Wissenschaftsfreiheit und politischer Aktivismus


Offene Antwort auf einen offenen Brief Wer sich nicht kritisieren lassen will, stellt sich außerhalb der Wissenschaft. Die Zuverlässigkeit von Erkenntnissen ist nicht in allen Wissenschaftsdisziplinen gleich hoch. Dort, wo große Unsicherheit herrscht, ist politischer Aktivismus unwissenschaftlich. Derartiger Aktivismus ist immer noch durch die Meinungsfreiheit gedeckt, nicht aber durch die Wissenschaftsfreiheit. Daher haben Universitätsleitungen das Recht, politischen Aktivismus unter dem Namen ihrer Universität zu untersagen.

Sind die Sozial- und Geisteswissenschaften in der Schweiz bedroht?

Am 13. März 2024 haben einige Schweizer Geistes- und Sozialwissenschaftler einen Offenen Brief an Schweizer Universitäten und deren Departemente verteilt. Diesen Brief hatten sie am 27. Februar on-line gestellt, um Unterschriften zu sammeln. In ihrem Brief sehen sie die Wissenschaftsfreiheit in der Schweiz bedroht. Als Studiendirektor für zwei Studiengänge an einem der Departemente, an die dieser Brief verteilt wurde, fühle ich mich persönlich angesprochen. Gleichwohl schreibe ich hier als Blogautor, also als Privatperson miteiner wissenschaftspolitischen Meinung.

Christina Neuhaus hat in der NZZ einen Kommentar zu diesem Brief mit dem Titel versehen: «Hilfe, man kritisiert uns! Der woke Elfenbeinturm ruft nach einem Panic-Room, der vor unangenehmen Fragen schützt«. Dieser polemische Ton ist für einen Kommentar angemessen. Es war wohl auch sinnvoll, das ein in dem Brief angesprochenes Medium mit einem Kommentar reagiert. Aus meiner Sicht lässt sich die Frage allerdings in einem Kommentar nicht in der nötigen Tiefe behandeln.

Worum geht es? Dem Brief vorausgegangen waren verschiedene Ereignisse in Bern und Basel. Einen Tag nach dem Terrorangriff der Hamas hatte ein Dozent am Institut für Studien zum Nahen Osten und zu muslimischen Gesellschaften der Universität Bern diesen Angriff als «bestes Geschenk» bezeichnet. Die Universität Bern suspendierte den Dozenten mit sofortiger Wirkung bis zur Klärung des Sachverhalts. Inzwischen wurde er entlassen. Das war aus meiner Sicht gerechtfertigt. Wer Morde an Zivilisten rechtfertigt, sollte nicht an einer Schweizer Universität in einem sozialwissenschaftlichen Fach lehren. Die Reaktion der Universität Bern war nuanciert. Die Ehefrau dieses Dozenten, Serena Tolino, war Co-Direktorin dieses Instituts. Sie hatte am Tag des Attentats «heikle Tweets gelikt». Tolino erhielt eine Abmahnung, aber sie behielt ihre Professur. Am 1. Februar berichtete «Blick», die Universität Bern löse das Institut nach einer Administrativuntersuchung in seiner jetzigen Form auf. Der Dekan der philosophisch-historischen Fakultät bemerkte dazu: «Bei der damaligen Neuausrichtung des Instituts [durch Tolino] wurde in der Tat zu wenig auf die wissenschaftliche Vielfalt geachtet. Diesem Umstand werden wir nun Rechnung tragen, indem wir den Fachbereich in einen breiteren wissenschaftlichen und methodischen Kontext mit weiteren Fachbereichen einbetten sowie dem Wissenstransfer mehr Gewicht geben.»

An der Universität Basel hatte die Philosophisch-Historische Fakultät am 15. Oktober 2023 auf ihrer Webseite ein “Statement zum Terrorangriff auf Israel” veröffentlicht, das diesen Angriff verurteilte. Am 17. Oktober antwortete das Institute for Urban Studies der Universität Basel mit einem “Statement in Solidarity with the Palestinian People.” Die Universität enfernte diese Stellungnahme am 18. Oktober von der Webseite, «um eine weitere Polarisierung zu vermeiden». Am 23. Oktober entfernte sie dann auch die Stellungnahme der Philosophisch-Historischen Fakultät vom 15. Oktober. Auch das war aus meiner Sicht gerechtfertigt. Natürlich muss ein wissenschaftlicher Meinungsaustausch auch zu solchen Fragen möglich sein. Die beiden Stellungnahmen waren jedoch politischer Aktivismus, der dem Universitätsbetrieb abträglich war. Es ist legitim, wenn eine Universitätsleitung darauf hinwirkt, vehemente politische Auseinandersetzungen an ihrer Universität zu beruhigen. Illegitim wäre nur, wenn sie versuchen würde, den Austausch wissenschaftlicher Argumente zu behindern.

Im November 2023 griff die Schweizer Presse den Fall in Basel auf. Daraufhin leitete auch die Basler Universitätsleitung eine Untersuchung am Institute for Urban Studies ein. Der Bericht wurde am 26. Januar 2024 veröffentlicht. Er konstatierte Probleme im Institut, jedoch keine systematischen Mängel an der Universität selbst. Immerhin muss eine in Schweizer Medien kritisierte Dissertationsschrift nun nachgebessert werden. Einige Stellungnahmen auf Webseiten des Instituts wurden entfernt, einige Beiträge in sozialen Medien zurückgezogen. In Zukunft sollen Webinhalte vor der Veröffentlichung von zwei Personen autorisiert werden.

Auch hier sehe ich keinen Eingriff in die Wissenschaftsfreiheit. Die Webseiten sind Organe zur Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Ihre Inhalte werden mit dem Universitätsnamen identifiziert. Die Universität hat ein legitimes Interesse daran, für ihr Außenbild einen Rahmen zu setzen. Die wissenschaftliche Arbeit wird nicht dadurch behindert, dass für Webauftritte und Beiträge in sozialen Medien, Regeln gelten, sofern diese unter dem Namen der Universität verbreitet werden. Das sehen zwölf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Institute for Urban Studies allerdings anders als ich. Sie haben sich in einem offenen Brief gegen die Entscheidung der Fakultätsleitung gewandt, dass eine Stellungnahme «Racial Justice Comments» von der Webseite zu entfernen war und dass eine Anthologie «What is Critical Urbanism?» nicht mehr in offiziellen Informationskanälen der Universität Basel als Werbemittel für den Studiengang eingesetzt werden darf. Ich kann in der Einschränkung von Werbemitteln keine Einschränkung der Wissenschafts- und Lehrfreiheit erkennen. Insgesamt wurden vom Dekanat 13 Maßnahmen getroffen.

Der eingangs erwähnte offene Brief äußert Besorgnis wegen der Entscheidungen der Universitätsleitung in Bern und des Dekanats in Basel. Die Autoren sehen darin eine Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit. Unterschrieben wurde der Brief von 505 Schweizer Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen. Unter diesen haben 29 Professorinnen und Professoren und weitere 107 Personen anonym unterzeichnet.

Worum geht es wirklich?

Wie bereits dargelegt, sehe ich in den Verwaltungsentscheidungen von Bern und Basel keinen Eingriff in die Wissenschaftsfreiheit. Liest man den offenen Brief genau, so behaupten die Autoren das auch nicht. Sie suggerieren es nur mit dem Titel des Briefs. Der Schlüsselsatz im Brief lautet: «Wir sind beunruhigt, dass die Universitäten durch die Untersuchungen in Basel und Bern indirekt ein wissenschaftlich unhaltbares und politisiertes Medienframing akzeptiert und legitimiert haben, welches kritische, sozial- und geisteswissenschafte Forschung als „ideologisch“ und unwissenschaftlich darstellt.» Etwas kürzer und klarer formuliert: «Wir interpretieren die Entscheidungen als Bestätigung dessen, was ganz andere Leute über uns geschrieben haben.»

Wenn ich beschreiben müsste, was keine wissenschaftliche Argumentation ist, hätte ich hier ein besonders schönes Beispiel. Die Universitätsleitung in Bern und das Dekanat in Basel hätten nicht ordnend eingreifen sollen, weil in den Medien vielleicht auch ungerechtfertigte Anschuldigungen erhoben worden sind. Das ist eine intellektuell unhaltbare Position. Hier fehlt es grundlegend an Verständnis dafür, wie Entscheidungsprozesse in Institutionen funktionieren (müssen). Wer als Sozialwissenschaftler so argumentiert, disqualifiziert sich selbst. In beiden Fällen haben die Leitungen Probleme identifiziert und mit klaren Argumenten belegt, warum sie ihre Maßnahmen getroffen haben. Der offene Brief setzt sich mit diesen Argumenten nicht auseinander.

Es gibt jedoch einen weiteren Schlüsselsatz in diesem offenen Brief, dessen Diskussion etwas tiefer gehen muss: «Aus Angst vor Sanktionen oder beruflichen Konsequenzen zögern Wissenschaftler*innen zunehmend, sich öffentlich zu Fragen ihrer Fachexpertise zu äußern.» Wenn dem so wäre, wäre das tatsächlich beunruhigend. Um zu klären, ob dem so ist, müssen wir herausfinden, was genau «Fachexpertise» ist.

Forschung ist notwendig ergebnisoffen id=»A3″

Forschung bezeichnet, leicht vereinfacht, das folgende Vorgehen. Eine Person glaubt, einen Zusammenhang erkannt zu haben, der unser Weltverständnis in irgendeiner Weise verbessert. Die Person formuliert, eventuell mit Hilfe anderer Personen, diesen Zusammenhang in Form einer plausiblen Hypothese. Wenn das nicht möglich ist, ist die Frage nicht untersuchbar. Die Personen entwerfen dann eine Studie, mit der die Hypothese getestet werden kann. Das Studiendesign muss grundsätzlich so angelegt sein, dass es die Hypothese (vorläufig) bestätigen oder widerlegen kann. Mit anderen Worten, das Studiendesign muss ergebnisoffen sein. Sonst ist die Studie wertlos, weil sie garantiert zu keinem Erkenntnisgewinn bezüglich der Hypothese führen wird.

Es gibt nur drei mögliche Ausgänge. Die gesammelten Daten bestätigen die Hypothese, sie widerlegen die Hypothese oder sie erlauben nicht, über die Richtigkeit der Hypothese zu entscheiden. Bei jedem der Ausgänge hat man etwas Neues gelernt. Wenn das Studiendesign vor Beginn der Studie erwarten ließ, dass es die Hypothese bestätigen oder widerlegen könne, das dann aber nicht konnte, liegt jetzt neue Information vor. Diese Information kann ein besseres Studiendesign bezüglich der gleichen Hypothese erlauben. Wenn möglich, sollte das Ergebnis bei jedem der drei Ausgänge publiziert werden, besonders wenn die Forschung öffentlich finanziert war. Die Forscher hatten sicher gehofft, ihre Hypothese würde bestätigt werden. Wenn sie jedoch stattdessen widerlegt wurde, ist es wissenschaftsethisch ihre Pflicht, darüber zu informieren. Falls die Hypothese tatsächlich plausibel war, wird sich dafür auch ein Publikationskanal finden.

