Zwei Jahre Krieg


All we are saying,
is: Give peace a chance.

John Lennon & Yoko Ono

Die Entstehung der Ukraine

Im Jahre 882 eroberte der Feldherr der Rurikiden, Oleg, die Stadt Kiew und machte sie zur Hauptstadt seines Reichs. Damit entstand die Kiewer Rus. So, wie sich Frankreich und Deutschland in der Tradition des Kaisers Charlemagne beziehungsweise Karl des Großen und seines Frankenreichs sehen, sehen sich Belarus, die Ukraine und Russland in der Tradition Olegs und der Kiewer Rus.

Die Kiewer Rus erlag 1237-1240 dem Mongolensturm, in dem schätzungsweise 10% ihrer Bewohner ums Leben kamen. Kiew selbst wurde 1240 von Batu Khan erobert. Im 14. Jahrhundert gelangte Kiew an Litauen. Die litauischen Herrscher lösten das zunächst noch autonome Fürstentum wegen befürchteter Unabhängigkeitsbestrebungen auf. 1482 verwüstete der Krimkhan Menli I. Giray die Stadt. Gleichwohl gehörte Kiew weiter zur Polnischen-Litauischen Adelsrepublik, bis diese nach einem Treueeid der Saporoger Kossaken auf debn russischen Zaren 1654 und einem verlorenen Krieg im Februar 1667 im Vertrag von Andrussowo das gesamte Gebiet auf dem linken Dnjeprufer und einen rechtsufrigen Streifen um Kiew sowie Kiew selbst an Russland abgeben musste. Das Gebiet der Saporoger Kossaken wurde zu einem gemeinsamen Herrschaftsgebiet Polens und Ruisslands (Kondominium) und beide Vertragsparteien verpflichteten sich zur gemeinsamen Verteidigung gegen das Osmanische Reich und die Krimtartaren.

In Polen-Litauen wurden die Dissidenten, damals ostlawische Anhänger der orthodoxen Kirche und Protestanten, unterdrückt; der katholische Adel herrschte. Katharina die Große, eine russische Zarin aus deutschem Adel, verlangte die rechtlich-politische Gleichstellung der Dissidenten. Das lehnte der polnische Adel ab. Der preußische König Friedrich der Große erkannte gemeinsame Interessen Preußens, Russlands und schließlich auch des habsburgischen Österreichs. Diese drei Länder teilten in drei Schritten 1772, 1793 und 1795 Polen mit diplomatischen Mittel unter sich auf. Zum Krieg kam es dabei nicht. Bereits in der ersten Teilung ging Galizien mit der Hauptstadt Lemberg (heute Lwiw) an Österreich.

Bereits 1768-1774 hatte Russland unter Katharina der Großen mehrere Kriege gegen das Osmanische Reich gewonnen. Im Juli 1774 kam es zum Friedensschlus von Küçük Kaynarca. Russland erhielt darin die Gebiete um das Asowsche Meer und einen Landstreifen zwischen Südlichem Bug und Dnjepr, zum dem auch Cherson gehörte. Das Krimkhanat wurde unabhängig vom Osmanischen Reich und blieb zunächst autonom. Die Bukowina ging an Österreich. Im Jahre 1783 annektierte Russland die Krim. Die neuen Gebiete im Süden wurden unter Fürst Potjomkin, einem zeitweisen Geliebten Katharinas, russifiziert. Was Potjomkin dort alles bauen ließ, waren keine Potjomkinschen Dörfer.

Napoleon Bonaparte wiederbelebte Polen 1807 als Herzogtum Warschau und benutzte dasselbe als Aufmarschbasis für seinen Russlandfeldzug. Dieser Feldzug brach bis 1812 Napoleons militärische Macht, so dass er auch in den darauffolgenden Befreiungskriegen 1813/14 unterlag. Schon neun Tage vor Napoleons endgültiger Niederlage 1815 in Waterloo hatte der Wiener Kongress die neuen Grenzen in Europa geregelt. Der Kreis Tarnopol (heute Ternopil) ging an Österreich. Alle anderen Teile der späteren Ukraine blieben bei Russland, wie auch das nur formell existierende Königreich Polen («Kongresspolen»). Nur die Republik Krakau wurde unabhängig.

Den 1. Weltkrieg verlor zunächst Russland gegen das Deutsche Kaiserreich. In den Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk forderte das Kaiserreich am 19. Januar 1918 den Verzicht Russlands auf Polen, Litauen und das westliche Lettland. Am 25. Januar erklärte die nichtkommunistische Zentralna Rada der Ukraine die Unabhängigkeit. Am 9. Februar schlossen die Mittelmächte einen Sonderfrieden mit der Ukraine. Sie kamen der Ukraine an der Westgrenze weit entgegen, weil sie Getreide brauchten. Für Sowjetrussland verhandelte Leon Trotzki. Er hoffte verfrüht auf eine Revolution in Deutschland, brach die Verhandlungen angesichts der aus seiner Sicht unverschämten deutschen Forderungen ab und demobilisierte gleichzeitig das russische Heer. Daraufhin marschierte das deutsche Herr ins westliche Baltikum und in die gesamte heutige Ukraine ein. Lenin setzte mit einer Rücktrittsdrohung durch, dass die russische Seite am 3. März die deutschen Forderungen annahm. Im Gegenzug kam die Ukraine wieder an Russland, das sich aber am 27. August in einem Zusatzvertrag bereiterklärte, die Selbständigkeit der Ukraine und Finnlands anzuerkennen.

Nach der Niederlage der Mittelmächte landete im Dezember 1918 ein 5000 Mann starkes französisch-griechisches Kontingent in Odessa und besetzte, von der französischen Kriegsmarine unterstützt, die Krim. Diese Aktion scheiterte kurz darauf an einer Meuterei in der französischen Schwarzmeerflotte. Am 9. April zog das französische Kontingent von der Krim ab. In diesem Zeitraum verließen auch die noch in der Ukraine stationierten deutschen Truppen das Land.

Die Rote Armee behauptete sich anfänglich im polnisch-sowjetischen Krieg, in dem sie aber bei der Schlacht von Warschau eine schwere Niederlage erlitt und bis in die Ukraine zurückgeworfen wurde. Galizien, der Kreis Tarnopol und Wolhynien fielen an Polen. Andererseits setzte der Waffenstillstand mit Polen vom 12. Oktober 1920 Kontingente der Roten Armee frei, so dass diese unter Michail Frunse die Weiße Armee Wrangels aufreiben konnte, die vorher Teile der Südukraine und die Krim kontrollierte. Am 16. November 1920 brachte die Sowjetregierung die Krim unter ihre Kontrolle.

Der Russe Wladimir Iljitsch Lenin verfolgte eine zu seiner Zeit moderne und aufgeklärte Nationalitätenpolitik und setzte diese mit der Gründung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) am 30. Dezember 1922 gegen den Georgier Josef Stalin durch. Wer dem widersprechen möchte, der möge sich die Nationalitätenpolitik des Vereinigten Königreichs Großbritannien zu dieser Zeit anschauen. Die bereits am 9. Januar 1919 ausgerufene Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik war nach der Russischen Föderativen Sowjetrepublik die bevölkerungsmäißg zweitgrößte Republik der UdSSR. Die Krim, Galizien, Wolhynien, der Kreis Ternopil, Transkarpatien und das Gebiet zwischen Dniestr und Donau gehörten nicht dazu.

Am 16. April 1922 schlossen die Verlierermächte des 1. Weltkriegs, das Deutsche Reich und Russland den Vertrag von Rapallo. Der damalige deutsche Reichskanzler Joseph Wirth (Zentrumspartei) sagte in damaligen Diskussionen, dadurch können man Polen «zertrümmern». Tatsächlich hatte die Reichswehr unter Hans von Seeckt derartige Pläne. Sie begann auch bald, mit der Roten Armee militärisch zusammenzuarbeiten, unter anderem beim Aufbau der Panzerwaffe. Zur Teilung Polens kam es schließlich, als die Rote Armee auf der Basis eines geheimen Zusatzprotokolls des Nichtangriffsvertrags mit Hitlerdeutschland ab dem 17. September 1939 in Ostpolen einmarschierte. Sie besetzte reichlich die Hälfte des damaligen polnischen Staatsgebiets. Die von der Sowjetunion besetzten Gebiet lagen allerdings fast vollständig östlich der Curzon-Linie, die zu Ende des 1. Weltkriegs von den Westalliierten als polnisch-russische Demarkationslinie vorgeschlagen worden war. Die eroberten Gebiete gingen an die Belarussische und Ukrainische Sowjetrepublik und nach deren Gründung an die Litauische Sowjetrepublik. Die heutige litauische Hauptstadt Vilnius lag bis zum 16. September 1939 auf polnischen Staatsgebiet.

Im Jahr 1940 besetzte die Sowjetarmee gegen den ausdrücklichen Wunsch Hitlers Teile Rumäniens. So entstand die moldauische Sowjetrepublik; Teile Rumäniens gingen allerdings auch an die Ukrainische Sowjetrepublik. Am 22. Juni 1941 überfiel das Deutsche Reich unter Bruch des Nichtangriffsvertrags und ohne vorherige Kriegserklärung die Sowjetunion. Die nationale Bewegung in der Westukraine hoffte auf einen unabhängigen ukrainischen Staat und kollaborierte zunächst mit der Wehrmacht. Als sie erkannte, dass eine unabhängige Ukraine kein deutsches Kriegsziel war, war es zu spät. Gleichwohl konnten ukrainische Nationalisten auf deutsch besetztem Gebiet auch militärisch operieren. Die Ukrainische Aufständische Armee (UPA) als militärischer Arm der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) brachte in Wolhynien und Ostgalizien zwischen 50’000 und 100’000 Polen um und vertrieben fast alle anderen Polen aus diesen Gebieten. Die Führer der UPA, Roman Schuchewytsch, und der OUN, Stepan Bandera, gelten in der heutigen Ukraine als Nationalhelden. Die UPA führte nach Ende des 2. Weltkriegs bis etwa 1951 einen Guerillakrieg, dem nach Einschätzung der CIA 35’000 Menschen zum Opfer fielen, nicht zuletzt auch Juden, welche die deutsche Besetzung überlebt hatten. Die CIA und der britische Geheimdienst SIS unterstützten die UPA-Aktionen. Am 5. März 1950 stellten Polizeikräfte Schuchewytsch und erschossen ihn. Die Ukraine hatte für Schuchewytsch 2001 in Lwiw ein Museum eingerichtet, das allerdings am 1. Januar 2024 nach einem gezielten russischen Luftangriff anlässlich des 125. Geburtstags von Stepan Bandera niederbrannte.

Deutschland verlor den 2. Weltkrieg. Polen war formell ein Siegerstaat wie Frankreich, weil es eine Exilregierung und auch polnische Truppenteile auf Seiten der Alliierten gegeben hatte. Die Sowjetunion aber war mächtiger. Daher wurden die 1939 besetzten polnischen Gebiete zumeist nicht zurückgegeben, mit Ausnahme der Woiwodschaft Białystok. Was 1939 zur Ukrainischen Sowjerepublik geschlagen worden war, verblieb nach den Ergebnissen der Potsdamer Konferenz bei dieser. Polen wurde mit deutschen Gebieten östlich von Oder und Neiße schadlos gehalten, auf denen es teilweise keine polnische Bevölkerung gab. Zudem verlor Ungarn 1945 Transkarpatien an die Ukrainische Sowjetrepublik. Am 23. Mai 1948 verschenkte die sowjetfreundliche rumänische Politikerin Ana Pauker die Schlangeninsel in einem geheimen Protokoll an die Sowjetunion. Auch diese Insel kam zur Ukrainischen Sowjetrepublik.

Am 5. März 1953 starb Stalin. In Führungskreisen wurde angenommen, dass sein letzter Geheimdienstchef, Lawrenti Beria, die Nachfolge an sich reißen würde. So kam es aber nicht. Am 26. Juni erschien das ukrainischstämmige Politbüromitglied Nikita Chruschtschow mit einer Pistole und einigen bewaffneten Getreuen zu einer Sitzung des Zentralkommitees der KPdSU und ließ Beria verhaften. Seine Anhänger wurden zum Teil ebenfalls verhaftet oder gleich erschossen. Am 23. Dezember 1953 wurde, in bester stalinscher Manier, auch Beria hingerichtet. Es traf keinen Unschuldigen; es traf Beria aber auch nicht deshalb, weil er sich unter Stalin schuldig gemacht hatte.

Der 9. Januar 1954 wurde in der Sowjetunion als 300. Jahrestag des Vertrags von Perejaslaw gefeiert, welcher die Ukraine aus dem Joch der polnischen Schlachta erlöst und mit Russland wiedervereinigt habe. Andere Quellen datieren den Treueeid der Saporoger Kosaken auf den russischen Zaren auf den 18. Januar 1654. Aus Anlass dieses 300. Jahrestags verschenkte der Nikita Chruschtschow, mittlerweile Generalsekretär der KPdSU, die zur Russischen Föderativen Sowjetrepublik gehörende Krim an die Ukrainische Sowjetrepublik. Dazu hatte er laut Verfassung der UdSSR kein Recht; andererseits hatte die UdSSR keine Institution, die einen pistolentragenden Generalsekretär zur Achtung der Verfassung zwingen konnte. Und es machte ja auch wirklich nichts aus – solange die UdSSR bestand.

