Die eingefrorene Front


Ukraine Keine der beiden Seiten kann auf der gegenwärtigen Eskalationsstufe ihre Kriegsziele erreichen. Beide Seiten steuern auf eine weitere Eskalation zu.

Phasen eines Kriegs

Nach einem über Monate währenden Aufbau einer Drohkulisse und angesichts einer völligen Unbeweglichkeit der Position der Ukraine und der NATO, hatte sich Putin am 21. Februar 2022 entschieden, die abtrünnigen Donbass-Republiken in Teilen der Regionen Luhansk (LNR) und Donezk (DNR) völkerrechtlich als selbständige Staaten anzuerkennen. Am 24. Februar griffen dann Truppen der russischen Föderation die Ukraine von Norden, Süden und Osten aus an. Dieser, von Russland als militärische Spezialoperation bezeichnete Krieg verlief in den ersten Wochen für die russische Seite erfolgreich. Die Truppen drangen schnell bis an den Stadtrand von Kiew vor. Eine Einkesselung der Stadt war nicht auszuschliessen. Die russische Seite nahm auch sehr schnell das Atomkraftwerk bei Saporischschija, den Abzweig des Nord-Krim-Kanal aus dem Dnjepr-Stausee bei Nova Kachovka und die Stadt Cherson ein. Bereits am 2. März war die strategische wichtige Stadt Mariupol eingekesselt. Die ukrainische Seite nahm Verhandlungen auf. Am 5. März 2022 tötete der ukrainische Geheimdienst SBU einen der ukrainischen Verhandlungsführer, Denis Kireev, weil dieser angeblich ein Verräter war. Dieser Mord wurde im Januar 2023 vom Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyril Budanov, bestätigt. Budanov verteidigte Kireev allerdings gegen den Vorwurf des Verrats und behauptete, dieser habe vielmehr mit Informationen seiner russischen Kontakte zur Verteidigung von Kiew beigetragen. Diese erste Kriegsphase endete damit, dass es der russischen Seite nicht gelang, den Kessel um Kiew zu schliessen. Angesichts hoher eigener Verluste durch auf Kiewer Vororte gerichtetes ukrainisches Artilleriefeuer zo Russland Ende März 2022 den gegen Kiew gerichteten Stoßkeil zurück und gruppierte die Kräfte um. Daraus zog wiederum die ukrainische Seite den Schluss, nicht weiter verhandeln zu müssen. Sie entschloss sich, den Krieg in der Hoffnung auf einen eigenen Sieg weiterzuführen. Darin wurde sie von westlichen Partnern bestärkt. An diesem Punkt war der ursprüngliche russische Plan gescheitert.

Gleichwohl verblieb die militärische Initiative zunächst bei der russischen Seite. Diese scheiterte zwar damit, Mikolaiw einzunehmen oder zu umgehen und auf Odessa vorzustoßen. Im Übrigen konsolidierte sie jedoch ihre Anfangserfolge im Süden der Ukraine. Am 20. Mai 2022 kapitulierten die letzten ukrainischen Kräfte in Mariupol. Ab dem 18. April führte die russische Seite erfolgreiche Operationen in der Region Luhansk durch. Am 23. Mai fiel Lyman. Am 24. Juni 2022 gab die ukrainische Seite die strategisch wichtige Stadt Severodonetsk auf, am 3. Juli das benachbarte Lyssytschansk. Russland behauptete die vollständige Kontrolle über die Region Luhansk. Die russische Seite nahm die Kampfhandlungen nach einer operativen Pause am 16. Juli wieder auf. In der Folge konzentrierte sie die Angriffshandlungen auf die Region Donezk, mit den Zielen Soledar, Bachmut, Pisky, Marinka und Vuhledar. Sie kam jetzt nur noch langsam voran. Diese zweite Phase endete am 6. September 2022 mit der Einnahme von Kodema durch Wagner-Söldner. Obwohl zunehmend klar geworden war, dass der russische Mobilisierungsgrad nicht ausreichte, um die militärischen Ziele zu erreichen und obwohl sich die Kräfteverhältnisse sichtlich zugunsten der ukrainischen Seite änderten, bestand die russische Führung auf der Weiterführung des Kriegs mit dem Mitteln einer Spezialoperation und ohne Mobilisierung von Wehrpflichtigen.

Am 6. September 2022 begann die ukrainische Seite eine überraschende Gegenoffensive in einem Frontanschnitt in der Region Charkiw, der auf der russischen Seite nur dünn besetzt war. Die Offensive war überaus erfolgreich, vermutlich sogar über die ukrainischen und US-Erwartungen hinaus. Bereits am 10. September nahmen die ukrainische Truppen Kupyansk, das seit dem 27. Februar in russischer Hand gewesen war und etwa 90 Kilometer hinter der vorherigen Frontlinie gelegen hatte. Sie überschritten ohne größere Schweirigkeiten den Fluss Oskil und brachten die russischen Truppen südlich der Durchbruchstelle in schwere Bedrängnis. Ebenfalls am 10. September musste die russische Seite Isjum aufgeben. Am 1. Oktober fiel Lyman an die ukrainische Seite. Die ukrainischen Truppen führten die Offensive in Richtung Svatove und Kreminna fort. Noch vor diesen Städten wurden sie allerdings Anfang Oktober gestoppt. Der russische Rückzug verlief weitgehend geordnet. Zum Erstaunen ukrainischer und westlicher Beobachter führte die russische Seite während dieser gesamten Periode weiter Offensivoperationen in Richtung Soledar und Bachmut aus.