Politischer Aktivismus ist mit diesem Verfahren unvereinbar. Wenn das Ergebnis in einem bestimmten normativen Rahmen liegen muss und anderenfalls unterschlagen wird, handelt es sich nicht um Forschung. Nehmen wir als Beispiel eine Untersuchung, ob menschengemachter Klimawandel einen genau bestimmten negativen Effekt hat, zum Beispiel auf die Kaffeeernte in Peru. Das Studiendesign muss zulassen, dass auch die Abwesenheit eines negativen Effekts oder sogar ein positiver Effekt gefunden werden kann, falls diese zu erwarten sind. Ist ein positiver Effekt zu erwarten, so muss auch das publiziert werden. Wer Studien anders entwirft, anders durchführt oder eine andere Publikationsstrategie verfolgt, der forscht nicht.

Wissenschaft ist nicht notwendig Forschung

Ein sehr geringer Anteil geistes- und sozialwissenschaftlicher akademischer Arbeit folgt dem Muster der Forschung, das ich soeben beschrieben habe. Die Autoren des offenen Briefs sprechen das auch an. Sie schreiben: «Die Beteiligung an gesellschaftlich relevanter Forschung erfordert von Wissenschaftler*innen die Verantwortung, klar zwischen ihren normativen Positionen und ihrer wissenschaftlichen Analyse zu unterscheiden.» Unabhängig davon, dass diese Meinung im Detail meiner obigen Definition von Forschung widerspricht, dürfte sie in den Geistes- und Sozialwissenschaften weitgehend Konsens sein.

In der Mathematik, den Naturwissenschaften und den Ingenieurwissenschaften gibt es keine «normativen Positionen». Zwar wird kein Physiker ein Ergebnis akzeptieren, das der Energieerhaltung widerspricht. Die Energieerhaltung ist aber keine normative Position. Sie folgt nach einem mathematischen Beweis durch Emmy Noether zwingend daraus, dass physikalische Vorgänge invariant unter Zeittranslation sind. Dieses kompliziert klingende Konzept bedeutet nichts anderes, als dass ein physikalisches Experiment (im Rahmen der Messungenauigkeit) heute das gleiche Ergbnis wie gestern liefern muss und im August 2024 immer noch. Ob alle Vorgänge in der Welt invariant unter Zeittranslation sind, wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass wir diese Zeitivarianz in der physikalischen Forschung voraussetzen müssen, weil wir sonst keine reproduzierbaren Ergebnisse hätten. Die breite Anwendbarkeit der reproduzierbaren Ergebnisse zeigt, dass ein großer Teil aller Vorgänge in der Welt in der Tat zeitinvariant ist.

Kann man normative Positionen akzeptieren und dennoch Wissenschaft betreiben? Nicht jeder Sozialwissenschaftler hat das so gesehen. Das Motto von Karl Marx war: «An allem ist zu zweifeln.» Dieses Motto impliziert, dass keine unverrückbaren Normen gesetzt sind. Meine eigene Position ist, dass akademische Arbeit innerhalb eines normativen Rahmens zwar keine Forschung ist, aber immer noch Wissenschaft sein kann. Betrachtet man die Geschichte der (europäischen) Universitäten, so findet man die Theologie unter den Fächern, die seit ihrer Gründung vertreten sind. Theologie findet (zumeist) in einem eng gesetzten normativen Rahmen statt. Nun könnte es sein, dass Theologie heute irrelevant ist. Sie könnte sogar schon immer irrelevant gewesen sein, es wurde nur erst später bemerkt. Marx dürfte ein Anhänger dieser These gewesen sein. Ich bin es nicht. Liest man zum Beispiel «Haben und Sein» von Erich Fromm, so findet man Bezüge auf Theologie und sogar auf den Mystiker Meister Eckhart. Ich finde es problematisch, Fromm deshalb Wissenschaftlichkeit abzusprechen. Daraus folgt dann, dass auch Theologen und Mystiker relevantes Wissen generiert haben. Wenn sie relevantes Wissen generiert haben, kann man auch ihnen die Wissenschaftlichkeit nicht absprechen.

Es lohnt sich übrigens, «Haben und Sein» zu lesen. Ich lese es gerade zum zweiten Mal. Fromm begründet, warum er Normen setzt und warum er einen «Neuen Menschen» für nötig hält. Im Grunde argumentierte er bereits 1979 so, wie es die Band «Von Grambusch» 2023 prägnant formuliert hat: «Wir rennen mit Anlauf in unser Ende.»

Ich glaube nicht, dass es den Neuen Menschen je geben wird. Wir sind seit mehr als 6000 Jahren der alte Adam und die alte Eva. Wir werden lernen, uns an das anzupassen, was wir gerade anrichten, oder wir werden untergehen. Ganz sicher aber werden die Massen nicht erleuchtet.

Geistes- und Sozialwissenschaftler, die das anders sehen, halte ich für schlechte Beobachter. Ich gestehe ihnen aber die Freiheit zu, es anders zu sehen als ich. Ich gestehe ihnen auch die Freiheit zu, auf der Basis ihrer anderen Sicht Wissenschaft zu betreiben. Ich finde sogar das eine oder andere ihrer Ergebnisse interessant. Fromm würde ich nicht zum zweiten Mal lesen, wenn ich aus seinen Überlegungen nichts lernen würde.

Und doch liegt es auf der Hand, dass E = m•c2 und Fromms Schlussfolgerungen Erkenntnisse ganz verschiedener Qualität sind. Auf E = m•c2 kann man bauen. Moderne Computerchips funktionieren nur, weil man die Relativitätstheorie berücksichtigt und weil sie stimmt. Einen Satz Fromms kann man nicht in dieser Weise in eine gesellschaftspolitische Entscheidung übersetzen, die sich dann auch garantiert als richtig erweisen wird.

Für eine Deklarationspflicht

Das Ressentiment von Mathematikern, Naturwissenschaftlern und Ingenieuren gegenüber Geistes- und Sozialwissenschaftlern, das zweifellos bei vielen von uns existiert, beruht darauf, dass wir diese intutitiv als Etikettenschwindler ansehen. Ich finde diese Art Etikettenschwindel auch in dem offenen Brief, wo die Autoren versuchen, den Naturwissenschaften normative Setzungen unterzujubeln. «Quer durch die Natur-, Sozial-, und Geisteswissenschaften basiert Forschung auf der Aushandlung unterschiedlicher Positionen und intellektuellem Pluralismus.» Dieser Satz ist nicht falsch, aber irreführend. In den Naturwissenschaften sind unterschiedliche Positionen temporär. Es ist wenigstens prinzipiell entscheidbar, welche Position richtig ist. Es gab die Äthertheorie und eine Zeit lang war sie in der Physik eine Position unter mehreren. Sie wurde widerlegt. In der Chemie gab es die Phlogistontheorie der Verbrennung und eine Zeit lang daneben die Oxidationstheorie. Letztere wurde bewiesen, Erstere wurde widerlegt. Es gab die Deutsche Physik, die von der jüdischen Relativitätstheorie nichts wissen wollte. Ein Physiknobelpreisträger war unter ihren Proponenten. Heute ist die Deutsche Physik keine haltbare Position mehr. Das liegt daran, dass sie durch ergebnisoffene Forschung experimentell widerlegt wurde.

In den Naturwissenschaften herrscht intellektueller Pluralismus nur bezüglich der Fragen, die noch nicht beantwortet sind. Die Naturwissenschaften sind darauf gerichtet, diese Fragen zu beantworten. Sie also darauf gerichtet, den intellektuellen Pluralismus betzüglich der untersuchten Fragen zu beenden. Wenn die Fragen beantwortet sind, übernehmen die Ingenieurwissenschaften. Dort gibt es bezüglich der Grundfragen gar keinen intellektuellen Pluralismus. Der Computerchip wird so entworfen, dass er funktioniert.

Dieser Unterschied ist wichtig. Wir sollten den Geistes- und Sozialwissenschaftlern – die eigentlich in der Lage sein sollten, genau solche Unterscheidungen zu treffen – nicht nachsehen, dass sie hier das Wasser trüben. Sie tun das – bewusst oder unbewusst – weil sie von der hohen Reputation der Natur- und Ingenieurwissenschaften profitieren möchten. Diese Reputation ist gerade in der Zuverlässigkeit der Erkenntnisse begründet, darauf, dass man buchstäblich auf diese Erkenntnisse bauen kann. Wo Erkenntnisse nur innerhalb eines bestimmten normativen Rahmens gelten, wo es einen intellektuellen Pluralismus gibt, in dem eine Erkenntnis dem Einen als falsch und der Anderen als richtig gelten kann, kann man auf die Erkenntnisse nicht bauen. Die Realität schert sich nicht um normative Rahmen, die von Menschen gesetzt werden. Dies, so scheint mir, haben einige Geistes- und Sozialwissenschaftler nicht begriffen.

Wie bereits ausgeführt, halte ich Geistes- und Sozialwissenschaft innerhalb normativer Rahmen dennoch für Wissenschaft – und für nützlich. Je enger die Rahmen gesetzt sind, desto geringer der Nutzen. Die Autoren des offenen Briefs mahnen Diversität und intellektuellen Pluralismus an. Diese braucht es in den Geistes- und Sozialwissenschaften tatsächlich, gerade wegen der normativen Rahmen, die eine Universalität einer einzigen Richtung auf einem Gebiet ausschließen. Es scheint den Autoren des Offenen Brief kurioserweise entgangen zu sein, dass sowohl in Bern als auch in Basel von den Leitungen auch deshalb eingegriffen wurde, weil in den betroffenen Fächern der intellektuelle Pluralismus fehlte. Man kann das in den jeweiligen Stellungnahmen nachlesen. Ich habe oben sogar einen entsprechenden Satz zitiert.

