Die Grenzen Europas


Irgendwo in der Ukraine In den nächsten Monaten entscheidet sich, wo die zukünftigen Grenzen des politischen Europa liegen. In territorialer Hinsicht zeichnen sie sich bereits recht klar ab.

Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine nervt mittlerweile fast die gesamte Staatengemeinschaft, einschließlich der restlichen BRICS-Staaten, der Türkei und Ungarns. Einzig die Beteiligten, Russland, die Ukraine, die USA und die meisten restlichen NATO-Staaten scheinen fest entschlossen, diesen Krieg auch ohne Siegesaussichten noch auf Jahre hinaus weiterzuführen. Es ist absehbar, dass dieses Vorhaben bereits in den nächsten Monaten auf beiden Seiten zu innen- und außenpolitischen Schwierigkeiten führen wird. Weil Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist, wird er de facto zu einem Ende kommen, auch wenn es keinen Verhandlungsfrieden und vielleicht nicht einmal einen verhandelten Waffenstillstand geben wird.

Angesichts der gegenwärtigen Rhetorik beider Seiten, insbesondere der ukrainisch-westlichen, mag diese Vorhersage sehr kühn erscheinen. Ich will sie daher im Folgenden näher begründen und versuchen, die Linien zu zeichnen, an denen dieser Konflikt einfrieren wird, territorial wie politisch.

Die ursprünglichen Kriegsziele

Russland hat diesen Krieg mit dem Ziel begonnen, seine eurostrategische Position und die Sicherheitslage nahe seiner Ostgrenze zu verbessern, zumindest aber einer weiteren Verschlechtung entgegenzuwirken. Konkret übersetzte sich das in die Ziele, eine zukünftige NATO-Mitgliedschaft der Ukraine auszuschließen und eine Begrenzung der militärischen Stärke der Ukraine zu erreichen. Sofern das nicht durch eine verhandelte Übereinkunft erreichbar sein würde, wollte Russland dieses Ziel erreichen, indem es die Ukraine der territorialen Bedingungen für militärische Stärke beraubte und sie in einen offenen Konflikt verwickelte. Letzteres würde eine NATO-Mitgliedschaft ausschließen, weil die NATO nicht in einen Krieg mit Russland eintreten würde.

Bezüglich der territorialen Ziele dürfte Russland die vollständige Kontrolle über die Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschija, Cherson, Mykolajiw und Odessa angestrebt haben. Das entspricht in etwa dem Gouvernement Neurussland, das 1764 Katharina die Große nach russischen Eroberungen zu Lasten des Osmanischen Reichs gebildet hatte. Sie schlug Neurussland 1783 die zuvor autonome Krim zu und konsolidierte das Gouvernement 1792 durch einen erneuten Sieg über das Osmanische Reich. Allerdings gehören zu diesem noch die Regionen Dnjepropetrovsk und Kirovohrad.

Gegen Ende März, spätestens aber Anfang April 2022, zeichnete sich ab, dass ein Kriegsende zu russischen Bedingungen nicht durch eine Übereinkunft erreichbar war. Trotz des im Süden für Russland anfangs sehr erfolgreichen Feldzugs hatte sich auch bereits abgezeichnet, dass Russland mit den zuvor aufgestellten Truppen die Regionen Mykolajiw und Odessa nicht würde erobern können. Dass die russische Führung das begriff, kann man daran sehen, dass sie in der Folge zunächst die gesamte Region Cherson unter ihre Kontrolle brachte, die Truppen dann jedoch genau an deren Grenzen Halt machten. Zudem gab Russland bereits Ende März 2022 die aus militärstrategischen Erwägungen zunächt besetzten Teile der Regionen Kiew, Chernihiv und Sumy auf, die als Faustpfänder für Verhandlungen hätten dienen können. Diese Aufgabe folgte wiederum militärstrategischen Erwägungen, weil ein Vorankommen in den Regionen Luhansk und Donezk wichtiger erschien.

In Sommer 2022 konnte Russland seine Eroberungen im Süden zunächst konsolidieren, in der Region Luhansk die wichtigen Städte Severodonezk und Lyssytschansk einnehmen und westlich davon nahezu den Stadtrand von Sloviansk erreichen. Im Herbst 2022 erlitt die russische Seite jedoch durch eine erfolgreiche ukrainische Gegenoffensive erhebliche Rückschläge. Sie verlor den größten Teil des in der Region Charkiw noch kontrollierten Territoriums sowie alle rechtsufrigen (westlich des Dnjepr gelegenen) Teile der Region Cherson, einschließlich der Stadt Cherson. Die russische Führung verfügt derzeit über (fast) kein territoriales Faustpfand mehr, das sie im Rahmen einer Verhandlungslösung zurückgeben könnte, ohne dass sie nach Innen einen schweren Gesichtsverlust erleiden würde.

Die ukrainische Führung hat diesen Krieg nicht begonnen. Sie hat sich allerdings wissentlich auf ihn eingelassen, als sie sich angesichts einer massiven russischen Drohkulisse und ohne hinreichend starke eigene Truppen im Winter 2021/22 einer Verhandlungslösung verweigerte. Welche Ziele sie dabei verfolgte, ist schwer nachvollziehbar. Ich vermute, dass die ukrainische Führung auf ein direktes Eingreifen der NATO hoffte oder wenigstens auf ein entsprechendes Ultimatum an Russland. Das wäre vielleicht denkbar gewesen, wenn die russische Seite den Krieg mit sehr massiven Schlägen begonnen hätte, die erhebliche Opfer unter der ukrainischen Zivilbevölkerung oder schnell sehr hohe Verluste der ukrainischen Streitkräfte mit sich gebracht hätten. So wie Russland die Sache tatsächlich anging, ließ sich in den NATO-Ländern keine dafür ausreichende Stimmung unter der Bevölkerung erzielen.

Die ukrainische Führung traf Ende März/Anfang April 2022 die Entscheidung, eine Verhandlungslösung auch angesichts der russischen Anfangserfolge auszuschließen. Wiederum ist nicht ganz klar, was sie sich dabei gedacht hat. Die kurzfristigen Beweggründe waren wohl der Wegfall der direkten Bedrohung Kiews und der Umstand, dass es dem ukrainischen Generalstab unerwartet gelungen war, an der gesamten Konfliktlinie eine Front aufzubauen. Zudem hatte die Ukraine wohl von westlicher Seite Zusicherungen erhalten, sie finanziell über Wasser zu halten, ihr Kriegsmaterial zu liefern und sie mit Aufklärungsergebnissen und durch die Ausbildung von Truppen zu unterstützen. Die Ukraine und der Westen gingen davon aus, auf diese Weise ein Übergewicht erreichen zu können. Das gelang bis Anfang September 2022 zunächst auch, wurde aber durch die dann folgende Teilmobilmachung in Russland wieder zunichte gemacht. Mitte November ging die Auseinandersetzung in einen zähen Stellungskrieg über und abgesehen vom Fall Soledars im Januar 2023 und Bachmuts im Mai 2023 hat es seitdem keine strategisch bedeutsamen Frontverschiebungen mehr gegeben. Insbesondere aber hat sich die Hoffnung der Ukraine endgültig zerschlagen, während des Krieges in die NATO aufgenommen oder direkt durch NATO-Streitkräfte unterstützt zu werden.

Die gegenwärtigen Kriegsziele

Putin, der Rest der russischen Staatsführung und die russische militärische Führung sind sich im Klaren darüber, dass die ursprünglichen konkreten Kriegsziele inzwischen unerreichbar sind. Das gilt mindestens ohne Generalmobilmachung und schwere personelle Verluste, die Putin aus guten Gründen scheut. Was die übergeordneten Ziele des Ausschlusses einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine und einer dauerhaften Schwächung des ukrainischen Militärs angeht, sieht die Lage für die russische Seite indes eher günstig aus. Unter den gegenwärtigen Bedingungen kann die russische Seite den Aufbau einer ukrainischen Schwarzmeerflotte sowie einer schlagkräftigen Luftwaffe verhindern. Dadurch, sowie durch eine ausgebaute gestaffelte Verteidigungslinie kann sie Angriffe der ukrainischen Landstreitkräfte aussichtslos machen. Mick Ryan, ein pensionierter australischer General hat in der vorigen Woche dem britischen «Economist» gegenüber die russischen Verteidigungslinen als «viel komplexer und tödlicher als alles,« bezeichnet, «was irgendein Militär in fast 80 Jahren erlebt hat» bezeichnet. Der historische Bezug gilt der Endphase des 2. Weltkriegs, als die angreifende Seite in den Schlachten um Okinawa und um Berlin jeweils die Luftüberlegenheit hatte.

Entsprechend hat der Sekretär des ukrainischen Sicherheitsrates, Oleksij Danilow, diese Woche im ukrainischen Staatsfernsehen dementiert, dass es überhaupt eine ukrainische Gegenoffensive gäbe (er habe dieses Wort nie benutzt). Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, hat im Ton einer Erfolgsmeldung gesagt, die russischen Truppen seien nicht auf dem Vormarsch, sondern hätten sich in den von ihnen kontrollierten Gebieten verschanzt. Nun kann man das angesichts der relativen Größe beider Länder durchaus als ukrainischen Erfolg betrachten. Es stellt sich dann aber die Frage, was die gegenwärtigen ukrainischen Kriegsziele sind.

Wir sollten dabei nicht von den offiziellen ukrainischen Verlautbarungen ausgehen, nach denen das Ziel eine Wiederherstellung der Grenzen vom Februar 2014 ist, also auch eine Eroberung der Krim und der im Sommer und Herbst 2014 verlorengegangenen Teile des Donbass. Unabhängig davon, ob der kompetente ukrainische Oberbefehlhaber Zaluzhnyj noch im Vollbesitz seiner Kräfte ist oder im Mai tatsächlich so schwer verletzt wurde, dass er nur noch als Galionsfigur agiert, weiß die ukrainische Militärführung sehr wohl, dass das unrealistisch ist. Sie hatte aber wohl zwischenzeitlich tatsächlich gehofft, den größten Teil des während des jetzigen Kriegs von Russland besetzten Territoriums wiedererlangen zu können.

Ermutigt durch die erfolgreiche ukrainische Gegenoffensive im Herbst 2022 hatten die ukrainische Führung und westliche Kommentatoren praktisch mit dem Ende der Offensive Mitte November offen verkündet, es gäbe nun eine Kampfpause über den Winter, während der man neue Truppen aufstellen und ausbilden werde und dann eine große ukrainische Offensive im Frühjahr 2023.

Die russische Seite begegnete dem mit einer Doppelstrategie. Erstens stellte sie die Kampfhandlungen im Winter nicht ein, sondern führte sie in den Richtungen Soledar, Bachmut und Avdiivka fort. Da die ukrainische Seite glaubte, sich aus keinem dieser Orte ohne erhebliche Gegenwehr zurückziehen zu können, verbrauchte sie dort einen Teil der neu aufgestellten Truppen. Zweitens baute Russland moderne gestaffelte Verteidigungsstellungen auf, sowohl im Süden als auch im Osten der Ukraine. Sie nutze dabei die Erfahrung des vorherigen Kriegsverlaufs.

Als das Frühjahr kam, muss der ukrainischen Militärführung bereits klar gewesen sein, dass eine große Offensive unmöglich geworden war. Als die ukrainische Seite diese aber nicht begann, kamen im April und Mai vermehrt Fragen auf, wie es denn nun weitergehen solle. Als schließlich Ende Mai Bachmut endgültig fiel, musste wenigstens der Anschein einer ukrainischen Gegenoffensive erweckt werden.

Die ukrainische militärische Führung hütete sich, einen Großangriff auf breiter Front zu führen. Auch die lokalen kleineren Angriffe führten jedoch zu hohen eigenen Verlusten, insbesondere an schwerer Kampftechnik. Bereits am fünften Tag der Gegenoffensive (8. Juni) stellte sich heraus, dass moderne russische Minenfelder westliche Minenräumtechnik außer Gefecht setzen konnten. In den meisten Fällen, in denen ukrainische Truppen die erste russische Verteidigungslinie durchbrochen hatten, wurden sie zudem von russischen Reserven wieder zurückgeworfen. Dabei hat die russische Seite ihre überlegene Luftwaffe bisher nur in geringem Maße an der Front eingesetzt.

Es ist mir nicht ersichtlich, auf welche Weise die ukrainische Seite diese militärische Situation grundlegend ändern könnte. Eine Rückeroberung wesentlicher Teile der russisch kontrollierten ukrainischen Territorien erscheint undurchführbar. Die politische Führung kann sich das entweder eingestehen und neue Ziele definieren oder sie kann versuchen, sich dieser Erkenntnis zu verweigern. Letzteres wäre günstiger für die russische Seite, weil die ukrainischen Truppen dann weiter verlustreiche Angriffe gegen eine Verteidigungslinie führen würden, die sie doch nicht durchbrechen können.

Im Prinzip könnte die Ukraine mit der gegenwärtigen Frontlinie leben. Die Einigung auf einen Waffenstillstand und auf freien zivilen Schiffsverkehr im Schwarzen Meer ohne ausdrückliche Anerkennung der russischen Eroberungen würde einen Wiederaufbau ermöglichen und der Jugend eine wirtschaftliche Perspektive bieten. Auch eine demilitarisierte Zone an der Frontlinie wäre hilfreich. Allerdings wäre das, für jeden ersichtlich, das Eingeständnis einer Niederlage.

Was die gegenwärtigen lokalen Angriffe der russischen Seite betrifft, so sind diese möglicherweise hauptsächlich dazu gedacht, ukrainische Truppen zu binden. Zwar dürfte Russland daran gelegen sein, die Region Luhansk wieder vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen, und Avdiivka zu nehmen. Von strategischem Vorteil wäre es auch, im Norden die Frontlinie bis an den Fluss Oskil und südlich von dessen Mündung in den Siverskij Donez an den Siverskij Donez vorzuschieben, um so die Bahnlinie von Russland bis Bachmut unter Kontrolle zu bringen. Die russischen Streitkräfte werden diesen Versuch fortsetzen, so lange es keinen Waffenstillstand gibt. Er wird aber kaum erfolgreich sein. Russland kann die Kontrolle über die eroberten Territorien im Osten der Ukraine auch konsolidieren, ohne er das ist.

Die russische Führung hat derzeit kein Interesse an einer eigenen Initiative für einen Waffenstillstand oder auch nur an einem Entgegenkommen gegenüber Drittstaaten, die eine solche Lösung suchen. Dem ist deshalb so, weil die russischen Verluste aus Sicht der Führung erträglich sind und die ukrainischen Verluste höher, weil Russland auch wirtschaftlich keine Schwieirigkeiten hat, den Krieg weiterzuführen und weil eine längere Fortsetzung unter den jetzigen Bedingungen zu einem Gesichtsverlust der ukrainischen und westlichen Führung führen wird. Daraus folgt wiederum, dass der Westen Russland etwas anbieten müsste, um einen Waffenstillstand zu erreichen. Das kann sich die westliche Führung jedoch nicht leisten.

Wie weiter?

Die ukrainische Führung scheint derzeit zu denken, sie könnte mit Angriffen auf russisches Territorium oder auf weiche russische Ziele einen Druck aufbauen, der die russische Führung bewegt, in irgendeiner Weise einzulenken. Vielleicht handelt es sich dabei aber auch nur um «publicity stunts», die vom Scheitern der ukrainischen Gegenoffensive ablenken sollen. In jedem Fall werden diese Aktionen zu keiner grundlegenden Änderung der militärischen und politischen Situation führen.

Nachdem also beide Seiten eigentlich kein Interesse mehr haben, den Krieg weiterzuführen, das aber andererseits nicht eingestehen können, werden die Kampfhandlungen vermutlich graduell abebben. In den letzten Wochen gab es dafür bereits Anzeichen. Sollte sich die ukrainische Führung dazu entschließen können, auch die Angriffe auf russisches Territorium abebben zu lassen, werden im Gegenzug die russischen Luftangriffe auf ukrainische Städte zurückgehen und schließlich aufhören. Wenn ein solcher Zustand eine Weile anhält, könnten Vermittlungsbemühungen Dritter doch eine Chance bekommen.

Das Ergebnis wäre, wie oben bereits angedeutet, ein zu russischen Gunsten eingefrorener Konflikt. Für die USA wäre das eine weniger ernste Niederlage als diejenige in Afghanistan. Ein Einfrieren des Ukraine-Kriegs würde auch Ressourcen freisetzen, welche die USA benötigen, um China in Schach zu halten. Welche Konsequenzen hätte ein solcher Ausgang jedoch für die EU und die ihr zugewandten Staaten Europas?

Migration

Zu irgendeinem Zeitpunkt wird die ukrainische Führung den Kriegszustand beenden müssen. Ab diesem Zeitpunkt können Männer wieder ohne besondere Erlaubnis aus der Ukraine ausreisen. Die Frau und Kinder vieler ukrainischer Familien leben seit fast anderthalb Jahren in der EU, während die Männer in der Ukraine festgehalten werden. Was werden diese Familien nach Kriegsende tun?

Die Ukraine war schon vor dem Krieg ein Auswanderungsland. Die Situation hat sich seit Kriegsbeginn verschlechtert. Die wenigsten Frauen werden mit ihren Kindern in die Ukraine zurückkehren wollen. Die ukrainische Führung hat auch kein großes Interesse, sie zurückzuholen. Sie hat Territorium und Infrastruktur verloren. Die meisten Männer werden ihren Familien in die EU folgen wollen. Die EU-Ländern können die Familienzusammenführung nicht verweigern. Noch können sie nach Kriegsende die Frauen und Kinder ausweisen. Wie sollte das gehen? Können sie eine Familie ausweisen, die zuvor in Mariupol gelebt hat? Wie ist es mit Cherson? Wie wollen sie entscheiden, wer zurückkehren muss und wer nicht? Es wird also im Zuge der Familienzusammenführung einen Einwanderungsschub in die EU geben.

Unternehmen in der EU werden das mögen, die breite Bevölkerung hingegen nicht. Es gibt jetzt schon Diskussionen, warum die Ukraine-Flüchtlinge so viel besser gestellt sind als diejenigen aus anderen Ländern. Wenn der Krieg vorbei ist, wird diese Frage lauter werden, zumal wenn gerade dann noch weitere Ukrainer kommen. Es ist auch kaum möglich, die Neuankömmlinge rechtlich schlechter zu stellen als diejenigen, die bereits da sind. In Deutschland wird die AfD sich ins Fäustchen lachen.

Tatsächlich dürfte der Migrationsdruck nicht nur von den derzeit in der Ukraine zurückgehaltenen Männern ausgehen. Manche Ukrainer werden ihrer Regierung in Bezug auf die Zukunft nach dem Krieg geglaubt haben oder doch zumindest die Hoffnung gehabt haben, die Situation werde sich nach Kriegsende entscheidend verbessern. Binnenflüchtlingwerden sich nach Kriegsende die Frage stellen, ob sie in der Ukraine bleiben, wenn sie doch nicht in seinen Heimatort zurück können. Diesen Leuten könnte die EU natürlich die Einreise verweigern. Die Politiker werden aber kaum das Rückgrat haben, das zu tun.

Wiederaufbaukosten

Da es keinen Friedensvertrag geben wird, wird Russland auch keinen Anteil an den ukrainischen Wiederaufbaukosten tragen. Die Ukraine kann das allein nicht leisten und der Westen wird nach dem de facto verlorenen Krieg ein Interesse haben, die Restukraine zu stabilisieren. Angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Lage werden die westlichen Regierungen erheblichen Gegenwind verspüren, wenn sie Hilfe aus öffentlichen Mitteln leisten wollen. Sie werden deshalb versuchen, den Wiederaufbau so weit wie möglich über privat-öffentliche Partnerschaften zu finanzieren. Danach wird sich der größte Teil der wiederaufgebauten ukrainischen Infrastruktur in ausländischer Privathand befinden. Im Rahmen des Wiederaufbaus werden auch wichtige Positionen in der Ukraine durch westliche Ausländer besetzt werden, schon unter dem Vorwand der Korruptionsbekämpfung.

Verhältnis zu Russland

Da Russland der Sieger der Auseinandersetzung ist, wird der Westen das Verhältnis zu Russland nicht normalisieren wollen. Das wird die russische Führung nicht überraschen und wenig betrüben. Putin hat sich am 21. Februar 2022, spätestens aber am 24. Februar für den vollständigen und dauerhaften Bruch mit dem Westen entschieden und das war ihm bewusst.

Anders sieht es mit einigen westlichen Führungen aus. Die deutsche Führung hat sich nicht bewusst zu diesem Bruch entschlossen, sie konnte ihn nur nicht verhindern. Für Deutschland ist er eine wirtschaftliche Katastrophe. Das deutsche Wirtschaftsmodell beruhte wesentlich auf billiger russischer Energie. Der daraus resultierende Konkurrenzvorteil gegenüber Mitbewerbern ist unwiederbringlich verloren. Zusammen mit den Industrien, Handwerken und Dienstleistern, die von den energieintensiven Unternehmen abhängen, führt das bereits jetzt zu erheblichen Verwerfungen. Mit der Klarheit, dass es kein Zurück geben wird, auch nicht teilweise, steht Deutschland vor einem Strukturproblem. Dieses wird sich nicht lösen lassen, zumal der Aufbau anderer Industrien eine gut ausgebildete, sehr leistungswillige und auch zahlreiche junge Generation erfordern würde – denn genau so etwas haben die Mitbewerber.

Insgesamt schwächt der Bruch mit Russland die EU gegenüber der USA, gegenüber Ostasien, gegenüber Indien und gegenüber den reichen Staaten im Nahen Osten. Europäische Nicht-EU-Länder, wie die der EU zugewandte Schweiz, sind mitbetroffen. Die Schweiz exportiert pro Kopf mehr Industrieprodukte als Deutschland. Von diesen Exporten gehen etwa 50% in die EU. Geht es der EU schlecht, so leidet auch die Schweiz. Das gilt für alle europäischen Länder an der Peripherie der EU.

Die EU als Projekt

Der Ausgang des Ukraine-Kriegs verschärft die bereits vorher angelegte Krise der EU in mehrfacher Hinsicht. Deutschland hat bisher durch finanzielle Zuwendungen für den Zusammenhalt der EU gesorgt. Es wird diese Rolle nicht mehr spielen können, wenigstens nicht in diesem Umfang. Die zunehmenden wirtschaftlichen Probleme werden zu einem zunehmenden Anteil rechtsgerichteter Regierungen in EU-Ländern führen. Diese werden zwar nicht aus der EU austreten wollen – das hat sich für Großbritannien nicht als sonderlich vorteilhaft erwiesen – aber sie werden einer weiteren Integration der EU entgegenwirken. Längerfristig werden sie sogar Teile der Integration zurückdrehen.

Ein wichtiger Aspekt der Zukunft der EU hängt direkt mit dem Ukraine-Krieg zusammen. Polen hat erheblich an Einfluss gewonnen und kann dadurch viel schwerer als zuvor für Übertretungen zur Rechenschaft gezogen werden. Diese Situation wird sich nach Kriegsende nicht ändern. Die polnische Regierung wird ihr gutes Verhältnis zur Restukraine weiter ausnutzen und sich in der EU auch auf die anti-russisch begründete Allianz mit den Baltenrepubliken stützen.

Insgesamt folgt daraus, dass die politische Führungsschicht der EU in Brüssel an Einfluss verlieren wird. Die EU insgesamt wird in der Welt an Einfluss verlieren, weil sie ihre Interessen weder gegenüber den USA noch gegenüber Russland hat verteidigen können und weil sie wirtschaftlich zurückfallen wird. Der Ukraine-Krieg hat die Grenzen Europas neu definiert.

Nachtrag: Der zensierte ORF-Beitrag vom 15.8.2023

Aus dem am 15. August ausgestrahlten und später gesperrten Video habe ich die beanstandete Besprechung von zwei Amateurvideosequenzen entfernt. Gegen den Rest des Beitrags sind mir keine Einwände bekannt. Ich danke dem ORF für seine Berichterstattung.


383 Antworten zu “Die Grenzen Europas”

  1. Das Thema muss in der Luft gelegen haben. Georg Häsler (Oberst der Schweizer Armee, ein NATO-Freund) schreibt es in der NZZ an mit: «einen schleichenden Sieg Russlands und die Fragmentierung Europas». Ich kannte diesen Artikel noch nicht, als ich diesen Blogbeitrag geschrieben habe. Ich kenne ihn im Wortlaut immer noch nicht, weil ich seit der Einführung eines Zwei-Klassen-Online-Abos bei der NZZ dort keines mehr habe.

    • Ich reiche Ihnen den Artikel mal rueber. (Ist lesbar, obwohl ich nichmal ein Abo 3. Klasse habe – und den duerfen Sie meinetwegen verschenken)

      Der hat allerdings gar nichts mit Ihrer Analyse gemein. Ist nur ein Plaedoyer zur endgueltigen Verabschiedung aus der Neutralitaet.

      Auszug:

      «Mit einem selbstbewussten Verständnis kann die Schweiz die Nato durchaus als grosses See- und Landfriedensbündnis verstehen.»

      https://www.nzz.ch/meinung/schweiz-schau-hin-dieser-krieg-verschwindet-nicht-ld.1749764

        • Tja, und bei mir ist es meistens so, dass ich die eventuell interessanten Artikel nicht lesen kann.

          Bei dem Artikel jetzt haben Sie aber nichts verpasst.

          Vielleicht noch der Schlussabsatz:

          «Dieser Krieg verschwindet weder mit einem faulen Frieden noch mit einer Phase der oberflächlichen Ruhe, im Gegenteil: Er rückt näher, in uneindeutiger Gestalt Richtung Polen oder in aller Härte an den Unterlauf der Donau, die nördlich der Schweizer Grenze entspringt. Wegschauen hilft nichts. Die überlieferte Skepsis der Schweiz gegenüber den Grossmächten ist eine Aufforderung, den Kampf gegen die autoritäre Versuchung nach Kräften zu unterstützen.»

          • «der Donau, die nördlich der Schweizer Grenze entspringt»

            Hmm, von einem Oberst hätte ich so etwas nicht erwartet. Der Nil entspringt in den Bergen von Rwanda und Burundi. Als Israel in Richtung Suez-Kanal vorstieß, war die Gefahr für Rwanda und Burundi eher gering.

            Da hat der Journalist die Oberhand über den nüchtern denkenden Militär gewonnen.

    • Eindeutig Geschichtsklitterung. Wenn Sie eine «Mutter Ukraine» anstelle einer «Mutter (Sowjet)heimat» wollen, sollten sie sich eine eigene Statue bauen.