Parallel zu der Operation im Osten führte die ukrainische Seite einen Zermürbungskrieg gegen die russischen Nachschublinien für den russischen Brückenkopf auf der westlichen Seite des Dnjepr bei Cherson. Diese Angriffe wurden hauptsächlich durch US-amerikanische HIMARS-Systeme möglich. Am 9. November 2022 zog die russische Seite die Konsequenzen und gab Cherson und den rechtsufrigen Brückenkopf auf. Auch dieser Rückzug verlief geordnet und unter geringen Verlusten. Er stellte im westlichsten Frontabschnitt eine Verteidigungslinie entlang des natürlichen Hindernisses Dnjepr her und setzte dadurch erhebliche russische Truppenkontingente frei. Außerdem hatte die russische Führung sich als Antwort auf die ukrainische Gegenoffensive am 21. September zu einer Teilmobilmachung von Reservisten entschlossen.

Dadurch übernahm die russische Seite ab dem 12. November 2022 wieder die militärische Initiative. Bachmut und Soledar gerieten bald in schwere Bedrängnis. Am 16. Januar 2023 fiel Soledar. Am 22. Februar war Bachmut von Osten, Norden und Süden her abgeschnitten und damit in einer prekären Lage. Nach einer teilweise öffentlichen Auseinandersetzung ukrainischer Militärs über den Sinn einer weiteren Verteidigung Bachmuts traf die Führung Ende Februar die Entscheidung, die Stadt so lange wie möglich zu halten. Die für beide Seiten verlustreiche Schlacht um Bachmut dauerte bis zum 20. Mai 2023. Die ukrainische Führung räumte den Verlust am 22. Mai ein. Die hohen Verluste der auf russischer Seite kämpfenden Söldnergruppe Wagner führten zu offenen Auseiandersetzungen zwischen deren Chef Prigoschin und der russischen Militärführung. Nach dem Fall Bachmuts übergab die Wagner-Gruppe die Stellungen an Truppen der «Donezker Volksrepublik» und an reguläre russische Truppen. In dieser Periode kamen die Kampfhandlungen im Frontabschnitt bei Bachmut nahezu zum Erliegen. Auch in anderen Frontabschnitte war die Intensität der Kampfhandlungen vergleichsweise gering und es kam kaum noch zu Frontverschiebungen.

Während des Winters, etwa ab Anfang November 2022 bis Anfang März 2023, richtete die russische Seite ihre Luftangriffe mit Raketen und Drohnen hauptsächlich gegen die Energieinfrastruktur der Ukraine. Die Zerstörungen und wiederholten großflächigen Stromausfälle stellten die ukrainische Seite vor erhebliche Probleme. Insgesamt gelang es der Ukraine jedoch immer wieder, die Stromversorgung der Privathaushalte wiederherzustellen. Am 6. April gab die Ukraine an, sie könne nach einer sechsmonatigen Pause die Stromexporte in die EU wiederaufnehmen. Zu bemerken ist dazu allerdings, dass die EU vor allem im Winter Importbedarf gehabt hätte.

Ab etwa März 2023 richtete die russische Seite ihre Luftangriffe hauptsächlich gegen die ukrainische Luftverteidigung und gegen Waffen- und Munitionslager. Sie ging dazu über, Marschflugkörper von strategischen Bombern TU-95MS aus abzufeuern, die in sicherer Entfernung und Höhe über dem Kaspischen Meer kreisten. Zudem setzte sie eine große Zahl von billigen Kamikaze-Drohnen iranischer Bauart ein. Bisweilen räumen westliche Medien ein, dass diese Angriffe die ukrainische Luftverteidigung erheblich schwächen. Die ukrainische Seite behauptet standardmäßig, fast alle russischen Marschflugkörper, Raketen und Drohnen abzuschießen. Sie erklärt die erheblichen Schäden auf ukrainischer Seite durch herabfallende Trümmerteile. Vermutlich gilt es der ukrainischen Seite als Abschuss, wenn die Rakete oder Drohne von ihrem eigentlichen militärischen Ziel abgelenkt werden kann, unabhängig davon, ob ihre Sprengladung noch intakt ist.

Die ukrainische Seite hatte viel über eine eigene Großoffensive im Frühjahr 2023 geredet. Zu dieser Frühjahrsoffensive ist es nicht gekommen. Der Entschluss, Bachmut so lange wie möglich zu verteidigen, dürfte zu viele der Truppen gebunden haben, die eigentlich für eine Offesive aufgestellt worden waren. Dadurch erhielt die russische Seite die Möglichkeit, gestaffelte Verteidigungslinien hinter der Front auf- und auszubauen sowie die ukrainische Luftverteidigung abzunutzen.

Diese seit Anfang November andauernde dritte Phase des Kriegs ist mit dem inzwischen kompletten Abzug der Wagner-Söldner aus Bachmut zu Ende gegangen. In den kommenden Tagen beginnt die vierte Phase.

Die Ziele beider Seiten

Sowohl Russland als auch die Ukraine haben in der Anfangsphase des Kriegs vermieden, ihre jeweiligen Kriegsziele eindeutig zu benennen. Der russische Duma-Abgeordnete Konstantin Zatulin hat sie nun in Kürze ausformuliert, nur um zu konstatieren, dass bisher keines dieser Ziele erreicht worden sei. Es sei um «Entnazifizierung, Entmilitarisierung, die Neutralität der Ukraine und den Schutz der Einwohner der Volksrepubliken Donezk und Luhansk» gegangen. Er hat diese Gedanken auf einem Forum mit dem Namen «Was für eine Ukraine brauchen wir?» geäußert. Zatulin bemerkte: «Und in der Tat befinden wir uns in einer sehr schwierigen Situation. Eine Situation, die es erfordert, dass wir uns mobilisieren. Wir müssen nicht nur die Industrie, sondern das ganze Leben auf Krieg umstellen, um den Sieg zu erringen, von dem wir alle träumen. […] Am 24. Februar 2022 begannen wir mit dem, was als «besondere Militäroperation» bezeichnet wurde, obwohl es richtig gewesen wären, es von Anfang an als Krieg zu bezeichnen, weil es Krieg ist.».

