos uebernommen.

      Ich nehme an, Sie meinen das die Staedte(?) Richtung Donezk sowieso schon von Russland annektiert sind und demzufolge die gar keine «freie Bahn» dahin brauchen?

      • Donezk liegt am westlichen Rand des von Russland kontrollierten Gebiets.

        Bachmut liegt mittlerweile in einer Fronteinbuchtung, aber mit einer Richtung Donezk hat die geografisch oder militärisch nichts zu tun.

        Selenskyj mag den Rest der Oblast (Region) Donezk gemeint haben. Im Ukrainischen und Russischen kann man das so sagen und aus dem Kontext wird dann klar, dass die Region gemeint ist. So, wie die FAZ das schreibt, wird aber niemand an die Region denken. Auch der Journalist, der das geschrieben hat, hat nicht an die restlichen Teile der Region Donezk (es geht eigentlich um Sloviansk und Kramatorsk) gedacht.

        • «…aber mit einer Richtung Donezk hat die geografisch oder militärisch nichts zu tun.»

          Das wusste ich nichr. Danke fuer die Aufklaerung.

          Ich hatte lange nachgedacht, was Sie damit meinen und mir auch eine Karte angeguckt, aber die Loesung war’s ja dann nicht.

          Der von Ihnen kritisierte Satz: «Die russische Truppen…» steht bei Ihnen doppelt
          (dzw. der Link: «faz-net hingegen…»)

          Sollte das so sein? Ich war daraus nicht schlau geworden und dachte dann, dass das wahrsch. ein Kopierfehler ist.

          Fazit: Die «FAZ»-Leser moegen ja hochgebildet sein und sich beim Frontverlauf gut auskennen, aber einer/m wie mir waere das jetzt nicht aufgefallen, dass die das hier mit der Wahrheit nicht so genau nehmen.

        • Sorry, hatte ich vergessen:

          Auf jeden Fall fand ich bemerkenswert, dass bei allen Livetickern, der Leitmedien gestern auf diese Rede von Selenskyj verwiesen wurde, um zu zeigen wie wichtig diese Stadt ist, nachdem uns doch wochenlang weissgemacht wurde, dass die gar keine strategische Bedeutung hat.

          Seit gestern Nacht sieht das allerdings wieder wie gehabt aus.

          https://www.zdf.de/nachrichten/politik/verteidigung-bachmut-frontlinie-ukraine-krieg-russland-100.html

    • Zu Letzterem, ich glaube, das ist gar nicht mehr nötig. Man kann jede Geschichte verkaufen, ob logisch spielt schon gar keine Rolle mehr. Das hat man scheinbar bemerkt und geht nun ganz skrupellos vor. Je öfter etwas behauptet wird, umso mehr wird es zur akzeptierten Wahrheit.
      Wie man weiß, geht das auch völlig beleglos.
      Das Überdenken ist beim Konsumenten schon weitgehend zurückgefahren.
      Das wird natürlich ausgenutzt, mit Mitteln die man sich kaum noch vorstellen kann.
      Siehe Datenauswertung von Internetbenutzern. Da ist man schon viel weiter, als es sich der gemeine Bürger vorstellen kann.

  26. Selenskyj lädt den Sprecher des Repräsentantenhauses, Kevin McCahrty, in die Ukraine ein. Der Republikaner lehnt ab.
    Das hat wohl verschiedene Anteile bei den Beweggründen. Der Krieg verläuft nicht nach den Erwartungen der USA, die Kosten, politische Spielchen gegen die Demokraten, aber auch die Meinung der eigenen Bevölkerung.
    International ist die Front auch etwas am Bröckeln. Vielleicht machen manche die Rechnung auf, daß in diesem Faß ohne Boden Hunderte von Milliarden verschwinden können, die für andere große Probleme nicht mehr zur Verfügung stehen.
    Es gibt schließlich auch noch eine Welt außerhalb der Ukraine und die läuft weiter.
    Auch für die USA wird eine langfristige Kriegsbeteiligung zum Problem werden. China ist als nächstes dran und das Thema Russland sollte dann erledigt sein. Die Alternative wäre, Europa kümmert sich um Russland alleine. Klingt allerdings nicht sehr realistisch.
    Bald wird wohl klarer zu Tage treten, was unsere Politiker versprochen haben oder in die Wege leiteten. Es werden sich mehr und mehr Gruppen melden, deren Anliegen dadurch unter die Räder kommt. Man wird also versuchen müssen, wieder heraus zu kommen und einen plausiblen Rückzieher zu organisieren.

  27. Im «Wall Street Journal» (schon am 5. März) finden sich in einem Artikel über Bachmut die folgenden Sätze:

    «Da die Ukraine in den letzten Monaten einige ihrer besten Brigaden zur Verteidigung der Stadt einsetzte, kam Moskau angesichts der größeren Bevölkerungszahl Russlands und der Tatsache, dass Russland schlecht ausgebildete Gefangene gegen das Leben ukrainischer Truppen eintauschte, sogar ein einseitiges Verlustverhältnis zu Gunsten der Ukrainer zugute.»

    und

    ‹»Der Krieg wird nicht von der Partei gewonnen, die Territorium hinzugewinnt, sondern von der Partei, die die bewaffneten Kräfte des Gegners vernichtet», sagte Oberleutnant Horbatenko, der Bataillonskommandeur der Dritten Sturmbrigade. «Hier verbrauchen wir zu viel von dem Offensivpotenzial, das wir für einen Durchbruch brauchen, sobald die ukrainische Schwarzerde abgetrocknet ist.»‹

    • «…sogar ein einseitiges Verlustverhältnis zu Gunsten der Ukrainer zugute.»