Anfang 1985 hatte die sowjetische Führung begriffen, dass der Krieg in Afghanistan nicht zu gewinnen war, den sie dort gegen islamistische Aufständische führte. Die UdSSR wurde von einem senilen und körperlich angeschlagenen Greis regiert. Sie hatte jahrzehntelang zu viel Geld in die Rüstung gesteckt; entsprechend verschuldet war der Staat. Etwaige Ähnlichkeiten zu einer gegenwärtigen Supermacht sind rein zufällig. Am 10. März 1985 starb Konstantin Tschernenko. Sein Nachfolger, Michail Gorbatschow, versuchte sich angesichts der dramatischen Situation an gleichzeitigen Reformen auf allen Gebieten. Deren hauptsächlicher Effekt war ein beschleunigter Zerfall. Am 19. August 1991 versuchten schließlich Vertreter der «alten Garde» der Sowjetunion einen Putsch gegen Gorbatschow. Da sie nur wussten, was sie nicht wollten, nicht aber, was sie wollten, brach der Putsch nach drei Tagen zusammen. Dennoch war Gorbatschow ab diesem Punkt politisch Geschichte. Der ehrgeizige Boris Jelzin, der im Juni 1991 zum Präsidenten der Russischen Föderativen Sowjetrepublik gewählt worden war, stellte sich gegen den Putsch (1993 sollte er dann selbst mit Hilfe des Militärs gegen das Parlament putschen). Jelzin gelang es, die Auflösung der Sowjetunion durchzusetzen und dadurch seine Macht über Russland erheblich zu erweitern. In diesem Zug wurde die Ukraine am 21. Dezember 1991 zum ersten Mal in ihrer Geschichte auch de facto ein selbständiger Staat.

Wer nun findet, dieser historische Exkurs sei als einleitender Abschnitt eines Beitrags zum russisch-ukrainischen Krieg zu lang, der irrt. Die Motive der Akteure kann nur verstehen, wer die Geschichte kennt. Und wer die Motive der Akteure nicht versteht, kann auch nicht verstehen, wie dieser Krieg an ein Ende kommen kann und wie eben nicht.

Die Geschichte der unabhängigen Ukraine

Der Zerfall der Sowjetunion war ein Problem für den Atomwaffensperrvertrag. Die anderen Atommächte hatten ein großes Interesse daran, dass es im Ergebnis nur einen Nachfolgestaat gab, der eine Atommacht war. Nach Lage der Dinge konnte das nur Russland sein. Mit dem Budapester Memorandum vom 5. Dezember 1994 gelang eine Verständigung, dass die Ukraine, Belarus und Kasachstan die auf ihrem Gebiet befindlichen Atomwaffen an Russland abgeben würden. Im Gegenzug garantierten Russland, die USA und das Vereinigte Königreich die Souveränität dieser Länder, ihre bestehenden Grenzen und ein Gewaltverbot. Über dieses Memorandum ist in Verbindung mit dem Ukrainekrieg viel geschrieben worden. Seine Rechtsverbindlichkeit ist umstritten. Russland vertritt den Standpunkt, es sei nie von der Staatsduma ratifiziert worden und schon deshalb kein bindender Vertrag, sondern nur eine Willenserklärung der damaligen russischen Regierung. Auch die USA haben 2013 gegenüber Belarus betont, das Memorandum sei nicht rechtsverbindlich. Den gleichen Standpunkt hat im November 2020 die deutsche Botschafterin in Kiew vertreten. In jedem Fall war es die Absicht der damaligen russischen Regierung, die Ukraine in den Grenzen der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik vom 21. Dezember 1991 als Staat anzuerkennen, also einschließlich der Krim. Der Trinker Boris Jelzin hatte zu dieser Zeit ganz andere Sorgen.

In den ostslawischen Staaten gab es über Jahrhunderte zwei wesentliche Strömungen, den Panslawismus und die Zuwendung an den Westen. Das schließt Russland ein. Peter der Große und Katharina die Große waren Vertreter einer Hinwendung an den Westen. Das galt anfangs auch für Wladimir Putin. Die Ablehnung, die Putin in diesem Bemühen durch den Westen erfuhr, und die Haltung westlicher Staatsführungen, Russland nicht als gleichberechtigte Großmacht anzuerkennen und wo immer möglich zurückzudrängen, sind die Hauptursache des russisch-ukrainischen Krieges.

Vor zwei Jahren hat sich Putin zum endgültigen Bruch mit dem Westen entschlossen. Er hatte diesen Zug über Jahre vorbereitet. Im Gegensatz zu den westlichen Politikern wusste Putin, was er tat und was es kosten würde. Dass er es trotzdem tat, verurteile ich aus ethischen Gründen. Der Machiavellist in mir versucht indes, zu applaudieren. Sieht man das Ganze als geopolitisches Schachspiel – und so sehen es Putin und Biden – dann kann ich verstehen, warum Putin die Figuren so zieht, wie er es tut. Wieso Biden seine Figuren so zieht, verstehe ich nicht.

In der Ukraine nahm der Kampf zwischen Panslawismus und Westzuwendung bald nach der Unabhängigkeit die Form an, sich entweder an Russland oder an die EU anzulehnen. Eine Zuwendung zur NATO hatte bis mindestens in den Sommer 2014 hinein in der Ukraine nie eine Bevölkerungsmehrheit. In Galizien und Wolhynien gab es eine solide Mehrheit für die Westbindung und im Donbass eine solide Mehrheit für eine Bindung an Russland. Entsprechend wechselten sich in der Ukraine lange Präsidenten und Regierungen ab, die stärker zu Russland oder stärker zum Westen neigten. Während seiner Präsidentschaft versuchte Wiktor Janukowytsch, die Gegensätze zwischen der West- und Ostukraine durch eine Regionalisierung zu überbrücken. Außenpolitisch wollte er eine Assoziation an die EU erreichen, ohne die guten Beziehungen zu Russland aufzugeben. Diese Brückenpolitik scheiterte hauptsächlich daran, dass die EU-Politiker lieber die halbe Ukraine ganz als die ganze Ukraine halb wollten. Vermutlich waren sie sogar so verblendet, dass sie dachten, sie könnten die ganze Ukraine ganz bekommen.

Die EU setzte im März 2013 die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens aus, um die westfreundliche, wenngleich korrupte ehemalige ukrainische Ministerpräsidentin Julia Tymoschenko freizupressen. Gleichzeitig übte Russland Druck aus, um ein Zollabkommen mit der Ukraine zu erreichen, das die EU-Assoziation verunmöglicht oder mindestens erheblich verkompliziert hätte. Umgekehrt wäre eine EU-Assoziation ohne dieses Zollabkommen für Russland ein Problem in seinen Handelsbeziehungen mit der Ukraine geworden. In dieser wirtschaftlichen Zwangslage suspendierte Janukowytschs Regierung am 21. November 2013 die EU-Assoziation. Vom Umfang her waren damals die Handelsbeziehungen zu Russland viel bedeutender. Die enttäuschte studentische Jugend, die sich von der EU-Assoziation vor allem ein Entkommen aus der Ukraine erhofft hatte, ging auf die Straße. Die Proteste ebbten über den in Kiew kalten Jahreswechsel 2013/14 zunächst ab. Sie wurden mit westlicher Hilfe im Januar 2014 wiederbelebt. Nun waren es nicht mehr hauptsächlich friedliche studentische Demonstrationen. Bewaffnete rechtsextreme Kräfte wurden ein bedeutender Teil der «Maidan-Bewegung».

Am 21. Februar 2014 versuchte Janukowytsch, die Situation durch ein Abkommen mit der Opposition über vorgezogene Nuewahlen zu beruhigen. Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Polens garantierten das Abkommen; sie waren bei der Unterzeichnung zugegen. Der heutige deutsche Bundespräsident, Frank-Walter Steinmeier, war unter ihnen. In der darauffolgenden Nacht putschten die rechtsextremen Kräfte gegen Janukowytsch. Im Parlament kam es am 22. Februar zu einer Abstimmung zur Absetzung Janukowytschs, vor der bewaffnete Rechtsextremisten Abgeordnete vor dem Parlamentsgebäude einschüchterten. Gleichwohl kam die von der Verfassung geforderte Mehrheit nicht zustande. Dessen ungeachtet ernannte die Opposition einen Übergangspräsidenten und riss die Macht an sich. Die Garantiestaaten des Abkommens vom Vortag erkannten die durch den Putsch ins Amt gelangte Regierung an.

Die neue Regierung hatte das erklärte Ziel, den Vertrag über die Nutzung der Krimhäfen durch die russische Schwarzmeerflotte nicht zu erneuern. Die russische Führung, die Monate Zeit gehabt hatte, sich auf diese Entwicklung vorzubereiten, annektierte die Krim praktisch gewaltlos. Sie verletzte damit die Souveränität und die Grenzen der Ukraine, so wie die NATO-Staaten 1999 im Kosovo-Krieg die Souveränität und die Grenzen Serbiens verletzt hatten.

Die neue ukrainische Regierung hatte auch das Ziel, den Einfluss der russischen Sprache und Kultur in der Ukraine zurückzudrängen. In der Ostukraine kam es zu Protesten, deren Form sich an den vorherigen Maidan-Protesten in der Westukraine und in Kiew orientierte. Trupps rechtsextremer Schläger reisten von der Westukraine in die Ostukraine und griffen Anti-Maidan-Demonstranten an. In Odessa zündeten sie am 2. Mai 2014 ein Gewerkschaftsgebäude an, in dem Anti-Maidan-Demonstranten Zuflucht gesucht hatten. Dabei kamen 48 Personen ums Leben.

Umgekehrt hatten prorussische Ukrainer bereits zuvor begonnen, in der Ostukraine Amtsgebäude zu besetzen, so wie das während der Maidan-Proteste in der Westukraine nationalistische Kräfte getan hatten. Der bekannteste Fall ist die Besetzung des Hauptquartiers der Polizei und des Inlandsgeheimdienstes SBU in Sloviansk am Samstag. Sie fand am 12. April 2014 unter Leitung des aus Sloviansk stammenden Afghanistan-Veteranen Wjatscheslaw Ponomarjow statt. Viele Quellen behaupten heute fälschlich, der aus Russland stammende Igor Girkin habe diese Besetzung geleitet, weil ihnen das Narrativ eines ukrainischen Bürgerkriegs nicht passt. An diesem Wochenende (12./13. April 2014) besuchte der CIA-Chef John Brennan Kiew. Daraufhin versuchte die ukrainische Regierung mit Waffengewalt gegen die Separatisten im Donbass vorzugehen. Am 16. April verbrüderten sich Soldaten der 25. Luftlandebrigade der ukrainischen Streitkräfte mit der lokalen Bevölkerung; ihre Schützenpanzerwagen fuhren daraufhin mit russischen Flaggen durch Sloviansk. Es kam zum Bürgerkrieg.

Obwohl die meisten lokalen militärischen Kräfte und Polizeikräfte im Donbass sich auf die Seite der Separatisten stellten, gewann die ukrainische Armee im Laufe des Sommers die Oberhand. Sie wurde dabei von rechtsextremen Freischärlern unterstützt. Die mangelnde Koordination zwischen den heterogenen Kräften erwies sich aber als Achillesverse, als die Separatisten am Rande einer Niederlage bei Luhansk plötzlich zur Gegenoffensive übergingen. Diese Gegenoffensive war sehr wahrscheinlich vom russischen Generalstab geplant worden, wurde von Russland unter dem Vorwand humanitärer Hilfe für Luhansk logistisch unterstützt und fand unter Beteiligung russischer Militärberater statt. Sie war überaus erfolgreich. Große ukrainische Kontingente wurden eingekesselt und vernichtet. Die ukrainische Armee verlor erhebliche Teile ihrer schweren Militärtechnik. Die Niederlage war so schwer, dass sich die Ukraine am 5. September 2014 auf das Minsker Protokoll einlassen musste, das zu ihren Ungunsten ausfiel

Nachdem die ukrainischen Truppen sich reorganisiert hatten, nahmen sie am 28. September die Feindseligkeiten am Flughafen Donezk wieder auf. Sie hatten Verluste. Am Folgetag griffen die Separatisten die ukrainischen Kontingente auf dem Flughafen an. Nach monatelangen Kämpfen erlitt die ukrainische Armee wiederum eine Niederlage. Am 22. Januar fiel der Flughafen Donezk an die Separatisten. Am 12. Februar 2015 unterzeichneten beide Seiten das Minsker Abkommen (Minsk-II) über einen Waffenstillstand ab 0 Uhr am 15. Februar 2015. Bereits am Folgetag bekräftigte indes der ukrainische Ministerpräsident Jazenjuk den ukrainischen Anspruch auf die von Separatisten beanspruchten Gebiete. Der Waffenstillstand kam bei Donezk zustande; gleichwohl besetzten separatistische Truppen am 15. Februar Debalzewe, was eine weitere schwere Niederlage der ukrainischen Armee war. Die Separatisten behaupteten, Debalzewe hätte zu ihrem Gebiet gehört. Ein Karte der Demarkationslinie war dem Abkommen nicht beigefügt. Die OSZE-Beobachtermission fand, dass Debalzewe der ukrainischen Seite gehört hätte. Am 17. Februar 2015 wurde das Abkommen Minsk-II durch eine Resolution des UN-Sicherheitsrats völkerrechtlich bindend.