Bezüglich der Kriegsziele sagte Zatulin dann: «Außerdem machen einige von ihnen keinen Sinn mehr. Zum Beispiel die «Neutralität der Ukraine». Welchen Sinn hat es, diese Forderung zu stellen? Im Moment keinen. Sie wird nicht mehr neutral sein, wenn sie bestehen bleibt. Und nun die Frage – da hier bereits gesagt wurde, dass «die Staatlichkeit der Ukraine nicht mehr besteht» – wird die Ukraine unter Selenskyj oder seinen Nachfolgern am Ende bestehen bleiben oder nicht?» Zatulin beantwortet diese Frage aus seiner Sicht so, dass diese Staatlichkeit bestehen bleiben wird und dass man der Ukraine etwas anbieten müsse.

Zatulin kam dann auf einen Waffenstillstand zu sprechen, also im Prinzip auf das (endgültige) Einfrieren der Frontlinie. «Aber können wir es uns wirklich leisten, das Feuer jetzt zu stoppen? Wenn wir das Feuer jetzt stoppen, wäre das die Niederlage des Plans, des Plans, der am Anfang stand… Und selbst wenn wir die Grenzen der Regionen Cherson, Saporoschje, Donezk und Luhansk erreichen – wird uns das genügen? Können wir danach vom Rest der Ukraine in Ruhe gelassen werden? Nein, natürlich nicht.» Zatulin forderte eine Neudefinition der Kriegsziele, so dass die Ukraine vom Zugang zum Schwarzen Meer abgeschnitten werde.

Dann sprach er etws Bemerkenswertes aus: «Die hohe Motivation der ukrainischen Armee kommt nicht von ungefähr. Sie entspringt der Überzeugung, dass wir der Aggressor sind. Dass wir angefangen haben. Dass wir in ihr Haus gekommen sind und sie zerstören.» Die russischen Meldungen, wie viele ukrainische Soldeten man wieder einmal getötet habe, würden nur der NATO in die Hände spielen, weil sie in der Ukraine Hass auf Russland schüren müssten. Erstaunlicherweise erkennt man, wenn man den ganzen Beitrag liest, dass Zatulin auf diesem Forum noch eine Stimme der Vernunft war. So bezeichnet er es zum Beispiel als Fehler, dass Russland am 21. Februar 2022 die Donbass-Republiken anerkannt habe. Das habe es der anderen Seite ermöglicht, Russland zu dämonisieren. Zatulin argumentiert weitgehend rational und genau das macht ihn so gefährlich. Er konstatiert, dass man sich nun eben in einer Einbahnstraße befände. Es sei daher müßig, die Fehler der Vergangenheit zu diskutieren. Am Ende bleibt, dass er einer erheblichen militärischen Eskalation und neuen territorialen Forderungen das Wort redet, ohne aber die Staatlichkeit der Ukraine in Frage zu stellen.

Zatulin gehört nicht zum inneren Führungszirkel Russlands. Er ist aber immerhin stelvertretender Vorsitzender der Kommission der russischen Staatsduma zu Fragen der GUS-Staaten. Auch russische Nationalisten diskutieren sehr laut über die Notwendigkeit einer Eskalation. Putins Option, den Konflikt entlang der gegenwärtigen Kontaktlinie einzufrieren, könnte in den kommenden Wochen und Monaten verloren gehen, weil die russische Öffentlichkeit das nicht mehr akzeptieren wird.

Die Ziele der Ukraine dürften bekannt sein. Die Ukraine möchte das gesamte Territorium wiedererlangen, dass sie bis Ende Februar 2014 kontrollierte, einschließlich der Regionen Luhansk und Donezk in ihrer vollen Größe sowie der Krim. Zudem ist sie nicht bereit, mit Putin zu verhandeln. Die westlichen Ländern stützen diese Position (ohne sie für realistisch zu halten), abzüglich der Notwendigkeit einer Abdankung Putins.

Das Ziel der USA dürfte eine Schwächung der militärischen Macht Russlands und des russischen Einflusses in der Welt sein. Oberflächlich betrachtet sind die USA darin seit dem 24. Februar 2022 vorangekommen. Kommt es jedoch tasächlich zur Erweiterung der BRICS-Gruppierung zu einem großen Macht- und Wirtschaftsblock und kommt es zu einer weiteren militärischen Eskalation, bei der die ukrainischen Kräfte erheblich dezimiert werden, könnte sich die Situation auch für die USA umkehren.

Die militärischen Optionen beider Seiten

In einem Video-Interview mit dem Wall Street Journal hat der ukrainische Präsident Volodymyr Selenskyj betont, die Ukraine sei bereit für eine Großoffensive. Gleichzeitig hat er allerdings eingeräumt, dass eine solche Offensive ohne Luftüberlegenheit gefährlich sei. Der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko hat am 3. Juni erklärt, dass die Ukraine alle neun Brigaden der «Offensiven Garde» gebildet habe und dass diese Formationen bereit seien, auf Befehl von Selesnkyj und des ukrainischen Oberbefehlshabers Valeriy Saluschnyj in die Kampfhandlungen einzugreifen.

