100 Tage Gegenoffensive – Eine Bilanz


Der 11. September war der hunderste Tag der ukrainischen Gegenoffensive, die selbst nach Meinung westlicher Experten langsam verläuft. Hier gehe ich der Frage nach, ob mit einer langsamen Offensive langfristig strategische Erfolge erreicht werden können.

Offensive mit Ansage

Als die erfolgreiche ukrainische Gegenoffensive im Herbst 2022 im Schlamm steckenblieb und mangels Reserven und Ausrüstung in der Frostperiode nicht wiederaufgenommen werden konnte, kündigten ukrainische Politiker und Militärs zur Befeuerung des Durchhaltewillens der Bevölkerung in einem entbehrungsreichen Winter eine große Gegenoffensive im Frühjahr an. Die von der russischen Seite initiierten Kämpfe im Raum Bachmut verlangsamten den Aufbau von Reserven, hatten einen hohen Verbrauch an Artilleriemunition und hohe Verluste an Personal und Material zur Folge und banden bis in den Mai eine erhebliche Zahl kampfstarker ukrainischer Truppenteile. Zudem trocknete nach der Frühjahrsschlammperiode der Boden nur langsam ab. Der meterologische Sommeranfang (1. Juni) kam und die Offensive hatte noch nicht begonnen.

Derweil wurde in aller Offenheit die Hauptstoßrichtung diskutiert. Die ukrainischen Truppen sollten in der Region Saporischschija zum Schwarzen Meer durchbrechen, dadurch die russischen Truppen im Süden in zwei Teilfronten spalten und danach den russischen Landzugang zur Krim blockieren. Diese strategische Idee war so offensichtlich, dass die russische Seite sie auch ohne Ansage erwartet hätte. Sie nutzte den gesamten Winter und das Frühjahr, um gestaffelte Verteidigungslinien aufzubauen und die Truppen auf eine flexible Verteidigung vorzubereiten. Sie tat das auch an anderen Frontabschnitten, aber nirgends mit solchen Aufwand wie in der erwarteten ukrainischen Hauptstoßrichtung.

Die ukrainische Gegenoffensive begann nach Angaben beider Seiten am 4. Juni. Das war ein Zeitpunkt, auf den sich die russische Seite gut hatte vorbereiten können, nämlich wenige Tage nach dem Fall von Bachmut. Die ukrainische Seite versuchte sich nicht in Ablenkungsangriffen oder einer überraschenden Stoßrichtung. Sie ließ kleine Truppenteile an genau zu erwartenden Frontabschnitten in die dort angelegten MInenfelder vorrücken – und war über die Minendichte erstaunt, an der westlichen Minenräumtechnik scheiterte. Die ukrainischen Verluste waren in Bezug zur Zahl der eingesetzten Truppen und gepanzerten Fahrzeuge anfangs verheerend. Wo die ukrainischen Truppen im Juni einen Durchbruch erzielten, funktionierte die flexible russische Verteidigung anfangs nahezu tadellos. Aus dem Rückraum herangeführte russische Reserven warfen die ukrainischen Kräfte nahezu auf ihre Ausgangspositionen zurück. Dabei machte die russische Seite an der Front von ihrer Luftüberlegenheit kaum Gebrauch. Die Verteidigungslinien waren so gut vorbereitet und die Minenfelder so effektiv, dass die Frontflieger geschont werden konnten.

Mit der Zeit gelang es kleineren ukrainischen Infanterieeinheiten, oft zu Fuß, in drei Abschnitten der Südfront die Minenfelder zu räumen und zu den ersten russischen Schützengräben und russisch besetzten Dörfern durchzubrechen. Es war eine lange Zeit. Ūber die ukrainischen Verluste in dieser Zeit wissen wir wenig. Bei dieser Art der Kriegführung erwartet man jedoch höhere Verluste der Seite, die sich in der Offensive befindet, sofern sie nicht zahlenmäßig oder in der Feuerkraft deutlich überlegen ist. Das ist hier nicht der Fall. Ein solcher Abnutzungskrieg nutzt selbst bei ähnlich hohen Verlusten derjenigen Seite, die mehr Resourcen hat. Das ist Russland.

Ergebnisse der Gegenoffensive

Da das Verhältnis der russischen zu den ukrainischen Verlusten and Personal und Material sicher nicht höher ist als das Verhältnis im Mobilisierungspotential und in der Materialproduktion, lässt sich das Ergebnis der Gegenoffensive an den Frontverschiebungen messen. Dazu habe ich die Ūbersichtskarten des «Institute for the Study of War» (ISW) vom 3. Juni und 11. September 2023 miteinander verglichen. Diese Ūbersichtskarten werden täglich für vier nach Regionen bezeichnete Frontabschnitte veröffentlicht. Von Südwesten nach Nordosten sind das Cherson, Saporischschija, Donezk und Luhansk. Die gezeigten Karten sind jeweils diejenigen vom 11. September. Der Frontverlauf vom 3. Juni ist als gelbe Linie eingezeichnet. Zur besseren Sichtbarkeit habe ich Gebiete in ukrainischer Hand hellblau hinterlegt und russisches Territorium in einem satten Rotton. Wie beim ISW ist russisch besetztes ukrainisches Territorium blassrot eingefärbt, wobei es noch einmal zwei Farbtöne gibt. Eine etwas dunklere Schraffur bezeichnet Territorium, das bereits vor dem 24. Februar 2022 von Donbass-Separatisten besetzt war. Solches Territorium existiert nur in den Frontabschnitten Donezk und Luhansk. Außer im Raum Cherson tauchen auch das Schwarze Meer (grau) und die Krim (ebenfalls schraffiert) nicht auf. Der Maßstab ist in den ISW-Karten jeweils gekennzeichnet.

Frontverlauf im Raum Cherson am 11. September 2023 (eingefärbte Territorien) und rote Linie und am 3. Juni 2023 (gelbe Linie). Ukrainisches Territorium in ukrainischer Hand is blassblau hinterlegt, ukrainisches Territorium in russischer Hand blassrot. Die sichtbaren Teile der Krim sind rot schraffiert. Das schwarze Meer ist grau hinterlegt. Die scheinbare Frontverschiebung im Mittelteil resultiert ausschließlich aus der Ūberflutung von Territorium am Dnjepr nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms am 6. Juni 2023. Quelle der Karten: Institute for the Study of War.

Im Raum Cherson (Bild oben) gibt es keine in diesem Maßstab sichtbaren Frontverschiebungen, die aus Kampfhandlungen während der Sommeroffensive 2023 der ukrainischen Streitkräfte resultieren. Die im Mittelteil sichtbare gelbe Linie bezeichnet Gelände, auf dem sich am 3. Juni noch russische Verteidigungsstellungen und Minenfelder befanden, das am 6. Juni nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms überflutet wurde und seitdem noch nicht abgetrocknet ist.

Frontverlauf im Raum Saporischschija am 11. September 2023 (eingefärbte Territorien und rote Linie) und am 3. Juni 2023 (gelbe Linie). Ukrainisches Territorium in ukrainischer Hand is blassblau hinterlegt, ukrainisches Territorium in russischer Hand blassrot. Quelle der Karten: Institute for the Study of War.

Die größten Frontverschiebungen gab es Raum Saporischschija (Bild oben). Von Westen nach Osten sind das: eine kleinere Verschiebung von wenigen Quadratkilometern zu ukrainischen Gunsten bei Kamianske, eine etwa 10 Kilometer breite und bis zu 10 Kilometer tiefe Einbuchtung bei Mala Tokmatschka und Robotyne, eine kleinere Verschiebung von wenigen Quadratkilometern zu russischen Gunsten bei Myrne und eine etwa 15 Kilometer breite und bis zu 10 Kilometer tiefe Verschiebung am rechten Bildrand, die wir weiter unten diskutieren, weil sie zum Teil bereits in der Region Donezk und in deren Kartenausschnitt vollständig zu sehen ist.

Die ersten drei Frontverschiebungen zusammen kann man etwa auf 75 bis 80 Quadratkilometer zu ukrainischen Gunsten schätzen. Von diesen ist einzig die Fronteinbuchtung bei Mala Tokmatschka und Robotyne von miltärischer Bedeutung. Aus der entsprechenden Karte bei militaryland.net (13. September 2023) wird ersichtlich, dass die ukrainischen Streitkräfte in diesem Raum bei Verbove auf etwa 5 Kilometer Breite die erste befestigte russische Verteidigungslinie durchbrochen haben. Ein Vergleich mit der Karte vom 2. September zeigt allerdings, dass der Durchbruch damals schon vollendet war und die Front dadurch nicht stärker in Bewegung gekommen ist. Ob die russischen Kräfte die Verteidigungsstellungen nach ihrem Fall Anfang September inzwischen zurückerobert haben, ohne dass die Karte das zeigt, sei dahingestellt. Wenn nicht, scheint jedenfalls der schmale Streifen südlich von diesen Stellungen nicht auszureichen, um die Offensive weiterzuentwickeln. Nach dem Durchbruch von Verbove hatten hohe ukrainische Militärs und westliche Militärexperten angekündigt, dass die ukrainische Offensive nun an Fahrt aufnehmen werde. Dieser Optimismus hat sich in den darauffolgenden zwei Wochen nicht bestätigt.

Frontverlauf im Raum Donezk am 11. September 2023 (eingefärbte Territorien und rote Linie) und am 3. Juni 2023 (gelbe Linie). Ukrainisches Territorium in ukrainischer Hand is blassblau hinterlegt, ukrainisches Territorium in russischer Hand blassrot. Bereits vor dem 24. Februar von Donbass-Separatisten gehaltenes Territorium ist rot schraffiert und russisches Staatsgebiet ist sattrot hinterlegt. Quelle der Karten: Institute for the Study of War.

Die größte Frontveränderung im Raum Donezk (Bild oben) ist die bereits weiter oben erwähnte Verschiebung nahe der Grenze zwischen den Regionen Saporischschija und Donzek auf einer Breite von etwa 20 Kilometern mit einer Tiefe von bis zu 10 Kilometern. Hier hat die ukrainische Seite eine zuvor zu russischen Gunsten bestehende Fronteinbuchtung beseitigt. Eine strategische Bedeutung ist für mich nicht ersichtlich. Wie die Karte bei militaryland.net zeigt, befindet sich die Frontlinie in diesem Raum noch etwa 15 Kilometer nördlich der ersten befestigten russischen Verteidigungslinie. Bis nach Mariupol am Asowschen Meer sind es von der Frontlinie noch etwa 100 Kilometer. Der territoriale Gewinn ist mit etwa 150 Quadratkilometer abzuschätzen.

Eine weitere Frontverschiebung um etwa 25 Quadratkilometer zu ukrainischen Gunsten hat es bei Konstyantynivka etwa 15 Kilometer südlich von Bachmut gegeben. Die ukrainische Seite spricht im Zusammenhang mit Kampfhandlungen bei Bachmut gern von einer geplanten Umzingelung der Stadt. Ich denke nicht, dass die bisherigen Ergebnisse der diesbezüglichen ukrainischen Bemühungen russische Generäle schlaflos machen.

Frontverlauf im Raum Luhansk am 11. September 2023 (eingefärbte Territorien und rote Linie) und am 3. Juni 2023 (gelbe Linie). Ukrainisches Territorium in ukrainischer Hand is blassblau hinterlegt, ukrainisches Territorium in russischer Hand blassrot. Bereits vor dem 24. Februar von Donbass-Separatisten gehaltenes Territorium ist rot schraffiert und russisches Staatsgebiet ist sattrot hinterlegt. Quelle der Karten: Institute for the Study of War.

Auf der Karte der Region Luhansk (Bild oben) ist die Frontverschiebung bei Konstyantynivka noch einmal abgebildet. Die beiden anderen Frontverschiebungen in dieser Region sind solche zu russischen Gunsten, 15 Kilometer südöstlich von Svatove und bei Kupyansk. Im Vergleich zu den anderen Karten wirken sie nicht so bedeutend, doch ist hier der Maßstab ein anderer. Südöstlich von Svatove sind es bis zu 5 Kilometer auf etwa 15 Kilometern Breite und bei Kupyansk etwa 5 Kilometer auf 20 Kilometern Breite. Ein strategisch bedeutsames Vorrücken der russischen Streitkräfte kann ich hier aber auch nicht erkennen. Das strategisch bedeutende Ziel wäre die Nord-Süd-Bahnlinie, die Kupyansk berührt und dann weiter über Oskil, Lyman und Siversk in Richtung Bachmut verläuft. Wenn die russische Seite weiter in diesem Tempo Boden gewinnt, wird sie die Bahnlinie irgendwann im nächsten Jahrhundert erreichen. Die gesamten russischen Gebietsgewinne im Raum Luhansk lassen sich auf 100 Quadratkilometer schätzen.

Netto ergibt sich nach meinen Schätzungen für die ersten 100 Tage der ukrainischen Sommeroffensive ein Gebietsgewinn von 155 Quadratkilometern. Lassen wir es 200 Quadratkilometer sein. Am 14. November 2022, nach dem Auslaufen der ukrainischen Herbstoffensive, hatte die «New York Times» den russisch besetzen Teil der Ukraine auf noch 18% beziffert. Wir vernachlässigen hier einmal die nicht sehr großen russischen Gebietsgewinne zwischen dem 14. November 2022 und dem 4. Juni 2023, obwohl diese vermutlich doch noch größer waren als 200 Quadratkilometer. Die Fläche der Ukraine beträgt 603’700 Quadratkilometer, 18% davon sind 108’666 Quadratkilometer. Die Sommeroffensive hat also in 100 Tagen etwa 0.18% des zu ihrem Anfang noch besetzten ukrainischen Territoriums befreit. Geht sie in diesem Tempo weiter, so werden die ukrainischen Kriegsziele nach weiteren 54’233 Tagen erreicht sein. Das sind 148 Jahre und 213 Tage.

Die Bedeutung des Zeitfaktors

Von westlicher Seite wird gern kolportiert, dass sich die ukrainische Offensive stark beschleunigen werden, wenn einmal die erste russische Verteidigungslinie durchbrochen sei. Wie wir oben gesehen haben, hat sich das bei Verbove nicht bewahrheitet. Es ist auch nicht wahrscheinlich, weil es mehrere befestigte Verteidigungslinien gibt und die russische Seite weiterhin Verteidigungsanlagen baut. Der letztere Punkt verdeutlicht die Bedeutung des Zeitfaktors. Das Tempo der ukrainischen Sommeroffensive 2023 dürfte die russischen Verteidigungsanlagen weniger stark abgenutzt haben, als sie weiter südlich verstärkt wurden. Russland muss es auf ein paar Kilometer Frontverschiebung nicht ankommen. Strategisch bedeutend ist die Landverbindung zur Krim. Ich sehe derzeit nicht, wie die ukrainische Seite diesen in den kommenden Jahren unterbrechen könnte.

Das geringe Tempo der ukrainischen Offensive hat neben den gut ausgebauten russischen Verteidigungsstellungen, den gut auf diese Kriegsphase vorbereiteten russischen Truppen und der russischen Luftüberlegenheit auch noch den Grund, dass die ukrainische Seite einen geringeren Teil ihrer kampfbereiten Truppen eingesetzt hat, als bei einer Offensive üblich ist und dass es an keinem Frontabschnitt eine lange Phase hochintensiver ukrainischer Angriffe gab. Die Reserven wurden auch nicht eingesetzt, um an anderen Frontabschnitten Ūberraschungsangriffe zu führen, vermutlich deshalb nicht, weil die russische Seite die gesamte Frontlinie hinreichend befestigt hat. Wenn die ukrainische Seite nach der Zeit der Weglosigkeit im Herbst oder auch erst im späten Frühjahr 2024 die Offensive in der gleichen Weise wiederaufnimmt, sind keine größeren Erfolge zu erwarten als in diesem Jahr, eher noch geringere.

Allerdings hat sich die ukrainische Führung aus guten Gründen entschieden, nach den ersten beiden verlustreichen Wochen Anfang Juni die Intensität der Offensive zu verringern. Mit einem schnellen Durchbruch war in keinem Fall zu rechnen und die ukrainische Wehrmoral ist lange nicht so gut, wie westliche Medien schreiben. Die ukrainische Führung muss vermeiden, dass breite Teile der Bevölkerung den Sinn dieses Kriegs in Frage stellen und deshalb müssen die Verluste erträglich bleiben. Mit erträglichen Verlusten wird man aber den eigenen Kriegszielen nicht wesentlich näherkommen.

Wohin soll das führen?

Die ukrainische Regierung führt diesen Krieg weiter und in der oben geschilderten Weise weiter, weil ihr nichts Anderes einfällt. Sie hat keinen Plan B und sie hat eigentlich auch keinen Plan A mehr, weil sie weiß, dass Plan A (Krieg bis zur Befreiung des ganzen Landes) illusorisch ist. Dieser Ideenmangel ist allerdings keine Frage fehlender Intelligenz oder fehlender Fantasie. Es gibt schlicht keine Alternative zur Weiterführung des Kriegs mit mittlerer Intensität. Neben der Frage der Verluste ist eine deutlich höhere Intensität auch nicht lange durchzuhalten und danach würde man eine russische Ggenoffensive riskieren. In jedem Fall würde die Ausweglosigkeit dann breiten Teilen der Bevölkerung bewusst. Umgekehrt ist eine deutliche Verringerung der Intensität aber auch nicht möglich, weil dann der Anschein nicht mehr aufrechtzuerhalten wäre, dass man den eigenen Kriegszielen überhaupt noch näherkommt. Auch dann würde die Bevölkerung den Sinn des Kriegs und die Eignung der Regierung in Frage stellen.