Ich halte es zusätzlich für wichtig, das Wasser zu klären, das von einer Fächergruppe getrübt worden ist. Wissenschaftliche Institutionen sollten deklarieren, ob sie ergebnisoffen forschen oder Wissenschaft innerhalb eines normativen Rahmens betreiben. Das kann, etwa bei einer Technischen Universität, auf Universitätsebene geschehen. Es kann auf der Fakultäts- oder Departementsebene oder auf der Institutsebene geschehen. In Einzelfällen kann es auch auch der Eebene einer einzelnen Professur deklariert werden, wobei ich es allerdings für problematisch halten würde, ergebnisoffen und normativ arbeitende Professuren in einem Institut zusammenzufassen. Das müsste zu (unproduktiven) Konflikten und Ressentiments führen. Auf der Ebene einer Volluniversität muss man freilich mit diesem Konflikt umzugehen lernen.

Normativ begrenzte Wissenschaft und öffentlichkeitsrelevante Fachexpertise

An diesem Punkt sind wir in der Lage zu diskutieren, ob Wissenschaft, die in einem normativen Rahmen verbleibt, öffentlichkeitsrelevante Fachexpertise produziert. Prinzipiell ist das möglich. Die Erkenntnisse von Fromm sind nicht universell und nicht so zuverlässig wie das Gravitationsgesetz. Wenn ich allerdings daraus etwas lernen kann, kann das auch ein Politiker oder die Führungsschicht einer Gesellschaft. Es gibt jedoch drei Einschränkungen.

Erstens kann ich auf einer halben Seite Text erklären, was E = m•c2 bedeutet und warum das wichtig ist. Eine gewisse Vorbildung muss ich voaraussetzen, aber gar nicht so viel. Der Leser muss nicht die Relativitätstheorie verstehen können, um meine Erklärung zu verstehen. Insbesondere muss er nicht verstehen, wie Einstein zu dieser Erkenntnis gekommen ist. Das gilt allgemein für bestätigte naturwissenschaftliche Ergebnisse. Sie sind zuverlässig unabhängig von dem Weg, auf dem sie gefunden wurden. Ein anderer Eindruck entsteht nur, weil auch Naturwissenschaftler mitunter (und immer häufiger) im Trüben fischen und Ergebnisse als bestätigt verkaufen, die das nicht sind.

Bei Wissenschaft, die sich in einem normativen Rahmen bewegt, ist eine solche Zuverlässigkeit nicht gegeben. Prinzipiell sind die Ergebnisse nur innerhalb des normativen Rahmens gültig, in dem sie erhalten wurden. Deshalb muss der normative Rahmen mit beschrieben werden. Weil eine experimentelle Bestätigung oder Widerlegung nicht möglich ist, kann die Zuverlässigkeit selbst innerhalb des normativen Rahmens nur dann abgeschätzt werden, wenn man weiß, auf welchem Weg der Wissenschaftler zu dem Ergebnis gekommen ist. Beides zusammen macht Fachexpertise auf geistes- und sozialwissenschaftlichem Gebiet zu einem viel schwächeren Argument als auf natur- oder gar ingenieurwissenschaftlichem.

Zweitens sind geistes- und sozialwissenschaftliche Ergebnisse je weniger wert, je enger der normative Rahmen gesetzt wurde. Persönlich habe ich den Eindruck, dass sich vor allem im angelsächsischen Raum die normativen Rahmen in den letzten Jahren verengt haben. Die geistes- und sozialwissenschaftlichen Fakultäten sind auch bezüglich der Auswahl normativer Rahmen homogener geworden. Dieser Trend ist zeitverzögert auch im deutschsprachigem Raum zu beobachten. Wenn Sozialwissenschaftler heutzutage von Diversität reden, meinen sie zumeist nur Diversität von Personen, aber nicht Diversität gedanklicher Ansätze. Dadurch sinkt die Relevanz der Geistes- und Sozialwissenschaften insgesamt. Man kann auch kritische Rassentheorie und Genderwissenschaft betreiben. Wenn Vertreter dieser Gebiete jedoch versuchen, ihre Kritiker vom Campus zu vertreiben, haben sie selbst nichts auf dem Campus zu suchen.

Drittens, und das ist wohl am Wichtigsten, kann ein Ergebnis, das innerhalb eines normativen Rahmens erhalten wurde, niemals Anspruch auf Universialität erheben. Das muss sich im Auftreten des geistes- oder sozialwissenschaftlichen Fachexperten in der Öffentlichkeit widerspiegeln. Solche Experten können interessante Denkanstöße geben. Sie können aber nicht darauf bestehen, zu wissen, wie entschieden werden muss.

Daraus folgt, dass ein Auftreten als Fachexperte und politischer Aktivismus miteinander unvereinbar sind. Ein Wissenschaftler darf auch politischer Aktivist sein, aber eben nicht in seiner Rolle als Wissenschaftler. Mit anderen Worten, er darf sich in seinem politischen Aktivismus nicht auf seine wissenschaftliche Expertise berufen. Wenn er in einem normativen Rahmen gearbeitet hat, würde er sich damit auch auf einen Zirkelschluss berufen. Natürlich hat er herausbekommen, was er schon vorausgesetzt hatte.

Fazit

Die Wissenschaftsfreiheit ist in der Schweiz nicht bedroht, schon gar nicht durch Medien, die in bestimmten Fachrichtungen ideologische anstelle von wissenschaftlichen Denkmustern erkennen. Sofern die Medien falsch liegen, sind sie mit konkreten Argumenten zu widerlegen. Wer sich stattdessen auf so allgemeine Dinge wie die Wissenschaftsfreiheit beruft, offenbart damit nur seinen Unwillen, sich inhaltlich mit Kritik auseinanderzusetzen.


124 Antworten zu “Wissenschaftsfreiheit und politischer Aktivismus”

  1. Ist also der Israel/Gaza-Krieg auch an Ihren Universitaeten angekommen.

    Danke fuer den Einblick und Ihrer Argumentation kann ich mich nur anschliessen.

    Kurz noch zur Relativitaetstheorie:

    Sie schreiben: «Moderne Computerchips funktionieren nur, weil man die Relativitätstheorie berücksichtigt und WEIL SIE STIMMT.»

    Hab› da was gelesen (glaube aehnl. auch im «SdW») Ist denn das inzwischen falsifiziert?

    https://www.heise.de/news/Einstein-vor-Abloesung-Hinweis-auf-Zusammenbruch-der-Relativitaetstheorie-9244568.html

    «Wissenschaftsfreiheit» – Der gute Rainald sieht das uebrigens so:

    https://www.youtube.com/watch?v=I3bgic7yUqM

    • «Hab› da was gelesen (glaube aehnl. auch im «SdW») Ist denn das inzwischen falsifiziert?»

      Diese Publikation ist laut «Web of Science» seit ihrem Erscheinen noch nicht zitiert worden, außer einmal von ihrem Autor selbst. Dieses Zitat ist – Sie ahnen es – ein Erratum. In einer Abbildung war etwas schief gegangen. Die Schlussfolgerung wird davon nicht berührt. (Das mit dem Erratum ist mir auch schon passiert)

      Kyu-Hyun Chae hat mit einer weiteren Publikation nachgelegt.

      Die beste Einschätzung der Bedeutung (und Zuverlässigkeit) dieser Analysen findet sich auf «Big Think», wo das Ganze als Kombination von guter Wissenschaft, schlechter Wissenschaft und einem schlechten Zustand bei der Vermittlung von Nachrichten aus der Wissenschaft sei.

      Andere Analysen sind mit der gleichen Datenbasis zur entgegengesetzten Schlussfolgerung gekommen. Der Unterschied liegt in der Auswahl der Daten aus einem Datensatz. Das Problem wird dadurch verschärft, dass die Qualität der Daten von Gaia derzeit noch nicht ausreicht, um wirklich zuverlässige Schlussfolgerungen zu ziehen.

      Bezüglich der Medienberichte schreibt Ethan Siegel of Big Think, dass sie weitgehend nur auf einer Pressemitteilung von Chaes Universität beruhen. Diese wiederum «ist so einseitig und sensationsheischend, wie man es nur sein kann, und ist oft die einzige Quelle, die in den im Internet verbreiteten Berichten über diese Geschichte genannt wird.»

      Ethan schliesst seinen Beitrag so: «Die Informationen, über die wir heute verfügen, reichen nicht aus, um Schlussfolgerungen darüber zu ziehen, ob große Doppelsterne eine Newtonsche oder MONDsche Sicht des Universums unterstützen oder widerlegen.»

        • Vielleicht jetzt doch noch mal ein bisschen Whataboutism (bevor die anderen ForistInnen kommen. Sie haetten wieder einen Jingle setzen sollen…) Andererseits E = mc² ist ja auch so was wie ein «normativer Rahmen».

          Da gab’s ja auch mal Artikel, bei denen das «c» seine normativen Grenzen ueberschritt.

          https://www.weltderphysik.de/gebiet/teilchen/nachrichten/2011/neutrinos-sind-moeglicherweise-schneller-als-das-licht-update/

          Hat sich das inzwischen geklaert?

              • Na so was 😉

                Ich koennte wetten, hier handelt es sich um die beruehmte «spukhafte Fernwirkung». Noch so ein ungeklaertes Phaenomen, das den Einstein’schen normativen Rahmen sprengt.

                • «Noch so ein ungeklaertes Phaenomen, das den Einstein’schen normativen Rahmen sprengt.»

                  Nee. Das Einstein-Podolsky-Rosen-Paradox steht nicht im Widerspruch zur Relativitätstheorie. Die Fernwirkung ist zwar instantan (braucht keine Zeit), man kann aber damit keine Information mit einer höheren Geschwindigkeit übermitteln als der Lichtgeschwindigkeit. Das liegt daran, dass die Teilchen oder Photonen in der Vergangenheit verschränkt worden sein müssen und dass ich Abstand zum Zeitpunkt der Messung durch die Zeit seit der Verschränkung und die Lichtgeschwindikeit beschränkt ist, weil sie sich nicht schneller voneinander entfernen können.

                  • Danke, fuer die Erklaerung. EPR ist ja auch eines Ihrer Hauptforschungsgebiete.

                    Meinerseits gilt das Zitat von Feynman:
                    «Wer glaubt, die Quantentheorie verstanden zu haben, hat sie nicht verstanden.»

                    • Das ist eine Weiterentwicklung eines Niels-Bohr-Zitats: “Wenn die Quantentheorie Sie nicht schockiert, haben Sie sie nicht verstanden.”

                      Man findet sich irgendwann damit ab, dass man die Sache nicht intuitiv verstehen kann, weil man sehr wohl rechnen kann und und die Vorhersagen im Rahmen der Messunsicherheit und der Heisenbergschen Unschärferelation perfekt eintreffen. Das Ergebnis einer Einzelmessung kann man nicht vorhersagen, das mittlere Ergebnis von vielen gleich präparierten Messungen aber schon.

                      Gott würfelt doch. Das macht aber nichts aus, weil sie so häufig würfelt.