Wird es also eine ukrainische Sommeroffensive geben? Einerseits wäre das aus ukrainischer Sicht notwendig, weil die Kriegsziele anders kaum erreichbar sind. Um die Unterstützung des Westens für das Ziel eines Siegfriedens aufrechtzerhalten, muss die Ukraine 2023 substantielle Geländegewinne erzielen. Mit einer Herbstoffensive wird das nicht zuverlässig zu erreichen sein, weil diese selbst nach anfänglichen Erfolgen noch immer im Schlamm steckenbleiben könnte. Andererseits hat Russland weiterhin eine drückende Luftüberlegenheit. Die ukrainische Seite hat keine ausreichende zahlenmäßige Überlegenheit bei Bodentruppen und keine Vorteile in der Bewaffnung ihrer Bodentruppen. Sich allein auf die bessere Kampfmoral zu verlassen, wäre sehr riskant.

Es stellt sich auch die Frage, wann eine ukrainische Offensive eröffnet werden sollte. Je länger man wartet, desto stärker sind die russischen Verteidigungslinien befestigt. Zudem sind die Wagner-Truppen dann wieder aufgefüllt und trainiert und stehen als flexible Reserve bereit, um Löcher zu stopfen oder Gegenangriffe zu führen. So, wie die russischen Luftangriffe derzeit verlaufen, bedeutet ein späterer Beginn der Offensive auch, dass die ukrainische Luftverteidigung schwächer ist. Mit einsatzfähigen westlichen Flugzeugen oder einer großen Zahl zusätzlicher Patriot- und IRIS-T SLM-Luftabwehrsysteme ist in diesem Sommer nicht mehr zu rechnen. Aus all dem scheint mir zu folgen, dass der günstigste Zeitpunkt für die Eröffnung einer ukrainischen Offensive 2023 bereits verstrichen ist. Jede weitere Woche, die gewartet wird, verringert die Erfolgsaussichten.

Umgekehrt hat Russland nicht die Kräfte für eine eigene Großoffensive. Im Grunde hat die russische Führung den Fehler vom Sommer 2022 wiederholt. Die durch eine Teilmobilmachung und die Aufgabe des Brückenkopfes um Cherson geschaffene relative Überlegenheit konnte nicht andauern. Die Ukraine war in der Lage, über den Winter neue Truppen aufzustellen und auszubilden. Wenn diese Truppen nicht für eine Großoffensive aufgespart oder eingesetzt werden, kann die Ukraine sehr wahrscheinlich weitere Offensivversuche der russischen Seite stoppen. Die russische Seite kann daher ihre Kriegsziele ohne Eskalation nicht erreichen, sofern die ukrainische Seite keine schweren Fehler macht.

Ein möglicher schwerer Fehler wäre die Eröffnung einer ukrainischen Gegenoffensive, die nach moderaten Anfangserfolgen steckenbleibt oder sogar zurückgeworfen wird. In einem solchen Szenario wären die ukrainischen Verluste so viel größer als die russischen, dass die russische Seite vermutlich wieder offensivfähig würde. Zudem würden Anfangserfolge einer ukrainischen Offensive der russischen Führung einen gesichtswahrenden Weg zur allgemeinen Mobilmachung und zum Übergang auf eine Kriegswirtschaft erlauben. Ich denke nicht, dass die Ukraine und der Westen einer solchen Eskalation genug entgegensetzen könnten.

Die politischen Optionen beider Seiten

Mit Verzweiflungstaten, wie etwa Freischärler-Angriffen auf russisches Territorium, dem Einräumen von Terroranschlägen auf Zivilisten in Russland und gezielten Drohnenangriffen auf zivile Ziele in Moskau, gefährdet die Ukraine die Unterstützungsbereitschaft des Westens. Sollte es bei den US-Wahlen 2024 zu einem Machtwechsel hin zu den Republikanern kommen, so wird sehr wahrscheinlich gegen Anfang 2025 die politische Unterstützung der ukrainischen Maximalforderungen durch den Westen abebben. Diskussionen dazu sind bereits im Winter 2023/24 zu erwarten. Mit diesen Zeithorizonten muss die ukrainische Politik rechnen.

Die günstigste ukrainische Strategie hängt davon ab, ob Putin eine weitere Eskalation anstrebt und nur auf einen Vorwand dafür wartet, oder ob Putin diesen Krieg einigermaßen gesichtswahrend möglichst bald beenden will. Im zweiten Fall könnte die ukrainische Politik, bei schriller Behauptung des Gegenteils in der Öffentlichkeit, auf ein Einfrieren der gegenwärtigen Kontaktlinie und ein Ende der Luftangriffe hinarbeiten. Viel mehr kann die Ukraine realistischerweise nicht erreichen. Falls Putin allerdings eskalieren will, um wenistens einen Teil der ursprünglichen russischen Kriegsziele zu erreichen, hat die ukrainische Führung nur die Wahl zwischen zwei Übeln. Sie kann Putin den Vorwand für die Eskalation liefern. Momentan sieht es so aus, als ob die ukrainische Führung das tun wird. Oder sie kann versuchen, die Verantwortung für den nächsten Eskalationsschrift Russland zuzuschieben. Wenn Russland dann allerdings militärische Erfolge erzielt, wäre das ohne vorherigen Versuch einer eigenen Offensive der ukrainischen Bevölkerung schwer zu vermitteln.