      Was sie da gemacht haben, ist etwa so geschmacklos, als wenn die Brasilianer in Rio de Janeiro auf dem Corcovado Cristo Redentor in einen brasilianischen Ureinwohner umwidmen würden.

      • Ja, das wird wohl nicht passieren. Und das Denkmal zu stuerzen ist auch nicht gerade einfach. Mal ganz davon abgesehen, dass die «woken»- Gesellschaft da wohl noch nicht angekommen ist.

      • Kann ich mir vorstellen. Ich lese den Freitag ja nicht mehr, aber die Klientel ist mir noch ein Begriff.
        Man kann seine Sichtweise aber teilweise durch den Verlauf der Historie überprüfen und da steht er gar nicht so schlecht da.

    • Das ist sicher nicht völlig falsch. Nach Zbigniew Brzezinski, der das Denken vieler US-Außenpolitiker und Geostrategen mitgeprägt hat, ist Eurasien das geostrategische Zentrum der Welt, und zwar durch die grosse Landmasse, Bevölkerung und den Reichtum an Ressourcen. Die USA befinden sich dagegen in einer geostrategischen Randlage. Wenn die USA also dominieren wollen, darf es keine breiten Bündnisse in Eurasien geben, die ihr entgegenstehen.

      Diese Argumentation ist plausibel und aus ihr folgte mindestens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch, dass ein Bündnis der technisch hoch entwickelten und wirtschaftsstarken Länder Russland und Deutschland für die USA-Weltmacht-Ansprüche ein großes Problem gewesen wäre.

      Bis 1989 waren die von den USA inszenierte Teilung Deutschlands und die umfassende Abhängigkeit der BRD von den USA ein sicheres Gegenmittel. Ab etwa 1991 hätte Deutschland sich im Prinzip behutsam von den USA emanzipieren und deren Einfluss durch eine wachsende Zusammenarbeit mit Russland begrenzen können. Das hätte deutschen Interessen entsprochen und die Situation wäre günstig gewesen. Russland befand sich in einer Krise und war gegenüber Deutschland nicht übermächtig. Aus der Erbmasse der DDR gab es ausreichend Personal, um stabile und vertrauensbasierte Verbindungen nach Russland aufzubauen.

      Bekanntlich ist es dazu aber nicht einmal ansatzweise gekommen. Das vereinigte Deutschland hat sich nicht von den USA emanzipiert, außenpolitisch nicht und sicherheitspolitisch nicht. Zudem haben die USA, lange Zeit mit der Unterstützung Großbritanniens, mit durchschlagendem Erfolg hintertrieben, dass die EU eine sicherheitspolitische Rolle angenommen hat. Das ist übrigens eine Politik gewesen, die aus heutiger Sicht den russischen Angriff auf die Ukraine, ein der EU assoziiertes Land, begünstigt hat.

      Spätestens nach Putins Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007 war es «altes Denken», dass die US-amerikanische Außenpolitik noch viel Augenmerk auf das deutsch-russische Verhältnis gelegt hat. Es war klar, dass die Hauptgefahr für die US-Dominanz von China und damit von einem chinesisch-russischen Bündnis ausging.

      Allerdings scheint es so, dass sich diese Einsicht in der US-Außenpolitik vor der Trump-Administration nicht durchsetzen konnte. So lebte zum Beispiel der recht einflussreiche McCain bis zu seinem Tode in der Zeit vor 1989. Auch Hillary Clinton gelang es nicht, ihr Denken von den Stereotypen ihrer Jugendzeit zu lösen. Das mag auch damit zu tun haben, dass die erste Administration von Bill Clinton viel mit den Zerfallsprozessen der Nachfolgestaaten der Sowjetunion und des restlichen Ostblocks zu tun hatte und daher zu wenig Augenmerk auf dynamischere Weltregionen hatte.

      Joe Biden, sicher weniger intelligent als Hillary Clinton und Barack Obama, ohne die politische Intuition von Bill Clinton, Obama und Donald Trump und in jeder Hinsicht alt, hat die US-Außenpolitik wieder zurückgeworfen.

      Gegenwärtig versuchen die USA hauptsächlich, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen der EU und China zu torpedieren. Das ist kontraproduktiv, weil die EU aufgrund ihrer sicherheitspolitischen Abhängigkeit ein fester Verbündeter der USA bleiben wird, durch diese Politik aber der Niedergang der EU beschleunigt wird, ohne dass in China viel Schaden entstünde.

      Eine rationale US-Außenpolitik würde das Hauptaugenmerk auf die Störung der BRICS-Gruppe als Gruppe richten und deren Integration weiterer Länder so weit wie möglich behindern. Falls die US-AuBenpolitik das hinter den Kulissen versucht, scheint sie bisher zumindest nicht sehr erfolgreich damit zu sein. Das Problem ist halt auch, dass alle BRICS-Länder gute Gründe haben, den USA zu misstrauen und viele ihrer potentiellen Verbündeten ebenso.

      • >>Eine rationale US-Außenpolitik würde das Hauptaugenmerk auf die Störung der BRICS-Gruppe als Gruppe richten und deren Integration weiterer Länder so weit wie möglich behindern… <<

        Das tun sie mit Sicherheit. Wie erfolgreich sich die ewige Taktik zwischen Druck, Drohung, Erpressung & Korruption erweisen wird, ist z.Zt. nicht absehbar, hängt auch mit dem weiteren Verlauf des Ukrainekrieges ab. Die BRICS haben zwar sehr gute Gründe USA als auch der EU zu misstrauen, nur leider misstrauen sie sich tw. untereinander ebenfalls, Stichwort Indien | China. Modi wurde kürzlich durch USA von vorne bis hinten eingeseift, hoffentlich kann er da noch über den Tellerrand blicken. Zu dem Gipfel nach Südafrika reist er nicht, angeblich weil auch Putin nicht persönlich anwesend sein kann _ wer´s glaubt. Im Moment blockiert er die Aufnahme von Saudi-Arabien & Indonesien in BRICS, unterstützt von Lula, der lieber Argentinien statt Indonesien als neues Mitglied begrüßen würde. Da rappelt es also im Karton. Mal sehen was in Südafrika demnächst beschlossen wird. Vielleicht gibt es auch die Überraschung & das ganze Geplänkel diente als Nebelmaschine.

        Ansonsten im Großen & Ganzen Zustimmung zum Artikel. Die EU hat seit Jahren eine völlig idiotische Politik betrieben, die gegen die Interessen dieses Kontinents & deren Bevölkerung gerichtet war, das Ergebnis war vorhersehbar. Früher oder später wird sich die Frage nach Sinn & Zweck dieser ´Gemeinschaft´ stellen, nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen.

        • «Modi wurde kürzlich durch USA von vorne bis hinten eingeseift, hoffentlich kann er da noch über den Tellerrand blicken.»

          Ich denke nicht, dass Modi jemand ist, der sich einseifen lässt. Im Allgemeinen darf man davon ausgehen, dass die Politiker aus nicht-westlichen Staaten robuster sind als westliche Politiker.

          Die EU müsste dringend reformiert werden. Das ist aber schwierig, denn der Riesenapparat in Brüssel (und teilweise Strasbourg) hat ein erhebliches Beharrungsvermögen. Die Frage ist daher, ob die EU reformfähig ist oder stattdessen dahinsiechen wird. Momentan erwarte ich eher ein Dahinsiechen.

          Mit anderen Worten, wenn die Kluft zwischen den nationalen Regierungen und dem Apparat in Brüssel immer größer wird, so wird das vermutlich trotzdem kein Umschwenken des Apparats auf eine realitätsnähere Politik zur Folge haben. Letztlich sitzen aber die Regierungen am längeren Hebel und können den Apparat in Brüssel schrittweise entmachten. Ich denke, dass bei einem weiteren Rechtsruck in den Mitgliedsländern eben das geschehen wird, weil der Apparat in Brüssel eher beim heutigen «Links» zu verorten und nicht abwählbar ist.

      • „Bis 1989 waren die von den USA inszenierte Teilung Deutschlands und die umfassende Abhängigkeit der BRD von den USA ein sicheres Gegenmittel. Ab etwa 1991 hätte Deutschland sich im Prinzip behutsam von den USA emanzipieren und deren Einfluss durch eine wachsende Zusammenarbeit mit Russland begrenzen können.“

        Diese Verkürzung, Simplifizierung ist mir jetzt doch zu schwarz-weiß gemalt. Schon vor 1990 gab es die neue Ostpolitik von Willi Brandt, nannte sich „Wandel durch Annäherung“ (Konzept von 1963, Umsetzung ab 1969), dazu gehörte ein nicht zu kleines Erdgasröhrengeschäft mit Russland (1970-1978),(übrigens, auch DDR-Bürger sollen daran mitgebaut haben); die Nordstream-Aktivitäten waren der Versuch einer teilweisen Neuauflage davon. Die Haupttriebkraft war in beiden Fällen natürlich wirtschaftlicher Natur, und beides wurde gegen den Widerstand der USA auch ausgeführt. Unter Kanzler Kohl nach 1990 war nie an Emanzipation von den USA zu denken, statt dessen kam die NATO-Erweiterung.

        • „Wandel durch Annäherung“

          Ja schon, war mal ’ne kurze Phase, danach gab’s den NATO-Doppelbeschluss. Die Abhaengigkeit von den USA stand nie zur Debatte.

          Schwarz-weiss erscheinen mir da eher die Antworten – den Ukraine-Krieg betreffend – von Jacques Baud im verlinkten Interview.

  2. US General Hodges:
    „Das Problem ist, dass der Westen, angeführt von den USA und Deutschland, nie gesagt hat, dass unser Ziel ein ukrainischer Sieg ist. Und weil wir uns nicht verpflichtet haben, der Ukraine zum Sieg zu verhelfen, haben wir zu wenig geliefert.»

    https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/us-general-hodges-r%C3%BCgt-nato-scharf-%E2%80%9Eder-westen-hat-nie-gesagt-dass-unser-ziel-ein-ukrainischer-sieg-ist%E2%80%9C/ar-AA1ePOg5

    • «angeführt von den USA und Deutschland»

      Das ist lustig. Noch so ein Militär ohne politische Peilung.

      «weil wir uns nicht verpflichtet haben, der Ukraine zum Sieg zu verhelfen, haben wir zu wenig geliefer»

      Das ist auch militärisch falsch. Das Problem war durch Waffenlieferungen in realistischem Umfang nicht lösbar. Und mit realistisch meine ich hier nicht «politisch realistisch», sondern anhand der eigenen Ressourcen realistisch.

      Der Westen hat übrigens Minenräumtechnik geliefert. Nur hatten die Russen die Minenfelder so dicht angelegt, dass sie die westliche Minenräumtechnik außer Gefecht setzen konnten. Sie kannten eben die Parameter dieser Technik.

    • Das hat wohl auch damit zu tun, dass die Türkei entgegen ursprünglichen Zusicherungen Asow-Führer hat in die Ukraine ausreisen lassen.

      So etwas ist in Hinblick auf zukünftige Verhandlungen, bei denen die Türkei vermitteln könnte, auch nicht hilfreich.

      Einer der Gründe für diesen Krieg aus russischer Sicht ist, dass sich der Westen und die Ukraine wiederholt nicht an Abmachungen gehalten hatten.

      Merkel und Proschenko hatten in einem Fall später gesagt, dass sie das auch nie vorgehabt hätten, sie hätten das Abkommen nur geschlossen, um Zeit zu gewinnen. Damals sei man halt schwach gewesen und musste auf die Forderungen eingehen, um stärker werden zu können.

      Dieses Argument hat den Nachteil, dass das Recht des Stärkeren gilt, wenn Abkommen nicht gelten.

      • «…dass das Recht des Stärkeren gilt»

        Ja. Aber ist das nicht in der Politik immer so?

        Auch Putin ging, als er sich fuer den Angriff gegen die Ukraine entschied, davon aus, dass sie (Russland) die Staerkeren sind. (Und glaubt immer noch, dass den Ukrainern irgendwann Soldaten, Waffen und die Unterstuetzung des «Westens» ausgehen.)

        Das «Recht des Staerkeren» gilt ja im Prinzip ueberhaupt ueberall. Manche sagen es auch ganz direkt: «Weil ich es kann.» Das reicht dann als Begruendung voellig aus.

        «Survival of the fittest» – ist evolutionaer bedingt. Darwin hatte das schon beobachtet. (Wenn man das auch etwas anders uebersetzt.) Da ist das Tier «Mensch» keine Ausnahme.

        • «Auch Putin ging, als er sich fuer den Angriff gegen die Ukraine entschied, davon aus, dass sie (Russland) die Staerkeren sind.»

          Aehmm, ja, Russland hält auch gerade 18% des ukrainischen Territoriums besetzt, Tendenz nicht wirklich abnehmend. In der Ukraine gibt es erhebliche Zerstörungen, etwa ein Viertel der Bevölkerung ist weg und das Land ist pleite. Nichts davon trifft auch nur annähernd auf Russland zu.

          Wenn Russland 2014/15 mit Macht angegriffen hätte, hätte es die Ukraine völlig zerschlagen. Hat Putin nicht getan. Damals muss er noch etwas Anderes in Erwägung gezogen haben als das Recht des Stärkeren.

          Die ukrainische Armee war Anfang September 2014 praktisch schon geschlagen. Damals ist die russische Armee nicht auf Kiew marschiert, sondern Russland hat ein Abkommen abgeschlossen (Minsk-I), in dem die Zugehörigkeit des Donbass zur Ukraine ausdrücklich bestätigt wurde.

          • Aehmm, ja, ich sehe schon, da konnte ich Sie nicht ganz ueberzeugen.

            Stimmt schon, 2014/15 muss er noch was anderes in Erwaegung gezogen haben. Vielleicht dachte er da immer noch er koennte mit der «westlichen» Staatengemeinschaft vernuenftig zusammenarbeiten, deshalb auch die Abkommen. Hmm – weiss auch nicht, Sie haben sicher eine Erklaerung dafuer. (Muesste vielleicht noch mal Ihre alten Beitraege von damals lesen…)

            Ansonsten will der Staerkere ja auch nicht permanent seine Staerke praktisch beweisen, denn meistens wissen die anderen schon von ganz allein, mit wem sie sich anlegen koennen oder eben nicht.

            Und nicht alles ist fuer den erstrebenswert. Das wusste schon der Fuchs, der die sauren Trauben verschmaehte 😉

            • «meistens wissen die anderen schon von ganz allein, mit wem sie sich anlegen koennen oder eben nicht»

              Ich denke, davon gingen Putin und Lawrow in Bezug auf die Ukraine aus, als sie die Drohkulisse aufbauten. Sie hatten die Kompetenz ukrainischer und westlicher Politiker jedoch fatal überschätzt. Und dann waren sie selbst inkompetent genug, um die Sache durchzuziehen, nur um nicht das Gesicht zu verlieren.

              Vielleicht is wirklich besser, KI übernimmt.

                • Ja, das wird auch noch lange so bleiben, denn diese stricken die «Genetik» auf deren Basis die KI arbeitet.
                  Es kommt also auch darauf an, wer diese «Genetik» zugrunde legt. Je nach Staat kann das variieren.
                  Sollte eine KI diese Grundlagen einmal selbstständig ändern können wird es umso brisanter. Kann negativ wie positiv enden.
                  Dann wäre die Frage, wer wie noch eingreifen will oder kann.
                  Man muß ja damit rechnen, daß eine KI soviel steuert und bearbeitet, daß sie fast unverzichtbar geworden ist und das die Optionen stark einschränkt.
                  Ich brauche das nicht weiter auszuführen, man stelle sich nur vor, das Internet wird heute komplett abgeschaltet.

                  • «Man muß ja damit rechnen, daß eine KI soviel steuert und bearbeitet, daß sie fast unverzichtbar geworden ist und das die Optionen stark einschränkt.»

                    Und das in immer noch wachsendem Ausmaß, sehr wahrscheinlich sogar in einer neuen Welle, die eher einer Sturzflut gleichen wird.

                    Ich verstehe die Beweggründe von Bremmer und Suleyman, allein – wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

                    • Sturzflut ist wohl das richtige Wort.
                      Es handelt sich ja um Software.
                      Ich kann 1 Office-Programm entwickeln und es nach Fertigstellung gleichzeitig an 10 Millionen Kunden vertreiben. Zum Beispiel für den Finanz- oder Politikbereich. Werbung usw.
                      Bei Anbindung an Maschinen oder technischen Einrichtungen wird es etwas länger dauern, aber das wäre auch nicht gerade fern.
                      In manchen Bereichen könnte man die Ergebnisse noch kontrollieren, aber bei Einschätzungen, Hochrechnungen, Beratung wird es ganz schwierig.

                    • » wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.»
                      Das läßt sich auf Vieles anwenden. Eine Bewertung für die zukünftige Entwicklung ist kaum noch möglich. Hätten wir doch…..

                      Ich sehe schon einen älteren Patienten gegen eine KI argumentieren die vorschlägt, keine Hüftprotese mehr einzubauen, da die Erfolgsaussichten nur bei 47% liegen.

                      Bei chemisch/biologischen Waffen, ebenso der Atombombe wäre man heute froh, sie wären nie entwickelt worden. Auch da könnte man sagen, aber wenn diese Waffen der Feind entwickelt und wir…….

                      Aus diesem Dilemma kommen wir nicht raus.

                    • «gegen eine KI argumentieren die vorschlägt, keine Hüftprotese mehr einzubauen, da die Erfolgsaussichten nur bei 47% liegen»

                      Und Recht hat se. Bei älteren Patienten werden mehr Ersatzteile eingebaut, als für die Patienten gut ist (lohnt sich finanziell – für Arzt und Klinik). Ich kenne mehrere Betroffene von Verschlechterungen nach solchen Operationen.

  3. Die Kriegsbefürworter in westlichen Ländern werden langsam dünnhäutig.

    Der österreichische öffentlich-rechtliche Fernsehsender ORF hatte in seiner Sendung Zeit im Bild am 15. August einen Beitrag über Fahnenflucht und Korruption in der Ukraine ausgestrahlt. Wenn die F.A.Z. in diesem Zusammenhang von «angebliche[r] Korruption und Fahnenflucht in der Ukraine» spricht, verzerrt sie die Tatsachen. Der Substanz nach ist der Beitrag des ORF richtig gewesen. Der ukrainische Präsident Selenskyj hatte aus eben diesem Grund am 11. August die Entlassung aller Regionalchefs der Wehrersatzämter in der Ukraine angekündigt und von Landesverrat gesprochen.

    Gleichwohl ist der ORF-Beitrag verboten worden und musste aus der Mediathek entfernt werden. Es gab zwei Amateurvideosequenzen, über die der ORF behauptete, es sei die Verhaftung von Fahnenflüchtigen zu sehen, während es sich um die Verhaftung eines russischen Agenten und um die Rückweisung eines Mannes an der Grenze und nicht an einer Universität gehandelt haben soll. Das sei «Zuschauern aufgefallen».

    Die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass ukrainische Behörden von dem ORF-Vorhaben wussten und dass dem ORF falsches Videomaterial zugespielt wurde, um hinterher gegen der Beitrag vorgehen zu können.

    Da ich zeitversetztes Fernsehen habe, ist mir der Beitrag noch bis zum kommenden Dienstag 19:29 Uhr zugänglich. Die beiden Videosequenzen bilden einen sehr kurzen Teil (jeweils wenige Sekunden) eines mehrminütigen Beitrags. Der ganze Teil zur Korruption in Wehrersatzämtern, einschliesslich des Berichts über die Bereicherung eines Verantwortlichen in Odessa (mit Bildern seiner vermutlichen Villa in Spanien), einem Gespräch dazu mit einer Journalistin aus Odessa, einer diesbezüglichen Anfrage an die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft (gegen den Mann wird ermittelt, er wurde jedoch noch nicht verhaftet) und Bildern von ukrainischen Kriegsversehrten, ist nun blockiert.

    Danach wird ein ORF-Korrespondent in Kiew zur Korruption in der Ukraine und diesbezüglich zur EU-Beitrittsperspektive befragt. In diesem Teil kommen weitere Korruptionsfälle während des Kriegs in der Ukraine zur Sprache. Dieser zweite Teil ist noch abrufbar und ich empfehle ihn hiermit nachdrücklich.

    • Das entspricht auch meiner Einschätzung. Die Korruption ist so tief verankert, eine Illusion diese in kurzer Zeit zu begrenzen. Diese Macht hat keiner im Lande.
      Die erfolgten Maßnahmen sind den Forderungen nach Waffen und Geld, der Aufnahme in die Eu geschuldet. Aber völlig wirkungslos. Ich bezweifle auch den ernsthaften Willen.
      Im Westen wird das Problem heruntergespielt, es würde die Akzeptanz der Unterstützung torpedieren.
      Auch unterschlagene Hilfsgelder wurden schnell aus dem Themenbereich gelöscht.
      Reden von EU-Offiziellen zur schnellen Aufnahme der Ukraine sind eine Farce.
      Die Forderung ist Unsinn, interessant sind die Gründe die zu solchen Aussagen führen.

  4. John Hudson und Alex Horton schreiben in der «Washington Post» unter «Berufung auf US-Geheimdienstkreise», dass die ukrainischen Streitkräfte Melitopol nicht erreichen werden (Das Office of the Director of National Intelligence lehnte eine Stellungnahme ab). Die russischen Verteidigungsstellungen seien dafür zu gut befestigt. Es würde laut Rob Lee, Militäranalyst des Foreign Policy Research Institute, schon eine große Herausforderung sein, näher gelegene Städte wie Tokmak (etwa ein Viertel der Strecke von der jetzigen Frontlinie nach Melitopol) zu erreichen. Sekundärquellen, wie etwa die F.A.Z., erwähnen nicht, dass damit eigentlich gemeint ist, dass die beiden Reporter meinen «in diesem Jahr» und dass sie daher die Gegenoffensive 2023 für gescheitert erklären.

    Bemerkenswert ist dabei die folgende Passage in Bezug auf die hohen Anfangsverluste der ukrainischen Gegenoffensive: «Gemeinsame Planspiele der US-amerikanischen, britischen und ukrainischen Streitkräfte sahen solche Verluste voraus, aber Kiew nahm die Verluste als Preis für das Durchbrechen der russischen Hauptverteidigungslinie in Kauf, so US-amerikanische und westliche Beamte.

    Die Ukraine entschied sich jedoch, die Verluste auf dem Schlachtfeld einzudämmen und zu einer Taktik überzugehen, bei der sie sich auf kleinere Einheiten stützt, die in verschiedenen Bereichen der Front vorrücken. Dies führte dazu, dass die Ukraine im Laufe des Sommers in verschiedenen Gebieten schrittweise Gewinne erzielte.»

    Das ist ein versteckter Vorwurf an die ukrainische Militärführung, sie habe, als es darauf ankam, davor zurückgeschreckt, die nötigen Kräfte ins Feld zu werfen. Später wird das noch deutlicher gesagt:

    «US-Beamte erklärten, das Pentagon habe der Ukraine mehrfach empfohlen, eine große Zahl von Truppen auf einen einzigen Durchbruchspunkt zu konzentrieren. Obwohl sich die Ukraine für eine andere Strategie entschied, sagten Beamte, dass es angesichts der großen Opfer, die die ukrainischen Truppen auf dem Schlachtfeld erbrachten, die Entscheidung Kiews war, diese zu treffen.»

    Bemerkenswert ist ebenfalls die folgende Passage:

    «US-Beamte weisen die Kritik zurück, dass F-16-Kampfjets oder Raketensysteme mit größerer Reichweite wie ATACMS zu einem anderen Ergebnis geführt hätten. «Das Problem ist nach wie vor, Russlands Hauptverteidigungslinie zu durchdringen, und es gibt keinen Beweis dafür, dass diese Systeme ein Allheilmittel gewesen wären», sagte ein hoher Regierungsbeamter.»

    In dem Artikel taucht auch das Argument auf, dass ich im Winter und Frühjahr mehrfach angebracht hatte: Die langwierige und verlustreiche Verteidigung von Bachmut war nicht nur aus meiner Sicht, sondern auch aus Sicht von Us-Militärs falsch.

  5. militaryland.net ist nicht mehr zuverlässig. Seit etwa zwei Wochen ist systematisch zu beobachten, dass dort deutlich weniger russisches Vordringen berichtet wird, als beim Institute for the Study of War (ISW). Dabei ziehe ich nur diejenigen Berichte beim ISW in Betracht, die durch geolokalisiertes Bildmaterial unterlegt sind.

    Die auf russischer Seite stehende Seite southfront.org ist seit dem 18. August nicht mehr unter diesem Domänennamen zugänglich. Der Domänenname wurde laut Southfront ohne Warnung oder Erklärung entzogen. Die Seite ist jetzt unter southfront.press zu erreichen.

    Meine Einschätzung ist, dass gegenwärtig die Berichte des ISW unterhalb der ersten Abbildung die zuverlässigste Informationsquelle über das Frontgeschehen sind. Der Teil oberhalb dieser Abbildung ist als Propaganda zu werten. In diesem oberen Teil wird russisches Vordringen ebenfalls systematisch heruntergespielt.

    • Danke fuer die Erklaerungen. Jerome hatte ja jetzt zweimal «Bericht erstattet» (sehe gerade: gestern auch), dazw. Selenskyj beim 10. Army Corps. Alles noch nicht angeguckt. Tja, wenn’s nicht gut laeuft…

  6. Der Beauftragte des Vatikans für den Ukraine-Krieg, Kardinal Zuppi, hat die EU zu mehr Friedensbemühungen aufgerufen. Der Beitrag trägt die Ueberschrift:

    «Warum unterstützt Europa nicht die Friedensinitiative des Papstes?»

    Einer der Fragen von Il Sussidario lautet,:

    «Wir haben es heute mit zwei Nationalismen zu tun, dem des Aggressors und dem der Aggressoren. Wie kann man dieses Problem angehen?»

    Diese Frage wird in westlichen Medien faktisch nicht diskutiert, weil auf den Anteil des ukrainischen Nationalismus niemand eingehen will.

  7. ISW verlinkt eine Telegram-Meldung der russischen Milblogger Shtorm-Ossetia und Alanija, nach der die Strassenbrücke in Kupyansk durch die russische Luftwaffe zerstört oder stark beschädigt wurde.