Weder die Ukraine noch die Separatisten setzten Minsk-II um. So beschloss etwa das ukrainische Parlament nie die zugesagten Verfassungsreformen. Im Fall der Ukraine und des Westens wissen wir aus Äußerungen des damaligen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko und der damaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel auch, dass eine Umsetzung von Minsk-II nie beabsichtigt war. Das Abkommen wurde wiederum nur abgeschlossen, um den ukrainischen Streitkräften Zeit zur Konsolidierung zu verschaffen. Am 21. Februar 2022 erklärte der russische Präsident Wladimir Putin das Abkommen für gescheitert und erkannte die «Donbass-Volksrepubliken» Donezk und Luhansk als Staaten an.

Der bisherige Kriegsverlauf

Über diesen Krieg ist bereits so viel geschrieben und gesagt worden, dass es müßig erscheinen mag, ihn noch einmal zu analysieren. Das meiste, was man nachlesen kann, ist zwar Unsinn oder Propaganda, aber es gab von Anfang an auch kompetente Beiträge, auch von Leuten, die militärisch gründlicher und länger ausgebildet sind als ich selbst. Wenn ich hier dennoch eine weitere Zusammenfassung gebe, so liegt das daran, dass im Laufe der Zeit neue Information zugänglich geworden ist, die zu etwas veränderten Einschätzungen gerade der ersten Phase des Kriegs führt.

Putin sprach anfangs von einer Spezialoperation. Wie die meisten westlichen Beobachter hielt ich das für reine Propaganda. Ich bin mir dessen nicht mehr sicher. Der russische Plan A war wohl ein handstreichartige Einnahme wichtiger Regierungs, Militär- und Geheimdienstzentralen in Kiew durch eine Luftlandeoperation. Gleichzeitig sollte der klassische militärische Hauptschlag im Süden geführt werden, um den Krimkanal und das größte Kernkraftwerk Europas in Enerhodar in die Hand zu bekommen und in der Folge eine Landverbindung zwischen Russland und der Krim herzustellen. An der Donbass-Front, wo man dem Gros der ukrainischen Armee und ihren besten Truppen gegenüberstand, wollte man nur Ablenkungsangriffe führen. Wäre Kiew in den ersten Tagen gefallen, so hätte man tatsächlich von einer Spezialoperation sprechen können. Da die Ukraine und der Westen davon ausgehen musste, dass im Norden von Kiew eine kompetente russische Gardedivision stand, hätte die ukrainische Führung eine Rückeroberung von Kiew kaum versucht. Tatsächlich hatte Russland diese ehemalige Garde-Division mit schlechter ausgebildeten Kräften besetzt. Die kompetentesten Truppen standen entgegen den ukrainischen und westlichen Erwartungen im Süden.

Darf man dem Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrill Budanow, glauben, so ist Plan A wohl nur daran gescheitert, dass eben dieser Geheimdienst mit Denys Kireyev einen Doppelagenten in Russland hatte. Kireyev arbeitet für die Ukraine und kannte den Plan des Handstreichs gegen Kiew kurz vor Kriegsbeginn. Die ukrainische Luftverteidigung spielte bei der ersten Angriffswelle tot, war es aber nicht. Gleichzeitig wurden Einrichtungen des Flugplatzes Hostomel rechtzeitig zerstört. Die ersten Welle der russischen Luftlandetruppen brachte Hostomel gegen die schwache Garnison wie erwartet schnell in ihre Gewalt. Die Hubschrauber dieser Truppen flogen bereits am ersten Kriegstag über Kiew, hatten aber Verluste. Die zur Eroberung von Kiew geplanten Truppen sollten mit 18 IL-76 Truppentransportern eingefölogen werden. Das scheiterte, weil der Flugplatz infolge eines ukrainischen Gegenangriffs noch umkämpft war. Die bereits in der Luft befindliche Flotte drehte ab. Die russischen Luftlandetruppen brachten am 25. Februar den Flugplatz Hostomel unter ihre Kontrolle. Das Überraschungsmoment war indes bereits verloren und die Landebahn wohl unbrauchbar gemacht.

Aus heutiger Sicht denke ich, dass der russische Geheimdienst Lunte roch und dann dem ukrainischen Inlandsgeheimdienst SBU glaubhaftes Material zuspielte, nach dem Kireyev als Doppelagent für Russland arbeitete. Am 5. März 2022 brachte der SBU Kireyev um.

Trotz des nur langsamen Vorrückens der nicht sehr gut ausgebildeten russischen Truppen von Norden blieb es tagelang unklar, ob die russische Seite nicht doch noch einen Belagerungsring um Kiew würde schließen können. Die Ukraine hatte ihrerseits Schwierigkeiten, genug Truppen heranzuführen. Indes liefen die russischen Angriffe im Süden über die Erwartungen hinaus erfolgreich. Das galt insbesondere für den schnellen Fall von Cherson zwischen dem 27. Februar und 2. März, der wohl auch durch ukrainische Kollaborateure möglich wurde. Das Kraftwerk Enerhodar wurde nach russischen Behauptungen bereits am 28. Februar eingenommen. Die nahegelegene Wasserzufuhr zum Nord-Krim-Kanal war bereits am 26. Februar durch russische Truppen durch Sprengung eines Dammes wiederhergestellt worden. Die Ukraine hatte diesen Damm im April 2017 fertiggestellt, um die Krim von der Trinkwasserzufuhr abzuschneiden.

Die Ukraine verhandelte praktisch von Anfang an über ein Ende des Krieges. Die ukrainische Delegation paraphierte Ende März 2022 ein Abkommen, das die Grenzen der Ukraine vom 21. Februar 2022 wiederhergestellt aber eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine ausgeschlossen und die Stärke der ukrainischen Streitkräfte begrenzt hätte. Das ging im Wesentlichen nicht über die Vorkriegsforderungen Russlands hnaus. In den letzten Verhandlungstagen zog Russland seine Truppen von Kiew ab. Wir müssen heute davon ausgehen, dass dieser Abzug auf westliches Verlangen als Bedingung für den Abschluss des Abkommens geschah. Wie schon bei Minsk-II war auch das nur eine Finte. Ein tatsächlicher Friedensvertrag war von westlicher Seite nie gewollt. Ich glaube allerdings kaum, dass Putin fest daran geglaubt hat, dass dieses Abkommen zustande käme und von der Ukraine und vom Westen eingehalten werden würde. Es gab in dieser Kriegsphase Gründe, die russischen Truppen umzugruppieren, falls es nicht zu einem Kriegsende kam. Der Versuch, einen Belagerungsring um Kiew zu schließen, musste Ende März bereits als gescheitert gelten.

An diesem Punkt sprach der Westen der Ukraine zu, den Vertrag nicht zu abzuschließen. Man würde sie in ihrem Verteidigungskampf unterstützen. Boris Johnson flog extra nach Kiew. Es war einer seiner politischen «Geniestreiche», ganz wie der Brexit. Das 21. Jahrhundert hat in seinem ersten Viertel bereits viele inkompetente Politiker hervorgebracht. Es wird gleichwohl schwierig sein, in den restlichen drei Vierteln noch einen Politiker zu finden, der zwei so große Desaster zustande bringt wie Boris Johnson. Der Fairnis halber muss man sagen, dass ihm beim Ukraine-Desaster viele Kollegen zur Seite standen.

Den nächsten Fehler machten Putin und seine Berater. Vorerst lief der Feldzug im Süden für Russland weiter blendend und die umgruppierten russischen Streitkräfte begannen auch an der Donbass-Front wichtige große Städte zu nehmen. Infolge der russischen Verluste und des gleichzeitigen Aufbaus neuer ukrainischer Kräfte durch den Westen, der Lieferung von Aufklärungsinformation und Planungsunterstützung durch die USA und der Ausstattung der ukrainischen Streitkräfte mit einigen hochmodernen Waffensystemen, änderte sich das Kräfteverhältnis. Russland hätte mobilisieren und eskalieren müssen, bevor sich dieses Kräfteverhältnis umkehrte. Um innenpolitisch die Lage ruhig zu halten, tat Putin das nicht und kein Berater wagte, ihm die ganze Wahrheit zu sagen. Infolgedessen wendete sich im September 2022 das Blatt zugunsten der Ukraine. Erst danach führte Russland eine Teilmobilisierung durch.

Schwache russische Kräfte in der Region Charkiw wurden von einem massiven Angriff überrascht. Die Front brach ein. Um Einkesselungen zu vermeiden, musste Russland größere Territorien in den Regionen Charkiw, Luhansk und Donezk räumen. Mit Hilfe US-amerikanischer HIMARS-Systeme zerstörten die ukrainischen Streitkräfte zudem die russischen Nachschubwege in der Region Cherson so weit, dass die Lage der russischen Truppen auf dem rechten Dnjepr-Ufer unhaltbar wurde. Am 10. November 2022 gab Russland Cherson auf. Zuvor hatte sich der größere Teil der Bevölkerung Chersons nach Russland evakuieren lassen. Auch die russischen Truppen wurden so gut wie verlustlos abgezogen. Die Phase ukrainischer Stärke war danach vorbei, zumal die Offensive im Donbass in der herbstlichen Schlammperiode zum Erliegen gekommen war.

Während der Phase der russischen Schwäche hatte Russland die Regionen Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschija formell annektiert. Der ukrainische Präsident Selenskyj hatte das mit einem Dekret beantwortet, das jegliche Verhandlungen mit Russland verbietet, solange Putin an der Macht sei.

Im Winter 2022/23 erlangte Russland erneut die Oberhand. Die territorialen Gewinne blieben indes gering. Ende Mai 2023 fiel nach für beide Seiten verlustreichen Kämpfen die Stadt Bachmut (russisch: Artjomowsk) an Russland. Am 4. Juni 2023 eröffneten die in diesen Kämpfen geschwächten ukrainischen Streitkräfte eine bereits seit November 2022 angekündigte Gegenoffensive. Bereits am 8. Juni zeigte sich, dass das Konzept dieser von der NATO geplanten Offensive an den dicht gelegten russischen Minenfeldern scheiterte. Die ukrainischen Streitkräfte änderten daraufhin die Taktik und verringerten das Tempo der Offensive. Das operative Ziel der Offensive war ein Vorstoßes bis zum Asowschen Meer und einer Teilung der russischen Kräfte gewesen. Es war bereits nach wenigen Tagen unerreichbar geworden. Das gaben weder westliche noch ukrainische Kommentatoren zu. Die einzigen sichtbaren Erfolge der Offensive waren die Einnahme der Ortschaft Robotyne am 23. August 2023 und einiger hundert Meter der ersten Schützengräben der Surowikin-Linie bei Verbove am 5. September 2023. Die Gräben erwiesen sich schnell als Todesfalle für ukrainische Soldaten, wie russische Videos belegten. Sie sind längst wieder in russischer Hand. Am 24. Februar 2024 wurden russische Kräfte im Zentrum von Robotyne gesichtet.

Die ukrainische Offensive kam Mitte September 2023 völlig zum Erliegen, lange vor der Schlammperiode. Netto hatte die Ukraine kaum Territorium gewonnen, weil die russischen Kräfte gleichzeitig an der Ostfront geringfügig Boden gutmachten. Die Ukraine hatte in dieser Offensive allerdings ihre personellen und finanziellen Ressourcen und ihre Munitionsvorräte überbeansprucht, wozu Russland nicht gezwungen war.

Anfang Oktober 2023 eröffnete Russland eine Offensive gegen Awdijiwka, eine strategisch wichtige Stadt nahe Donezk, welche die Ukraine seit 2014 hielt. Awdijiwka fiel am 16./17. Februar 2024. Seitdem sind die westlich davon gelegenen Ortschaften Lastotschkine und Sieverne verlorengegangen.

Die ukrainischen Aussichten

Präsident Selenskyj auf dem Neujahrsempfang 2024 des Orakels von Delphi: «Der Oberkommandierende meiner Streitkräfte hat einen Stellungskrieg konstatiert. Was wird geschehen, wenn ich die Militärführung auswechsle?» Das Orakel: «Die Front wird in Bewegung geraten.»

Am 8. Februar 2024 entließ Selenskyj den kompetenten, aber leider auch populären Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj. Er tat das mit Ansage. Der Nachfolger Syrskyj bildete die gesamte Armeeführung um. Am 10. Februar starteten die russischen Streitkräfte den entscheidenden Angriff gegen Awdijiwka. Zugleich massiert Russland erhebliche Truppenkontingente bei Kupyansk, wo das ukrainisch-freundliche Institute for the Study of War eine Operation auf vier verbundenen Achsen erwartet. Die russische Seite wird vermutlich versuchen, eine leicht zu verteidigende Frontlinie am Ostufer des Flusses Oskil zu schaffen.

Präsident Selenskyj ist mittlerweile nur noch unter westlichen Regierungschefs populär. Im Rest der Welt und besonders in der ukrainischen Bevölkerung ist er es nicht mehr. Selenskyj hat die im März 2024 anstehenden Präsidentschaftswahlen absagen lassen. Er würde sie auch nicht gewinnen. Noch unpopulärer als Selenskyj ist in der Ukraine eine neue Mobilisierungswelle für die Streitkräfte, die allerdings dringend nötig wäre, um eine Beschleunigung des russischen Vordringens zu verhindern.