Aus russischer Sicht ist eine weitere Eskalation eigentlich unabdingbar. Zatulin ist nur der erste aktive Politiker gewesen, der das so klar ausgesprochen hat. Die jetzige Kontaklinie belässt Donezk in einer prekären Situation. Zudem würde ein Einfrieren des Konflikts es der Ukraine ermöglichen, ihr Militär weiter auszubauen und dann unter günstigeren Bedingungen die Kampfhandlungen wiederaufzunehmen. Die russische Seite muss im Sommer 2023 auf die bisher unerfüllten Kriegsziele hinarbeiten. Ohne russische Großoffensive ist keines dieser Ziele erreichbar und eine Großoffensive hat ohne vorherige allgemeine Mobilmachung kaum Erfolgsaussichten.

Fazit

Beide Seiten sind mit dem bisherigen Kriegsverlauf unzufrieden. Sie sind nicht bereit, sich entsprechend dem tastächlichen Kräfteerhältnis auf Bedingungen zu einigen, unter denen der Krieg beendet werden kann. Beide Seiten haben ein objektives Interesse daran, die Lage weiter zu eskalieren. In den kommenden Wochen ist daher wieder mit intensiven Kampfhandlungen zu rechnen. Angesichts der Kräfteverhältnisse werden diese Kämpfe kaum zu großräumigen Gewinnen einer den beiden Seiten führen. Sie haben jedoch das Potenzial, eine russische Generalmobilmachung auszulösen.


302 Antworten zu “Die eingefrorene Front”

  1. Wagner Chef rückt auf russisches Gebiet vor. Finte oder soll das ein Putsch werden?
    Falls Putsch wurde er bezahlt oder ist abgedreht. Denn neue Aufträge würden seine Söldner kaum bekommen.
    Wäre es eine Finte ist mir der Sinn nicht klar.
    Er soll 25.000 Mann unter sich haben.

    • Prigoschin tobt ja schon seit Monaten gegen das russ. Verteidigungsministerium. Bisher hiess es, es sei eine persoenliche Fehde mit Schoigu. Vielleicht will er seine Macht behalten und will sich dem nicht unterordnen.

      Glaube nicht, dass er dafuer bezahlt wurde. Tippe eher Zweiteres (abgedreht). Sowas kommt vor, wenn man Verrueckten zu viel Macht gibt

      «Nach dem bewaffneten Aufstand des russischen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin hat der Kreml in Moskau eine Rede von Präsident Wladimir Putin angekündigt. Der Staatschef werde sich in Kürze an die Öffentlichkeit wenden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge am Samstag. Details nannte er zunächst nicht. Prigoschin, der bisher als Vertrauter Putins gilt, hat mit seiner Privatarmee Wagner nach eigenen Angaben wichtige militärische Objekte in Rostow am Don im Süden Russlands besetzt. Eine Stellungnahme des russischen Verteidigungsministeriums gab es nicht dazu.»

      Wird spannend.

      • Den Westen wird’s freuen, aber viell. nur kurz. Denn es ist ungewiss was daraus wird.
        Kaum zu glauben, wie sich immer neue Steigerungen und Problemfelder ergeben.
        Das Maximum, eine Zerschlagung oder Bürgerkrieg in Russland sind etwas näher gerückt.
        Prigoschin hat nur 25.000 Soldaten könnte man meinen. Aber die möglichen Szenarien geben Anlaß zur Sorge. Ob sie wahrscheinlich sind, darüber kann man spekulieren.
        War das der Grund, Wagner bei Waffen eher kurz zu halten? Also, falls es wirklich so war.
        Die Welt ist verrückt geworden, fällt mir nur noch dazu ein.

  2. Auf halbem Weg nach Moskau soll es schon Auseinandersetzungen zwischen den beiden Armeen geben.
    Ein Exilrusse fordert Prigoschin zu unterstützen und ihn später gegebenenfalls zu bekämpfen.
    2 Städte sollen unter Kontrolle von Wagner stehen.
    Ich weiß nicht, wie Prigoschin sich den weiteren Verlauf vorstellt. Ein Erfolg wäre nur möglich, wenn die Armeeführung und Putin gestürzt würden. Allerdings müßte es dann weitergehen und darüber hat er sich wohl keine Gedanken gemacht. Er als Präsident, eher nicht. Bürgerkrieg schon eher.

  3. Regierungskritiker Michail Chodorkowski war derjenige, der eine Unterstützung Prigoschins fordert.
    Blauäugig und nicht weitergedacht. Was meint er denn wie die Lage aussieht, sollte Wagner Erfolg haben? Zündeln scheint gerade sehr im Trend zu liegen.
    Wie würde China bei einem Bürgerkrieg reagieren? Evtl. abgeschnitten von Rohstofflieferungen. Wie würde der Westen die Lage nutzen? Auf welche Seite schlägt sich das Militär?
    Ich glaube, die Freude der Regierungsgegner ist verfrüht.

    • Sieht so aus, als sei der Marsch auf Moskau von Prigoschin erstmal gestoppt.

      «Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat sich nach Angaben des belarusischen Präsidialbüros bereit erklärt, den Vormarsch seiner Kämpfer in Russland zu stoppen. Prigoschin sei zu einer Deeskalation der Situation bereit, erklärte das Büro auf Telegram. Der belarusische Präsident Alexander Lukaschenko habe mit dem Einverständnis seines russischen Amtskollegen Wladimir Putin mit Prigoschin gesprochen. Es liege eine Vereinbarung über die Sicherheit der Wagner-Kämpfer auf dem Tisch.» (ARD.de)

      Abwarten und Tee trinken.