Die ukrainische Regierung kann auch nicht in Waffenstillstands- oder Friedensverhandlungen eintreten. Wenn sie selbst dazu die Initiative ergreifen würde, gäbe sie angesichts des besetzten Territoriums von weiterhin 18% die eigene Schwäche öffentlich zu und wäre in einer sehr schlechten Verhandlungsposition. Auch dann würde die Bevölkerung nach all den Verlusten und Entbehrungen die Eignung der Regierung in Frage stellen.

Eigentlich führt die ukrainische nur noch einen Propagandakrieg um die Meinung der eigenen Bevölkerung, diesen jedoch mit Einsatz militärischer Mittel, um den Schein einer signifikanten Offensive aufrechtzuerhalten. Gleichermaßen führen die westlichen Regierungen die Unterstützung der Ukraine aus Propagandagründen weiter, weil auch deren Bevölkerungen die Eignung ihrer Regierungen (noch stärker als so schon) in Frage stellen würden, wenn das ganze bisherige Ukraine-Kriegs-Narrativ sichtlich zusammenbräche.

Dieses «Weiter so!» aus Propagandagründen kann auch nicht gut gehen. Man kann das Publikum nicht ewig mit ein paar Drohnen, die die russische Luftabwehr beschäftigen und gelegentlichen Zerstörungen eines russischen Luftverteidigungssystems oder Beschädigungen von Kriegsschiffen bei Laune halten. Der Krieg kostet Geld, wie jeder weiß, und für dieses Geld will man wenigstens Erfolge sehen, die einen Sieg wahrscheinlich machen.

Hier hat nur einer viel Zeit. Dieser Eine heißt Putin.

Anhang (18. September 2023, 6:45 Uhr)

Frontverlauf bei Klischtschijiwka. Der gelbe Pfeil weist auf den Ort. Eine Zangenbewegung gegen Bachmut selbst ist nicht erkennbar. Quelle der Karte: militaryland.net

227 Antworten zu “100 Tage Gegenoffensive – Eine Bilanz”

  1. Institute for the Study of War, gleiche Reihenfolge der Frontabschnitte wie in diesem Blogbeitrag:

    Cherson:

    Keine Frontbewegung.

    Saporischschija:

    Keine bestätigte Frontbewegung.

    Donetsk:

    «Hauptmann Ilja Jewlasch, erklärte, dass die ukrainischen Streitkräfte Klischtschiwka befreit hätten, und die ukrainischen Streitkräfte veröffentlichten im Laufe des Tages mehrere Videos aus Klischtschiwka, in denen sie erklärten, dass sie die Siedlung befreit hätten. Die ukrainischen Verkündigungen der Befreiung zeigen, dass die ukrainischen Streitkräfte frei in der Siedlung operieren.»

    «Zusätzliche geolokalisierte Aufnahmen, die am 16. September veröffentlicht wurden, zeigen, dass die ukrainischen Streitkräfte östlich von Orikhovo-Vasylivka (11 km nordwestlich von Bakhmut) Fortschritte gemacht haben.»

    «Aus den am 16. September veröffentlichten geografischen Aufnahmen geht hervor, dass die ukrainischen Streitkräfte östlich von Krasnohorivka (22 km südwestlich von Avdiivka) weitere Fortschritte gemacht haben.»

    Luhansk

    «Aus den am 17. September veröffentlichten geografischen Aufnahmen geht hervor, dass die russischen Streitkräfte südlich von Dibrova (5 km südwestlich von Kreminna) leicht vorgerückt sind.»

    militaryland.net (Jerome) hat wiederum keinen Sonntagsbericht. Die Seite scheint zu einer Wochenfrequenz (nur noch mittwochabends) der Berichte übergegangen zu sein.

  2. Die FAZ schreibt im Anriss ihrers Ukraine-Livetickers:

    «Mit der Eroberung des Dorf Klischtschijiwka droht Russland an der Front im Osten in die Zange genommen zu werden.»

    Das ist kompletter Unsinn, wie aus der Karte des Raums Bachmut ersichtlich ist, die ich als Anhang des Blogbeitrags eingefügt habe.

    Es gibt zwei militärische Gründe für die ukrainischen Angriffe in diesem Raum. Erstens sollen dort russische Truppen gebunden werden, damit diese nicht an die Südfront verlegt werden können. Zweitens soll verhindert werden, dass die russische Seite die von Majorsk über Kurdjumiwka und Klischtschijiwka nach Bachmut verlaufende Bahnlinie so weit sichert, dass sie als Nachschublinie genutzt werden kann. Diese Bahnlinie befindet sich allerdings an vielen Punkte direkt an der Front, so dass eine solche russische Nutzung ohnehin wenig Sinn ergäbe.

    Im Grunde geht es hier also darum, zu verhindern, dass die russische Seite ihren Erfolg in Bachmut weiter konsolidiert.

    • Tja der Zangengriff stand schon gestern spaetabends in den Schlagzeilen.

      Weiter faz:

      «Sie laufen nun Gefahr, vom Süden und vom Norden her in die Zange genommen zu werden.»

      Kann auch nichts erkennen, aber vielleicht fehlt’s uns da nur an Fantasie, das zu sehen. (Nichts gegen Jerome, aber die Karten vom ISW finde ich i. Allg. uebersichtlicher.)

      • «(Nichts gegen Jerome, aber die Karten vom ISW finde ich i. Allg. uebersichtlicher.)»

        Diejenigen vom ISW sind übersichtlicher, aber als ehemaliger Offizier finde ich die Karten von Jerome besser, weil sie mehr Details zur militärischen Lage enthalten (Verteidigungsstellungen, ungefähre Standorte militärischer Einheiten, zerstörte Brücken; Bahnlinien sind auch besser erkennbar). Die Pixelauflösung ist für den Detailreichtum allerdings nicht gut genug.

        Die entsprechende ISW-Karte zu Bachmut ist hier. Wer darin eine Zangenbewegung erkennt, sollte besser wegen seiner Halluzinationen einen Arzt aufsuchen.

  3. Donald Trump hatte mindestens in einem Punkt Recht. Die F-35 ist total stealthy, praktisch unsichtbar, ein echtes Tarnkappenflugzeug. In South Carolina spielt gerade eine F-35B Verstecken und nicht einmal das US-Militär kann sie wiederfinden.

    Sie war gerade auf Autopilot als der Pilot versehentlich den Schleudersitz auslöste. Vielleicht wolte sie in Georgia oder Florida nach dem Rechten sehen? Oder nach Kuba, eine Havanna rauchen? Aeltere Personen, wie ich, würden im Bermuda-Dreieck nach ihr suchen. Für einen Krim-Urlaub dürfte der Sprit nicht gereicht haben.

  4. Der faz.net-Ticker zur Ukraine wird immer besser:

    «Ukrainische Streitkräfte sprechen von Durchbruch bei Bachmut +++ Ukraine soll sieben Quadratkilometer in einer Woche zurückerobert haben.»

    Mensch, so viel. Das ist ja ein Quadratkilometer pro Tag. Da nur noch etwa 108’500 Quadratkilometer fehlen, wird die Ukraine in weniger als 300 Jahren befreit sein.

    • Na, na – rechnen Sie mal nicht linear. Irgendwann wird dat Ding exponentiell 😉

      In der Berliner Zeitung heisst es von ukrainischer Seite:

      «Seit Juni läuft eine groß angelegte Gegenoffensive der ukrainischen Armee zur Rückeroberung russisch besetzter Gebiete im Süden und Osten des Landes. Insgesamt hat Kiew eigenen Angaben zufolge seitdem 51 Quadratkilometer im Gebiet um Bachmut und rund 262 Quadratkilometer an der Südfront zurückerobert.»

      Das waeren dann schon mal ueber drei Quadratkilometer pro Tag.

      • «Insgesamt hat Kiew eigenen Angaben zufolge seitdem 51 Quadratkilometer im Gebiet um Bachmut und rund 262 Quadratkilometer an der Südfront zurückerobert.»

        Zieht man die russischen Eroberungen an anderen Stellen ab, ist das nicht weit von meinen Schätzungen entfernt.

        Der Trend war übrigens tatsächlich nicht linear. Die Geschwindigkeit hat abgenommen. Exponentiell ist vielleicht gar nicht so falsch, nur eben exponentiell abnehmend.

        • Zu den 7 Quadratkilometern bei Bachmut kommen nach Angaben der ukrainischen Verteidigungsministerin noch 5.2 Quadratkilometer im Süden (man beachte die Genauigkeit mit Nachkommastelle).

          Wenn wir mal ignorieren, dass die russische Seite währenddessen in der Region Luhansk vorgerückt ist, wird die Ukraine doch schon in 172 Jahren befreit sein, nicht erst in 300 Jahren. Ich bitte um Verzeihung.

        • Verstehe. Die Verluste an anderer Stelle kehrt man gern unter den Teppich.

          Ausserdem sind Ihre Schaetzungen natuerlich netto, was die «groß angelegte Gegenoffensive» noch mickriger erscheinen laesst als die ohnehin schon ausfaellt.

          Zudem habe ich den Eindruck, unsere Medien jubeln schon tagelang ueber den gleichen Durchbruch, der in Wirklichkeit noch gar nicht stattgefunden hat.

          • Habe auch schon länger diesen Eindruck. Wie izi schreibt, manche Portale betreiben Propaganda indem jeder m2 täglich gemeldet wird, Verluste aber unterschlagen.
            Außerdem sind die winzigen Geländegewinne für die Gesamtsituation eher marginal.
            Genauso ungewöhnlich, in einem Krieg Verletzte oder Tote einzeln in Artikeln zu melden. Das kennen wir weder vom Jemen, Irak, Afghanistan, usw.
            Damit soll eindeutig die Stimmung angeheizt werden und das trübt den Blick auf die Realität.
            Was die Presse nicht beachtet, der übliche Stil etwas rauf und runter zu schreiben hat in diesem Falle nachhaltige Folgen.
            Das sind keine Boulevard-Nachrichten die man so handhaben kann. Verantwortung und Presse kann man bald als gegensätzliche Begriffe werten.
            Ich würde sagen, es ist keine Bewegung auf beiden Seiten zu sehen, nur die «Abnutzung» schreitet voran. Wer den längeren Atem hat….

            • «Ich würde sagen, es ist keine Bewegung auf beiden Seiten zu sehen, nur die «Abnutzung» schreitet voran. Wer den längeren Atem hat…»

              Das ist in einem Abnutzungskrieg zwischen Seiten deutlich verschiedener Grösse halt in der Regel die grössere Seite.

              • Ich gehe davon aus, für einen Krieg werden verschiedene Ressourcen benötigt. Daher rechne ich damit, daß die ein oder andere der Ukraine ausgehen wird.
                Am Anfang lebt man von der Substanz, aber die geht nun mal langsam zur Neige. Waffen kommen zwar, aber die Soldaten mit guter Ausbildung werden weniger. Auch anderes Material für Instandsetzung von Infrastruktur muß beschafft werden und auch da könnten langsam die Leute knapp werden. Soldat oder Elektriker, beides gleichzeitig geht nicht.

          • «Zudem habe ich den Eindruck, unsere Medien jubeln schon tagelang ueber den gleichen Durchbruch, der in Wirklichkeit noch gar nicht stattgefunden hat.»

            Das hängt mit dem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein statt. Aus diesem Anlass muss so getan werden, als ob die Fortsetzung des Krieges aussichtsreich wäre.

  5. ISW:

    Cherson:

    Keine Frontbewegungen.

    Saporischschija:

    «Die am 18. September veröffentlichten geografischen Aufnahmen zeigen, dass die ukrainischen Streitkräfte westlich von Verbove (18 km südöstlich von Orikhiv) vorrücken.»

    Donezk:

    «Die am 18. September veröffentlichten geografischen Aufnahmen zeigen, dass die russischen Streitkräfte nördlich von Avdiivka geringfügig vorrücken.»

    Luhansk:

    Keine Frontbewegungen.

  6. Und derweil legt die AfD weiter zu. Aktuelle Umfrage Mecklenburg-Vorpommern (Infratest-dimap):

    AfD 32% (INSA am 6.7.2023: 29%)
    SPD 23% (27%)
    CDU 18% (18%)
    Linke 8% (10%)
    Grüne 8% (6%)

    Dazu ist noch zu bemerken, dass die Grünen bei Infratest-dimap immer besser abschneiden als bei INSA.

    Das einzige ostdeutsche Flächenland, in dem die AfD noch nicht stärkste Partei ist und noch nicht über 30% liegt, ist Sachsen-Anhalt (CDU 31%, AfD 29%). Allerdings ist die letzte Umfrage da auch noch vom 27. Juni.

    USA, die beiden wahrscheinlichsten Präsidentschaftskandidaten:

    Missbilligung Bidens: 53.89%
    Billigung Bidens: 41.1%

    Unvorteilhafte Meinung über Trump: 55.3%
    Vorteilhafte Meinung über Trump: 40.9%

    Letzte drei Umfragen zum direkten Duell Trump/Biden:

    HarrisX/Harris Poll (13.-14.9.)
    Biden 40%, Trump 44%

    YouGov (12.-15.9.)
    Biden 49%, Trump 50%

    MorningConsult (15.-17.9.)
    Biden 42%, Trump 42%

    Und Haley hat zwar in den Vorwahlumfragen der Republikaner keine Chance, aber wenn jemand nach Biden gegen Haley fragt, gewinnt jeweils Haley.

  7. ISW:

    Cherson:

    Keine Frontverschiebung.

    Saporischschija:

    «Aus den am 18. September veröffentlichten geografischen Aufnahmen geht hervor, dass die ukrainischen Streitkräfte westlich von Verbove (18 km südöstlich von Orikhiv) vorrücken.»

    Donezk:

    Keine Froontbewegung.

    Luhansk:

    «Am 18. September veröffentlichte geografische Aufnahmen zeigen, dass sich die ukrainischen Streitkräfte aus dem Südwesten von Novoselivske (15 km nördlich von Svatove) zurückziehen, was darauf hindeutet, dass die ukrainischen Streitkräfte weiterhin in der Lage sind, die Außenbezirke der Siedlung zu erreichen.»

    • Gestern nicht viel von Jerome:

      Zaporizhzhia Front:

      «Ukrainische Truppen rückten vor und nahmen russische Schützengräben südlich von Robotyne ein. (Quelle)
      Die ukrainischen Truppen weiten langsam, aber sicher ihren Durchbruch östlich von Verbove aus. (Quelle)»

      Bakhmut Front:

      «Soldaten der ukrainischen 80. Luftangriffsbrigade, der Ljut-Angriffsbrigade und der 5. Angriffsbrigade haben Klischtschiwka befreit. (Quelle)
      Ukrainische Streitkräfte, namentlich die 3. Sturmbrigade, befreiten Andriiwka südlich von Bakhmut. (Quelle)
      Der ukrainische Generalstab meldet zurückgeschlagene Angriffe in der Umgebung von: Andriivka, Zaitseve»

      Donetsk Front

      «Russische Streitkräfte beschossen ukrainische Truppen am westlichen Stadtrand von Novomaiorske. Die Siedlung ist nun umstritten.»

      Vielleicht koennen Sie ja noch weiteres aus dessen Karten erkennen.

  8. Selenskyj hat vor der UN-Generalversammlung vor einem spärlich besetzten Saal geredet und hinterher nur von einem Teil der Anwesenden Beifall erhalten. Trotz einer psychologisch geschickt gewählten Schnittfolge (zuerst wurde eine kleine, dicht sitzende Gruppe klatschender Zuhörer gezeigt), wurde das in der Berichterstattung des ARD-Morgenmagazins deutlich, als dann die Kameraperspektive des ganzen Saals gezeigt wurde.

  9. Der Deutschlandfunk hat die UN-Generalversammlung ausführlicher behandelt. In der Debatte haben die Länder des globalen Südens die doppelten Standrads des Westens zum Thema gemacht.

    Dass westliche Staatschefs, darunter Olfa Scholz, in der Versammlung vor einer Friedenslösung durch Teilung der Ukraine gewarnt haben, kann nur bedeuten, dass andere Länder diese Lösung in der entstandenen Situation für angebracht halten.