                    • Das Niels-Bohr-Zitat hatte ich auch gelesen. Aber das andere war schoener, weil es – fuer meine Begriffe – selbst ein Paradoxon ist.

                      Und Sie ahnen, nein wissen es (mit einer Unsicherheit sehr geringfuehig von Null verschieden), dass ich weder glaube die Quantentheorie verstanden zu haben, geschweige denn, dass ich die verstanden habe.

                      «…weil sie so häufig würfelt.» Aha, ist «er» also eine «sie». Auch noch nicht gewusst.

                    • «Aha, ist «er» also eine «sie».»

                      Das ist nicht von mir. Zum Beispiel hat Erwin Rousselle das Tao-te-King von Lao-tse so aus dem Chinesischen übersetzt. Das höchste Prinzip ist da weiblich. Der erste Vers lautet:

                      «Ist die Führerin des Alls in Worten anführbar, so ist es nicht die ewige Führerin.»

                      Dagegen finde ich die Uebersetzung von Richard Wilhelm, den ich wegen seiner Uebersetzung und seines Kommentars zum I-Ging sehr schätze, schwächer, weniger poetisch, zu abstrakt:

                      «Der Sinn, der sich aussprechen läßt,
                      ist nicht der ewige Sinn.»

                      Aber auch bei Wilhelm gibt es Verse, in denen der Urgrund in einem weiblichen Prinzip aufscheint. Die Idee von Gott als Mann ist nicht universell.

                    • «Das höchste Prinzip ist da weiblich.»

                      Ich denke eher, dass sind nur menschliche Zuschreibungen, weil Menschen eben nur in menschlichen Kategorien denken koennen.

                      Vermutlich hat das hoechste Prinzip gar kein Geschlecht.

                      Mal seh’n, vielleicht lueftet sich das Geheimnis nach dem Tod.

                      Einfach nur zu verwesen und von Wuermern zerfressen zu werden, oder als Asche den Boden zu duengen, ist mir zu billig 😉

                    • «Vermutlich hat das hoechste Prinzip gar kein Geschlecht.»

                      Nein, Gott könnte ja gar nicht universell sein, wenn es ein Geschlecht hätte. Man kann aber so schön provozieren, wenn man es «sie» nennt.

                      Angenommen, es gäbe ein höchstes Prinzip, dann könnte dieses keine menschliche Psychologie haben. Die menschliche Psychologie ist wesentlich dadurch determiniert, dass das (irdische) Leben endlich ist. Dieses Ganze: «Ich muss jetzt bald noch dies oder das tun» oder die Idee einer Karriere passen nicht zu einem unendlichen Leben.

                      Aus meiner, zugegeben etwas sehr rationalen Sicht, ergibt die Idee der Unsterblichkeit keinerlei Sinn und zwar aus dem gleichen Grund. Wenn irgendetwas von mir Herrührendes nach meinem körperlichen Tod «weiterleben» würde, wäre das ganz sicher nicht Ich. Es kann an dieser Grenze psychologisch gar keine Kontinuität geben.

                      Und dann sehe ich in der Ewigkeit meine Freunde und Bekannten wieder. Worüber wollen wir dann eigentlich noch reden? Wenn es da keine Zeit mehr gibt, keine Zeit vergeht. Nichts von dem, was uns jetzt bewegt, ergäbe da noch Sinn.

                      Ich verstehe, ehrlich gesagt, nicht, wie jemand an ein ewiges Leben glauben kann. Es gibt auch keinerlei detaillierte Beschreibungen von dem Paradies, das dann die Guten unter uns erwarten soll. Eine ewige Hölle kann man sich ausmalen, ein ewiges Paradies nicht.

                    • «Man kann aber so schön provozieren, wenn man es «sie» nennt.»

                      Verstehe. Man kann auch schoen provozieren, wenn man gendert oder die Fussballnationalmannschaft in “Shocking Pink”-Trikots bei der EM auflaufen laesst.

                      «Ich verstehe, ehrlich gesagt, nicht, wie jemand an ein ewiges Leben glauben kann.»

                      Vermutlich, weil man sich den Tod nicht vorstellen kann. Man kann sich nicht vorstellen nicht mehr im Spiel zu sein – nie mehr. Zum anderen ist es aber auch so, fuer wen das jetzige Leben nur Leid und Muehsal ist, der hat wenigstens die Hoffnung, dass danach alles besser wird.

                      «Wenn es da keine Zeit mehr gibt, keine Zeit vergeht. Nichts von dem, was uns jetzt bewegt, ergäbe da noch Sinn.»

                      Woher wissen Sie denn, dass es da keine Zeit mehr gibt?

                      Ich wuerde denken, da gibt’s unendlich Zeit. Veraenderungen gibt es ja dann auch nach wie vor. Und naja, dann bewegt Sie halt was anderes.

                      Ich glaube auch nicht an das ewige Leben (das Universum stirbt ja schliesslich auch), aber wuerde das nicht so negativ sehen. Ganz im Gegenteil.

                    • «Ich wuerde denken, da gibt’s unendlich Zeit.»

                      Zeit hat eine Richtung. Die kommt daher, dass bestimmte Prozesse unumkehrbar (irreversibel) sind. Im Leben geht es eine Weile bergauf, dann bergab. Was ist mit dem Paradies? Mühen der Ebenen? Ewige Langeweile?

                      Ich kann mich nicht daran erinnern, was ich war, bevor ich geboren wurde. Warum sollte ich nicht genau so ins Nichts verschwinden, wie ich aus dem Nichts gekommen bin?

                      Mir scheint, das ist nur ein Schatten, den der Selbsterhaltungsinstinkt des Tiers in uns in das menschliche Bewusstsein wirft. Man kann sich ja vor einem schmerzhaften Tod fürchten. Aber vor dem Nichts danach? Warum eigentlich?

                    • Na ja – was mich betrifft – ich fuerchte mich nicht vor dem Nichts. Es ist nur beunuhigend (um nicht zu sagen aergerlich), dass ich mir das nicht vorstellen kann.

                      „Ich kann mich nicht daran erinnern, was ich war, bevor ich geboren wurde.“

                      Das ist aber nicht dasselbe. Zumindest koennen Sie sich jetzt, wo Sie leben, erinnern, dass Sie sich nicht erinnern koennen, Was Sie waren, bevor…

                    • «Es ist nur beunuhigend (um nicht zu sagen aergerlich), dass ich mir das nicht vorstellen kann.»

                      Wenn Sie sich das ewige Leben nach dem Tode vorstellen können, schreiben Sie einen Roman darüber. Erstens ist das noch niemandem gelungen und zweitens würde das bestimmt ein Bestseller.

                      Sagen Sie jetzt nicht Dante Alighieri, der war nur kurz im Paradies, nicht ewig. Sein Buch ist auch ein Bestseller geworden, aber wohl doch eher wegen der Beschreibung von Fegefeuer und Hölle.

                    • «Wenn Sie sich das ewige Leben nach dem Tode vorstellen können, schreiben Sie einen Roman darüber.»

                      Ja, dem Dante wuerde ich schon gern nacheifern. Aber das kann ich eben aus besagten Grund gerade nicht.

                • Ach so, Ergaenzung noch.

                  «Wenn irgendetwas von mir Herrührendes nach meinem körperlichen Tod «weiterleben» würde, wäre das ganz sicher nicht Ich.»

                  Ich denke, das ist auch nicht das Ziel derer, die vom ewigen Leben traeumen. Wenn die sich nicht «wiedererkennen» wuerden, dann waere das ja kein ewiges Leben, sondern ein neues von einen ganz anderen «Wesen».

                  (Wenn sich der Dalai Lama aus einem frueheren Leben wiedererkennt, braucht er eigentlich eine psychologische Behandlung.)

                  • «(Wenn sich der Dalai Lama aus einem frueheren Leben wiedererkennt, braucht er eigentlich eine psychologische Behandlung.)»

                    Da wechsle ich doch mal flugs die Seite in der Argumentation. Woher wissen Sie das?

                    Vielleicht kann der Dalai Lama das ja, weil seine Kultur Techniken entwickelt hat, dieses Gedächtnis freizulegen. Und Sie und ich können das nur deshalb nicht, weil wir diese Techniken nicht beherrschen. Dann wären wir es, die psychologischen Behandlungsbedarf hätten.

                    Das ist nicht so weit hergeholt. Ich kann den quantenmechanischen Hamilton-Operator eines Zweiniveausystems diagonalisieren, ganz leicht. Sie können das vermutlich nicht, weil Sie es nicht gelernt haben. Andersherum können Sie ganz gewiss irgendetwas, das Ihnen leicht fällt, das ich aber nicht kann, weil ich es nicht gelernt habe.

                    Der Dalai Lama kann sich halt an sein voriges Leben erinnern.

                    • «Woher wissen Sie das?»

                      Hmm. Da hatten mich wohl Ihre vorhergehenden Argumente ueberzeugt.

                      Kann ja nicht wissen, dass Sie so sprunghaft sind.

        • e=mc² kann aber jeder leicht nachvollziehen, dass es so ein muss, kein halbes c etc…

          und zwar wenn wir die kollision von elektron und positron beobachten, dann die zwei entstandenen gamma-photonen «wiegen».
          auch der umgekehrte fall, wenn ein gamma-photon auf eine «unebenheit» im raum trifft und sich zu elektron und positron verwandelt….unter energie- und impulserhaltung.

          beim cern wird es täglich milliardenmal durchgespielt mit protonen. die hätten schon eine abweichung gefunden.

      • Wunderbar. Sehen Sie mir bitte nach, dass ich die beiden Link-Artikel noch nicht uebersetzt habe. Bei zumindest ersteren befuerchte ich, dat iss mir auch alles zu hoch.

        Ganz abgesehen davon, glaube ich sowieso dem grossen Einstein. Komme ja nicht vom MOND.

        «Dieses Zitat ist – Sie ahnen es – ein Erratum.»

        Jetzt zum dritten Mal den Begriff gehoert (nachdem Sie mich mit zwei neueren «Science»-Artikeln aergern wollten). DeepL gab da keine Uebersetzung. Der ist wohl ueblich in der Wissenschaft fuer Dreckfuhler?

          • Danke, dass Sie da auf ein ganz persoenliches Beispiel verweisen. (Dass es aber kein Fehler von Ihnen war, sondern das Journal, das falsch gedruckt hat, habe ich verstanden. Den Inhalt des Originalartikels natuerlich nicht. Aber das war ja jetzt auch nicht die Intention.)

            • «Dass es aber kein Fehler von Ihnen war, sondern das Journal, das falsch gedruckt hat, habe ich verstanden.»