  4. Selenskyj nutzt die Gunst der Stunde:

    «Angesichts des Aufbegehrens der russischen Söldnertruppe Wagner hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zum Sturz von Präsident Wladimir Putin aufgerufen. ‹Je länger dieser Mensch im Kreml ist, desto größer wird die Katastrophe›, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videobotschaft – diesmal aber auf Russisch und an die Russen gerichtet. Je länger die russischen Truppen in der Ukraine seien, desto mehr Verwüstung würden sie später nach Russland bringen.Gleichzeitig forderte Selenskyj den Westen auf, ohne Rücksicht auf Moskau der Ukraine jetzt F-16-Kampfjets und Raketen mit größerer Reichweite zu liefern. Sein Land schütze Europa vor dem ‹russischen Chaos›.

    Verhandlungen? Pustekuchen!

    • irgendwie riecht es nach einer inszenierung….

      Prigoschin ging nie verbal gegen putin vor, nur gegen den verteidigungsminister shoigu und den chef des generalstabs gerasimov – auch heute wollte er die quasi verhaften.

      der spuk ist offenbar vorbei und Prigoschin zieht nach weissrussland …. in die verbannung – ob sein «schwaches» herz noch lange mitmacht?

        • Huch! Haben Sie mich jetzt erschrocken.

          Eigentlich doch erst – im Gegensatz zu fast allen anderen Menschen – heisst doch bei Ihnen bis 25.06. bis zur Mitternachts-Zeithorizontale 24./25.06.

          Nichtsdestotrotz: Willkommen zu Haus! Es tut so gut, Ihr Gesicht zu sehen. (Hat irgendwie etwas versoehnliches 😉 )

          • Beim Koffer auspacken kann man sich ja schon mal einen Text zurechtlegen. Nicht daß wir ungeduldig wären.
            Immerhin haben wir 2 Wochen alleine die Stellung gehalten, ohne Verluste.

            • Yo, vielleicht war das ja auch nur ein Lebenszeichen. Zurueck in der Zivilisation mit Handy-Empfang – im schicken Hotel oder so.
              Gut so, da hat Ihn wenigstens das Unwetter nicht erwischt.

              Und jetzt muss er liefern.

              • Unwetter heute?
                Vielleicht war kurz nach dem Einwurf der Akku alle.
                KI abgestürzt.
                Blutzucher schlagartig gesunken und nun steht jemand vor dem leeren Kühlschrank.
                Versucht sich durch unsere Texterei der letzten 2 Wochen zu kämpfen.
                Ist gerade aufgefallen, daß 1 Koffer fehlt.
                270 emails sind mittlerweile aufgelaufen zwischen 477 Werbemails.
                Weitere Spekulationen werden gerne gelesen.

                • Kein Unwetter, an keinem pUnkt der Tour und sogar nur einmal ein paar Stunden Regen. Ladergerät hatte ich mit. Wenn ich eine KI wäre, würde ich nicht radfahren. Hungerast habe ich diesmal durchgängig vermieden. Ich habe immer mitgelesen, mich aber nicht zum Antworten provozieren lassen 😉 Den Überblick über zwei Gepäcktaschen kann ich gerade noch so behalten. E-Mails habe ich zwischendurch gelesen, aber die Zahlen sind grössenordnungsmässig richtig.

                    • «Fahrrad war doch hoffenrlich ein Tretrad?»

                      Ja, ein «Bio»-Rad sozusagen. In Frankreich und besonders in Italien sieht man übrigens viel weniger E-Bikes als in Deutschland und der Schweiz. Die französischen Alpenpässe werden noch ganz eindeutig von muskelbetriebenen Rennrädern dominiert.

                      Die Logistik ist mit einem muskelbetriebenen Rad auch einfacher. Man kann das Ding leichter eine Treppe runter- oder rauftragen, leichter in einem Zug vertikal aufhängen und es gibt mehr Lebensmittelläden als E-Bike-Ladestationen.

                      Zugegebenermassen habe ich aber sogar am Col de l’Iséran (2764 m) zwei Bianchi-E-Bikes gesehen. Der Saft muss also mindestens von Val d’Isère (etwa auf 1900 m) bis zum Pass gereicht haben.

                    • «Ja, ein «Bio»-Rad sozusagen.»

                      Aha, Sie meinen ein «gewoehnliches» Rad.

                      Dachte erst, Sie wollen mich ver*rschen. Andererseits moeglich waere es schon, angesichts der Tatsache, was heutzutage alles als «Bio» verkauft wird – fuer den dreifachen Preis.)

                      Ich mag die E-Bikes auch nicht. Kommt mir irgendwie falsch vor, zu prahlen wie viele km man mit dem Rad gefahren ist und dann jeden kleinen Anstieg mit Elektromotor.

                      Gut, fuer aeltere Leute mag das nicht verkehrt sein.

                    • Wieso? Der Antrieb ist doch Bio!

                      Ich sehe zwei Nischen für E-Bikes. Erstens, wie Sie, ältere Leute, die allerdings nicht zu alt sein sollten. Auch so ein Rad muss man regieren können. Ich habe Pfingsten eine ältere Dame auf dem E-Bike gesehen, deren Verhalten im Verkehr lebensgefährlich war.

                      Zweitens, Partner, von denen einer (meistens der Mann) fit genug ist, um die Berge ohne Motor zu fahren, die andere aber zumindest in diesem Tempo nicht mithalten kann. So können beide zusammen fahren, was ja nett ist. Ich habe das auch schon als gemischte Normalrad/E-Bike-Gruppen gesehen. Am Gotthard (Tremola) habe ich im Schlussanstieg mal eine E-Biker-Gruppe überholt und war schon ungeheuer stolz, bis ich bemerkte, dass in der Mitte ein Frau ohne Motor fuhr.