    • Außer USA scheint es nur Verlierer zu geben.
      Westen-Probleme, NATO-Probleme, EU-Probleme, Bürger-Probleme, Ökonomie/Ökologie-Probleme, Nord/Süd-Probleme.
      Der Krieg hat massenhaft Problemfelder aufgerissen die den erhofften Gewinn bei weitem aufwiegen.
      Südliche Länder werden sich ihrer Macht langsam bewußter und lassen sich nicht mehr so einfach unter Druck setzen oder kaufen wie in der Vergangenheit. Für den Westen wird es komplizierter werden, wohl tatsächlich eine Zeitenwende.
      Es liegt sicher im Bereich des Möglichen, daß der Westen realisiert, daß er sich diesmal mit der NATO- und der Einflußausweitung verhoben hat und man versuchen wird, den Krieg irgendwie «loszuwerden».
      Berg-Karabach ist nun hinzugekommen, die allgemeinen Flüchtlingszahlen steigen. Berlin meldet, die Aufnahmekapazität für Flüchtlinge ist erschöpft, Lampedusa platzt aus allen Nähten.
      Man wird Ballast abwerfen müssen.
      Manche Verwerfungen werden erst mit einiger zeitlicher Verzögerung wirksam und insofern ist damit zu rechnen, daß es in verschiedenen Bereichen schwieriger werden wird.
      Wohnung, Energie, Inflation, Waren und Rohstoffe. Eine zeitlang kann man von der Substanz leben, mit Kniffen überbrücken. Wie der Privatmann seine Rücklagen angreifen kann um laufende Kosten zu decken. Es ist dann absehbar, wann diese Möglichkeit nicht mehr besteht und die Folgewirkung eintritt.
      Zum Beispiel der Erfolg der AFD. Aber es geht ja auch in andere Bereiche wie Bildung, Qualität von Waren, Abspecken von Standards usw.
      Die deutschen Zahlungen an die Ukraine sind nicht wirklich gigantisch, aber da die allgemeine Haushaltslage angespannt ist spielen auch solche Summen eine Rolle. Das wird immer schwerer zu vermitteln sein.
      Eine uneingeschränkte dauerhafte Kriegsbeteiligung wie von Baerbock und anderen verkündet wird es sicher nicht geben. Alleine schon dadurch, daß für andere Bereiche die Mittel fehlen und ja regelmäßig etwas Anderes dazukommt. Wie zum Beispiel die Aufrüstung der Bundeswehr. 10 bis 20 Milliarden sind im Gespräch, jährlich.

      • «Südliche Länder werden sich ihrer Macht langsam bewußter»

        Insofern sind auch die USA geostrategisch kein Gewinner, sogar in zweifacher Hinsicht nicht.

        Erstens haben sie über mehr als ein Jahrzehnt versucht, die Ukraine als zusätzliches Gewicht gegen Russland in das westliche Bündnis zu integrieren, auch mit dem Ziel, die russische Schwarzmeerflotte ihrer Basis auf der Krim zu berauben. Es sieht nicht nur so aus, als ob das schiefgegangen ist. Die Kräfte in der Ukraine, die auf die USA gebaut hatten, werden sich mit einem verlorenen Krieg und einem nicht unerheblichen Verlust an Territorium abfinden müssen.

        Zweitens hat der Westen diesen Krieg nicht durch ein Einlenken verhindert, damit Russland durch einen Ueberfall auf die Ukraine seinen Einfluss auf andere Länder verliert. In den ersten Kriegswochen sah es auch danach aus. Die Erweiterung der BRICS-Gruppe und die jetzige UN-Generalversammlung zeigen aber, dass das nicht aufgegangen ist. Russland hat zwar innerhalb BRICS an Gewicht verloren, aber eben das ermuntert andere wichtige Akteure, sich in der erweiterten BRICS-Gruppe zu engagieren. Die (erweiterte) BRICS-Gruppe hat von der Bevölkerungszahl her, vom Wirtschaftspotential her und auch von der militärischen Kapazität her ein höheres Gewicht als der Westen. Sie mag derzeit weniger stark koordiniert sein, aber je mehr sich der Westen unbeliebt macht, um so stärker wird sie sich konsolidieren.

        • Kurzfristig sehe ich die USA vorn. Die NATO rüstet, Konzerne investieren mehr in USA, Waffenverkäufe, die EU geschwächt. Die Schwächung der EU ist allerdings ein zweischneidiges Schwert.
          Langfristig sieht es von der Dominanz weltweit natürlich anders aus.
          Das Ziel mithilfe der Ukraine Russland weiter einzukreisen bzw zu neutralisieren, wenn es später zur Konfrontation mit China kommt hat sich bisher nicht erfüllt. Es sieht auch nicht so aus, als ob man das Blatt wenden könnte.

          • «Kurzfristig sehe ich die USA vorn. Die NATO rüstet, Konzerne investieren mehr in USA, Waffenverkäufe, die EU geschwächt.»

            Das ist aber nur ein innerwestlicher Effekt. Insgesamt hat der Westen Kriegskosten und die sind im Vergleich zu anderen Ländern, die keine haben, nachteilig. Die USA sind ja ohnehin schon überschuldet. Sollte ein grösserer Teil der Welt aus dem US-Dollar als Reservewährung aussteigen, wird es sehr schnell sehr eng.

            Zudem sind Rohstoffe und Energieträger teurer geworden und der Westen ist bei diesen Dingen Nettoimporteur.

            • ich nehme an, viele Länder würden die USA, den Dollar stützen. Zuviel Kapital ist angelegt/investiert das verloren gehen könnte.
              Je weiter man stützt, umso höher der Verlust, könnte man sagen. Aber so denken Investoren meist nicht. Kurzfristige Spekulationsgewinne locken zu sehr. Auch denkt man, man könne noch rechtzeitig aussteigen bevor es eng wird.
              Allerdings rechne ich damit, daß der Dollar seine Dominanz verliert. Für den Dollar besteht so lange keine Gefahr, wie Kapital in größerem Umfang nach USA fließt. Der Gegner entsteht allerdings langsam im Osten und es werden sich sicher mehr Länder beteiligen. Inform einer zusätzlichen Reservewährung oder Handel in Landeswährung. Das ist teilweise ja schon im Gange.

    • Die Inklusion in Schulen stelle ich mir total schwierig vor. Die einen sind ueberfordert, die anderen unterfordert.

      Ansonsten: «Schlaraffenland-Mentalitaet» (Frank Schaeffler, FDP-Wirtschaftspolitiker im «Handelsblatt»)

    • Man beißt besser nicht in die Hand, die einen füttert. Die Ukraine hatte wegen der Getreidefrage bei der Welthandelsorganisation WTO Beschwerde gegen Polen eingereicht. Dann noch der Ausfall Selenkskyjs gegen Polen vor dem UN-Sicherheitsrat, da war das Maß eben voll.

      Quelle: puls24

        • «Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine Erweiterung des UN-Sicherheitsrats um weitere ständige Mitglieder gefordert, darunter auch Deutschland. «Deutschland ist zu einem der wichtigsten globalen Garanten für Frieden und Sicherheit geworden», sagte Selenskyj im UN-Sicherheitsrat. «Dies ist eine Tatsache. Fakt ist auch, dass Deutschland einen Platz unter den ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates verdient, dass Lateinamerika dort dauerhaft vertreten sein muss und auch die pazifischen Staaten.»

          Nun ja, Honig um der Bart …., kostet ja nichts. Einfach unseriös und durchschaubar.

          • «Von einer polnisch-ukrainischen Freundschaft für Jahrhunderte hatte Selenskyj gesprochen, nachdem Duda ihn mit dem höchsten militärischen Orden Polens begrüßt hatte.»

            (Quelle: tagesschau.de, 06.04.23)

            Hmm.

              • War wohl alles nur ein Miszverstaendnis.

                «Polens Präsident Andrzej Duda hat die Irritationen um einen möglichen Stopp polnischer Waffenlieferungen an die Ukraine als Missverständnis bezeichnet. Die Äußerungen von Regierungschef Morawiecki seien auf «die denkbar schlechteste Weise interpretiert» worden.

                «Meiner Meinung nach wollte der Ministerpräsident sagen, dass wir die neuen Waffen, die wir derzeit im Zuge der Modernisierung der polnischen Armee kaufen, nicht an die Ukraine liefern werden.»»

                Vielleicht koennen die Polen S. ja besaenftigen, wenn die jetzt noch das Importverbot fuer ukrain. Getreide zuruecknehmen.

    • Ich würde mal vermuten, Wahlkampf in Polen, die aktuellen Beschuldigungen vorgetäuschter Soidarität von Selenskji an an einige Staaten, die vielen Beleidigungen, Forderungen, die mangelnde Glaubwürdigkeit der Ukraine.
      Es macht sich wohl auch der Eindruck eines Fasses ohne Boden breit.
      Bei manchen Staaten hat sich auch die Sichtweise der Bevölkerung etwas verändert.
      Wobei es aber nur 3 Länder sind, die bezüglich Weizenlieferungen ausscheren. Wir nehmen doch sicher die für diese Länder geplanten Mengen mit ab, oder? Mal sehen.
      Bei Waffen sieht es anders aus. Lieferungen aus dem funktionierenden Bestand schwächt und neue Waffenlieferungen brauchen Zeit.
      Die Ukraine hat anscheinend 100 alte Panzer aus Deutschland abgelehnt, die Qualität wäre zu schlecht. Neuere Modelle müßten aber erst noch produziert werden und das geht nicht in ein paar Monaten

      • «Wir nehmen doch sicher die für diese Länder geplanten Mengen mit ab, oder?»

        Unser Verbrauch wird ja nicht grösser. Wir sind in einer anderen Lage als diese drei Länder (und Bulgarien), weil wir wenig von den Agrarprodukten produzieren, die von der Ukraine exportiert werden.

        «Die Ukraine hat anscheinend 100 alte Panzer aus Deutschland abgelehnt, die Qualität wäre zu schlecht.»

        Wir nehmen nichts geschenkt, wenn wir es erst noch instandsetzen müssen…

    • «Die ukrainische Armee macht nach Einschätzung von US-Militärexperten weiter Fortschritte bei ihrer Offensive im Süden des Landes. Am Frontabschnitt bei Robotyne im Gebiet Saporischschja seien erstmals ukrainische Panzerfahrzeuge jenseits der letzten russischen Abwehrlinie gesichtet worden, schrieb das Institut für Kriegsstudien ISW in seinem Bericht.» (lt. tagesschau.de, 22.09.)

  10. Polen ist selbst ein Netto-Waffenimporteur und importiert unter anderem Panzer, Chassis für Schützenpanzer und Flugzeuge aus Südkorea. Quelle: SIPRI

    Bereits bis Juni 2022 hatte Polen der Ukraine Waffen im Wert von 1.7 Milliarden US$ geliefert. Quelle: notes-frompoland.com

    Damals wurde ein weitere Vertrag im Wert von 650 Millionen US$ unterzeichnet. Quelle: republicworld.com

    Im März 2023 hatte Morawiecki gesagt, Polen habe der EU 2 Milliarden Euro für Waffenlieferungen an die Ukraine in Rechnung gestellt. Quelle: rmf24.pl

    Um die Verträge, auf EU-Kosten Artilleriemunition an die Ukraine zu liefern, hatte es im Frühjahr 2023 Streit zwischen Frankreich und Polen gegeben. Quelle: Politico

    Am 6. September hatte Polen Verträge für eigene Waffenimporte im Wert von 24 Milliarden US$ abgeschlossen. Quelle: Daily Sabah

  11. China hat in der UN-Generaldebnatte zu einer Einstellung der Kampfhandlungen und zur Aufnahme von Friedensgesprächen aufgefordert. Das sei die einzige Möglichkeit, die Ukraine-Krise zu beenden.

    Jeder weiß das und jeder weiß, was das bedeutet. Verhandelt wird immer auf der Basis des gegenwärtigen Frontverlaufs.

    • Jeder weiss das. Aber der «Westen» glaubt immer noch mittels Waffen und viel Geld den Frontverlauf zugunsten der Ukraine veraendern zu koennen. Jetzt auch mit ATACMS-Raketen und demnaext Taurus.

      Ich denke mal bis zur US-Wahl werden die Kampfhandlungen fortgesetzt (falls die Ukraine den Winter uebersteht).

      • «falls die Ukraine den Winter uebersteht»

        Da habe ich keine Bedenken, auch wenn die ukrainische Luftverteidigung mir im Vergleich zu vor einem Jahr geschwächt erscheint. Die Ukraine hat inzwischen Erfahrung, wie man mit Angriffen auf die Energieinfrastruktur umgeht und sie wird vom Westen aus mit Gas versorgt werden. Wenn die westlichen Regierungen irgendwie Grips haben (das ist freilich etwas zweifelhaft), sind über den Sommer auch Reserven an Material geschaffen worden, um die ukrainische Energieinfrastruktur im Winter zu reparieren.

        Auch militärisch sind die ukrainischen Streitkräfte stark genug, um eine weiträumige russische Offensive im Winter zu verhindern. Denkbar ist, dass sie einen Teil der (kleinen) Geländegewinne des Sommers wieder verlieren, aber nicht einmal das muss der Fall sein.

        Die russische Strategie dürfte sein, dass die Ukraine im Süden etwa an der Surowikin-Linie geteilt wird, wobei Russland jedoch Vasylivka am Dnjepr wird behalten wollen, das eigentlich nördlich der Surowikin-Linie liegt.

        Im Nordosten würde die russische Seite gern den Oskil als Grenzlinie etablieren, dann den Siverskij Donez etwas bis Serebryanka und von dort über Siversk und Bachmut bis zum Ostrand von Toretsk, das ukrainisch bleiben würde. Damit würde die gesamte Bahnlinie von der russischen Grenze bis Horlivka unter russischer Kontrolle sein. Ich denke nicht, dass die russische Seite diese Linie erreichen kann, es sei denn, der Krieg dauert noch Jahre.

        Der größte bisherige russische Misserfolg ist die Lage bei Donezk. Die russische Seite wird wenigstens Avdiivka nehmen wollen. Ich denke eher nicht, dass das gelingen wird, würde aber eine möglicherweise erfolgreiche Winteroffensive gegen Avdiivka auch nicht völlig ausschließen.

        Ich denke, Avdiivka ist der eigentliche Punkt, dessentwegen Russland derzeit noch nicht verhandeln will. Wenn die ukrainische Regierung sich zu einer Verhandlungslösung gezwungen sieht, wird sie also zunächst Avdiivka gezielt militärisch aufgeben. Dann wird sie nachlassende westliche Unterstützung als Grund nennen, in Verhandlungen eintreten zu müssen. Die russische Seite, die den Krieg ebenfalls nicht gewinnen kann, wird daraufhin auf ein chinesisches Vermittlungsangebot eingehen.

        Am Wahrscheinlichsten ist, dass China als BRICS-Staat und die Türkei als NATO-Land (und Waffenlieferant an die UKraine) gemeinsam als Vermittler zunächst eines Waffenstillstands auftreten.

        Um zu einer stabileren Lösung zu kommen, müsste Russland als relativer aber nicht vollständiger Sieger der Ukraine irgendetwas anbieten. Russland hat nach der ukrainischen Gegenoffensive vom Herbst 2022 kaum noch Faustpfänder. Das Atomkraftwerk Enerhodar (bei Saporischschija) kann wegen seiner Lage südlich des Dnejpr nicht vollständig zurückgegeben werden. Denkbar ist aber eine entmilitarisierte Zone im Umkreis auf beiden Dnjepr-Seiten und die Rückgabe des Kraftwerks als entmilitarisierte ukrainische Exklave. Ein von Russland finanzierter Wiederaufbau des Staudamms bei Nova Kachovka wäre in beiderseitigem Interesse und könnte ebenfalls angeboten werden.

        • Sie haben da ja richtig konkrete Vorstellungen, wie es zu einer Verhandlungsloesung kommen koennte.

          Nur – das wird nichts. Solange die Ukraine weiterhin mit Waffen und viel, viel Geld und herzlichen Worten unterstuetzt wird, denken die gar nicht daran, verhandeln zu wollen. Und Russland hat erst recht kein Interesse.

          • Wer hätte gedacht, dass es nach einem Dreißigjährigen Krieg zu einer Verhandlungslösung kommen würde? Oder nach den Napoleonischen Kriegen (Wiener Kongress)? Oder der Französisch-Spanische Krieg mit dem Pyrenäenfrieden?

            Das wird beim Russisch-Ukrainischen Krieg nicht heute oder morgen geschehen und nicht dieses Jahr, aber irgendwann wird es irgendeine verhandelte Übereinkunft geben, welche die Kriegshandlungen beendet. Das wird sehr wahrscheinlich kein regelrechter Friedensvertrag sein.

            Nach dem Korea-Krieg (1950-1953) gab es ein Waffenstillstandsabkommen zwischen der UNO und Nordkorea, das am 27. Juli 2023 seinen 70. Geburtstag gefeiert hat. Zu einem Friedensvertrag hat es nie gereicht.

              • Es wird nicht so verheerend sein, wie der 30-jährige Krieg in Deutschland und auch nach dem gab es etwas zu verhandeln. Von dem Anfängen der Verhandlungen bis zum Westfälischen Frieden dauerte es 11 Jahre (seitdem ist die Schweiz ein unabhängiger Staat) und dann noch einmal 11 Jahre, bis sich auch Frankreich und Spanien einigten (Pyrenäenfrieden).

                Ich denke nicht, dass der Ukraine-Krieg so lange dauern kann. Die Ukraine kann nicht Jahr für Jahr derart langsame Offensiven führen. Irgendwann gehen ihr dabei auch die Soldaten aus.