Hingegen wird sich Putin vom 15. bis 17. März einer Präsidentschaftswahl stellen und diese aller Voraussicht nach mit großer und echter Mehrheit gewinnen. Dass er dazu neigt, seine politischen Gegner umzubringen oder Kandidaten, die Systemopposition betreiben, von den Wahlen ausschließen zu lassen, wird die Wahlbeteiligung und Zustimmung kaum verringern. Putin lebt immer noch davon, dass er kein Gorbatschow und kein Jelzin ist. Nach dieser Wahl wird Putin einen offen sichtbaren Rückhalt der russischen Bevölkerung für seine Politik haben, einschließlich des Kriegs gegen die Ukraine. Seine Optionen werden sich erweitern. Die russische Propaganda wird darauf hinweisen, dass in Russland gewählt wurde, in der Ukraine hingegen nicht.

Die Ukraine ist bankrott. Nur etwa die Hälfte der für 2024 geplanten Staatsausgaben ist gedeckt. Die Kosten einer großen Mobilisierungswelle sind in diesem Budget noch nicht enthalten. Finanziell kann die Ukraine das jahr 2024 nur überstehen, wenn westliche Staaten mindestens die Hälfte des ukrainischen Budgets aufbringen und zusätzlich kostenlos Waffen und Munition liefern. Wenn die Ukraine das Jahr 2024 übersteht, wird sich das gleiche Problem oder ein noch größeres Problem 2025 stellen. Nach gegenwärtigen Umfragen ist zu erwarten, dass Donald Trump dann US-Präsident sein wird. In der Wahlkampagne dürfte es den Demokraten schwerfallen, gegen Trump noch irgendetwas vorzubringen, was sie nicht schon längst vorgebracht hatten. Trump muss gegen Biden kaum noch etwas vorbringen. Der gefährlichste Gegner von Joe Biden heißt Joe Biden. Sich selbst abzusägen, ist so ziemlich das Einzige, was er noch gut kann.

Falls ich also in einem Jahr einen Beitrag «Drei Jahre Krieg» schreiben muss, wird die Last der Unterstützung der Ukraine wahrscheinlich ganz auf Westeuropa liegen. Darauf komme ich im nächsten Abschnitt zu sprechen. Vorerst stellt sich die Frage, ob die Ukraine militärisch bestehen kann, wenn sie 2024 finanziell und innenpolitisch übersteht. Ein guter Bekannter von mir mit politisch inkorrektem und intelligentem Humor hat einmal bemerkt, die deutsche militärische Unfähigkeit habe genetische Gründe. Was an kühnen Männern im Genpool war, ist in zwei Weltkriegen gefallen. Die Nachkommenschaft stammt von denen, die zum Kriege nicht fähig oder zur Kühnheit in Kriegen zu intelligent waren. Bei der Ukraine muss man keine genetischen Argumente anbringen. Die kühnsten und die für das Militär körperlich und psychisch am Besten geeigneten Männer sind zum größten Teil bereits gefallen oder verstümmelt worden. Ja, man kann noch einmal mobilisieren und ausbilden. Aber man kann keine Streitkräfte mehr aufstellen, die eine Kampfkraft erreichen, wie sie die ukrainische Armee in den letzten zwei Jahren hatte. Das gilt völlig unabhängig von westlichen Waffen- und Munitionslieferungen.

Russland hat etwa das dreifache Mobilisierungspotential wie die Ukraine. Das war vor dem Krieg hinlänglich bekannt. Russland hatte bisher maximal gleich hohe Verluste wie die Ukraine. Vermutlich waren sie deutlich geringer, weil Russland die ganze Zeit die Luftüberlegenheit und im Ganzen waffentechnische Überlegenheit hatte. Das personelle Kräfteverhältnis wird sich weiter zu russischen Gunsten verändern, wobei Russland bereits jetzt ein deutliches Übergewicht hat. Unter diesen Bedingungen eine personellen Überlegenheit kann Russland, Geduld vorausgesetzt, eine Art der Kriegsführung wählen, bei der die Ukraine höhere personelle Verluste hat. Die beste russische Strategie ist eine Abnutzungsstrategie. Es eilt nicht.

Wirtschaftlich geht es Russland besser als Westeuropa, von der Ukraine ganz zu schweigen. Russland hat im Gegensatz zu Westeuropa auf eine Kriegswirtschaft umgestellt. Eine solche Umstellung ist hier auch nicht politisch durchsetzbar. Demzufolge produziert Russland derzeit mehr Waffen und Munition als der gesamte Westen. Der Westen unterstützt auch Israel mit Waffen und Munition, während Russland keine Aufwendungen im Nahostkrieg hat. Daraus folgt, dass Russland deutlich mehr Waffen und Munition einsetzen kann als die Ukraine. Auch das wird dazu führen, dass die Ukraine höhere Verluste hat und mindestens graduell weiter Territorium verliert. Eine Umkehr dieses Trends ist nicht absehbar.

Es gilt weiter, was in diesem Krieg von Anfang an galt: Die beste Verhandlungsposition, welche die Ukraine jemals wieder haben wird, hat sie gerade jetzt. Es ist leicht einzusehen, dass die Ukraine bereits im Herbst 2022 in Verhandlungen nicht mehr hätte erreichen können, was sie Ende März 2022 erreicht hatte. Jetzt kann sie nicht mehr das erreichen, was sie im Herbst 2022 oder im Frühjahr 2023 noch hätte erreichen können. Wer immer glaubt, dass die Verhandlungsposition der Ukraine in Zukunft militärisch verbessert werden kann, belügt sich selbst.

Die Stimmung in Westeuropa

Das European Council on Foreign Relations (ECFR) wurde von George Soros «Open Society Foundation» gegründet. Derzeit wird es zusätzlich finanziert von europäischen Regierungen, der NATO, Daimler und Microsoft. Am 21. Februar hat es eine Studie mit dem Titel «Kriege und Wahlen: Wie europäische Politiker die öffentliche Unterstützung für die Ukraine aufrechterhalten können» vorgelegt. Bemerkenswert daran sind die Ergebnisse von Meinungsumfragen in 12 EU-Ländern (Österreich, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Italien, die Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien und Schweden) im Januar 2024. Im Durchschnitt über all diese Länder glauben 10% an einen Sieg der Ukraine, 32% an eine Kompromisslösung und 20% an einen russischen Sieg. Das restliche Drittel räumt Ignoranz ein. Einzig und allein in Polen glauben mehr Befragte an einen ukrainischen Sieg (17%) als an einen russischen (14%). Allerdings erwartet auch dort eine relative Mehrheit (27%) eine Kompromisslösung. Das andere Extrem ist Griechenland, wo 47% eine Kompromisslösung, 30% einen russischen Sieg und nur 2% einen ukrainischen Sieg erwarten. Der Glaube an einen ukrainischen Sieg erlaubt eine klare Diagnose, dass die betreffende Person kein Einschätzungsvermögen in militärischen, ökonomischen und politischen Fragen besitzt. Ein solcher Sieg würde eine russische Kapitulation erfordern. Die Wahrscheinlichkeit dessen ist nicht wesentlich von Null verschieden. Sie war es zu keinem Zeitpunkt dieses Kriegs und auch davor nicht.

Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander. In Schweden, Portugal, Polen, Frankreich und Spanien waren mehr Befragte dafür, die Ukraine (weiter) bei der Rückgewinnung ihrer Territorien zu unterstützen, als sie zu einer Verhandlungslösung zu drängen. Das ist – mit Verlaub – schizophren. Aus den Erwartungen, die zur ersten Frage geäußert wurden, folgt unabdingbar, dass es die bestmögliche Unterstützung der Ukraine ist, auf eine möglichst gute Kompromisslösung hinzuarbeiten. Das ist deshalb so, weil das Festhalten am unrealistischen Ziel eines Siegs der Ukraine in einem Abnutzungskrieg die Verhandlungsposition der Ukraine nur verschlechtern wird.

Was Deutschland betrifft, so gaben 10% der Befragten an, sie glaubten an einen ukrainischen Sieg, 19% erwarteten einen russischen Sieg und 31% eine Kompromisslösung. Der politische Bildungsgrad der deutschen Bevölkerung entspricht also etwa dem Durschschnitt der 12 untersuchten Länder. Nur 10% haben keinerlei Einschätzungsvermögen für politische Situationen. Unglücklicherweise scheinen sich unter diesen 10% die führenden Politiker fast aller etablierten Parteien zu befinden, einschließlich der deutschen Außenministerin.

Eine relative Mehrheit der befragten Deutschen (42%) würde es vorziehen, die Ukraine zu Verhandlungen zu drängen, statt sie in ihrem Streben nach Rückeroberung aller besetzten Territorien zu unterstützen (32%). Dem könnte sich eine Regierung verweigern, die einig ist, auf anderen Gebieten kompetent und die aufgrund einer günstigen wirtschaftlichen Entwicklung Raum zum Manövrieren hat. Keine dieser Bedingungen ist erfüllt. Ich nehme an, dass spätestens nach den Europawahlen vom 6.-9. Juni Panik unter den Ampelparteien und bei der CDU/CSU einsetzen wird. Die letzte Umfrage von INSA/Bild vom 13. Februar sieht die Union bei 27%, die AfD bei 22%, die SPD bei 16%, die Grünen bei 10.5%, das Bündnis Sarah Wagenknecht bei 5.5%, die Linke bei 4.5% und die FDP bei 3%. Auf sonstige Parteien entfallen 11.5%. Es würde mich nicht verwundern, wenn bis zum Juni der Anteil der die Ukraine fest unterstützenden Parteien von derzeit 56.5% unter 50% fallen würde. Bei den Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen im September wird er sicher unter 50% liegen.

Ab der zweiten Hälfte des Jahres 2024 werden umfangreiche neue Hilfspakete für die Ukraine in EU-Ländern kaum noch durchzusetzen sein. Zur gleichen Zeit dürfte die Wahrscheinlichkeit eines für Russland günstigen Ausgangs der Präsidentschaftswahlen in den USA gut abschätzbar sein und deutlich über 50% liegen. Russland hat dann keinen Anreiz mehr, sich auf zügige Verhandlungen einzulassen. Strategisch günstiger wird es für Putin sein, den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen und die wahrscheinliche Inauguration von Trump abzuwarten. In den Monaten bis dahin wird Russland weitere territoriale Gewinne erzielen und so die russische Verhandlungsposition noch weiter verbessern.

Die von der Schweiz für den Sommer geplante Friedenskonferenz für die Ukraine wird deshalb selbst dann zu spät kommen, wenn man Russland noch einlädt. Die EU muss spätestens nach der Präsidentschaftswahl in Russland ihre Ukraine-Strategie ändern und auf eine Verhandlungslösung drängen. Zu diesem Zeitpunkt wird Donald Trump auch die republikanischen Vorwahlen gewonnen haben (das wird am 5. März geschehen, dem «Super Tueday») und das Oberste Gericht der USA wird seine Zulassung zu den Wahlen bestätigt haben.

Nach Lage der Dinge werden weitreichende Zugeständnisse an Russland nötig sein, territorial wie auch politisch, um diesen Krieg zu beenden. Russland hat den Krieg de facto gewonnen. Das musste von Anfang an erwartet werden. Es wäre für den Westen aber von erheblicher Bedeutung, dass wenigstens der Schein einer Verhandlungslösung gewahrt bleibt, statt dass die Ukraine irgendwann kapitulieren muss.

Taurus steht in den Sternen

Die innerdeutsche Diskussion zum Ukraine-Krieg fokussiert sich derzeit auf die Lieferung oder Nichtlieferung langreichweitiger Taurus-Marschflugkörper, als ob diese die Situation grundlegend ändern könnten. Ziemlich klar ist, warum die Ukraine diese Marschflugkörper haben will. Sie würde als Erstes versuchen, in einem prestigeträchtigen Schlag die Kertsch-Brücke zwischen der Region Krasnodar und der Krim zu zerstören. Gelänge dies, so würde die ukrainische und westliche Propaganda versuchen, damit den Durchhaltewillen der ukrainischen Bevölkerung und den Unterstützungswillen der westeuropäischen Bevölkerung zu stärken. Dazu würde sie wider besseren Wissens behaupten, dass die russischen Nachschublinien stark beeinträchtigt wären. Richtig ist zwar, dass Russland diese Nachschubroute nutzt. Richtig ist aber auch, dass Russland auf der Landbrücke zur Krim über sichere und ausbaubare Nachschubrouten verfügt. Wegen der Surowikin-Linie könnte die Ukraine selbst einen beeinträchtigten russischen Nachschub nicht für eine Großoffensive nutzen.

Umgekehrt würde die russische Propaganda die Zerstörung der Kertsch-Brücke mit deutschen Waffen in eine Welle russischen Patriotismus ummünzen können. Zu erwarten wäre ein Anstieg der Freiwilligenzahlen für den Krieg und möglicherweise sogar eine politische Situation, in der Putin eine weitere Mobilisierungswelle wagen könnte. Noch günstiger für Russland würde die Sache laufen, wenn ein Angriff mit Taurus-Marschflugkörpern auf die Kertsch-Brücke scheitern oder diese nicht irreparabel beschädigen würde. Wie ist es um die Wahrscheinlichkeiten bestellt?