    Der Sprecher der ukrainischen Ostgruppe der Streitkräfte, Ilya Yevlash, gibt an, dass Russland im Raum Kupyansk-Lyman 45000 Soldaten, 500 Panzer, 500 Schützenpanzerwagen und Schützenpanzer, 300 Artilleriesysteme und 150 Raketenwerfer massiert habe. Die russischen Streitkräfte rücken im Raum Kupyansk laut geolokalisiertem Bldmaterial weiter vor, allerdings sehr langsam.

    • unian.net

      Prigozhin und Kommandeure des PMC «Wagner» waren an Bord des abgestürzten Flugzeugs Quelle: «Fontanka».

      Berichten zufolge befanden sich 10 Personen an Bord, die alle starben.

      Der Leiter des PMC «Wagner» Jewgeni Prigoschin und seine Kommandeure waren an Bord des Flugzeugs, das in der Region Twer in Russland abgestürzt ist, schreibt «Fontanka».

      Es ist bekannt, dass niemand den Absturz überlebt hat. Es wurde berichtet, dass es 10 Personen an Bord waren.

      Ein Flugzeug des Typs Embraer ERG 135 mit der Flugnummer RA-02795, das dem Kriegsverbrecher Jewgeni Prigoschin, dem Eigentümer des Unternehmens Wagner PMC, gehört, ist in der russischen Region Twer abgestürzt, berichtet der russische Telegrammkanal Baza.

      Russische Telegramm-Kanäle berichten unter Berufung auf Rosaviatsia, dass Jewgeni Prigoschin selbst unter den Passagieren des abgestürzten Flugzeugs war. In den russischen Medien heißt es auch, dass Dmitri Utkin, der Kommandant der Wagners und Prigoschins rechte Hand, an Bord gewesen sein könnte.

      Aktualisiert 20:50 (Kiewer Zeit)
      . «Wagners Grauzonen-Kanal schreibt, dass ein zweites Flugzeug, das Jewgeni Prigozhin gehört, Embraer ERJ-135BJ «Legacy 650», über Moskau unterwegs ist. Später wurde berichtet, dass das zweite Flugzeug von Prigozhin auf dem Flughafen Ostafievo bei Moskau gelandet ist.

      Die Quelle der Readovka-Ausgabe bestätigt nicht den Tod von Yevgeny Prigozhin infolge des Flugzeugabsturzes, sein Schicksal ist unbekannt. Es wird darauf hingewiesen, dass Berichte über den Tod von Prigozhin im Moment verfrüht sind. Es wird geschrieben, dass Prigozhin in einem anderen Flugzeug gewesen sein könnte. Zuvor hatte der Geschäftsmann aus konspirativen Gründen regelmäßig alle verwirrt. Wie die Quelle angibt, soll Prigozhin an Bord eines Flugzeugs eingecheckt und gleichzeitig in einem anderen Flugzeug gesessen haben.

      Mash schreibt, eine der Versionen des Absturzes des Flugzeugs sei ein Terroranschlag an Bord. Nun wird die Information von speziellen Diensten überprüft. Es wird auch berichtet, dass vor dem Absturz des Flugzeugs Augenzeugen zwei starke Explosionen hörten. Danach verlor die Maschine einen Flügel und Stabilisator, die in der Nähe eines verlassenen Bauernhof in dem Dorf Kuzhenkino zu Boden gingen.

      Nach Angaben des russischen Katastrophenschutzministeriums sind beim Absturz eines Flugzeugs in der Region Twer 10 Menschen ums Leben gekommen. «Das Geschäftsreiseflugzeug vom Typ Embraer Legacy befand sich auf einem Flug von Moskau nach St. Petersburg. Es befanden sich 10 Personen an Bord, darunter drei Besatzungsmitglieder. Nach vorläufigen Informationen sind alle Personen an Bord gestorben», zitiert RBC die Agentur.

      Es gibt Informationen, dass das Flugzeug im Bezirk Bologovsky in der Region Tver abgestürzt ist.

      Nach Angaben von Meduza behauptet der Telegramm-Kanal Grey Zone, der dem PMC Wagner nahesteht, dass das Flugzeug von Jewgeni Prigozhin von der Luftabwehr abgeschossen wurde. Eine offizielle Bestätigung dieser Information liegt nicht vor.

      Wir erinnern daran, dass der Enthüllungsjournalist Hristo Grozev vorausgesagt hatte, dass der Chef des russischen privaten Militärunternehmens Wagner, Jewgenij Prigoschin, entweder sterben oder eine weitere Meuterei anzetteln würde. Er sagte, er habe in der Nacht zuvor einen Putschversuch vermutet, weil eine «Explosion» des Telefonverkehrs zwischen hochrangigen russischen Militärs festgestellt worden sei.

  8. Ebenfalls unian.net

    Flugzeugabsturz von Prigozhin: Militärexperten äußern sich zu ihren Versionen

    Dem Experten zufolge stürzt ein Flugzeug nur bei einer vollständigen und plötzlichen Zerstörung der Hauptkontrollsysteme ab.

    Nach dem Absturz des Flugzeugs des Leiters des PMC «Wagner» Jewgeni Prigoschin in der Region Twer äußerten Militärexperten ihre Versionen des Geschehens.

    Ilja Abischew, Militärbeobachter des russischen Dienstes der BBC, ist der Ansicht, dass das Flugzeug nach den Aufnahmen des Absturzes zu urteilen außer Kontrolle geraten ist. Seiner Meinung nach stürzt ein Flugzeug nur dann ab, wenn die wichtigsten Kontrollsysteme vollständig und plötzlich zerstört werden.

    Der Militärexperte Pawel Aksjonow stellt fest, dass das Flugzeug nach der Flugbahn zu urteilen einen Transponder eingeschaltet hatte (ein Gerät, mit dem sich die Flugroute bereits in der Luft verfolgen lässt).

    Juri Fjodorow sagte der «Agentur», dass es seiner Meinung nach eine Explosion an Bord des Flugzeugs gegeben habe.

    «Wenn es von einer Flugabwehrrakete abgeschossen worden wäre, würde man auf dem Video eine Rauchspur sehen, aber die habe ich noch nicht gesehen. Wenn die Augenzeugen nicht den Start der Rakete und die Rauchspur gesehen haben, ist die Version der Luftabwehr fragwürdig. Wenn die Rakete so abstürzt, könnte es eine Explosion an Bord gegeben haben oder es könnte sich um einen Terroranschlag handeln», sagte Fedorov.

    Der Absturz des Flugzeugs von Prigozhin – Details

    In der Region Twer stürzte das Geschäftsflugzeug Embraer ERJ 135 mit der Flugnummer RA-02795 ab, das Evgeny Prigozhin gehört. Dies wird von Baza berichtet. An Bord des Geschäftsreiseflugzeugs befanden sich nach vorläufigen Angaben 7 Passagiere, die alle ums Leben kamen. TASS schreibt unter Berufung auf das Ministerium für Notstandssituationen von 10 Toten. Der PMC-nahe Grauzonen-Kanal «Wagner» schreibt, dass das Flugzeug angeblich durch Flugabwehrfeuer im Bezirk Bologowo abgeschossen wurde.

    Nach Angaben von «Fontanka» befand sich Evgeny Prigozhin an Bord des abgestürzten Flugzeugs. Neben Prigozhin befanden sich nach Angaben der Quelle unserer Publikation auch Kommandeure des PMC Wagner in dem Geschäftsflugzeug.

    Der Journalist Andrei Zakharov schreibt, dass Prigozhin aus Afrika nach Russland geflogen sei und der gesamte Führungsstab von PMC Wagner bei ihm war.

  9. Schon wieder UNIAN

    Absturz des Flugzeugs mit Prigozhin: die Zahl der gefundenen Opfer ist bekannt geworden (18+)

    Fast alle Opfer hatten schwere Verbrennungen, wie die Journalisten herausfanden.

    In Russland sind an der Absturzstelle eines Flugzeugs mit Jewgeni Prigoschin, dem Chef des privaten Militärunternehmens Wagner, Leichen gefunden worden.

    Es seien acht Opfer gefunden worden, berichtete RIA Novosti auf Telegram unter Berufung auf die Rettungsdienste. «Die Leichen von acht Opfern wurden an der Absturzstelle des Embraer-Flugzeugs in der Region Twer gefunden», – heißt es in der Nachricht.

    Nach dem Kanal Baza, fast alle Opfer wurden schwer verbrannt, und ihre Identitäten zu etablieren, wahrscheinlich wird es notwendig sein, DNA-Gutachten zu führen. «Darüber hinaus … einer der Toten hat seinen Kopf abgerissen. Ein anderer hat ein schwer zerquetschtes Gesicht», fanden die Journalisten heraus.

  10. unian.net

    Es wurde bekannt, was Putin während des Absturzes von Prigozhins Flugzeug tat

    Putin sprach zu dieser Zeit auf einer Veranstaltung anlässlich des 80. Jahrestages des Sieges in der Schlacht von Kursk.

    In der russischen Region Twer stürzte heute Abend das Flugzeug des Leiters des PMC «Wagner» Jewgeni Prigoschin, der im Juni gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin und das Verteidigungsministerium der Russischen Föderation gemeutert hatte, ab.

    Gleichzeitig wurde bekannt, was der russische Diktator selbst zu dieser Zeit tat.

    So sprach Putin zu diesem Zeitpunkt (20:40 Uhr Moskauer Zeit) auf einer Veranstaltung zu Ehren des 80. Jahrestages des Sieges in der Schlacht von Kursk. Im Internet erschien ein Video, in dem er über die Helden Russlands spricht. Danach wurde eine Schweigeminute angekündigt.

    Der Absturz des Flugzeugs von Prigozhin

    Vor einigen Stunden verbreiteten russische Fernsehsender die Nachricht, dass ein Flugzeug des Typs Embraer ERG 135 mit der Flugnummer RA-02795, das dem Kriegsverbrecher und Eigentümer von PMC Wagner Jewgeni Prigoschin gehört, in der Region Twer in der Russischen Föderation abgestürzt ist. Nach Angaben des russischen Katastrophenschutzministeriums kamen beim Absturz des Flugzeugs in der Region Twer 10 Menschen ums Leben.

    Später bestätigten die Verantwortlichen von Wagner, dass Prigozhin und seine Befehlshaber an Bord des in der Region Twer abgestürzten Flugzeugs waren.

  11. tass.ru

    Was über den Absturz des Flugzeugs in der Region Twer bekannt ist, bestätigt, dass Prigozhin und seine Kommandeure an Bord waren.

    Am 23. August stürzte in der Region Twer ein Geschäftsflugzeug ab. Nach vorläufigen Angaben befanden sich 10 Personen an Bord, die alle ums Leben kamen. Auf der Passagierliste steht nach Angaben von Rosaviatsia auch Jewgeni Prigoschin.

    TASS hat das Wichtigste über den Flugzeugabsturz zusammengetragen.

    Was geschah:

    Das Embraer-Flugzeug stürzte in der Region Twer in der Nähe des Dorfes Kushenkino ab.

    An Bord befanden sich drei Piloten und sieben Passagiere, die alle ums Leben kamen, teilte das Katastrophenschutzministerium mit.

    Wohin das Flugzeug unterwegs war

    Das Flugzeug des Unternehmens MNT-Aero war auf dem Weg vom Flughafen Scheremetjewo nach St. Petersburg.
    Laut der Passagierliste ist Jewgeni Prigoschin unter ihnen, berichtet Rosaviatsia.

    Reaktion der Behörden

    Rosaviatsia hat eine Untersuchung des Absturzes eingeleitet.

    Vertreter der Strafverfolgungsbehörden und des Ministeriums für Notfallsituationen sind vor Ort im Einsatz.

    Die Hauptuntersuchungsdirektion des Untersuchungskomitees der Russischen Föderation hat ein Strafverfahren nach Artikel 263 des Strafgesetzbuches der Russischen Föderation wegen Verletzung der Sicherheitsvorschriften für den Flugverkehr und den Flugbetrieb eingeleitet.

    Der Gouverneur der Region Twer, Igor Rudenya, hat die Ermittlungen persönlich geleitet.

  12. Igor Mikhaylovich Rudenya (* 15. Februar 1968)

    Rudenya kommt eigentlich aus der Verwaltung von Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Im Jahr 2002 schloss er and der Militärakademie des Generalstabs der Streitkräfte der Russischen Föderation einen Fortgeschrittenenkurs ab. Putin, damals russischer Premierminister, ernannte ihn 2008 zum Direktor der Abteilung für den agroindustriellen Komplex der Regierung Russlands.

    Am 2. März 2016 ernannte Putin nach dem Rücktritt des vorherigen Gouverneurs der Region Twer, Rudenya zum amtierenden Gouverneur. Am 23. Juni 2016 reichte er Wahlunterlagen für die Neuwahl ein und wurde am 18. September 2016 mit 72.13% (falls russische Wahlergebnisse so genau sind) der Stimmen zum Gouverneur der Region Twer gewählt. Rudenya ist Mitglied des Generalrats der Partei «Einiges Russland». Seit Dezember 2022 steht er unter EU-Sanktionen.

    Rudenya, der fast 16 Jahre jünger als Putin ist, dürfte seit heute ein wichtiger Kandidat für dessen potentielle Nachfolge sein.

  13. Es hat etwa zwei Monate gedauert, bis die wesentlichsten Unterstützer Prigoschins aufgespürt und kaltgestellt waren.

    Wie Prigoschin denken konnte, dass er davonkommt, ist mir völlig unklar. Andererseits – wohin er sich auch abgesetzt hätte, er wäre gefunden worden. Dass wohl mehrere Mitglieder der Wagner-Führung in einem Flugzeug gesessen haben sollen, ist trotzdem schwer zu erklären.

    In jedem Fall ist es ein Klassiker der Machtstrategie. Der 23. Juni und 23. August 2023 gehen in die Geschichtsbücher ein und werden lange überliefert. Jeder, der in Russland Putin von der Macht verdrängen will, weiß jetzt, was er riskiert.

    • Fazit: Sie sind sich also wirklich sicher – ausnahmsweise mal mit den meisten westlichen «Experten» – dass eine der Leichen Prigoschin ist und es von Putin ausging. (Keine Finte also.)

      Soviel dazu, was *rschl*ch Putin fuer ein skrupelloser Herrscher ist (das ja viele «Altlinke» nicht wahrhaben wollen). Und klar, Prigoschin war keinen Deut besser.

      • «Sie sind sich also wirklich sicher»

        Nun, ich war natürlich nicht vor Ort, aber dass es sich hier um eine minutiös geplante Aktion gehandelt hat, ist von überwältigender Wahrscheinlichkeit.

        Sehr kurz nach dem Absturz wurde bekannt, dass Prigoschin auf der Passagierliste eines Privatflugzeugs war. TASS hebt hervor, dass der Gouverneur der Region Twer, ein erklärter Feind Prigoschins, übernahm sofort die Ermittlungen. Das wurde von TASS bereits 19:14 Uhr Moskauer Zeit gemeldet, weniger als eine halbe Stunde nach der ersten Absturzmeldung.

        • Inzwischen schiesssen in den Medien die Spekulationen ins Kraut und von offizieller polit. Seite haelt man sich erstmal zurueck, weil man ja Russland (was die da auch immer herausfinden) sowieso nicht trauen kann.

          Ihre Deutung halte ich allerdings auch fuer die Plausibelste.

          «In jedem Fall ist es ein Klassiker der Machtstrategie.»

          Ja. Um da auch mal mit H. um die Ecke zu kommen (wie bei den MSM Usus), erinnert mich das schon sehr an die «Nacht der langen Messer».

          P. muss sich doch unheimlich sicher fuehlen mit seiner Politik im eigenen Land und anscheinend auch keine Zweifel haben, dass das irgendwie seine Truppen im Krieg ausser Takt geraten laesst.

  14. unian.net

    Die Leichen des Eigentümers der «PMC Wagner» Jewgeni Prigozhin und des militärischen Befehlshabers dieser Gruppe Dmitri Utkin wurden an der Absturzstelle gefunden und identifiziert. Dies meldete der Telegrammkanal VChK-OGPU, der als einem der «Türme» des Kremls nahestehend gilt.

    «Die Leichen von Prigozhin und Utkin wurden gefunden und identifiziert. Um 21.30 Uhr wurden die Leichen aller 10 Personen an Bord des Flugzeugs von Prigozhin gefunden. Die wichtigste offizielle Version: «Explosion am Himmel». Vertreter der Militäreinheit, die über ein Luftabwehrsystem verfügt, haben die Absturzstelle besucht», heißt es in dem Bericht.

    Der Telegrammkanal GREY ZONE, der PMC Wagner nahesteht, meldet ebenfalls, dass der Tod von Prigozhin bestätigt wurde.

  15. Die Wikipedia zur Lage vor der Schlacht im Kursker Bogen:

    «Zudem standen trotz der vorangegangenen enormen Verluste Millionen potentieller Rekruten im wehrpflichtigen Alter zur Verfügung. Es war somit nur eine Frage der Zeit, wann die der Roten Armee zur Verfügung stehenden und im Vergleich zu Deutschland größeren personellen und technischen Ressourcen das Kriegsglück zugunsten der Sowjetunion wenden würden.»

    «Ein Teil der Verantwortlichen im Oberkommando und an der Front war sich dieser Diskrepanz zwischen Planung und Realität vollends bewusst. Einige waren zudem davon überzeugt, dass die Erfolgsaussichten des mehrfach verschobenen Unternehmens angesichts des immer stärker werdenden Gegners, der in gut ausgebauten und tief gestaffelten Verteidigungssystemen auf den Angriff wartete, nicht mehr gegeben waren. Sie konnten sich jedoch nicht mit ihren Bedenken gegen die Befürworter und insbesondere Hitler als Oberbefehlshaber der Wehrmacht durchsetzen.»

    (Hervorhebungen von izitiwab)

    Der heute in Russland gefeierte Sieg war übrigens derjenige in der Belgorod-Charkower-Operation. Am 23. August 1943 eroberte die Rote Armee Charkow.

    Die für die ukrainische Seite katastrophale Wendung im Bürgerkrieg 2014 kam am ukrainischen Unabhängigkeitstag (24. August) mit der Einkesselung großer ukrainischer Kontingente bei Ilovaisk. Damals fand in KIew gerade eine Militärparade statt.

  16. Spekulieren darf man noch, wer nun in der zweiten Maschine der Wagner-Gruppe saß, die über Moskau kreiste und dann wieder dort landete. Wir werden es vermutlich nie erfahren.

    Möglich ist, dass es die neue Führung der Söldnertruppe war.

    • Vielleicht sollte die 2. Maschine nur ein falsches Ziel vorgaukeln.
      So wie manchmal 3 Limousinen losfahren und nur wenige wissen, in welchem Wagen die Zielperson sitzt.
      Oder man hat die Expolsion mitbekommen und ist wieder gelandet.
      Na ja, Spekulation. Wohl auch nicht weiter relevant.
      Der «Marsch» auf Moskau war scheinbar brisanter als im Westen wahrgenommen und mit Offiziellen im Machtapparat unterfüttert.
      Die Reaktion nicht allzu ungewöhnlich, aber spektakulär in der Ausführung. Sollte wohl so eine größere Wirkung verursachen.
      Einem erfolgreichen Putsch hätte ich allerdings auch nichts abgewinnen können. Dafür war Prigoschin der falsche Mann.
      Seine Truppe war auch zu klein, insofern glaube ich, er hatte Unterstützer in der russischen Armee.

      • «Vielleicht sollte die 2. Maschine nur ein falsches Ziel vorgaukeln.»

        Tja, zuerst wuerde mich erstmal interessieren, welche die anderen acht Personen waren, die mit hops gegangen sind. Das duerfte ja nicht so schwer sein und muesste an die Oeffentlichkeit gelangen.

        Was die zweite Maschine betrifft, sollte sich der Hausherr vielleicht mal in die Untiefen des Darknet begeben 😉

        • Na ja, was man weiß und was man sagt…..
          Es sollen führende Wagner Leute gewesen sein.
          Auf jeden Fall wird entscheidend sein, was man melden möchte. Da haben einige mitzureden, wie immer.
          Spekulationen gibt es gerade genug. Es sollen im Umfeld auch einige Personen unter dem Namen Prigoschin laufen. Incl. Vornamen.
          Sollte er etwas geahnt haben wäre es verwunderlich wieder in Russland aufzutauchen. Er hätte damit rechnen müssen.
          Ein Abschuß scheint es nicht gewesen zu sein, man vermutet eine Bombe an Bord. Nur, wie kam diese in sein Privatflugzeug? Stand doch bestimmt nicht einfach ungesichert herum.

        • «Tja, zuerst wuerde mich erstmal interessieren, welche die anderen acht Personen waren, die mit hops gegangen sind.»

          Drei waren Flugzeugbesatzung. Wohl sicher auch von Wagner bezahlt, aber keine Führungskräfte. Dann sollen noch Leibwächter dabei gewesen sein. Auch das ist plausibel. Das könnte sogar schon alles gewesen sein. Fünf Bodyguards für Prigoschin und Utkin zusammen ist nicht zuviel.

      • «Seine Truppe war auch zu klein, insofern glaube ich, er hatte Unterstützer in der russischen Armee.»

        Wahrscheinlich schon, aber lange nicht genug. Nach Gerüchten wollte Prigoschin die Kommandozentrale in Rostow am Don eigentlich während eines geplanten Besuchs von Verteidigungsminister Shoigu einnehmen. Es gab aber eine undichte Stelle und er musste eher losschlagen. Dann wandte sich auch noch sein angenommener Protektor in der russischen Armee (Sergei Surowikin) öffentlich von ihm ab.

        Prigoschin marschierte zwar zunächst noch auf Moskau und hätte auch dort ankommen können. Aber ohne dass sich ihm reguläre Truppen zuwandten, hatte er keine ausreichenden Kräfte, um Moskau unter Kontrolle zu bringen. Er konnte auch nicht wissen, was die andere Seite alles gegen seine Truppen einsetzen würde. Das Unternehmen war aussichtslos geworden und er brach es ab.

  17. Vor Kurzem lese ich, Experten halten die 15 Millionen E-Mobile bis 2030 für unerreichbar. Das war das Ziel.
    Eine unnötige Fehleinschätzung die wieder Vertrauen kostet, uns aber vor Problemen mit der Stromversorgung bewahrt.
    Schließlich kommt auch noch Heizung, Industrieumstellung und Digitalisierung hinzu.
    Solche Fehlkalkulationen fördern im Ausland die Meinung: Machen wir es besser nicht wie die Deutschen, seht das Ergebnis.
    Das schadet auch guten Ideen und Vorhaben.
    Wir sind dabei sehr viel zu riskieren und Kapital zu binden ohne nennenswert etwas zu erreichen. Der Zeitplan ist zu ambitioniert. Das hätte man wissen können.
    Die Versuchung ist nun groß, alles dem aktuellen Krieg anzulasten.
    Das meiste wurde aber schon vorher initiiert.
    Sollte nun die Wirtschaft kriseln, manche Betriebe abwandern, Gas/Kraftstoff teuer bleiben, hohe Beträge in Wind/Solar und Wärmedämmung fließen, dazu die Kriegskosten werden wir uns in einer handfesten Krise wiederfinden.
    Fehlt nur noch ein Wirtschaftskrieg mit China.
    Durch BRICS können wir unter Umständen nicht mehr wie gewohnt mit manchen Ländern rechnen, Rohstoffe werden allgemein teurer. Da Russland sanktioniert ist, werden diese eher Richtung BRICS Staaten fließen. Der Westen wird von diesen nun teurer beliefert, ein Gegengewicht zu schaffen wird schwieriger. Die neuen Lieferanten, so es diese gibt, wissen um den Zugzwang der EU und wie es in der Marktwirtschaft üblich ist wird man entsprechend reagieren.

  18. Zur Zeit gibt es in Ägypten einigen Aufruhr wegen Stromsperren.
    Kein direktes Problem, sollte aber ein nachdenkenswertes Phänomen für sogenannte Ökos sein.
    Das Land hat Gas genug, für die Gaskraftwerke und andere Zwecke. Man möchte nun aber von Staates wegen mehr Geld einnehmen und die Gelegenheit wurde erst vor Kurzem geschaffen. Flüssiggas verkaufen.
    Nun fehlt für die Stromerzeugung das notwendige Gas. Man schaltet also zeitweise das Netz ab.
    Nicht überall, nur bei den Ärmsten bzw den Armenvierteln. Eines davon besonders häufig.
    Touristen sollen geschützt bleiben, die bringen Geld ins Land.
    Vermögende sind auch ausgenommen, diese schaffen das Geld jedoch eher außer Landes.
    Daß es den ärmeren Teil der Bevölkerung trifft, kommt einem langsam wie ein Naturgesetz vor.
    Diese Auftrennung von Arm und Reich wird mit hoher Wahrscheilichkeit auch in Europa zunehmen. Da den sehr Vermögenden die Verantwortung und der geistige Zugang zu diesem Problem völlig abhanden gekommen ist, wird es irgendwann zu einer ungemütlichen Situation kommen. Quasi ein halber Neustart, wie nach dem 2. WK zum Beispiel.

        • «Wie sieht es bei den Klausuren aus? Zufriedenstellend?»

          Die Klausuraufgaben hatten diesmal eine nahezu perfekte Schwierigkeitsverteilung. Es gibt von 79 Studenten eine 6.00 (Bestnote in der Schweiz), jweils ein paar 5.75 und 5.50 (wir stufen in Viertelnoten ab) und die meisten haben bestanden, auch von den Nachholern, die im Februar durchgefallen waren. Wie nicht anders zu erwarten, sind ein paar Studenten durchgefallen, in Einzelfällen auch zum zweiten Mal.

          Insgesamt bin ich aber ziemlich zufrieden. Die Klausur war für eine Nebenfachklausur schon noch recht anspruchsvoll. Die können also (im Durchschnitt) etwas und einige sind erstklassig.

          • Klingt gut, für Prof. und Studenten sehr erfreulich.
            Die ETH hat ja auch einen sehr guten Ruf, auch international.
            Gut, daß Sie die Abstufung erwähnten, habe mich sofort etwas gewundert. Die ist hier anders.