                      Im Flachen sind die auf 25 km/h begrenzten E-BIkes aber mit dem Rennrad locker und mit einen bepackten Reiserad mit etwas Willen auch zu überholen.

                    • Na ja «Bio»-Rad ist auch nicht ganz das Ideale, wenn der Bio-Mensch darauf versagt. Musste ich heute nach wenigen Kilometern schmerzhaft erfahren, als ich (mit den Gedanken ganz woanders) auf dem Fahrradweg gegen ein Verkehrsschild (das dort- nicht ganz am Rand- stand) geknallt bin. Mit einem KI-Rad waere das nicht passiert.

                    • Der Standort des Verkehrsschildes könnte einen terroristischen Hintergrund haben.
                      Haben Sie Feinde?
                      Haben Sie Personen mit Hut, Sonnenbrille und Trenchcoat bemerkt?
                      Das war kein Zufall.

                    • «Haben Sie Personen mit Hut, Sonnenbrille und Trenchcoat bemerkt?»

                      Am Besten noch mit Zeitung, die in der Mitte ein Loch hat. Zeitungsleser auf der Strasse sind heutzutage so unauffällig wie Personen mit Trenchcoat und Hut 😉

                      Im Ernst: Es würde funktionieren. Jeder würde denken, es wird nur ein Film gedreht. Ist wie eine Verschwörung völlig überdreht an die Oeffentlichkeit zu kommunizieren. Jeder, der sich für intelligent hält, wird glauben, es sei nur eine Verschwörungstheorie.

                      Ich habe mal vor einem Supermarkt in Zürich mit einem riesigen Bolzenschneider mein eigenes, angeschlossenes Rad geklaut, in aller Seelenruhe (das Schloss hat geklemmt). Kein Mensch hat auch nur eine Frage gestellt.

                    • Nee, ich habe niemand bemerkt, nachdem ich ganz schnell wieder aufgestanden bin und mich umgeguckt habe. Und ich war froh: Muss idiotisch ausgesehen haben. Nich mal mein Mitfahrer hat was bemerkt. Der war dann schon einen halben Kilometer weg.

                    • «…mit einem riesigen Bolzenschneider mein eigenes, angeschlossenes Rad geklaut…»

                      Ich haette auch keine Frage gestellt. Moeglicherweise haette mir der dann mit dem Ding noch eine verwinkt.

      • Belarus hat mit ihm gesprochen und danach trat er den Rückzug an. Was man ihm geboten hat oder ob man ihn bedrohte – wer weiß.
        Vielleicht hat er mit Überläufern gerechnet die doch nicht kamen.
        Irgendetwas wird im Hintergrund gelaufen sein, daß er sich zurückzog.

  5. Die Zeitungen schreiben viel über Instabilität, Führungsversagen, Machtverlust und Zerfall in Rusland.
    Ein bisschen Häme schaut da durch.
    Weitergedacht kommen einem Jugoslawien, Sturm auf’s Kapitol, Korea, Sudan in den Sinn.
    Ein Zerfall ist für ein Land nicht per se günstig, in diesem Fall geht es eher um den Sieg über Russland. Der Westen meint wohl, nach einem Zerfall oder Sturz Putin’s läuft alles im westlichen Sinne. Das kann auch ins genaue Gegenteil hineinlaufen.
    Machtverlust, Regierungsversagen usw, wie sieht es da im Westen aus? Vielleicht sollte man da mal etwas genauer hinschauen und sich mehr um die eigene Einflußsphäre kümmern.

    • ja, sie feuern aus allen druckerpressen und internetkanonen, nach wochenlangen schlechten nachrichten oder gerüchten, endlich was positives für die medien im westen,
      putin auf der fluch ist schon eine megaschlagzeile.

      • Meine ersten Gedanken dazu waren:
        1. Putin an Bord.
        2. Putin nicht an Bord, nur eine Finte.
        3. Strohmann an Bord.
        4. Putin sitzt in einer anderen Maschine, fähr mit dem Auto, sitzt im Kreml.
        Die Presse weiß natürlich mehr, zumindest welche Schlagzeile mehr Klicks bekommt.
        Es ist schon ein Graus mit dem was sich Presse nennt.
        Habe heute eine Doku über Archäologie gesehen, da war das ähnlich. Wilde Spekulationen als Fakten verkauft. Aufzählung von allgemeinen Fragen die man sich selbst stellt. Kurzum, sie wußten kaum etwas, aber für 40min Film reicht das allemal.
        Kann auch reichen, aber dazu muß man den Streifen anders aufbauen, damit der Zuschauer einen Gewinn hat.

  6. us-geheimdienste wusste in vorraus vom aufstand – ich halte das eher für eine ente, um verwirrung zu stiften – wieso konnte die UKR das nicht nutzen?

    https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-06/wagner-gruppe-jewgeni-prigoschin-aufstand-us-geheimdienst

    insbesondere wenn chef der armee – Syrskyi, die tage meinte, noch ist alles möglich und die gegenoffensive steht noch bevor, da die hauptkräfte nicht eingesetzt worden sind:

    https://www.theguardian.com/world/2023/jun/23/everything-is-still-ahead-inside-a-secret-military-base-with-top-ukraine-general

    Prigoschin musste nicht grossartig überzeugt werden, da ein grossteil seiner «musiker» aufgab, als es realisierte, sie sind angelogen worden – nur der harte kern um Prigoschin hatte den plan und verschleierte die ziele mit hilfe von erlogenen befehlen, um die truppen in bewegung zu setzen. was aber Prigoschin dazu getrieben hat, wird die zeit zeigen, er hat ja seit dem fall bahkmut sehr komische dinge gesagt.

    die härteste deutung ist, er wäre im bunde mit paar rus. oligarchen und mit viel täuschung sollte am ende putin abgelöst werden sollen, das mit klagen gegen shoigu und gerasimov, deren verhaftung/ablösung, war nur ablenkung und motivation für die breite masse seiner söldner.