Der Taurus-Marschflugkörper ist nach seinen öffentlich bekannten Parametern ein durch die Luftverteidigung relativ schwer zu bekämpfendes Ziel. Zudem ist er relativ robust gegen Methoden der elektronischen Kriegsführung. Mit einer Ladung von 113 kg Explosivstoff pro Stück ist er zum Angriff auf Brücken geeignet. Ein einzelner Treffer würde eine so massive Struktur wie die Kertsch-Brücke mit vier Autospuren und zwei Eisenbahngleisen auf einem separaten Bauwerk jedoch nicht zerstören können, geschweige denn irreparabel. So etwas würde einen Schwarmangriff erfordern, der auch deshalb angeraten wäre, weil Taurus einen langen Anflugweg im Operationsgebiet der russischen Luftverteidigung hätte. Als Unterschall-Marschflugkörper kann Taurus prinzipiell vom russischen S-400-System abgefangen werden. Es ist anzunehmen, dass die Kertsch-Brücke mittlerweile über eine eingespielte Luftverteidigung verfügt.

Gleichwohl dürfte ein Schwarmangriff mit Taurus eine deutlich höhere Trefferwahrscheinlichkeit als 50% haben, zugleich aber eine deutlich geringere Wahrscheinlichkeit als 50%, die Brücke dauerhaft zu zerstören. Die Schwierigkeit des Schwarmangriffs läge weniger darin, einige Taurus bis zur Brücke zu bringen, wenn sie einmal in der Luft wären, als sie überhaupt in die Luft zu bringen. Dazu müsste ein Schwarm ukrainischer Kampfflugzeuge mit entsprechenden Trägersystemen aufsteigen. Der größte Teil des ukrainischen Territoriums liegt im Einzugsbereich russischer S-400-Batterien. Die Reichweite der Taurus ist etwas größer als diejenige der S-400-Raketen. Nimmt man aber beide Parameter zusammen, so lassen sich das Startgebiet und die Anflugrichtung recht eng eingrenzen, was das Überraschungsmoment erheblich verringert und die Arbeit der russischen Luftverteidigung erleichtert.

Der deutsche Bundeskanzler und der deutsche Verteidigungsminister möchten keine Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern. Nach dem, was Deutschland alles schon geliefert hat, darf man daraus sicher schließen, dass die Bundeswehr das nicht will. Ein interessantes Argument ist dabei, dass eine solche Lieferung die Entsendung deutscher Soldaten in die Ukraine und ein entsprechendes Bundestagsmandat erfordern würde. Diese würden für die Zielprogrammierung benötigt. Damit wäre ein Taurus-Angriff auf russische Ziele eine direkte Kriegsbeteiligung einer NATO-Armee.

Anton Hofreiter von den Grünen hat dieses Argument kürzlich im Morgenfernsehen als falsch und vorgeschoben bezeichnet. Hofreiter hat das damit begründet, dass Taurus an Südkorea geliefert wurde. Entweder weiß Hofreiter nicht, was das Argument bedeutet, oder er stellt sich nur dumm. Ich nehme an, er weiß es einfach nicht. Hofreiter hat weder bei der Bundeswehr gedient, noch Zivildienst geleistet; er wurde aus unbekannten medizinischen Gründen ausgemustert. Das Argument bedeutet, dass die Bundeswehr den ukrainischen Streitkräften nicht traut. Die Zielprogrammierung der Taurus ist sicherheitsrelevant und ein militärisches Geheimnis. Man ist sich nicht sicher, ob die Information nach Russland gelangt, wenn man ukrainische Soldaten dafür ausbildet. Nach allem, was in den letzten zwei Jahren geschehen ist, scheint mir diese Vorsicht angebracht. Das Waffensystem würde stark entwertet, wenn der Gegener an diese sensible Information käme.

Warum ist dann Marie-Agnes Strack-Zimmermann vehement für die Taurus-Lieferung und läuft mit einem albernen T-Shirt herum, das einen künftigen Sieg der Ukraine postuliert? Strack-Zimmermann ist weder dumm noch ungebildet genug, um das Sicherheitsproblem mit der Taurus-Lieferung nicht zu kennen. Sie kann auch die militärische Wirkung dieser Lieferung und deren Grenzen einschätzen und ist nicht verblendet genug, wirklich an einen Sieg der Ukraine in diesem Krieg zu glauben. Es gibt zwei Möglichkeiten. Strack-Zimmermann ist eine bekannte Rüstungslobbyistin. Die Taurus Systems GmbH hat ein Interesse an einer Demonstration des Systems im Ukraine-Krieg und am Bau weiterer Marschflugkörper. Sie wäre von einer Preisgabe sensibler Information nicht direkt betroffen. Im Gegenteil würde dadurch die Entwicklung eines Nachfolgesystems nötig, also ein Großauftrag. Der Taurus Systems GmbH kann auch egal sein, ob die Lieferung die Situation der ukrainischen Streitkräfte grundlegend verbessert. Die Überwindung der russischen Luftverteidigung durch einige Taurus wäre allein schon ein gutes Marktargument.

Die zweite Möglichkeit ist, dass Strack-Zimmermann einfach nur an ihrer eigenen Profilierung arbeitet. In den Bundestag wird sie, wie alle derzeitigen FDP-Abgeordneten, nicht noch einmal gewählt werden. Listenplatz 1 bei der Europawahl ist hingegen ein sicheres Ticket für einen sehr attraktiv bezahlten und interessanten Anschlussjob. Deutschland hat derzeit 99 Sitze im Europaparlament; eine 5%-Hürde gilt bei diesen Wahlen nicht. Die FDP muss im Juni nur reichlich 1% der Wählerstimmen bekommen, damit Strack-Zimmermann Europaabgeordnete wird.

Fazit

Wer einen Angriffskrieg beginnt, erwartet davon einen Zuwachs an Macht und eine Schwächung seiner Gegner. Das kann gelingen oder schiefgehen. Im Fall des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist es gelungen. Dieser Krieg wird sicher noch mehrere Monate andauern, vielleicht sogar noch einmal zwei Jahre, aber kaum länger als das. An seinem Ende werden die Ukraine, die NATO und die EU vor einem Scherbenhaufen stehen. Sie hätten das bereits wissen können, als sie im Dezember 2021 auf die politischen Forderungen Russlands nicht eingingen.


122 Antworten zu “Zwei Jahre Krieg”

  1. An anderer Stelle werden Sie ja mit spoettischen Unterton als «Welterklärungsexperte» bezeichnet. Nun ob das in Gaenze stimmt, kann ich nicht beurteilen. Allerdings wenn Sie einen Artikel schreiben und wie Sie ihn schreiben, das hat wirklich Hand und Fuss. Danke fuer!

    • «An anderer Stelle werden Sie ja mit spoettischen Unterton als «Welterklärungsexperte» bezeichnet.»

      Wusste ich noch gar nicht. Ich google mich eher selten. Oder war das in diesem einen vernichtenden Kommentar auf irgendeiner Webseite, den ich mal gelesen habe, an den ich mich aber nicht mehr erinnere?

      Jeder versucht, sich die Welt zu erklären. Ob sie oder er es dann wagt, die Versuche öffentlich zu machen, sagt über deren Qualität nichts aus.

  2. «Das Orakel: «Die Front wird in Bewegung geraten.»

    Ja, kam historisch schon vor, daß diese Aussage fehlinterpretiert wurde.
    Der Westen hat sich eben sehr viel auf einmal vorgenommen, nicht nur den Krieg und nun wird es sehr schwierig und teuer.
    Nur der drohende Angriff auf z.B. Deutschland hält die hiesige Front zusammen. Immerhin hat das nach Umfragen gut funktioniert.
    Der Widerstand könnte allerdings wachsen, wenn der Kahlschlag weiter um sich greift.
    Es ist sicher so, daß man Taurus nicht gerne verlieren möchte, das wäre ein unerwünschter Technologietransfer. Ob der schon über z.B. Agenten bereits stattgefunden hat, kann man nicht sagen.
    Auf jeden Fall wäre es ein weiterer Kapitaltransfer von Hunderten Millionen der hier ersetzt werden müßte.
    Ob man sich übermäßig freuen würde über eine NATO und EU Mitgliedschaft ist mittlerweise fraglich geworden. Würde ich mal vermuten.
    Die entstehenden Kosten über Jahre würden für Unruhe sorgen. Immerhin geht es um Hunderte Milliarden und die höchsten EU Zahlungen für ein Land.
    Eine Auseinandersetzung mit China sollte man daher schon mal absagen.

    • Dem alten Orakel fällt eben auch nichts Neues mehr ein. Die Antwort war nur eine Variation von: «Du wirst ein großes Reich zerstören.» Das hatte das Orakel Krösus geantwortet, als der Persien angreifen wollte. Er zerstörte dadurch Lydien, sein eigenes Reich.

      Übrigens denke ich nicht, dass die EU jetzt die Ukraine wie eine heiße Kartoffel fallenlassen kann, nicht einmal, was Waffen- und Munitionslieferungen betrifft. Das Zudrehen des Hahns erfordert Vorbereitungszeit und parallel anlaufende Verhandlungen mit Russland.

      Man muss der ukrainischen Führung aber endlich klarmachen, was realistisch ist und was nicht und sie notfalls zum Einlenken zwingen. Und man muss endlich aufhören, öffentlich unrealistische Versprechungen zu geben. Wen will man damit eigentlich täuschen? Putin? Nicht mal der ukrainische Sicherheitsminister glaubt diesen Versprechungen.

      • Erster Absatz. An dieses Beispiel hatte ich gedacht.

        Nun, an sofort denke ich nicht. Nur die Wahrscheinlichkeit wird zunehmen und die Suche nach einem gesichtswahrenden Ausweg würde ja auch nochmals Zeit in Anspruch nehmen.
        Weiter so zerschlägt einfach immer mehr Porzellan und der Nutzen steht immer mehr in schlechtem Verhältnis.
        Einschließen und erst wieder öffnen wenn weißer Rauch aufsteigt?

      • «Man muss der ukrainischen Führung aber endlich klarmachen, was realistisch ist und was nicht und sie notfalls zum Einlenken zwingen. »

        Mir ist noch nicht klar, wer tatsächlich die Fäden in Händen hält. Die Ukraine, der Westen oder beide.
        Beide möchten ja Russland zu Boden zwingen, allerdings ist die Ukraine alleine dazu nicht in der Lage. Es scheint also eher so, als ob die treibende Kraft der Westen ist. Zumindest die Kraft, die durch Waffen und Geld das ukrainische Vorgehen erst möglich macht.
        Ob es wirklich so ist, daß die Ukraine das weitere Vorgehen bestimmt, bezweifle ich immer mehr.

  3. Wie die CIA der Ukraine heimlich im Kampf gegen Putin hilft. Eine NewYorkTimes-Geschichte.

    Als Ergänzung zu 8+2 Jahren Krieg in der Ukraine.

    Dazu 2 Links, der eine ist das Orginal, der andere english lesbar im Archiv. Ein russischer/schweizer(?) Blogger lebend in Pieter hat es auch übersetzt. Kein Link von mir dazu.

    https://archive.is/LiAJZ

    https://www.nytimes.com/2024/02/25/world/europe/the-spy-war-how-the-cia-secretly-helps-ukraine-fight-putin.html

    Man muss sich schon fragen, haben die nichts anderes im Kopf?

    Danke an den großen Artikel, hier der Hinweis noch auf BlackBoxUkraine auf ARTE, wo auch dieses und jenes zur Geschichte der Ukraine zum Besten gegeben wird. Mögen die Historiker die Wahrheit finden.

    Letzte Woche bei Lanz, bin beim Zappen hängengeblieben. Die Frau an der Front vom ZDF in Kiew, glaub Katrin Eigendorf war nicht so gut drauf, was die Stimmung im Lande betrifft, vor allem die der noch verbliebenen Bevölkerung. Die rassige Florence glaube Gaub im Sessel fletzend war aber überzeugt vom zukünftigen Sieg, man muss halt das Wort Sieg noch mal durchdefinieren. 7:1 oder so…macht also 7×31000 tote Russen mit Selenskis neuen Zahlen. Merke, immer positiv denken…

    https://www.youtube.com/watch?v=vgVFJ7H6PL8

    Man möge der Delije-Fankurve des Roten Stern Belgrad verzeihen das sie nur westliche Kriege aufgeführt haben, aber wer will es ihnen verdenken.

    Nachtrag zu Tucker Carlson in Moskau, er hat zum U-Bahnvergleich mit NY nur Bilder der https://pl.wikipedia.org/wiki/Kijewskaja_(stacja_metra_na_linii_Arbatsko-Pokrowskaja)#/media/Plik:Kievsk_APL_31.jpg gefilmt. Wird wohl was sagen wollen, die Wandmosaike haben ja ihre Bedeutung.

    In dem Sinne, eine schöne Woche dem Gesamtblog hier.

    • «Man möge der Delije-Fankurve des Roten Stern Belgrad verzeihen das sie nur westliche Kriege aufgeführt haben…»

      Yo, ausnahmsweise – «All we are saying is: Give peace a chance.» Geil.

  4. Hier etwas Geschichtsklitterung auf faz.net:

    «Wie die Finnen Stalins militärischer Übermacht standhielten»

    Richtig ist, dass die finnische Armee der Sowjetarmee länger standhielt als erwartet und dass die Sowjetarmee hohe Verluste hatte.

    Richtig ist aber auch, dass Finnland diesen Krieg verloren hat und auf schärfere Bedingungen eingehen musste als diejenigen, die Stalin vor dem Überfall gestellt hatte. Ursprünglich hatte Stalin einen Gebietstasuch vorgeschlagen.

    Von Interesse sind auch die Auswirkungen dieses Krieges auf Finnland.

    • Der hat’se doch nicht mehr alle…

      Wie ist das eigentlich vom Voelkerrecht her geregelt? Ist Frankreich (und die NATO-Staaten, die da mitmachen) dann im Krieg gegen Russland, auch wenn sie nur in der Ukraine agieren und kein russisches Gebiet angreifen?