  19. In Bezug auf Ägypten habe ich vergessen anzufügen, wir bzw die EU sind mit die Verursacher der Unruhen in diesem Land. Die hohe Nachfrage nach Flüssiggas hat diese Situation erst möglich gemacht.
    Mit Ellenbogen oder sagen wir besser Geld, hat man den ärmeren Ländern die auf Flüssiggas angewiesen sind die Ware vor der Nase weggekauft. Wir verkaufen das nun als unseren Erfolg. Der ist aber nur auf Kosten anderer Länder möglich.
    BRICS läßt grüßen und wird für diese Länder nun attraktiver. Für manche Länder ist es schlicht Notwehr. Wir hatten für sie kein Angebot, nur Forderungen wie Energiesparen, arm bleiben, wirtschaften wie es für uns günstig wäre.
    Das scheint nun nicht mehr zu funktionieren.
    Die Rechnung der USA geht zum Teil auf. Kapital/Betriebe zieht es in die USA, viele Länder begeben sich unter deren Schutzschirm, aber auch deren Herrschaft.
    Die fortschreitende Bildung dieser Blöcke wird uns sehr viel kosten in Bezug auf die entstehenden Nebeneffekte.

    • Gibt eben nichts Neues. Nur ein paar Meter hin und her.
      Neu ist, die nächsten Wahlen 2024 muß nach Forderung von S. der Westen bezahlen. Und das nicht als Kredit.
      Auch alle Auslandsukrainer sollen mitwählen können. Es würde also recht teuer.
      Vielleicht sollte der Westen so langsam den Staatshaushalt, das Militär, die Auslandsukrainer, den Wiederaufbau usw selbst finanzieren und auch gleich die Staatsgeschäfte übernehmen.

    • «Gibt’s gar nichts Neues von der ukrainischen Sommeroffensive»

      Doch, doch, es gibt etwas Neues.

      Ich frage mich ja schon lange, warum die ukrainischen Streitkräfte nicht einfach weit auf russisches Territorium vordringen. Diese Frage hat heute der ukrainische Präsident persönlich und öffentlich beantwortet. Wenn man das täte, so Selenskyj, dann würde die Unterstützung des Westens aufhören und man müsse allein weiterkämpfen.

      Aus sicherer Quelle weiss ich, dass sich die sudanesische Regierung aus einem ähnlichen Grund entschlossen hat, ihr Land nicht zur führenden Wirtschaftsmacht der Welt zu machen. Dann würde nämlich die Entwicklungshilfe versiegen.

      • Ja, da hat S. nicht ganz unrecht: Der Westen (vorallem Deutschland) hat mit seiner zoegerlichen Haltung und des Misstrauens bzgl. wichtiger Waffenlieferungen, Schuld daran, dass die nicht jetzt schon vor Moskau stehen.

        Aber es gibt auch gute Nachrichten:

        „Ende dieses Monats oder Anfang September wird es gute Nachrichten über die Ankunft mächtiger Akteure auf dem ukrainischen Waffenmarkt geben“, sagte Reznikov laut Ukrineform auf einer Pressekonferenz.

        Und ein historisches Ereignis:

        «Dorf Robotyne in Südukraine befreit» (ZDF)

        «Aus sicherer Quelle weiss ich…»

        Sie wissen, was auf Verrat steht…

        • «Dorf Robotyne in Südukraine befreit» (ZDF)

          Dazu ISW:

          «[Die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin] Malyar erklärte in einer Fernsehsendung, dass die ukrainischen Streitkräfte die Siedlung [Robotyne] befreit hätten, während es keine formelle Ankündigung gab, wie sie ukrainische Beamte üblicherweise für zuvor befreite Siedlungen herausgeben. Möglicherweise wollten ukrainische Beamte ein Video, in dem ukrainische Streitkräfte am 23. August eine Flagge in Robotyne hissen, als Bestäigung der Befreiung der Siedlung verstanden wissen. Russische Quellen dementierten die Ankündigung von Malyar und behaupten weiterhin, dass russische Streitkräfte Stellungen am südlichen Stadtrand von Robotyne halten. Russische Milblogger behaupteten, dass die Kämpfe in Robotyne selbst und in den umliegenden Gebieten weitergehen.»

          Lese ich da etwa einen gewissen Zweifel der ISW-Autoren an Malyars Behauptungen heraus?

          • ISW
            @Th
            eStudyofWar
            NEU: Ukrainische Offizielle haben offiziell bestätigt, dass die ukrainischen Streitkräfte #Robotyne befreit haben, während die ukrainischen Vorstöße im Westen der Oblast #Saporischschja und in der Nähe von #Bakhmut in der Oblast #Donezk am 28. August fortgesetzt wurden. (vor 8 h)

            Okay, ich warte erstmal Mittwoch abend (22.00 Uhr) ab. Mal sehn, ob dazu Jerome in kurzen, trockenen Worten was sagt.

            Das zerstoerte Dorf scheint ja ein Gamechanger zu sein.

            • Ist wohl wieder so ein kleines Symbol um dem Westen Erfolge zu belegen.
              Das ganze «Spiel» ist so schmierig, man kanns kaum glauben.
              Von «Oben» wird manipuliert, «Unten» glaubt man alles. Das Problem scheint auf beiden Seiten zu liegen.
              Auch die Artikel beim Freitag waren mir meist zu oberflächlich, wenig Fachwissen, wenig Information.
              Die Artikel von izi… sind deswegen aufgefallen und wohl als Konkurrenz betrachtet worden.
              Aber der Freitag steht mit seinen wenig informativen Artikeln nicht alleine, ein Großteil der Presse hat ihren schlechten Ruf verdient.
              Es ist ein Unterschied, ob ich meine Privatmeinung äußere oder ob ich den Beruf des Journalisten ausübe mit großer Wirkung auf die öffentliche Meinung.
              Die Berichte um den Ukrainekrieg machen das wieder sehr deutlich.

              • Im «Freitag» ist gerade wiedermal eine Diskussion im Gange, ob da bewusst ukrainefreundliche Foristen eingeschleust werden, um die traditionellen Linken (pazifistisch, irgendwie wie mit Hang zu einer sozialistisch/oekologischen Gesellschaft, im Prinzip antiamerikanisch… Sorry!, aber ich denke doch) zu diskreditieren und letztlich zu vertreiben.

                Ich persoenlich glaube das nicht. Dazu ist der «Freitag» wohl viel zu unbedeutend.

                Was izi betrifft, wollten die von der Redaktion den wohl nicht vertreiben – das beste Pferd im Stall. Der hat wohl eher paar Foristen gestoert.

                • «Ich persoenlich glaube das nicht. Dazu ist der «Freitag» wohl viel zu unbedeutend.»

                  Sehe ich auch so. Wer annimmt, dass die dFC unterwandert werden soll, hat eine übersteigerte Vorstellung von der Wichtigkeit dieses Forums.

                  Mich hat dort ja niemand vertrieben. Ich fand nur, dass die Bedingungen dort nicht mehr viel mit den Bedingungen zu tun hatten, derentwegen ich dort mal eingestiegen war. Da der Trend zu einer weiteren Verschlechterung ging, habe ich dann eben lieber mein eigenes Ding angefangen. Es ist klein (165 registrierte Benutzer), aber zensurfrei und frei von «flame wars».

                  • Ja, Sie haben nichts falsch gemacht. Allerdings ein paar provokative Antworten haetten Sie sich schon gewuenscht, sonst wird’s Ihnen auf Dauer langweilig (denke ich mal.) Na ja – vielleicht kommen die ja noch.

                    • Hmm, liegt vielleicht an der «hohen» Huerde der Registrierung? (Weiss jetzt nicht, ob das bei allen Zeitungen der so mittlerweile erforderlich ist.) Andererseits gibt man ja auch seine Daten fuer jeden kleinen Rabatt oder anderen Sch… – ohne gross nachzudenken – her. Und lesen ist ja ohne Schranke moeglich.

                      Na ja, die drei (meistens auch nur noch zwei) ukrainischen «Freunde», die sind da schon beim «Freitag» total ausgelastet. Dort lassen sich die «Gegner» auch leichter aus der Fassung bringen.

                      Stelle mir trotzdem vor, dass Sie so einen richtigen themenbezogenen Schlagabtausch auf hohem Niveau manchmal vermissen.

                  • Bei den 3 von der Tankstelle hatte schon ein bisschen den Eindruck einer kleinen privaten Unterwanderung.
                    Größere Pressehäuser hatten gut erkennbar teilweise eine massive Unterwanderung bei Kommentarfunktionen durch stramme Neo-Nazis. Immer mehr Kommentatoren blieben weg, manchmal wurden Kommentarfunktionen auch ganz eingestellt, nicht nur bei manchen Artikeln.
                    Diese Taktik wurde vor einigen Jahren forciert, von privaten Schreibern, aber auch politischen Gruppen.
                    Erkannte man schnell durch die drastischen und unsinnigen Formulierungen. Das ging bis «Vergasen» oder «Erschießen» von Andersdenkenden oder bestimmten Gruppen.
                    Der «Dorfdepp» hat eben heute seine Lesergemeinde und gute Möglichkeiten seinen Schwachsinn unter die Leute zu bringen.

                    • «…manchmal wurden Kommentarfunktionen auch ganz eingestellt»

                      Wird aber mittlerweile – so mein Eindruck – auch benutzt, um berechtigten Widerspruch von vorn herein abzuwuergen.

                  • Zur Konkurrenzsituatione möchte ich als Erklärung anfügen, die ergibt sich schon für die Journalisten, wenn eigene Artikel 50 Komm. bekommen, ein Außenstehender 800.
                    Die Artikel zudem ausgefeilter, umfangreicher, mit Belegen garniert.
                    Liegt auch an der Arbeitsweise. Im universitären Bereich sind z.B. Fußnoten/Quellenangaben Pflicht. Sicher braucht man im journalistischen Bereich nicht so zu arbeiten und für alles Belege anzugeben, aber so ganz ohne benannten Hintergrund ist es kein seriöser Stil.
                    Ich wollte nicht ausdrücken, man hätte jemand systematisch herausgedrängt.
                    Von einem guten Artikel erwarte ich schon, daß ich etwas Neues lese, eine gute Zusammenfassung, Quellen die ich nutzen kann oder eine gewisse Länge mit vielen verschiedenen Aspekten die einen Sachverhalt aus unterschiedlichen Blickrichtungen behandelt. Natürlich auch eine gewisse kritische Herangehensweise an ein Thema.

                    • Weiss nich.

                      Dass es innerhalb der Redaktion vielleicht einen Richtungsstreit gibt zwischen denen, die an Fakten orientiert sind, (meist aelteren) und denen die Meinungsjournalismus betreiben wollen (die «Woke», sag› ich mal) kann ich mir schon vorstellen.

                      Hmm. Aber eigentlich sind doch Community-Mitglieder kaum an einer Festanstellung interessiert und izi war das schon zweimal nicht (Begriffspaar habe ich mir bei einen fleissigen «Freitags»-Foristen geklaut – gefaellt mir 😉 )

                      Ausserdem habe ich den Eindruck, dass sich so viele gar nicht fuer die Kommentare interessieren. Oft reagieren die ja nichmal auf die unter ihren eigenen Artikeln. Ist vielleicht auch gar nicht moeglich. Keine Ahnung wie das Arbeitspensum von Journalisten im Durchschnitt so ist.

                    • Ich glaube, wir haben uns mißverstanden.
                      Ich habe mich wohl zu ungeschickt ausgedrückt.
                      Nennen wirs mal Neid. In der Berufsehre getroffen. Im eigenen Metier überflügelt.

                      Ihr mittlerer Abschnitt: So war es nicht gemeint.

                      Vielleicht gibt es einen Richtungsstreit, kann ich nicht beurteilen. Ich habe nur gesehen, es waren zuwenige Artikel von wenigen Autoren die lesenswert waren. Über die Hälfte waren mir einfach zu seicht, nicht weitergedacht, kaum recherchiert. Als Informationsquelle zu dürftig.
                      Als Diskussionsgrundlage für die Komm. kann das genügen. Teileise haben die Leser mehr Informationen und Anregungen gebracht als der Artikel selbst. Insofern waren diese oft lesenswerter.

            • ISW heute zu Robotyne:

              «Am 29. August veröffentlichte geolokalisierte Aufnahmen zeigten, dass die ukrainischen Streitkräfte etwa fünf Kilometer südöstlich von Robotyne vorrückten. Shtupun [vom ukrainischen Generalstab] fügte hinzu, dass die ukrainischen Streitkräfte weiterhin Positionen sichern und Stabilisierungsmaßnahmen in Robotyne durchführen. Seine Äußerungen waren wahrscheinlich ein Versuch, die Erklärung der stellvertretenden ukrainischen Verteidigungsministerin Hanna Malyar vom 28. August zu relativieren, wonach die ukrainischen Streitkräfte Robotyne befreit hätten. Russische Quellen behaupteten, dass am südlichen Stadtrand von Robotyne immer noch heftige Kämpfe stattfänden.»

              «Positionen sichern und Stabilisierungsmassnahmen durchführen» bedeutet, dass dort noch gekämpft wird.

              • «Robotyne» ist wohl in ukrainischer Hand. Hat wohl auch ein bedeutender russischer Militaerblogger bestaetigt. (So hat es zumindest der Moskau-Reporter heute bei «Welt» gesagt.)

                Bin gespannt, was ich morgen darueber bei Jerome lesen kann – und ueber den bedeutenden Durchbruch durch die «erste Verteidigungslinie» der russischen Armee an der Südfront, ueber den Ihr Mehr-oder Weniger-Kollege und Militaerexperte Marcus Sowieso beim ZDF berichtet.

                Aktuell gibt’s ja bei Jerome nur paar wertungsfreie Informationen ueber Azov.

                • Ich denke, jetzt ist Robotyne tatsächlich vollständig in ukrainischer Hand. Selbst southfront.press bestätigt das – und die sind nicht dafür bekannt, zu früh einen russischen Rückzug bekanntzugeben.

                  southfront.press bestätigt übrigens auch die Existenz mehrerer (kleiner) ukrainischer Brückenköpfe auf der Westseite des Dnjepr, einer davon neu.

                  Im Gesamtbild bedeutet all das allerdings noch nicht viel. Wir haben Anfang September. Je nach Entwicklung des Herbstwetters werden grössere Operationen durch Schlamm Anfang bis Mitte Oktober unmöglich. 1941 geschah das bereits um den 7. Oktober herum, was möglicherweise Moskau vor dem Fall rettete.

                  • Im vorigen Jahr endete die ukrainische Gegenoffensive am 3. Oktober. Erst am 9. November gelang der ukrainischen Seite danach wieder ein Gebietsgewinn (Snihurivka in der Region Mikolajiw, nahe der Grenze zur Region Cherson). Da die russischen Truppen in der folgenden Frostperiode aufgrund von weitgehend zerstörten Nachschubwegen Cherson vermutlich nicht hätten halten und irgendwann auch nicht mehr hätten evakuiert werden können, gab die russische Seite daraufhin Cherson auf.

                    Abgesehen vom Vorrücken in die geräumten Teile der Region Cherson und nach Cherson selbst, konnte die ukrainische Seite aber in der Frostperiode keine Offensiven aufnehmen. Die russische Seite machte begrenzte Fortschritte an den Flanken von Soledar und Bachmut, vor allem aber (zu einem hohen Preis für beide Seiten) in Bachmut selbst. Das erforderte keine weiträumigen Frontbewegungen.

                    Die einzige grossräumige Offensive in diesem Gebiet im Winter, die ich kenne, war die Gegenoffensive der Roten Armee im Dezember 1941, die durch die Erschöpfung und mangelnde Ausrüstung der Wehrmacht begünstigt war, gleichwohl aber am 7. Januar 1942 auslief, weil dann auch die Sowjettruppen erschöpft waren.

                    Die ukrainische Seite muss ihre Positionen an der Südfront bis zum Beginn der Rasputiza so weit konsolidiert haben, dass diese über befestigte Straßen versorgt werden können. Anderenfalls droht der Verlust der dort befindlichen Truppen und ihrer Stellungen.

  20. Weiter ISW:

    «Die ukrainischen Streitkräfte setzten am 29. August ihre Angriffe in kleinerem Umfang über den Fluss Dnipro in der Oblast Cherson fort. Geolokalisiertes Filmmaterial, das am 29. August veröffentlicht wurde, zeigte ukrainische Soldaten, die in der Nähe der Antoniwski-Brücke am östlichen (linken) Ufer des Dnipro eine ukrainische Flagge hissten. Ein Mitglied des ukrainischen Gebietsrats von Cherson, Serhij Chlan, erklärte, dieses Video von ukrainischen Streitkräften am östlichen (linken) Ufer des Dnipro sei symbolisch.»

    Das fasst sogar die Situation der letzten Wochen zusammen. Die ukrainischen Aktionen sind zum grössten Teil symbolisch. Sie ändern die Gesamtlage nicht wesentlich. Das Gleiche gilt freilich für die russischen Aktionen bei Kupyansk.

  21. Ja, es bleibt spannend. Lassen die den Krieg jetzt auf kleiner Flamme köcheln bis der deutschen Industrie komplett die Puste ausgegangen ist, oder gibt es noch einen größeren Knall, den man dann auch als Exit-Strategie nutzen könnte!
    Erschreckenderweise klingt Berichterstattung der deutschen Presse und ihrer sogenannten Experten inklusive aller rassistischer Konnotationen (Russen denken nicht wie Europäer – Florence Gaub, können nur Menschenmaterial auffahren, sind technisch limitiert – Stichwort Waschmaschinen Chips etc.) exakt wie das Zeug, welches der Kriegsverbrecher vor 80 Jahren erzählt hat. Und selbst der schätzt manche Dinge realistischer ein als unsere kaputten Medien.
    Das ist schon recht gruselig …

    https://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0008_pos&object=translation&l=de

      • Die gab’s mal als Theaterprojekt. Hatte ich mir im Fernsehen angeguckt und dachte, was muss da alles schiefgelaufen sein, dass man solchen Hass entwickeln kann. Reichen da wirklich die Jahre seit ’33 – immerhin war der Mann bei der Rede schon 43 und kein Jugendlicher, der praktisch von Anfang an mit dieser kranken Ideologie aufgewachsen ist.

        • Und was ist schiefgelaufen, daß so viele Leute solchen Figuren gefolgt sind.
          Gut, es war auch eine andere Zeit. In vielen Ländern ging es brutal zu, wenn auch nicht auf diesem abscheulichen Niveau.
          Es wundert immer wieder, wie kurz die Zeit danach eigentlich ist und wie nah man diesen Ereignissen zeitlich steht. Man hat zeitweise immer den Eindruck, es wäre vor 200 Jahren gewesen.
          Aber manches findet sich auch heute oder vor wenigen Jahren noch irgendwo auf der Welt. Nennt sich nur anders und ist in Farbe.
          Man bedenke, es gab zu dieser Zeit noch lange die Rassentrennung in USA. Den Massenmord in Ruanda, Vietnam, «Indianer» in Reservaten, China, Sterilisation von Behinderten, medizinische Experimente und vieles mehr. Teilweise begründet im Wortlaut von Himmler.
          Vielleicht hat auch diese Perversion der deutschen Diktatur zu einem langsamen Umdenken geführt – nicht nur in Deutschland – und in manchen Ländern in der Folge zu Verbesserungen geführt.
          Ein gewisses Schockerlebnis nach bekanntwerden aller Vorkommnisse war schon zu erkennen. Natürlich nicht bei allen, das Regim hatte ja auch viele Anhänger die konform gingen.

          • Erstaunliche viele der Ideen, welche die Nazis vertreten haben, waren damals auch in anderen Ländern salonfähig- Euthanasie und die von Ihnen genannten Zwangssterilisierungen zum Beispiel. Hitler hatte Anhänger auch in Grossbritannien und Indien (Subhash Chandra Bose war einer der wichtigen Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung).

            Mit dem Wissen um den Holocaust sieht alles ganz offensichtlich aus, aber die Anhänger und Mitläufer hatten sich damals vor dem Holocaust für Hitler entschieden. Natürlich hat es den Antisemitismus der NSdAP von Anfang an gegeben. Aber Antisemitismus war damals auch in vielen Ländern salonfähig. Viele Vereine in den USA haben damals keine Juden aufgenommen.

            Aus meiner Sicht kann man die Leute, die sich in der damaligen Zeit getäuscht haben oder haben täuschen lassen, nicht nach unserem heutigen Wissen beurteilen, wie das dann alles auasgegangen ist. Den nachfolgenden Generationen wird ebenso unverständlich sein, warum wir uns so getäuscht haben oder haben täuschen lassen, wenn dann einmal klar ist, wohin das geführt hat.

  22. Das ARD-Morgenmagazin redet heute über längere Zeit über eine mögliche Verhandlungslösung im Ukraine-Krieg. Dabei wurde auch auf die Eckpunkte eingegangen, die Ende März 2022 in Verhandlungen schon einmal erreicht worden waren.

    • Das könnten vorsichtige Versuche sein langsam eine Alternative aufzubauen. Der Westen hat wohl erkannt, daß man sich ein so großes und lange andauerdes Problem kaum leisten kann.
      Sichr ist noch Kapital da, Waffen lassen sich produzieren, wenn man wollte könnte man noch länger durchhalten.
      Die Gegenspieler sind aber die vielen anderen Problemfelder die personelle und monetäre Ressourcen binden, die Komplexität und die gegenseitige Beeinflussung von Problemen oder Lösungen.
      Die Aufgabenstellungen sind für die politische Kaste zu komplex geworden, die Bevölkerung scheint das laut Umfragen erkannt zu haben.
      Der Aufstieg der AFD macht das Ganze noch komplizierter. Nicht daß man damit rechnen muß, diese könnte an die Regierung kommen, aber es könnten größere Koalitionen mit den zu erwartenden Problemen erforderlich werden.

      Zur Zeit muß man davon ausgehen, der Krieg läuft auch noch ins nächste Jahr hinein und noch weiter. Es wäre möglich, daß Kriegsverletzte in größerer Zahl hier in Krankenhäusern behandelt werden, Nachzug von Familienangehörigen erfolgt, die Aufbaukosten steigen, bei einer EU Mitgliedschaft die Ukraine zum größten Empfängerland von Transferleistungen wird und Polen ablöst, usw.
      Da von der «Energiewende» bis internationale Umwälzungen noch Weiteres hinzukommt wird es unumgänglich sein, den ganzen Wust zu minimieren.

      • Ja, die Bevölkerung ist so schon übel gelaunt und wird das auf die Dauer nicht tolerieren (siehe Umfragen zu Taurus-Marschflugkörpern).

        Es setzt sich aber wohl auch vbei den Politikern und Journalisten langsam die Erkenntnis durch, dass die Situation aussichtslos ist. Die Kriegsziele der Ukraine sind unerreichbar. Man (wenigstens der Westen) würde nun also gern verhandeln. Selbst Selenskyj hat ja eingeräumt, dass man die Krim doch lieber nicht militärisch erobern wolle. Das ist ein erster, sehr vorsichtiger Versuch, die ukrainische Bevölkerung darauf vorzubereiten, dass man wird verhandeln müssen.

        Die Sache ist aber sehr kompliziert. Je mehr der Westen und die Uhraine in die Lage geraten, eine Verhandlungslösung zu brauchen, desto mehr kann Russland in den Verhandlungen verlangen. Deshalb wohl die Versuche der ukrainischen Führung, den Krieg nach Russland zu tragen. So soll die russische Führung einen Anreiz erhalten, ihn zu beenden. Das ist aber eine gefährliche Strategie, weil es der russischen Führung eine Eskalation ermöglichen könnte, der die Ukraine und der Westen nicht mehr viel entgegenzusetzen hätten.

    • Hmm, konnten Sie da etwa was zwischen den Zeilen entdecken, dass Hoffnung auf eine Vehandlungsloesung weckt?

      Selenskyjs Verhandlungsloesung sieht so aus: „Wenn wir an den Verwaltungsgrenzen der Krim sind, denke ich, kann man politisch die Demilitarisierung Russlands auf dem Gebiet der Halbinsel erzwingen“

      • Die Wortwahl Selenskyjs ist nicht der Punkt. Er kann es sich nach allem, was er vorher gesagt hat, zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum leisten, noch weiter zu gehen.

        «Politisch die Demilitarisierung Russlands auf der Halbinsel» erzwingen ist etwas anderes als «von Russland die kampflose Rückgabe der Krim erzwingen». Und damit ist es ein Abrücken von einer Position, die Selenskyj vorher vertreten hatte.

        Das Folgende ist Spekulation, aber nicht unwahrscheinlich: Der Westen hat Selenskyj bereits klar gemacht, dass er eine Rückeroberung der Krim durch die UKraine gar nicht unterstützen würde. Noch wahrschenlicher ist allerdings, dass wir hier das erste Scheibchen einer Salamitaktik sehen. Die Grenzen des (wieder) Sagbaren müssen Schritt für Schritt erweitert werden, um bis zu einer Position zu gelangen, in der Verhandlungen mit Russland möglich sind. Die Salami ist noch lang und die Scheiben werden sehr dünn sein.

      • Ich vermute stark, einige Leute machen sich ganz langsam Gedanken wie führt man den Krieg weiter, wie beendet man ihn und was ist danach. Vielleicht eine kleine Ernüchterung, so zwischendurch.
        Wie immer der Krieg ausgeht, ein Danach wird es geben und das ist schon einen Gedanken wert.

        • Ja, ich denke sogar viele vernuenftige Leute machen sich darueber Gedanken, aber die werden eben nicht gehoert – oder noch nicht.

          Mittlerweile geht man ja allgemein davon aus, dass der auch naechstes Jahr noch weitergeht.

          Ein Danach gibt es spaetestens, wenn alles in Schutt und Asche liegt.

          Und zynisch gesagt, ist nach dem Krieg vor dem Krieg. (Alle anderen derzeitigen Kriege, die nicht im Focus des «Westens» stehen lasse ich mal unberuecksichtigt.)

          • Nun, wenn die Ukraine nicht weit von ihren Kriegszielen abrückt, wird sie sich nächstes Jahr wieder an einer Frühjahrsoffensive versuchen müssen. Und in der Zwischenzeit wird die russische Seite neue Verteidigungsanlagen errichtet haben.