            • Irgendwann wird es sicher eine Art Friedenslösung geben. Betrachtet man aber die Verwerfungen, angefangen beim Privatmann, über Konzerne und Staaten, bleibt der Schaden beträchtlich über Jahre.
              Ein Frieden wäre zunächst nur in den direkten Kampfhandlungen zu sehen. Was darüber hinaus entstanden ist und noch geschieht, läßt sich in Gänze noch gar nicht abschätzen.
              Ein Ende der Kampfhandlungen könnte das befördern, wenn bei maßgeblichen Leuten die Kosten/Nutzen Rechnung stärker ins Bewußtsein dringt.
              Am Ende wird man sagen, was hat man gewonnen?
              Noch sind wir weit davon entfernt, das Schlachtfeld dient immer noch als Testgelände für Waffensysteme und die Bereitschaft zum Frieden ist nicht vorhanden.
              Krieg, ebenso wie Frieden ist heutzutage auch viel komplexer als es einmal war.
              Bündnissen geht es um Macht, die Wirkung auf außenstehende Staaten, internationale Handelsbeziehungen, Grenzziehung auf den Meeren, Zugang zu Rohstoffen, die Presse, unzählige Waffensysteme die mal eingesetzt oder im Geheimen gehalten werden, viele Beteiligte mit unterschiedlichen Interessen wie NATO, UN, EU, die direkt und indirekt Beteiligten im Kampfgebiet, die indirekten Kriegsfolgen usw.
              Daß nur 2 Länder über Frieden verhandeln ist die Ausnahme. Sieht man schon daran, welche Länder Interessen verfolgen die mit der Ukraine kaum etwas zu tun haben oder 20.000km weit entfernt sind.
              Es wird zwar immer betont, die Ukraine entscheidet über Krieg und Frieden, aber das ist Augenwischerei.
              Die F16, die anderen Waffensysteme die angedeutet werden, könnten kommen und entsprechend wird Russland dann reagieren.
              Das wäre dann im nächsten Jahr und mit jedem Jahr werden sich Kriegsfolgen verfestigen. Der direkte Handel mit Russland wird auf Jahre ausgesetzt bleiben, die Lieferungen dadurch teuer werden. Über 3. Länder oder aus anderen Staaten ist kompliziert, kostenintensiv und die Umwelt belastend.

              • Ja, ich denke auch nicht, dass der Krieg noch viele Jahre geht. Allein schon wegen der vielen zusaetzlichen Belastungen und Verwerfungen – wie von Ihnen beschrieben – die er in den anderen Laendern mit sich bringt. Man weiss ja jetzt in Deutschland schon nicht mehr, wo man die vielen Fluechtlinge unterbringen soll. Und, was die Ukraine betrifft, werden es mit jedem Kriegstag mehr. Die meisten werden auch nicht in ihr verwuestetes Land zurueckkehren, wenn der Krieg zu Ende ist.

                Irgendwas muss passieren, allerdings nicht solange das Trio Infernale (B,S,P) noch ganz oben steht.

                (Ewigen Krieg gibt’s nur bei Orwell’s «1984».)

  12. Ich bin sicher, Russland agiert in der Ukraine mit angezogener Handbremse. Der Westen auch.
    Zermürben ja, aber mittlerweile hat sich wohl durchgesetzt, keine grenzenlose Eskalation zuzulassen.
    Putin als Verrückten darzustellen ist Propaganda. Wäre es so, hätte man die Ukraine schon überrannt. Immerhin hätte die bisher wenig eingesetzt Luftwaffe mit Flächenbombardements ganze Städte eindecken können, stattdessen ist man mit verlustreichem Häuserkampf vorgegangen.
    Die Eskalation läuft scheibchenweise, das könnte irgendwann Verhandlungen möglich machen.
    Immerhin muß der Westen bei totaler Eskalation mit weiteren, viell. 5 Millionen Flüchtlingen rechnen und die Leistungsfähigkeit z.B. Deutschlands liegt zur Zeit schon im Grenzbereich.
    Ob man schon verstärkt an das Kriegsende denkt? Zum Beispiel wie es mit dem Nachzug von Familienangehörigen aussieht bei den Ukrainern, die hier bleiben wollen. Verstärkter Konkurrenz, wenn russische Rohstofflieferungen nur an bestimmte Länder gehen. China könnte verstärkt in Russland investieren, da dort einiges an Rohstoffen vorhanden ist und man diese vor Ort verarbeiten könnte.
    Die Seidenstraße entwickelt sich nicht weiter, der Westen zeigt Desinteresse, China wird andere Wege suchen. Es gibt viele Länder die an einer stärkeren Zusammenarbeit interessiert wären. Und das Warensortiment Chinas ist weltweit leicht absetzbar. Teure Maschinen aus Deutschland weniger.
    Nicht wenige Länder sind in einer Situation, bei der man sich einen ausufernden Krieg eigentlich nicht leisten kann. Die USA haben 70? Milliarden direkt investiert. Das ist bei dem üblichen hohen Staatsdefizit keine gewaltige Summe. Aber in der Bevölkerung könnte sich Unmut ausbreiten über Gelder die ins Ausland fließen.
    Manche Länder haben durch Kriegsfolgen auch laufende Kosten, die noch Jahre bestehen werden, die man zu den direkten Kriegsbeteiligungen addieren muß. Aus gutem Grund spricht man nicht darüber.

    • Ich denke, wenn Biden naechstes Jahr die Wahlen verliert (gegen wen auch immer) bricht die ganze Ukraine-Solidaritaet wie ein Kartenhaus zusammen.

      «Die bislang geleistete Militärhilfe für die Ukraine kostete Deutschland 5,2 Milliarden Euro…Der Ukraine werden die Hilfsleistungen zur Unterstützung gegen den russischen Angriffskrieg nicht in Rechnung gestellt.» (tagesschau.de)

      • «Ich denke, wenn Biden naechstes Jahr die Wahlen verliert (gegen wen auch immer) bricht die ganze Ukraine-Solidaritaet wie ein Kartenhaus zusammen.»

        Auch da bin ich nicht sicher. Verliert Biden gegen Trump, so wird die Ukraine danach verhandeln müssen und geteilt werden. Momentan erscheint das nach Umfragen geringfügig wahrscheinlicher als ein Sieg Bidens. Da Trump bei Weitem der bessere Wahlkämpfer ist und Biden sichtlich altersschwach, wird es für die Demokraten schwierig.

        Fällt aber Trump aus irgendeinem Grund aus und setzt sich dann in den Vorwahlen Haley gegen DeSantis durch, dann würde Haley sehr wahrscheinlich gegen Biden gewinnen (sie ist mittekompatibler als Trump und DeSantis). Haley wäre auch die Kandidatin der Israel-Lobby in den USA. Haley ist nicht unkritisch gegenüber Trump, aber ihre Linie ist so, dass sie nach einem Ausfall Trumps dessen Anhänger auf ihre Seite ziehen könnte.

        Haley ist eine sehr viel stärkere Ukraine-Unterstützerin als Trump und DeSantis. Quelle: The Age

        Wenn das US-Establishment zu dem Schluss gelangt, dass Biden wahrscheinlich gegen Trump verlieren wird, wird es versuchen, sein ganzes Gewicht (verdeckt) hinter Haley zu werfen. Es gibt keinen anderen plausiblen Kandidaten der Demokraten, den das Establishment Haley vorziehen würde. Der einzige bisherige Gegenkandidat zu Biden (64%) in den demokratischen Vorwahlen ist Robert F. Kennedy (etwa 14%). Das Establishment dürfte sogar Trump gegenüber dem sehr friedensorientierten Kennedy vorziehen, der zudem wichtige Großbanken und Unternehmen gegen sich aufgebracht hat.

        Kennedy ist chancenlos, Haley hat eine Außenseiterchance. Eine Präsidentin Haley würde alles in ihrer Macht stehende tun, um die Ukraine zu unterstützen. Das wäre zwar immer noch weniger als jetzt, weil die Meinung der Öffentlichkeit in den USA zur Zeit unumkehrbar umschwenkt. Es könnte aber ausreichen, um der Ukraine eine Weiterführung des Kriegs zu ermöglichen, um nicht verhandeln zu müssen.

        • Hmm, da kann ich Ihnen schlecht widersprechen. Sie hatten den Namen in letzter Zeit ja schon einige Male erwaehnt. Ich kannte die vorher nichmal vom Namen. (War ja vor kurzem noch auch ziemlich chancenlos.)

          Ist eine begeisterte Verfechterin der freien Maerkte und haelt den Kapitalismus fuer «das beste und fairste Wirtschaftssystem, dass die Welt je gesehen hat».

          Sie hat China als «unsere grösste nationale Sicherheitsbedrohung» bezeichnet.

          Und richtig: «In scharfem Gegensatz zu den Trumpschen populistischen Kandidaten hat Haley deutlich gemacht, dass die USA unmittelbares Interesse an einem Sieg der Ukraine über Russland haben.» (aus: fuw.ch)

          Wird Trump aus dem Verkehr gezogen, hat die wohl die besten Chancen.

          Auf der anderen Seite: «Kennedy ist chancenlos» Yo. Allein schon deswegen, weil er unter «Demokraten» als einer gilt, der VT verbreitet. Da hilft auch sein Name (sicher schon der Hauptgrund fuer die ca. 14 %) nichts.

            • Ja, die Story von der «magischen Kugel» wird den Neffen nicht unbeeindruckt gelassen haben.

              Vielleicht ist sein schlechter Ruf ja auch nur in unseren MSM verbreitet und auch eine Mehrheit der demokrat. Waehler fa/i/nden Sleepy Joe’s Corona-Masznahmen und Ukraine-Politik nicht so toll.

              Uebrigens glaube ich nicht, dass die demokrat. Waehler, die mit Biden ein Problem haben, auf Haley umschwenken. Obgleich die wenigsten von denen, irgendwelche linken Ideen im Kopf haben, werden die doch keine Marktradikale waehlen, die schon in der geringsten Form der Aufweichung des kapit. Systems einen Weg zum Sozialismus sieht.

    • Die von mir genannten 70? Milliarden stimmen nicht, es sind ca 43 Milliarden. Für nächstes Jahr ca. 20-25 Milliarden. Aus USA und nach offiziellen Zahlen.
      Die tatsächlichen Kosten für Deutschland sind schwer zu bekommen, da ja vieles mit reinspielt. Energie, Rohstoffe, Flüchtlinge, Handelshemmnisse usw.
      Eine seriöse Rechnung wird keiner aufmachen, das würde die Kriegsmüdigkeit fördern.

  13. Die Wettervorhersage für die Süd- und Ostukraine ist stabil, Sonne, Wolken, warm, kein Regen. Die ukrainische Seite hat noch mindestens eine Woche, in der die Witterungsbedingungen für eine Fortsetzung der langsamen Sommeroffensive günstig sind.

  14. Putin ist übrigens weiter als Selenskyj in der Vorbereitung der Öffentlichkeit auf die unvermeidliche Verhandlungslösung. Nach der Liquidierung von Prigoschin und dem Vorgehen gegen Girkin, ist die extrem nationalistische Fraktion sehr viel ruhiger. Dadurch, dass Russland den ganzen Sommer lang keine große Offensive versucht hat, umgekehrt aber die Surowikin-Linie erfolgreich verteidigt und damit im Bewusstsein der Bevölkerung verankert hat, kann Putin sich ein Einfrieren des Konflikts an dieser Linie leisten, ohne das Gesicht zu verlieren.

    Selbst die immer noch frontnahe Lage von Donezk lässt sich prinzipiell verschmerzen. Die ukrainische Seite wird Cherson wieder besiedeln wollen. Wenn sie jedoch Donezk beschießt, würde umgekehrt Russland auch wieder Cherson beschießen. Es gibt da ein Gleichgewicht des Schreckens.

    Russland hält derzeit etwas mehr Territorium der Region Charkiw als die Ukraine noch Territorium der Region Luhansk hält. Es wäre denkbar, das im Rahmen einer Verhandlungslösung abzutauschen.

    Kurz und gut, Putin kann sich eine Verhandlungslösung etwa entlang der gegenwärtigen Frontlinie leisten, wenn er zu dem Schluss kommt, dass das für Russland besser ist als die Fortführung des Krieges. Die ukrainische Seite müsste wohl Selenskyj und den bereits teilweise aus der Öffentlichkeit zurückgezogenen Saluschnyj als Sündenböcke davonjagen.

    • «Die ukrainische Seite müsste wohl Selenskyj…davonjagen.»

      Eben. Und da sehe ich keine Veranlassung, nachdem er gerade wieder ’ne Menge Geschenke nach Hause gebracht hat.

      Von Opposition, die was taugt – oder wenigstens relevanten kritischen Stimmen innerhalb der Ukraine hoere ich naemlich ueberhaupt nichts.

      • «Und da sehe ich keine Veranlassung, nachdem er gerade wieder ’ne Menge Geschenke nach Hause gebracht hat.»

        In der Politik kommt fast alles vor – außer Dankbarkeit.

        Wenn es nötig ist, dass die Ukraine eine Verhandlungslösung anstrebt und wenn es dazu nötig ist, der Präsidenten auszuwechseln, dann wird das getan.

        Der Mann ist Schauspieler. Er kann mit großer Geste zurücktreten: «Aus den und den Gründen müssen wir jetzt doch mit Russland verhandeln. Ich sehe das ein, aber ich kann das nicht mit meiner Haltung vereinbaren.»

        Und dann Villa in Ägypten oder Italien.

            • Ja, solchen Typen will man aus bestimmter Richtung gern was reindrehen. Gilt ja auch fuer die andere Seite, wenn man da an Putin denkt, was dem da alles angedichtet wurde.

              Die Villa in Italien ist bekannt. Aus dem Artikel geht hervor, dass der die noch in seiner Zeit als Schauspieler gekauft hat und vermieten laesst – und sich sonst im Prinzip nicht darum kuemmert (wie das eben so ist bei den Reichen). Dass da vor kurzem auch mal reiche Russen wohnten, auch das ist Zufall. (lt. der «Presse»)

              Nun, ich denke trotzdem, dass der nicht abhaut. (Vielleicht will er dort im Ernstfall seine Familie in Sicherheit bringen.)

              Diese Gelegenheit hatte er schon zu Beginn des Krieges:

              «Als die USA ihm und seiner Familie im Februar (2022 – neraz) anboten, sie in Sicherheit zu bringen und bei der Flucht aus dem Land zu helfen, lehnte Selenskyj das Angebot dankend ab. „Der Kampf ist hier. Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit“, soll Selenskyj gesagt haben.» (Quelle: euronews.com)

              Ich denke er hat die Heldenrolle, die ihm vom «Westen» zugedacht war, dankbar angenommen. (D.h. nicht, dass ich das in irgendeiner Weise gut finde.)

              • ««Als die USA ihm und seiner Familie im Februar (2022 – neraz) anboten, sie in Sicherheit zu bringen und bei der Flucht aus dem Land zu helfen, lehnte Selenskyj das Angebot dankend ab. „Der Kampf ist hier. Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit“, soll Selenskyj gesagt haben.» (Quelle: euronews.com)»

                Bei dieser netten Geschichte bin ich aber auch nicht so sicher, ob sie nicht einfach nur eine Inszenierung ist. Meiner Meinung nach spricht mehr dafür als dagegen. Ein solches Angebot aus den USA hat es vermutlich nie gegeben.

  15. Erst jetzt habe ich erfahren, dass Selenskyj am 7. September 2023 den Chef des ukrainischen Militärgeheimdiensts, Kyrylo Budanow, zum Generalleutnant befördert hat. Das ist der zweithöchste Rang in den ukrainischen Streitkräften. Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, hatte zu Beginn des russischen Angriffskriegs auch diesen Rang. Er wurde erst am 5. März 2022 in den höchsten Rang (General) befördert.

    Budanow ist ein möglicher Nachfolger für Saluschnyj. Er hat Fronterfahrung von 2014 und Erfahrung in Spezialoperationen. Die russische Seite hat 2019 einen misslungenen Attentatsversuch gegen Budanow unternommen.

    Budanow koordiniert Verhandlungen, sowohl zum Gefangenaustausch mit Russland als auch mit Lukaschenko. In einem Interview von «The Economist» mit Budanow Anfang September ging es auch um Verhandlungen mit Russland:

    «Kyrylo Budanov erklärte auf die Frage nach Friedensverhandlungen mit Russland, dass er darauf keine direkte Antwort geben wolle.
    «Ich verzichte auf eine direkte Antwort auf die Fragen, die Sie gestellt haben. Das Einzige, was ich dazu sagen kann, ist, dass es sinnlos ist, mit Mördern zu reden, denn sie wollen einen nur umbringen», sagte er.» Quelle: tsn.ua

    Das ist eine Antwort, die der Situation angemessen rauh klingt, aber zukünftige Verhandlungen nicht ausschließt.

    • In den Berichten des ISW (Propagandateil) hat Kyrylo Budanow die (ehemalige) stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Malyar als Sprachrohr der ukrainischen Regierungsposition abgelöst.

      Malyar ist am 18. September ohne Angabe von Gründen von ihrer Aufgabe entbunden worden. Die Entlassung steht im Zusammenhang mit der Entlassung des vorherigen Verteidigungsministers Oleksyj Reznikov am 3. September 2023 und der Ernennung von Rustem Umerov zum Verteidigungsminister. Dieser hat alle Stellvertreter entlassen.