              Doch, ich hatte zwar in meinen Programmen richtig den Sinus und habe die Herleitung auch mit dem Sinus weitergerechnet, im Manuskript in dieser einen Gleichung aber Cosinus geschrieben. So etwas bemerkt man als Einzelautor selten und da ich diese Gleichung erst in der Revision auf Verlangen eines Gutachters eingefügt hatte und dem das nicht mehr vorgelegt wurde, ist es halt durchgerutscht. Bemerkt hat es dann ein Masterstudent, der meine Herleitung verstehen wollte, weil er darauf aufbauend weitergearbeitet hat.

  2. guter artikel, danke.

    >Daraus folgt, dass ein Auftreten als Fachexperte
    >und politischer Aktivismus miteinander unvereinbar sind.

    die tätigkeiten von missionierern oder eiferern im öffentlichen raum als politischen Aktivismus zu bezeichnen ist bereits ein fehler – die trüben das wasser, weil sie dafür bezahlt werden oder im eigenen auftrag unterwegs sind. im amiland sind diese leute aber schon weiter, mathe und physik sind rassistisch 😉

    ….Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen. — Mark Twain

  3. «Antisemitismusvorwürfe zu instrumentalisieren»
    Richtig ist, dass Antisemitismusvorwuerfe leider von gewisser Seite ganz locker von der Zunge gehen, auch wenn es jeder Grundlage entbehrt. (Uebrigens ebenso wie Nazi-Vorwuerfe – dazu gibt’s dann nur keine Solidaritaetsbekundungen fuer die Betroffenen seitens der intellektuellen woken Elite.)

    In diesem Fall war das doch aber eine Reaktion auf das Verhalten der Unis von Bern und Basel.

    Meiner Meinung nach kann da auch eine Universitaet gewisse Grenzen setzten und da hat halt dort eine Aussage wie «bestes Geschenk» zu einen brutalen Terrorangriff auf Unschuldige nichts zu suchen.

    Selbes gilt mMn auch fuer Judith Butler (Abstammung hin oder her).

    „Wir können unterschiedliche Ansichten über die Hamas als politische Partei haben. Wir können unterschiedliche Ansichten über den bewaffneten Widerstand haben“, so Butler. „Aber ich denke, es ist ehrlicher und historisch korrekter zu sagen, dass der Aufstand vom 7. Oktober ein Akt des bewaffneten Widerstands war. Es handelt sich nicht um einen terroristischen Angriff und auch nicht um einen antisemitischen Angriff.“

    Wer so ein schiefes Weltbild in aller Oeffentlichkeit vertritt, den moechte ich auch an keiner Universitaet sehen. (Den Hoecke moechte ja auch niemand als Lehrer. Oder?)

    • >Aber ich denke, es ist ehrlicher und historisch korrekter zu sagen,
      >dass der Aufstand vom 7. Oktober ein Akt des bewaffneten
      >Widerstands war. Es handelt sich nicht um einen terroristischen
      >Angriff und auch nicht um einen antisemitischen Angriff.“

      >Wer so ein schiefes Weltbild in aller Oeffentlichkeit vertritt,
      >den moechte ich auch an keiner Universitaet sehen.

      bei einem singulären ereignis – ja. sie erwähnt aber explizit die historische betrachtung.
      übrigens, aktuelle zählung auf wiki-en – 32.000 tote und 8.000 vermisste in gaza. borell spricht von hunger als waffe und es gibt keine anzeichen für ein ende. israel gewinnt diese schlacht, wird den krieg aber verlieren.

      • «bei einem singulären ereignis»

        Das absichtliche Töten unschuldiger Zivilisten ist ein Terrorangriff. Wer das nicht sehen will, hat in der universitären Lehre wirklich nichts zu suchen. Man darf Studentinnen und Studenten nicht sagen, dass so etwas «wegen der Vorgeschichte» legitim sein kann.

        • die dame ist bekannt für ziemlich heftige aussagen, offenbar ohne folgen, sie ist aber nicht alleine.

          >wegen der Vorgeschichte

          ahistorisch ist der terror vom 7.okt aber nicht und heute sehen wir weiter zu, was wiederum aus der aktuellen zeit fällt, da heutzutage passivität fast als mittäterschaft in frage kommt.

          die sprachlichen verrenkungen in d als auch als deutsche geben de facto israel carte blanche, ich hoffe, dass das militär sich einschränkt als auch netanyahu bremst.

          • Das ist ja alles richtig, aber nicht der Punkt.

            Keine Vorgeschichte der Welt und auch nichts, was andere in gleicher Weise getan haben, darf eine Rechtfertigung fuer das wahllose Ermorden und fuer Greueltaten aller Art an unschuldigen Menschen sein – Menschen wie Ihnen und mich.

            • sie hat es dennoch getan und nichts passierte, es gibt zig andere extremistische aussagen zu vielen dingen, die manche ohne folgen sich leisten können, manche sind gleicher als andere oder mehr opfer als der durchschnitt… reemtsa hat grad über so was ein artikel im spiegel 13/24 verfasst.

              >Das ist ja alles richtig, aber nicht der Punkt.

              der punkt ist, ab wann ist es ein genozid in gaza – 35.000 – 70.000?

              • Da was Israel in Gaza tut, ist natuerlich auch mit nichts zu rechtfertigen (Glaube, hatte ich schon mal geschrieben.)

                Der Punkt ist aber lt. Voelkerrecht nicht die Anzahl, sondern die Absicht.

                  • Auch das ist nicht der Punkt. Es geht nicht darum, dass der wahrheitsliebende Bibi es nicht zugibt. Es geht darum, ob man es ihm (bzw. Israel) nachweisen kann.

                    Na, gucken Sie nicht so verdutzt 😉 Ich habe die Regeln nicht gemacht.

                    • «Es geht darum, ob man es ihm (bzw. Israel) nachweisen kann.»

                      Nun ja, einige seiner Minister haben ja Dinge gesagt, die unter Genozid fallen.

                      Hat er sie entlassen?

                    • Ja, d.h. nein, hat er nicht gemacht und das geht natuerlich gar nicht.

                      Ich hatte mal in einen frueheren Blogbeitrag geschrieben, ich kann eine Absicht nicht erkennen. Mittlerweile faellt es mir zunehmend schwerer diese Ansicht noch aufrechtzuerhalten. Ist vielleicht doch die «german guilt», die einen daran hindert, klarer zu sehen.

                      Trifft ja auch auf Russland zu, oder wuerden Sie, das was die Russen in der Ukraine machen, nicht auch als Genozid bezeichnen? Schliessl. gibt’s da auch einige Dinge, die unter diesen Begriff fallen. (Immer vorausgesetzt in dieser Richtung, es ist nicht alles nur westl. Propaganda.)

                    • «Trifft ja auch auf Russland zu, oder wuerden Sie, das was die Russen in der Ukraine machen, nicht auch als Genozid bezeichnen?»

                      Ich sehe keine Absicht, «die Ukrainer als nationale Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören.» Es geht Putin um Territorium. Diejenigen, die dort leben, dürfen gern bleiben und russische Untertanen werden.

                      Man kann das allerdings auch anders sehen. Was Medwedew immer mal wieder von sich gibt, kann man schon so interpretieren, dass die Ukrainer als nationale Gruppe in Russland aufgehen sollen. Das entspricht dann Lemkins Genozid-Definition («Genozid hat zwei Phasen: erstens die Zerstörung der nationalen Eigenart der unterdrückten Gruppe, zweitens das Aufzwingen der nationalen Eigenart des Unterdrückers.»). Da Putin Medwedew ja auch nicht aus seinen Funktionen entfernt (stellvertretender Leiter des Sicherheitsrates der Russischen Föderation), kann man schon argumentieren, dass er auch nicht anders handelt als Bibi.

                    • Medwedew (Damals nach der Rochade mit Putin: Praesident – Ministerpraesident dachte ich noch nicht, dass der jemals der grosse Scharfmacher wird. Was ist da nur schiefgelaufen…)

                      Also Medwedew: Daran hatte ich gar nicht gedacht. Stimmt, die Parallelen sind unuebersehbar.

                      Ich hatte eigentlich an die UN-Definition fuer Voelkermord gedacht. Da steht in Artikel II u.a.

                      «eine der folgenden Handlungen, die in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören:

                      e) gewaltsame Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe»

                      Wenn das nicht nur Propagada von ukrain. und westlicher Seite ist, wurden doch ukrainische Kinder nach Russland verschleppt (oder denken Sie da auch an «aufgenommen»)?

                      https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-krieg-700-000-ukrainische-kinder-seit-kriegsbeginn-nach-russland-verschleppt-a-0a709765-a583-459a-b63a-059ad81f3aed

                      Uebrigens: Man koennte ja auch mal eine Abstimmung in der UN einbringen, in dem die Hamas explizit des Genozids angeklagt wird. (Auch, wenn die kein Staat ist.) Waere zumindest interessant, ob und falls ja, wer dagegen stimmt.

                    • «oder denken Sie da auch an «aufgenommen»»

                      Bei den meisten der 700’000 denke ich tatsächlich an aufgenommen. Dass die meisten Bewohner von Cherson das Evakuierungsangebot nach Russland im November 2022 gern angenommen haben, hat sogar ein ukrainischer Journalist bestätigt, der dort war. Für Familien, die ohnehin eher russisch fühlen und die russisch sprechen, ist eigentlich ziemlich klar, was attraktiver ist.

                      Dass in den Wirren auch Kinder von ihren Eltern getrennt wurden und dann von der Besatzungsmacht aus dem Kampfgebiet ins Landesinnere gebracht wurden, ist auch noch keine Verschleppung.

                      Ich würde da schon gern Beweise sehen, wenn jemand so etwas behauptet.

    • Ja, lustig. Ricarda Lang als Dampfwalze. (Wo ich es gestern so beim halben Hingucken gesehen hatte, dachte ich noch es sei Kritik an der Ukraine-Politik und die verkoerpert einen Panzer.)

      Aber etwas gemein ist das schon.

        • Wobei ja «Ich wusste mit Deutschland noch nie etwas anzufangen und weiß es bis heute nicht.» schon noch besser ist von Einem, der dann – deutscher Minister und Vizekanzler geworden ist.

          Ich finde, Habeck hat da eine sehr kluge Selbsteinschätzung abgegeben, die bis heute gilt. Man kann es daran sehen, wie er agiert.

          • «Die Arbeiter haben kein Vaterland.» (Karl Marx: «Kommunistisches Manifest»)

            «Ich wusste mit Deutschland noch nie etwas anzufangen und weiß es bis heute nicht.»

            Stimmt. Mit derlei Plakaten koennten die Gruenen ihren naechsten Wahlkampf starten.