  23. […] „Irgendwo in der Ukraine In den nächsten Monaten entscheidet sich, wo die zukünftigen Grenzen des politischen Europa liegen. In territorialer Hinsicht zeichnen sie sich bereits recht klar ab.Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine nervt mittlerweile fast die gesamte Staatengemeinschaft, einschließlich der restlichen BRICS-Staaten, der Türkei und Ungarns. Einzig die Beteiligten, Russland, die Ukraine, die USA und die meisten restlichen NATO-Staaten scheinen fest entschlossen, diesen Krieg auch ohne Siegesaussichten noch auf Jahre hinaus weiterzuführen. Es ist absehbar, dass dieses Vorhaben bereits in den nächsten Monaten auf beiden Seiten zu innen- und außenpolitischen Schwierigkeiten führen wird. Weil Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist, wird er de facto zu einem Ende kommen, auch wenn es keinen Verhandlungsfrieden und vielleicht nicht einmal einen verhandelten Waffenstillstand geben wird.Angesichts der gegenwärtigen Rhetorik beider Seiten, insbesondere der ukrainisch-westlichen, mag diese Vorhersage sehr kühn erscheinen. Ich will sie daher im Folgenden näher begründen und versuchen, die Linien zu zeichnen, an denen dieser Konflikt einfrieren wird, territorial wie politisch. (…)“Quelle: https://blog-samstagern.ch/2023/08/05/die-grenzen-europas/ […]

  24. Bei dem von Selenskyj für Ende August angekündigten Vertrag über eine Zusammenarbeit mit großen Rüstungskonzernen handelt es sich um die Produktion und Reparatur leichter L-119-Geschütze des britischen Unternehmens BAE. Quelle: Defence Blog

    Bei UNIAN ist das nicht einmal eine Topmeldung.

    • Klingt ja so, als wuerde Sie das als ein Meilenstein, um den Krieg zu gewinnen, nicht so ueberzeugen.

      Aber will nicht Rheinmetall – als grosser Ruestungskonzern – dort auch eine Panzerfabrik bauen?

      • Die Ukraine hatte eine Panzerfabrik und der T-80UD war immerhin so weit entwickelt, dass Pakistan Anfang der 1990er Jahre 320 Stück importieren wollte. Allerdings hat die Ukraine versäumt, sich bezüglich der Produktion dieses Panzers unabhängig von Russland zu machen.

        Was nun Rheinmetall betrifft: Mir ist unklar, wo in der Ukraine man eine Panzerfabrik bauen will, deren Luftverteidigung man gewährleisten kann.

          • Der Westen macht insgesamt recht viel Geld locker. Man wird mit der Zeit versuchen, die Höhe dieser Zahlungen herunterzuspielen bzw ganz unterschlagen. Die Widerstände in den Bevölkerungen könnten höher werden, da für viele Bereiche laut Politik kein Geld da sein soll, vor dem Krieg und jetzt erst recht.
            Das wird nicht mehr vermittelbar sein.
            Die Bedrohung wird als Argument abstumpfen, wenn man sie nicht noch weiter in der öffentlichen Wahrnehmung steigert.
            Die unteren 50% hat es schon kräftig getroffen, nun aber bekommt es langsam auch der Mittelstand zu spüren. Und diese haben mehr Durchschlagskraft als die Ärmeren.
            In der Nachkriegsgeneration macht sich nun der Gedanke breit, wenn es eng wird sind die Mittellosen zuerst dran. Das hat sich zwar nie geändert, war aber lange nicht so präsent wie jetzt durch die Nebeneffekte des Krieges.
            Die psychischen Auswirkungen werden weit unterschätzt, Menschen verändern sich aufgrund äußerer Einflüsse unbewußt.
            Diese gesellschaftlichen Verwerfungen können eine Gesellschaft zur Folge haben in der man nicht gerne leben möchte.
            So manche Staaten könnte man als Beispiel nennen.

            • Ja. Man versucht da, die Bevoelkerung gegeneinander auszuspielen. Ueberspitzt gesagt, die im Osten sind alles Nazis; die «Buergergeld» beziehen, alle faul. Zudem wird regelmaeszig fuers gemeine Volk eine Sau durch’s Dorf getrieben: erst Lindemann-, danach Rubiales-, jetzt der Aiwanger-Zirkus. Fuer Aufregung auf Nebengleisen wird also immer gesorgt.

              • «Zudem wird regelmaeszig fuers gemeine Volk eine Sau durch’s Dorf getrieben: erst Lindemann-, danach Rubiales-, jetzt der Aiwanger-Zirkus.»

                Das ist natürlich richtig, ich denke allerdings, dass diese drei Fälle alle etwas anders liegen:

                1. Lindemann

                Das war eine Schmutzkampgane, ähnlich wie diejenige von Böhmermann gegen Schönbohm. Falls der Rechtsstaat noch funktioniert, werden die Verantwortlichen (im zweiten Fall das ZDF, weil das medienrechtlich nun mal so ist) bestraft.

                2. Rubiales

                So etwas geht eigentlich wirklich nicht. Andererseits scheint Hermoso (sowie die Frauschaft) ihre Meinung über den Vorfall im Nachhinein um 180° gedreht zu haben. Das Busvideo ist eindeutig.

                3. Aiwanger

                Das ist ein Versuch der Süddeutschen Zeitung, der Politik unter Umgehung der Wähler im Sinne der eigenen Ideologie die Hand zu führen. Viele ähnlich gewickelte Journalisten anderer Medien haben sich daran beteiligt («Meute mit Macht», auch wenn dieses Buch gerade andersherum argumentiert):

                Gegen so etwas gibt es derzeiz keine rechtliche Handhabe. Meiner Meinung nach sollte es aber eine geben. Dass es überhaupt möglich ist, mit dem Zeug von vor 30 Jahren einen gestandenen Politiker anzugreifen, sagt viel über den gegenwärtigen Zeitgeist aus.

                Ich weiss kaum etas über das politische Programm der «Freien Wähler» und über Aiwanger als Person. Gleichwohl würde ich mir wünschen, dass diese Kampagne der SZ den gegenteiligen Effekt hat und zu einer Zunahme des Wähleranteils der «Freien Wähler» führt. Das wäre ganz einfach für die Gesundheit der Demokratie gut.

                • Ja, ist mir schon klar, dass das drei verschiedene Sachen sind. Nur das Muster ist dasselbe. Okay, der Spanier hat den Anlass dazu selbst geliefert. (Das Busvideo kannte ich nicht. Wenn das nicht gefakt ist, muesste eigentlich Hermoso auch nochmal Stellung dazu beziehen.)

                  Bei Rammstein/ Lindemann hilft so ein Freispruch natuerlich auch nichts gegen die, die sich da vorher schon festgelegt haben. Und allgemein: Irgendwas bleibt immer haengen.

                  Den Namen Aiwanger kenne ich nur, weil u.a. die SZ (nicht die sexsche, oder vielleicht auch) den schon mal vor zwei Jahren auf den Kicker hatte, weil er sich DER Impfung verweigerte. Ob, der gute oder schlechte Politik macht – wie auch sonst – keine Ahnung. Auch nicht, was die «Freien Waehler» in Bayern so treiben.

                  • «Das Busvideo kannte ich nicht. Wenn das nicht gefakt ist»

                    Das ist nicht gefakt. Erstens hätten sich Hermoso (und die Frauschaft) sonst längst zu dem Video geäussert. Zweitens wäre Rubiales bescheuert, wenn er der FIFA zur Verteidigung ein gefaktes Video vorgelegt hätte. Das ist der Unterschied zwischen Zurücktretenmüssen und vor Gericht (nicht Sportgericht) kommen. Drittens, beide Szenen – die öffentliche und die im Team-Bus – würden in jedem Film als glaubhaft durchgehen. So reagieren Menschen im Überschwang der Gefühle.

                    Und natürlich kennt niemand das Busvideo (in Deutschland, in Spanien kennt es vermutlich jeder). Die ganzen Medien haben «Ei im Gesicht», wenn das bekannt wird. Ich finde es erstaunlich, dass sich «Watson» getraut hat und dass sich, als Erste, «El Español» getraut hat.

                    Wobei die Flucht nach vorn als Erster wohl noch der beste Ausweg war. Das Video wird ja auch in dem Prozess in Spanien zur Sprache kommen, den es nach dem Entscheid des Obersten Spanischen Sportgerichts geben muss. Spätestens dann lässt es sich nicht mehr unter der Decke halten. Spätestens dann wird sich auch Hermoso dazu äußern müssen. Sie nimmt sich hoffentlich vorher einen Anwalt.

                    • «Und natürlich kennt niemand das Busvideo (in Deutschland, in Spanien kennt es vermutlich jeder).»

                      Ich erlaube mir mal, das Video im «Freitag» zu verlinken, obwohl der Tross schon weitergezogen ist…

                    • «Ich erlaube mir mal, das Video im «Freitag» zu verlinken»

                      Oh, oh, sehen Sie sich bloss vor! Ich wurde dort (vor längerer Zeit) mal wegen «Anti-Feminismus» gesperrt. Das endete erst dadurch, dass ein unvorsichtiger Mitarbeiter einen unter dem Pseudonym «Drosophila» von mir veröffentlichten Blogbeitrag zum «Blog des Tages» erklärte.

                    • Zu spaet!

                      Ich habe aber nur das Video und dazu adaequat das Video nochmal mit «BILD»-Kommentar (also deutsch) verlinkt.

                      Da wissen alle Bescheid ueber mein Bildungsniveau. Ausserdem als von den Maennern unterdrueckte Gruppe geniesse ich doch einen gewissen Schutz?

                    • «Ausserdem als von den Maennern unterdrueckte Gruppe geniesse ich doch einen gewissen Schutz?»

                      Nee, nee, nee, auch der Begriff Anti-Feminist muss zu Anti-Feminist:in gegendert werden. Man kann gegenderte Formen zwar nicht googeln, aber Sie können ersatzweise Pearl Davis googeln.

                    • Wobei ich mir bei Pearl Davis nicht sicher bin. Möglicherweise ist die intelligent, macht auf diese Weise eine Menge Kohle und lacht sich jeden Tag einen Ast über ihre dussligen Follower.

                    • Ich glaube so provokant (und teilweise absurd) ihre Thesen sind, kann das nur Verarschung sein.

                      Tja 1,57 Millionen Abonnent:innen? Da muessen Sie sich aber noch ein bisschen anstrengen 😉

                    • «hat auch die FR zum Thema gemacht – und interpretiert das natuerlich ganz anders»

                      Ziemlich armseliger Artikel, in der Art: Das naive Mädchen hatte zu dem Zeitpunkt noch gar nicht begriffen, was ihr passiert war.

                      Diese Interpretation halte ich für sexistisch.

                    • Ja, 𝘪𝘤𝘩 auch.

                      «Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die betroffene Spielerin im Bus noch gar nicht richtig begriffen hatte, was ihr passiert war.»

                      Tja, man koennte den Eindruck gewinnen, dass von Frauen erwartet wird, dass Sie bei einem harmlosen Kuss gleich jedem Mann eine klatschen muessen.

                      Koennte sein, dass der oeffentliche Druck dazu gefuehrt hat, dass diese Spielerinnen kollektiv spaeter dann die 180-Grad-Wende vollzogen haben.

                      Nicht das Sie mich jetzt falsch verstehen. Ich habe nichts gegen die feministische Bewegung. Speziell in Deutschland habe ich denen viel zu verdanken, wenn man an davor zurueck denkt. Und schon gar nicht will ich Zustaende wie in meist islamischen Laendern oder z.B. in evangelikalen oder juedisch-orthodoxen Gemeinschaften.

                      Nur immer mehr von denen eben verlieren langsam, aber sicher den Kompass. Das Feindbild ist der Mann, statt sich gegen Zwangsehe, weibl. Geschlechtsverstuemmlungen, Zwangsprostitution, Ehrenmorde usw. zu engagieren bzw. das zum Thema zu machen. (Gibt’s ja auch in Deutschland.)

                      Uebrigens gab’s da auch mal in der DDR ein huebsches Buch zu kaufen – Robert Merle: «Die geschuetzten Maenner»

                      https://www.lovelybooks.de/autor/Robert-Merle/Die-geschützten-Männer-144161350-w/

                    • «Robert Merle: «Die geschuetzten Maenner»»

                      Habe ich damals auch gelesen.

                      Natürlich, der Feminismus war mal ausgesprochen notwendig und ich würde sogar sagen, dass es immer noch Gebiete gibt, auf denen er weiterhin angebracht ist (umgekehrt gibt es inzwischen auch Gebiete, auf denen Maskulismus angebracht erscheint).

                      Das Problem ist nicht der Feminismus, sondern ein bestimmtes Verständnis desselben, das auch vielen Frauen gar nichts nützt.

                    • (…Gebiete, auf denen Maskulismus angebracht erscheint).

                      Yo, die Frauen muessen den Maennern auch nicht alles nachaeffen. Schon gar nicht beim Militaer. Meinetwegen sollen sich da doch die Maenner dezimieren (wenn sie es unbedingt wollen.)

                      War Spass. Sicher gibt es Berufe, wo Frauen aufgrund ihrer koerperlichen Konstitution i.Allg. nicht sonderlich geeignet sind.

                    • «Sicher gibt es Berufe, wo Frauen aufgrund ihrer koerperlichen Konstitution i.Allg. nicht sonderlich geeignet sind.»

                      Ja, immer individuell ansehen. Wenn sie unbedingt körperlich schwere Arbeit machen will und die Konstitution dazu hat, warum nicht? Aber wenn ein Ehepaar auf der Alp als Sennerin und Senner arbeitet und er muskulöser ist, kann ruhig er jeden Tag die schweren Käse umdrehen.

                      Es ist Unsinn zu fordern, dass das in der Hälfte aller Alpkäsereien die Frauen tun sollen.

                    • Yo, das waere nicht effizient.

                      Aber individuell gilt auch fuer Maenner: Gibt ja auch z.B. Transmaenner oder androgyne M.

            • «Diese gesellschaftlichen Verwerfungen können eine Gesellschaft zur Folge haben in der man nicht gerne leben möchte.»

              Wenn der Trend sich nicht ändert und ich meine normale Lebenserwartung erreiche, werde ich noch erleben, dass in Deutschland die AfD oder ein ähnliches Kaliber an die Macht kommt.

              • Davon gehe ich nicht aus. In einzelnen Bundesländern vielleicht, im Bund eher nicht.
                Diese Einschätzung kann ich natürlich nicht belegen und ist auch von diversen Entwicklungen abhängig.
                Mehr Sorgen mache ich mir, was durch die AFD bei anderen Parteien angestoßen wird.
                Man weiß ja was selbst in Demokratien alles möglich ist und das würde schon völlig ausreichen als erschreckendes Szenario.

                  • Apropos Sachsen. Dort wird für die Landtagswahl 2024 derzeit das folgende Horrorszenario diskutiert (in lokalen Medien): Grüne, SPD, FDP alle unter der 5%-Hürde. Drei Parteien im Landtag: AfD, CDU, Linke, in dieser Reihenfolge der Wähleranteile. Derzeit erscheint es möglich, dass das passieren könnte.

                    Und nu?

                    • Aehmmm…

                      Habe gerade mal geguckt: Wahlprognose vom 31.08.:

                      (Nur die relevanten Parteien – weil SPD steht fuer ???)

                      AfD 33,4%, CDU 30,6%, Linke 9,3%, Gruene 7%, Freie Waehler 4,8%.

                      Nehmen wir mal an die FW kommen noch auf 5,x % und AFD 35% macht rund 40%.

                      CDU um die 30 %, fehlen noch um die 11 %.

                      Gruene, SPD weiss man nicht so genau, ob die die 5 % schaffen.

                      Ich wuerde vorschlagen, dass dann die Bundesampel dazu aufruft, dass ihre Waehler doch bitte mal geschlossen «die Linke» waehlt.

                      Dann haetten wir in Sachsen sogar einen historischen Kopmpromiss.

                      Wenn man ganz sicher gehen will, stellt man zur Wahl natuerlich ein Parteienbuendnis der «Demokraten» auf.

                      Also, wenn die anderen Parteien schlau sind, hat die AfD keine Chance – nie.

                      Die Le Pens konnte man ja auch immer aushebeln. (Und die vielen rechten Regierungen in Europa sind ja auch alles Koalitionen.)

                    • «Wenn man ganz sicher gehen will, stellt man zur Wahl natuerlich ein Parteienbuendnis der «Demokraten» auf.»

                      Wählt die Kandidaten der Nationalen Front!

                      Ob das mit Le Pen beim nächsten Mal wieder klappt, steht übrigens auch in den Sternen.

                    • «Wählt die Kandidaten der Nationalen Front!»

                      Ja, klar. Hat ja jahrzehntelang super funktioniert. Allerdings «national» kommt bei linksgruen nicht so gut an. Sollte man sich vielleicht besser was anderes ueberlegen.

                    • Na gut, das mit der «Nationalen Front» ist in der DDR Ende der 1940er Jahre erfunden worden. Man hat die Leute wirklich dort abgeholt, wo sie standen 😉

                    • «Wählt die Kandidaten der Nationalen Front!»

                      Im Kleinen (Nordhausen) hat das schon funktioniert.

                      Anders laesst sich jedenfalls nicht erklaeren wie aus einen knapp 20%-Vorsprung im ersten Wahlgang bei der Stichwahl dann eine deutliche Niederlage wird.

                      Man kann auch sagen, da wurde der falsche Prophet gerade noch rechtzeitig gestoppt.

                    • Nun, das Potential der AfD in Nordhausen lag eben nur bei 45%. Es war mit den 42.1% im ersten Wahlgang fast völlig ausgeschöpft.

                      Ich verstehe den Jubel der Medien jedoch nicht. Das Potential der AfD in Nordhausen betrug satte 45%.

                    • Ich denke niemand hatte erwartet, dass das Ergebnis noch gedreht werden kann. Da war die Ueberraschung halt gross und man applaudiert einem Mann mit doch recht zweifelhaften Ruf. Und vorallem applaudiert man sich selbst, dass man es geschafft hat -auch oder gerade im Osten – die Demokratie zu retten. (Vielleicht gab’s ja auch fuer den einen oder anderen als Motivationshilfe eine echte Thueringer Bratwurst.)

                    • «vor allem applaudiert man sich selbst, dass man es geschafft hat -auch oder gerade im Osten – die Demokratie zu retten»

                      Der AfD-Oberbürgermeister hätte schon nicht gleich einen Rathausbrand organisiert.

                      Man hat jetzt das folgende Problem: Das Disziplinarverfahren läuft noch. Die vorherige Entscheidung des Verwaltungsgerichts Meiningen hatte darauf abgestellt, dass der Landrat nicht genug ermittelt hatte, Daraufhin hatte der Landrat geäussert, das Urteil enthalte wertvolle Hinweise für weitere Ermittlungen.

                      Es gibt nun zwei Möglichkeiten. Das Disziplinarverfahren läuft weiter und der Landrat versucht noch einmal die Suspendierung von Kai Buchmann zu erreichen. Was für eine Steilvorlage für die AfD. Oder das Verfahren wird eingestellt. Da wird die AfD sofort «Foul!» schreien und sehr viele Leute werden ihr glauben, was auch immer der wirkliche Grund für die Verfahrenseinstellung ist.

                      Es gibt vielleicht auch noch den Zwischenweg einer Massregelung Buchmanns unterhalb einer Suspendierung. Dieser Zwischenweg vereinigt die negativen Effekte beider anderen Lösungen, weil die AfD sowohl «Foul!» schreien wird als auch sagen kann, dass ihre vereinigten Gegner einen Uebeltäter ins Amt gehievt haben.

                      Wie auch immer das weitergeht, die AfD wird es ausschlachten können.

          • «Die verkaufen ihre Flugabwehrsysteme gleich mit.»

            Viel Spass bei einem massiven Angriff, erste Welle Drohnen, zweite Welle Marschflugkörper, dritte Welle Kinshal. Bei einer ganzen Panzerfabrik lohnt sich so etwas (ganz abgesehen vom Propagandaeffekt). Ich würde gleich unterirdisch bauen.

            • Da der Westen diese Produktionsstätte bezahlen müßte, könnte es sich trotzdem finanziell für den einen oder anderen lohnen.
              Sinn macht es allerdings keinen. Es würde aber Geld ins Land fließen das ja auch irgendwo hängenbleibt.

                • In erster Linie, ja. Durch Bauarbeiten, Strom, Wasser, Straßen, Arbeiter, usw bleibt auch etwas im Lande hängen. Mit Korruption muß man zusätzlich rechnen.
                  Wenn es ein «deutsches Werk» wird, könnte die Ukraine auch einen «Schutz» ins Spiel bringen, der von Deutschland finanziert bzw geliefert wird.
                  Würde das Werk angegriffen, ist es dann ein deutsches oder ukrainisches Werk und wie wären die Folgen?

                    • «Anzufügen wäre noch, was wenn Deutsche beim Bau oder Betrieb vor Ort sind und bei einem Angriff zu Tode kommen? Was würde in der Presse stehen[?]»

                      Zeter und Mordio. Aber Angriffe auf Rüstungsbetriebe sind nun mal durch das Kriegsrecht gedeckt. Oder um es mit den Worten der Bibel zu sagen: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Wer sich in Kriegszeiten am Bau oder Betrieb eeiner solchen Fabrik beteiligt, sollte im Interesse seiner Angehörigen eine Lebensversicherung abschliessen.

                      «wie würde die Bundesregierung reagieren?»

                      Normalerweise nicht einmal mit einer Protestnote, weil sie das Kriegsrecht kennt. Bei der jetzigen Bundesregierung wäre ich mir allerdings nicht ganz so sicher. Die hat sich bereits mehrfach international lächerlich gemacht. Warum nicht noch einmal?

                  • «Würde das Werk angegriffen, ist es dann ein deutsches oder ukrainisches Werk und wie wären die Folgen?»

                    Das Werk wäre ein legitimes Kriegsziel. Das ist Rheinmetall und den deutschen Politikern auch bewusst. Die tragen aber nicht das Risiko.

                    • Die Presse könnte schreiben: Deutsches Werk in der Ukraine bombardiert.
                      Das erzeugt eine gewisse Stimmung.
                      Selenskij versucht seit Langem andere Nationen in den Krieg hineinzuziehen. (mal unabhängig davon gesehen, ob ein Engagement als sinnvoll oder verwerflich gesehen wird)
                      Ausländische Industriebetriebe würden wie Geld, Waffen, Zusammenarbeit wie z.B. mit der NATO fungieren.
                      Genau so, wie wenn ein ausländischer Besucher/Politiker durch einen russischen Angriff zu Schaden kommt.
                      Aussagen wie: Wir können Deutschland mit Strom beliefern, Weizen für die Entwicklungsländer, Bollwerk gegen Russland, wertvolles Mitglied für die EU, sind als Köder zu sehen, die Allianz zu erhalten und auszuweiten.
                      Ich denke mal, auch das Vorgehen gegen Korruption ist in diesem Sinne zu sehen. Ist aber eher ein Feigenblatt und nur auf die Wirkung im Ausland gemünzt. An ein Fortführen nach dem Krieg glaube ich nicht. Höchstens etwas Kosmetik in Bezug auf eine EU Mitgliedschaft.
                      Die Korruption ist zu tief verankert für schnelle Lösungen.

                    • «Die Presse könnte schreiben: Deutsches Werk in der Ukraine bombardiert.»

                      Das würde bei gewissen Intellektuellen verfangen. Jeder nüchtern denkende Mensch weiss aber: Ein Panzerwerk ist ein Panzerwerk ist ein Panzerwerk und im Krieg ein offensichtliches Angriffsziel.

              • Nun ja, daran verdienen, wie schon gesagt wurde, Rheinmetall, lokale Baufirmen und die Leute, die geschmiert werden müssen. Alle auf Kosten der westlichen Steuerzahler, ganz gleich, ob die Fabrik zu Kriegszeiten je produziert.

                Wer die Produktion nach Kriegsende bezahlen soll, steht in den Sternen.

  25. Institute for the Study of War:

    Nordfront:

    «Die russischen Streitkräfte führten am 2. September Offensivoperationen entlang der Linie Kupjansk-Swatowo durch und rückten kürzlich weiter vor. Geolokalisierte Aufnahmen, die am 1. und 2. September veröffentlicht wurden, zeigen, dass die russischen Streitkräfte südlich von Vilshana (14 km nordöstlich von Kupyansk) und südöstlich von Novoyehorivka (16 km südwestlich von Svatove) vorrückten.»

    Ostfront:

    «Die ukrainischen Streitkräfte führten am 2. September Offensivoperationen in der Nähe von Bakhmut durch und rückten vor. Am 2. September veröffentlichte geografische Aufnahmen deuten darauf hin, dass die ukrainischen Streitkräfte in der Nähe von Klischtschiwka vorgerückt sind, obwohl diese Fortschritte wahrscheinlich nicht neu sind.»

    Südfront:

    «Geolokalisierte Aufnahmen, die am 2. September veröffentlicht wurden, deuten darauf hin, dass die ukrainischen Streitkräfte nördlich von Pawliwka (30 km südwestlich von Donezk-Stadt) Zuwächse erzielt haben, die jedoch wahrscheinlich nicht neu sind.»

    Das ist alles an belegten Frontverschiebungen. Zu Robotyne schreibt ISW nur den lakonischen Satz:

    «Russische Milblogger, die zuvor behauptet hatten, dass die russischen Streitkräfte Stellungen im südlichen Teil von Robotyne halten, behaupteten, dass sich die russischen Streitkräfte vom südlichen Rand der Siedlung auf nicht näher bezeichnete Stellungen weiter südlich zurückgezogen haben.»

    • Jerome:

      Sloboda-Front:

      » Der Feind stürmte ukrainische Stellungen südlich von Vilshana und drang in befestigte ukrainische Stellungen ein. (Quelle)
      Die russischen Streitkräfte rückten in Richtung Nowojehoriwka vor und eroberten weitere Gebiete in diesem Gebiet.»

      Donetsk Front:

      «Die russischen Truppen sind in Marinka vorgerückt und haben den westlichen Stadtrand erreicht. Die Schlacht um Marinka geht nach anderthalb Jahren ihrem Ende entgegen, und es ist nichts mehr übrig. (Quelle)»

      Kherson Front:

      «Russische Artillerie beschoss ukrainische Stellungen am Ostufer des Dnipro und enthüllte, dass eine Gruppe ukrainischer Truppen nordöstlich von Oleshky gelandet war. (Quelle)
      Russische Artillerie beschoss auch ukrainische Truppen, die auf Kinburn Spit gelandet waren. Dabei handelte es sich wahrscheinlich nur um einen Angriff ukrainischer Spezialeinheiten. (Quelle)»

      Ansonsten:

      Abgewehrte Angriffe und keine Aktivitaeten gemeldet.(Uebersetzung mit DeepL)

  26. Inzwischen schreibt das ISW wieder von russischen Milbloggern, die ihrerseits schreiben, der Süden von Robotyne sei umkämpft.

    Das klingt fast wie eine Kopie von Klishchiivka nahe Bachmut, wo die ukrainischen Truppen vor Wochen laut ISW zuerst die umliegenden Höhen und dann die Siedlung eingenommen hatten, fortwährend in der Offensive waren und jetzt die umliegenden Höhen und den Westrand der Siedlung angreifen.