      Ja, der Song hat leider nichts von seiner Aktualitaet verloren.

      • Ich würde sagen, man wird es biegen können.
        10 NATO Staaten machen mit, aber die NATO wäre es trotzdem nicht. 1 Rakete nach Polen und man hätte der NATO den Krieg erklärt.
        Die Regelungen sind etwas schwammig und zur Not werden sie eben mißachtet.
        Auf das Recht würde ich mich nicht verlassen.
        Eben immer einen Schritt weiter und nach dem 3. Weltkrieg versuchen die Historiker zu erklären, wie es dazu kommen konnte.
        Nicht daß ich einen 3. Weltkrieg für sehr wahrscheinlich halte, nur die Entwicklung in diese Richtung sollte rechtzeitig gestoppt werden. Es kommt eben irgendwann der Punkt, an dem man schwer zurück kann.

        • «Eben immer einen Schritt weiter und nach dem 3. Weltkrieg versuchen die Historiker zu erklären, wie es dazu kommen konnte.»

          Ich denke mal, die paar Ueberlebenden haben dann andere Probleme als Geschichtsbuecher zu schreiben. (Auch wenn es in vielen dystopischen Romanen/ Filmen ein wesentlicher Bestandteil ist dem Leser/ Zuschauer zu erklaeren, wie es so weit kommen konnte.)

      • «Ist Frankreich (und die NATO-Staaten, die da mitmachen) dann im Krieg gegen Russland, auch wenn sie nur in der Ukraine agieren und kein russisches Gebiet angreifen?»

        Ja, das könnte Russland dann so sehen. Ob Russland das aus strategischen Gründen so sehen wollte, ist schwer vorherzusagen, aber das eine oder andere Flugzeug oder Schiff nahe am russischen Luftraum oder den russischen Hoheitsgewässern würden sie vermutlich angreifen. So etwas kann dann schnell eskalieren.

        Zum Glück scheinen alle anderen Macron für den *d**t*n zu halten, der er ist. Selbst sein Außenminister ist im französischen Parlament zurückgerudert und will plötzlich nicht wissen, was der Begriff «Bodentruppen» bedeutet.

    • Hatte noch keine Zeit für Recherchen, aber anscheinend war man recht weit bezüglich der Freilassung des Regimgegners N. in Russland. Ein Austausch wurde von russischer Seite vorgeschlagen, der Westen antwortete auf das Angebot nicht.
      Na ja, man muß immer fragen, wem nützt was.
      Auch wäre es eine Überlegung wert, ob es überhaupt um die Ukraine geht und nicht nur um eine Konfrontation West gegen Ost.
      Ebenso, wer sind die Treiber?
      Je weiter die Eskalation geht und je mehr Zeit verstreicht, umso weniger erinnert man sich an die chronologischen Abläufe und Ursachen.
      Ich persönlich verfolge die Strategie, zur Kenntnis nehmen aber erstmal wenig glauben. Zuviele Akteure die bedenkenlos lügen würden für die eigenen Interessen.

      • «…aber anscheinend war man recht weit bezüglich der Freilassung des Regimgegners N. in Russland.»

        Bei «welt» liest sich das dann so:

        https://www.welt.de/politik/ausland/article250284050/Vertraute-berichten-Nawalny-sollte-offenbar-gegen-Tiergartenmoerder-ausgetauscht-werden.html

        Reichlich unlogisch das ganze. Einerseits steht: «Die Verhandlungen seien in einer „abschließenden Phase“ gewesen. Eine Freilassung Nawalnys stand demnach kurz bevor.» Andererseits: «Wladimir Putin hätte ein Angebot erhalten, Nawalny gegen den in Deutschland inhaftierten „Tiergartenmörder“ auszutauschen. Daraufhin hätte Putin die Tötung des Kremlkritikers angeordnet, behaupten Vertraute.»

        Na was denn nu?

        Aber vielleicht kam da noch schnell einer angerannt und meinte ein toter Nawalny nuetzt weit mehr, um die kriegsmueden Bevoelkerungen in den westlichen Staaten wieder wachzuruetteln als ein lebender.

        Ende der Spekulationen. Ich bin da raus.

      • Nun ja, in einem Krieg lügen immer beide Seiten, aber die Wahrheit liegt trotzdem nicht in der Mitte. Man hat 2000 Teile für ein 1000-Teile-Puzzle und wenn man wirklich alles findet, was zusammen passt, hat man trotzdem noch 337 Lücken.

        Aber das Bild aus den 663 zusammen passenden Teilen sagt etwas aus. Sogar die 1337 übrig gebliebenen Teile, die nirgends hin passen, sagen etwas aus. Wenn man gut ist, kann man mit dieser Information noch mal 100 Teile selber bemalen, die hinein passen.

        • «Sogar die 1337 übrig gebliebenen Teile, die nirgends hin passen, sagen etwas aus.»

          Nicht unbedingt. Wenn davon kein Teil zu dem anderen passt, kann man die auch allesamt getrost in die Tonne werfen. Oder ist eben das dann genau die Aussage.

          • «Wenn davon kein Teil zu dem anderen passt, kann man die auch allesamt getrost in die Tonne werfen. Oder ist eben das dann genau die Aussage.»

            Nee. Man schaut sich an, welche unpassenden Dinge da jemand draufgemalt hat und überlegt warum. In manchen Fällen kann man dann, zusammen mit dem schon bekannten Teil des Bilds, erraten, was man auf das richtige Teil malen muss.

            • Ach, man hat schon ein bekanntes Teil des Bildes? Oder existiert das nur im Kopf? Und dann frei nach dem Motto: «Was nicht passt, wird passend gemacht.»

              Aeh’…um was ging’s doch gleich bei @Albatros? Habe gerade den Faden verloren…

                • Achso, Sie meinen die 667 Teile. Und ich dachte an die 1337 Teile, die nicht passen. Und da dachte ich u.a. an die offizielle Version von «Nine-eleven» (die 667 T) und die unzaehligen alternativen, von denen dann aber auch keine zur anderen passt.

                  Ich fuerchte, da haben wir aneinander vorbei geschrieben.

      • Ja, das muesste der studierte Idiot (Ich nehme da keine Sternchen mehr vor den Mund.) eigentlich wissen.

        Mir scheint, der Machtkampf um die Fuehrungsrolle in Europa ist inzwischen voll entbrannt.

      • Vorher hatte er schon mal abgedankt und war (unter Beibehaltung des Kaisertitels) von den Alliierten nach Elba verbannt worden. Neun Monate später wurde im langweilig und er landete am 28. Februar 1815 mit 700 Getreuen bei Golfe-Juan. Die Pariser Zeitungen beschimpften ihn wüst. Der Usurpator sei wieder in Frankreich gelandet.

        Das 5. Regiment wurde gegen ihn ausgeschickt. Südlich von Grenoble ging Napoelon am 7. März 1815 allein auf das 5. Regiment zu und rief. «Hier! Tötet Euren Kaiser!» Die Antwort erfolgte im Chor: «Vive L’Empereur!» Als das in Paris bekannt wurde, berichteten die Zeitungen neutral.

        Am 20. März erreichte Napoleon Paris und übernahm unter dem Jubel der Zeitungen die Macht. Er verlor am 18. Juni die Schlacht bei Waterloo, aber nicht vernichtend. Nur war sein Nimbus nun endgültig gebrochen. Volk und Parlament wandten sich gegen ihn. Am 22. Juni 1815 dankte er ab. Er wollte in die USA fliehen, die Häfen waren aber bereits blockiert. Er ergab sich am 15. Juli, fast einen Monat nach Waterloo.

        • Also ist Makrons inoffiziele Mini-Armee in der Ukraine schon gescheitert, jedenfalls wurde irgendwann im Januar diesen Jahres der Botschafter Le France im kalten Moskau zur schmissigen Maria Kalinkatänzerin Sacharova bestellt, um das zu klären, sagen jedenfalls die Gerüchte. Um seinen Nimbus als kleinster Führer der französichen Republik im westlichen Europaadel zu Brüssel, der Stadt im Ausnahmezustand mit den demonstrierenden Bauern vor der modernen EU-BURG zu halten hat Emanuel, der Kleine, der die NATO mal als Hirntot bezeichnete, getestet wer so offiziel die Ukraine im Urlaub besuchen möchte, im Hinterland rechts des Dnepr und nicht zum Kaffee im heiligen KYEW? Oder er hat das als BallonBlase rausgehauen und wusste vom öffentlichen non seiner Kollegen was aber heißen würde das der Ukraine die eigenen Soldaten demnächst ausgehen, die aber nur Waffen brauchen laut dem Boxerzwilling der nicht Bürgermeister ist aber für eine weitere Mobilisierung, die Woche zu Gast bei Maischberger wo die Welt mit Beilage ihres fantastischen Publikums und 3 Vertretrn aus PressFunkk&Fernsehen erklärt wird.

          Danke für die Korrektur der Geschichte)))

  5. Die Vorwahlen in Michigan hat Trump mit 68.1% gegen Nikki Haley (26.6% gewonnen). Diese Zahlen sind vorläufig. Es sind erst 69% der Stimmen ausgezählt. Qualitativ wird sich am Ergebnis nichts ändern.

    Biden hat Michigan mit 81.2% gewonnen. Arabischstämmige Wähler haben derweil zu einem Protestvotum aufgerufen. Sie haben es in Michigan mangels eines eigenen Kandidaten auf 13% «unentschlossen» gebracht (dazu hatten sie aufgerufen). Bei den Demokraten sind 59% ausgezählt.

  6. Die F.A.Z. hat eine Ethikerin gefragt, welche Gesellschaft Gemini (die künstliche Intelligenz von Google) eigentlich abbilden solle. Das Ergebnis war, dass das ein Dilemma sei.

    Nee. Schon, das für ein Dilemma zu halten, ist woke. Eine künstliche Intelligenz, die nach einem Bild gefragt wird, soll den Prompt so genau wie möglich interpretieren. Sie soll keinerlei Ideologie hinzutun.

    Das gleiche erwarte ich bei Suchanfragen. Wenn Google das nicht kann oder nicht will, geht Google eben nicht mehr.

    • Wir werden mit KI auf jeden Fall Probleme bekommen. Die Vorgaben sind unklar und sie wird jetzt und wohl später für alles Mögliche eingesetzt. Das Vertrauen wird wachsen, die Fehlleistungen aber ebenso. Diese werden allerdings nicht unbedingt bemerkt werden.
      Hat eine KI irgendwann einen freien Willen?
      Dieses Problem fängt schon an, wenn wir nicht mehr nachvollziehen können, wie eine KI auf ein bestimmtes Ergebnis kommt.
      Menschen werden mit KI beurteilt werden, die Anfänge gibt es schon. Banken, Versicherungen, Gesundheitswesen usw.

        • Das ist klar.
          Ich habe schlampig formuliert.
          Ich meinte, ob wir einen freien Willen zugestehen, wenn eine KI eigenständig Wertvorstellungen bzw Meinungen wiedergibt.
          Bisher versucht man ja, menschliche Vorstellungen zu integrieren. Das funktioniert mäßig, kann auch weit davon entfernt liegen. Man müßte also jeweils entscheiden, ob man die «Meinung» einer KI akzeptiert oder nicht. Da man ja einen Nutzen haben möchte und nicht die ganze Rechenleistung nochmal nachvollziehen will, wäre die Frage, wer entscheidet wie bei der Akzeptanz eines Ergebnisses.
          Liegt ein Fehler vor oder ist die KI schlauer als wir? Wer kann das noch prüfen? Macht es aufgrund des Arbeitsaufwandes überhaupt noch Sinn eine Prüfung vorzunehmen?
          Die Schufa ist ja scheinbar schon interessiert. Andere auch. Wieviel Schaden wird entstehen, bis man ein Problem erkannt hat oder erkennen will?

          • » Man müßte also jeweils entscheiden, ob man die «Meinung» einer KI akzeptiert oder nicht.»

            Ich denke das kann man lernen – uns bleibt auch gar nichts anderes übrig, weil wir den Geist nicht wieder in die Flasche bekommen.

            Bei menschlichen Gesprächspartnern müssen wir das ja auch tun. Wir lernen jemanden kennen, sind erst einmal skeptisch und nach längerer Zeit entscheiden wir uns entweder, dass es ein Bullshitter ist oder jemand, dessen Meinung wir ernsthaft in Erwägung ziehen, ohne ihr in allen Fällen zu folgen.

            Bei KI ist das momentan noch schwierig, weil sie sich so schnell entwickelt. Aber dieses Problem hat man mit Heranwachsenden ja prinzipiell auch. Der Meinung eins Dreijährigen werden Sie nicht so viel Gewicht beilegen, 15 Jahre später sehen Sie das bei der gleichen Person (hoffentlich) anders.

            Insofern ist es ein Fortschritt, dass man mit KI-Systemen jetzt «normal reden» kann. Menschen sind darauf eingestellt, Vertrauenswürdigkeit durch Gespräche festzustellen.