      Ja, das kommt jeden Tag im Fernsehen: ein toter ukrain. Soldat gegen sieben tote Russen.

      «Hier verbrauchen wir zu viel von dem Offensivpotenzial…»

      Oh› – das widerspricht sich aber jetzt. Und das im selben Artikel.

      «Offensivpotential» klingt ja auch so richtig huebsch.

  28. Bei den neuesten russischen Luftangriffen lag die Abfangrate deutlich unter 50% der eingesetzten russischen Marschflugkörper (34 von 81). Auch von den Shahed-Drohnen, von denen der britische Geheimdienst bereits behauptet hatte, dass sie aufgebraucht seien, wurde nur die Hälfte (vier von acht) abgefangen. Das sind ukrainische Angaben. Quelle: Berner Oberländer

    Wenn die ukrainische Berichterstatung nicht früher stark übertrieben war und plötzlich ehrlich geworden ist, hat die Abfangrate sehr stark abgenommen. Das würde nahelegen, dass die ukrainische Luftverteidigung bereits in einem Zustand erheblicher Abnutzung ist.

      • Hmm, die sechs Kinschal, die ja gar keine Marschflugkörper sind, waren so verwirrend, dass der Anteil abgeschossener Marschflugkörper von über 80 auf unter 50% fiel.

        Ich denke eher, dass Russland mit 81 zeitlich koordinierten Marschflugkörper getestet hat, über wie viele Zielkanäle die Ukraine eigentlich (noch) verfügt, um Marschflugkörper abzufangen. Reichlich 30.

        • Mist, da wollte ich Ihnen mal was neues erzaehlen (lach) – und hatte ganz Ihren Link uebersehen…

          «…waren so verwirrend, dass der Anteil abgeschossener Marschflugkörper von über 80 auf unter 50% fiel.»

          Na ja so aehnlich wurde das gestern Vormittag auch beim n-tv-Nachrichtensender interpretiert (auf den ich mich bezogen hatte). Und die waren auch erstaunt, dass die Russen solche modernen Waffen wie die Kinschal haben. Glauben wahrsch. ihren ganzen Nonsens selber, den sie da verbreiten – also, dass den Russen die Waffen ausgehen und die nur noch mit uralten Kriegsgeraet und Feldspaten kaempfen.

  29. Falls Russland übrigens tatsächlich sechs Kinschal gegen Energieinfrastruktur eingesetzt haben sollte, handelt es sich dabei sehr wahrscheinlich um einen Test der Präzision unter Gefechtsbedingungen. Das wird sich kaum so wiederholen. Die Kinschal ist im Vergleich zu anderen Optionen für derartige weiche Ziele zu teuer.

  30. Über die chemischen Wechselwirkungen der Treibstoffe und Explosivstoffe auf die Umwelt konnte ich bisher kaum etwas finden. Da scheint man eher zurückhaltend zu sein mit entsprechenden Informationen.
    Etwas dazu hier:
    https://www.berliner-zeitung.de/open-source/der-ungesuehnte-chemiekrieg-gegen-serbien-wer-verurteilt-endlich-die-nato-li.165044
    Die vielen Millionen Tonnen an Bomben, Fahrzeug- und Raketentreibstoffen, Chemikalien wie Phosphor, Dioxin, aber auch Uran zum Beispiel, haben und werden eine Wirkung hinterlassen. Kriege werden wohl weit unterschätzt diesbezüglich, mit Absicht, da sie sonst kaum noch führbar wären.
    Alleine die Hinterlassenschaften in der Ostsee sind kaum zu bergen und von den Gefahren und Kosten wollen wir schon gar nicht reden.
    Wurde größer die Kontamination behandelt, die alleine die Atomwaffentests hinterlassen haben? Der weltweite Anstieg der radioaktiven Strahlung dadurch? Heute haben wir eine steigende Zahl von verschiedenen Krebsarten und anderen Krankheiten. Bei manchen ist die Ursache unklar. Zieht man die steigende Lebenserwartung ab und die anderen, erklärbaren Ursachen, bleibt eine Lücke.
    Vietnam oder Korea sind klar, wie aber sieht es in anderen Ländern aus oder in unbeteiligten Staaten?
    Wenn man bedenkt, daß wir hier teilweise in «Milligramm» Einsparungen denken, aber Millionen Tonnen negieren, verwundert es schon etwas.

    • Danke fuer den Link, Albatros!

      Im Krieg spielt das alles eben keine Rolle. Sonst muessten gerade die Gruenen auf eine Beendigung dieses Krieges draengen. Stattdessen stehen sie an vorderster Front – heute genauso wie damals. (Koennte noch paar Einstein-Zitate dranhaengen, aber die kennen Sie ja alle.)

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