  27. Nun also doch: Selenskij entlässt den ukrainischen Verteidigungsminister Resnikow. Im Gespräch ist ein Botschafterposten in London für ihn. Ich hätte Berlin vorgeschlagen, wo man schon Erfahrung mit komplizierten ukrainischen Botschaftern hat.

  28. Laut ISW dringen die ukrainischen Truppen weiter in dem kleinen Dorf Klishchiivka bei Bachmut vor, wie schon seit Wochen, und russische Militärblogger behaupten, die russische Seite habe mehrere Strassen in Robotyne zurückerobert.

    • «Russland hat erstmals einen Rückzug aus der Ortschaft Robotyne im Südosten der Ukraine eingeräumt. Vor gut einer Woche hatte die Ukraine die Rückeroberung des strategisch wichtigen Ortes gemeldet. Die russische Armee habe die Siedlung aus taktischen Gründen aufgegeben, sagt der von Russland eingesetzte Verwalter der besetzten Region Saporischschja, Jewgeni Balizki, dem Medienportal RBC. Es sei sinnlos, auf einer freien Fläche zu bleiben, wenn es keine Möglichkeit für die Truppen gebe, sich vollständig in Verteidigungsstellungen einzugraben.» (tagesschau.de)

  29. Die ukrainiscche Gegenoffensive soll an Fahrt aufgenommen haben. Dem widersprechen die Meldungen des ISW über Frontverschiebungen, die durch geolokalisierte Aufnahmen bestätigt wurden. Am 8. September gab es keine solchen Frontverschiebungen und am 9. September die folgenden, die beide nicht weiträumig sind:

    «Aus den am 9. September veröffentlichten geografischen Aufnahmen geht hervor, dass die ukrainischen Streitkräfte nordwestlich von Novomayorske (18 km südöstlich von Velyka Novosilka) vorrücken.

    Geolokalisierte Aufnahmen vom 9. September zeigen, dass ukrainische Truppen nordöstlich und östlich von Nowoprokopiwka (13 km südlich von Orichiw), westlich von Verbove (20 km südöstlich von Orichiw) und südlich von Robotyne (10 km südlich von Orichiw) vorgerückt sind.»

    Abgesehen davon behaupten beide Seiten ein Vorrücken an verschiedenen Frontabschnitten, das aber nicht belegt ist. Eine dieser Meldungen beansprucht dennoch ein gewisses Interesse, weil sie auf eine lokale russische Gegenoffensive im Süden hindeutet (und das wäre neu):

    «Russische Quellen behaupteten am 8. und 9. September, dass russische Truppen in der Nähe von Pryyutne (16 km südwestlich von Velyka Novosilka) angegriffen hätten und bis zu drei Kilometer in die Hrusheva-Schlucht vorgedrungen seien, obwohl der ISW keine visuellen Beweise für diese Behauptung gefunden hat.»

    In dem österreichischen Hotel, in dem ich gerade bin, ist übrigens der Zugriff auf southfront.press durch den Netzwerkbetreiber blockiert. Ich habe nur mit VPN Zugriff.

    Weil ich so etwas nicht mag, gebe ich hier ausnahmsweise auch mal als Direktübersetzung Behauptungen von southfront.press über ein Vorrücken russischer Einheiten an der ukrainischen Ostfront wieder:

    «Unterdessen wurde ein russischer Vorstoß in der Stadt Maryinka in der Agglomeration Donezk gemeldet. Die Frontlinie in diesem Gebiet ist seit vielen Monaten nahezu unverändert geblieben; in den letzten Wochen ist es den Kämpfern der russischen 150. Division jedoch gelungen, im westlichen Teil der Stadt tiefer in die ukrainische Verteidigung vorzudringen. Aufnahmen von der Front bestätigen, dass die Kämpfe etwa 300 Meter von der Westgrenze von Maryinka entfernt weitergehen.

    Außerdem gelang es russischen Angriffsgruppen, in das Gebiet von Krasnogorovka vorzudringen, wo das ukrainische Militär Berichten zufolge aus einer stark befestigten Festung, die es seit mehr als 9 Jahren gehalten hatte, verdrängt wurde.»

    • «…ausnahmsweise auch mal als Direktübersetzung»

      Danke, sehr freundlich. Oesterreich ist eben kein neutrales Land.

      Und klar, alles Desinformationen.

      «Kein anderes EU-Land wird so häufig Ziel von Desinformationskampagnen wie Deutschland. Verbreitet werden sie über Internetseiten wie „SouthFront“. Recherchen ergeben: Die Spur führt tief nach Russland – und nach Mecklenburg-Vorpommern.»

      Russland und Ostdeutschland – Idioten fuer Idioten sozusagen.

      https://www.welt.de/politik/deutschland/plus229701583/Desinformationsseite-SouthFront-Hilfreiche-Idioten-gibt-es-viele.html

      • Nun ja, southfront.press ist schon sehr tendenziös, stärker als das ISW in die andere Richtung. Die Information von southfront.press ist aber nicht wertlos. Zum Beispiel räumen sie gewisse ukrainische Erfolge ein und dann weiss man, dass das keine ukrainischen Propagandabehauptungen sind.

        southfront.press ist auch recht gut darin, die wenigen Publikationen westlicher Medien zu finden, die nicht das allgemeine Narrativ stützen. Ich habe kein eigenes Recherche-Team und nur begrenzt Zeit. Wenn ich das professionell machen würde, würde ich wahrscheinlich inzwischen automatische Internet-Recherchen laufen lassen und mit KI vorsortieren. Die Zeit, so etwas zu etablieren, habe ich aber nicht und insofern ist southfront.press für mich ein nützliches sekundäres Medium, das mich zu interessanten Artikeln besser gemachter Medien führt.

  30. Konrad Schuller interpretiert in der FAZ (Bezahlschranke), Selnskijs Aeusserungen zur Krim so, wie ich sie auch interpretiert habe. Selnskij versucht von einer Wiedereroberung der Krim (vorerst) abzusehen und deren Entmilitarisierung anzustreben. Darauf kann die russische Seite freilich nicht eingehen, weil die Krim danach ja nicht mehr verteidigt werden könnte (und Vertrauen in die ukrainische Führung angesichts der Geschichte um Minsk-II nicht angebracht ist).

  31. Laut CNN hatte die ukrainische Führung bereits im vorigen Jahr versucht, das Starlink-Kommunikationsnetzwerk, das Elon Musk der Ukraine kostenlos zur Verfügung gestellt hatte, für einen Angriff auf die russische Schwarzmeerflotte zu nutzen.

    «»Es gab eine dringende Anfrage von Regierungsbehörden, Starlink bis nach Sewastopol zu aktivieren», schrieb Musk auf X, der Plattform, die offiziell als Twitter bekannt ist und ihm gehört. Sewastopol ist eine Hafenstadt auf der Krim. «Die offensichtliche Absicht war, den größten Teil der russischen Flotte vor Anker zu versenken. Wenn ich ihrer Bitte zugestimmt hätte, wäre SpaceX explizit an einer großen Kriegshandlung und Konflikteskalation beteiligt gewesen.»

    In der Biographie von Musk, die Journalisten vorab zur Verfügung gestellt wurde, heisst es dazu:

    «Elon Musk befahl seinen Ingenieuren im vergangenen Jahr heimlich, das Starlink-Satellitenkommunikationsnetz seines Unternehmens in der Nähe der Krim-Küste abzuschalten, um einen ukrainischen Überraschungsangriff auf die russische Marineflotte zu stören, so ein Auszug aus Walter Isaacsons neuer Biografie über den exzentrischen Milliardär mit dem Titel «Elon Musk».

    Als sich ukrainische U-Boot-Drohnen mit Sprengstoff beladen der russischen Flotte näherten, «verloren sie die Verbindung und wurden harmlos an Land gespült», schreibt Isaacson.»

    Und weiter:

    «Mittlerweile flehte Mykhailo Fedorov, stellvertretender Premierminister der Ukraine, Musk an, die Konnektivität für die U-Boot-Drohnen wiederherzustellen, indem er Musk in einer Textnachricht über deren Fähigkeiten informierte, so Isaacson. «Ich möchte nur, dass Sie – die Person, die die Welt durch Technologie verändert – dies wissen», sagte Fedorov zu Musk.

    SpaceX antwortete nicht auf CNNs Anfragen nach einem Kommentar.»

  32. Jeromes Sonntagskommentar (militaryland.net) ist nicht erschienen.

    ISW:

    ausnahmsweise einmal aus dem oberen (Propaganda)teil:

    «Russische Streitkräfte haben in der Nacht vom 9. auf den 10. September eine Reihe von Shahed-131/-136-Drohnenangriffen auf die Oblast Kiew durchgeführt. Ukrainische Militärquellen berichteten am 10. September, dass die ukrainischen Streitkräfte 26 von 33 Drohnen abgeschossen haben, die von den russischen Streitkräften aus Richtung der Oblast Kursk abgeschossen wurden.»

    Das ist bedenklich. Die Shahed-131/-136-Drohnen sind langsame Luftziele und die Region Kiew ist noch die am besten luftverteidigte Region der Ukraine. Wenn 7 von 33 (reichlich 20%) dieser Billigdrohnen durchkommen, hat die Luftverteidigung ein ernsthaftes Problem.

    Die ukrainischen Truppen machen nach eigenen Angaben weiterhin Fortschritte nahe Klishchiivka, wie schon seit Wochen und in den letzen Tagen. Das ist ein Dorf, das vor dem Krieg 512 Einwohner hatte.

    Südfront:

    «Geolokalisierte Aufnahmen, die am 10. September veröffentlicht wurden, zeigen, dass die ukrainischen Streitkräfte östlich von Nowoprokopiwka (18 km südöstlich von Orichiw) Fortschritte gemacht haben.»

    Das ist bereits alles von der ukrainischen Offensive, die «Fahrt aufgenommen hat».

  33. Der Ex-Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm, wurde gezielt aus dem Amt gemobbt, obwohl gegen ihn nichts vorlag. Daran waren der öffentlich-rechtliche Sender ZDF, Böhmermann und die Bundes-Innenministerin Nancy Faser beteiligt.

    Ich denke, dass man das nach den dem «Focus» vorliegenden Dokumenten in dieser Klarheit sagen darf. Das ist ein weiterer Beitrag zum Vertrauenslust in die Institutionen der Bundesrepublik Deutschland, vor allem dann, wenn es ohne rechtliche Konsequenzen für das ZDF und für Faser bleiben sollte.

    • Hmm, die arme Frau Faeser (mit zweimal «e», nicht zu verwechseln mit Nancy Fraser, der Philosophin) wird mit Dreck beworfen. Die Sache ist ganz klar: Man versucht da – mit allen Mitteln – Ihren Wahlsieg in Hessen zu verhindern.

      Ausserdem haben wir gerade ein Problem von epischer Groesse: Unser Hansi wurde gefeuert. Nun ist guter Rat teuer. (Muesste sich eigentlich auch beim Badespass im Tegernsee mittlerweile rumgesprochen haben.)

      • «Unser Hansi wurde gefeuert.»

        Wie schon der große Rainald Grebe gesagt hat: «Es gibt nur einen Rudi Völler.»

        Der Badespass hat übrigens gerade zwischen der Nachmittagssitzung und dem Abendessen im Pool stattgefunden (Schloss Ringberg hat einen solchen, bis zum Tegernsee läuft man von hier eine halbe Stunde). Die Wassertemperatur war aber eher frisch.

        • Der große Rainald Grebe hat da in seinem lethargischen Silvestersong Klaus & Klaus zitiert.

          Die Fans hatten das schon bei der EM 1988 gebruellt (und mich hatte der Typ auch mitgerissen. Kam ja auch direkt aus Rom.) Im grossen und ganzen – bis zum Halbfinale – ging auch alles gut. Dann kam die Sowjetunion. Und der Traum vom grossen Finale war zu Ende…

          Schon klar, als Schlossbewohner begibt man sich natuerlich nicht unter das niedere Volk.

          Tja, der vom Menschen gemachte Klimawandel schlaegt erbarmungslos zu. Noch nie war der Sommer so heiss. (Jedenfalls seit Beginn der Wetteraufzeichnungen:)

  34. Aus einem Artikel bei faz.net geht hervor, dass seit Kriegsbeginn bis Mai 2023 insgesamt 1.07 Millionen ukrainische Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen wurden. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl ukrainischer Arbeitnehmer in Deutschland von 65’590 auf 152’380 gestiegen. Das sind 8.1% der Flüchtlinge.

    Auch wenn man berücksichtigt, dass unter den Ukraine-Flüchtlingen auch Kinder sind, ist diese Quote sehr gering. Man kann also tatsächlich davon ausgehen, dass die Migration aus der Ukraine vermutlich auch wegen der extreme guten sozialen Absicherung dieser einen Gruppe von Migranten für Deutschland ein erhebliches Zuschussgeschäft ist.

    • Ein Zuschußgeschäft aus humanitären Gründen kann ich akzeptieren. Eine unterschiedliche Bewertung von Kriegs-Flüchtlingen nicht.
      Afrikanischen Staaten ist dies schon sauer aufgestoßen und haben sich entsprechend geäußert.
      Das hilft BRICS und macht den Westen unglaubwürdig, vor allem Deutschland.
      Ein Umsteuern ist kaum mehr möglich, es wird wohl ein langfristiges Problem werden.
      Das auseinanderdividieren der Bevölkerung könnte eine sehr große Belastung in Zukunft werden.

      • «Ein Zuschußgeschäft aus humanitären Gründen kann ich akzeptieren.»

        Sicher. Spenden an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz sind letzlich auch Zuschussgeschäfte aus humanitären Gründen.

        Wie Sie schon sagen sollte man solche Entscheidungen aber danach treffen, wer am Bedürftigsten ist, nicht nach machtpolitischen Gesichtspunkten.

        • «…sollte man solche Entscheidungen aber danach treffen, wer am Bedürftigsten ist, nicht nach machtpolitischen Gesichtspunkten.»
          Das ist der springende Punkt. Das wären die sogenannten westlichen Werte, wenn man sie wirklich praktizieren würde.
          Unter der leider zu berücksichtigen Grundlage, was ist möglich und welche Folgen hat es.
          Grenzen auf für alle würde dem humanitären Gedanken aber widersprechen. Da die Möglichkeiten begrenzt sind, würde das den Menschen die unter besonders schlimmen Bedingungen leben, die Möglichkeit nehmen Hilfe zu bekommen.
          Ich denke an Folter, lebenslange Haft für Bagatellen, Beschneidung von Frauen, Kriegsopfer, usw. In diesen Fällen besteht dringender Handlungsbedarf.
          Nicht bei Menschen die mit Mittelklassewagen, brauchbarem Kontostand und Hausrat hier ankommen, aber nie Kampfhandlungen gesehen haben oder direkt bedroht sind.
          Die wirklich extremen Fälle sind schon so umfangreich, daß sie nicht zu schaffen sind. Da muß man Prioritäten setzen, auch wenn man es nicht möchte.
          Ein Zahnarzt aus der West-Ukraine ist einfach nicht in der dramatischen Lage wie Leute aus dem Kongo oder Jemen. Und bei Frauen denen die Beschneidung droht zählt evtl. jeder Tag.
          Das weitere an der Durchführungspraxis wie begrenztes Aufenthaltsrecht, Rückführungen nach Beendigung der Gefährdung, dauerhaftes Aufenthaltsrecht usw wäre eine andere Baustelle.
          Humanitäre Hilfe muß ja nicht gleichgesetzt werden mit Einbürgerung, dafür reichen die Ressourcen nicht und Deutschland ist dafür zu klein. Andere Probleme mal ausgeklammert.

          • Hmm -Entscheidungen nach Beduerftigkeit… Hat man das frueher nicht bei «Hartz4» (heisst heute «Buergergeld») gemacht?

            Jeden Monat weit ueber 20 Tsd. Asylantraege (ohne Ukraine-Fluechtlinge vermutl.). Wenn die Behoerde das erstmal alles bearbeiten muesste, waeren wirklich beduerftige Fluechtlinge wohl schon vor Bescheid verhungert oder erfroren.

            «Ein Zahnarzt aus der West-Ukraine ist einfach nicht in der dramatischen Lage wie Leute aus dem Kongo oder Jemen.»

            Mag sein. Aber wenn er zurueck muss, steht immer die Gefahr im Raum, dass er eingezogen wird. Je laenger der Krieg dauert, um so wahrscheinlicher.

            In jungen Jahren hatte ich mal die Meinung der Gruenen: «Alle die kommen wollen, sollen kommen koennen.» Leider haelt das der Realitaet nicht stand. Die Grenzen des Wachstums sind eben ueberall.

            • «In jungen Jahren hatte ich mal die Meinung der Gruenen: «Alle die kommen wollen, sollen kommen koennen.» Leider haelt das der Realitaet nicht stand.»

              Ja. Ich habe auch mal an eine Welt ohne Grenzen und Zäune geglaubt. Wie der Spruch auf der südkoreanischen Insel Jeju: «Keine Schlösser, keine Diebe, keine Bettler.» Das kann in einer dörflichen Gegend funktionieren, aber in der ganzen Welt eben nicht.

              Es ist eben schon so: Wer mit 20 kein Kommunist ist, hat kein Herz und wer es mit 40 immer noch ist, hat keinen Verstand.

        • Ihre Vergleiche waren auch schon mal besser 😉

          Spenden sind freiwillig, und man hilft (normalerweise) damit gern; Ausgaben fuer und Verteilung von Fluechtlingen wird ueber die Koepfe der Bevoelkerung hinweg entschieden (die diese Zuschussgeschaefte dann letztlich auch finanzieren muessen).

  35. Weiterhin nichts auf militaryland.net.

    Institute for the Study of War:

    Nordfront:

    «Geolokalisierte Aufnahmen, die am 11. September veröffentlicht wurden, zeigen, dass die russischen Streitkräfte in der Nähe des Waldgürtels nordöstlich von Synkiwka (10 km nordöstlich von Kupjansk) Fortschritte gemacht haben.»

    Das sind alle tatsächlich belegten Frontverschiebungen des gestrigen Tages. Weitergehende Behauptungen über Frontverschiebungen zu eigenen Gunsten gibt es von beiden Seiten.

  36. Die NZZ schreibt in ihrer Deutschland-Kolumne «Der andere Blick»:

    «Zwei Jahre nach der Machtübernahme durch die Taliban ist das Leben am Hindukusch so sicher wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Höchste Zeit, dass die deutsche Regierung diese Realität anerkennt. Andere Länder tun das längst.»

    Auch das ist ein Kommentar zu den Grenzen Europas. Die USA und Westeuropa hatten zwei Jahrzehnte lang versucht, die Kontrolle über Afghanistan zu erlangen und ihre Vorstellungen vom richtigen Leben dort durchzusetzen. Das ist gescheitert.

    Gleichzeitig fällt der FAZ auf, dass die Bemühungen, die westlichen Vorstellungen vom rechten Leben anderswo durchzusetzen, auch in Westafrika nicht gut ankommen. Die FAZ redet zu Recht von einer bedeutenden strategischen Niederlage des Westens in dieer Region.

    Man sollte die Beziehung zum Ukraine-Krieg nicht vergessen. In den UN-Versammlungen stimmen viele Regierungen den westlichen Resolutionen zu. Im grössten Teil der Welt erkennt man aber Heuchelei. Deswegen hat der G20-Gipfel sich auch auf einen allgemeinen Aufruf zur Achtung der Souveränität und territorialen Integrität geeinigt, ohne dabei nur Russland zu erwähnen.

  37. Die SZ-Kampagne gegen Hubert Aiwanger hatte genau das Ergebnis, das ich erwartet hatte. Die «Freien Wähler» haben deutlich zugelegt, die CSU, die SPD und die Grünen haben eingebüsst und damit sind die «Freien Wähler» an den Grünen vorbeigezogen. CSU & Freie Wähler zusammen haben etwas zugelegt.

    Man könnte hoffen, dass die SZ und Journalisten ähnlicher Couleur daraus etwas lernen. Ich selbst bringe allerdings nicht so viel Optimismus auf, das zu glauben.

    Die werden so lange «gegen rechts» kämpfen, bis dadurch ein wirkliches Rechts an die Macht kommt.

    • Klar, hat schon jahrelang im Kampf gegen die AfD nicht geklappt. Wenn so ’ne Schnutzkampagne zu offensichtlich ist, kommt’s zur jetzt-erst-recht-Trotzreaktion. (Ist nicht nur bei kleinen Kindern so.) Wundert mich, dass das besonders unsere woken-Leitmedien nicht kapieren.

        • In dieser Direktheit wuerde ich das nicht behaupten. Und es sind ja auch gerade mit die etwas juengeren, wertebasierten Hellen (d.h. «weisz»), die da an vorderster Front stehen.

          Aber o.k – Sie sind der Hausherr. Woanders koennten Sie sich das nicht erlauben, ohne Aerger zu bekommen.

          • «Woanders koennten Sie sich das nicht erlauben, ohne Aerger zu bekommen.»

            Nee, beim Freitag wäre ich damit gleich ein paar Wochen weg vom Fenster.

            Ich denke aber, man kann diese etwas zugespitzte Formulierung verteidigen. Nicht jede und jeder, die ein paar «progressive» Ideen verfolgen, würde sich ja selbst den Woken zurechnen. An das Gesamtprogramm des Wokismus zu glauben, bezeugt entweder mangelnde Kenntnis der Geschichte und der menschlichen Psychologie oder einen Mangel an Intelligenz (oder wenigstens an dem Willen, Dinge zu Ende zu denken).

  38. Weiter nichts Neues auf militaryland.net

    ISW:

    Nordfront:

    «Die russischen Streitkräfte führten am 12. September Offensivoperationen entlang der Linie Kupjansk-Swatove-Kreminna durch und rückten vor. Aus den am 11. September veröffentlichten geografischen Aufnahmen geht hervor, dass die russischen Streitkräfte nördlich von Serhiivka (12 km südwestlich von Svatove) vorrückten.»

    Bei Bachmut:

    «Die ukrainischen Streitkräfte führten am 12. September Offensivoperationen in der Nähe von Bakhmut durch und rückten kürzlich weiter vor. Geolokalisiertes Bildmaterial, das am 11. und 12. September veröffentlicht wurde, zeigt, dass die ukrainischen Streitkräfte nördlich von Kurdjumiwka (13 km südwestlich von Bachmut) und südwestlich von Majorsk (21 km südwestlich von Bachmut) begrenzte Fortschritte gemacht haben.»

    Südfront:

    Keine durch geolokalisiertes Bildmaterial bestätigten Bewegungen.

  39. Der britische «Economist» hat (bereits am 27. August) bestätigt, dass die ukrainische Seite für ihre Drohnenangriffe auf russisches Territorium Information verwendet, die sie von der westlichen Aufklärung erhält:

    «Aufgrund der umfangreichen russischen Kapazitäten im Bereich der Luftabwehr und der elektronischen Kriegsführung erfordert jeder ukrainische Angriff eine sorgfältige Planung. Die Ukraine hat Algorithmen entwickelt, die zu funktionieren scheinen. Die Operateure starten am frühen Morgen (wenn die Konzentration der Verteidiger nachlassen könnte) und verwenden eine Angriffsreihenfolge, die die Luftabwehr beschäftigen soll. Sie sammeln nachrichtendienstliche Informationen (oft von westlichen Partnern) über Radare, elektronische Kriegsführung und Luftverteidigungsanlagen.»

  40. https://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/index.htm

    Letzte Landtagswahlumfragen:

    Brandenburg (Wahl am 22. September 2024), INSA (4.7.2023)

    AfD 28%
    SPD 21%
    CDU 18%
    Linke 10%
    Grüne 9%

    Mecklenburg-Vorpommern (Wahl Herbst 2026), INSA (6.7.2023)

    AfD 29%
    SPD 27%
    CDU 18%
    LInke 10%
    Grüne 6%

    Sachsen (Wahl 1. September 2024), INSA 31.8.2023

    AfD 35%
    CDU 29%
    Linke 9%
    SPD 7%
    Grüne 6%
    FDP 5%

    Sachsen-Anhalt (Wahl Sommer 2026), INSA (27.6.2023):

    CDU 31%
    AfD 29%
    SPD 9%
    Linke 9%
    Grüne 6%
    FDP 6%

    Thüringen (Wahl 1. September 2024), INSA (13.7.2023):

    AfD 32%
    Linke 22%
    CDU 20%
    SPD 10%
    Grüne 5%

    Wenn sich die Regierungspolitik nicht grundlegend ändert, ist in reichlich einem Jahr in drei ostdeutschen Flächenländern die AfD die stärkste Kraft im Parlament. Sie muss dann auch zunächst den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten.

    Das Problem ist kein ausschliesslich ostdeutsches:

    Baden-Württemberg (Wahl Frühjahr 2026), Infratest-dimap (20.7.2023)

    CDU 26%
    Grüne 24%
    AfD 19%
    SPD 13%
    FDP 7%

    Nach den nächsten Bundestagswahlen (Herbst 2025) und den Landtagswahlen bis Herbst 2026 wird die politische Landschaft in der BUndesrepublik Deutschland völlig anders aussehen als jetzt.

    • Tja, die neue osdeutsche Volkspartei ist die AfD. Da hat «die Linke» (die das mehr oder weniger jahrzehntelang war) nicht aufpasst.

      Ich haette ja gesagt, zieht die Mauer wieder hoch, hoeher als je zuvor. Aber dann kommen Sie ganz zum Schluss noch mit dem «Laendle», wo Kretschmann, durchgeknallte Esos und Querdenker ihr Unwesen treiben.

      Tja – was nu?

      • Interessant wird es, wenn man die Gepflogenheiten nach Wahlen betrachtet. Die stärkste Partei übernimmt die Regierungsbildung.
        Das wäre im ein oder anderen Bundesland die AFD.
        Ich nehme an, man wird davon abrücken und damit wäre eine Tradition gebrochen. Kein einfacher Schritt wenn man die Zukunft im Auge hat.

        • Na ja, man muesste halt mit einen All-Parteien-Buendnis antreten. Dann hat die AfD bis auf weiteres noch keine Chance.

          Alternative waere: Rechtzeitig vor den Wahlen es noch irgendwie zu schaffen, die AfD zu verbieten.