      Insgesamt ergibt sich hier das Bild einer Reorganisation der ukarinischen Verteidigungsanstrengungen, die als Eingeständnis des Scheiterns der in den ersten acht Monaten des Jahres 2023 verfolgten Strategie interpretiert werden kann.

      • Ich sehe, dass Budanow erfolgreich Verhandlungen mit Gegnern über diffizile Fragen führen kann. Gerade aus seiner persönlichen Geschichte heraus, auf die man auch diesen Satz beziehen kann, könnte Budanow glaubhaft Waffenstillstandsverhandlungen für die Ukraine führen. Dieser Mann hat Autorität in den bewaffneten Kräften und als Frontkämpfer von 2014 auch unter den nationalistischen Kräften. So paradox das klingt, nur ein Falke kann solche Verhandlungen führen, keine Taube.

        Budanow ist sicherlich intelligent genug, zu wissen, dass die Ukraine irgendwann wird verhandeln müssen und dass dieser Zeitpunkt in einer nicht zu fernen Zukunft liegt.

        Den Satz Budanows gegenüber «The Economist» kann man auch als an die russische Seite gerichtet sehen, die selbst weiss, dass sie irgendwann wird verhandeln müssen. Es gab das Gerücht, dass es im Mai 2023 einen gegen Budanow gerichteten russischen Angriff gegeben hat (erst sollte er tot gewesen sein, dann zumindest schwer verwundet in Deutschland behandelt worden sein). Umgekehrt hatte Budanow Anschläge des ukrainischen Geheimdienstes gegen Propagandisten in Russland zugegeben und Anschläge auf Putin gerechtfertigt.

        In diesem Zusammenhang kann man Budanows Satz als Angebot einer Deeskalation interpretieren. Bevor es zu Verhandlungen kommen kann, muss man erst einmal die Praxis solcher gegenseitigen Anschläge beenden. Derzeit gibt es von beiden Seiten immer wieder Versuche, mit geheimdienstlichen Mitteln Treffen oder Flüge hoher Militärs oder Politiker auszuspionieren und dann Luftangriffe oder Sabotageakte durchzuführen.

  16. Institute for the Study of War

    Cherson:

    Keine Frontverschiebung

    Saporischschija:

    «Geolokalisierte Bilder, die am 23. September veröffentlicht wurden, zeigen, dass die ukrainischen Streitkräfte nördlich von Novoprokopivka (14 km südlich von Orikhiv) vorgerückt sind»

    Donezk:

    Keine Frontverschiebung.

    Luhansk:

    Keine Frontverschiebung

  17. Der Propagandateil des ISW-Tagesberichts enthält eine interessante Passage zum umstrittenen Durchbruch durch die Surowikin-Linie bei Verbove. Darin heisst es:

    «Die ukrainischen Streitkräfte haben nicht alle vorbereiteten russischen Verteidigungsstellungen bei Verbove überwunden. Das Tempo des Vormarsches der ukrainischen Streitkräfte in der Nähe ihres Durchbruchs bleibt unklar. Die russischen Streitkräfte kontrollieren wahrscheinlich immer noch Teile der langen Grabenlinie der russischen Kampfstellungen zwischen Robotyne (10 km südlich von Orikhiv) und Verbove, insbesondere in der Nähe der taktischen Hochebene im Süden. Die russischen Streitkräfte haben Berichten zufolge in fast jeder Baumreihe, die die ukrainische Infanterie langsam und systematisch durchkämpft, vorbereitete Kampfstellungen errichtet. Die russischen Streitkräfte verfügen über mehr Feldbefestigungen jenseits von Verbove; so gibt es beispielsweise nördlich von Ocheretuvate (26 km südöstlich von Orikhiv) mehr Schützengräben und Kampfstellungen. Es ist jedoch unklar, inwieweit diese Stellungen bemannt sind. Der ISW geht weiterhin davon aus, dass das russische Militär in diesem Frontabschnitt nicht über genügend Kräfte verfügt, um seine Verteidigungsanlagen in der Tiefe vollständig zu bemannen, und dass ukrainische Kräfte in der Lage sein dürften, russische Feldbefestigungen schneller zu durchbrechen, wenn diese nicht ordnungsgemäß bemannt sind.»

    Als Hintergrundzitat gibt das ISW den eigenen Tagesbericht vom 26. August an, der tatsächlich ein Vordringen durch diese Verteidigungslinie behauptet hat. Allerdings war das ISW schon damals vorsichtig: «Diese Berichte sollten jedoch nicht dahingehend fehlinterpretiert werden, dass ukrainische Streitkräfte auf operativer Ebene in rückwärtige Gebiete [der russischen Verteidigungslinie] eingedrungen sind.»

    Der «Durchbruch» liegt damit fast einen Monat zurück, ohne dass es in der Folge zu einer entscheidenden Veränderung der Situation in diesem Frontabschnitt gekommen wäre. Ich denke, die Einschätzung muss aufrechterhalten werden, dass ukrainische Streitkräfte immer noch nicht auf operativer Ebene in rückwärtige Gebiete der russischen Verteidigungslinie eingedrungen sind.

    • Und hier ist, was faz.net über diese Passage im ISW-Bericht schreibt:

      «Die Ukraine macht weitere Fortschritte an der Südfront: Im Gebiet Saporischschja konnten die ukrainischen Truppen den am besten befestigten russischen Verteidigungsgürtel der Region durchbrechen, wie das US-amerikanische Institut für Kriegsstudien ISW am Samstagabend (US-Ortszeit) schrieb.»

      Jeder blamiert sich, so gut er eben kann. In dem Fall hat kein Journalist seinen Namen für den Artikel hergegeben. Als Quelle wird dpa angegeben. Entweder hapert es bei dpa mit dem verstehenden Lesen und bei faz.net mit dem Prüfen der Kompetenz von dpa durch Nachlesen in der Originalquelle oder faz.net hat Leute angestellt, die nicht verstehend Englisch lesen können.

      • Bitte nicht aufregen! So aehnlich steht’s auch beim ZDF-ticker, Spiegel und der WirtschaftsWoche usw. Wobei bei letzterer ganz unten der Hinweis steht:

        «Die WirtschaftsWoche hat diese Meldung redaktionell nicht bearbeitet. Sie wurde automatisch von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) übernommen.»

        • Das ist noch besser. «Wir übernehmen keine Verantwortung für den Sch**ss, den dpa geliefert hat, aber wir geben das hier einfach mal wieder.»

          Immerhin ist damit aber geklärt, wo man nicht verstehend Englisch lesen kann und was dpa-Meldungen daher wert sind.

    • Das hatte ich noch nicht gesehen. Er beschreibt den Vorfall mit zwei gefallenen ukrainischen Infanteristen bei Novoprokopivka, der bei ISW auch erwähnt wird.

      Wesentlicher ist schon:

      «Die russische Artillerie beschoss die ukrainischen Streitkräfte nördlich von Andrijewka in der Nähe der Eisenbahnlinie und deckte dadurch den Rückzug des Feindes hinter die Eisenbahnlinie auf.»

      Die russische Seite kontrolliert wohl noch die Strasse T-05-13 östlich der Bahnlinie, nicht aber die Bahnlinie. Nun war diese wohl ohnehin schon kaum noch für Nachschub verwendbar, aber das ist taktisch signifikant.

      Andererseits räumt der heutige ISW-Bericht ein, dass die ukrainischen Operationen bei Bachmut nicht auf die Einnahme der Stadt gerichtet sind, sondern darauf, dort russische Truppen zu binden, damit diese nicht an anderen Frontabschnitten einegsetzt werden können, sowie darauf, den Aufbau einer russischen strategischen Reserve zu behindern.

      • «Die russische Seite kontrolliert wohl noch die Strasse T-05-13 östlich der Bahnlinie…»

        Das hatte ich auch uebersezt. Dachte noch, na so ein Schlitzohr, der Jerome: Die Russen greifen an, und er sieht darin einen Rueckzug.

        Ansonsten masz ich dem keine weitere Bedeutung bei. (Wenn da nichts Spektakulaeres steht, kann ich es zwar mit DeepL uebersetzen, aber nicht wirklich interpretieren.) Da ist es schon gut, wenn einer wie Sie das auswertet.

        Dank auch fuer die Erklaerung zu Budanow.

        • «Dachte noch, na so ein Schlitzohr, der Jerome: Die Russen greifen an, und er sieht darin einen Rueckzug.»

          Das hat er schon mehrfach gemacht, es ist aber aus Militärbeobachtersicht auch völlig in Ordnung. Jerome hat eine Karte, auf der ist die Frontlinie nach seinem besten Wissen gezeichnet, also nach der Informationsbasis, die er hat. Nun taucht ein Bild oder Video auf, in dem die russische Seite auf Territorium schiesst, das auf Jeromes Karte noch russisch kontrolliert ist. Daraus schliesst er, dass dort ukrainische Truppen stehen, zeichnet die Frontlinie neu und macht im Bericht eine Bemerkung dazu. Das ist professionell und korrekt so.

          Bei der «Tagesschau»-Meldung ist es anders. Wenn die russische Seite zwei Stück gepanzerter ukrainischer Technik südlich der «Drachenzahnlinie» im Bereich der Surowikin-Linie vernichten, kann man es schon als interessante Meldung betrachten, dass die überhaupt bis dorthin gelangt sind. Das als ukrainischen Erfolg zu melden, ohne dazu zu sagen, dass die Fahrzeuge dort von den Russen vernichtet wurden, ist allerdings eine so starke Verzerrung der Tatsachen, dass man der «Tagesschau» hier Fake-News vorwerfen darf.

  18. In der Ukraine scheint es besser zu funktionieren als hier.
    https://www.tagesspiegel.de/politik/digitale-funkgerate-nicht-einbaubar-pistorius-soll-milliarden-desaster-bei-rustungsprojekt-drohen-10520866.html

    Wie war das nochmal: Man hat die Bundeswehr kaputtgespart.

    Nun, im Verhältnis zu anderen vergleichbaren Ländern sind die ca. 50 Milliarden nicht wenig. Nun 100 Milliarden zusätzlich die ja nicht reichen sollen, mit Aussicht auf mehr.
    Bei den ersten Beschaffungen nun die im oben genannte Situation.
    Die Funkgeräte werden also Jahre im Lager zubringen, in der Hoffnung, daß sie bis zum Einbau nicht veraltet sind.
    Man könnte sich schon fragen, ob man diesen Laden nicht schließen sollte. Wofür werden pro Jahr 50 Milliarden verbraten, wenn doch so wenig fährt, schießt, trifft, läuft.
    Nicht mal für neue Unterwäsche der Soldaten reicht es.
    Ist es die berühmte deutsche Gründlichkeit und Bürokratie? Unfähigkeit die dort kondensiert? Systeme die keiner durchschaut? Oder einfach Verantwortungslosigkeit…komm, bestell, was geht uns der Einbau an.

    Unglaublich, was wir für Steuergeldvernichtungsmaschinen aufgebaut haben. Mehr Kapitaleinsatz hilft da nicht.
    Empfehle der BW, Dosentelephon oder Babyphon.
    Ansonsten, Zuruf mit lauter Stimme.

    • Das Beste waere gewesen, wenn Deutschland gleich nach dem Niedergang des Ostblocks und der Wiedervereinigung aus der NATO ausgetreten waere. Als neutraler Staat wuerden wir nicht wie jetzt (und im Prinzip seit Jahrzehnten immer wieder) so in der Sch**ss* stecken. Und wir haetten mehr Geld fuer wirklich wichtige Dinge.

      Das unser Zeug nicht funktionieren koennte, ist wohl auch der Hauptgrund warum «die Dame von Welt» Frau Baerbock (im Gegensatz zu ihren Parteikollegen und ihrer Waehlerschaft) noch Zurueckhaltung uebt bzg. der Taurus-Marschflugkörper.

      https://exxpress.at/mehrheit-will-ukraine-keine-marschflugkoerper-liefern-gruenen-waehler-wollen-das/

      https://www.berliner-zeitung.de/news/aussenministerin-annalena-baerbock-bei-cnn-einige-deutsche-waffen-funktionieren-nicht-wirklich-li.435405

      • Ja, leider wurden viele Chancen nicht genutzt. Die Art der Abwicklung der DDR hat sicher zum Erfolg der AFD beigetragen.
        Die Verantwortung übernimmt keiner, das sind wir gewohnt.
        Bei Waffen gibt es auch einen Grundsatz: Nie ohne Not zeigen was man hat. Also nur das Notwendige einsetzen, die neuesten Entwicklungen zurückhalten. Die Gefahr, daß der Gegner umfassende Informationen bekommt ist groß. Zum Beispiel über die Wirkung, die Einsatzmöglichkeiten und bei Erbeutung eines Systems die genaue Analyse der Bauart, der technischen Details.
        Daher wissen wir ja auch nicht, was in den Arsenalen tatsächlich schlummert. Teilweise weiß das auch der Gegner nicht und das ist selbstverständlich beabsichtigt.
        Für eine Demokratie ist das ein Balanceakt, da Strukturen innerhalb des Staates entstehen die nur durch wenige kontrolliert werden können.

    • «Man hat die Bundeswehr kaputtgespart.»

      Aber jetzt kommt Hilfe von unerwarteter Seite. Damit Deutschland seine Fuehrungsrolle in Europa wahrnehmen kann, mottet die Schweiz die alten Leos aus, damit wir sie zurueckkaufen koennen. Zum Glueck lassen die, wenn’s darauf ankommt, schon mal ihre Neutralitaet links liegen.

  19. Nach der bisherigen Berichterstattung des ISW hatte ich eigentlich vermutet, der Ort Verbove sei in ukrainischer Hand. Im neuesten ISW-Bericht findet sich nun (gleich doppelt) eine Detailkarte, die allerdings auch nur auf Mutmaßungen beruht. Jedenfalls ist auf dieser Karte die Ortschaft als unter russischer Kontrolle eingezeichnet, dasselbe gilt für die befestigten Straßen.

    Im unteren Teil des ISW-Berichts wird geolokalisiertes Bildmaterial zitiert, nachdem die ukrainischen Kräfte den westlichen Rand der Ortschaft erreicht haben. Es handelt sich wiederum um ein Video, das die Vernichtung eines ukrainischen gepanzerten Fahrzeugs zeigt, nach meiner Silhouetten-Erkennung ist es ein Schützenpanzerwagen sowjetischer Bauart. Die Technik hat sich schnell quer bewegt und keine Angriffshandlungen durchgeführt.

  20. «Nach heftigen Protesten hat sich Kanadas Parlamentspräsident Anthony Rota für die Ehrung eines ukrainischen SS-Veteranen während des Besuchs von Präsident Wolodymyr Selenskyj in Ottawa entschuldigt. „Ich möchte ganz besonders mein tiefstes Bedauern gegenüber den jüdischen Gemeinschaften in Kanada und rund um die Welt ausdrücken“, sagte Rota laut kanadischen Medienberichten vom Wochenende. Er übernehme die volle Verantwortung für sein Handeln.

    Als Staatsoberhaupt der Ukraine hatte Selenskyj am Freitag Kanada besucht und vor dem Parlament in Ottawa gesprochen. Wenig später äußerte sich die Organisation Friends of Simon Wiesenthal Center (FSWC) empört, dass Rota dabei den 98-jährigen ukrainischen Immigranten Jaroslaw Hunka als einen „ukrainisch-kanadischen Kriegsveteranen“ gewürdigt habe, der für die Unabhängigkeit der Ukraine gegen Russland kämpfte. Rota habe verschwiegen, dass Hunka während des Zweiten Weltkrieges in einer Einheit der Waffen-SS diente.

    Hunka war in der Kammer anwesend und erhielt laut Mitteilung tosenden Applaus. Laut Radio Canada lebt er in Rotas Wahlkreis. Nach Angaben des FSCW diente Hunka in der 14. Waffen-Grenadier-Division der SS, auch bekannt als Waffen-SS-Division Galizien.» Quelle: faz.net

  21. faz.net

    «Das ukrainische Militär will seine eigene Meldung über den angeblichen Tod des Chefs der russischen Schwarzmeerflotte nach dem Auftauchen neuer Bilder überprüfen. Das teilte die Einheit für Spezialoperationen des ukrainischen Verteidigungsministeriums am Dienstag auf Facebook mit. Am Montag hatte das ukrainische Militär verkündet, beim Angriff auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol am Freitag auch Flottenchef Viktor Sokolow getötet zu haben. Doch am Dienstag präsentierte Moskau Bilder, die Sokolow bei einer von Verteidigungsminister Sergej Schoigu geleiteten Sitzung zeigen sollen.»

  22. ISW:

    Cherson:

    Keien Frontverschiebungen:

    Saporischschija:

    «Die am 26. September veröffentlichten geografischen Aufnahmen zeigen eine russische Drohne, die ukrainische Infanteristen in einem Graben westlich von Verbove angreift. Der russische Einsatz von Drohnen zur Bekämpfung dieser ukrainischen Streitkräfte deutet darauf hin, dass russische Streitkräfte wahrscheinlich nicht mehr an der etwa einen Kilometer langen Grabenlinie westlich von Verbove präsent sind.»