          • «Ich finde, Habeck hat da eine sehr kluge Selbsteinschätzung abgegeben, die bis heute gilt.»

            Tja, gestern so und heute so:

            „Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht“

            Ich haette mir von dem ein bisschen mehr Standpunktfestigkeit gewuenscht.

            • Ja, das ist mir auch aufgefallen. Prinzipien hat er nicht. Das ginge ja noch an, wenn er seine Meinungen deshalb wechseln würde, weil er etwas gelernt hat. Aber er redet immer nur irgendjemandem nach dem Munde, mal den Einen, dann den Anderen.

              So Leute sollten nicht führen.

              • Vielleicht liest er auch zu viel Paul Feyerabend am Feierabend 😉

                «Es ist kurzsichtig anzunehmen, dass man »Lösungen« für Menschen hat, an deren Leben man nicht teilnimmt und deren Probleme man nicht kennt.»

                • Das war, glaube ich, ein Kommentar zur «Entwicklungshilfe». Er traf auch zu. Da sind viele Projekte verwirklicht (oder in den Sand gesetzt) worden, die im reichen Norden auf Papier vernünftig aussahen und zu den Verhältnissen vor Ort nicht passten.

                  Den Radweg in Peru zwischen zwei vielbefahrenen Autofahrbahnen nutzt ja auch fast niemand.

                  • Aehm ja.

                    In dem Fall geht’s aber um den Klimaschutz. Da ist man praktisch von der Realitaet umzingelt. Und klar: Das erschliesst sich einem «einfachen deutschen Steuerzahler» (geschweige denn einem Schweizer Buerger) eben nicht gleich. Dafuer gibt’s dann den «Faktenfinder»

                    https://www.tagesschau.de/faktenfinder/radwege-peru-entwicklungshilfe-100.html

                    Off Topic: Mir traeumte, dass ich auch etwas ueber die Praesidentschaftswahl in der Slowakei gelesen haette, war ein italienischer Name mit im Spiel: Pellegrini…

                    • Ich habe den Kommentar wieder kassieren müssen, weil er auf vorläufigen Abstimmungsergebnissen beruhte, die sich im Lauf der Auszählung noch einmal umgekehrt hatten. Vielleicht nach dem Hallenbad ein korrekter Kommentar.

                  • Ein Bekannter – Entwicklungshelfer – meinte, man hat sehr viel in den Sand gesetzt, für Millionen Euro. Projekte die am grünen Tisch geplant wurden und keine Folgeabschätzung stattgefunden hat. Ebenso wurden die Gegebenheiten vor Ort zuwenig berücksichtigt. Er hatte beträchtliche Zweifel an der sinnhaftigkeit seiner Tätigkeit.

                    • «Er hatte beträchtliche Zweifel an der sinnhaftigkeit seiner Tätigkeit.»

                      Ich denke, man kann es schon auch besser machen. Der Verein EquipSent, in dem sich auch einige ehemalige und jetzige Mitarbeiter(innen) meiner Gruppe engagieren, sammelt zum Beispiel Geräte ein, die in der reichen Schweiz weggeworfen würden und schickt sie zur Unterstützung von Ausbildung und Forschung in nicht so reiche Länder. Der Punkt ist, dass die potentiellen Empfänger in den ärmeren Ländern selbst bestimmen, was sie brauchen könnten.

        • „Klare Vorgaben und klare Regeln.“ Da spricht die aus Erfahrung.

          Dennoch ist es nicht nett, Personen nach deren Aeusseren zu bewerten.

          Ich weiss es aus eigener Erfahrung in meiner Kindheit und Jugendliche bis in die Lehrzeit. Das kann einen ganz schoen runterziehen.

          • «Dennoch ist es nicht nett, Personen nach deren Aeusseren zu bewerten.»

            Mag sein. Aber es ist politische Unfähigkeit, jemanden mit derartigem Übergewicht über gesunde Ernährung bei Kindern reden zu lassen. Das musste ja nicht sein. Und es zeugt von erheblicher politischer Instinktlosigkeit, dass sie selbst das nicht vorher gemerkt hat.

            Sie auf einem Plakat auf eine Dampfwalze zu setzen, ist gemein. Sich darüber lustig zu machen, dass sie glaubt, über gesunde Ernährung reden zu müssen, ist «fair game»,

              • Gute Frage.

                Da die Argumentation gegenueber dieser Person bis dato aber auch ansonsten nicht gerade von Nettigkeit getragen ist und der Autor im Gegensatz zu mir die unterschiedl. engl. Bedeutung beider Ausdruecke ganz genau kennt, tippe ich mal auf letzteres.

              • Im Sinne von «fair play». Das mit der Dampfwalze ist hingegen nicht «fair play». Andererseits befinden sich die deutschen Grünen auch nicht unbedingt in einer Situation, in der sie in der politischen Auseinandersetzung von der anderen Seite «fair play» verlangen könnten. Wie man in den Wald hinenruft, so schallt es eben heraus.

                • druck im kessel – die grünen wollen eine neuwahl 200% verhindern, fdp nicht, spd macht schon wahlkampf… IMO 😉
                  jetzt fehlt nur noch der grund für eine vertrauensfrage… dat könnt eine überraschung werden

                  • «jetzt fehlt nur noch der grund für eine vertrauensfrage…»

                    Im Deutschland sind nur konstruktive Misstrauensvoten erlaubt (Erfahrung aus der Weimarer Republik). Man kann einen Kanzler nur durch ein Misstrauensvotum stürzen, indem man gleichzeitig einen neuen wählt. Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Bundestag reicht ein Seitenwechsel der FDP nur dann, wenn der neue Kanzler mit Stimmen der AfD gewählt würde.

                    Ergo: Solange Scholz nicht in der SPD das Vertrauen verliert, ist er sicher.

                    • mir ist klar, dass es keine abgesprochen-spontane mehrheit im b-tag geben wird (für merz…)
                      oder dass
                      steinmeier den b-tag aufzulösen könnte (eher friert die hölle zu…)

                      >>> muss die ampel also nicht befürchten, dass es zu neuwahl kommen kann, wenn fdp querschiesst und austritt?

                      ich hab mehrfach würste gemacht, aber wie politik wurschtelt wollt ich nie so genau wissen 😉

                    • «>>> muss die ampel also nicht befürchten, dass es zu neuwahl kommen kann, wenn fdp querschiesst und austritt?»

                      Nicht notwendig. Rot-grün könnte auch als Minderheitsregierung weitermachen, sozusagen Erfurter Modell in Berlin mit etwas anderen Partnern.

  4. «Erstens kann ich auf einer halben Seite Text erklären, was E = m•c2 bedeutet..»

    Würde mich sehr interessieren, wie sie das formulieren würden. Nicht daß mir die Tatsache unbekannt wäre, aber Sie haben sicher eine deutlichere Formulierung parat als ich. In Diskussionen würde eine kurze, aber deutliche und verständliche Formulierung helfen.
    Aber nur wenn Sie Lust bzw Zeit dazu haben.

      • Wäre sicher interessant, wenn er meiner Bitte nachkommen könnte.
        Bei Vorträgen von Josef. M. Gaßner schalte ich relativ schnell ab. Er mag eine Koryphäe sein, aber ungemein anstrengend für Zuhörer. Immerhin hat es sich im Laufe der Zeit gebessert, aber die Vortragsweise, die Formulierungen….sehr gewöhnungsbedürftig.

        • Haben Sie bitte ein bisschen Geduld. @izi ist ein ganz netter, das wird schon…

          Das auf auf eine halbe Seite zu bekommen (wobei Seiten- und Buchstabengroesse auch eine Rolle spielen… alles ist relativ) ist das eine. Das auch fuer die Allgemeinheit auf eine halbe Seite hinzubekommen, noch mal ganz was anderes.

          Und wir sollten auch bedenken, dass jetzt wieder die Freiluftsaison beginnt.

          • Hat doch nicht so geklungen als ob ich keine Geduld hätte. Oder?
            War auch keine Forderung, sondern nur eine Bitte und auch nur wenn Lust und Zeit gegeben ist.
            Meine Intention war. wenn man jemand hat der gut formulieren kann und nahe an der Thematik ist dazu etwas sagen würde, kann ich nur lernen.
            Gerade im Bereich Physik merke ich manchmal bei Diskussionen, die Formulierung ist entscheidend für das Verständnis. Da meine ich, so manches könnte ich kürzer und deutlicher formulieren.
            Im Bereich Quantenmechanik wirds dann ganz problematisch, da man die menschliche Vorstellungswelt verläßt.
            Wenn man bedenkt, daß führende Physiker vor mehr als 100 Jahren dachten, die Physik ist ausgereizt und kaum etwas Neues zu finden.

            • «Wenn man bedenkt, daß führende Physiker vor mehr als 100 Jahren dachten, die Physik ist ausgereizt und kaum etwas Neues zu finden.»

              Am Klarsten hat das wohl damals Lord Kelvin (William Thomson) ausgesprochen:

              «Alles, was noch zu tun bleibt, ist, die Effekte auf eine weitere Dezimalstelle zu berechnen».

              Ich persönlich glaube, die Molekular- und Strukturbiologie befindet sich derzeit in einem ähnlichen Stadium. Die meisten Leute glauben, die Probleme seien weitgehend verstanden und alles, was noch zu tun bleibe, seien experimentelle Untersuchungen an größeren Komplexen mit Kryo-Elektronen- Mikroskopie und die Verbesserung der Leistung des KI-Strukturvorhersageprogramms AlphaFold2 für Proteinkomplexe.

              Dabei zeigen gerade die Vorhersagen von AlpaFold2 für das menschliche Proteom (Gesamtheit aller menschlichen Proteine), dass die meisten Proteine erhebliche flexible (ungeordnete) Teile haben, oft sogar zwischen den geordneten Domänen, deren relative Anordnung deshalb gar nicht so festgelegt ist, wie das ein klassisches Modell einer Struktur suggeriert. Die Evolution hat das gewiss nicht aus Spaß so gemacht. Die Funktion der Proteine hängt von dieser Flexibilität ab – und die Struktur- und Molekularbiologie hat bisher höchstens rudimentäre Konzepte, um mit solchen teilgeordneten Strukturen umzugehen oder sie auch nur quantitativ zu beschreiben.

              Wenn die Wissenschaft weiter betrieben wird, wird das so ausgehen wie damals in der Physik. Die Vertreter des alten Paradigmas werden nicht überzeugt werden, aber die nächste Generation wird ihnen nicht mehr folgen.

            • «Hat doch nicht so geklungen als ob ich keine Geduld hätte. Oder?»

              Ach was! Das haben Sie sehr hoeflich vorgetragen.