          • Wäre eine Möglichkeit. Nur gilt dann in Zukunft das Argument nicht mehr, die stärkste Partei bildet die Regierung.
            Mehrere Koalitionspartner können wir überleben, die Qualität der Politik müßte man eben akzeptieren, so wie wir zur Zeit sehen. 3 Parteien unter einen Hut bekommen, wobei sich jede noch profilieren will….nicht einfach.
            Vielleicht kommt Wagenknecht noch hinzu und die Zahlen sehen etwas anders aus.

          • «Alternative waere: Rechtzeitig vor den Wahlen es noch irgendwie zu schaffen, die AfD zu verbieten.»

            Das löst das Problem ja nicht, es führt nur zur Radikalisierung. Die AfD zu verbieten, wäre ein Offenbarungseid des demokreatischen und rechtsstaatlichen Systems. Nichts in der Programmatik der AfD widerspricht dem Grundgesetz.

            Das Problem mit der AfD kann nur politisch gelöst werden. Den Wählern muss ein politisches Angebot gemacht werden, dass sie überzeugt, nicht AfD zu wählen. Mit anderen Worten müssen die etablierten Parteien damit aufhören, das Volk schulmeistern zu wollen.

            Die Parteien sind in einem funktionierenden demokratischen System Interessenvertreter von Teilen der Bevölkerung. Wenn ein bestimmter Teil der Bevölkerung keine etablierte Partei findet, die seine Interessen vertritt, wird dieser Teil eine Alternative suchen. Man kann sich nicht darauf verlassen, wie das Angela Merkel getan hat, dass diese Leute dann einfach nicht mehr wählen.

            • Nee, loest das Problem nicht. («Raider heisst jetzt Twix.»

              Die Idee, die ich da zum Besten gebe, ist ja auch nicht auf meinem Mist gewachsen. So denken eben einige aus den etablierten Parteien, wie man die ungeliebte Konkurrenz ausschalten koennte. Waere auch eine kurzfristige Loesung, wenn man das kurz vor den Wahlen hinbekommen wuerde. Klar gebe erstmal ’ne zeitlang Proteste. Konnte man aber bisher immer einhegen. (Pegida, Querdenker, Hartz-Proteste…) Ich denke, auch da kaeme es nicht zum Sturm auf den Reichstag.

              Angela Merkel war aber urst erfolgreich mit ihrer Taktik. Wie oft wurde verkuendet, dass die am Ende ist und demnaext zuruecktreten muss. Am Ende hat sie’s doch geschafft volle
              16 Jahre ganz oben zu stehen – und ist dann ganz freiwillig und aus eigenen Stuecken zurueckgetreten. (Wie Sie beim «Freitag».)

              • «Ich denke, auch da kaeme es nicht zum Sturm auf den Reichstag.»

                Bringt ja auch nichts. Die AfD ist doch nicht so dämlich wie die Trump-Anhänger.

                «volle
                16 Jahre ganz oben zu stehen – und ist dann ganz freiwillig und aus eigenen Stuecken zurueckgetreten»

                Wenn AM eins wusste, dann, wie Machtspiele funktionieren. Aber was ist denn nun als Hinterlassenschaft geblieben? Merz und >20% AfD.

                Mit dem Einhegen der Proteste ist es so eine Sache. Eine Parteiendemokratie kann nicht mehr funktionieren, wenn die zugelassenen Parteien keine Bevölkerungsmehrheit mehr auf sich vereinigen. Da kann man verbieten, was man will.

                Das eigentliche Problem ist nicht der Populismus der AfD. Das eigentliche Problem ist die Unpopularität der etablierten Parteien.

        • Sicher, wer immer den Aufrag zur Regierungsbildung erteilt, kann die AfD auch übergehen. Das kommt bei den Wählern bestimmt gut an.

          Das Problem ist, dass man mit solchen Dingen den Handlungsspielraum der AfD sehr stark erweitert, wenn die dann doch mal eine absolute Mehrheit hat (vielleicht auch mit anderen nichtetablierten Partein zusammen). Die kann dann ihrerseits die Opposition mit undemokratischen Mitteln einhegen – welches moralische Recht hätten die Oppositionsparteien denn dann noch, das zu kritisieren?

      • «Tja – was nu?»

        Es gibt nicht so viele Möglichkeiten. Dass eine der beiden Seiten Vernunft annimmt, ist unwahrscheinlich. Die etablierten Parteien werden weiter versuchen, die AfD zu dämonisieren und mit Mitteln zu bekämpfen, die sich an der Grenze der Rechtsstaatlichkeit bewegen und diese manchmal verletzen. Gleichzeitig werden sie in den Augen der Bevölkerungsmehrheit als Regierende weiter erfolglos und unorganisiert erscheinen.

        Beides zusammen muss der AfD (und ähnlichen Kräften) immer mehr Wähler zutreiben. Irgendwann sind es dann halt über 50%. Trump hat ja auch eine echte Chance, noch einmal Präsident zu werden. Schaut man sich die Bilanzen von Trumps erster Präsidentschaft und Bidens erster Präsidentschaft an, dann überrascht das nicht wirklich.

        • «Trump hat ja auch eine echte Chance, noch einmal Präsident zu werden.»

          Das denke ich auch. Obwohl schon lange in der Schweiz, merkt man immer noch, wo Sie Ihre Wurzeln haben.

          https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/internationale-politik/id_100242036/us-wahl-2024-trump-oder-biden-wer-wuerde-in-deutschland-gewinnen-.html

          Andererseits denke ich aber nicht, dass die AfD je ueber 50% bekommen werden. (Ganz abgesehen davon, dass da sogar m.M.n. paar Prozente weniger.zur absol.. Mehrheit reichen wuerden, weil ja die «Sonstigen» (unter 5%) dann quasi nicht zaehlen.)

          (Ich meine BTW – in «Ostdeutschland» klar, jederzeit.)

          • «Andererseits denke ich aber nicht, dass die AfD je ueber 50% bekommen werden.»

            Ich wäre da nicht so sicher. Solche Prozesse entwickeln leicht eine Eigendynamik. 75% bis 80% vertrauen der Ampel nicht und die CDU/CSU liegt derzeit in Umfragen zwischen 26 und 29%. Ich mache da ein AfD-Wählerpotential schon jetzt von etwa 50% aus. Nur das noch bestehende Tabu verhindert die Realisierung. Ein Tabu kann sehr schnell verlorengehen.

            Und da ist noch nicht eingerechnet, dass sich die Gesamtlage vermutlich weiter verschlechtern wird.

            Siemensstadt in Berlin galt als Hochburg der Arbeiterbewegung. Am 2. Mai 1933 besetzten SA und SS die Gewerkschaftshäuser. Die freien Gewerkschaften waren zerschlagen. Am 10. November 1933 hielt Hitler eine Rede in Siemensstadt – und wurde bejubelt.

            So etwas kann auf einmal sehr schnell gehen. Es ist auch im Herbst 1989 und im Winter 1989/90 sehr schnell gegangen.

            • Hmm, sicher bin ich mir auch nicht. Und 89/90 konnte ich mir auch nicht vorstellen – zumindest nicht in dieser wahnsinnigen Geschwindigkeit – und wie schnell aus «Wir sind das Volk» (d.h. Reformierung der DDR) «Wir sind ein Volk» wurde.

              «75% bis 80% vertrauen der Ampel nicht …»

              Das stimmt. Und wissen Sie wie die MSM argumentieren: «80% waehlen keine AfD». Stimmt auch so grob.

              Also,, ich hoffe mal, Sie haben damit nicht recht.

                  • Ja, das denke ich auch. Der Grossteil der DDR-Buerger hatte sich die Wiedervereinigung ganz anders vorgestellt. Die hatten Kohl mit seinem «bluehenden Landschaften» geglaubt und eine ganz andere Vorstellung «vom Goldenen Westen».

                    Die Meisten waren ja auch nie vorher dort gewesen und hatten maximal Westfernsehen.

                    Na ja und dann war die Enttaeuschung und das Entsetzen natuerlich gross, als die dann vom «Westen» wie die biblischen Heuschreckenschwaerme ueber das Land herfielen, und es praktisch deindustrialisierten bzw. die Belegschaften radikal reduzierten. Ploetzlich Massenarbeitslosigkeit (kannte man ja gar nicht) und Bittsteller beim Amt. Alles was die DDR-Buerger vorher geschaffen hatten nichts mehr wert.

                    • Dem kann ich gut folgen und sehe es auch so. Mit einer Einschränkung: Durch das West-Fernsehen hätte man wissen können, wie der Westen tickt, wo die Probleme stecken und wie etwa der Alltag aussieht.
                      Da war man zu naiv, wohl auch weil alles recht schnell vonstatten ging und die Freude überwog.
                      Ich hätte mir längere Gespräche gewünscht und eine andere Planung.
                      Vielleicht auch eine Reform der DDR mit weiterer Souveränität und späterem Zusammenschluß.
                      Kohl meinte wohl, ein Zeitfenster könnte sich schließen für einen Anschluß. Seine Verlautbarungen habe ich nie ernst genommen, sie waren einfach Unsinn. So wie er sagte, wäre es nie möglich gewesen und die Realität hat ihn ja auch schnell widerlegt. Man könnte auch an Täuschung denken um schnell zum Ziel zu kommen.

                    • «Durch das West-Fernsehen hätte man wissen können, wie der Westen tickt, wo die Probleme stecken und wie etwa der Alltag aussieht.»

                      Tja, Westfernsehen hatte ich nicht. Vermute mal, da wollte man nicht das sehen und z. T. bestaetigt haben, was schon Karl-Eduard im «schwarzen Kanal» angeboten hat.

                      Kann man ja mal izi fragen, was der sich so immer reingezogen hat.

                    • «Durch das West-Fernsehen hätte man wissen können, wie der Westen tickt, wo die Probleme stecken und wie etwa der Alltag aussieht.»

                      Sicher, Karl-Eduard von Schnitzler hat das allwöchentlich erlärt («Der Schwarze Kanal»). Er hat es nur eben so einseitig getan, dass ihm niemand glaubte und ihn alle «Lügen-Ede» nannten. Dabei stimmte das meiste, was er sagte, schon. Die Lüge bestand im Weglassen anderer wichtiger Aspekte. Man fühlt sich an die heutigen Mainstream-Medien erinnert.

                      Gorbatschow, Reagan, und Honecker kommen in den Himmel. Der liebe Gott erklärt, dass jeder im Himmel ein Fahrzeug bekommt, dass seiner Ehrlichkeit auf Erden entspricht. Gorbatschow bekommt einen Mercedes, Reagan einen Mittelklasse-Toyota, Honecker einen Trabant. Honecker ist schwer verärgert.

                      Am nächsten Tag begegnet Gorbatschow Hoonecker, der zufrieden und lachend am Steuer seines Trabbi sitzt. «Nanu,» fragt Gorbatschow, «warts Du nicht gestern nocht traurig?» Antwortet Honecker: «Ich habe Karl-Eduard von Schnitzler auf einem Dreirad fahren sehen.»

                    • «Kann man ja mal izi fragen, was der sich so immer reingezogen hat.»

                      In Schwarzheide war Westfernsehen so grieslig, dass es wirklich kein Vergnügen war. Ich habe das manchmal bei Freunden gesehen, deren Eltern den Gries immer noch dem DDR-Fernsehen vorgezogen haben, aber micht hat es schon damals nicht so überzeugt. Es war ziemlich klar, dass die in den Nachrichten auch nicht die ganze Wahrheit sagten (Pinochet-Putsch in Chile, Vietnam-Krieg, Enfernung politisch Missliebiger aus dem öffentlichen Dienst in der BRD).

                    • Und noch eine neue Umfrage aus Brandenburg (Infratest dimap, gestern):

                      AfD 32% (+4% gegenüber
                      SPD 20% (-1%)
                      CDU 18% (unverändert)
                      Grüne 8% (-1%)
                      Linke 8% (-2%)

                      Es ist unwahrscheinlich, aber nicht undenkbar, dass am 22. September 2024 Grüne und Linke unter der 5%-Hürde liegen und die AfD mehr Stimmen bekommt als CDU und SPD zusammen. Was dann?

                    • Im Prinzip ist es gaaaanz einfach, wie man die AfD zu 100 Prozent verhindern kann. Wie schon mehrmals gesagt: CDU, SPD, Linke, Gruene… dazu auch noch paar Kleinstparteien wie FDP, Graue Panther, Tierschutzpartei, Piraten, DKP.. machen ein Buendnis (gleich welchen Namens) und treten dann gegen die AfD an. Jeder nach seinen Faehigkeiten sozusagen: SPD bringt 17 % ein, die DKP 0,1 %. Dazwischen zehn andere Parteien. Das waeren dann garantiert um die 50 % – die reichen sollten.

                      Den Witz mit dem Dreirad kannte ich noch nicht. (Oder haben Sie sich den selber spontan so beim z.B. Planschen im Schlossteich ausgedacht?) Musste richtig lachen!

                    • «Jeder nach seinen Faehigkeiten sozusagen: SPD bringt 17 % ein, die DKP 0,1 %. Dazwischen zehn andere Parteien. Das waeren dann garantiert um die 50 % – die reichen sollten.»

                      Beim ersten Mal. Vier Jahre später dann…

                      «Den Witz mit dem Dreirad kannte ich noch nicht.»

                      Der ist original aus der Endzeit der DDR, so um 1987-88. Etwas später als:

                      «Lieber vom Parteitag verkohlt als mit der Challenger verbrannt.» (von 1986)

                      Für letzteren hat an der Offiziershochschule in Löbau ein Feldwebel eine Parteistrafe abgefasst (Verweis oder so etwas). Sie haben ihn aber nicht mal mehr aus der Partei geschmissen.

                      Noch später (August 1989) kam dieser:

                      «Erich Honecker hat Geburtstag. Er hat sich ausbedungen, dass ihm keine Blumen geschenkt werden.- Wieso dass? – Er will von Giessen nichts mehr hören.»

                  • Ich denke das nicht. Die AfD ist im Osten vor allem deshalb stärker, weil die Loyalität zu den altbundesdeutschen Parteien dort nicht ausgeprägt ist und weil man dort allergisch gegen Versucher zur Volkserziehung ist. Diese beiden Gründe wären bei jedem Ablauf der Vereinigung bestehen geblieben.

                    Hessen, Umfrage von heute (Infratest dimap), Wahl am 8. Oktober:

                    CDU 31%
                    SPD 18%
                    AfD 17%
                    Grüne 17%
                    FDP 5%

                    Der wachsende AfD-Anteil im Westen (Hessen 17%, Baden-Württemberg 19%, Rheinland-Pfalz 16%, NRW 15%, die drei letzten Umfragen sind aus dem Juli, vermutlich ist der Anteil jetzt höher) kann nicht mit der Wiedervereinigung erklärt werden. Die FDP ist übrigens im Westen nie in den Bereich gekommen, in dem die AfD jetzt ist.

                    Zum Teil haben die etablierten Parteien das Problem, das es einen Niedergang des Westens im Allgemeinen und Deutschlands im Besonderen gibt, den sie nicht verantworten. Zum Anderen machen sie aber wirklich schlechte Politik gegen die Interessen grosser Teile der Bevölkerung und bauen Luftschlösser. Die Kombination beider Faktoren und dann noch das wirklich miese jüngere Personal dieser Parteien sind tödlich.

                    • Man könnte den steilen Aufstieg der AFD, der ja zuerst flächig im Osten stattfand, auch als Initialzündung für den Westen sehen. Die AFD wurde mit steigendem Stimmanteil langsam hoffähigmund etabierte sich dadurch stärker in allen Bundesländern.
                      Es muß nicht der Anschluß in Gänze gewesen sein, geholfen hat er nach meiner Meinung sicher.
                      Die Umwälzungen im Alltag machen etwas mit der Psyche der Leute. Sicher wurde dabei auch etwas Stimmung gemacht, um den Effekt zu verstärken.
                      Auf jeden Fall hätte es anders verlaufen müssen, aber das sind nun Ereignisse von gestern. Man kann nur noch Fehler korrigieren – soweit möglich – und diese auch eingestehen.
                      Man hat die Ost Wähler einfach nicht ernst genommen, zuwenig erklärt, zuwenig Rücksicht genommen.
                      Dazu das Gebiet den Glücksrittern überlassen. Und der Markt hat es eben dann «gerichtet».

                    • «Die AfD ist im Osten vor allem deshalb stärker, weil die Loyalität zu den altbundesdeutschen Parteien dort nicht ausgeprägt ist und weil man dort allergisch gegen Versucher zur Volkserziehung ist.»

                      Jein. Mann kann das nicht losgeloest von der nicht ganz optimal gelungenen Wiedervereinigung betrachten.

                      Die Sache ist komplex. Wer nicht jung und pfiffig – wie Sie – war und nicht sofort das sinkende Schiff verlassen hatte (bloss weit weg), stand ploetzlich da wie die Kuh, wenn’s donnert.

                      Ganze Industriezweige sind kaputt gegangen z.B. Baumwollspinnerei Floeha/ Chemnitz, Glasindustrie… Freital (ehem. Industriestadt, Hochburg der SPD, jetzt stramm rechts) – deindustrialisiert, Hoywoy («Schwarze Pumpe») – entvoelkert usw.

                      Ich sehe das wie Guenter Grass – ausnahmsweise mal:

                      „Ein Heer von Glücksrittern bewies nach Manier mitttelalterlicher Raubritter hemmungslosen Instinkt.
                      Kleine und große Schnäppchen wurden gemacht. Das
                      Absahnen in großem Stil erfreute sich steuerlicher Begünstigung; und schon bald sahen sich die ohnehin
                      geschädigten Bürger der ehemaligen DDR enteignet:
                      Fortan gehörte der Osten weitgehend dem Westen; und dieser Besitz wird von Generation zu Generation vererbt
                      werden.“

                      Und ja, man ist gegen die Volkserziehung allergisch. Habe ich schon oft in meinem AfD-Umfeld gehoert. Und gegen «das wirklich miese jüngere Personal» dieser Systemparteien. Aber am meisten gegen die «poehsen» Amis.

                      Bei den AfD-Erfolgen im Westen haben Sie doch die drei Bundeslaender mit den Spitzenwerten (nehme ich mal an) rausgezerrt. Sind aber immer noch im Schnitt mehr als 10 Prozentpunkte hinter denen im Osten, in Bezug auf Sachsen/ Brandenburg so gerade mal die Haelfte. Das ist aus meiner Sicht kein Beweis gegen die Wiedervereinigungsthese – als Urknall sozusagen. (Und bitte kommen Sie mir jetzt nicht mit den Rechtsruck in den anderen europaeischen Laendern.)

                    • «Wer nicht jung und pfiffig – wie Sie – war und nicht sofort das sinkende Schiff verlassen hatte (bloss weit weg), stand ploetzlich da wie die Kuh, wenn’s donnert.»

                      Stimmt schon. Es sind allerdings über die Jahre viele gegangen, nicht so aus Dresden (Stadt ist zu schön), aber aus der Lausitz schon. Mehr Frauen übrigens als Männer.

                      Der missratene Anschluss (eine Vereinigung war es ja nicht wirklich) trägt schon auch zu den höheren AfD-Werten im Osten bei. Aber die Stimmung ist im gesamten Land schlecht.

                • Ja, die buergerlichen Parteien und Adligen dachten, lasst den mal ran. Der hat sich ganz schnell entzaubert. Die hatten den und seine Wirkung auf die Massen total unterschaetzt.

                  Wen zitieren Sie denn da?

                  Dennoch kann man das nicht mit der heutigen Situation in Deutschland vergleichen. Insbesondere in den westlichen Bundeslaendern haben die keine reale Chance. So sehr man sich auch ueber die linksgruene, antiliberale Gesinnung bei vielen Dingen aergern kann, reichen doch deren Anhaenger, einschl. buergerlicher Kreise aus, dass es in dem Teil Deutschlands nie eine Prozentzahl geben wird, die im Ergebnis zu einer absoluten Mehrheit in Gesamtdeutschland fuehren wird.

                  Zumindest ist das jenseits meiner Vorstellungskraft.

                  • Das Zitat war nicht wörtlich. Meines Wissens kam die Idee, die Nazis «abwirtschaften» zu lassen, unter führenden Politikern erstmals im August 1932 im Zusammenhang mit Koalitionsverhandlungen zwischen der Zentrumspartei (katholischer Teilvorgänger der CDU/CSU) und der NSDAP auf.

                    Nachgewiesen ist er in der damaligen Niederschrift von Staatssekretär Meissner über ein Gespräch zwischen von Hindenburg, von Papen, von Schleicher und von Gayl. Darin wurde von Hindenburg in indirekter Rede so zitiert:

                    «Das Zentrum verfolge mit dieser Koalition einen doppelten Zweck: Es wünscht, eine Auflösung [der Reichstags] zu vermeiden, und es wünscht, die Nationalsozialisten durch Übernahme der Regierungs-Verantwortung sich abwirtschaften zu lassen.»

                    von Hindenburg legt den Begriff der Führung der Zentrumspartei in den Mund. Er wurde damals auch der KPD in den Mund gelegt (Nazis abwirtschaften lassen, dann proletarische Revolution).

                    Das ist wiederum indirekt durch ein Zitat von Ernst Toller belegt, der sich gegen diese Ansicht wandte:

                    «Es ist an der Zeit, gefährliche Illusionen zu zerstören. Nicht nur Demokraten, auch Sozialisten und Kommunisten neigen zu der Ansicht, man solle Hitler regieren lassen, dann werde er am ehesten ‹abwirtschaften›. Dabei vergessen sie, dass die Nationalsozialistische Partei gekennzeichnet ist durch ihren Willen zur Macht und zur Machtbehauptung. Sie wird es sich wohl gefallen lassen, auf demokratische Weise zur Macht zu gelangen, aber keinesfalls auf Geheiß der Demokratie sie wieder abgeben.»

            • Nun ja, die AFD braucht keine Mehrheit um die Politik zu beeinflussen. Das geschieht schon vorher, indem sich andere Parteien Themen zu Eigen machen im Glauben, die AFD dadurch zu schwächen.
              Wird wohl kaum funktionieren, da die AFD zum kräftigen Teil eine Protestpartei ist unabhängig von Ihrem Programm. Das kennen sicher viele Sympathisanten kaum.
              Die Altparteien haben ganz einfach das Vertrauen verloren und wie sie wissen müßten ist es schwer es wieder zu erlangen.
              Diese Abnutzungserscheinungen haben zur Folge, daß die Akzeptanz der Demokratie leidet und diktatorische Verhältnisse an Schrecken verlieren. Was z.B. Höcke im Detail vorhat, wenn er die Macht besitzen würde dringt immer weniger durch. Denn die AFD ist die einzige Partei, die die Etablierten fürchten und dadurch funktioniert sie als Druckmittel bzw als Protestbewegung. Eigentlich wäre der AFD zu raten, möglicht wenige «starke Parolen» von sich zu geben, das schreckt eher ab und bietet Angriffspunkte. Einfach ruhig verhalten, die Wähler kommen automatisch.
              Die Politik und die Amtsstuben haben sich zuweit vom Bürger entfernt, ein geschlossener Apparat in dem der Bürger kaum noch als Souverän vorkommt.
              Der Eindruck hat sich verfestigt, regiert zu werden und die eigene Souveränität immer weiter beschnitten wird.

              Das begründet sich auch in schlechter Arbeit der Politik und Verwaltung, indem man eines der vielen Probleme ungenügend löst, dabei 20 Seiten Antragsformulare herauskommen und eher damit ein neues Problem schafft.

              Vielleicht ist es ein grundlegendes Problem, daß sich in Demokratien der herrschende Überbau mit der Zeit abkapselt und vom Bürger unabhängig agiert. Die Macht teilen sich die Parteien die kaum noch durchlässig sind und mit der Zeit verkrusten.

                • Nun, die Idee kam aber wohl genuin von der CDU.

                  Ich habe übrigens kein Problem damit, wenn die AfD bestimmte Aspekte ihres politischen Programms über andere Parteien durchsetzt, wo diese Aspekte besser sind als das Bestehende. Das gibt es eben auch.

                  Ich hätte aber ein Problem mit der AfD an der Macht und der Gefahr, dass das eine absolute Macht wird. Höcke denkt wie ein Faschist. Er sagt es nur nicht so offen und ist nicht der nominelle Führer, weil das derzeit kontraproduktiv für die AfD wäre.

                  • Das ist Kindergarten-Niveau. Ich soll von meinen Antraegen ablassen, weil auch die AfD zustimmt bzw. keinen vernuenftigen Antrag seitens der AfD unterstuetzen – wegen der Brandmauer? Die hamm’se doch nicht alle.

                    Wenn ich AfD waere, wuerde ich das auf die Spitze treiben. Wuerde das Regierungsprogramm von Ramelow studieren – und dann besonders verrueckte Vorhaben wortwoertlich als Antrag einbringen.

                    • «Die hamm’se doch nicht alle.»

                      Das sieht wahrscheinlich eine Mehrheit der Wähler so wie Sie.

                      «Wenn ich AfD waere, wuerde ich das auf die Spitze treiben.»

                      Die werden das auf die Dauer mehr und mehr tun. Ich würde anstelle der Politiker aus den etablierten Parteien mal recherchieren, wie die Dinge in der Weimarer Republik wirklich ans Ende gekommen sind. Die glauben zumeist, wenn von Hindenburg Ende Januar 1933 nicht diese Entscheidung getroffen hätte, dann hätte das auch gut ausgehen können. Nein. Im Januar 1933 war alles schon zu spät.

              • «Eigentlich wäre der AFD zu raten, möglicht wenige «starke Parolen» von sich zu geben, das schreckt eher ab und bietet Angriffspunkte. Einfach ruhig verhalten, die Wähler kommen automatisch.»

                Das ist das Problem, ja. Ich denke, im Vergleich zu dem, was sie wirklich vorhaben, tun sie das auch bereits.

                Schaut man sich den Ausbildungsstand und die Praxiserfahrung (im echten Leben) der AfD-Politiker und der meisten Politiker der etablierten Parteien an, erkennt man übrigens, dass die AfD personell besser aufgestellt ist. Das ist ein weiteres Problem, das in der öffentlichen Diskussion nicht vorkommt, weil kein Journalist das zugeben will.

                • Björn Höcke wird wegen der Parole: „Alles für unsere Heimat, alles für Sachsen-Anhalt, alles für Deutschland“ in Halle (Saale) vor Gericht stehen.

                  Die Parole «Alles für Deutschland“ war eine der zwei Hauptparolen der SA und ist daher strafbar (Präzedenzurteil des OLG Hamm vom 1.2.2006).