    Das ist der erste Beleg, dass die ukrainischen Streitkräfte tatsächlich bei Verbove das Grabensystem der Surowikin-Linie erreicht und sich in einem Teil davon zwischen Unterständen bewegen. Auch das sind allerdings russische Aufnahmen, die einen erfolgreichen Angriff auf ukrainische Kräfte zeigen.

    Donezk:

    «Aus den am 26. September veröffentlichten geografischen Aufnahmen geht hervor, dass die ukrainischen Streitkräfte östlich von Orikhovo-Vasylivka (10 km nordwestlich von Bakhmut) geringfügig vorgerückt sind.»

    Luhansk:

    Keine Frontverschiebungen

  23. faz.net

    «Die ukrainischen Truppen wehren derzeit laut einem Militärsprecher Angriffe der russischen Streitkräfte an der Ostfront ab. „Wir wehren weiterhin heftige feindliche Angriffe in der Nähe von Klischtschiwka und Andrijwka ab», sagte Ilja Yewlasch im staatlichen Fernsehen der Ukraine.» Die beiden Orte liegen wenig südlich von Bachmut.

    Laut ISW, das sich ebenfalls auf Ilja Yewlasch bezieht, der Sprecher der Ostgruppe der ukrainischen Streitkräfte ist, hat Russland in diesem Frontabschnitt 50’000 Soldaten zusammengezogen, darunter vermutlich auch Reserven.

  24. «3.25 Uhr: Russland soll in diesem Jahr im Ukraine-Krieg die größten Geländegewinne gemacht haben – wenn auch in geringem Ausmaß. Nach einem Bericht der «New York Times» hätten russische Truppen im Jahresverlauf etwa 800 Quadratkilometer gewonnen, während die Ukraine etwa die Hälfte zurückerobern konnte. Die Basis für die Analyse bildeten Daten des amerikanischen «Instituts for the Study of War» (ISW), das öffentlich zugängliche Informationen auswertet. Im vergangenen August habe es demnach so wenig Geländegewinne wie nie zuvor auf beiden Seiten gegeben. Der Frontverlauf verändere sich nur marginal, heißt es in dem Bericht. Sowohl Kiew als auch Moskau seien mit ihren Offensiven bislang gescheitert.»

    (t-online.de)

    • Das bestätigt qualitativ die Analyse in diesem Beitrag. Das russische Ūbergewicht im Gesamtverlauf 2023 kommt von den einseitigen russischen Geländegewinnen von Januar bis zum Beginn der ukrainischen Gegenoffensive.

      Im Vergleich zu den besetzten 108’000 Quadratkilometern sind die Frontverschiebungen 2023 bislang vernachlässigbar.

      Interessant ist hier vor allem, dass die «New York Times» (NYT) zu diesem Zeitpunkt diese Rechnung aufmacht. Die NYT ist ein Sprachrohr der Demokraten, sozusagen die führende «linksliberale» Zeitung der USA. Wenn sie (wie ich) ab Beginn der Gegenoffensive gerechnet hätte, wäre wenigsten ein Nettogewinn für die Ukraine herausgekommen, wenn auch nur ein geringer.

      Der propagandistische Unterschied ziwschen kleinem Gewinn oder kleinem Verlust ist erheblich. Die NYT ist stark aktivistisch, sie veröffentlicht viele politische Propagandaartikel. Daher deutet dieser in gewissem Maße auf ein Umschwenken hin.

  25. southfront.press, das auf der russischen Seite zu verorten ist, macht eine interessante Bemerkung zu den Artillerieduellen:

    «Entlang der Frontlinien gehen die Artillerieduelle weiter. Die ukrainische Artillerie ist bei der Geschwindigkeit der Zielerfassung und der Eröffnung des präzisen Feuers klar im Vorteil. Die russischen Kanoniere gleichen dies durch eine große Anzahl von Artilleriesystemen und den Beschuss mit schwererer Munition aus.»

    Insgesamt erwartet dieses Medium ein Wiederaufflammen der Kämpfe in den kommenden Tagen.

  26. Die Bemerkungen von Friedrich Merz (CDU) zum Zahnersatz bei Flüchtlingen schlagen hohe Wellen. «Faktenchecker» behaupten, Flüchtlinge seien da gar nicht anspruchsberechtigt. Gleichwohl wird das Thema schon einige Zeit in der Bevölkerung diskutiert, zum Beispiel in der Lausitz.

    Merz hatte sich nur nicht vollständig informiert, worüber die Bevölkerung verärgert ist, sonst hätte er den Mund gehalten. Das eigentliche Problem anzusprechen, liegt sicher nicht auf der Parteilinie der CDU. Es besteht nämlich im vollen Zugang von ausschließlich ukrainischen Flüchtlingen zur Gesundheitsversorgung.

    Dazu die Kassenärtzliche Bundesvereinigung:

    «Seit dem 1. Juni 2022 haben hilfebedürftige, aus der Ukraine geflüchtete Menschen einen Anspruch auf Leistungen nach dem SGB II bzw. SGB XII.»

    «Die nach dem SGB XII-Leistungsberechtigten sind nicht pflichtversichert. Sie werden gesetzlich Versicherten aber gleichgestellt (s. § 264 SGB V sowie §§ 47-51 SGB XII) und haben ebenfalls einen Anspruch auf die unbeschränkte Versorgung.»

    • Glauben Sie das war unabsichtlich?
      Kann zwar sein, aber die Stoßrichtung ist eindeutig und immer die gleiche.
      Ukrainer zu erwähnen passt nicht in die eingeschlagene Richtung. Asylanten aus anderen Staaten schon.
      Wenn man Zahnärzten glauben kann ist die Aussage von Merz unwahr.
      Asylanten unterliegen der Regelung 1,5 Jahre lang wie Obdachlose oder Basisversicherte bei den privaten Kassen. Behandlung nur bei akuten Schmerzen oder Lebensgefahr.
      Aus seiner Aussage bleibt das Substanzielle schon hängen und wird sicher von nicht wenigen Leuten wiederholt. Als Bestätigung reicht dann 1 vermeintlicher Asylant in der Praxis, wenn man persönlich anwesend war.

      • «Wenn man Zahnärzten glauben kann ist die Aussage von Merz unwahr.»

        Ja, für Asylbewerber ist sie unwahr. Die analoge Aussage über Flüchtlinge aus der Ukraine könnte zutreffend sein. Dazu wird kein Massenmedium die Zahnärzte befragen.

        Die Geschichte sagt viel über die Inkompetenz von Merz und seinen Beratern aus (falls er auf Berater hört und überhaupt vor solchen Äußerungen welche fragt).

        Es wird mindestens in der Niederlausitz tatsächlich in der Bevölkerung darüber geredet, dass sich Ukraine-Flüchtlinge in Deutschland das Gebiss erneuern lassen. Wieviel da dran ist, kann ich nicht sagen. Es wäre aber tatsächlich kein schlechtes Geschäft, sich so etwas Teueres machen zu lassen, ohne je in diese Versicherung eingezahlt zu haben.

        Nur sind die Ukraine-Flüchtlinge für Politiker (außer AfD) sakrosankt und daher auch für Merz. Er hat also keine Gegenrecherche durchführen laasen. Er wollte einfach nur von dem Ärger einiger Leute über «so etwas» profitieren und mal einen auf AfD machen.

      • Yo, bei den mehr als eine Million ukrainischen Fluechtlingen wird so getan, als wuerden die uns gar nichts kosten. Ist mir erst neulich wieder bei den vielen Diskussionen aufgefallen, wo es darum ging, wie Deutschland sich wegen des neuen Fluechtlingsstroms verhalten soll (da anscheinend oder tatsaechlich die Belastungsgrenzen erreicht oder schon ueberschritten sind).

        Die Zahnarztdiskussion ist uebrigens nicht neu. Die gab’s auch schon 2016.

        https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.fluechtlinge-in-baden-wuerttemberg-zahnersatz-koennte-milliarden-kosten.9e9eceae-0ebf-48cd-b50a-8ca9e80a5706.html

    • «Gleichwohl wird das Thema schon einige Zeit in der Bevölkerung diskutiert, zum Beispiel in der Lausitz.»

      Ja, da wird viel durcheinandergemaehrt. Das kenne ich auch. Und hatten Sie dann wenigstens widersprochen, wenn Sie mal wieder im dunkelsten Teil Deutschlands waren?

      (Ich selber mache das eigentlich nicht. Erstens kenne ich mich da nicht zu hundert Prozent aus, zweitens fehlen mir auch die ueberzeugenden Argumente und letztlich will ich mir’s nicht unbedingt mit denen verscherzen.)

      • «Und hatten Sie dann wenigstens widersprochen, wenn Sie mal wieder im dunkelsten Teil Deutschlands waren?»

        Nee, ich widerspreche nicht in Dingen, bei denen ich die Fakten nicht kenne. Es dürfte mit Sicherheit den einen oder anderen Ukraine-Flüchtling gegeben haben, der sich in Deutschland hat Zahnersatz machen lassen. Finanziell attraktiv ist das ja schon, trotz Zuzahlung. Ob so etwas massenhaft auftritt, weiß ich nicht. Widerlegen kann ich es aber auch nicht.

    • «Ist sich die deutsche Öffentlichkeit dessen bewusst?», schrieb Musk im begleitenden Post.

      Das Auswärtige Amt reagierte prompt und antwortete auf Englisch: «Ja. Und man nennt es Leben retten».

      https://www.br.de/nachrichten/bayern/vor-landtagswahl-in-bayern-musk-teilt-aufruf-zu-afd-wahl,TrGZvV1

      Und auch bzgl. der Ukraine hat der sich wohl um 180° gedreht.

      „Warum kümmern sich so viele amerikanische Politiker beider Parteien 100-mal mehr um die Grenze zur Ukraine als um die Grenze zu den USA?“

      Gehirnwaesche?

        • Man koennte wenigstens Musk aus dem Land (d.h. Brandenburg) jagen samt seiner Teslas. Die braucht *hier im Osten* (kursiv) sowieso kein Normal-Mensch. Muss halt der Olfa zu Woidke mal ein Machtwort sprechen. Gruende lassen sich auch jenseits von AfD-Werbung und Russenhilfe finden.

          https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/wirtschaft/tesla/2023/09/tesla-fabrik-gruenheide-brandenburg-arbeitsunfaelle-umwelt-havarien.html

          Womoeglich kommt der sonst noch naextes Jahr zum Wahlkampfendspurt der AfD als Highlight sozusagen – dahin wo sonst nie was los ist.

                    • Schlage Ihnen ein Experiment vor, wenn Sie mal wieder in der Gegend sind: Laufen (Joggen) Sie doch mal durch etwas belebtere Strassen (falls die zu finden sind in T-Shirt mit grossen Antifa-Logo, «Refugees welcome. Bring your families» oder so. In Dresden in der Strassenbahn gibt’s normalerweise gar keine Reaktion (waere event. bei «RB»-Logo anders) – aber in der laendl. Provinz?

                      OT: Laufen macht uebrigens einsam. Habe ich bei «SdW» gelesen. Allerdings denke ich, um Sie muss ich mir da keine Sorgen machen.

                    • «OT: Laufen macht uebrigens einsam.»

                      Finde ich nicht. Ich habe wirklich keinen einsamen Job und kann ab und zu etwas Meditation brauchen.

                    • «Laufen (Joggen) Sie doch mal durch etwas belebtere Strassen (falls die zu finden sind»

                      Nee, wirklich nicht. «Etwas belebtere Strassen [in der Niederlausitz auf dem Dorf]» gibt’s nicht. Kein Ort – nirgends. Vielleicht in Senftenberg, aber das wäre nicht mehr das gleiche Experiment.

                      In Schwarzbach könnte ich mit dem T-Shirt höchstens zum Fest des Militärvereins gehen (ein besseres Link habe ich nicht, die sind noch nicht im Internet-Zeitalter angekommen).

                      Verprügeln würden die mich nicht, aber mögen würden sie mich auch nicht.

                    • Schade, jetzt wo’s am Schoensten wird, muss ich aufhoeren. Muss gleich weg.

                      Andererseits, fuehlen sich die anderen Leser, die sich auch mal zu Wort melden wollen, von meinem Geplapper vielleicht abgeschreckt. Waere echt gut, wenn die auch mal (wieder) schreiben wuerden. (Mir ist schon ganz mulmig zumute, wenn ich die Ursache waere.)

                    • https://www.youtube.com/watch?v=YKqmKxzsb0g

                      Als Zugführer einer Sicherstellungseinheit an der Offiziershochschule in Löbau musste ich einmal pro Woche eine kurze «Politschulung» mit meinem Zug machen. Bei einer habe ich dieses Lied gespielt und über die Strophe mit dem Drangsalieren eines Soldaten durch die anderen geredet. Das Drangsalieren der Soldaten im ersten Diensthalbjahr durch diejenigen im letzten war in der NVA ziemlich üblich.

                      Diese Politschulung hat mich übrigens unerwartet beliebt bei den Soldaten und Unteroffizieren gemacht, von denen viele christlich (wenn auch die meisten nicht evangelisch) waren. Die meisten stammten aus dem Eichsfeld. Das ein Offizier ihnen in der Politschulung Gerhard Schöne vorspielt, hatten sie nicht erwartet.

                    • Danke fuer die nette Geschichte. Das Lied kannten Sie also auch.

                      Hatte mir damals gerade den billigsten Plattenspieler fuer 120 Mark (muehsam erspart durch u.a. Ferienarbeit) gekauft. (Meine Eltern hatten keinen.) Und dann hatte ich irgendwie diese Platte da. Eigentlich fand ich mich ja schon zu alt fuer dessen Lieder, aber schoen fand ich die doch.

                      Wie das eben so ist, der «Wellensittich» viel mir schon des oeftern ein (obwohl schon Jahrzehnte nicht mehr gehoert). Und dann auch auf sympathische Weise neudeutsch «woke».

                    • «…unerwartet beliebt bei den Soldaten und Unteroffizieren gemacht»

                      Muss doch schwer gewesen sein. Schliesslich waren Sie doch auch kaum aelter als die, und dann muessen die sich von Ihnen den Marsch blasen lassen.

                    • «Muss doch schwer gewesen sein. Schliesslich waren Sie doch auch kaum aelter als die, und dann muessen die sich von Ihnen den Marsch blasen lassen.»

                      Einer der Unteroffiziere auf Zeit – ein Tischler auch aus dem Eichsfeld – war zehn Jahre älter als ich.

                      Am Anfang habe sie natürlich getestet, wie weit sie bei mir gehen können, aber wir haben uns über das eine Jahr gut aneinander gewöhnt.

  27. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, sieht keinen Wendepunkt im Krieg. „Ein Wendepunkt wäre, wenn sich die russischen Truppen zurückziehen.“, sagt er.

    Das kann als Eingeständnis gesehen werden, dass die ukrainische Seite nicht in der Lage ist, die russischen Truppen zurückzudrängen.

    Die Ukraine will in Zukunft eigene Flugabwehrsysteme bauen. Ich würde den Zeitaufwand für die Entwicklung eines ersten konkurrenzfähigen Systems auf mindestens 10 Jahre schätzen. Auch der Aufbau einer Produktion wird danach noch mehrere Jahre erfordern. Ich denke, es handelt sich hier um eine Durchhalteparole.

    Gleichzeitig redet die Ukraine nun von «verlustreichen Gefechten» bei Robotyne und Verbove. Angesichts der kaum sichtbaren Frontverschiebung in diesem Gebiet über einen Monat ist das entmutigend.

    • «Das kann als Eingeständnis gesehen werden, dass die ukrainische Seite nicht in der Lage ist, die russischen Truppen zurückzudrängen.»

      Und deshalb: «Zugleich brauche das Land aber mehr ausländische Flugabwehrsysteme mittlerer und großer Reichweite wie Iris-T, NASAMS oder Patriot, sagte Jurij Ihnat, Sprecher der ukrainischen Luftwaffe. Nur dann werde es gelingen, russische Marschflugkörper und Flugzeuge abzuwehren.» Und natuerlich Taurus.

      «Kick-off» hoeren. («Verpassen Sie nichts Wichtiges und erhalten Sie in nur wenigen Minuten den Überblick, den Sie brauchen, um auf dem Laufenden zu bleiben und gut informiert zu sein.»)

      https://www.welt.de/podcasts/kick-off/article247689490/Podcast-USA-liefern-Raketen-Wie-immer-ist-es-der-Kanzler-der-bremst.html

      • «Und deshalb: «Zugleich brauche das Land aber mehr ausländische Flugabwehrsysteme mittlerer und großer Reichweite wie Iris-T, NASAMS oder Patriot, sagte Jurij Ihnat, Sprecher der ukrainischen Luftwaffe.»

        Nun ja, da hat er prinzipiell Recht. Die ukrainische Luftverteidigung war im Frühjahr nicht perfekt, aber doch noch ziemlich. Im Laufe des Sommers ist sie immer löchriger geworden. Die Ukraine scheint nicht mehr genug Systeme zu haben, um alle strategischen Einrichtungen zu schützen.

        Es ist ihr zwar umgekehrt gelungen, mit einem massiven Angriff (vermutlich auf der Basis westlicher Aufklärungsdaten) die russische Luftverteidigung auf der Krim systematisch zu überlasten und zum Zentralkommando der russischen Schwarzmeerflotte vorzudringen. Sie hat auch andere Ziele auf der Krim erfolgreich aus der Luft angegriffen.