              Ich wollte ihn nur zu einer Aussage noetigen. (Muss aber unter uns bleiben. Allgemein gibt’s in solchen Faellen einen kleinen Trick: Man muss nur lange genug darauf rumreiten, dann klappt das frueher oder spaeter immer.)

              • «Man muss nur lange genug darauf rumreiten, dann klappt das frueher oder spaeter immer.»

                Das ist ja auch sinnvoll. Aufwendigere Dinge werden nur auf vielfachen Wunsch getan, nicht auf einen einzelnen Wunsch hin (es sei denn, dieser wurde sehr vehement geäußert oder die äußernde Person hat spezielle Rechte).

                  • «dass man bei bestaendigen nerven, schon mal die Meinung gegeigt bekommt»

                    Das kommt häufig vor. Wenn es als «nerven» wahrgenommen wird, erzeugt es eher Widerstand. Es funktioniert nur, wenn es als bitten oder freundliche Erinnerung wahrgenommen wird.

                    Auch dann funktioniert es manchmal nicht. Wenn ich das halt aus irgendwelchen Gründen partout nicht machen will, sage ich das entweder oder stelle mich bezüglich der Erinnerungen taub. Letzteres klingt nicht sehr integer, kann aber manchmal nötig sein, wenn die Gründe andere verletzen könnten. In Japan (und weiteren Teilen von Asien) ist das die Standardreaktion, wenn man etwas nicht tun will oder wegen anderer Verpflichtungen nicht tun kann. Es ist dort daher unhöflich, zu oft nachzufragen.

                    In diesem speziellen Fall musste ich den Erinnerungen allerdings nachgeben, denn ich hatte ja selbst großspurig behauptet, dass ich das kann. Dann einen Rückzieher zu machen, ist wie ein Hund, der erst laut bellt und dann den Schwanz einzieht.

            • «Hat doch nicht so geklungen als ob ich keine Geduld hätte. Oder?»

              Nö.

              Ich habe das jetzt gemacht. Im Prinzip hätte ich die Erklärung, woher E = m c² herkommt und was an Technologie daraus folgt, auf eine halbe Seite kürzen können. Ich habe es aber etwas länger geschrieben, weil es dann erstens doch noch besser verständlich ist und weil ich so noch ein paar begleitende Gedanken transportieren konnte. Die Kunst bei der Erstellung eines Auftragswerks ist es, den Auftrag nicht strikt zu befolgen.

              • ….den Auftrag nicht strikt zu befolgen?

                Bedeutet, auch einige Kochrezepte fließen mit ein? Trainingsmethoden? Wie erkläre ich einem Physikstudenten, daß ein Theologiestudium für ihn besser wäre?
                Ich bin gespannt.

                    • «Hoffentlich ende ich dafür nicht am Marterpfahl.»
                      Keine Sorge. Der Hydrologe würde sagen, man verschließt keine Quelle die man «anzapfen» will.

                    • Weiss jetzt gar nicht genau, ob das jetzt «nur» kulturelle Aneignung oder schon Rassismus ist… Indianer sind ja eigentlich gar keine Indianer, man sagt «Indigenous People» bzw. fuer die, die Deutsch noch nicht verlernt haben: «Indigene Menschen».

                      Ansonsten, ich denke da spreche ich fuer die Gemeinde hier, muessen Sie gar kein Ehrenwort geben. Man glaubt Ihnen auch so.

                    • Als ich ein Kind war, waren die Dinger aus Plaste (nicht Plastik) und hießen Indianer. Und wenn wir Fesselspiele gespielt haben, hießen die Indianerspiele. Und wenn die DEFA Gojko Mitic an den Marterpfahl gestellt hat, hieß das Indianerfilm.

                      Was waren wir doch alles für Rassisten (wobei die Indianer bei uns eher die Guten waren und die Cowboys die Ekel, wir waren eben anti-amerikanische Rassisten).

                  • Er hat’s getan. («ohne Kohle»)
                    Ist wirklich lesenswert.
                    Müßte man sonst aus 3 Büchern über viele Seiten zusammenklauben.
                    Ich habe gerade mal in meine Physik, Teilchen, Kosmologie Ecke im Regal geschaut und einige Bücher rausgenommen. Mal wieder was zum Thema lesen.
                    Als Fachbuchautor könnte ich mir izi gut vorstellen.

                    • Bin gerade dabei.

                      Fachbuecher hat er ja auch schon geschrieben, aber eben ueber Einstein-Podolsky-Rosen (kurz: EPR). Versteht kein «normaler» Mensch 😉

                    • «Als Fachbuchautor könnte ich mir izi gut vorstellen.»

                      Ich weiß noch nicht, was ich nach meiner Pensionierung tun werde. Das wäre schon auch eine Möglichkeit.

                    • Abbar, wir hatten uns doch schon geeinigt. Sie schreiben Belletristik und tingeln durch die deutschen Lande.

                      Fachliteratur interessiert doch dann im fortgeschrittenen Alter nicht mehr so…

                    • Was heißt denn hier «fortgeschrittenes Alter»??

                      Unter Berufung auf den bekannten Klassiker Udo Jürgens gebe ich zu bedenken, dass das Leben mit 66 Jahren überhaupt erst anfängt.

                    • Wer sagt denn, dass ich Sie meinte? Aber das Publikum ist dann wohl weit jenseits der Sexundsexzig.

                      (War gerade auf der Buchmesse. Also die Juengeren interessieren sich dann doch mehr fuer Mangas und komische, verrueckte Kostueme.)

                    • Sie haben schon ein breites Interessensgebiet und ein großes Spektrum an Wissen.
                      Aber auf Fachbuch bin ich gekommen, weil man als Älterer den Überblick und die Erfahrung hat, die man am Anfang der Karriere hätte gebrauchen können. Nach der Ansammlung folgt der Ruhestand. Paradox.
                      Gerade im komplizierten Bereich der Physik wäre eine gute Formulierung und verständliche Darstellung für die Jungen sicher gewinnbringend.
                      Auch für Teile des Allgemeinpublikums.
                      Siehe die Bücher von Hawkin. Kip Thorne habe ich gerne gelesen.

        • Tja, der Kollege Sowieso hat kalte Füsse bekommen, als das on-line war (oder jemand von den anderen Unterzeichnern des Offenen Briefs hat ihm bedeutet, dass das «nicht so gut kam»).

          Gestern um 18:24 Uhr hatte er auf meinen Entwurf so geantwortet:

          «Ich habe meine Kommentare, Klarstellungen und Antworten großzügig in Ihren englischen Text eingefügt. Ich erwarte nicht, dass Sie darauf antworten, denn es gibt nur ein begrenztes Hin und Her, auf das wir uns einlassen können.»

          Er hatte gebeten, einen Punkt zu negativen/positiven Effekten des Klimawandels auf die Kaffeeproduktion in Peru zu ändern. Das habe ich getan. Ich war einem anderen seiner Kommentare zu meiner Replik auch ein Stück entgegengekommen.

          Heute um 8:17 Uhr hieß es dann plötzlich:

          «Ich muss darauf bestehen, dass Sie Ihre Aussage ändern, die besagt, dass ich den Brief über die Universität Basel unterschrieben habe, ohne etwas über das spezifische Thema zu wissen. Die Art und Weise, wie Sie dies dargestellt haben, liest sich wie ein persönlicher Angriff auf mich und impliziert, dass ich bereit bin, Briefe zu unterschreiben, ohne etwas über die Themen zu wissen, die sie betreffen. Das ist falsch, denn der Brief, den ich unterschrieben habe, spiegelt eine allgemeine Besorgnis über die Rolle der Medien bei der Gestaltung der akademischen Arbeit wider. Der Brief ist kein Angriff auf irgendeine Universität, sondern drückt vielmehr Meinungen aus, die für viele Akademiker von großer Bedeutung sind.»

          Herr Sowieso kann mir nicht meine Meinung vorschreiben, so lange ich keine falsche Tatsachenbehauptung aufstelle. Ich sehe den von Herrn Sowieso unterschriebenen Brief jedoch nun mal als Angriff auf (die Leitung der) Universität Basel an. Ich zitiere aus diesem Offenen Brief:

          «Wir sind beunruhigt, dass die Universitäten durch die Untersuchungen in Basel und Bern indirekt ein wissenschaftlich unhaltbares und politisiertes Medienframing akzeptiert und legitimiert haben, welches kritische, sozial- und geisteswissenschafte Forschung als „ideologisch“ und unwissenschaftlich darstellt.»

          Da ich mich von Herrn Sowieso nicht zensieren lasse, er aber meine Replik auf seine Replik nicht veröffentlicht sehen will, blieb mir gar nichts Anderes übrig, als den Beitrag wieder off-line zu nehmen.

          Ich habe ihm 8:39 Uhr geantwortet:

          «Ich habe den Blogeintrag vom Netz genommen.»

          Darauf hat er nicht mehr geantwortet, kein Einwand und auch kein Dank. Insofern nehme ich an, dass es das war, was Herr Sowieso wollte, dass er das aber auch nicht so gern einräumen möchte.

          Nicht jeder Anhänger der Wissenschaftsfreiheit scheint auch ein Anhänger der Meinungsfreiheit zu sein.

        • Vielleicht noch etwas. Ich hatte unmittelbar nach der Veröffentlichung von «Wissenschaftsfreiheit und politischer Aktivismus» die Initiatoren des Offenen Briefs über die von ihnen angegebene E-Mail ch.open.letter@gmail.com informiert. Anderthalb Tage später hieß es von dieser Seite:

          «Wir haben gerade keine Zeit für einen inhaltlichen Austausch, da wir mit Anfragen von Medien und Institutionen ausgelastet sind. Wir würden jedoch gerne Ihre Replik mit anderen ETH Unterzeichnenden teilen, wenn es für Sie ok ist? Vielleicht würde die eine oder andere Kollegin auf Ihre Replik eingehen können, eventuell gar eine Replik auf Ihre Replik verfassen? Wären Sie in diesem Fall bereit, eine entsprechende Antwort auf Ihrem Blog zu veröffentlichen?»

          Das habe ich zugesagt. Am 26. März hat mir dann Herr Sowieso seine Replik (auf Englisch) geschickt. Ich habe zurückgefragt:

          «(1) Könnte ich Ihre Antwort ins Deutsche übersetzen, um sie im Blog zu veröffentlichen? Der Grund dafür ist, dass der gesamte Blog auf Deutsch ist und einige meiner Leser es nicht einfach finden, Englisch zu lesen. Ich würde die Rohübersetzung von DeepL erstellen und nur dort bearbeiten, wo es nötig ist (DeepL ist nicht immer perfekt). Natürlich würden Sie die Übersetzung vor der Veröffentlichung sehen.