            • Hm, ich sehe da einen Unterschied.
              Bei Menschen ist es einfacher Fehlleistung oder Absicht zu erkennen. Oder man ignoriert oder kritisiert.
              Bei einer KI arbeiten nicht 50 Millionen KI’s die man ankerkennt oder nicht.
              Bei Betriebssystemen für Computer haben wir auch nur sehr wenige Systeme und ein Fehler oder eine Oberfläche betrifft Hunderte von Millionen/Milliarden Menschen.
              Sie lesen meine Texte und beurteilen sie, sagen sich, das ist völliger Unsinn oder stimmen auch mal zu. Wir haben beide eine gewisse Grundstruktur des Denkens und der Beurteilung von Informationen die von außen kommen.
              Die Unterschiede bei der Interpretation von Sachverhalten ist meist zumindest nachvollziehbar und mündet in verschiedenen Meinungen.
              In Ihrem Fachgebiet können Sie ein Ergebnis mit bereits vorhandenen Daten überprüfen, teilweise nachrechnen. Der Aufwand ist allerdings auch hier und besonders bei Neuem sehr hoch bis nicht mehr leistbar. KI wird nicht nur bei Aufgaben eingesetz die halbwegs evaluierbar sind, sondern auch bei Entscheidungen die nach menschlichen Kriterien anzugehen wären.
              Bei der Schufa wäre eine KI nicht EIN Mitarbeiter, sondern DER Mitarbeiter.
              Eine KI übernimmt keine Verantwortung, kann nicht angeklagt werden, ist teilweise unberechenbar. Einen Menschen kann man versetzen, von seinen Aufgaben entbinden. Eine KI die die halbe Firma oder umfangreiche Entscheidungsprozesse steuert weniger.

    • Ja, «die Ukraine rechnet damit, dass die russischen Truppen schon im Sommer die ukrainischen Verteidigungslinien durchbrechen könnten, sollten die Munitionslieferungen aus dem Westen nicht zunehmen. Das berichtet das Nachrichtenportal «Bloomberg» unter Berufung auf eine Person in regierungsnahen Kreisen.» (diverse MSM-Quellen)

      Und dem anderen Suppenkasper (manche werden sich an ihn erinnern) bleibt die Spucke weg, wg. der Starrkoepfigkeit vom Olaf, den Taurus einfach nicht liefern zu wollen.

      • ««die Ukraine rechnet damit, dass die russischen Truppen schon im Sommer die ukrainischen Verteidigungslinien durchbrechen könnten, sollten die Munitionslieferungen aus dem Westen nicht zunehmen.»

        Wenn es dieses Jahr einen sehr frühen Sommer gibt, glaube ich das auch. Sollte der Sommer zur normalen Zeit kommen, ist es eine eher optimistische Prognose.

  7. Was Transnistrien betrifft, so glaube ich nicht, dass Russland dort eine größere Militäroperation logistisch unterstützen könnten. Da der Flugplatz von Tiraspol allerdings nur wenige Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt ist, müsste die Ukraine in dieser Region genügende Kräfte stationieren, um einer Landeoperation über diesen Flughafen widerstehen zu können. Um eine solche Landeoperation unwahrscheinlicher zu machen, müsste sie auch ihre Luftverteidigung entsprechend organisieren. Beides würde die ohnehin knappen Ressourcen weiter verdünnen. Das dürfte der Sinn dieser russischen Aktion sein.

    • Hmm, Ihre Begruendung klingt ja sehr plausibel. Aber ist das auch der Plan Putins?

      Beim letzten Mal, wo zwei «Volksrepubliken» P. um Hilfe ersucht hatten, gab’s ja dann gleich ’ne «Spezialoperation», die mittlerweile zwei Jahre andauert.

      Wie war das eigentlich vor dem Ukraine-Krieg bei Ihnen? Haben Sie auch wie viele geglaubt, dass der russ. Truppenaufmarsch an der Grenze nur ein Finte ist und dahinter ein Plan steht, wie z.B. die Ukrainer zu Verhandlungen zu zwingen – oder sowieso nur Propaganda des «kollektiven Westens»? (Leider finde ich keine Analysen von Ihnen so unmittelbar vor dem 24.02.22.)

      • 2021 / Jannuar übernahm Sleepy Joe und seine Crew das Weiße Haus.

        2021 / April/Mai übten die Armeen Russlands und Weißrusslands schon mal vor der Ukraine.

        2021 / Juni oder Juli trafen sich Putin der Za und Joe der POZUS zu Genf, Inhalte nicht bekannt.

        2021 / Sep-Okt begannen die Gaspreis zu steigen und der GAZPROMSPEICHER in Germania war nur knapp gefüllt.

        2021 / November gab es diplomatische Zerwürfnisse und Knatsch aufgrund des Minsker Abkommen, Lawrow brachte es an die Öffentlichkeit und Selensky wollte nichts mehr davon wissen.

        2021 / Dezember gab es die Vorlagen Russlands zum Verhandeln, es wurde auch so getan als ob.

        2022 / Januar die höfliche Absage dr USA und ein gepflegtes NÖ,lohnt sich nicht der NATO.

        2022 / Makron und Scholz versuchen Pendeldiplomatie mit Reiseverkehr, Höhepunkt in Moskau der Tisch und in Washinton die Pressekonferenz zu North Stream, die mache ich platt, wenn ich will, ich Joe der Held.

        2022 / um den 18.Februar Sicherheitskonferenz zu Munich 3 Tage nachdem Russland noch nicht einmarschiert war und Selensky was von Atomwaffen anschaffen sprach.

        2022 / ab dem 20.Februar gleich nach Ende der Sicheitskonferenz erhöhter Beschuß Richtung Donezk, Geschichtstunde mit Putin, Minker Abkommen für tot erklären und Beistandspaket mit den Sepa-Republiken unterschreiben.

        23.Februar 2022 ist der Tag des Soldaten, Verteidígers etc. in der Russischen Fürderation, es wird allen Männern gratuliert

        24.Februar 2022, Russland greift offiziell in der Ukraine ein um das Problem an seiner Grenze zu lösen, der Rest des Planeten wacht in einer anderen Welt auf. In Mexico fragen sich die Leute UA /RU, war das nicht mal die Sowjetunion? Die spinnen doch im Kopf…

        Ab dem 18.Februar habe ich es für möglich gehalten. Auch die Sanktionen dr EU waren bestimmt vorbereitet, die gingen ja verschärft ab dem 24.Januar richtig los.

        https://www.consilium.europa.eu/de/policies/sanctions/restrictive-measures-against-russia-over-ukraine/history-restrictive-measures-against-russia-over-ukraine/

        EU-Führungsspitzen einigen sich auf weitere Sanktionen gegen Russland

        *** Die Führungsspitzen der EU kommen auf einem Sondergipfel zusammen, der nach der Aggression Russlands gegen die Ukraine einberufen wurde. Sie einigen sich auf weitere Sanktionen gegen Russland. Diese betreffen:

        den Finanzsektor
        den Energie- und den Verkehrssektor
        Güter mit doppeltem Verwendungszweck
        Ausfuhrkontrollen und Ausfuhrfinanzierung
        die Visumpolitik
        zusätzliche Sanktionen gegen russische Personen
        neue Kriterien für die Aufnahme in die Sanktionslisten ***

        Ist die Zeitschiene, die ich im Kopf habe…suchen sie sich was aus.

      • «Hmm, Ihre Begruendung klingt ja sehr plausibel. Aber ist das auch der Plan Putins?»

        Nun, der seit zwei Jahren andauernde Krieg funktioniert sowohl aus Putins Sicht (seine Wiederwahl ist so gut wie sicher) als auch aus russisch-geopolitischer Sicht. Die neuen NATO-Länder im Norden machden die Kriegsniederlage gegen Russland nicht wett, von den zu westlichen Ungunsten asymmetrischen ökonomischen Folgen ganz zu schweigen.

        Ein Militäreinsatz in Transnistrien würde nicht funktionieren. Putin ist ein *rschl*ch, aber ein kompetenter Machiavellist. Also wird er das nicht tun.

  8. Etwa 100 Tote bei Lebensmittellieferung.
    USA gehen von 25.000 toten Frauen und Kindern aus.

    https://www.tagesspiegel.de/internationales/bei-ankunft-von-hilfslieferung-offenbar-mehr-als-100-tote-in-gaza-stadt-11294869.html

    https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/id_100355140/usa-mehr-als-25000-frauen-und-kinder-in-gaza-getoetet.html

    Der Krieg läuft weiter, fast ausschließlich gegen Zivilisten die nicht einmal flüchten können. Bei anderen Staaten findet man eindeutige Worte, Sanktionen bis Waffenlieferungen.
    Hier wird man bis zum Ende zuschauen. Wie ich schrieb, ob 20.000 oder 40.000 tote Zivilisten.
    Wenn Selenskyj’s Zahlen bezüglich toten Zivilisten stimmen, werden sie durch die in Gaza bereits übertroffen.
    Die Presse berichtet schon über einen zerstörten Kiosk in der Ukraine, Gaza ist mittlerweile eine Mondlandschaft. Der Unterschied in der Beurteilung ist täglich zu lesen.
    Bei 25.000 toten Frauen und Kindern, in der kurzen Zeit, kann man sagen:» Palästinenser sind zum Abschuß freigegeben».
    Die Zahl ist sicher jetzt schon höher. Bei Operationen ohne Betäubung, Medikamente oder gar keine Behandlung werden die tatsächlichen Daten erst in Jahren vorliegen.
    Verhältnis der Toten, 1:30 ca.insgesamt
    Die gebotene Verhältnismäßigkeit scheint immer noch gewahrt.

  9. «Bei anderen Staaten findet man eindeutige Worte, Sanktionen bis Waffenlieferungen.»

    Sie duerfen die Haltungen von den Regierungen von den USA und Deutschland (Wo man sich fragt, wo da die Brandmauer zu Israels ultrarechter Regierung steht.) nicht mit den Staaten und den Bevoelkerungsmehrheiten vom «Rest der Welt» verwechseln.

    Die letzteren hatten ihr Urteil, wer der Schuldige ist, schon unmittelbar nach dem Ueberfall der Hamas gefaellt.

      • Sorry, stand an der falschen Stelle, aber Sie haben’s ja trotzdem gemerkt: Der Kommentar bezog sich auf das Blutbad, Massaker oder Massenpanik (je nach Sichtweise) und genauer auf:

        «Bei anderen Staaten findet man eindeutige Worte, Sanktionen bis Waffenlieferungen.»

        Ich denke eindeutige Worte gibt es schon seit Jahrzehnten genug: «Genozid», «Aphardheitstaat», «Deportation», «Kindermoerder»… Ich wuerde sogar denken, kein anderer Konflikt/Krieg/Unterdrueckung vereint die nicht-westliche Welt so sehr wie der Nahost-Konflikt.

        Sanktionen: Empfehle dazu Google-Suche.

        Boykott: Israelische Kuenstler, Sportler usw. nicht erst seit jetzt. Warum sollten die Israelis sonst bei EM-Qualifikationen und -meisterschaften und beim ESC teilnehmen? Gehoeren doch eigentlich zu Asien. (Geologisch zu Afrika.)

        Nicht zu vergessen: Die BDS-Bewegung. (Gibt’s dergleichen auch gegen andere Unterdrueckerstaaten oder gibt’s keine anderen?)

        • Man muß nicht so sehr nach Entschuldigungen suchen. BDS? Wirkungslos, Kritik? Was solls? Israel tötet seit Jahren Palästinenser. Diese auch Juden. Nun, schauen wir uns mal das Verhältnis an.
          1:10? 1:20?
          Die anderen Punkt spare ich mir. Was haben die «enormen» Proteste verhindert?
          Bei Sprengungen von Trinkwasserbrunnen hat die Kritik was bewirkt? Bei Kollektivstrafen?
          Haben Palästinenser in Israel die selben Rechte? Ist Israel ein Rechtsstaat?
          Was wird denn durch die von Ihnen genannten Maßnahmen bewirkt, wenn gleichzeitig Waffen und Geld fließen? Ist das von westlichen Ländern nicht einfach nur Täuschung um den Stützpunkt in der arabischen Welt zu halten und das Öl zu sichern?
          Wievile Unschuldige wurden erschossen? Gabs Anklagen, Verurteilungen, usw?
          Stattdessen haben wir 2 U-Boote geliefert mit einem Nachlass von 500 Millionen.
          Wegen was wurde der Irak angegriffen? Afghanistan? Entwicklungshilfen gestrichen? Kuba blockiert? Syrien bombardiert? Südamerika, Rebellen unterstützt, Regierungen zu Fall gebracht, usw?
          25.000 bis 30.000 tote Frauen und Kinder und wir zeigen Unterstützung und Untätigkeit. Das sagt doch alles.
          Kritik? Oh, da wird man aber nachdenklich.
          Vielleicht könnten wir Orangen boykottieren.

          • Ich verstehe Sie durchaus. Die USA koennte dem israelischen Treiben (Ich betone es nochmals, das in keinster Weise zu rechtfertigen ist.), einen Riegel vorschieben. Im Vergleich zu Russland ist das Verstaendnis Deutschlands und vieler westlicher Regierungen fuer die Untaten Israels ein Witz. Das hat mit dem Recht auf Selbstverteidigung nichts mehr zu tun.

            • Inzwischen fällt der Vergleich zwischen Russland und Israel, was die Art der Kriegsführung angeht, zu Ungunsten Israels aus. Wer «angefangen hat» ist da auch kei gültiges Argument mehr.

              Wer ein Gebiet kontrolliert, ist für die Versorgung der Zivilbevölkerung (Lebensmittel, medizische Versorgung) verantwortlich. Dem kommt Russland in der Ost- und Südukraine recht gut nach. Israel kommt dem im Gaza-Streifen überhaupt nicht nach, es behindert sogar noch die Versorgung durch andere. Diese Art von Kriegsführung zu unterstützen, ist verbrecherisch.