        Russland tut so etwas allerdings regelmässig und in der gesamten Ukraine, auch westlich von Kiew (letztes Beispiel in der Region Winnitsa). Während das Kräfteverhältnis im Landkrieg derzeit etwa ausgeglichen ist, hat die russische Seite immer noch ein erhebliches Uebergewicht im Luftkrieg. Auf See findet die Ukraine praktisch gar nicht statt.

  28. «Russlands ehemaliger Staatschef Dmitri Medwedew hat ein Jahr nach der Annexion von vier Regionen in der Ukraine die Einnahme weiterer Gebiete im Nachbarland als Ziel ausgegeben. ‹Die militärische Spezialoperation wird bis zur vollständigen Zerstörung des Nazi-Regimes in Kiew fortgesetzt›, schrieb Medwedew im Onlinedienst Telegram.

    ‹Der Sieg wird unser sein. Und es wird weitere neue Regionen innerhalb Russlands geben›, fügte der stellvertretende Vorsitzender des russischen Sicherheitsrats hinzu.» (fr.de)

    Also, wenn das nicht jetzt wieder ein Uebersetzungsfehler ist, bleibt kein Raum fuer Verhandlungen. Beim besten Willen nicht.

  29. Institute for the Study of War

    Cherson:

    Keine Frontverschiebungen.

    Saporischschija:

    «Aus den am 29. September veröffentlichten geografischen Aufnahmen geht hervor, dass die russischen Streitkräfte einige der zuvor verlorenen russischen Verteidigungsstellungen südlich von Robotyne zurückerobert haben.»

    Donezk:

    «Aus den am 27. September veröffentlichten geografischen Aufnahmen geht hervor, dass die russischen Streitkräfte westlich von Marinka (am südwestlichen Stadtrand von Donezk) geringfügig vorrücken.»

    Luhansk:

    Keine Frontverschiebungen.

    Die russische Seite hat bestätigt, dass die eigene Luftverteidigung bei Tokmak vor einigen Tagen einen eigenen Su-35-Kampfjet abgeschossen hat. Es war ein Volltreffer. Eine russische Telegrammeldung lautet:

    «Unsere Su-35 stürzte in der Nähe von Tokmak ab, nachdem sie irrtümlich vom Boden aus beschossen worden war. Die Besatzung wurde getötet. Wechselfälle des Krieges.»

    Ein anderer russischer Telegram-Kanal zitiert den «Insider» (russischsprachige Seite) dahingehend, dass es bereits zuvor vier Abschüsse russischer Maschinen durch eigenes Feuer gegeben habe.

  30. Nachdem das ISW bereits in den vergangenen Tagen von systematischen russischen Luftangriffen auf Brücken über den Fluss Oskil bei Kupyansk berichtet hatte, erfährt man auf militaryland.net nun, dass die russische Luftwaffe auch die behelfsmässig errichteten Ponton-Brücken zerstört.

    Das legt nahe, dass es bei den Angriffen im Raum Kupyansk nicht (nur) um das Binden ukrainischer Kräfte geht, sondern dass die russisches Seite hier mit Nachdruck versuchen wird, das Territorium bis zum Ostufer des Oskil einzunehmen.

    • Ja keine guten Nachrichten fuer die Ukraine. Zudem hat in der Slowakei der Linksnationalist gewonnen, der auch die Ukraine-Hilfe einstellen will. Dann klappt’s mit der Drohnenabwehr auch nicht mehr richtig.

      «Die Ukraine hat nach eigenen Angaben in der Nacht 16 von etwa 30 russischen Drohnen abgeschossen.» Das sind gerade mal eine mehr als die Haelfte. Im Westen wurde eine Pipeline angegriffen und dann noch Ihre Mitteilungen vom ISW usw.

      • Unter der Annahme, dass es Shahed-Drohnen waren, ist 16 von 30 sehr mager. Es ist auch sonst nicht gut. Die ukrainische Luftverteidigung ist überdehnt. Das kann der Westen aber auch nicht ändern, beim besten Willen nicht, weil er nicht genug Systeme hat, die er entbehren kann.

        Wenn er der Ukraine alles gibt, was er hat, Schwupps! kassiert Serbien den Kosovo.

        Und Russland produziert wohl zur Zeit mehr Waffen und Munition als Europa und die USA zusammengenommen.

  31. Institute for the Study of War:

    Cherson:

    Keine Frontverschiebung

    Saporischschija:

    «Aus am 29. September veröffentlichten geografischen Aufnahmen geht hervor, dass die ukrainischen Streitkräfte nordwestlich von Robotyne (13 km südlich von Orikhiv) geringfügig vorgerückt sind.»

    «Aus am 30. September veröffentlichten geografischen Aufnahmen geht hervor, dass die russischen Streitkräfte südlich von Robotyne geringfügig vorgerückt sind.»

    «Weitere am 29. September veröffentlichte geolokalisierte Aufnahmen zeigen, dass die russischen Streitkräfte nordwestlich von Verbove geringfügig vorgerückt sind.»

    Donezk:

    «Aus am 30. September veröffentlichten geografischen Aufnahmen geht hervor, dass die ukrainischen Streitkräfte östlich von Andrijewka (10 km südwestlich von Bakhmut) geringfügig vorgerückt sind.»

    «Weitere am 1. Oktober veröffentlichte geolokalisierte Aufnahmen zeigen, dass die ukrainischen Streitkräfte nordöstlich von Andrijewka geringfügig vorgerückt sind.»

    Luhansk:

    Keine Frontverschiebungen.

  32. „Die Zukunft der Ukraine liegt in der Europäischen Union, in unserer Gemeinschaft der Freiheit. Und die wird sich bald erstrecken von Lissabon bis Luhansk“ (Annalena Berbock in Kiew) Quelle: faz.net

    Ich würde der deutschen Außenministerin das Studium einer Landkarte empfehlen, am Besten einer militärischen, in der die russischen Verteidigungslinien eigezeichnet sind. So etwas gibt es auf militaryland.net, wenn man auch zugeben muss, dass die Kartenausschnitte dort nicht so weit nach Osten reichen, dass Luhansk noch zu sehen wäre.

  33. Das Folgende wird man kaum in einem bundesdeutschen Medium finden. Es ist der Titel und Anriss eines neuen NZZ-Artikels:

    «Das Treffen der EU-Aussenminister in Kiew hat klar gemacht: Die Unterstützung für Selenski schwindet

    Die Aussenminister der EU haben sich erstmals in Kiew getroffen. Das hätte eigentlich ein Starkes Signal der Solidarität senden sollen. Doch einige blieben dem Anlass fern.»

    mdr.de betitelt einen Beitrag zum gleichen Treffen so:

    «Borrell: EU-Außenministertreffen in Kiew starkes Signal an Russland«

  34. Das hat NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg zur Ursache des Ukraine-Kriegs gesagt (Übersetzung aus dem Englischen mit DeepL):

    «Der Hintergrund war, dass Präsident Putin im Herbst 2021 erklärte und tatsächlich einen Vertragsentwurf schickte, den die NATO unterzeichnen sollte, um zu versprechen, dass die NATO nicht mehr erweitert wird. Das war es, was er uns geschickt hat. Und das war eine Vorbedingung dafür, nicht in die Ukraine einzumarschieren. Natürlich haben wir das nicht unterschrieben.

    Das Gegenteil war der Fall. Er wollte, dass wir das Versprechen unterschreiben, die NATO niemals zu erweitern. Er wollte, dass wir unsere militärische Infrastruktur in allen Verbündeten, die der NATO seit 1997 beigetreten sind, abbauen, d.h. die Hälfte der NATO, ganz Mittel- und Osteuropa, wir sollten die NATO aus diesem Teil unseres Bündnisses abbauen und eine Art B-Mitgliedschaft oder Mitgliedschaft zweiter Klasse einführen. Das haben wir abgelehnt.

    Also zog er in den Krieg, um die NATO, mehr NATO, in der Nähe seiner Grenzen zu verhindern.»

    Quelle: NATO-Webseite

    • Den Text verstehe ich nicht ganz: Putin schickt einen Vertragstext, dass die NATO nicht mehr erweitert wird. Die NATO lehnt ab.

      Und dann: «Das Gegenteil war der Fall.», um dann noch mal ausfuehrlicher zu sagen, was Putin wollte.

      Was denn da fuer ein Gegenteil? Also der Satz passt da irgendwie nicht hinein. Egal.

      Interessante Aussagen: Putin wollte keine Osterweiterung (wie Gorbi 1990 versprochen).Die NATO lehnte ab und Putin marschierte in die Ukraine ein (wie angekuendigt)

      Also kann man der NATO eine gewisse Mitschuld geben. (Die wollten den Krieg bzw. liessen es darauf ankommen.)

      Allerdings, darf sich die eine Seite erpressen lassen?

      Und auch gebrochene Versprechen (an Gorbi 1990) rechtfertigen mMn keinen Angriffskrieg.

      • «Was denn da fuer ein Gegenteil? Also der Satz passt da irgendwie nicht hinein. Egal.»

        Es ist wohl ein Transkript einer mündlichen Stellungnahme vor dem EU-Parlament. Der Satz passt an dieser Stelle wirklich nicht, ich kann aber erklären, wo er her kommt. Er bezieht sich auf etwas, das er vor der von mir übersetzten Passage gesagt hatte. Da ging es um die NATO-Aufnahme von Schweden und Finnland, also eine NATO-Erweiterung.

        Der Satz ist ein «Ätsch Putin! Wir haben die NATO doch erweitert.»

        • «Ätsch Putin! Wir haben die NATO doch erweitert.»

          Ja – und da haben die auch recht – und die NATO erlebt ein glaenzendes Comeback. «Alle» wollen rein. (D.h. bei Schweden koennte es aber noch Schwierigkeiten seitens der Tuerkei geben.)

          (Ich hatte den Artikel von Ihrem Link nicht uebersetzt. So ist es verstaendlich.)

          • «Ja – und da haben die auch recht»

            Aber nur formell. Schweden und Finnland erheben keinen Anspruch auf Territorien, die Russland als seine Territorien ansieht. Sie würden auch den Zugang nach Kaliningrad nicht blockieren, selbst wenn sie sich dazu stark genug fühlen würden.

            Russland wollte die Erweiterung um die Ukraine verhindern und möglichst keine NATO-Basen mehr in Litauen sehen. Das Erste wird vermutlich gelingen, das Zweite vermutlich nicht.

      • Was Russland der NATO vorschlug …

        Am 17. Dezember 2021 liess Russland der NATO und den USA jeweils einen Vertragsentwurf zukommen, der Sicherheitsgarantien für beide Seiten rechtsverbindlich festlegen sollte. – Die Forderungen Russlands scheinen auch aus heutiger Distanz weder absurd noch unerfüllbar:

        Beide Seiten sollten bestätigen, sich nicht als Gegner zu betrachten;

        Rückkehr zu den Prinzipien der „gleichen und unteilbaren Sicherheit“;

        Verzicht auf die Anwendung und Androhung von Gewalt;

        Verzicht, Situationen zu schaffen, die eine Seite als Bedrohung ihrer nationalen Sicherheit ansehen könnte;

        Zurückhaltung bei militärischen Planungen und Übungen zur Vermeidung von „Dangerous Brinkmanships“ (gefährlichen Zwischenfällen), insbesondere in der Ostseeregion und über dem Schwarzen Meer;

        Wiederbelebung des NATO-Russland-Rates und anderer bi- und multilateraler Gesprächsformate;

        Transparenz bei militärischen Übungen und Manövern;

        Einrichtung von Hotlines für Notfallkontakte (Revitalisierung des „Roten Telefons“);

        Rückzug der westlichen Streitkräfte und Waffensysteme auf das Niveau vor der ersten NATO-Osterweiterung;

        Verzicht einer Stationierung landgestützter Kurz- und Mittelstreckenraketen in Gebieten, von denen aus sie das Hoheitsgebiet der anderen Partei angreifen könnten;

        keine weitere Ausdehnung der NATO (insbesondere nicht um die, namentlich genannte, Ukraine);

        Verzicht der NATO auf militärische Aktivitäten auf dem Gebiet der Ukraine, sowie anderer Staaten Osteuropas, des Südkaukasus und Zentralasiens;

        Einrichtung eines weitgehend entmilitarisierten Korridors zwischen NATO und Russland.

        … und was Russland den USA vorschlug

        Der an die Seite der USA gerichtete Vertragsentwurf enthielt darüber hinaus folgende Vorschläge:

        Bekräftigung der Erklärung, dass ein Atomkrieg keinen Sieger haben kann und dass alle Anstrengungen unternommen werden müssen, diese Gefahr abzuwenden;

        Verzicht auf gegen die andere Seite gerichtete kriegsvorbereitende Massnahmen auf dem Territorium von Drittstaaten;

        Verzicht der USA auf die Einrichtung von Militärstützpunkten und eine bilaterale militärische Zusammenarbeit in und mit den Staaten des postsowjetischen Raums, die keine NATO-Mitglieder sind;

        beidseitiger Verzicht auf die Stationierung von Streitkräften und Waffensystemen ausserhalb ihrer Hoheitsgebiete, die die andere Seite als Bedrohung ihrer nationalen Sicherheit ansehen könnte;

        Verzicht auf Flüge schwerer Bomber und die Anwesenheit von Überwasserkampfschiffen in Regionen, von denen aus sie Ziele im Gebiet der anderen Vertragspartei treffen könnten;

        Verzicht auf die Stationierung von Atomwaffen ausserhalb des eigenen Hoheitsgebietes sowie Rückführung entsprechender Waffensysteme und Zerstörung der entsprechenden Infrastruktur in Drittstaaten;

        keine Schulungen von Personal im Umgang Atomwaffen und keine Militärübungen für deren Einsatz in Ländern, die diese nicht besitzen.

        Quelle: https://www.infosperber.ch/medien/ueber-die-netzwelt/das-ignorierte-angebot-russlands-briefe-vom-17-dezember-2021/

        Ich hoffe der Link funktioniert. Danke dem Blogbtreiber. Er hat mich vom Freitag erlöst)))

      • «Allerdings, darf sich die eine Seite erpressen lassen?»

        Ich neige auch dazu, sehr hart zu reagieren, wenn mich jemand erpressen will. Andererseits gab es eben in diesem Fall das frühere Versprechen, genau das nicht zu tun, auch wenn die NATO das heute abstreiten will.

        Und dann ist es eben auch so: Wenn ein Kerl wie ein Schrank mit einem langen Messer vor mir steht und meine Brieftasche will, dann ist das auch eine Erpressung, aber ich rücke die Brieftasche trotzdem raus. Das in dieser Situation nicht zu tun, wäre sträflich blöd.

        «Und auch gebrochene Versprechen (an Gorbi 1990) rechtfertigen mMn keinen Angriffskrieg.»

        Meiner Meinung nach auch nicht.

        Ich denke aber, ich kann die verhängnisvolle Kette von Ereignissen erklären, die dorthin geführt hat.

        1. Die westlichen Länder versuchen, die Ukraine in ihr System zu ziehen und unterstützen dafür einen Putsch. Eines der erklärten strategischen Ziele ist es, der russische Schwarzmeerflotte ihre Basis auf der Krim zu entziehen.

        2. Putin, der die Entwicklung über Wochen oder Monate hat kommen sehen, ist vorbereitet und nimmt die Krim. Dieser Schachzug verhindert auf absehbare Zeit eine Aufnahme der Ukraine in die NATO und sichert die Basis der Schwarzmeerflotte.

        3. Mit Hilfe russlandfreundlicher Donbass-Ukrainer nimmt Russland zudem einen Streifen des Donbass als Fautspfand und versucht über ein Abkommen, diesen zu einer semi-autonomen Pufferzone innerhalb der Ukraine zu machen.

        4. Die Ukraine rüstet auf und modernisiert ihre Streitkräfte mit NATO-Unterstützung. Sie erreicht damit ein militärisches Übergewicht gegenüber den Donbass-Volksrepubliken und baut ein Drohpotential gegenüber den russischen Truppen auf der Krim auf, deren Nachschubsituation prekär ist.

        5. Putin erkennt, dass sich das Kräfteverhältnis zu russischen Ungunsten ändert und vermutet, dass die NATO die Ukraine aufnehmen könnte, bevor diese zuerst militärisch gegen die Donbass-Republiken vorgeht. Selbst ein ukrainischer Angriff der Ukraine auf die Krim, würde Russland danach vor erhebliche Probleme stellen. Ein Gegenangriff auf andere Teile der Ukraine würde dann einen Bündnisfall begründen. Aus Sicht der NATO würde die Ukraine auf der Krim nicht Russland angreifen, denn die Zugehörigkeit der Krim zu Russland erkennt kein NATO-Land an.

        6. Putin begreift, dass er den Sicherheitsstreifen im Donbass und die Krim verlieren wird (und damit Russland vor der Welt gedemütigt werden wird), wenn er nichts unternimmt. Wenn es auf einen Krieg mit der Ukraine hinausläuft, muss dieser aus seiner Sicht so bald wie möglich geführt werden, weil dann das Kräfteverhältnis für Russland noch am günstigsten ist.