          (2) Wenn es nach meiner Lektüre und möglicherweise einer kurzen Diskussion mit Ihnen per E-Mail (oder über Zoom, was auch immer Sie bevorzugen) immer noch Punkte gibt, in denen wir (stark) uneins sind, wären Sie dann einverstanden, dass ich auch eine kurze «Antwort auf die Antwort» veröffentliche? Natürlich würden Sie diese Antwort auf die Antwort vorher sehen und könnten sich dann immer noch gegen sie entscheiden. Ich frage jetzt, weil es für mich einige Arbeit bedeuten würde, sie zu schreiben. Wenn Ihnen die Idee überhaupt nicht gefällt, würde ich es nicht tun.»

          Die Antwort war:

          «Ja, natürlich, beide Vorschläge sind für mich in Ordnung. Ich kann auch gerne mit Ihnen bei einem Kaffee diskutieren, wenn Sie das wünschen.»

          In seiner Antwort auf meinen Entwurf schrieb er noch:

          «Außerdem scheinen Sie an einigen Stellen zu unterstellen, dass ich das Schreiben aus Basel unterzeichnet habe, was nicht der Fall ist. Ich würde es vorziehen, wenn dies klargestellt würde (siehe Anmerkungen zum beigefügten Dokument).»

          Mit dem «Dokument aus Basel» meinte er dieses. Die Klarstellung, welchen Brief er unterschrieben hatte, hatte ich gestern Abend vor dem Aufschalten gemacht. Ich war deshalb der Meinung, dass ich all seinen klar geäußerten Wünschen nachgekommen war. Das Ergebnis gefiel ihm nur nicht.

          • Danke fuer Ihre Erklaerungen. Hoffe, dass Sie damit nicht noch Aerger bekommen.

            «Ich frage jetzt, weil es für mich einige Arbeit bedeuten würde, sie zu schreiben. Wenn Ihnen die Idee überhaupt nicht gefällt, würde ich es nicht tun.»

            Ach, das tut mir leid. Sie weisen noch extra darauf hin, dass es nicht mal so schnell nebenbei geht und dann das.

            Heute frueh dachte ich noch: Super! Da stellt sich mal einer der Unterzeichner der Diskussion. Ist bestimmt interessant, welche Argumente der Herr Sowieso vorbringt (und was Sie antworten). Endlich mal kein Kistenkasper…

            Denkste. Pustekuchen!

            (Haett› ich das gewusst, haette ich das heute frueh kopiert und den Zug fahren lassen.)

            • «Hoffe, dass Sie damit nicht noch Aerger bekommen.»

              Ich denke nicht.

              «Haett› ich das gewusst, haette ich das heute frueh kopiert und den Zug fahren lassen.»

              Es gibt natürlich den ganzen Beitrag noch. Er ist nur auf «Entwurf» zurückgestellt. Ich kann schwerlich etwas im Blog lassen, das einer von zwei Koautoren dort nicht (mehr) sehen will. Und ich kann auch schwerlich meine Antwort auf die Antwort von Herrn Sowieso veröffentlichen, ohne zugleich seinen Text zu veröffentlichen.

              Ich kann nur noch einmal Christina Neuhaus (NZZ) zitieren:

              «Hilfe, man kritisiert uns! Der woke Elfenbeinturm ruft nach einem Panic-Room, der vor unangenehmen Fragen schützt«

              • «Es gibt natürlich den ganzen Beitrag noch.»

                Das hatte ich mir schon gedacht.

                Vielleicht koennen Sie den zu einem spaeteren Zeitpunkt noch mal aus der Schublade zerren. Vielleicht lag’s ja auch nur am nicht angebotenen Kaffee. (Bei Orban hatte’s ja dann auch funktioniert.)

                Bei der Gelegenheit…Unterrichten Sie eigentlich in Englisch? Ist ja nicht gerade eine der vier Hauptsprachen der Alteingesessenen – und die ETH ist auch keine US-amerikan. GmbH. Oder sind die in der Schweiz auch so anglifiziert wie im grossen Nordkarton?

                • Wir unterrichten bis zum Bachelorabschluss (zumeist) auf Deutsch und im Masterstudium auf Englisch. Doktorarbeiten darf man im Prinzip auch auf Deutsch (oder Französisch oder Italienisch) schreiben. Das tut aber in der Chemie, den Chemieingenieurwissenschaften und der Pharmazie niemand.

                  • Danke fuer die Info. Dann ist das auch okay. Bei den Studenten handelt es sich ja auch zum Grossteil nicht um die ganz alten Semester. Die haben Englisch schon in der Schule gelernt oder ist sogar die Muttersprache.

                    Dennoch sollte man mal ueberdenken, ob das noch zeitgemaesz (und woke) ist.

                    «Den Status der Weltsprache hat Englisch größtenteils den kulturell und wirtschaftlich dominierenden Vereinigten Staaten zu verdanken, die wiederum durch die Eroberung durch England im Mittelalter die englische Sprache führt.» (Quelle: uebersetzungsbuero- perfekt.de)

              • Irgendwie hatte ich schon beim Lesen das Gefühl, dass das nicht entspannt und locker bleibt …
                Ich hatte sogar eine kleine gehässige Anmerkung zur Wissenschaftlichkeit der Aussage (sehr frei und polemisch aus der Erinnerung übertragen): „Das Wohlergehen von Mutter Erde ist unser aller moralischer Imperativ, oder etwa nicht (drohender Unterton)…!“ formuliert, mir dann diese allerdings aus Gründen™ verkniffen.
                Ja! Im Alter kann ich richtig diplomatisch und taktvoll agieren 😉

                • Die neueste Entwicklung ist, dass Herr Sowieso seine Replik in einer anderen Echoblase veröffentlichen und den hiesigen Beitrag dort verlinken will.

                  Falls er das tatsächlich tut, werde ich hier darauf hinweisen (dass weiss er auch).

                  • Das waere sehr nett.

                    „Das Wohlergehen von Mutter Erde ist unser aller moralischer Imperativ, oder etwa nicht…»)

                    Falls Herr Sowieso das so oder so aehnlich formuliert hat, scheint auch der Rest Potential zu haben.

                    • «Falls Herr Sowieso das so oder so aehnlich formuliert hat»

                      Hatter. Das englische Original war «pursuit of environmental wellbeing is a moral good».

                    • Ja, das ist Moralisierung und nicht Wissenschaft.

                      Genial ware natuerlich, wenn die «Blase» «Freitag» heisst. Aber ich nehme auch alle anderen Blasen mit.

            • «Ihr Kommentar wartet auf die Moderation…»

              Na, super ist das nicht, dass mein Kommentar ewig bei der Moderation haengen bleibt, so dass ich schon vergessen habe, dass ich ueberhaupt einen geschrieben habe.

  5. Ich denke, man kann inzwischen sagen, dass die Ankündigung von Herrn Sowieso, seine Antwort auf diesen Blogpost woanders zu veröffentlichen, wenn ich auf meiner Meinung dazu bestehe, eine leere Ankündigung war.

    (Na, war das ein Bandwurmsatz?)

    Eine Internet-Suche bleibt jedenfalls bis heute erfolglos. Er könnte sie höchstens im Verborgenen veröffentlicht haben, falls man das als Veröffentlichung bezeichnen dürfte.

    Mir scheint, die Seite, die ich hier kritisiert habe, möchte nicht einfach Meinungsfreiheit. Sie möchte die Freiheit, ihre eigene Meinung zu veröffentlichen, ohne dass dieser widersprochen wird.

    • (Na, war das ein Bandwurmsatz?)

      Nee, alles gut. Ich hatte erst gestern wieder mit dem Gedanken gespielt, Sie danach zu fragen – und die Antwort auf die dann doch nicht gestellte Frage jetzt sogar verstanden.

      Definition Bandwurmsatz:

      «Wenn eine Autorin oder – man wird, auch wenn man zu faul ist zu recherchieren, ob empirische Daten zu dieser Frage vorliegen, wohl annehmen dürfen: zumeist – ein Autor der Meinung ist, dass es eleganter, der Sache angemessener oder in den Augen des imaginierten Publikums beeindruckender sei, einen Gedanken, der, weil er einen komplexen Gegenstand hat, seinerseits in entsprechendem Maße komplex zu sein beansprucht, in einer einzigen Periode auszudrücken, als ihn in eine Reihe übersichtlicher Sätze zu zerteilen, wobei jedoch allzu leicht ein hypotaktischer Wildwuchs entstehen kann, der die Grenzen der Verständlichkeit sprengt, vergleichbar einem übervollen Döner Kebab, der weder von mundgerechter Größe ist noch über eine Konsistenz verfügt, die es ermöglichen würde, ihn, wie etwa einen Apfel, Bissen für Bissen zu vertilgen, ohne sich dabei fortlaufend mit saucengetränkten Bestandteilen zu bekleckern, die im Bilde also den Satzteilen entsprechen, deren Eingliederung Schwierigkeiten bereitet, oder den Pronomen, deren Bezugswort nicht zu identifizieren ist, oder wenn gar vom Inhalt des Hauptsatzes durchaus unabhängige Mitteilungen, zum Beispiel Hintergrundinformationen über eine erwähnte Person oder Sache, die man besser in einem eigenen Satz mitgeteilt hätte, oder eine geschwätzige Nebenbemerkung, die man sich, weil sie, wie man sagen könnte, die Schwelle des Mitteilenswerten nicht überschreitet, also, mit anderen Worten, dem Satz nichts Wissens- beziehungsweise, da wir hier ja von einem dezidiert schriftsprachlichen Phänomen sprechen, Lesenswertes hinzufügt, gleich ganz hätte sparen können, in in Relativ- oder andere Gliedsätze gepackt werden, wobei es besonders unschön ist, wenn ein solcher derart eingeschoben wird, dass er zusammengehörige Teile des Hauptsatzes oder, falls der fragliche Gliedsatz nicht diesen, sondern einen Nebensatz unterbricht, eben dessen in große Entfernung voneinander rückt, was beim Lesen eine nicht unerhebliche Gedächtnisleistung erfordert und besonders enervierend ist, wenn man, wie es bei solchen Konstruktionen nicht selten vorkommt, erst ganz am Schluss, wenn man den Anfang des Satzungetüms aller Wahrscheinlichkeit nach längst vergessen hat, erfährt, was einen bis dahin allerdings längst nicht mehr interessiert, nämlich worum es eigentlich geht, dann können Bandwurmsätze von beliebiger Länge entstehen.»

      https://jungle.world/artikel/2024/12/vorsicht-vor-dem-bandwurm

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