          • «Vielleicht könnten wir Orangen boykottieren.»

            Ich habe in Israel sogar mal welche (Mandarinorangen) direkt vom Baum gegessen.

            Die Sache ist aber insofern bedenkenswert, dass ich Waren boykottieren würde, die in besetzten Gebieten hergestellt wurden, einschließlich landwirtschaftliche Erzeugnisse. Die Besetzung sollte man wirklich nicht unterstützen.

            Nach einem EuGH-Urteil ist diese Herkunft, einschließlich des Zusatzes «israelische Siedlung», übrigens kennzeichnungspflichtig.

            • Das mit Orangen war eher als Scherz gemeint. Bei den geringen Mengen finden sich andere Abnehmer und diese Kennzeichnung sehen oder verstehen die meisten nicht.
              Insofern ist die Aktion eher winzig und völlig wirkungslos. Nur für die Presse ein großes Ding.

        • «Nicht zu vergessen: Die BDS-Bewegung. (Gibt’s dergleichen auch gegen andere Unterdrueckerstaaten oder gibt’s keine anderen?)»

          Ich bin wahrlich kein BDS-Anhänger, würde aber zu bedenken geben, dass so etwas bei vielen anderen Unterdrückerstaaten die westlichen Länder staatlicherseits machen. Insofern bestand da eine Marktlücke.

      • Den weiteren Verlauf wird das nicht stören. Wir haben auch kritisiert und gleichzeitig Granaten geschickt. Die USA möchten 15 Milliarden Dollar liefern. Hängt allerdings noch fest. Offiziell.

      • Ich kenne jetzt die Gruende nicht, vielleicht geht es ja auch nur um die Sicherheit. Das wissen Sie sicher besser.

        (Hatte Mitte letzten Jahres, auch endlich jemand nach Jahren ueberzeugt, mit mir dieses Jahr nach Israel zu reisen. Das faellt nun flach.)

        • Ich denke, es geht nicht nur um die Sicherheit. Eine Konferenz kann nur finanziert werden, wenn genug Leute kommen. Das ist aus verschiedenen Gründen für die nächsten Jahre bei Konferenzen in Israel nicht zu erwarten. Sicherheit ist nur einer davon.

          Ich selbst habe sehr gute Erinnerungen an meine Reisen nach Israel, deren letzte allerdings nun auch schon ziemlich lange zurückliegt. Es könnte leicht sein, dass es wie auch bei meiner bisher letzten Russlandreise die insgesamt letzte Reise in dieses Land bleibt.

  10. Nochmal zu Taurus:

    «Ein interessantes Argument ist dabei, dass eine solche Lieferung die Entsendung deutscher Soldaten in die Ukraine und ein entsprechendes Bundestagsmandat erfordern würde. Diese würden für die Zielprogrammierung benötigt.»

    Alles Quatsch, meint der Kistenkasper. Eigentlich ist das doch ganz einfach.

    «Man gibt den Leuten einmal eine Schulung, wie das System funktioniert – das kann man außerhalb der Ukraine machen – und dann übergibt man der Ukraine das System.»

    • «Alles Quatsch, meint der Kistenkasper. Eigentlich ist das doch ganz einfach.»

      Er hätte sich ja wenigstens den russischen Podcast mit Hauptdarstellern aus der deutschen Luftwaffenführung anhören können. Dann wüsste er, dass es so einfach eben nicht ist und dass man dann über viele Monate bis zum möglichen Einsatz redet. In diesen Monaten wird die Ukraine ganz andere militärische Probleme haben als fehlende Marschflugkörper.

      Und die ersten dänischen F-16 sollten Anfang Januar von ukrainischen Piloten in der Ukraine geflogen werden, die dafür in Dänemark auch ausgebildet wurden. Was ist nochmal daraus geworden? So viel, dass Gerhartz nicht mal in Erwägung ziehen will, die TSG eine Anpassung zwischen Taurus und F-16 zu entwickeln. Sein Experte Florstedt redet von Su-24, von denen die Ukraine nicht mehr genug hat, um in einer Welle so viele Taurus in die Luft zu bringen, wie für einen Angriff auf die Kertsch-Brücke mindestens benötigt würden.

      • Ich wollte den eigentlich nicht mehr verlinken, aber der Experte Xt danach (andere rauchen eine Zigarette): «es war mal wieder zeit für etwas klartext».

        «https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/nachkrieg-nato-schweden-taurus-keupp-ukraine-krieg-russland-100.html»

        (Bringt vielleicht das Blut in Wallung. Und das ist ja auch nicht unbedingt schlecht.)

              • Super! Ihr Reaktionsvermoegen ist also auch noch top.

                Das kann man ja von Sleepy Joe eher nicht behaupten, obwohl die letzte Rede zur Lage der Nation muss ja so aussergewoehnlich gut gewesen sein, dass die deutschen Medien sich gar nicht mehr einkriegen koennen vor Freude.

                • «Ihr Reaktionsvermoegen ist also auch noch top.»

                  Ich hatte einen großen Anreiz mich abzufangen, denn er Weg war sehr schmal und an den Seiten war Brombeergestrüpp.

                  «muss ja so aussergewoehnlich gut gewesen sein, dass die deutschen Medien sich gar nicht mehr einkriegen koennen vor Freude»

                  Pfeifen im Walde. Er scheint aber tatsächlich ausnahmsweise mal nicht gestolpert zu sein und hatte sogar ein paar Augenblicke, in denen die Stimme kräftig klang. Ich will ja keine Gerüchte in die Welt setzen, aber für eine wichtige Rede im Jahr könnte man auch mal medikamentös nachgeholfen haben. Ich denke nicht, dass es dort Dopingkontrollen gibt.

                  • «…denn (d)er Weg war sehr schmal und an den Seiten war Brombeergestrüpp.»

                    Oh weh! Ich dachte, Sie sind in letzer Sekunde druebergehuppt. Dann hoffe ich mal, das Brombeergestruepp war nett zu Ihnen.

                    «…könnte man auch mal medikamentös nachgeholfen haben.»

                    Habe vor kurzem gelesen, Fentanyl ist in den USA mal wieder der grosse Renner.

                    • Ich bin nicht gefallen, es war nur knapp.

                      «Habe vor kurzem gelesen, Fentanyl ist in den USA mal wieder der grosse Renner.»

                      Das ist ein süchtig machendes Schmerzmittel, das durch die suchtinduzierte Dosiserhöhung zum Tode führen kann. Da Fentanyl auch euphorisierend wirkt, kann man es als von der Pharmaindustrie hergestelltes und von Ärzten verschriebenes Rauschgift bezeichnen. Von den 90’000 Drogentoten in den USA ist laut Wikipedia die Hälfte an einer Fentanyl-Überdosis gestorben.

                      Fentanyl wird in Deutschland sehr viel benutzt. In den Jahren 2018-2020 entfielen auf die USA und Deutschland je 18% des Weltmarkts (ebenfalls Wikipedia). Da die US-Bevölkerung viel größer ist, wäre ich sehr verwundert, wenn es in Deutschland keine Todesfälle durch Fentanyl geben würde. Vermutlich werden nur die Daten nicht erhoben und es ist deshalb nicht bekannt. Wenn man böse ist, kann man auch sagen, dass die meisten Fentanyl-Toten 2020-2022 sowieso Corona zugerechnet wurden.

                      Um auf Biden zurückzukommen: Sedierend, Muskelsteife – es könnte schon sein, dass er Fentanyl-Patient ist. Bei der Lage der Nation hatte ich aber eher an ein Amphetamin (Aufputschmittel) gedacht. Wie schon gesagt – reine Spekulation. Er war zwar anders als sonst, aber es kann auch sein, dass er sich einmal im Jahr natürlich aufputschen kann.

                    • Danke fuer die Zusatzinformation.

                      Meine KollegInnen hatten mir mal zum Geburtstag einen Liebesroman geschenkt. Dachten die, und im Prinzip war er das auch. («Roxy – Ein kurzer Rausch, ein langer Schmerz») Dort wurde das Ende vorweggenommen. Die jugendliche maennl. Hauptperson starb schon auf den ersten Seite. Seine schoene Freundin war Oxycodon. Danach kam die tragische Geschichte. Stark fand ich, dass die ganze Familie der Schmerzmittel und deren Verwandschaft (Aufputschmittel und Halluzinogene, jedermanns Freund: Alkohol) als Personen dargestellt wurden.

                      Daran muss ich immer denken, wenn ich von Opioid-Krise lese. Hat mich halt nicht mehr losgelassen. Sorry fuer die Abschweifung.

                      Um auf Biden zurückzukommen:

                      Ich will ihm nichts unterstellen. Sicher hat auch er paar helle Tage. Ansonsten in den gehobeneren Kreisen nimmt man doch Kokain. Oder ist das inzwischen auch aus der Mode gekommen?

                    • «Um auf Biden zurückzukommen:

                      Ich will ihm nichts unterstellen. Sicher hat auch er paar helle Tage.»

                      Ja, das schwankt sicher. Er kann auch zufällig bei der Rede zur Lage der Nation in einer ansonsten von allen Seiten bedrängten Situation einen hellen Tag gehabt haben. Wenn er nicht zufällig einen hatte, würde ich allerings kaum glauben, dass seine Seite sich damit ohne Weiteres abgefunden hätte. Es ist eben so: Wenn er diese Rede «versemmelt» hätte, wäre die Wahl praktisch schon gelaufen gewesen.

  11. Wenn Frankreich und Polen Bodentruppen in die Ukraine entsenden und daraufhin Russland französische Flugzeuge und Schiffe abschießt und eventuell sogar Luftangriffe auf polnisches Territorium unternimmt, tritt dadurch nicht der NATO-Bündnisfall ein. Das sollte man den Staatschefs dieser beiden Länder deutlich klar machen.

  12. „Wenn man sieht, dass man besiegt wird, dass die Dinge nicht gut laufen, muss man den Mut haben, zu verhandeln“

    Papst Franziskus zur Ukraine

    „Verhandeln ist niemals ein Sich-Ergeben. Es ist der Mut, das Land nicht in den Selbstmord zu führen“

    • Ja, das sehe ich genauso.

      Das Argument der Gegenseite ist allerdings, dass es niemand gibt zu verhandeln – oder man dann unannehmbare Kompromisse machen muss. Da muss man sich dann eben von der Illusion einer Ukraine in den Grenzen von 1991 verabschieden.

      Allerdings kann ich auch zumindest die Ukrainer verstehen. (Ich meine die Mehrheit.)

      Denn wie wird das sein unter russischer Herrschaft, vor allem wenn man vorher gegen die gekaempft hat oder wenigstens die nicht dort haben wollte? Werden die Russen dann aufraeumen und ein Schreckensregime errichten? (Wie war das eigentlich damals, der Gewaltfrieden von Brest Litowsk bzgl. der Bevoelkerung?)

      Wie auch immer, mittlerweile muesste klar sein, dass die Ukraine nicht gewinnen und es nur noch schlimmer werden kann.

  13. «oder man dann unannehmbare Kompromisse machen muss. Da muss man sich dann eben von der Illusion einer Ukraine in den Grenzen von 1991 verabschieden.»

    Ja, sicher muss man sich von Illusionen verabschieden. Das ist besser, als einer Illusion nachzujagen, koste es, was es wolle. Eine Illusion ist etwas anderes als ein Traum.

    «Allerdings kann ich auch zumindest die Ukrainer verstehen. (Ich meine die Mehrheit.)»

    Wenn man den Umfragen glaubt. Wenn man allerdings den Umfragen glaubt, ist die Mehrheit schizophren. Die Männer wollen nicht mehr freiwillig an die Front, die Frauen wollen die Männer nicht für die Front hergeben oder sie wollen sie von dort zurück. Was also soll das Gerede von: «Wir wollen lieber weiter Krieg führen, als auf Territorien zu verzichten.» Wer soll diesen Krieg führen? Wer will dafür sterben oder seine Liebsten sterben sehen? «Man sollte» ist billig. Die anderen sollen dafür kämpfen?

    «Denn wie wird das sein unter russischer Herrschaft, vor allem wenn man vorher gegen die gekaempft hat oder wenigstens die nicht dort haben wollte?»

    Ich denke, das sieht unsere Propaganda etwas anders als die Leute in der Region. Als die Russen Cherson aufgeben mussten, sind die meisten Bewohner mit ihnen gegangen. Selbst ein ukrainischer Journalist, der damals dort war, hat zugegeben, dass sie das ganz freiwillig getan haben. Die es nicht wollten, durften ja auch da bleiben, nur waren das wenige.

    • Diejenigen, die nicht unter den Russen leben wollen, gibt es natürlich auch. Dass allerdings nur diese in unserem Fernsehen interviewt werden, vermittelt einen falschen Eindruck von den Zahlenverhältnissen. Russland ist nun einmal vergleichsweise wohlhabender, sicherer – und sogar im Vergleich weniger korrupt als die Ukraine.

      Irgendwoher müssen ja auch die Spione kommen, die immer wieder dafür sorgen, dass Russland in der Ukraine zu dem Zeitpunkt Ziele trifft, wo dort jemand Wichtiges ist. Und irgendwer muss Ende Februar/Anfang März 2022 die Verteidigung von Cherson sabotiert haben.

Schreiben Sie einen Kommentar