        7. Putin baut eine Drohkulisse auf und versucht eine Situation herzustellen, in der die Ukraine einen Angriff auf den Donbass und die Krim nicht wagen kann und der Westen es nicht mehr wagen kann, sie dazu zu ermutigen.

        8. Der Westen und die Ukraine, obwohl in der miltärisch schwächeren Position, lenken nicht ein.

        9. Putin würde das Gesicht verlieren, Schwäche offenbaren und langfristig den Donbass und die Krim verlieren, wenn nun er nachgeben würde. Er entschliesst sich zum Angriffskrieg und bietet gleichzeitig Verhandlungen an.

        10. Der Westen und die Ukraine glauben, sie müssten auch jetzt nicht verhandeln. Der Krieg, der in den ersten zwei Wochen auf beiden Seiten nur zu geringen Verlusten geführt hatte, wird nun für beide Seiten verlustreich. Dadurch wird ein Kompromiss immer aussichtsloser.

        • «Ich denke aber, ich kann die verhängnisvolle Kette von Ereignissen erklären, die dorthin geführt hat.»

          Danke. Das ganze klingt total logisch.

          Nur, dass Putin Verhandlungen anbietet mag zu Beginn des Krieges gestimmt haben. Ist aber leider nicht mehr der Fall. Jetzt stellt er nur noch Bedingungen bzgl. eines Rueckzugs aus der Ukraine.

          • «Nur, dass Putin Verhandlungen anbietet mag zu Beginn des Krieges gestimmt haben. Ist aber leider nicht mehr der Fall.»

            Ja, das ist ein Problem, wenn man selbst aus der schwächeren Position heraus nicht verhandelt, so lange es noch möglich ist. Die Ukraine hat ja sogar verhandelt, die Verhandlungen nur dann eben abgebrochen, als die Gefahr für Kiew als Stadt vorbei war.

            Zu diesem Zeitpunkt hatte Russland noch wenig investiert und relativ geringe Verluste gehabt. Putin hätte sich daher mit dem zufrieden geben können, was Russland am 17. Dezember 2021 verlangt hatte, womöglich sogar mit etwas weniger (bezüglich der Bereits-NATO-Mitglieder).

            Nachdem Russland nun so viel investiert hat und so hohe Verluste hatte, muss Putin dafür am Ende zu Hause mehr vorweisen können.

            Es ist auch so, dass die Zeit für Russland zu spielen scheint und Putin sieht das natürlich. Er selbst sitzt fest im Sattel, wie der Prigoschin-Putsch-Versuch gezeigt hat, und er hat nach diesen Ereignissen seine Macht weiter gefestigt. Es gibt für ihn derzeit keinen Anlass, irgendwelche Zugeständnisse zu machen. Verhandlungen beginnt man nur, wenn man auch zu Zugeständnissen bereit ist.

            Die Ukraine und der Westen haben zwei schwere strategische Fehler gemacht. Sie haben sich auf einen Krieg eingelassen, den sie nicht gewinnen konnten und sie haben in den ersten Kriegswochen die Chance nicht genutzt, ihn möglichst schnell wieder zu beenden.

            Die erfolgreiche ukrainische Herbstoffensive 2022 hat die Hoffnung genährt, man könne trotz dieser beiden Fehler ohne verheerende Niederlage aus der Sache herauskommen. Es handelte sich aber nur um ein Strohfeuer.

            Inzwischen würde ich nicht mehr darauf wetten, dass die Ukraine die jetzige Frontlinie langfristig halten kann. Wenn Putin glaubt, dass sie das nicht kann, würde er nur bei einem sehr großzügigen ukrainisch-westlichem Angebot Frieden schließen. Das wiederum kann sich weder die ukrainische Regierung noch eine westliche Regierung leisten.

            Meine Hoffnungen auf Verhandlungen nach dem Sommer/Herbst 2023 beruhten auf der Annahme, dass die ukrainischen Streitkräfte in der Offensive erfolgreicher operieren würden. Sie haben die russischen Streitkräfte aber nicht nennenswert unter Druck setzen können.

            • «Es gibt für ihn (Putin – neraz) derzeit keinen Anlass, irgendwelche Zugeständnisse zu machen. Verhandlungen beginnt man nur, wenn man auch zu Zugeständnissen bereit ist.»

              Eben. Also wird der Krieg praktisch «bis zum letzten Ukrainer» weitergefuehrt – oder die USA wenden sich um 180 Grad und zwingt S. zur Kapitulation.

              Dazu nochmal Medwedew:

              „Das Einzige, was die Ukraine wirklich braucht, ist eine Kapitulation, die höchstwahrscheinlich den Weg zum Frieden ebnen könnte“, sagte der Putin-Verbündete laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass. (fr vom 12.08.23)

              Seitdem hat sich die Situation fuer die Ukraine nicht verbessert.

              • «oder die USA wenden sich um 180 Grad und zwingt S. zur Kapitulation»

                Das kann Biden nicht tun. Es wird, in etwas abgemilderter Form, erst und nur dann möglich, wenn Trump oder ein Republikaner von Trumps Denkart die Präsidentschaftswahl 2024 gewinnt, also frühestens im ersten Halbjahr 2025.

                Es kann durchaus auf eine de-facto-Kapitulation hinauslaufen, nicht aber auf eine bedingungslose. Der Westen und die Ukraine werden es auch nicht so nennen. Russland wird vermutlich nicht auf dieser Bezeichnung bestehen. Denkbar ist aber eine formell erklärte Einstellung der Kampfhandlungen durch die Ukraine verbunden mit einem Abkommen über die Bereinigung der Kontaktlinie. Diese Bereinigung kann dann zumindest strategisch gesehen zu russischen Gunsten ablaufen. Um das zu erreichen, sollte Russland irgendwelche Faustpfänder haben, die es im Gegenzug der Ukraine zurückgeben kann.

                Bis dahin wird noch mehr als ein Jahr vergehen und das Kräfterverhältnis wird sich währenddessen aller Voraussicht nach zu russischen Gunsten ändern. Das könnte es der russsischen Seite auch erlauben, im Nordosten und bei Donezk eine strategisch günstigere Linie zu erreichen und die Surowikin-Linie im Süden weiter zu konsolidieren und auszubauen. Ein weitere Ausbau der Stellungen findet dort ohnehin derzeit schon statt.

  35. ZDF heuteXpress behauptet mit Berufung auf die ukrainische Seite ukrainische Erfolge im Süden. Hier sind alle bestätigten Frontverschiebungen aus dem Gesamtbericht des ISW:

    Cherson:

    Keine Frontverschiebungen.

    Saporischschija:

    «Geolokalisiertes Material, das am 4. Oktober veröffentlicht wurde, zeigt, dass die ukrainischen Streitkräfte entlang einer kleinen lokalen Straße östlich von Nowoprokopiwka (etwa 5 km südöstlich von Robotyne) geringfügig vorgerückt sind.»

    «Zusätzliche geolokalisierte Aufnahmen, die am 4. Oktober veröffentlicht wurden, bestätigen, dass die ukrainischen Streitkräfte Stellungen in der Nähe eines Grabensystems halten, das entlang der T0408 Orikhiv-Tokmak zwischen Robotyne und Novoprokopivka liegt.»

    Donezk:

    Keine bestätigten Frontverschiebungen.

    Luhansk:

    «Aus den am 3. Oktober veröffentlichten geolokalisiertem Aufnahmen geht hervor, dass die russischen Streitkräfte östlich von Makiivka (22 km nordwestlich von Kreminna) geringfügig vorrücken.»

  36. militaryland.net (1. September – 4. Oktober)

    Cherson:

    Keine Frontverschiebung

    Saporischschija:

    Keine Frontverschiebung.

    Donezk:

    «Die ukrainischen Streitkräfte rückten in Richtung der Eisenbahnlinie nördlich von Klischtschiwka vor.»

    Luhansk:

    «Die russischen Truppen rückten in den Serebryansky-Wald vor und erreichten eine Kreuzung in diesem Gebiet.»

  37. Institute for the Study of War:

    Die russische Seite scheint im Raum Kupyansk/Lyman eine Offensive begonnen zu haben, die aber nur langsam vorankommt. Geolokalisiertes Bildmaterial zur Bestätigung gibt es bisher keines. southfront.press fasst die russischen Behauptungen zusammen.

    Umgekehrt behauptet die ukrainische Seite, sie käme bei Bachmut voran. Auch von dort gibt es kein geolokalisiertes Bildmaterial.

    An der Südfront gibt es keine bestätigten Frontverschiebungen.

    • Jerome meldet das (gestern 21:00 Uhr MESZ):

      Die Invasionstruppen rückten nach monatelangen erfolglosen Versuchen auf die M-30 südlich von Avdiivka vor.

      Die russischen Streitkräfte versuchten, ukrainische Stellungen in Marinka zu stürmen, wobei sich herausstellte, dass die Verteidiger einen größeren Teil der Siedlung kontrollieren als bisher angenommen. (Quelle)

      Der ukrainische Generalstab meldet abgewehrte Angriffe in der Nähe von:
      Synkiwka, Iwaniwka, Makiwka, Awdiwka, Krasnohoriwka, Marinka, Wodjan, Nowomychailiwka, Zolota Njwa

      Sonst nichts – bzw. Angriff auf Israel.

      • «Die Invasionstruppen rückten nach monatelangen erfolglosen Versuchen auf die M-30 südlich von Avdiivka vor.»

        Das bedroht die ukrainischen Truppen in Avdiivka nicht unmittelbar. Aus meiner Sicht wäre eine russische Offensive gegen Avdivka in näherer Zukunft aussichtslos, wie Marinka zeigt.

        • Danke, dachte ich mir schon. Sie hatten sicher schon einen Blick auf Militaryland.net geworfen.

          Nach dem 50. Punkt ein Neubeginn. Klar, das bringt mehr Uebersicht. (Deswegen sind die aelteren Kommentare ja nicht im schwarzen Loch verschwunden.) Hat «der Kerl» in Ihren Diensten ganz gut gemacht, finde ich. (Hat der denn auch einen Namen?)

  38. Nach der mutmaßlichen Beschädigung der Pipeline Finnland/Estland kündigt Stoltenberg eine NATO Reaktion an, falls es sich um einen Angriff handelt.
    Das könnte ein offizieller Kriegseintritt der NATO bedeuten.
    Natürlich nur, wenn der richtige verantwortlich ist.
    An eine großangelegte Reaktion glaube ich aber noch nicht, das Risiko wäre enorm.
    Es könnte sich auch um Nachahmer handeln.
    Es zeigt zumindest, wie labil die Welt geworden ist und durch die Vernetzung und Abhängigkeiten überall Konflikte ausbrechen können. Unsicherheit fördert unangemessene Reaktionen.

  39. ISW:

    «Die russischen Streitkräfte haben wahrscheinlich am 10. Oktober eine umfangreiche und andauernde Offensive um Awdijiwka in der Oblast Donezk gestartet. Das ISW beobachtete, dass die russischen Streitkräfte ab dem 10. Oktober gleichzeitig nordwestlich, westlich und südlich von Avdiivka mit gepanzerten Angriffsgruppen, Hubschraubern und konzentrierter Artillerie angriffen. Der Leiter der Militärverwaltung der Stadt Avdiivka, Vitaliy Barabash, gab an, dass die russischen Streitkräfte Angriffe mit Luftunterstützung in zehn bis zwölf Richtungen um die Siedlung durchführen. Ukrainische Militärbeobachter bezeichneten die russischen Offensivoperationen gegen Avdiivka als «Großangriff» und stellten fest, dass die russischen Streitkräfte eine ungewöhnlich hohe Anzahl gepanzerter Fahrzeuge im Kampf einsetzten. Der verstärkte Einsatz von gepanzerten Fahrzeugen und Flugzeugen durch die russischen Streitkräfte – neben anhaltenden gleichzeitigen Bodenangriffen – deutet darauf hin, dass die russischen Streitkräfte eine Offensive durchführen, die in Umfang und Absicht bedeutender ist, als das ISW zuvor am 10. und 11. Oktober eingeschätzt hatte. Das ISW revidiert seine Einschätzung, dass es sich bei den russischen Angriffen rund um Avdiivka um lokale Bemühungen handelt, die ausschließlich darauf abzielen, die ukrainischen Streitkräfte in Schach zu halten, ist jedoch nicht bereit, die genauen Ziele und wahrscheinlichen Ergebnisse der russischen Bemühungen in Richtung Avdiivka zum jetzigen Zeitpunkt zu beurteilen.» (Hervorhebung im Original)

  40. Reisner:
    «Das heißt, wir haben viele Krisen, die nacheinander entstehen, die miteinander im Zusammenhang stehen.»
    Gut, daß wir «Experten» haben.
    Der Wetterbericht für 12 Uhr kann ich um 12 auch erstellen.

    Vieles war absehbar, ………..gut daß wir die herkömmlichen Wattestäbchen verboten haben. Vielleicht hilft das weiter.

  41. Ukraine beklagt Kriegsmuedigkeit der Geldgeber.

    «Es sei schwieriger, finanzielle Hilfe zu sichern, sagte Finanzminister Serhij Martschenko der Nachrichtenagentur Reuters. Im Vergleich zum April müsse sich die Ukraine doppelt so stark um Hilfszusagen bemühen. ‹Ich sehe viel Müdigkeit, ich sehe viel Schwäche bei unseren Partnern›, sagte er am Rande des Treffens von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Marrakesch. ‹Sie würden den Krieg gerne vergessen, aber der Krieg ist immer noch im Gange, in vollem Umfang›.» (Quelle: tagesschau.de)

    Dazu Frau Baerbock: «Wir sind alle Israelis in diesen Tagen.»

    Aeh – Ja, klar.

  42. Jerome vom 14. Oktober 21:00 Uhr (MESZ):

    «Die ukrainische 32. mechanisierte Brigade griff die russischen Stellungen nordöstlich von Iwaniwka an. Wir kennen das Ergebnis des Angriffs nicht, aber er hat gezeigt, dass der Feind hier mehr Boden kontrolliert, als wir wussten.

    Die russischen Streitkräfte erreichten die Eisenbahnlinie zwischen Krasnohorivka und Stepove. (Quelle)
    Den Invasionstruppen gelang es, eine Aschehalde nördlich von Avdiivka zu erreichen. Ob es ihnen auch gelungen ist, die Kontrolle darüber zu erlangen, ist nicht bekannt. (Quelle)
    Der Feind führt weiterhin eine Offensivoperation durch, um Awdijiwka einzukesseln, mit geringem Erfolg und schweren Verlusten. (Quelle)

    Der Feind rückt südlich von Nowomychailiwka durch eine Baumreihe vor. (Quelle)
    Ukrainische Truppen rücken in Richtung Pryiutne vor und drängen die Russen hinter ein nahe gelegenes Gewässer. (Quelle)

    Soldaten der ukrainischen 128. Gebirgsbrigade griffen die russischen Stellungen nördlich von Kopani an. (Quelle)

    Der ukrainische Generalstab meldet abgewehrte Angriffe in der Nähe von: Makiivka, Torske, Synkivka, Ivanivka, Avdiivka, Tonenke, Pervomaiske, Marinka, Robotyne.»

    (Uebersetzung: DeepL)

    • Institute for the Study of War

      Cherson

      Keine Frontverschiebungen.

      Saporischschija

      Keine bestätigten Frontverschiebungen.

      [ISW berichtet über nur einen Tag, Jerome über mehrere – izitiwab]

      Donezk

      «Die russischen Streitkräfte setzten am 14. Oktober ihre Angriffe in der Nähe von Bakhmut fort und rückten weiter vor. Die am 14. Oktober veröffentlichten geografischen Aufnahmen zeigen, dass die russischen Streitkräfte östlich von Orikhovo-Vasylivka (10 km nordwestlich von Bakhmut) vorrückten.»

      «Die russischen Streitkräfte setzten am 14. Oktober ihre Offensivaktionen in der Nähe von Awdijiwka fort und rückten weiter vor. Geolokalisierte Aufnahmen, die am 13. Oktober veröffentlicht wurden, zeigen, dass die russischen Streitkräfte zwei Kilometer nordwestlich von Awdijiwka geringfügig nördlich einer Abfallhalde vorrückten.»

      «Weitere am 14. Oktober veröffentlichte geolokalisierte Aufnahmen zeigen, dass die russischen Streitkräfte auch südlich von Avdiivka vorgerückt sind.»

      [Jerome hat aber Recht, dass hier zumindest bisher nicht von einer erfolgreichen Grossoffensive bei Avdiivka gesprochen werden kann – izitiwab]

      «Am 14. Oktober veröffentlichte geografische Aufnahmen zeigen, dass die ukrainischen Streitkräfte nördlich von Marinka (westlich von Donezk) vorrücken.»

      Luhansk

      «Die russischen Streitkräfte setzten am 14. Oktober ihre Offensivoperationen an der Linie Kupjansk-Swatove-Kreminna fort und rückten südwestlich von Swatove geringfügig vor. Geolokalisierte Aufnahmen, die am 13. Oktober veröffentlicht wurden, zeigen, dass die russischen Streitkräfte entlang einer Straße östlich von Makiivka geringfügig vorrückten.»

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