  7. «Mit Blick auf Russlands Status als Atommacht sagt er: «Jedes Mal, wenn ein großes Land wie Russland Anzeichen von Instabilität aufweist, ist das ein Grund zur Sorge.»

    Hm, die USA kommt ihm dabei nicht in den Sinn. Ein gestürmtes Kapitol, ein psychisch auffälliger ehem. Präsident, ein an Altersschwäche leidender jetziger. Ein unkontrollierbarer Geheimdienst, Einfluß von Oligarchen bis in höchste Positionen, Zuschnitt von Wahlkreisen um die Demokratie auszuhebeln…….
    Interessant, daß das kaum als das auffällt, das es eigentlich bedeutet. Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat…..gilt trotzdem. Die gleichen Zustände würden wir bei anderen scharf verurteilen. Diese Diskrepanz blenden wir in einem solchen Maße aus, daß es psychologisch schon sehr interessant wird.
    Getreide aus der Ukraine, wie wichtig für die Verhungernden bzw Minderernährten. Lebensmittelspekulation/Preistreiberei ist dagegen ein Zeichen von freiem Markt und positiv zu sehen.
    Hier wäre ein ausgiebiger Forschungsbereiche der ungeheuer wichtig wäre, denn daraus resultieren viele der größten Probleme die wir haben.
    Wird so nicht kommen? Ja, denn im besten aller Systeme gibt es nichts zu forschen oder zu kritisieren.

    • Sollte Biden tatsächlich die Fäden in der Hand haben, wäre das besorgniserregend. Das glaube ich eher nicht. In gewissem Sinne besorgniserregend ist es aber trotzdem, dass sie keine bessere Schaufensterpuppe finden konnten.

    • Das hatte ich noch gar nicht gesehen (Tagesschau verpasst). Mein Vater hatte mich heute im Videotreffen auf diese Wahl hingewiesen. Ich fürchte auch, dass das erst der Anfang ist.

      Im Prinzip würde ich denken, dass die AfD entzaubert wird, sobald sie mal regiert. Das Argument ist allerdings in Deutschland gründlich diskreditiert («Der Hitler, ach, der wird auch bald abgewirtschaftet haben.» Das dachten damals so einige intelligente Leute. Es traf nur nicht ein, mit den bekannten Folgen.).

      • «Im Prinzip würde ich denken, dass die AfD entzaubert wird, sobald sie mal regiert.»
        Ich vermute, das wäre der Fall. Ein klitzekleines Problem dabei befürchte ich aber. Dieser Punkt könnte so spät kommen, daß manches national wie international schwer rückgängig zu machen wäre.
        Hitler mag ein Beispiel sein, ich sehe das Problem noch viel früher.
        Italien oder andere könnten sich solch eine Regierung bezüglich der Außenwirkung eher erlauben als wir.
        Eine gewisse Dammbruchgefahr sehe ich schon, wie immer sie sich auswirken würde.

        • «Italien oder andere könnten sich solch eine Regierung bezüglich der Außenwirkung eher erlauben als wir.»

          Italien kann sich das nur erlauben, da Meloni eine verlaessliche Partnerin im Bezug auf die EU-Ukraine-Politik ist.

      • «Im Prinzip würde ich denken, dass die AfD entzaubert wird, sobald sie mal regiert.»

        Im Prinzip ja, aber… da bin ich mir nicht so sicher.

        Ich gehe mal davon aus, dass die bis auf weiteres nicht die absolute Mehrheit bekommen. Also muesste jemand mitregieren. In Frage kaeme dann aber nur die CDU (event. im Schlepptau noch die FDP). Die wuerden aber sofort einen Shitstorm von den anderen Parteien, Waehlern ihrer eigenen Partei(en) und den anderen Telen der Bevoelkerung ausgesetzt, so dass die erheblichen Schaden davon tragen wuerden.

        Wenn die das dann dennoch fuer eine gewisse Zeit durchziehen wuerden (sicher dann nicht vier Jahre), haetten die mit einen starken Waehlerschwund zu rechnen.

        Und die AfD koennte immer sagen, wenn Sie Ihre Hauptforderungen nicht durchsetzen koennten, dass die Schuld daran die CDU haette.

        AfD-Waehler wuerden das schlucken, neue kaemen beim naexten Mal noch hinzu.

        Auch hier gilt: Wer sich bewegt, hat verloren.

  8. Die Mindestlohnkommission hat eine Erhöhung von 0,41 € beschlossen. Das ergibt einen ordentlichen Reallohnverlust. Gültig ab 2024.
    Diese Erhöhung wurde schon durch die Inflation egalisiert, zusätzlich ergibt sich ein Minus.
    Da die Inflation dieses Jahr weitergeht und die Erhöhung einige Zeit Bestand hat wird das Minus noch höher.
    Die AFD wird evtl. weiteren Zulauf verzeichnen, obwohl sie für diese Klientel nichts übrig hat.
    Man kann also sagen, die AFD wächst durch Protestwähler. Die einzige Partei die den Koalitionären Respekt einflößt.
    Eine ungünstige Entwicklung die man durchaus der Koalition anlasten kann.

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