                  Man kann Höcke und der AfD kaum einen grösseren Gefallen tun, obwohl Höcke bestimmt absichtlich die SA-Parole an das Ende seiner Rede gestellt hat. Es ist nicht sinnvoll, über jedes Stöckchen zu springen, dass einem ein besonders gerissener Demagoge hinhält.

                    • Ich halte den nicht für hochintelligent. Aber der könnte schon der bauernschläuste Politiker in Deutschland sein. Mit Machtinstinkt und mit der Geduld, zu warten, aber nicht nur zu warten.

                      Am Besten wäre für ihn (also wirklich für ihn) eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung wegen des Satzes: «Alles für die Heimat, alles für Sachsen-Anhalt, alles für Deutschland.» Die AfD braucht dann nur noch jemanden, der Höcke regelmässig im Knast besucht und einen Podcast darüber macht.

                    • Und T-Shirts mit Polizeifoto aus dem Knast – wie der Donald. Hat dem noch mal paar Millionen zusaetzlich eingebracht.

  41. militaryland.net (Jerome)

    Norden:

    «Die russischen Streitkräfte rückten in Richtung Synkiwka vor und nahmen ukrainische Stellungen an einer nahe gelegenen Kreuzung ein.»

    «Russische Truppen stürmten ukrainische Verteidigungsstellungen im Serebryansky-Wald und drängten ukrainische Truppen weiter von Kreminna weg.»

    Raum Bachmut:

    «Der Feind ist nordwestlich von Bakhmut in der Nähe des Wasserreservoirs vorgerückt.»

    Raum Avdiivka:

    «Der stellvertretende Verteidigungsminister teilte mit, dass die ukrainischen Streitkräfte vorgerückt und in den Außenbezirk der Siedlung Opytne eingedrungen sind.»

    Südost:

    «Die ukrainischen Streitkräfte starteten einen Angriff in Richtung Novomaiorske und erreichten den Rand der Siedlung. Sie stießen jedoch auf erbitterten Widerstand, und der Ausgang ist unbekannt.»

    Süd:

    «Die ukrainischen Streitkräfte verbesserten ihre Stellungen bei Verbove.»

    «Russische Drohne zielt auf ukrainische Truppen südlich von Robotyne und zeigt dadurch ukrainischen Vormarsch in dem Gebiet.»

    «Ukrainische Panzer rückten auf die befestigten russischen Stellungen östlich von Nowoprokopiwka vor und erreichten die nahe Baumgrenze.»

    Krim/Schwarzes Meer:

    «Ukrainische Spezialeinheiten unter der Führung von HUR MO haben die Kontrolle über die Bohrplattformen Petro Hodovalets und Ukraine sowie über die beiden im Schwarzen Meer gelegenen Hubbohrinseln Tavryda und Syvash zurückgewonnen.»

    Der Bericht deckt eine Woche ab, da es am Sonntag keinen gab.

    • Ja, die ukrain. Gegenoffensive scheint an Schwung zu verlieren. Immer nur berichten:

      «Ukrainian General Staff reports repelled attacks in the vicinity of:

      No activity reported.» macht dann auch wenig Sinn.

      Mal schaun, ob da Samstagern (22:00 Uhr) was kommt. Vielleicht macht’s Jerome jetzt nur noch im Wochentakt. (Nehmen Sie sich das aber nicht zum Vorbild!)

  42. Der «Deutschlandfunk» hat gerade den Hohen Repräsentanten der Vereinten Nationen für Bosnien und Herzegowina, Christian Schmidt (CSU) interviewt. Schmidt befindet sich gerade in einem Machtkampf mit dem Präsidenten der serbischen Teilrepublik, Milorad Dodik.

    Schmidt hat dabei ergumentiert, Dodik sei ein enger Freund Putins und müsse daher aus geostrategischen Gründen bekämpft werden. Es ginge auch darum, Bosnien-Herzegowina auf eine EU-Mitgliedschaft vorzubereiten.

    Für mich stellt sich die Frage nach Schmidts Rollenverständnis. Er vertritt in Bosnien-Herzegowina weder Deutschland, noch die EU, noch den kollektiven Westen, sondern die UN, mit dem klar umgrenzten Auftrag, dem Frieden zwischen den Volksgruppen zu dienen.

    Schmidt hingegen gebärdet sich wie ein Kolonialherr, den die EU dorthin entsandt hat.

  43. Nach ca 1 Monat Antwort auf meine mail bezüglich meines gehackten Postfachs.
    Mittlerweile auch Acc. bei Lieferanten gehackt.
    Die Antwort……können viele heute nicht mehr lesen oder eindeutige Texte verstehen?
    3 Fragen, zu einer geantwortet, dazu noch falsch. Ich muß also nochmal schreiben. Wird wieder einen Monat dauern.
    Mal sehen, ob ich in 3 Monaten noch existent bin oder als Bundesbürger gelöscht.
    Digitalisierung, pah.
    Hätte Gutenberg DVDs hergestellt oder auf Festplatte gespeichert, wäre dies seit Jahrhunderten nicht mehr lesbar.

    • Sorry, aber zur Zeit bekomme ich einen dicken Hals wenn ich an Verwaltung, Burokratie, Digitalisierung denke.
      Anrufen, während des Gesprächs eine Nachricht eine handschriftliche Seite durchgeben, darüber reden.
      Hm, mit Fax ging das und ungehackt. 30 Sekunden.
      Heute 3 fach Identifikation und trotzdem Postfach übernommen, Anbieter ist es wurscht, dauert ewig….wozu muß eine email in 10 Sekunden beim Empfänger sein wenn sie dort 1 Monat rumliegt?
      Ich warte auf die 4fach Identifikation unter Verwendung eines Ganzkörper-MRT.

  44. ISW:

    Nordfront:

    «Die am 13. September veröffentlichten geografischen Aufnahmen zeigen, dass die russischen Streitkräfte seit dem 12. September westlich von Lyman Pershyi (12 km nordöstlich von Kupyansk) vorgerückt sind.»

    Ostfront (Avdiivka):

    «Die am 13. September veröffentlichten geografischen Aufnahmen zeigen, dass die ukrainischen Streitkräfte kürzlich östlich der Eisenbahnlinie nördlich von Krasnohorivka (9 km nördlich von Avdiivka) vorgerückt sind.»

    Südfront:

    Keine bestätigten oder auch nur behaupteten Frontverschiebungen.

      • Hat sich erledigt – Tausend Dank! Schuld war das schwarze Dreieck mit Spitze nach oben – bei «Aktivitaet» ganz rechts. Da hatte ich draufgeklickt (wie auch auf alle anderen Symbole) – und da war eben dann alles zugeklappt.

        Mehr als die letzten fuenf Kommentare anzeigen ist wohl nicht moeglich?

          • Aha, wusste ich nicht. Aeltere/ neuere Kommentare hilft schon enorm. Problem ist aber immer noch, wenn jemand z.B. im Buch «woke» schreibt, und hier mehr als fuenfmal hintereinander ueber das Ergebnis eines unbedeutenden Provinzfussballspiels diskutiert wird, geht der wichtige Kommentar im anderen Blog unter.

            Trotzdem Dank in jeder Form.

            (Jetzt aber muss ich erstmal «schwarzblau» feiern. Und nein – nicht was Sie denken.)

  45. Das ZDF-«heute journal» bringt es nicht einmal mehr fertig, die Ergebnisse von Fussball-Bundesligaspielen korrekt wiederzugeben.

    Bayern München habe 2:1 gegen Bayer Leverkusen gewonnen, wird da gemeldet (das Spiel hatte 2:2 unentschieden geendet).

    Wenigstens von einer Verschwörungstheorie muss man hier nicht ausgehen.

    Derweil liegt die CDU bundesweit noch 5% vor der AfD, diese aber nun 4% vor der SPD.

    [Anmerkung: Hier stand zunächst «Derweil liegt die CDU bundesweit noch 5% vor der CDU, diese aber nun 4% vor der SPD.»]

    • Da muss ich das «Journal» in Schutz nehmen. Das Spiel begann 20:30 Uhr. Die ZDF-fakenews kamen 22.00-22.30 Uhr. Zum Ende der Sendung war das Spiel vielleicht gerade so beendet – und der Ausgleich fiel in der 4.Minute der Nachspielzeit. Konnte je keener mehr ahnen.

      Allerdings wie die CDU 5 % vor der CDU liegen kann, ist mir ein Raetsel…

          • «Hat die eine CDU 25% hat die andere 30%.»

            Nee, die Spin-up-Version hat 28.5% (alpha-Zustand, Friedrich Merz) und die Spin-down-Version 23.5% (beta-Zustand, Daniel Günther). Im Mittel kommen 26% heraus. SPD 17%, Grüne 16%, AfD 21%, FDP 6%, Linke 5%.

            Auf nach Jamaika!

                  • (Schw)Ampel (mit dünnem gelbem Streifen) ist Vanuatu. Sieht sehr dekorativ aus, liegt im Entwicklungsindex aber nur auf Platz 140. Wenn Sie diese Viererkoalition meinen, hätte die sogar eine Mehrheit. Ich dachte, das «Sch» stand für das «Schwafeln» der Ampel.

                    Was Sie rechnen (CDU/FDP/Grüne), heisst im politischen Sprachgebrauch dieses unernsten Landes tatsächlich Jamaika (immerhin Platz 110). De facto wäre das derzeit noch eine Mehrheit, weil mehr als 4% an Parteien gehen würden, die nicht in den Bundestag kommen.

                    Für Kenia würde es natürlich auch reichen (Platz 152). Wehrhafter Freiheitswille wäre immerhin mal was Neues und dank der weissen Trennlinien gäbe es weniger internen Streit.

                    • Nee, ich meinte schon die Dreierkoaltion. («Wofür steht die SPD?»)

                      Gut, die richtige Reihenfolge waere dann: schwarz/gruen/gelb(es flackern). Wenn man die kaputten Ampeln durch Schwampeln ersetzen wuerde, wuerde totales Chaos auf den Strassen herrschen.

                      (aus Ihrem wiki-Link: «… respektive Schwarz-Grün-Gelb, mitunter auch Schwarze Ampel oder kurz Schwampel…»)

                    • Achso – interessante Flaggenkunde, Danke!

                      Und dann, sagen Sie mal Ihren Bediensteten, dass die diesen Beitrag endlich mal einer Rubrik (vorzugsweise: «Frieden») zuordnen. Man kommt zwar auch ueber «Neueste Beitraege» hin, aber irgendwann steht der dann nur noch auf der hundersten Seite. Fuer Neuleser, dann schwer den zu finden.

                    • @Nerazzurra

                      «Und dann, sagen Sie mal Ihren Bediensteten, dass die diesen Beitrag endlich mal einer Rubrik (vorzugsweise: «Frieden») zuordnen.»

                      Dem Kerl, der das versäumt hat, habe ich so einen Anschiss erteilt, dass er es sofort getan hat.

                      Allerdings weigert er sich partout, in den einzelnen Rubriken die Artikel umgekehrt chronologisch zu listen. Die neuesten Artikel findet man also unten, nicht oben. Wenn ich es mir leisten könnte, den zu feuern, würde ich es sofort tun, aber dann ginge hier das Licht aus.

                    • Das kann ich mir gut vorstellen. Kommt der jahrzehntelange Dienst als General bei der NVA durch. Gelernt ist eben gelernt.

                      Ansonsten, was das Personal betrifft, ist das zwar bedauerlich, aber nun mal nicht zu aendern. Heutzutage will doch keiner mehr arbeiten. Alle wollen nur regieren – und dann kommt logischerweise Murx raus.

                    • «Ansonsten, was das Personal betrifft, ist das zwar bedauerlich, aber nun mal nicht zu aendern.»

                      Ich weiss jetzt, was der Kerl falsch gemacht hat. Er hat nach dem Eintrag auf der Seite «Frieden» vergessen, auf «Aktualisieren» zu klicken. Ist ihm heute fast schon wieder passiert.

                    • Okay, jetzt wird er es wohl nicht mehr vergessen.

                      Schon wirklich wieder 100 Tage her – mein Leben erlischt, wie eine billige Wunderkerze…

      • «und der Ausgleich fiel in der 4.Minute der Nachspielzeit.»

        Es war halt schon gefallen, als sie das sagten. Ausserdem sagt ein professionelles Medium sonst: Kurz vor Abpfiff steht es 2:1.

        «Allerdings wie die CDU 5 % vor der CDU liegen kann, ist mir ein Raetsel…»

        Vielleicht Friedrich Merz vor Daniel Günther?? Das sind ja schon zwei Parteien.

  46. Fünfmal startet das Eiskunstlauf-Duo Vanagas/Drobiazko für Litauen.
    Nun hat der Staatspräsident Drobiazko die litauische Staatsbürgerschaft entzogen, die die Russin ’93 erhalten hatte.
    Sie hat in Russland an einer Schow teilgenommen die von der frau des Kremlsprechers Psekow organisiert wurde.
    Auch ein Orden wurde ihr aberkannt.
    Sie ist mit einem litauischen Eiskunstläufer verheiratet.

    Man sieht, im Falle eines Falles ist eine Staatsbürgerschaft nicht viel wert. Interessant ist, wie oft Sportfunktionäre betonen, der Sport ist unpolitisch und wie häufig es doch anders ist.
    Hm, westliche Werte, welche sind das nochmal?

    • Ja, Litauen – ueberhaupt die baltischen Staaten – sind ja extrem russenfeindlich – und jetzt wird aufgeraeumt.

      Aber auch bei uns wird Front gegen alle irgendwie russisch. Staatsbuerger gemacht, die sich angeblich nicht stark genug gegen den russischen Angriffskrieg distanzieren – und deren vermeintl. Unterstuetzer.

      https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2023/09/berlin-staatsoper-intendant-schulz-verteidigt-netrebko-auftritt.html

      • Ja, man etabliert wieder Fronten die lange bestehen werden.
        Das Gegenteil wurde jahrelang gepredigt, nun sind wieder verstärkt Feindbilder im Trend. Das setzt sich fest und auch in 20 oder mehr Jahren wird dies seine Auswirkungen haben.
        Abgesehen davon, im Land X haben Künstler Auftrittsverbot, weil sie nicht expliziet die Regierungsmeinung unterstützen.
        Mit welchem Argument kritisieren wir dieses Land? Weil es bei uns so etwas niemals gäbe? Meinungsfreiheit? Westliche Werte?

        Wir nehmen uns selbst die Argumente aus der Hand.
        Sport verbindet. Aber haben internationale Großsportveranstaltungen nicht ein gehöriges Maß an Nationalismus mit an Bord?
        Wie soll die UN funktionieren, wenn wir die Blöcke stärker zementieren bzw neue schaffen?
        Wurde der größte Teil der Welt nicht durch sehr wenige Mächte an die Wand gespielt und trägt laufend die Konsequenzen?

        Dieser Krieg wird zu Ende gehen, aber wir werden dann keine Verhältnisse mehr wie vorher haben.
        5 Milliarden für den Regirungsumsturz, Ausweitung der NATO, Bau von Basen und Übernahme von Sewastopol mit Vorherrschaft im Schwarzen Meer.
        Die Gewinn-/Verlustrechnung sieht verheerend aus.

        Man fühlt sich auch etwas in die McCarthy Ära zurückversetzt. Viele wollen sich als die noch besseren Demokraten/Humanisten profilieren und vergessen, daß sie dabei sind das Gegenteil zu tun.

    • «die litauische Staatsbürgerschaft entzogen, die die Russin ’93 erhalten hatte»

      «Sie ist mit einem litauischen Eiskunstläufer verheiratet.»

      Geschähe etwas Vergleichbares in Russland, hätten unsere Medien Schaum vor dem Mund.

      • Als gefährliches Unterfangen finde ich, Menschen zu bestrafen, weil sie sich nicht eindeutig im gewünschten Sinne äußern.
        Wenn NICHTS sagen schon verdächtig macht, hat das mit Rechtsstaat und Demokratie nichts mehr zu tun.
        Das tangiert grundsätzliche Werte und Rechtsgrundlagen die man im Westen hochhält und propagiert.
        Einige Argumente mit denen manche Staaten kritisiert werden verlieren dadurch ihre Berechtigung. Langfristig wird uns das auf die Füße fallen, denn man wird uns den Spiegel vorhalten.
        Eine solche Art des Berufsverbots, siehe Netrebko, (sie hatte gerade einen Auftritt, begleitet von Protesten, man hat aber auch schon Konzerte abgesagt) wurden in anderen Staaten von uns immer harsch kritisiert.
        Ein Entzug des Staatsbürgerschaft hat weitreichende Folgen, nicht nur im beruflichen Bereich. Wenn dazu schon die Verwandtschaftsverhältnisse einer 3. Person als Grund herangezogen werden, erinnert das an unrühmliche Zeiten. Wo bleibt der Protest?

        • Diese Dinge haben inzwischen absurde Auswirkungen. Ich weiss von einer Ukrainerin(!), die nach einer Konferenzreise nach Grossbritannien nicht wieder zurück in die USA einreisen durfte, wo sie eine Stelle hat.

          Kollegen in Grossbritannien (darunter auch ein Brite mit ursprünglich russischer Herkunft) halten sie über Wasser, bis das Problem hoffentlich mal gelöst wird.

  47. Der vom US-Justizministerium bestellte Sonderemrmittler Jack Smith im Prozess gegen Donald Trump wegen Wahlverschwörung hat ein Redeverbot gegen Trump hinsichtlich des Prozesses beantragt.

    Hier werden der Kern der Rechtsstaatlichkeit (Recht auf Verteidigung) und ein Grundprinzip der freien Demokratie (Redefreiheit) berührt. Die USA befinden sich damit an einem sehr gefährlichen Punkt. Wenn gesellschaftliche Probleme nicht mehr mit Argumenten und durch Abstimmungen gelöst werden, läuft das auf gewaltsame Lösungen zu. Man kann nur hoffen, dass das Gericht das einsieht und den Antrag ablehnt.

    Ich denke auch nicht, dass es in der Sache irgendetwas bringt. Alle Anhänger Trumps, auch in rechten Medien, dürften ja weiter über den Prozess reden und hätten eine ungeheure Steilvorlage bekommen. Zudem gäbe es dann einen guten Grund, das Ganze bis ans Oberste Gericht der USA weiterzuziehen und für das Oberste Gericht einen guten Grund, ein Urteil gegen Trump zu kassieren.

  48. NATO Admiral Rob Bauer meint, die Munitionspreise steigen und höhere Rüstungsausgaben haben u.U. keine höhere Sicherheit zur Folge.
    Nun, unserem Fachpersonal sollte man dringend informieren, daß wir eine Marktwirtschaft mit etwas Kapitalismus haben. Scheinbar herrscht noch der Glaube vor, höhere Nachfrage hat mit Preisen nichts zu tun.
    Hm, die Preise steigen, wer hätte das vermutet bei dieser weltweiten Nachfrage und diesem Zugzwang.
    Er kann es ja mal mit Patriotismus versuchen bei den Rüstungsunternehmen.

      • Na ja, mir ging’s erstmal nur um die Ueberschrift. Was hat denn Putin jetzt (direkt) mit dem Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo zu tun? Was heisst hier den naechsten Balkankrieg? Die haben auch nicht die anderen zwei (1912/13) angezettelt.

        Der gemeine BILD-Leser, von dem man annimmt, dass der nur die Schlagzeilen liest und den Text dann max. ueberfliegt, wird denken: Jetzt wollen die Russen sich auch noch den Kosovo einverleiben – wir muessen den mit allen Mitteln stoppen.»

        Also fuer mich sind das glatt FakeNews.

        • Ja, das sind Fake-News. Es gibt zwar einen Zusammenhang, aber nicht derart, dass Putin auf dem Balkan einen Krieg anzetteln würde.

          Serbien ist kein Vasallenstaat Russlands und schon gar nicht in einem solchen Maße, dass es einen Krieg beginnen würde, weil der Herr in Moskau pfeift. Der Herr in Moskau hat auch nicht wirklich ein Interesse an einem Krieg zwischen Serbien und dem Kosovo, weil Russland traditionell ein Verbündeter Serbiens ist, aber aus geografischen Gründen gar keinen effektiven Beistand leisten könnte. Zudem sind die KFOR-Truppen NATO-Truppen und Russland hat wirklich kein Interesse an einem militärischen Eingreifen der NATO in der Ukraine, für das Gefechte zwischen russischen und KFOr-Soldaten einen Vorwand liefern würden.

          Aus Belgrader Sicht sieht es allerdings so aus, dass man durch einen Truppenaufmarsch an der Grenze zum Kosovo die NATO in die Bredouille bringen kann. Serbien hat gegenüber dem Kosovo und der KFOR in ihrer jetzigen Stärke ein erhebliches militärisches Ūbergewicht. Dass die serbische Führung einen Grund hat, die NATO zu ärgern, wird jeder verstehen.

          Aus Putins Sicht ist das von Vorteil, so lange kein heißer Krieg daraus wird. Es bindet Kräfte und Ressourcen der NATO, die ihr für den Stellvertreterkrieg in der Ukraine (denn das ist es mittlerweile ganz klar) nicht zur Verfügung stehen. Anzunehmen ist schon, dass sich Aleksandar Vučić vorher bei Putin rückversichert hat und dass er für eine Eskalation bis zu einer gewissen Grenze ein «Ja» bekommen hat.

          Aus russischer Sicht ist die NATO bereits bezüglich ihrer Ressourcen überdehnt und es ist strategisch vorteilhaft, noch an einer weiteren Stelle zu zerren.

  49. Schluss jetzt mit dem Versteckspiel – ich brauche mehr Platz 😉

    Ich beziehe mich jetzt auf diesen Kommentar Ihrerseits:

    «Ich habe sehr gute Bekannte in Israel. Ich ziehe Israel allemal irgendeinem arabischen Staat vor. Aber der Terror am 7. Oktober löscht nicht einfach das Unrecht aus, dass Israel als Staat über Jahrzehnte an Palästinensern begangen hat. Der Terror am 7. Oktober rechtfertigt nicht jede Reaktion.

    «Mit einer Ablehnung des Wortes ‚aber’ eröffne ich die 75. Frankfurter Buchmesse.»

    Karin Schmidt-Friderichs

    Klingt für bestimmte Kreise geistreich. Sie wird bestimmt Beifall ernten.

    Tasächlich ist es aber geistlos, das ‹aber› nicht mitzudenken, grundsätzlich und auch in diesem Fall.

    Der Žižek hat auch nicht immer Recht. Aber gestern hat er etwas Notwendiges getan.»

    Da haben Sie mich ein bisschen miszverstanden: Mit dem Sehen von ueberall sechszackigen Sternen war eigentlich gemeint, dass anderere Berichterstattung als der neue Nahostkonflikt und Krieg kaum noch in den Fernsehmedien stattfinden. Selbst der Ukraine-Krieg wird fast stiefmuetterlich abgehandelt.

    Aber stimmt schon, Israel liegt mir schon am Herzen und ich wuerde luegen, wenn ich behaupten wuerde bei den Palaestinensern waere es ganz genauso.

    Und klar, sehe ich auch das Unrecht, dass den Palaestinensern seit Jahrzehnten geschieht und dass die derzeitige ultrarechte Regierungskoalition keinerlei Interesse hat, dies in Zukunft zu aendern. (Als gelernte DDR-Buergerin dachte ich auch bis noch weit in die neunziger Jahre hinein, dass das allein die Schuld Israels waere.)

    Was mich aber bei dem ganzen Nahost-Problem so aufregt ist, dass man bei Israel einen viel haerteren Maszstab anlegt seitens der Bevoelkerungen und den Groszteil der Regierungen (gemeint ist weltweit) und insbesondere seitens dem Groszteil der linken Bewegung als bei JEDEN (kursiv) anderen Land der Welt (Ausnahme USA, aber die tragen ihren Teil auch selber als Hegemon dazu bei).

    Sieht man ja auch jetzt wieder. Da fliegt eine Rakete in ein Krankenhaus in Gaza – und sofort (ohne ueberhaupt eine Ahnung zu haben, wahrsch. haette es nicht mal der Hamas-Behauptung bedurft) tobt der Mob auf den Strassen – und zwar nicht nur in Neukoelln sondern weltweit.

    Slavoj Žižek: Bin ein Fan, allerdings in letzter Zeit etwas aus den Augen verloren.

    Das, was ich allerdings aus @Albatros’s Link bzgl. der Rede herauslesen konnte, war die voellig in Ordnung. Keine Ahnung was ihm da konkret wiedermal vorgeworfen wurde. Muss da erstmal die komplette Rede lesen.

    • «Žižek stellte die Frage, „warum die europäische Rechte Israel unterstützt“. Es gebe einen „antisemitischen Zionismus“. So habe Heydrich 1936 geschrieben, „Israel ist eine wunderbare Nation, aber nicht hier in Deutschland, die sollen alle nach dahin fahren“.»

      Die FAZ, die diese Sätze (hinter der Bezahlschranke) geschrieben hat, findet, das ginge ja nun gar nicht, dass Žižek Heydrich zitiert. Die meisten Leute können nur den Titel des FAZ-Artikels lesen: «„Mit Heydrich-Zitat eine Grenze überschritten“» – und man kann sich ja so schön darüber aufregen, dass jemand einen Ober-Nazi zitiert. Kennt man den Kontext (Google durchdringt die Bezahlschranke und findet den oben zitierten Textausschnitt), ist Žižek bei diesem Zitat nichts vorzuwerfen. Solche Dinge muss man diskutieren können.

    • Hier habe ich einen sehr guten Kommentar zur gegenwärtigen Situation von Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt/Main:

      «In Debatten zum Nahostkonflikt tendieren wir zu einem binären Denkschema. Entweder sind die Palästinenser die Täter und die Israelis die Opfer, oder umgekehrt. Für mich sind alle Zivilisten unschuldig, ich unterscheide nicht zwischen einem toten Kind im Kibbuz oder einem toten Kind in Gaza-Stadt. Den Grundmaßstab bilden Menschenrechte und Menschenwürde. Diese sind unantastbar und geben keine Grundlage ab, um zwischen Muslimen und Juden zu unterscheiden. Mein Herz ist bei den verschleppten Kindern aus Israel. Mein Herz ist bei den palästinensischen Kindern. Das bedeutet aber nicht, dass beide Seiten moralisch auf gleicher Ebene stehen. Die brutalen Morde der Hamas-Terroristen stellen einen neuen moralischen Tiefpunkt in Nahost dar.»

      Man kann es kaum besser sagen.

      Quelle: Der Standard

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